19. November 2010

"Liebe US-Regierung, natürlich sieht das Scheiße aus, was Ihr im Irak macht. Sähe es gut aus, hieße es ja auch "iRaq" und wäre von Apple."
VanLynden

Quelle: Vorspeisenplatte


P.S. auch
nett

19. November 2010





Habe ich gesagt, es gibt kein Pathos dort, nur Patina? Natürlich gab es Pathos dort. Denn ich war ja da. Wenn der Wille zum Pathos triumphiert kleine Anspielung, wird selbst ein Schuhkarton zur Kathedrale. Ich musste vorhin beim Durchgucken dieser Strecke doch denken, was soll der Leser denken, von dieser egomanischen Aneinanderreihung von Bildern meines Kopfes, meines Zustandes, meiner Sonnenbrille. Ich studiere das mich selbst übrigens sehr neugierig. Als wäre ich eine außenstehende Person. Ich bin jedesmal gespannt, auf diese für mich immer noch nicht mysterienlose, sich dauernd verändernde Person, die ich selbst bin. So ähnlich, wie man früher auf das Abholen des fertig entwickelten Analog-Filmes gewartet hat, warte ich auf den neuesten Eindruck meines Zustandes. Vielleicht erfahre ich dadurch etwas über mich, was mir noch nicht klar war. Oder ich erkenne, an welchem Punkt dieses Prozesses ich bin. Welche Spuren Erkenntnis hinterlassen haben könnte. Das ist ganz spannend. Ich finde so eine gewisse Delon-mäßige Härte, Entschlossenheit. Die sofort gebrochen wird, wenn ich die Sonnenbrille abnehme. Dann sehe ich, wie weich ich eigentlich bin. Und dass man es an den Augen sieht. Manchmal spüre ich Überraschung in den Gesichtern, wenn ich die Brille abnehme. Den Unterschied kann man studieren, wenn ich die S-Bahn betrete oder aus der Kälte in einen geschlossenen Raum komme. Dann nehme ich die Brille ab, die meine Augen vor dem Wind schützt. Und dann spüre ich überraschtes Lächeln. Bilde ich mir ein. Weil sich die eiscoole Lady im Befehlshabermantel in einen mutmaßlich beseelten Menschen verwandelt. Aber ich wollte ja was über das Hindenburghaus schreiben, diese alte pathetische Hütte. Ach was, man kann es ja überall nachlesen. Es war der zentrale Gemeinschaftstreffpunkt für die Athleten. Es gab Film- und Theateraufführungen, Konzerte und sogar die ersten Direktübertragungen des damals noch experimentellen Fernsehens, die "die 'Abteilung 'Freude' des Olympischen Dorfes unter der Leitung der NS-Kulturgemeinde organisierte." Später kamen die Russen und kritzelten irgendwas an die Wände, innen, wo ich nicht war. Aber ich übertrat tollkühn die Absperrung und begab mich in den verfallenden Bereich der Rückseite des Gebäudes. Eine Ruine, ein Bretterverhau, dies und das. Märchenlicht, ganz verwunschen. War schön da.



Elstal II Hindenburghaus

18. November 2010



Wie war das noch, warum wollte ich da eigentlich hin? Mal überlegen. Ich habe ungefähr 1972 das letzte Mal Olympia geguckt. Ich bin in keinem Sportverein und auch keine Neonazisse. Obwohl ich mir Kraft meiner Wassersuppe erlaube, Lenis lichtbildnerisches Werk sehr zu schätzen. Das eine hat übrigens mit dem anderen nichts zu tun. Ich mag Pathos und Patina. Darauf war ich neugierig. Pathos war kaum zu finden, im olympischen Dorf von 1936 im brandenburgischen Elstal, aber Patina und dieses geheimnisvolle Gefühl vom Stillstehen der Zeit. Man findet das an Orten, an denen die Menschenhand lange nicht mehr oder kaum eingegriffen hat. In Naturreservaten, Naturschutzgebieten. Dann entfaltet sich ungehemmt die elektrische Aura der kleinsten Erdbewohner. Der Tanz der zurückgekehrten Mikroben. Die einst vom Menschen zurechtgestutzte, geformte Materie verbindet sich wieder mit den wilden Organismen und bekommt jenen atmenden, unerschrockenen Rhythmus zurück, den sie im Urzustand hatte. Ich liebe das. Die harten Kanten werden wieder weich. Die glatten Flächen porös und bewohnbar für die kleinsten Wesen. Wände, die zu leben scheinen, die vielen Abstufungen von Ocker an einer zuletzt irgendwann in der Mitte des letzten Jahrhunderts verputzten Fassade. Wenn alles instand gesetzt wäre, dort in Elstal, wäre es nur halb so schön. Aber ich will mir noch ein bißchen Text aufheben für die anderen neun Bildstrecken, die mir dort widerfahren sind. Nun fühlt es sich an, als sei ich nicht fünf Stunden, sondern fünf Wochen dort gewesen, in diesem verschlafenen kleinen Dorf in Brandenburg, das ich eigentlich ja immer noch nicht kenne.



Ich kam am Bahnhof an, es war ein Sonntag und ich nahm zur Kenntnis, dass der einzige Bus sonntags nie fährt. Auf einen kleinen Zettel kritzelte ich grob den Weg, noch zuhause. Dann war es recht einfach, immer diese lange Autostraße entlang, vorbei an einer struppigen Talsenke den Weg zu finden. Es gab ein, zwei Schilder. Windig war es. Und sonnig. Vor dem Eingang des olympischen Dorfes, gegenüber einer Wohnsiedlung war ein Platz mit der Bushaltestelle und ein paar Bänken und einer Till Eulenspiegel-Figur. Was mich freute, weil Till ein wilder Vogel war, ein kleiner Anarchist. Der Spiegel in seiner Hand hatte sogar eine richtige Spiegelfläche. Ein bißchen märchenhaft. Wenn ich es recht erinnere, zahlte ich einen Euro Eintritt. Oder waren es zwei? Es war jedenfalls so wenig, dass man schon deshalb das Gefühl haben konnte, ganz weit weg zu sein. Wie man manchmal über sehr niedrige Preise in anderen Ländern gerührt ist, weil man von zuhause anderes gewohnt ist. Den Eintritt entrichtete man an irgendeiner Bretterbude in der Nähe des Eingangs. Ich fragte nach einem Lageplan, irgendeinem Faltblättchen vielleicht? Das war gerade alles vergriffen. Vielleicht noch fünf andere Leute, eine Familie, war auch im Begriff ins olympische Dorf zu wandern. Sonst weit und breit kein Mensch. Großartig. Das erste was auffällt, sind die durch dicke Taue abgesperrten Wiesenflächen mit den Schildern "historische Fläche, bitte nich...". Man schaut auf die Wiese und denkt so "aha, historisch!". Aber weiter ist da nichts.


is jut, is jut Mann.

Und dann plötzlich diese kaum sichtbare Ruine, mit Planen verkleidet und einem rundumlaufenden, mannshohen riesigen Banner mit historischen Schwarzweiß-Fotografien. Es ist die verfallene Schwimmhalle, die wiederhergestellt wird. Die alten Fotos haben mich sehr fasziniert. Wieviel Leben, Lebensfreude in diesen wenigen Wochen dort einzog. Die Athleten schienen ziemlich viel Spaß zu haben. Ich machte ein paar Fotos mit mir und vor allem Jesse Owens und ging weiter, der Sonne entlang. Hier war also der Waldsee, wie ich auf dem Schild lese. Mit einer finnischen Sauna. Eine weite, offene Talsenke in der Landschaft, die auch in Schweden sein könnte. Wälder ringsum. Der See ist wieder verlandet, er wurde nur zum Komfort der Athleten mit Wasser gefüllt. Ich stelle mir vor, wie sich die Sportler aus aller Herren Länder dort vergnügten und den Eindruck haben mussten, dass sich das Gastgeberland wirklich Mühe gegeben hatte, den Gästen möglichst viele Annehmlichkeiten zu bieten. Das hat mich schon beeindruckt. Und hinter der Biege des nächsten Birkenwäldchens konnte ich ein großes Gebäude erahnen.



Elstal I Arrival

17. November 2010

46 03.10.2010 Elstal I Arrival (erl.)
122 03.10.2010 Elstal II Hindenburghaus (erl.)
100 03.10.2010 Elstal III Russische Armeeunterkünfte (erl.)
22 03.10.2010 Elstal IV Russisches Café (erl.)
22 03.10.2010 Elstal V Bastion (erl.)
112 03.10.2010 Elstal VI Sportlerunterkünfte (erl.)
226 03.10.2010 Elstal VII Speisehaus der Nationen (erl.)
22 03.10.2010 Elstal VIII Pyrrhocoris apterus (erl.)
88 03.10.2010 Elstal IX Sporthalle (erl.)
28 03.10.2010 Elstal X Departure (erl.)
4 07.10.2010 Brel (erl.)
22 08.10.2010 Werner Herzog (erl.)
46 08.10.2010 Olaf Heine (erl.)
28 09.10.2010 Berlin (erl.)
4 10.10.2010 Gaga vor Eva (erl.)
58 10.10.2010 Eva-Maria Hagen (erl.)
10 13.10.2010 Atelier (erl.)
10 16.10.2010 Gipsdreieck (erl.)
16 17.10.2010 Kuri Kabocha (erl.)
52 28.10.2010 Hacke Picciotto (erl.)
10 15.11.2010 Bastard (erl.)
=======================================
1.042 [Summe] incl. 19,96 % Vergnügungssteuer*


*) 208 neuwertige Gaga-Nielsen-Abbildungen

17. November 2010

Geh raus nach deinem Haus.
Ja, das gut Jackie.

(über Herrn Scheer)

12. November 2010



Soll ich was Neues schreiben? Schnell noch einen Eintrag machen? Na gut. aber nur ganz kurz. Ich bin fertig und dachte über den Begriff fertig nach.

Wenn ich jetzt zum Beispiel nur bloggen würde: "Ich bin fertig." Da gäbe es allerhand Interpretationsspielraum. Was meint sie denn nun? Finished - ready - exhausted? Von allem ein bißchen. Aber am wenigsten das Letztere. Finished meine ich. Wollen wir mal nicht so hoch hängen. Ich hatte eben viel zu tun und bin gerade damit fertig geworden. Mit einer Etappe meines sagenhaften Lebenswerkes. Bald wieder Mitternacht. Überlege, ob ich morgen Vormittag ins Delphi zu Thomes Teampremiere seines neuen Films gehe. Ich lese in den letzten Wochen wieder ab und zu in seinem Blog, das mir eigentlich mehr zusagt, als sein Filmschaffen. Wahrscheinlich der einzige Filmemacher, der von der Idee bis zum Drehbuch, über die Dreharbeiten, bis zum Schnitt und die Premiere das Entstehen eines jeden seiner Filme akribisch online dokumentiert. Parallel schreibt er ein halb privates Tagebuch im Netz, das er jüngst mit der Überschrift Blog ergänzt hat. Für einen Siebzigjährigen hält er sich höchst respektabel auf dem Laufenden. Ich habe sein Online-Schaffen vor ein paar Jahren entdeckt und neugierig verfolgt, dann lange gar nicht gelesen. Jetzt gucke ich wieder ab und zu. Hanns Zischler hat auch wieder mitgespielt. Keine Ahnung, ob der da ist. Aber um ehrlich zu sein, habe ich Probleme mit den mich mit einer gewissen Regelmäßigkeit befremdenden Dialogen in seinen (also Thomes) Filmen. Müsste ich außerdem ziemlich früh aufstehen. Ist ja in Charlottenburg. Um 11 vormittags im Delphi. Falls jemand Lust hat. Einfach hingehen. Da passen 700 Leute rein. Danach gibt's Prosecco. Ich trinke ja nicht so gerne, wenn es noch hell ist. Vielleicht geht Jan ja hin, hab ihm vorhin noch eine Mail geschickt. Ach was soll ich da. Ist doch Quatsch.

10. November 2010



Eine meiner anstrengendsten Eigenschaften ist, dass ich bei Menschen, die mir nahe stehen, und denen ich Bewusstsein unterstelle, jedes Wort und jede Handlung auf die Goldwaage lege. Unerbittlich. Nur bei Tipp- und Kommafehlern und von Geburts wegen mangelnder Begabung bin ich großzügig. Allerdings ist die Bedingung, mir überhaupt über einen längeren Zeitraum nahe stehen zu dürfen, mein wiederholter Eindruck von selten hochgradiger Eloquenz, gepaart mit überdurchschnittlichen Wahrnehmungsfähigkeiten. Wer die Aufnahmeprüfung geschafft hat, ist quasi fortan im Prüfungsstress. Es sei denn, und das ist der Idealfall, jemand wäre, in mir vergleichbar virtuoser Weise, gestreng mit sich selbst, dann ist alles ganz entspannt. Ja geradezu ein Osterspaziergang - um nicht zu sagen ein Vergnügen. Da trennt sich die Spreu vom Weizen. Das ist eigentlich eher der Haken. Ich bin schnell verärgert, wenn jemand unter seinen Möglichkeiten, unter seinem eigenen, von Geburts, Talent oder Intelligenz wegen möglichen, Niveau agiert. Schlampig formulierte Inhalte, unangemessene Adjektive, leichtfertige Handlungen. Halbe Sachen. Laue Aussagen. Indifferente, beliebige Phrasen. Viel Gerede, keine Handlung. Handlungsinkonsequenz. Das macht mich fuchsteufelswild. Ich verstehe es einfach nicht und es langweilt mich. Wenn man gelegentlich schwerst betrunken oder bekifft ist, ist man natürlich vorübergehend entschuldigt. Oder wenn man krank ist. Aber wenn man gesund und nüchtern ist und alle Sinne beisammen hat, niemals. Das ist Schlamperei. Insofern ist für mich ein dauerhafter Kontakt zu Alkoholikern und anderen regelmäßigen Drogen-Usern sowie sonstigen zu Abstürzen neigenden Psychotikern nicht von Interesse (seltene, genialisch hochbegabte Ausnahmen - die mir bislang nicht bekannt sind - ausgenommen). Ich bin wahrscheinlich insgesamt intolerant, wenn es um gestreute Aufmerksamkeit geht. Zerstreute, zerfaserte Aufmerksamkeit. Das hat gleichermaßen mit Respekt vor dem Gegenüber oder für eine Aufgabe und Qualitätsanspruch zu tun. Konzentration und Fokussierung der Energie auf eine Sache, ermöglicht ein vorzügliches Ergebnis, anstatt eines mittelmäßigen Resultats. Egal, worum es geht. Zerstreuung bedeutet, hier ein bißchen Kraft und Einsatz und dort ein bißchen. Überall so ein bißchen. Aber nichts so hundertprozentig. Das widerstrebt völlig meinem eigenen Charakter. Befremdet mich zutiefst. Können andere gerne praktizieren, aber bitte ohne mich jemals einzubeziehen. Hingabe ist mit Unkonzentriertheit unvereinbar. Ich meine nicht intellektuelle Konzentration, sondern kanalisierten, konzentrierten Fluss der jeweils dominant geforderten Energie. Schlaf, Liebe, Wut, Andacht, Albernsein, Mut. Und dann wird alles gut.

10. November 2010

Es ist spät. Wenn im eigenen Blog schon die Buchstaben verschwimmen und man als Überschrift des letzten eigenhändig verfassten Kommentars Königsberichterstattung (statt Kriegs-) liest, und das auch nicht weiter komisch findet. Dann ist es spät. Bis morgen.

09. November 2010

Post aus Konstantinopel. Eine alte Postkarte von 1925. Wie selten man noch Postkarten erhält. Und Briefe. Ich habe mich daran gewöhnt, kaum noch etwas zu schreiben, was man in seiner Vertraulichkeit als Brief bezeichnen könnte. Nicht nur nicht auf Papier. Wieviele Briefe ich früher schrieb. Später Mails. Das ist alles vorbei. Es wurde irgendwann, vor zehn Jahren zu einer besonderen, sehr persönlichen Form des Austausches für mich, mit einem auserwählten Menschen. In ähnlicher Intensität und noch größerer Dichte erlebte ich es später noch einmal. Für mich bedeutete das jeweils einen großen Vertrauensbeweis. Mich in Worten anzuvertrauen. Unbegrenzt und unzensiert. Und das Gefühl zu haben, dass das was ich mitzuteilen habe, egal wie banal, egal wie abgründig, egal wie sentimental, willkommen sei, war ein sehr schönes. Ein sehr schönes Gefühl. Ich habe mich daran gewöhnt, dass sich alles verändert hat. Und es gibt keine einfache Geste, um den verlorenen Faden aufzuheben. Der Faden ist zerrissen. Schmerzhaft. Es fehlt ein Stück dazwischen. Und ich kann das Ende meines Fadens nicht mehr wiederfinden. Weil ich aufgehört habe, auf den Boden zu starren, an dem ich das Ende verlor.



Mein Postfach. Es macht mir Angst. Ich habe Angst vor dem Posteingang. Deshalb habe ich mich seit gestern, irgendwann um zweiundzwanzig Uhr nicht mehr eingeloggt. Weil man sich unhöflich und gemein vorkommt, wenn man nicht antwortet, sollte man Post haben. Deswegen. Ich fürchte mich davor, dass mich ein vertrauter Ton erinnert. Ich fürchte mich vor der Wärme einer vertrauten Redewendung. Vor dem Pingpong. Vor dem, an das ich mich gerade gewöhnt habe, dass es nicht mehr existiert. Und was ich nun versuche, aus der Ferne zu begreifen. Die Nächte, die ich darüber schlafe, helfen mir. Jeden Tag ein paar Millimeter. Weiter, ferner. Weniger schmerzhaft. Ich schreibe das aus Höflichkeit. Weil mir vielleicht jemand geschrieben hat. Und ich nicht mehr antwortete. Alle meine Antworten sind hier. Hier kann ich furchtloser schreiben. Ich muss keine Angst haben, dass meine Sentimentalität geohrfeigt wird. Bei filigranen Offenbarungen kann ich einfach die Kommentarfunktion abstellen. Es hilft mir, mich über dieses Blog zu artikulieren. Ich will es gar nicht persönlicher. Keine mitfühlenden Mails, die ich aufmerksam beantworten müsste. Wahrscheinlich kann ich gerade mit keiner Form von gut gemeintem, in Worten artikuliertem Mitgefühl umgehen. Es ist auch kein schönes Gefühl, einen Bogen um das eigene Postfach zu machen. Weil keine Karte aus Konstantinopel drin sein wird. Etwas Banaleres vielleicht. Davor fürchte ich mich sehr. Und vor dem Gegenteil ebenso. Für mich zählen nur nur noch Weltwunder. Neue Horizonte. Was ich erlebte, soll sich nicht wiederholen. Das Schöne habe ich bewahrt. Ganz tief im Herzen. Und alles andere will ich vergessen. Ich will die Novembersonne spüren. Ich hab den November immer geliebt. Mein dunkler Frühlingsmonat. Zeig mir deine Sonne. Dieselbe, die immer wiederkehrt. Ewig neu. Ewig neu und jung.



Heute morgen in der S-Bahn dachte ich plötzlich unvermittelt an ein fürchterliches Interview, das Lou Reed dem Magazin Galore gab. Das unsympathischste, bizarrste Gespräch, das wohl je von einem Journalisten mit einem respektablen Rockstar geführt wurde. Lou Reed, den ich als Musiker, Singer Songwriter seit rund dreißig Jahren sehr schätze, gab seiner Antipathie dem Fragesteller gegenüber freien Lauf. Das ist zum Teil auf kuriose Art witzig aber auch von erschreckender Arroganz. Lachen musste ich, als ich las, wie er eindringlich bohrend nachhakte, auf welcher Anlage von welchem Hersteller der Frager Reeds neueste Platte gehört hatte, um zu beurteilen, ob er, der das Interview führende Journalist, die Qualität seines Meisterwerkes überhaupt adäquat einschätzen könnte. Eine anspruchsvolle Haltung, warum aber auch nicht. Ich klappte das oberlehrerhafte, lustlose Interview dann, vor sechs Wochen irgendwann, leicht befremdet zu. Wenig später las ich irgendwo im Internet, dass Lou Reed seine langjährige Gefährtin Laurie Anderson nach ewigen gemeinsamen Zeiten vor zwei Jahren geheiratet hat. Ich sah Fotos, die beide zeigten, als Paar. Das rührte mich wieder und ich vergab Lou Reed das doofe Interview. Und aus irgendeinem Grund ging mir heute morgen durch meinen lädierten Kopf (weinen + Wein das lass sein), dass die beiden ja schon über Sechzig waren, als sie heirateten. Alte Leute. Rentenalter. Und dass sie gar nicht wie Rentner ausschauen, auf den schönen Bildern. Das hat mich irgendwie gerührt. Vielleicht hat das nichts mit dem zu tun, was da oben steht. Aber eigentlich hat alles miteinander zu tun.

09. November 2010



Stärke. Scheu. Und Angst vor innerer Rührung. Und Erinnerung. Erinnert werden. Wächst meine Kraft trotz oder wegen des Alleinseins? Oder unabhängig davon? Man übernimmt vielleicht mehr Verantwortung für die Stunden, die dann gut gewesen sein sollen. Wenn man sich an sie zurück erinnert. Dereinst. Obwohl... ich glaube, ich übernehme immer ein Gefühl der Verantwortung. Das habe ich immer versucht. Die Zeit, egal ob allein oder zu zweit, nicht unaufmerksam verstreichen zu lassen. Im Gegenteil. Gerade weil ich so sehr darauf bedacht war, den Augenblick auszukosten, und das meine ich wörtlich, ganz bildlich, verblieb ich freien Willens an Orten, Plätzen, Stunden, die mir ohne mein Gegenüber nichts bedeutet hätten. Rein gar nichts. Bis auf drei Ausnahmen vielleicht. Ein lange geliebter Ort, den ich auch oft alleine aufsuchte. Ein neuer, versteckter Ort, den ich kurz davor alleine kennenlernte. Ein alter geliebter Ort, der mir neu war, den ich liebte, wiedererkannte. Es gab ein Bild davon, das ich im Herzen bewahrte, bis ich dort sein würde. Und ich fand ihn. Für kurze Zeit.

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