17. September 2025



Es wäre unhöflich gewesen, sich um das Dessert herumzudrücken. Es gab neben Dessertklassikern diese Pfannkuchen, kess "Pfannkolini" genannt, wahlweise natur mit Vanillezucker oder Apfelringen oder Blaubeeren von Dittmeyer's Bioblaubeerhof. Es wurden alle geordert und alles probiert. Mir haben die mit den Blaubeeren am besten geschmeckt. Dazu ein guter starker Café Crème, den sich eigentlich mein Tischnachbar bestellt hatte, aber er war immer noch vollumfänglich mit diversen anderen Getränken beschäftigt, so überließ er mir den guten Kaffee. Sämtliche Herren am Tisch waren mittlerweile vom Kümmel zu einem anderen bernsteinfarbenen Branntwein gewechselt, ich glaube, es war der Rum auf der Karte: "Zacapa Centenario 23 Yo Rum Gran Reserva", wohl aus Guatemala. Wollte ich sicherheitshalber nicht verkosten. Es war noch gar nicht so spät, aber mir kam es vor, als hätte das Gelage mindestens fünf Stunden gedauert, als es im Großraumtaxi wieder zurück nach Kampen ging. Danke an Dittmeyer’s Austern Compagnie in List, so heißen die Betreiber offiziell, für diesen exorbitanten Genuss, der natürlich entsprechende Preise hat - aber die Portionen waren stattlich, da wurde nicht gegeizt. Aus dem Autofenster konnte man wieder die große, weiße Wanderdüne von List sehen, schnurgerade führt die Straße nach Kampen. In der Gästetruppe waren auch Besucher, die in einem Kampener Hotel untergebracht waren, in dem ich auch gerne ein Zimmer gebucht hätte, es war ausgebucht. Nun hatte die eine Dame vorgeschlagen, sich das Hotel, das auch eine kleine Bar beim Frühstücksraum hat, mal anzusehen, es war schon zappenduster und sie zeigte mir das Zimmer, das sie mit ihrem Mann für das Wochenende gebucht hatte. Sehr kuschelig, aber ein bißchen klein für zwei Personen, das war glaube ich Zimmer #15. Edel möbliert, das gesamte, ganz fein durchgestylte Hotel "Village". Für Alleinreisende eine Empfehlung. Ein anderes Mal.





17. September 2025





Hauptgänge: [...] "Pfanne Royal" (links von mir - Garnelen/ Miesmuscheln/Calamari/ Jakobsmuscheln/Sylter Royal gedämpft/ Julienne-Gemüse/Tomaten/Knoblauch/Chili), "Fenchel-Pernod Pfanne" (ich - mit Garnelen/Schalotten/Tomaten), "Miesmuscheln aus der Nordsee" (rechts von mir - m. Weißwein-Curry-Kokos- oder Weißwein-Kräutersud mit Knoblauch & Chili oder Weißwein-Tomatensud mit Knoblauch & Chili-Sud), "Spaghetti Aglio/Arrabiata/Tomate-/Butter-/Hummer-/Currysauce" (schräg gegenüber - mit Garnelen, Parmesan). Und immer wieder neue Lagen vom unvermeidlichen Helbing-Kümmel. Ich weiter den 2018er C&L Berthier Sancerre und viel Wasser ("Waterkant Flut").



17. September 2025



Nächster Gang - will alles probiert werden! Man lebt nur einmal. Vom dazwischen gereichten Kümmelschnaps habe ich zum Glück nur das erste Glas probiert. Ich blieb bei dem feinen Sancerre.





In der gußeisernen Austerngrillpfanne als Zwischengang: Variationen gratinierter Wilder Sylter Royal mit Gemüse/Kilpatrick/Kräuterbutter/ Pernod-Butter/Trüffelbutter/Blattspinat/Champagner-Kraut/Gurke-Kaviar/Apfel-Kaviar/Chimichurri/Sherry/Erdbeere-Blaubeere usw.



17. September 2025







Erster Gang. Dazu eine Flasche Sancerre. Gott aus Frankreich könnte schon mal in Betracht ziehen, Urlaub auf Sylt zu machen.

17. September 2025







Royaler Content aus Sylt. Es finden sich zwar einige Sylterinnen mit mutmaßlich adeligen Stammbäumen, aber der wahre Hochadel, ja die Königin von Sylt, ist eine Auster, eine besonders große, die wild von Austernbänken auf der Wattseite von List geerntet wird, die "Wilde Sylter Royal". Und dann gibt es die "Sylter Royal" aus der Zucht. Die Austernfischerei hat ein zugehöriges Restaurant, in dem beide essbaren Kostbarkeiten, aber auch andere Meeresschätze so frisch wie nur denkbar auf den Tisch kommen. Hinter dem Gastraum ist eine Halle mit Wasserbecken, wo die reifen Austern, die schon aus den Netzen geholt wurden, fangfrisch aus dem Wasserbecken auf den Teller kommen. Eine wahre Köstlichkeit. Wenn man die Auster nicht einfach so schlürfen mag, gibt es zig Varianten der Zubereitung, auch überbacken mit Spinat oder Käse, da ist für jeden, der Meerestiere grundsätzlich mag, etwas dabei. Ein besonderes Restaurant.

16. September 2025



Unbewusst auf dem Heimweg eingefangen: das über hundertjährige Haus "Kliffende" an der Abbruchkante des Kliffs bei Kampen. Geschichtsträchtig und immer wieder abbruchgefährdet. Einst Gästehaus, Thomas Mann wohnte neben anderen Künstlern dort. Heute in Privatbesitz. Thomas Mann vermerkte in Gästebucheinträgen nach zwei Sommern auf Sylt:

"– Kampen, den 11. September 1927
Nicht Glück oder Unglück – der Tiefgang des Lebens ist es, worauf es ankommt. An diesem erschütternden Meere habe ich tief gelebt, und was es aufregte, das wird, gebe es Gott, irgendwie einmal ehrenhaft fruchtbar werden. Auch will ich wiederkommen. Man sollte freilich wohl nie wiederholen wollen, denn von vornherein ist gewiß, daß es das andere Mal anders sein wird. Aber schon aus Dankbarkeit will ich wiederkehren: dem dauerhaften Gefühl des Dankes, den ich hiermit den Wirten dieses guten Hauses von Herzen abstatte.

– 30. August 1928,
Wir reisen wieder einmal. Wie gut, daß Kliffende bleibt.“


Insgesamt sind wohl drei Sommer dokumentiert, die Thomas Mann dort urlaubte. 1921 eine Woche in Wenningstedt, einem Ortsteil von Sylt, direkt unterhalb von Kampen, wo das Rote Kliff beginnt, und jeweils einen ganzen Monat 1927 und 1928 in Kliffende. Im Jahr darauf, 1929, entdeckte Mann die Kurische Nehrung für sich, auch eine Landschaft mit einer großen Wanderdüne. Im Ort Nida bzw. früher Nidden genannt (vormals Ostpreußen, heute Litauen), baute er sich 1930 ein eigenes Ferienhaus, eine Art Blockhaus im nordischen Baustil, mit blauen Fenstern. Ich war dort, habe das heute "Thomas Mann Haus" genannte, damalige Feriendomizil der Manns besucht. Eine Künstlerkolonie von expressionistischen deutschen Malern hatte sich in den Zwanzigern dort angesiedelt, das wird Mann darauf aufmerksam gemacht haben. Also war die hingebungsvolle Schwärmerei für Sylt und Kliffende von der Kurischen Nehrung übertroffen worden. Die Wanderdüne dort ist auch zauberhaft, aber weitläufig gesperrtes Naturschutzgebiet, sehr unzugänglich, wenn man sich nicht gerade auf Abwegen hineinverirrt, wie mir widerfahren ist. Zum Glück. Die Familie Mann verbrachte nur wenige Sommer dort, dann mussten sie es aufgrund der Emigration im Stich lassen.



Aber zurück zu Sylt und Kliffende. Heute gehört das weitläufige Haus (das ich aus der Entfernung gesehen, zunächst für zwei separate Reet-Häuser hielt) einem Schweizer Immobilien- und Grundstücks-Investor, der bei Anwesenheit die Schweizer Flagge hisst. Für mein Empfinden ein peinlicher Akt, der tief blicken lässt. Nicht nur wegen der plumpen nationalistischen Eroberungsanmutung, auch farbästhetisch. Der eckige rote Fleck auf dem Mast ist wie eine grobmotorische Ohrfeige im Gesamtszenario subtiler nordischer Farbgebung. Ich hatte Schweizer bis dato als eleganter, zurückhaltender verschubladet.



Aber Flaggen scheinen eine besondere Vorliebe von Kampener Gewerbetreibenden zu sein. Für meinen Geschmack viel zu viele Masten, die albern beflaggt im Zentrum von Kampen vor Ferienhäusern und Läden flattern, ob mit Werbeschriftzügen oder sonstigem. Erinnert mich an die marktschreierische Beflaggung vor riesigen Einkaufscentern oder Möbelhäusern in der Provinz oder Industriegebieten. Keitum zeigt sich in der Hinsicht zurückhaltend.

P.S. bemerkenswerte Aufnahmen, die Kliffende bei Nacht aus nächster Nähe zeigen, wie es heute aussieht.

15. September 2025



Beruhigende Landschaft. Die Weite hatte ich mir nicht ausgemalt.





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