11. Dezember 2010



Nur vier Wochen her. Der Bastard verliert die Haare. War mir noch nie so vor die Augen und ins Bewusstsein gekommen, die Ähnlichkeit mit dem Lichten der Haare. Oben könnte man schon ganz leicht mit dem Kamm durchkommen. Aus meinem Winkel sehe ich die fünf Bastard-Schwarz-Pappeln (so heißen die wirklich) fast wie einen Baum. Bestimmt dreimal jeden Tag schaue ich in die Richtung, seit fast zwölf Jahren schon. Wahrscheinlich hätte es mir auch nichts genützt, wenn ich im Biologie-Unterricht besser aufgepasst hätte, weil ich nicht glaube, dass wir solche Feinheiten wie die verschiedenen Pappel-Sorten durchgenommen haben. Getreidesorten und Schlangen und Echsen waren im Unterricht dran, das weiß ich aber auch nur, weil ich ein altes Schulheft gefunden habe, mit Bildern drin. Die meisten kennen als Pappel nur diese lanzenförmigen Bäume in Alleen, wie eine kleine Armee, das sind Pyramiden-Pappeln. Die eigenwillige Schwarz-Pappel ist ein seltener Baum geworden und vom Aussterben bedroht. Das auf den Bildern ist eine Kreuzung aus der eingeführten kanadischen Schwarz-Pappel und der europäischen Schwarz-Pappel. Vielleicht hat sie sich auch selber gekreuzt und lauter kleine Bastarde auf die Welt geworfen. Weil die Bastarde schneller wachsen und nicht so hohe Ansprüche an ihre Unterkunft haben, haben die Berliner Gärtner die Idee gehabt, es wäre doch ein guter Baum, wenn man einen neuen Park anlegt, dann hat man schön schnell große Bäume drin. Dass es Bastard-Schwarz-Pappeln sind, hab ich erst vor ein paar Wochen rausgekriegt, weil ich dachte, es ist doch eine Schande, dass ich den Namen von japanischen Kürbissorten kenne, aber nicht mal weiß, wie der Baum vor meiner Nase mit Vornamen heißt. Ist übrigens gar nicht so leicht zu erkennen, wegen Verwechslungsgefahr. Die heimischen Schwarz-Pappeln, die am liebsten an Flussauen wachsen und gerne alleine stehen, habe eine dunklere Rinde und eine wildere Krone, nicht so artig und rund wie mein gelber Helium-Ballon.



Aber ich hab sie gerne, die Bastarde vor meiner Nase. Sie sind mächtig groß, bestimmt dreissig Meter. Die Berliner Traufhöhe ist zweiundzwanzig Meter hab ich gelesen, und der Turm von der Sophienkirche dahinter neunundsechzig Meter. Sie sind auf jeden Fall schon größer als die Häuser. Manchmal sitzen Hunderte kleiner Vögel drin und piepen. Wenn er wieder Blätter hat, der Bastard-Baum und seine Geschwister, kann ich den Wind darin rauschen hören. Im Frühling, Sommer, Herbst und Winter. doch , - wirklich, auch jetzt. Weil ich mich gut erinnern kann, an seinen Windgesang. An Deinen Windgesang.

Trackback URL:
https://gaga.twoday.net/stories/11453401/modTrackback

g a g a
Margarete 16. Mai...
16.05.24, 19:42
g a g a
Jan Sobottka Dieser...
16.05.24, 11:16
g a g a
Cosima Wald Herrlich...
16.05.24, 08:35
g a g a
g a g a
Cosima Wald Na dann...
15.05.24, 15:16
kid37
Für Mansarden gibt...
13.05.24, 18:46
g a g a
Lydia G. Das feine...
13.05.24, 16:35
g a g a
Da blutet mir ja das...
13.05.24, 11:25
kid37
g a g a
Ah! Kochschinken,...
12.05.24, 21:05
kid37
g a g a
Saskia Rutner Danke...
12.05.24, 13:09
g a g a
Gerade gelernt: "Zur...
11.05.24, 13:41
g a g a
g a g a
P.S. gerade gelesen,...
08.05.24, 13:10
g a g a
Margarete Vielen sehr...
08.05.24, 10:50
g a g a
Jenny Kittmann Oh...
07.05.24, 20:52
g a g a
Saskia Rutner Danke...
07.05.24, 20:45
g a g a
ANH 6. MAI 2024 UM...
06.05.24, 15:08
g a g a

21.47
a
April
april 2004
april 2005
april 2006
april 2007
april 2008
April 2009
April 2010
April 2011
April 2012
April 2013
April 2014
April 2015
April 2016
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren