24. Mai 2015



Neulich habe ich mir eine Ausflugsliste gemacht, wie einen Einkaufszettel, damit ich nicht immer vergesse, was ich mir auch endlich einmal anschauen wollte, vor allem wenn Ausflugswetter ist. Es sieht nach Ausflugswetter aus, aber ich bin ein bißchen zögerlich, weil ich noch so viele ungepostete Ausflugsbilder von Wannsee habe und danach in Neukölln und vor drei Tagen schon wieder Veruschka, in einem Hörsaal in der UdK und danach mit Jan im Literaturhaus und auf dem Kudamm. Die Liebermannvilla-Bilder habe ich immerhin schon auf Flickr und auch die anderen vom Großen Wannsee. Die vom Kleistgrab am Kleinen Wannsee aber noch nicht. Es wird heute richtig sonnig in Berlin, oder ist es schon. Ich habe die Yucca gerade vom Wohnzimmer auf den Balkon gepackt und noch drei andere Töpfe und zwei Agavenkindern eine eigene Topfwohnung gegeben und ordentlich gegossen. Die sonnen sich jetzt schon. Ich müsste auch den Müll und die Flaschen runterbringen. Da müsste ich mich ja sowieso irgendwie anziehen und vor die Tür. Dann könnte ich auch gleich einen Ausflug machen. Supertolles Luxusproblem. Heute auf jeden Fall in kein Museum, das ist schon mal klar. Vielleicht lade ich erst mal die Kamera-Batterien und meditiere über meiner Ausflugsliste.

Sanssouci

Borsig-Villa

Bode-Museum

Valentinswerder

Kollwitz-Museum

East Side Gallery

Bauhaus-Museum

Madame Tussauds


Alte Nationalgalerie

Schloss Pfaueninsel

Strandbad Wannsee

Karl-Foerster-Garten

Jagdschloss Grunewald

Abhörstation Teufelsberg

Antikmarkt Ostbahnhof*

Haus der Wannseekonferenz

Jüdischer Friedhof Weißensee

Jüdischer Friedhof Schönhauser Allee

Die Sachen, wo man hauptsächlich drinnen wäre, hab ich mal durchgestrichen, die sind mehr für so Ausflugstage mit durchwachsenem oder Scheißwetter. Bei manchen Ausflugszielen war ich schon, zum Beispiel im Haus der Wannseekonferenz, aber das ist ewig her, ungefähr dreiundzwanzig Jahre, ebenso Sanssouci. Den Teufelsberg kenne ich wie meine Westentasche, aber ich war noch nie auf der Abhörstation, sehr reizvoll. Auf der Pfaueninsel war ich auch schon zwei oder drei mal, aber noch nie im Schloss. Im Garten der Borsig Villa war ich auch schon mal, zu einem Konzert, aber noch nie drin. Valentinswerder ist sehr reizvoll, da sind auch abgefahrene neuere Privatvillen in futuristischer Architektur, aber ich muss austüfteln, wie oft man da überhaupt übersetzen kann, da gibt es mancherlei Einschränkungen. Ist ja kein regulärer Ausflugsort sondern eine Insel im Tegeler See, wo unter anderem ein paar betuchte Kreative eine kleine Kolonie mit exclusiven Anwesen bewohnen. Der jüdische Friedhof in der Schönhauser interessiert mich, weil dort Max Liebermann begraben ist und ich ihm gerne die Ehre erweisen würde. Der Karl-Foerster-Garten reizt mich auch sehr. Erst mal noch Kaffee.

14. Mai 2015

Es ist sehr bewölkt heute in Berlin. Der Wetterbericht gestern meinte nur "leicht", aber eine Wettervorhersage ist nur eine Wahrscheinlichkeits-Prognose. Manchmal wird ja auch Düsteres vorhergesagt und auf einmal kommt die Sonne doch. Es gibt Überraschungen in beide Richtungen. Ich wollte ursprünglich, wäre es nur leicht bewölkt gewesen, einen Ausflug zur Liebermann-Villa am Wannsee machen. Aber man muss im Leben manchmal auf geänderte Gegebenheiten reagieren. Will man stur einen Plan abarbeiten, läuft man Gefahr, mit weiteren Unannehmlichkeiten konfrontiert zu werden, weil man stur an der Umsetzung einer Sache festhält, deren Zeitpunkt nicht ideal ist. Also ich bleibe hier drin und hoffe auf die Sonne morgen. So konnte ich in Ruhe ein bißchen hier und da gucken und lesen, zum Beispiel auch bei Arboretum, die vor sechs Jahren die Villa und den Garten besucht hat und man unterhält sich ein bißchen am Computer. Dann überlege ich auch, ein bißchen die drei externen Festplatten aufzuräumen, ein paar Dateiordner zu verschieben, anders zu ordnen. Fotografien doppelt, für wen oder was auch immer. Dann fällt mir ein, dass ich noch einen einzigen Beitrag in meinem Blog hier auf "offline" habe, also einen Entwurf - normalerweise habe ich keine Textentwürfe - ich habe manchmal ein paar wenige Tage schon ein paar Fotos für einen Eintrag mit dem Einbettungscode in einem Beitrag offline, aber am Ende, der Text, wird nicht über Tage entworfen und dann erst gepostet. Ich schreibe direkt ins Blogeintragsfenster und gucke nach Rechtschreibfehlern quer, das wars und ab die Post. Aber dieser eine Eintrag, der tatsächlich Text enthält, bereitet mir tatsächlich Entscheidungsschwierigkeiten, ob ich den Quatsch (denn das ist er, geträumter) allen Ernstes noch verarbeiten soll oder einfach löschen. Ich finde den Inhalt ein bißchen peinlich, weil er den Eindruck vermitteln könnte, meine Traum-Denkweise ließe einen Rückschluss auf mein tatsächliches Denken zu. Das möchte ich möglichst ausschließen. Schwierig! Andererseits finde ich den Inhalt sehr plastisch und Widersprüchlichkeiten zwischen Traum- und Wachpsyche sind auch irgendwie interessant. Es war ungefähr am siebten April, schon über einen Monat her, dass ich am Tag nach dem Traum nur ganz kurze Stichworte vermerken wollte, weil ich sehr stark dazu neige, Träume sofort komplett zu vergessen, auch wenn ich eine Stunde nach dem Aufwachen noch eine plastische Erinnerung hatte. Ich war mir so unschlüssig, ob es sich lohnt, das aufzuschreiben, dass ich einfach nur stichpunktartig - für alle Fälle - die folgende Notiz machte:

meesetraum


Stoffsammlung: Traum Jonathan Meese kleines, dunkles Zimmer - bei ihm, er malt, kritzelt, wirft auf den Boden, ich möchte Signatur, weil ich dann ausgesorgt hätte, und machen könnte, was ich will, (wir trinken Bordeaux, Lafite Rothschild, aus einer Holzkiste*) er reagiert überhaupt nicht, ich finde ihn ignorant und geizig, er kritzelt auf Art Flip Chart, verdeckt, gibt mir Blatt Papier mit Skizze, strahlt mich an, die Skizze zeigt, dass ich sein erotisches Idol bin, es handelt sich um eine Art Liebeserklärung, ich denke darüber nach, ob es nicht schlau wäre, ein Kind von ihm zu kriegen, das hätte dann auch ausgesorgt. Finde ihn aber nicht so erotisch wie er mich. Er bietet Sekt an, ich fürchte, mir nicht trocken genug, lasse ihn erklären, was für einen genau, er zeigt sich fachmännisch, spricht von Flaschengärung. Hätte ich gar nicht gedacht, dass er sich da auskennt.. Dann Flucht, ich mit jemandem anderen auf den Gängen des Gebäudes. Creezy kommt auch vor, ich frage sie, ob sie noch die Frau B. K. kennt, erinnert, ja natürlich - wieso? weiß nicht mehr... die könnte irgendetwas bestimmtes - - - was war das noch? Singen?

Also gut, nun habe ich es doch gepostet, aber ohne Ausschmückung und weitere Verarbeitung und Erörterung. Hätte ich einen Blogeintrag daraus gemacht, mit vollständigen Sätzen und weiteren Erläuterungen, hätte ich wohl auch einleitend erwähnt, dass er bei mir um die Ecke wohnt, also in einer sehr kleinen Parallelstraße zu meiner, und mir deswegen schon hin und wieder über den Weg gelaufen ist, wo er auch immer sehr nett guckt, also ich kann nichts Schlechtes berichten. Aber diese Sache mit dem "dann hätte ich ausgesorgt" und dann auch noch der Gedanke, eventuell ein Kind mit ihm zu kriegen - also das geht ja gar nicht. Zu allem Überfluss stand er ungefähr zwei Tage später auf demselben S-Bahnsteig wie ich und wartete ebenfalls auf eine sehr verspätete S-Bahn. Es war eine Zeit, wo ich normalerweise nicht unterwegs bin, so kurz vor elf Uhr vormittags glaube ich, und da waren wenige andere Leute die warteten, man musste fast schon zwangsläufig registrieren, wer da alles so wartet und dann fiel mir der peinliche Traum wieder ein und ich dachte - um Gottes Willen - bloß löschen, nicht posten - viel zu peinlich! Und dann konnte ich den Quatsch doch nicht löschen, warum auch immer. Wahrscheinlich meine Wahrheitsliebe. Vielleicht ist ja doch was dran. Tatsächlich amüsiert es mich schon auch, oder beschäftigt mich, dass ein sehr erfolgreicher bildender Künstler alleine mit einem beliebigen Gekritzel auf eine Serviette mit seiner Signatur ein geldwertes Objekt als solches definieren kann. Die reinste Zauberei. Aber da muss man erstmal hinkommen. Für meine Begriffe hat er im Bereich der Malerei (ich betone: der Malerei) jeden Erfolg verdient. Ich bin da (fast gar) nicht neidisch. Aber dass ich im Traum auf die Idee komme, ich könnte davon profitieren, indem ich mich ihm hingebe - was ich ja übrigens - muss ich zu meiner Ehrenrettung hinzufügen - nicht gemacht habe! Ich habe selbst im Traum damit gehadert, das weiß ich noch. Und mich ja letzten Endes aus Gewissensgründen dagegen entschieden, denn es gab ja keine entsprechende Konsequenz. Also bei der Erklärung zur Flaschengärung brach die Szene dann ja ab und ich irrte mit jemand anderem durch diese hotelartigen Räumlichkeiten bis zum völlig anders gearteten Szenario. Wie auch immer - ein Einblick in einen nächtlichen Abgrund. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jonathan Meese Blogs liest. Komisch, ich kann mir das allgemein bei bekannten Leuten immer nicht vorstellen - warum eigentlich? Also wenn er sich irgendwann selber googelt, kommt das hier als Suchergebnis bestimmt so dermaßen weit hinten, dass ihm längst die Lust vergangen ist, dahin zu blättern. Also eigentlich keine Gefahr. Kann ich es ja posten. Und wenn doch - ähm. Muss er mich halt bei der nächsten Zufalls-Begegnung darauf ansprechen.

31. März 2015








"Die Opferkammern des Metjen, Merib und Manofer. Als Karl Richard Lepsius nach seiner Ägyptenexpedition 1845 nach Berlin zurückkehrte, brachte er an die 1500 Altertümer mit, darunter drei Opferkammern. Nun im Neuen Museum seit 70 Jahren das erste Mal wieder vollständig zu sehen. Eindrucksvoll wurden sie Stein auf Stein im Neuen Museum wieder aufgebaut und ermöglichen so einen kleinen Eindruck von der Monumentalität und detailreichen Ausgestaltung ägyptischer Grabbauten. [...] Berlin besitzt mit drei Grabkammern der Pyramidenzeit eine in den Museen der Welt einzigartige Fülle von zusammenhängenden Darstellungen des täglichen Lebens aus der Zeit um 2600 bis 2300 v. Chr. Szenen des Handwerks und der Landwirtschaft, der Tier- und Pflanzenwelt fügen sich zu einem Bilderlexikon der Lebenswelt des antiken Niltals. Seit 1939 evakuiert oder zum Schutz vor Bombenschäden eingemauert, können sie nun erstmals wirklich entdeckt werden.



Lepsius
studierte in Leipzig, Göttingen und Berlin Philologie und vergleichende Sprachwissenschaft. 1833 promovierte er mit der Arbeit De tabulis Eugubinis. Er wandte sich in Paris der kurz zuvor von Jean-François Champollion mit seiner Übersetzung des Steins von Rosette etablierten Kunde der ägyptischen Sprache zu. Lepsius vollendete bereits mit einer seiner ersten Schriften Lettre à M. Rosellini sur l’alphabet hiéroglyphiques die Champollion nicht vollständig gelungene Entzifferung der Hieroglyphen, brachte Ordnung in das Schriftsystem und begründete damit die methodische Erforschung der ägyptischen Sprache. Einen Aufenthalt in Italien, wo er 1836 Sekretär am Archäologischen Institut in Rom wurde, nutzte er zur Beschäftigung mit der umbrischen und oskischen Sprache. Im Jahr darauf wurde Lepsius zum außerordentlichen Professor an die Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin berufen. In dieser Eigenschaft übernahm er die Leitung der von König Friedrich Wilhelm IV. ausgesandten Expedition nach Ägypten (1842–1846). Deren Ziel war, Gipsabgüsse von wichtigen Skulpturen und, wenn möglich, originale Kunstgegenstände so wie Papyri nach Berlin zu bringen, neben einer Suche nach dem sogenannten unbekannten, mythologischen fünften Element im Land der Pharaonen. Die „Königlich Preußische Expedition“ [...] führte Lepsius über die Pyramidenfelder und Memphis das Niltal hinauf nach Luxor, zu den Königsstädten des meroitischen Reiches im heutigen Sudan, wenig nördlich von Khartum und weiter den Weißen und Blauen Nil entlang, bis tief in den Zentralsudan. Auf dem Rückweg wurde das Niltal erneut durchmessen, mit einem Abstecher an das Rote Meer und auf den Sinai zum Katharinenkloster. Im Herbst 1845 trat Lepsius über Syrien und Konstantinopel die Heimreise an.



Durch eine Vereinbarung mit dem ägyptischen Regenten Muhammad Ali hatte Lepsius freie Hand selbst an Originaldenkmälern Stücke mitzunehmen, so dass das Königliche Museum mit einem Schlag zu einer der großen Sammlungen ägyptischer Altertümer wurde. Die altägyptischen Denkmäler, die Lepsius mitbrachte, sind heute [wieder] in der ägyptischen Abteilung des Neuen Museums in Berlin zu sehen."

29. März 2015











"Lässt man im Vestibül des Neuen Museums seinen Blick schweifen, so wird er fast unwiderstehlich von einer monumentalen Skulptur am Ende der Raumflucht angezogen. Es ist die Figur des Königs Amenemhet III., der Ägypten von etwa 1842 bis um 1795 v. Chr. regierte. „Pharao“ ist der Raum überschrieben. Zeichen ihrer Würde war, wie auch bei den Königen in späterer Zeit, die Krone. Die Figur Amenemhets III. trägt das schlichtere Königskopftuch. In den Jahrtausenden der Pharaonenherrschaft hat es sich kaum verändert: Das gestreifte Tuch fällt vorne locker über die Schultern und ist im Nacken wie ein Zopf zusammengefasst. An der Stirn bäumte sich eine Schlange auf - für Götter wie für Pharaonen gleichermaßen Symbol des Schutzes, der Unverletzlichkeit. Diesem steinernen König ist sie verloren gegangen. Auf andere gebräuchliche Zeichen der Königswürde wie den am Kinn getragenen Zeremonialbart oder Krummstab und Wedel wurde verzichtet, nur der Schurz ist in dieser Form allein dem König vorbehalten. Seine beeindruckende Wirkung beeinträchtigt dies kaum. Er hat sich als Betender, als Priester darstellen lassen, sein steinernes Abbild war in einem Tempel aufgestellt. In seiner Stellung als Pharao war Amenemhet III. in der Vorstellung der Ägypter Sohn des Sonnengottes. Nach seinem Tod erhielt auch er göttlichen Status. Zu seinen Lebzeiten aber war der König für den Götterkult verantwortlich. Sein Standbild übernimmt die Aufgabe des Priesters und ist für alle sichtbar Vermittler zu den Göttern"(...)


29. März 2015





Rechts vom Vestibül kommt man zum 'Prolog' des Ägyptischen Museums. Die indigoblauen Deckenfresken mit den ägyptischen Motiven sind sehr schön. Ich habe leider kein Bild, das den Raum in seiner Gesamtheit zeigt. Nicht aus altägyptischer Zeit ist die blaue Decke, sondern aus der altberliner Entstehungsepoche des Museums. 'Prolog' ist eine neue Bezeichnung für diese Vorhalle, so eine Art Appetithäppchen, in der das Ägyptische Museum mit Glasvitrinen mit ein paar schönen alten, kleineren Exponaten wie Karaffen und Amphoren und Terrakotta-Töpfen beginnt und langsam aber sicher zu dem Bereich in der anschließenden Halle führt, der 'Pharao' heißt und für meine Begriffe sehr sakral inszeniert ist. Man merkt, dass wohlüberlegte Dramaturgie im Spiel ist. Es beginnt gewissermaßen gewohnt museumshaft und wird dann theatralisch, und das sehr gelungen. An den Türstöcken kann man schon das Besondere der Restaurierung ablesen, es war nicht das Ziel, mit perfektionistischer Restaurierungsarbeit alle Spuren des Verfalls auszumerzen. Die verblichenen Farben dürfen es sein.

23. März 2015






Schöne Löwen. Von mir aus könnten viel mehr Löwen herumstehen. In Venedig geizt man ja auch nicht damit. Eine Frage der Politik. Mal schauen, welche Partei für mehr Löwenskulpturen im Stadtbild ist. Sphinxhaft liegend, leicht schläfrig, gefallen sie mir am allerbesten. Das Entspannte überträgt sich auf den eilenden Stadtbewohner. Ich wüsste schon, was die Stadt so richtig voranbringen würde. Die goldenen Visionen purzeln mir nur so aus dem Kopf. Ich darf gar nicht darüber nachdenken.



Und man komme mir nicht mit Geld. Für Olympia wäre auch Geld dagewesen. Nur mit dem Unterschied, dass sich eine nennenswerte Mehrheit der Berliner für mehr Löwen im Stadtbild aussprechen würde, der Berliner ist ja tierlieb. Daher bin ich dafür.

22. März 2015







Ich musste endlich einmal wieder auf der Museumsinsel nach dem Rechten sehen, den Kolonnadenhof beim Eingang zum Neuen Museum inspizieren. Und das neue Neue Museum selbst natürlich.



Lange mussten die Mitarbeiter auf meinen Besuch warten, es war mir schon langsam ein bißchen peinlich. Insbesondere, nachdem mein Nachbar, Herr Chipperfield, schon wieder lauter andere Sachen gebaut und fertig gestellt hat. Sein Haus in der Baulücke schräg gegenüber von meinem Adlerhorst ist auch schon längst fertig. Schön ist es geworden. Aber weil ich viel Respekt, ja geradezu Ehrfurcht vor dem Neuen Museum und dem, was er daraus gemacht hat, hatte, konnte ich nicht einfach mal so husch husch bei nächster Gelegenheit vorbeischauen. Ich wollte es schon ein bißchen zelebrieren. Mit ausgiebig Zeit und Muße und Hingabe.





Man sollte keinesfalls davon ausgehen, dass ich zufällig Sachen anhatte, die farblich mit dem Elbsandstein der Säulen korrespondieren. Ich mache so etwas bewusst. Stellen Sie sich vor, ich hätte einen mintgrünen Sport-Anorak aus abwaschbarem Nylon mit lila Rallyestreifen angehabt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Nofretete gefallen hätte. Die Mitarbeiter müssen sicher auch viele schlimme Jacken sehen, so einen langen Museumstag über. Ich wollte da gerne ein bißchen Abwechslung fürs Auge bieten. Wobei ich bei der Durchsicht meiner Bilder lobend festhalten muss, dass viele Passanten schlichte schwarze Wintermäntel getragen haben. Das ist relativ unproblematisch fürs Bild. Danke dafür. Ich kenne einige Berliner, die zwar schon mehrfach auf der Museumsinsel waren, über die Jahre hinweg, aber nicht unbedingt in jedem Museum und auch nicht unbedingt im Neuen Museum, seit Herr Chipperfield dieses verblüffende Meisterwerk aus Restaurierung und Modernisierung abgeliefert hat, das die weltweit bedeutendsten Architekturpreise bekommen hat. Wenn man es betritt, weiß man warum. Ich war noch niemals zuvor in einem Museum, in dem so eine starke Aura von Geschichte und Vergänglichkeit in den Räumen liegt. Die Intensität des alten Gemäuers mit den freigelegten, verblichenen Fresken, die die Exponate umgeben, kann man kaum in Worte fassen. Ich war vorher ehrfürchtig und danach bin ich es noch mehr. Ich kann die Bilder nicht in einer einzigen Strecke zusammenfassen. Es gibt viele Höhepunkte, die ich irgendwie auseinanderdividieren muss.




Der Kolonnadenhof ist natürlich historisch, vom Schinkel-Schüler August Stüler, wie das ganze Neue Museum. Die Nofretete macht sich gut, da zwischen den Säulen. Sie hat im Museum einen Ehrenplatz unter einer Kuppel. Der einzige Bereich, in dem man nicht fotografieren darf, sehr sakral inszeniert. Aber das gilt auch für die anderen Abteilungen. Das Licht ist grandios gesetzt, besonders im Ägyptischen Hof. Ich habe erwartet, ein ehrwürdiges Museum zu sehen, aber ich fand mich in einem Tempel wieder.


21. März 2015





"(...) Es wird von Amazonenköniginnen und Stadtgründerinnen berichtet, dabei werden Amazonen immer als Normal­sterbliche beschrieben; oft werden sie in Kämpfen besiegt, stellenweise werden ihre Grabstätten genannt. Zwei Waffen sind den Darstellungen von Amazonen ab dem fünften Jahrhundert v. Chr. eigentümlich: die Doppelaxt, auch als Labrys oder Amazonenaxt bezeichnet, sowie ein kleiner, halbmondförmiger Schild, die Pelte. Ihre typische Kleidung besteht aus einem kurzen Chiton, der oft die rechte Brust unbedeckt lässt. Homer setzte die Mythen und Sagen um die Amazonen als bekannt voraus, folglich gab es sie schon vor seiner Zeit. In der Argonautensage wagen die Argonauten nicht, an bestimmten Abschnitten der Schwarzmeerküste anzulegen, an denen die Amazonen gelebt haben sollen. Amazonen, die im nördlichen Kaukasus gelebt haben würden die meiste Zeit des Jahres unter sich leben, Ackerbau, Vieh- und Pferdezucht betreiben, auf die Jagd gehen und Kriegsgeschäfte tätigen. An zwei Monaten im Frühling würden sie sich mit den Gargariern auf einem Berg, der beide Gebiete trennt, treffen und mit ihnen bei Dunkelheit Kinder zu zeugen. Waren alle Amazonen schwanger, verließen sie die Garganer. Die aus diesen Verbindungen gezeugten Mädchen zogen die Amazonen selber auf, die Jungen übergaben sie den Gargariern. Das Motiv der Amazonenkönigin diente Heinrich von Kleist 1808 als Vorlage für sein gleichnamiges Drama Penthesilea, in dem allerdings Achilles von Penthesilea erschlagen wird. Als diese erkennt, dass sie und ihre Hundemeute das Objekt ihrer Begierde zerfleischt haben, stirbt sie durch „ein vernichtendes Gefühl“ selbst. Kleists Drama bildete auch die literarische Vorlage zu der um 1885 entstandenen Sinfonischen Dichtung Penthesilea des österreichisch-slowenischen Komponisten Hugo Wolf. Auch in die bildende Kunst des 20. Jahrhunderts fanden die Amazonen Eingang. Ihre Rolle in der Geschichte der Frauen machte die feministische Künstlerin Judy Chicago deutlich: In ihrer Arbeit "The Dinner Party" widmete sie den Amazonen eines der neununddreissig Gedecke am Tisch."




"Penthesilea oder Penthesileia ist in der griechischen Mythologie die Tochter der Amazonenkönigin Otrere und des olympischen Kriegsgottes Ares. Im Sagenkreis des Trojanischen Krieges ist sie selber die Königin der Amazonen. Erwähnt wird Penthesilea in der Aithiopis, einem Arktinos von Milet 750 v. Chr. zugeschriebenen Epos, und um Zwanzig v. Christus kurz in der Aeneis von Vergil."



(...) Mein ewiger Gedanke, wenn ich wachte, mein ew'ger Traum warst du. Die ganze Welt lag wie ein ausgespanntes Musternetz vor mir. In jeder Masche, weit und groß, war deiner Thaten eine eingeschürzt. Und in mein Herz, wie Seide weiß und rein, mit Flammenfarben jede brannt' ich ein. Wie Priam fleh'nd in deinem Zelt erschien und heiße Thränen weint' ich, wenn ich dachte, daß ein Gefühl doch, Unerbittlicher, den marmorharten Busen dir durchzuckt. O laß dies Herz zwei Augenblick' in diesem Strom der Lust, wie ein besudelt Kind, sich untertauchen. Wenn es mir möglich wär, wenn ich’s vermöchte, das Aeußerste, das Menschenkräfte leisten, hab' ich gethan, Unmögliches versucht. Mein Alles hab' ich an den Wurf gesetzt. Der Würfel, der entscheidet, liegt, er liegt: Begreifen muß ich's, und daß ich verlor. Ich war so ruhig, Prothoe, wie das Meer, das in der Bucht des Felsen liegt; nicht ein Gefühl, das sich in Wellen mir erhob. Dies Wort: sei ruhig jagt mich plötzlich jetzt, wie Wind die offnen Weltgewässer, auf. Was ist es denn, das Ruh' hier nöthig macht? Ihr steht so seltsam um mich, so verstört, und sendet Blicke, bei den ew'gen Göttern, in meinen Rücken hin, als stünd ein Unhold, mit wildem Antlitz dräuend, hinter mir. Du hörst's, es war ja nur ein Traum. Daß der Stern, auf dem wir athmen, geknickt, gleich dieser Rosen einer, läge. Daß ich den ganzen Kranz der Welten so, wie dies Geflecht der Blumen, lösen könnte. Dies Herz, weil es sein muß, bezwingen will ich's, und thun mit Grazie, was die Noth erheischt. Recht habt ihr auch. Warum auch wie ein Kind gleich, weil sich ein flücht'ger Wunsch mir nicht gewährt, Mit meinen Göttern brechen? Kommt hinweg. Das Glück, gesteh' ich, wär mir lieb gewesen, doch fällt es mir aus Wolken nicht herab, Den Himmel drum erstürmen will ich nicht. Das Unglück, sagt man, läutert die Gemüther, ich empfand es nicht. Erbittert hat es, Götter mich und Menschen in unbegriff'ner Leidenschaft empört. Wie seltsam war, auf jedem Antlitz, mir, wo ich sie traf, der Freude Spur verhaßt. Wie mögt' ich alles jetzt, was mich umringt, zufrieden gern und glücklich sehn. Der Mensch kann groß, ein Held, im Leiden sein. Doch göttlich ist er, wenn er selig ist. Heinrich von Kleist, Penthesilea



"Amazone zu Pferde ist eine Bronzeplastik des deutschen Bildhauers Louis Tuaillon, die sich in Berlin auf der Museumsinsel befindet. Eine junge Amazone reitet auf einem Pferd und hält eine Streitaxt in der rechten Hand. Louis Tuaillon (1862–1919) schuf die lebensgroße Bronzeplastik in den Jahren 1890 bis 1895 in Rom. Das Werk war eine Überraschung auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1895 und machte Tuaillon schlagartig bekannt. Die Nationalgalerie kaufte es an und stellte es 1898 auf. 1903 wurden von der Plastik Abformungen und davon Verkleinerungen sowie später auch Güsse gefertigt. 1905 ließ der Deutsche Kaiser Wilhelm II. einen überlebensgroßen Abguss anfertigen (3 m lang, 1,50 m breit und 5,50 m hoch) und im Berliner Tiergarten-Park aufstellen. Später schenkten Frauen aus Ostpreußen dem exilierten Kaiserpaar einen verkleinerten Abguss des Standbildes für ihren Garten im Haus Doorn, wo es heute noch steht." (...)

16. März 2015







Hell soll nun ein Lied erschallen;
weit hinaus ins Land soll´s zieh´n.
Preis der Herrlichsten von allen
Alma Mater von Berlin.
Und wenn and´re jubelnd singen,
preisen Täler, Berg und Höhn,
dann soll unser Lied erklingen
unserem alten Spree-Athen.




Wo wird mehr der Speer geschwungen,
tiefer in das Glas geblickt,
schönrer Frauen Hold besungen
die ein Burschenherz entzückt.
Wo kann frohere Gesellen
in der weiten Welt man sehn,
als da wo die grünen Wellen
zieh´n durchs alte Spreeathen.




Akropolis adieu
Ich muss geh'n,
die weißen Rosen sind verblüht
was wird gescheh'n?
Ich wär' so gern geblieben
Akropolis adieu





Ein fremder Wind weht übers Meer,
und morgen sind wir schon allein.
Komm lass' uns tanzen,
vergiss die Sorgen.
Es wird vielleicht nie mehr so sein.




Will sich Herz und Geist erlaben,
wenn der Alltag sorgen schafft.
Aus der Fülle deiner Gaben
spendest stets du Wunderkraft
Und wenn die Linden blühen -
Kinde! Nein! Was ist das schön.
Dann als Bursche stolz zu ziehen
durch das alte Spreeathen.






Auf drum lasst die Gläser klingen.
Heil Berlin! Dir gilt mein Trunk.
Flieht die Zeit auf schnellen Schwingen,
in dir bleibt man ewig jung.
Und muss ich von dir einst scheiden,
ruf ich dir auf Wiederseh'n.
Sei gegrüßt in allen Zeiten
du mein altes Spreeathen.





Kehr als alter Herr Frau ich wieder
in die Musenstadt zurück,
in den Kreis der lieben Brüder
lenk ich eilends meinen Schritt.
Und dann soll´n die Becher kreisen,
bis dass früh die Hähne kräh'n.
Und in Liedern will ich preisen,
dich mein altes Spreeathen.

Otto Lob, 1899, Georg Buschor, 1971



Alte Nationalgalerie

12. März 2015






Das Selbstportrait von ihr, mit dem die Ausstellung beworben wird, war vermutlich aus den Fünfziger oder Sechziger Jahren. Da sie nicht sehr modebewusst gekleidet war, kann es auch sein, dass das Bild in einer Zeit entstanden ist, in der die Mode schon um einiges weiter war. Eine Ausstellung, Ausstellungseröffnung, in der die Fotografin nur als Jahrzehnte altes Selbstportrait präsent ist. Es kann nur gemutmaßt werden, ob sie den posthumen Ruhm gemocht hätte. Wahrscheinlich doch. Sie hat ja ein paar wenige, aufwändige Abzüge von Fotografien anfertigen lassen, mit genauen Angaben zur Papierqualität und so weiter, also ging es ihr nicht nur um den Prozess des Einfangens eines Bildes. Irgendwie ein seltsamer Bruch oder eine Leerstelle, wenn nicht einmal ein irgendwie befugter Erbe oder beauftragter Verwalter eines solchen Nachlasses zugegen ist. Reden werden gehalten, aber ich konnte keine Aufmerksamkeit dafür aufbringen, was an den Rednerinnen selbst lag, eine Sammlerin und noch jemand. Das Willy-Brandt-Haus macht ganz interessante Ausstellungen, immer wieder, der "Freundeskreis". Aber wenn ich ehrlich bin, werde ich mit der Architektur des Gebäudes nicht warm, auch die Lage ist irgendwie... na ja. Eine Ecke, in der ich nicht wohnen möchte. Durch das viele Glas des Gebäudes, muss man Flächen für die Hängung durch Stellwände erzwingen, was schon zeigt, dass es sich nicht ursächlich um ein Gebäude handelt, das für Ausstellungen konzipiert ist. Das stehen dann so rechtwinklig, wie vom Reißbrett, die Wände, und die Bilder hängen in etwas phantasieloser Anordnung wie in der Straße der Besten nebeneinander. Die Abzüge sind ganz schön geworden. Viele gelungene Aufnahmen mit gewissermaßen versteckter Kamera, der diskreten Art der doppeläugigen Rolleiflex. Ich habe mich ein bißchen berappeln müssen, um hinzugehen, weil ich mich wie verkatert fühlte, ohne nennenswert viel getrunken zu haben, am Abend zuvor. Dann hat mich Jan irgendwie in einem kurzen Mailaustausch doch motiviert und ich wollte das ja auch sehen.














Nach den Reden und der Eröffnung der Ausstellungsetage wurde noch der berühmte Dokumentarfilm gezeigt, den ich ja schon vom Kinobesuch kannte. Jan war auch nicht in Laune, um mucksmäuschenstill einen Film in der großen Halle zu gucken, und so sind wir noch etwas trinken gegangen, da bei dem Theater in Kreuzberg, im WAU. Ich habe eine Kartoffelsuppe mit gebratenem Speck gegessen und ein Bier getrunken. Jan nur Bier, ich glaube ein alkoholfreies Weizenbier, habe gar nicht gewusst, dass es das gibt. Bin ich aber auch nicht die Zielgruppe dafür. Weder mit noch ohne Alkohol. Die Kellner waren unheimlich nett. So nett, dass Jan fast schon irritiert war: "Warum sind die denn so nett zu uns? Die scheinen sich ja total zu freuen, dass wir hier sind!" Ich hatte ja mein Fotomäntelchen an, das schon in der Warteschlange und der Ausstellung für interessierte Erheiterung gesorgt hatte, so auch im Lokal, nehme ich an. Und mit meiner schicken High End-Stoff-Kamera (analog) habe ich sicher auch wahnsinnig professionell gewirkt. War vielleicht ganz gut, dass Vivian Maier nicht persönlich da sein konnte, sie hätte sich vielleicht geärgert, dass meine Kamera mehr Aufsehen erregt als ihre eigene. Irgendwer muss ja für ein bißchen Unterhaltung und Entertainment sorgen. Schließlich wissen wir alle, dass Ausstellungseröffnungen wahnsinnig langweilig sein können, auch wenn tolle Sachen an der Wand hängen. Wenn man selbst für die Unterhaltung sorgt, hat man das geringste Problem, dann ist es nämlich ganz wurscht, wo man ist.





















Mit der Kamera kann man übrigens nicht nur ganz außergewöhnlich gute Bilder (vor allem Selfies) machen, sie hat auch noch Platz für Portemonnaie und Taschentuch. Habe ich neulich auf dem Wochenmarkt gefunden, da zwischen der S-Bahn und den Hackeschen Höfen. So eine hochwertige, analoge Profi-Multifunktionskamera ist doch noch mal eine ganz andere Liga!

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Ina Weisse Wusstest...
17.04.24, 13:33
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🧡
17.04.24, 00:21
g a g a
Ina Weisse Oh das...
17.04.24, 00:18
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Eckart Britsch 1968...
17.04.24, 00:15
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MARGARETE 16. APRIL...
16.04.24, 14:19
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Christoph M. Haha,...
15.04.24, 10:46
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Isabel Bogdan Wow,...
14.04.24, 22:26
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iGing
Ich hoffe, das ist...
14.04.24, 11:17
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Ina Weisse Liebe Gaga,...
13.04.24, 09:22
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Eckart Britsch Rom...
13.04.24, 08:11
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MARGARETE 12. APRIL...
12.04.24, 10:09
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Lydia G. Farblich...
11.04.24, 19:41
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Maria R. White Art
11.04.24, 10:09
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Margarete 9. April...
10.04.24, 01:13
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Cosima Wald oh - das...
07.04.24, 19:35

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