Hofberichterstatterin Lady Alma Miezi-Ahorn am 29. April 2011

So viel dazu von mir.


Hardcore-Royalistin Lady Alma Miezi-Ahorn aka Gaga Nielsen im Juni Anno 2010



"(...) Wenn das kein Omen ist. Und der Kuss war auch mehr so zwei Bussis von einem Fünfjährigem an seine Ersatz-Mutti. Aber abgesehen davon bin ich natürlich Royalistin.

(Unverändert.)

(...)

übrigens von wegen Manipulation der Medien:
Sat 1 zum Beispiel zeigt das Bussi in der Konserve mit leichter Zeitlupe, damit das unspektakuläre Dings etwas an Hingabe und Länge gewinnt.

(...)

Unlängst zur Vorbereitung auf den hohen kirchlichen Feiertag den Kommentar einer britischen Anstandsdame (oder so ähnlich) interessiert zur Kenntnis genommen, dass sich die beiden ja nun klar machen müssten, dass das Volk ab sofort weiter aktuelle Bilder des Lebens des Paares beansprucht (von wegen man wolle sich in den nächsten zwei Jahren erst einmal aus der Öffentlichkeit zurückziehen), schließlich wolle man etwas für sein Geld sehen. Würde diesem rechtmäßigen Anspruch der Bevölkerung nicht nachgekommen, müsste man mit Aufbegehren und Abschaffung der Monarchie rechnen. Und dann wäre es ja zum Beispiel wie "bei Ihnen in Germany". Mitleidiger, etwas hämischer Gesichtsausdruck der Anstandsdame. Ich habe sehr gelacht. Wahrscheinlich Galgenhumor. Schon blöd, dass man immer über den Gartenzaun gucken muss. Aber andererseits: die anderen Königshäuser können ja auch nicht gegen die Windsors anstinken. Dagegen sind diese ganzen skandinavischen Heiratereien peanuts. Kalter Kaffee!

(...)

haha, Pippa die kleine Schlampe!

(...)

Abbitte

Hiermit möchte ich in aller Form Abbitte beim schwedischen Königshaus leisten für die von mir gemachte Unterstellung, die skandinavischen Königshäuser könnten nicht gegen Hochzeiten bei Windsors anstinken. Nachdem ich diese
Fotostrecke analysiert habe, muss ich eingestehen, dass hier offenkundig größere Gefühle im Spiel sind als bei dem putzigen William und seiner anpassungsfähigen Auserwählten. Der Angetraute von Kronzprinzessin Viktoria hat sich beim Ja-Wort eine Träne unter der Hornbrille weggewischt. So muss das sein. William dagegen hat bei jeder Gelegenheit in der Kirche alberne Schwätzchen mit seinem Nachbarn Harry und seinem alten Kumpel Kate gehalten. Daher war meine Wimperntusche nach der Trauung noch vollständig intakt. Ich konnte keine Träne vergießen. Wie gerne hätte ich.

Aber was das Bizarre, die bucklige Verw und die Dimension der Westminster Abbey und des weltweiten Traritrara angeht, sind die britischen Royals absolut on top!"


[div. Nachträge!]

"Cousin Elton???
hab ich was verpasst?
Wie ist der genaue Verwandtschaftsgrad?

(...)

Ich bin ja an sich keine Fürsprecherin des Korsetts zu Vertuschungszwecken, aber im Fall von Frau Gonzales-usw. möchte ich eine Ausnahme machen. So ganz ohne Büstenhebe und formgebenden Slip scheint es bei solchen Gelegenheiten doch nicht zu gehen. Wenn schon förmlich, dann richtig. Royal Wedding ist nicht Kirmes!

(...)

Der Vergleich ist zwar schmerzhaft, aber dennoch nicht an den gegelten Haaren herbeigezogen. Da wabert so einiges Unausgesprochenes.

Daher vertrete ich den Flügel des offensiven Monarchismus. Dieses Versteckte und Verhuschte ist meine Sache nicht!"


[weitere Nachträge!]

"Ich wette, die legen heimlich nach Mitternacht solche Platten auf. Wenn die Queen schon ruht, versteht sich.

P.S. Apropos strubbelige Haare:
Harry hat ja nun reichlich strubbelige Haare, was ihn aber kein Stück sexier macht. Strubbelig allein genügt nicht! Bin ich streng!

(...)

P.P.S.: Kate lässt sich nur nach Vorlage der Ahnentafel entführen. Das mit der Entführung ist an sich eine putzige Idee. Wie gesagt, wenn der Stammbaum in Ordnung ist, kann man mit Kate bestimmt eine Menge anstellen. Sie wirkt sehr willig, sofern bestimmt Eckdaten erfüllt sind.

(...)

Verstehe! (hätte ich selber drauf kommen müssen! Ich ziehe die Frage zurück.)

(...)

OMG! Ein Traum! Wie gerne wäre ich dabei, wenn Camilla mit rauchiger Stimme diese Nummer schiebt. Ich wette, sie ist ein ganz heißer Feger. Völlig unterschätzt! Aber nicht von mir!

Dagegen ist das tongue in cheek von little Miss Perfect doch eher einer mundhygienischen Maßnahme als übermäßigem Hintersinn zuzuordnen. Ich wette, sie hatte einen ganz trockenen Mund und musste nachfeuchten. Schließlich wollte sie niemanden mit der Frage "Where is the toilet?" in Verlegenheit bringen müssen und damit in die Fußstapfen ihrer ungeschickten Mutti treten. Demzufolge hat sie nicht nur zu essen sondern auch zu trinken aufgehört. Schlaues Mädchen!

Das mit König Kalle Wirsch ist ja erschütternd. Wie lange habe ich ihn nicht mehr getroffen. Diese Ähnlichkeit. Ein bißchen erinnert die Aura von Harry aber auch an einen gewissen Martin Semmelrogge, der früher als Darsteller tätig war. Muss man sich jetzt aber nicht notwendigerweise daran erinnern. Und ein bißchen Pumuckel ist auch drin. Seine on-off-Freundin durfte ja auch dabei sein. Fällt mir schwer, mir zu dem nicht unhübschen Mädchen ein abschließendes Qualitätsurteil zu bilden, das ohne oberflächliche Vorurteile wie 'blondes Partygirl ohne weitere Ansprüche' auskommt.

(...)

Das Strumpfband von ihr? Na na, der meinte das eventuell blaue Strumpfband von Katy. Da haben Sie wahrscheinlich schon geträumt. Von Parties mit Zubehör!"



Gaga Nielsen am 29. April 2011 anlässlich der Vermählung von HRH Prince William Arthur Philip Louis Mountbatten-Windsor, Duke of Cambridge mit Dingens

26. April 2011

Die Wandelfähigkeit der Gefühle. Beschäftigt mich gerade. Jemanden zu sehen, wenn auch nur von weitem, in den man so tief verstrickt war. Wie man dachte, man käme nicht darüber hinweg. Und kaum verstrickt man sich auf's Neue, ist der ganze Schmerz nur noch ein verblichenes Kapitel. Wenn auch unvergesslich, aber das Ziehen ist weg. Vorhin an Rios Junimond gedacht, nicht gehört, nur daran gedacht. Wie er singt Doch jetzt tut's nicht mehr weh, und alles bleibt still und kein Sturm kommt auf, wenn ich dich seh'. Dabei singt er es so, als wäre es durchaus nicht vorbei. Als täte es immer noch weh. Man glaubt es ihm nicht, in dem Lied, und für diesen Widerspruch liebt man ihn und den Junimond. Es ist eine Geisterbeschwörung. In der man verzweifelt wünscht, dass es endlich wahr wird, wenn man es nur oft genug behauptet. Großartiges Lied. Die Art von Liedern, die ich mir nicht mehr freiwillig anhöre. Es sei denn, es käme hinterrücks. Durch die kalte Küche. Per unkontrollierbarem Zufall.

Von den Ärzten ("...aus Berlin!") gibt es auch so einen Selbstzerfleischungssong, vorhin by random. Wenn man sich das entzückend einfühlsame Gewinsel von Farin anhört, könnte man denken, er wüsste wovon er singt. Ich mag diese schonungslos verzweifelte Teenieballade mit dem gepeinigten, grandprixreifen Bauchtanzgefiedel im Hintergrund. Aber wie gesagt, nur per Zufall.


Die Ärzte.
Nie gesagt




"Geht's vielleicht 'ne Nummer kleiner?" - Nö.

24. April 2011



Das Ostereierfest ist doch eine lustige Erfindung. Danach hat mich Eugene auf einen kleinen Spaziergang mitgenommen. Da ist mir aufgefallen, dass ich doch eine rührselige Kuh bin. Und das ist auch gut so. Vorhin am Anfang vom Sonnenbaden das Foto da oben machen wollen. Aber der Akku war leer. Und ich hab das Foto ja auch schon mal gemacht. Wie man sieht. Vielleicht mach ich es später noch mal. Ich gehe wieder auf den Balkon und lese in Maxie Wanders Leben wär' eine prima Alternative. Am Anfang steht ein Zitat von Fromm, darin heißt es "(...) Das Ziel des Lebens ist es, ganz geboren zu werden, und seine Tragödie, daß die meisten von uns sterben, bevor sie ganz geboren sind." Und auf dem Vorsatz ein Fragment von ihr selbst "Und ich genieße unseren Garten, leg eine Platte auf, bereite uns ein gutes Essen ... Wir wissen nicht, was wir haben, erst wenn die Wände zittern und der Boden unter unseren Füßen wankt, wenn diese Welt einzustürzen droht, ahnen wir, was Leben bedeutet."

Maxie Wander wurde nur 44 Jahre alt. Sie starb wenige Wochen vor ihrem 45. Geburtstag an einer Krebserkrankung. Ich habe seit ungefähr fünf Jahren dieses Buch in meiner Wohnung liegen, ebenso wie Guten Morgen du Schöne, diesen DDR-Bestseller. Ich dachte irgendwann, ich sollte das doch mal lesen. Da war eine Ausstellung in einem Museum und eine Platte am Boden trug ein Zitat von Maxie Wander. Daneben lag eine mit einem Zitat von mir und ich fühlte mich furchtbar geehrt über diese Nachbarschaft. Ich fing Guten Morgen du Schöne an zu lesen und fand keinen Zugang, legte es weg. Aufzeichnungen von Gesprächen mit Frauen in der DDR in den Siebziger Jahren. Irgendwann später les ich es vielleicht noch einmal. Jedenfalls dachte ich dann aus irgendeinem Grund, dass Leben wär' eine prima Alternative eine Fortsetzung davon sei, Dokumentation von DDR-Frauenschicksalen. Irrtum.

Vor drei Stunden schraubte ich an meiner Festplattenanlage herum. Auf dem Gerät stehen ein paar Bücher. Unter anderem Zadeks Biographie, die ich auch schon mal anfing und gelangweilt von dem theaterinternen Gerede wieder beiseitelegte. Ich nahm es noch mal in die Hand, zog es heraus, weil ich dachte, vielleicht gibt es in dem dicken Ding doch ein paar lesenswerte Passagen. Vielleicht über seine Zeit mit der Fotografin Roswitha Hecke, die ich kennenlernte und sehr faszinierend fand. Als ich es herausgezogen hatte, gab die Lücke den Blick auf die dahinterliegende Bücherreihe frei. Den Buchrücken von Maxie Wanders Leben wär.... Ich zog es heraus und las zum ersten mal den Klappentext. Ihr Mann Fred Wander, ein Schriftsteller, gab es ein halbes Jahr nach ihrem Tod heraus. Ich erfuhr, dass es private Aufzeichnungen ihres letzten Lebensjahres sind und war gefangen von dem Fragment mit dem Garten. Da stand auch, dass sie aus Wien war. Eine Wienerin in der DDR. Zuletzt lebte sie in Kleinmachnow bei Berlin. In Kleinmachnow war ich im letzten Juni zu einem Sommerfest. Ich mag Bücher, die in vertrauter Umgebung spielen, in Berlin. Ich lese mal weiter.

23. April 2011

Tag konsequent vertrödelt. Später sogar noch ein zweites Mal das Telefon benutzt, ganz gegen meine Gewohnheit. Mein guter Freund Jan war als ich anrief dabei, sich auf eine Verabredung, eine Einladung zum Essen einzustimmen, indem er herumkramte. Näheres darf ich leider nicht berichten, das wäre indiskret. Aber sie sieht gut aus, ist mir sympathisch, auf dem einzigen mir zugänglichen Foto. Ich habe mich noch verstiegen anzumerken, dass eventuell die Schaufel Dreck fehlen würde, die er gut findet, worauf ein interessiert zuhörendes "aha..." aus dem Hörer kam. Das geht ja schon alles wieder viel zu weit, was ich hier schreibe. Dabei bin ich doch sonst so diskret. Besonders wenn es um mich selbst geht. Nur über meine Leiche bzw. in den launigen Memoiren, die ich dann mit rüstigen 87 Jahren verfassen werde, wird alles aufgedeckt, was gegenwärtig nur nebulös verschwurbelt angedeutet werden kann. Furchtbar, immer diese Warterei auf später. Bis man 87 ist. Noch einundvierzigeinhalb Jahre. Jedenfalls wird da wahrscheinlich noch so viel passieren, dass man späer Mühe haben wird, die Ursachen der verblichenen Befindlichkeiten den jeweiligen Personen einwandfrei zuzuordnen.

Mir geht es teilweise schon so mit der jüngeren Vergangenheit. Besonders die letzten zehn Jahre in Betracht gezogen. Da gibt es teilweise derartige dramaturgische Parallelen zur gegenwartsnahen Vergangenheit, auch was gewisse Eckdaten der Protagonisten angeht, dass ich im Alphazustand durcheinanderkomme, mit wem wann was passiert ist. Man hört oft, dass Menschen ein Muster in ihrem Leben identifizieren, in der Art der Verbindungen, die sie eingehen, die Konstellationen, Familienverhältnisse, Affinität zu Berufsgruppen. Da bin ich keine Ausnahme. Man hört auch, es gäbe Wiederholungen von Biographien, Schicksalen innerhalb bestimmter Familien. Als ob sich ein Thema vererbt. Ganz seltsam. Ich sehe zwei Schicksals-Parallelen bei mir, die mich in zentralen Aspekten an Familienmitglieder erinnern. Einer schön, einer eher schwierig. Ich versuche das Ganze zu drehen, zu wenden, ins Positive, das mit dem schwierigeren Aspekt. Weil ich inzwischen auch zunehmend glaube, dass die Schwierigkeit eher im gesellschaftlichen Status liegt, nicht so sehr in der Sache an sich. Ist aber nicht so ganz ausgereift, der Gedanke. Ich will hier auch nicht noch mehr geheimnisvolles Geschwurbel produzieren, der Ruf eilt mir ja schon seit Jahren voraus.

Als man die anderen Blogger noch nicht von Angesicht zu Angesicht kannte, und allenthalben die ersten Verabredungen bei Lesungen und sonstigen Kennenlerntreffen getroffen wurden, kam mir von meinem liebsten Bloggerkommilitonen in Hamburg zu Ohren, von mir würde man sich erzählen, ich sei ja so geheimnisumwittert und deswegen würde mich viele unheimlich gerne mal treffen. Ich musste lachen, einerseits, weil es mich nicht gewundert hat, und meinem eigenen Bild von mir entgegenkommt. Andererseits meine ich mich zu erinnern, dass er sich wunderte, dass dieses diffus wabernde Interesse mir kaum angetragen wurde. "Die trauen sich wahrscheinlich nicht" hat er abschließend analysiert. Nur er war todesmutig. Na gut, gibt noch ein paar andere, die es überlebt haben, mich dann gelegenheitshalber bei irgendwelchen Geselligkeiten zu treffen. Ich kann es aber auch verstehen. Bin ich mir doch selber in Teilen noch immer ein Rätsel. Das ist nicht einmal kokett gemeint. Deswegen bin ich auch noch nicht aus dem Fenster gesprungen, weil ich wissen will, was es mit dieser Gaga Nielsen letztlich auf sich hat. Ich komme noch dahinter. Und wenn ich Hundertsieben werden muss.

23. April 2011

23. April 2011, 13:17 Uhr: Telefon benutzt (!) *)



*) Öffnungszeiten angefragt.


"I never liked photography. Not for the sake of photography.
I like the object.“
Robert Mapplethorpe

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22. April 2011



Unversehens. Unversehens, aber kein Versehen. Das Trennen. Das Wechseln der Richtung. Die veränderten Neigungen, Neigungswinkel. Zuneigungswinkel. Unversehens.

[ Unversehens, adverb. welches vermittelst des adverbischen s von dem vorigen zu einem Nebenworte gebildet worden und statt des Adverbii unversehen gebraucht wird,unvermuthet,ohne daß man es gesehen oder vorher gesehen hätte]

Als ich meinen letzten Eintrag las, meine Ausgangsperspektive verließ, die ihn schreiben ließ, bemerkte ich, wie projezierbar das darin verhandelte metaphorische Szenario auf andere Dinge in meinem Leben ist. Ich meinte etwas Bestimmtes und sah, es passt ebensogut auf parallele Ereignisse. Mehrere. Es ist ein großes Thema, ein Muster, das in den Vordergrund drängt. Das Auseinanderdividieren von Bedürfnissen und Zugeständnissen. Das gegen-das-Licht-Halten von Kompromissen. Ich habe gründlich aufgeräumt. Wäre ich stärker in Klischees gefangen, wie man mit Verbindungen zu anderen Menschen zu verfahren hat, das gemeinhin Übliche, Traditionelle zugrundelegt, käme ich ins Grübeln. Mehr als ohnehin. Ein Mönch hat kein Rechtfertigungsproblem. Nicht der Welt gegenüber. Nur seinem Gewissen und seinem Orden. In einem geschützten Raum kann er unbehelligt seinen selektiven Spinnereien nachgehen.

Und noch mehr ein Eremit. Niemand wagt es, sich der komischen Hütte im Wald ungebührlich zu nähern. Eigenbrötler haben auch ein bißchen etwas Unheimliches, manche sogar Gefährliches. Was geht da vor, in diesem exotischen Kopf. Wie kann sich einer so absondern, die Gemeinschaft vermeiden. Welche kranken Regungen wohnen in so einem Menschen. Oder die Hexe im Hexenhäuschen, die sich nicht darum schert, dass die Kinder vor ihr davonrennen. Die sich nicht um Liebreiz bemüht. Na gut, das ist ein böses mittelalterliches Klischee. Ganz so gleichgültig bin ich nicht, was die Resonanz der Mitmenschen angeht. Allerdings beschränkt sich das Interesse an einem friedlichen Konsens auf unverbindliche gesellschaftliche Begegnungen, die sich nicht vermeiden lassen. Gelderwerb. Gesichtspflege. Einkaufen gehen. Ich bin glaube ich, die netteste Kundin der Welt. Zu mir war noch nie eine Verkäuferin zickig, im Gegenteil. Ich betrachte diese Menschen auf Augenhöhe, mit großem Respekt vor ihrer mir dienenden Arbeit. Aber ich möchte mich nicht zum Kaffeetrinken verabreden. Nur manchmal gibt es eine Ausnahme. Manchmal im Leben. Dann verabrede ich mich richtig oft und trinke richtig viel Kaffee. Gedanken zum Karfreitag. Unversehens. Hat rein gar nichts mit dem Sinn und Unsinn des Tages zu tun, der mir auch schon wieder entfallen ist. Nageln Sie mich bitte nicht fest.

Gestern hinter mir zwei Studenten, offenkundig auf dem Weg zu ihrem Campus. Ich vermute, sie fragte ihn, welche Vorlesungen er in diesem Semester belegt hätte und hörte nur einen Fetzen seiner Antwort. "...und dann mach ich noch Existenzialismus und Renaissance und Marketing und Naturwissenschaften..." Ich dachte, was für eine interessante Mischung und assoziierte ein ziemlich eigenwilliges Erscheinungsbild mit dieser Aussage. Ich überlegte, ob ich es wagen könnte, mich mal kurz umzudrehen, weil ich so neugierig war. Es ergab sich, dass ich kurz vor dem Gebäude, in das ich wollte, eine Drehung einbauen konnte, die nicht allzu unnatürlich wirken würde. Die beiden merkten nichts, und ich erfasste ihn aus dem Augenwinkel. Er sah völlig unspektakulär aus, brav eigentlich. Vielseitig interessiert, aber kein bißchen existenzialistisch oder renaissance-affin.

Ich merkte, dass ich ein bestimmtes anderes Bild mitgenommen hatte. Ein paar Minuten vorher war mir ein junger Mann, ungefähr Mitte Zwanzig, in der S-Bahn sehr aufgefallen. Sicher auch deshalb, weil ich seinen wiederkehrenden Blick auf meinem Profil spürte, während er las. Ich stand mit Blick zur Tür, er saß. Er hatte eine bizarre, avantgardistische Rasur. Koteletten, schwarz und ausgezirkelt bis auf die Wangenknochen. Raspelkurze schwarze Haare. Ein Blick wie Adriano Celentano, angesagte Klamotten. So hätte der Student aussehen müssen. So und nicht anders.

Und dann dachte ich noch, wie großartig diese jungen Menschen sich heute entfalten können. Ein bißchen Existentialismus, ein bißchen Renaissance, ein bißchen Marketing, ein bißchen Naturwissenschaften. Ich beharre ja weiterhin darauf, dass wir in der besten aller Zeiten leben. Von schwachsinnigen EU-Normen (o.k., es gibt auch ein paar gute, Kennzeichnungspflicht für glutenhaltige Lebensmittel zum Beispiel), degenerierter Landwirtschaft, Fukushima und noch ein paar anderen Verirrungen abgesehen. Aber das sind alles nur Zeitfenster, wie ein lieber Freund mir vor einiger Zeit einmal schrieb. Und dass sich die Chinesen an den Fluß setzen und warten bis - aber das ist eine andere Geschichte.

21. April 2011



Wie mag sich das alles noch relativieren. Alles. Nicht nur die Dinge der großen Welt. Der kleinen auch. Man kann mit Sicherheit sagen, nichts bleibt wie es ist. Auch nicht die Perspektive auf die eigene Welt, die eigene Zeit, die eigene Vergangenheit, Gegenwart, die noch unwägbare Zukunft. Ich sehe etwas an, das ich früher angesehen habe. Aber ich sehe etwas anderes. Wahrscheinlich kennt das jeder: man hört von einem Menschen eine Begebenheit aus seinem Leben, zum ersten mal. Man lacht über die überraschende Wendung, die lustige Beschreibung. Die Schärfe der Analyse. Fühlt sich gut unterhalten. Witzige Details. Später, man kennt sich schon ein Weilchen, ist man eingeladen. Es ergibt sich, dass die Anekdote gerade passt, die anderen kennen sie ja noch nicht. Man lacht auch noch beim zweiten Mal. Noch später, irgendeine völlig andere Situation, man ist zu zweit. Der andere erzählt ein Detail der kleinen Geschichte, die man schon kennt. Die kleine Geschichte ist wohl ein Höhepunkt im Leben gewesen. Man ist ein bißchen irritiert, dass der andere nicht zu erinnern scheint, dass er die Geschichte schon zweimal in Gegenwart von einem erzählte. Man macht eine kleine Bemerkung, "Hm, ja - das hast du schon mal erzählt." Man lächelt milde, dabei wollte man nie milde lächeln. Menschen, die gerne und viel erzählen, vergessen eben schon mal, wem sie was erzählt haben. Wieder eine freundliche Runde. Die Geschichte erlebt die nächste Renaissance. Man weiß schon, wie sie geht. An der Stelle gleich, wird eine ganz bestimmte Formulierung kommen, über die die anderen herzlich lachen werden. Man freut sich für den anderen über den Unterhaltungswert, hört aber selber kaum noch hin. Irgendwann fängt man an, durch's Fenster in den Garten zu gucken. Mal ein bißchen frische Luft. An die frische Luft. Man versäumt ja nichts. Man kennt die Geschichte schon. In- und auswendig. Sie ist nicht schlecht, aber man wird nichts Neues erfahren, wenn man noch einmal zuhört.

20. April 2011

(streng geheim!)

19. April 2011





gestern in einer Mail nach Mitternacht

"(...) Ich sehe, ich bin oft mehr in die Projektion verliebt, die meine Phantasie als Idee von Liebe und einem Geliebten entstehen lässt, als in die Realität. Ich versuche die Realität meinen Träumen anzugleichen, deshalb entstehen Bilder und Filme, die immer etwas Traumhaftes haben. Und dann hoffe ich, die Wirklichkeit entzündet sich an diesem Funken und entflammt als traumhafte Realität. So werde ich wohl immer sein..."









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19. April 2011



Ich kannte die beiden ja auch nicht. Aber nun: ja. Die beiden hatten Spaß auf der Bühne. Wir unten auch. Nicht unbedingt die Art von Musik, die ich mir als Konserve anhöre, aber live machte das wirklich sehr viel Laune. Die beiden sind ein schönes Beispiel, wie man sich die Bühne zueigen machen kann, ganz bei sich ist und dennoch intensiven Kontakt zum Publikum haben kann. Es gibt ja eine Menge autistisch agierender Künstler, die auf die Bühne ihren eigenen kleinen Schutzraum mitnehmen. Ein bißchen, als ob sie da oben unter einer Glasglocke stehen und immer dasselbe abspulen, egal wie das Publikum mitgeht. Sei es vor Aufregung, sei es aus der Unsicherheit, die Sicherheit der Dramaturgie zu verlassen. Ich weiß nicht, ob man das je lernen kann, wenn man es nicht versteht, den Fotografen-Graben zu überbrücken und greifbar zu werden. Groovy, dieses altmodische Adjektiv aus der Jugendsprache Ende der Siebziger fällt mir ein für die beiden, Mono & Nikitaman. Sie spielten als letzte Band, nach den Helden.


blow up

Dann dämmerte es langsam und ich lief die Straße des siebzehnten Juni zurück, zum Brandenburger Tor, in die S-Bahn, Friedrichstr., Hackescher Markt, nach Hause. Ein schöner, bemerkenswerter Tag, dieser 26. März 2011. Man könnte auch sagen, der Tag, an dem ich endgültig begriff, dass das Recht auf Demonstration für oder gegen eine Sache von öffentlichem Interesse, in Berlin ein veritables, gelebtes Bürgerrecht ist, und nicht nur irgendeine verstaubte oder in der Realität verdrehte Passage im Gesetzbuch. Ich weiß aus eigenem Erleben, dass es Städte gibt, in denen sich die Präsenz der Ordnungskräfte in einer Weise atmosphärisch bemerkbar macht, dass man sich halb illegal fühlt. Zumindest erlebte ich das Anfang der Achtziger Jahre im Süden der Republik. Berlin ist anders. Bzw. hoffe ich für andere Städte in diesem Land, das man auch dort das Gefühl hat, man nimmt ein gutes, bürgerliches Recht wahr und muss sich nicht als unerwünschter Störenfried des Status Quo fühlen. Diese Demonstration hatte Feuer und Biss und war zugleich sehr relaxed. Man muss es erlebt haben. Sehr zu empfehlen, gerade wenn man nichts Besseres vorhat und hinter einer Sache steht. Es kostet nicht mal Eintritt und viel weniger Mut, als mancher denkt.

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Margarete 20. Dezember...
20.12.24, 17:28
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Saskia Rutner Sieht...
19.12.24, 20:57
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Saskia Rutner Tolles...
16.12.24, 22:50
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Margarete 16. Dezember...
16.12.24, 14:02
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Margarete 15. Dezember...
16.12.24, 01:28
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Saskia Rutner Du hast...
15.12.24, 00:23
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ANH 14. Dezember 2024...
14.12.24, 14:08
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Margarete 14. Dezember...
14.12.24, 03:21
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Ina Weisse Fast schon...
12.12.24, 21:34
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Margarete 12. Dezember...
12.12.24, 21:33
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Saskia Rutner Hoffen...
11.12.24, 12:44
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<3
09.12.24, 00:06
kid37
Als einer der 37 bin...
08.12.24, 23:03
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Kavi V. Dankeschön...
08.12.24, 17:45
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Saskia Rutner Danke...
08.12.24, 17:43
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Imke Arntjen Hallo,...
07.12.24, 18:49
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Margarete 7. Dezember...
07.12.24, 15:27
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7. Dezember 2024 um...
07.12.24, 13:48

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