»Ansonia«. Es ist eine Adresse. Wer braucht jetzt mehr als eine Adresse? Es ist ein Bett. Wer braucht jetzt mehr als ein Bett? Wer nicht aus dem Morgenmantel will, nicht über den Damm ins Bistro gehen, der hat einen Spirituskocher hinter der spanischen Wand versteckt. Wie Hanna Luke, die exilierte Schriftstellerin im vierten Stock, die in ein und demselben Topf, über dem blauen Flämmchen ihren Tee, ihre Eier und ihre Morphiumspritze abkocht. (...) Der eine wandert zum Montparnasse, zu seiner schäbigen Bleibe. Der andere zwei Querstraßen hinauf, zur Avenue Wagram. Dort macht ein Mädchen das Trottoir, ein rothaariges Mädchen, das »die Spinne« genannt wird. Sie hat einen Spezialpreis für Emigranten. Man kann bei ihr liegen, die ganze Nacht, und ihr von der Bayreuther Straße erzählen, und vom kleinen Grunewaldsee. Friedrich Hollaender, Von Kopf bis Fuß, S. 268, 276, 277
Die Protagonisten in meinen Träumen der letzten Nächte gehen immer weiter zurück in der Zeit, in meiner Biographie. Wie befremdlich, im Schlaf so lebendig Männern zu begegnen, die längst kein Teil meines Lebens mehr sind und wieder eine gemeinsame Gegenwart zu haben, mitten in der Nacht. Die Gefühle entsprechen auch nicht der Gegenwart. Der Vergangenheit auch nicht, eher so eine Melange. Unaufgeregt zwar, aber nicht annähernd so gleichgültig wie im Wachzustand. Verrückt. Zudem so scheinbar völlig unbrauchbar. Damit kann man nicht arbeiten. Es wirkt so unnütz, mit Erinnerungen aufgehalten zu werden, die keine Bedeutung für die Gegenwart mehr haben. Als ob man genötigt wird, Filme anzuschauen, die man vor zwanzig Jahren oder mehr interessant fand, aber schon seit zehn Jahren belanglos.
Wenigstens ist das Empfinden im Traum nicht so gelangweilt, immerhin. Ich erinnere mich deutlich, dass ich auf eine besitzergreifende Art den Arm um die Taille eines längst Verflossenen legte. Wir gingen nebeneinander und er hatte irgend etwas sehr Zugewandtes gesagt, eine Art Bekenntnis von unerwarteter Verbindlichkeit, das mich zu dieser Geste veranlasste. Es könnte sogar die Bekundung einer Heiratsabsicht gewesen sein, der ich zustimmte, wobei ich mich träumend über meine Zustimmung wunderte. Noch im Traum fragte ich mich einen Moment, ob es trotz des Antrages angemessen sei, jemanden so besitzergreifend mit dem Arm um die Taille zu halten und für andere sichtbar eine Straße entlangzulaufen. Wir haben das auch damals nie gemacht. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass ich mir das gewünscht hätte. Nein, ich glaube nicht. Nicht bei ihm. Er war gerade so groß wie ich und ich hatte keine Sehnsucht nach demonstrativen, körperlichen Gunstbezeugungen in aller Öffentlichkeit. So groß war meine Liebe auch nicht. Die körperliche Verbundenheit beschränkte sich auf unsere Wohnungen, da war es völlig normal, ineinander verhakt und verschlungen auf dem Sofa oder Bett liegend einen Film zu schauen. Bei anderen vermisste ich eine umarmende Geste unterwegs aber manchmal doch. Besonders wenn es draußen kalt war. Und besonders bei einem.
Ich hatte und habe große Scheu vor demonstrativen Gesten in der Öffentlichkeit, wenn sie nicht von dem anderen ausgehen. Ich sehe es auch nicht so gerne, wenn Paare sich raumgreifend an den Händen halten und wie selbstverständlich die ganze Breite des Gehweges einnehmen. Es wirkt auch eher selten unvermeidlich innig, oft wie antrainiert und von den Frauen ausgehend, und auf eine Art demonstrativ, die ich nicht mag. Es befremdet mich sogar. Deswegen ist mir dieser eine Moment des Traums vielleicht noch als einziger so konkret erinnerbar. Auf eine prägnante Art zu abstrakt, mir so wenig entsprechend. Alles andere ist versunken.
(...) Lucie Mannheimwar jüdischer Herkunft und begab sich deshalb 1933 nach Großbritannien ins Exil. Sie spielte in London Theater und arbeitete beim deutschen Programm der BBC mit. Während des Krieges sprach sie oft im Rundfunk und appellierte an die Soldaten, den Krieg aufzugeben. Sie sang eine als Anti- Hitler-Version bekannte Persiflage auf Lale Andersens Lili Marleen.
Ich muss heut' an Dich schreiben,
mir ist das Herz so schwer.
Ich muss zuhause bleiben, und lieb' Dich doch so sehr. Dass Du tust nur Deine Pflicht, doch trösten kann mich das ja nicht. Ich wart' an der Laterne. Deine Lili Marleen. Was ich still hier leide, weiß nur der Mond und ich. Einst schien er auf uns beide, nun scheint er nur auf mich. Mein Herz tut mir so bitter weh, wenn ich an der Laterne steh' mit meinem eig'nen Schatten. Deine Lili Marleen. Vielleicht fällst Du in Russland, vielleicht in Afrika. Doch irgendwo, da fällst Du, so will’s Dein Führer ja! Und wenn wir doch uns wiederseh'n, oh möge die Laterne steh'n, in einem andern Deutschland. Deine Lili Marleen. Der Führer ist ein Schinder, das seh'n wir hier genau, zu Waisen macht er Kinder, zur Witwe jede Frau. Und wer an allem schuld ist, den – will ich an der Laterne seh'n. Hängt ihn an die Laterne!
Ob ich es wagen sollte, noch einmal einen Blogeintrag zu riskieren? Bin heute zwar etwas langsam, aber dabei nicht unentspannt, vielleicht das warme Vollbad vorhin. Ich glaube, die jungen Leute nennen das gerne chillen. Komisch, es gibt mitunter aus der Jugendsprache rührende Begriffe, die mir zwar überaus geläufig sind, aber dieser Ausdruck hat es noch nie in meinen aktiven Wortschatz geschafft. Der kann sich noch so anstrengen, er schafft es einfach nicht. Wahrscheinlich ist mein Lebensstil insgesamt nicht chillig genug, es fehlen vermutlich die Anlässe für die sinnvolle Verwendung im Alltag. Noch früher hat man dazu 'abhängen' gesagt. Nun ja, die Schulzeiten sind bei mir schon länger vorbei, als Abhängen noch als Variante attraktiver Freizeitgestaltung zur Auswahl stand.
Am Hackeschen Markt (eine hochfrequente wie gleichermaßen hoch frequentierte Ecke in der Mitte von Berlin, für Ortsunkundige) kleben jetzt überall große Werbeplakate für "The Voice of Germany". Hab ich gestern auch geguckt, weil ich Lena - Quatsch - Nena gut leiden kann, und die anderen Coaches kommen auch ganz sympathisch rüber, sogar mitunter dieser Naidoo, der es sonst ausgezeichnet drauf hat, mit seiner latenten Oberlehrer-Klugscheißer-Miene und der unvermeidlichen (und für seinen speziellen Typ nicht kleidsamen) Mütze im Verbund mit entschieden zu dickem Brillengestell, nicht nur optisch meinen Langmut zu strapazieren. Die Boss-Hoss-Jungs sind anscheinend ganz okay, auch wenn ich mir keine Platte kaufen muss. Und der andere mit den längeren Haaren, dieser Brite (oder Ire?), wo ich mir den Namen nie merken kann - Raymon oder so ähnlich, wirkt in dieser Aufgabe direkt temperamentvoll, im Gegensatz zu seinen mir allerdings nur dunkel erinnerbaren Bühnenleistungen. Ach, wobei - ich kann das gar nicht beurteilen. Habe vielleicht vor fünfzehn Jahren mal ein, zwei Auftritte im Fernsehen mitgekriegt, mehr nicht. Einen Hit gab es wohl auch, an den ich mich aber auch so gar nicht erinnern kann.
Aber dass unsere Nena neuerdings Gitarre spielt, finde ich ja sehr niedlich. Hat sie vielleicht zum Fünfzigsten geschenkt gekriegt. Sieht sehr schick aus. Und die jungen Sänger im Wettbewerb recht talentiert. Aber auch die nicht mehr ganz so jungen. Schön, dass die Altersgruppe keine Rolle zu spielen scheint. Eine aus Amerika eingewanderte Sängerin ist sogar schon dreiundfünfzig und hat nach Sexy-Hexie-Manier, aber auch mit viel Stimme, ziemlich aufgemischt. Und dann dieser Charles Dings... (Nachtrag: Simmons) der das Lied von Seal gesungen hat. Alter Profi halt. Lustigerweise selber Gesangs-Coach und sehr angenehmer, besonnener Charakter scheint mir. Er kann mutmaßlich mehr als die fünf Hobby-Coaches aus der Jury zusammen. Ich vermute, sie erhoffen sich eher, von ihm zu lernen. Und dafür kriegt er ein bißchen Nachhilfeunterricht, wie er sich prominenter ins Bühnenlicht setzt. Sicher ein guter Deal für ihn. Und dann war da noch so ein introvertiert wirkender ganz arg sympathischer Josef mit einem breiten bayrischen Akzent, der mir mit seinem Gesang auch ans Herz ging und der dauernd von der innigen Bindung zu seinem Zwillingsbruder geredet hat. Man wollte gleich Zwilling sein. Den Rest habe ich schon wieder mehr oder weniger vergessen. Also nicht komplett, aber nicht so wichtig. Frau Kutschera mit dem Piratentuch hat mich vom Gesicht her ein bißchen an Nico erinnert. Sehr hübsch. Viel Stimme und Temperament auch.
Schon ein anderes Level in dieser Sendung, keine Frage. Und Sebastian Deyle oder wie der heißt, ein Soap-Star und Moderator wie ich gestern erst gelernt habe, ist ja äußerst attraktiv anzusehen. Er hat den Schlager auch ganz anmutig gesungen, hat aber nicht gelangt. Aber so peinlich wie die Klatschpresse tut, war es ja nun weiß Gott nicht. Klavier hat er auch gespielt. Und der Anzug hat toll gesessen. Ein schöner junger Mann. Eher suspekt bis unsympathisch war mir hingegen der exaltierte, leicht angekokst wirkende dunkelhäutige Sänger, der wohl schon mal Backgroundsänger bei Nena war und diktatorisch verkündet hat, er verträgt kein Nein. Ich hab den Namen vergessen. Bin zu faul auf die Seite zu gucken. Das würde meinen Chill beeinträchtigen. Ach ja - und die IKEA-Kassiererin aus Israel war auch noch sympathisch und talentiert. Na jedenfalls stehe ich da vorhin so an der Kreuzung am Hackeschen Markt an der Ampel und gucke auf die riesen Plakate mit den vier Coaches mit ihren zum Victory-Zeichen gereckten Händchen und denke so: was muss das für die beiden Berliner Jungs von Boss Hoss für ein Gefühl sein, sich in einer Reihe mit Nena und Naidoo, der alten Betschwester und diesem Raimonn oder wie er heißt so riesig und wirklich gut fotografiert überall in der City zu sehen. Schön für die beiden.
Ich nehme jetzt noch weiter gepflegt meinen Tee und esse sicher noch das eine oder andere Häppchen und lasse es sonst einen schönen ruhigen Abend in der warmen Hütte sein, an diesem historischen Tag. Jawohl, historisch. Heute jährt sich der Tag, an dem ich beschloss, für einen längeren Zeitraum dem Alkoholgenuss zu entsagen. So als Test, ob man das aushält, mental. Und um zu sehen, ob sich ungeahnte Kräfte entfalten. Ich kann schon ein Fazit ziehen. Ein strenges Jahr ist aber dann auch genug. Wenn ich am 25. November 2010 den ersten Tag auf Alkohol verzichtet habe und heute ist wieder der 25. November, dann ist das Jahr doch voll. Oder nicht sogar schon einen Tag drüber? Jedenfalls ist die Prohibition morgen beendet. Was aber nicht heißen muss, dass ich ab dann wieder trinken muss. Es wäre nur kein Sakrileg mehr.
P.S. bei der Suche nach dem Josef-Link gerade gesehen, heute gab's ja schon die zweite Folge. Dachte, das käme nur einmal die Woche. Dann gucke ich jetzt mal die Konserve von heute.
Sensationell. Wahnsinn! Ich habe gerade einen phantastischen Kommentar unter meinem vorigen Blogeintrag gehabt, der seinesgleichen sucht und als ich dabei war - aufmerksam wie ich bin - den Antwortkommentar zu verfassen und ihn speichern wollte, hieß es, der Kommentar Nr. Soundso existiert nicht mehr.
Falls jemand nicht in den kurzen Genuss dieses putzigen Feedbacks zu meiner Person gekommen ist, habe ich auf die Schnelle den noch auf meinem Monitor sichtbaren Kommentarbeitrag fix kopiert und gesichert! Mir ist einfach am Herzen gelegen zu dokumentieren, was einem im Internet an Gunstbezeugungen so widerfahren kann. Ich habe keine Ahnung, wer hinter dem Werk, ja dieser Liebeserklärung steckt, ob Mann oder Frau, wer weiß es genau ("97tel" - ob 97 das Geburtsjahr ist? Mal schnell rechnen: Vierzehnjährige, schreiben die so? Und lesen mein Blog? Ich wäre angenehm überrascht). Jedenfalls hat sich da jemand offenbar leidenschaftlich mit mir befasst. Ich stelle mir das Ganze übrigens so ein bißchen gerappt vor. Hier also nun der leider von der Verfasserin oder vom Verfasser wieder gelöschte Kommentar (Ich schreibe deswegen leider, weil ich ja gerne ein bißchen Action brauchen kann, in meinem langweiligen, erfolglosen Leben - aber lesen Sie selbst!):
Daraufhin verfasste ich folgenden Antwortkommentar, den ich ja nun leider nicht an der ursprünglichen Stelle veröffentlichen konnte, da beim Antworten auf der Ebene des "Ur"-Kommentars auch mein Antwortkommentar durch den Verfasser des Werkes gelöscht wurde:
Sicher war es nur ein dummes Versehen, dass dieser aufwändige Kommentar so schnell wieder gelöscht wurde - eben mal auf die falsche Taste gekommen! Aber ich bin ja pfiffig in Sachen Datensicherung. Keine Ursache, gern geschehen!
Oh Mein Gott, wie ich das hasse! Jetzt war einige Jahre Ruhe in unseren gehobenen, hochintellektuellen Premium-Bloggerkreisen mit diesem Stöckchen-Unfug, und nun geht die Seuche wieder los! Neuerdings kommt die Heimsuchung im neuen Gewande, als "Award" betitelt. Alter Wein in neuen Schläuchen! Bei "Award" denke ich - altbacken wie ich nun einmal zuweilen bin - immer noch an weitere vergoldete Trophäen für den Kaminsims meiner Villa in den Hollywood Hills. Einen zweiten Oscar zum Beispiel. Oder endlich das Bambi für das Lebenswerk. Eine goldene Kamera meinethalben. Aber nein. Es handelt sich um ein heimatloses Gespenster-Banner, das winselnd durch das Internet schwirrt. "Nimm mich mit, nimm mich mit, mir ist kalt, ich habe Hunger...! Erbarme dich, zeige ein Herz!". Das könnte mir ja nun prinzipiell alles herzlich wurscht sein, wenn nicht ausgerechnet ein mir nicht nur zutiefst sympathischer, sondern außerdem auch noch persönlich bekannter Blog-Nachbar das Ding um die Ohren gehauen hätte. Keine Sorge, ich schlage nicht zurück und verteile nichts weiter. Denn, wie ich bereits im Kommentar bei dem lieben Schneck vermerkte: Ich hasse Kettenbriefe. Und wenn ich damit den Weltuntergang verursache und wegen mir Kinder in Afrika verhungern müssen! Ja, ich bin dann schuld, schieben Sie es einfach auf mich. Alles.
Mich aufgrund ungeheuchelter Sympathie nun aber doch irgendwie verpflichtet fühlend und schon auch weil er mich - wie ich im Übrigen finde, völlig angemessen - als "Königin des Kommentarwesens" tituliert , habe ich mich in einer schwachen Minute hinreißen lassen, den Wunsch zu erfüllen. Man sollte wohl, soweit ich es beim Querlesen erfassen konnte, sieben Sachen verkünden, die vermutlich noch keiner über einen weiß. Oder halt jedenfalls das Internet nicht. Da ich ja in den letzten Tagen ohnehin diese seltsamen Beicht-Tendenzen entwickle, wäre der von mir angeführte Quatsch wahrscheinlich sowieso früher oder später Gegenstand eines künftigen Blogeintrages geworden. Was habe ich schon noch zu verlieren?!? Ich komme nun langsam in das Alter, wo als Motto gilt: nach mir die Sintflut! Ich werde die sieben Sachen aber nicht hier drunter kopieren. Die können Sie dann ja bei ihm lesen, wenn Sie vor Neugier brennen. Für meinen Geschmack fallen meine sieben Sachen ja fast schon unter too much information. Was man nie über George Clooney wissen wollte. Aber mir ist auf die Schnelle nichts anderes eingefallen und ich wollte es hinter mich bringen! Also: Sie sind gewarnt und ich habe meine Pflicht und Schuldigkeit getan. Und man werfe mir nicht noch vor, dass das ja alles oberflächliches Zeug ist. Ja, ich bin nun einmal Opfer des Schönheitswahns! Besser, schöner, toller! Möglicherweise handelt es sich auch um eine spätpubertäre Trotzreaktion meinerseits, da mir immer eingebläut wurde, dass es nur und ausschließlich auf die inneren Werte ankäme, Körperpflege und Reinlichkeit, ja schon auch wichtig, Kernseife! Gepflegte Kleidung, keine Löcher, keine Flecken. Was sollen sonst die Leute denken! Aber sonst: innere Werte! "Sei wie das Veilchen im Moose, sittsam bescheiden und rein, und nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert will sein!"
Das ist eines der wenige Gedichte, dass ich aus dem Effeff auswendig aufsagen kann. Es stand nämlich zweimal in meinem Poesiealbum drin! Doppelt hält besser! Nicht, dass das Kind noch eitel wird. Manche Erziehungsbestrebungen scheinen nicht vollständig zu fruchten. Das mit der Empfehlung, in jeder Hinsicht Bescheidenheit zu demonstrieren, habe ich im Übrigen erst gewagt ein klein wenig in Frage zu stellen, als ich angefangen habe zu bloggen. Kommt mir jedenfalls gerade so vor. Auch wenn das jetzt etwas kokett oder unglaubwürdig klingen mag: ich war meine ganze Kindheit hindurch erste Anwärterin auf den Schüchternheitsaward. Mich persönlich anzusprechen hat schon gelangt und ich habe große, erschrockene Bambi-Augen gemacht, bin vor sehr viel Verlegenheit sehr rot geworden und habe feuchte Patschehändchen gekriegt. Das klingt zwar putzig und sympathisch, wenn man es erzählt, aber angefühlt hat es sich überhaupt nicht gut. Ich weiß gar nicht, ob ich mich für irgendetwas geschämt habe. Vielleicht so prinzipiell. Für die Erbsünde.
Die anderen Monsterkinder fanden es jedenfalls ungemein lustig, dass ich immer so zuverlässig, wie beim Lichtschalter-Anknipsen rot wurde vor lauter Verlegenheit und Nicht-aus-noch-ein. Und haben fein gelacht. Meine Zahnlücke war den anderen Kindern auf jeden Fall (neben noch anderen Details, auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte, beziehungsweise, die ich offenbar erfolgreich und ultimativ verdrängt habe und auch nicht wiedervorzuholen gedenke) ein gefundenes Fressen, um mich damit nach Herzenslust aufzuziehen. Widerworte zu geben, auf die Idee wäre ich nie gekommen. Ich war zwar innerlich so eine Mischung aus wütend, traurig und verletzt aber sich wehren war viel zu gefährlich. Das würde nur noch mehr Böses nach sich ziehen. Tritte und Schubsen. Das gab es auch schon ohne Widerworte. Zu gefährlich. "Sei wie das Veilchen im Moose, sittsam, bescheiden und rein und nicht wie..."
Als insgeheimer größter Fan der in alberne pinkfarbene Schleierhosen gekleideten, für meinen Kindergeschmack sehr hübschen und stets gut gelaunten, und zudem überall beliebten "bezaubernden Jeannie" sowie der stark geschminkten Daliah Lavi und der kessen Suzi Quatro, welche allesamt nicht nur optische, ja man könnte sagen freche Gegenpole zu den mich umgebenden, nicht sehr farbenfrohen und auch anderweitig irgendwie unfrohen (Haus-)Frauen-Vorbildern gewertet werden dürfen, habe ich natürlich innerlich rebelliert. Im Fernseher, in der Hitparade und in der Reklame (außer in der doofen Margarine-Familie- und Waschmittelwerbung) waren lauter bunte, vogelfreie Sixties- und Seventies-Creme-21-Mädchen mit langen Haaren und quietschbunten Miniröcken, ohne 'Kieck und Ei', und in der echten doofen Erwachsenenwelt wimmelte es vor bescheidenen, ältlichen Frauen mit pflegeleichter, kurz geschnittener Dauerwelle und Faltenrock, die sich ihren angeheirateten Männern unterordneten und überwiegend als Haushaltshilfe glänzten. Da wollte ich dann schon recht frühzeitig lieber in den Fernseher rein, in die pinkfarbene Zauberflaschenwelt der bezaubernden und äußerst eigenwilligen Jeannie aus Amerika. Aber habe ich es denn nötig mich zu rechtfertigen? Nein, nein und abermals nein! Aus dem Alter bin ich raus. Wenn ich in gut dreieinhalb Jahren mein fünfzigstes Wiegenfest begehe, werden sich die Widerworte wahrscheinlich ohnehin erübrigen. Alter schafft Respekt! Ich freu mich drauf. Ha! Für Fragen zu Problemzonen* stehe ich jederzeit vollumfänglich zur Verfügung. Und zuguterletzt möchte ich mich doch bei dem lieben Schneck dafür bedanken, da am Ende trotz anfänglichem Herumgemosere, die Initialzündung für einen wie ich doch finde, ganz schönen Blogeintrag herausgekommen ist.
Hier sehen Sie den Kopf, den Halbtorso sowie die Arme und die Sonnenbrille von Janeth Jepskosgei Busienei. Auf dem Bild drunter sehen Sie die Beine und die Füße von Janeth Jepskosgei Busienei. Alle Fotos von Janeth Jepskosgei Busienei mit dem fehlenden Stück in der Mitte können Sie hier anschauen. Wer Janeth Jepskosgei Busienei genau ist und warum ich hier lauter Bilder von Janeth Jepskosgei Busienei einklebe, erkläre ich später.
Ich habe ja neulich schon angedeutet, dass ich zum großen Stadionfest der Leichtathletik gegangen bin, weil mir das Schicksal aus heiterem Himmel eine Eintrittskarte beschert hat. Das hat natürlich ganz hervorragend zu meinem aktuellen Studiengang "Leni Riefenstahl, das Olympiastadion und Ich!" gepasst und ich habe auch gleich die Chance meines Lebens gesehen, mal so was ähnliches wie Olympia in echt zu erleben. Noch dazu in meinem persönlichen Olympiastadion! Solche Winke des Schicksals muss man einfach erkennen und nutzen. Ich hatte ja so überhaupt keine Vorstellung, was mich dort genau erwartet. Mein sportlicher Proviant war exakt auf die Sicherheitsvorschriften, die ich vorher haarklein auf der Internetseite vom großen Stadionfest nachgelesen und auswendig gelernt hatte, zugeschnitten: zwei kleine Tetrapäckchen mit Saft und einen Apfel.
Sportive, kleinformatige Kost, die in mein sportliches, improvisiertes Hüfttäschchen passte und den Flüssigkeitshaushalt regulieren würde, falls ich mich beim Zuschauen bei den verschiedenen sportlichen Disziplinen zu stark echauffieren sollte. Mein Fotoapparat musste natürlich auch noch hinein, da war also kein Spielraum mehr für hartgekochte Eier (die als potenzielle Wurfgeschosse bestimmt ohnehin streng verboten wären) oder sonstige Zwischenmahlzeiten. Als Oberbekleidung wählte ich eine sportiv geschnittene, strapazierfähige sowie pflegeleichte blaue Baumwollhose, ein Turnleibchen mit gutem Tragekomfort eines Sportbekleidungsherstellers mit toll sportlich wirkenden Streifen auf der Seite und natürlich Turnschuhe. Davon erhoffte ich mir, nicht allzu sehr als Fremdkörper unter den sicherlich zu erwartenden, größtenteils sportlich aktiven Besuchern und Athleten aufzufallen.
Dazu muss man vielleicht erwähnen, dass Turnsport, insbesondere alles, was sich gemeinhin als Leichtathletik bezeichnet, neben Mathematik und Physik nicht zu meinen Lieblingsfächern in der Schule zählte. Zur Beweisführung kann ich notfalls ein Potpourri von Schulzeugnissen mit dem Leistungsvermerk: Sport: mangelhaft vorlegen. Wobei unter mangelhaft vor allem mangelnde Beteiligung zu verstehen ist. Aber das war gestern! Seit dem elften September 2011 habe ich einen völlig neuen Zugang zur Leichtathletik. Zumindest theoretisch. Schon als ich mir das Oberteil mit den sportlichen Rallyestreifen oder wie das heißt, auf der Seite angezogen habe, ist eine Art Verwandlung in mir vorgegangen. Beim letzten prüfenden Blick in den Spiegel hatte ich den Eindruck, dass es auch für uneingeweihte Passanten sicher keinen Zweifel geben könnte, dass nur das große Stadionfest der Leichtathletik mein Ziel sein konnte. Federnden Schrittes lief ich in persönlicher Bestzeit zur S-Bahn, die mich ebenfalls in Bestzeit direkt zum Stadion fuhr. Sogar die S-Bahn war interessiert, mir den Leichathletik-Sport an diesem sonnigen Tag näher zu bringen. Sie fuhr an mehreren Haltestellen vorbei, um mich noch schneller zum Olympiastadion zu bringen. Ein Zeichen! Souverän bewegte ich mich mit der sportiv gekleideten Menge, die zum Stadion strömte.
Ich war in meinem Element! Wir waren alle eine große Familie und ich war ein Teil von ihr! Ob Groß, ob Klein: alle trugen dieselben Rallyestreifen auf der Seite. Na gut, ich will es nicht übertreiben, manchmal gab es auch Anziehsachen von anderen Turnsport-Bekleidungsherstellern mit pfiffigen Ornamenten, die ich auch schon das eine oder andere Mal bei Karstadt Sport oder in der Spitzenprofi-Abteilung von Galeria Kaufhof entdeckt hatte. Manche hatten eine schiefe Sichel auf der Mütze eingestickt oder ein kleines Raubkätzchen auf dem Sportdress. Als ich im Stadion drin war, habe ich gleich gesehen, dass ich genau die richtige Wahl getroffen hatte, mit meinem Dress. Die anderen Athleten außer mir hatten genau solche Streifen auf der Seite. Und eben auch Janeth Jepskosgei Busienei. Man muss nämlich unbedingt wissen, dass Janeth Jepskosgei Busienei eine der schnellsten Läuferinnen der ganzen Welt ist. Also der ERDE! Sie wohnt in Kenia, obwohl, so genau weiß ich gar nicht, ob sie da wohnt, sie ist ja dauernd unterwegs, aber auf jeden Fall kommt sie von da. Wie eben alle wichtigen Spitzenläufer. Nun war ich ja quasi durch meinen professionellen Partnerlook mit J.J.B. prädestiniert, mich ihr etwas näher als gewöhnlich anzunähern. Man könnte sagen: auf Augenhöhe. Wir Sportskanonen haben eben eine Antenne dafür, wo die idealen Bedingungen für das unerlässliche Warm up vor so einem wichtigen Wettkampf zu finden sind. Ich merke, der Eintrag wird schon wieder viel zu lang und der Leser hat schon wieder keine Lust weiterzulesen! Mir geht das ja auch langsam auf die Nerven, aber ich versuche es nun, WEISS GOTT! kurz zu machen!
Wir Sport-Profis stellen uns natürlich immer wieder die Frage, wie schaffen es diese Kenianer, dermaßen schnell zu laufen, obwohl sie offensichtlich keine anderen Trainingsbedingungen und die gleiche Ausrüstung wie unsereiner von demselben Hersteller haben, der auch mich und die anderen Spitzenprofis sponsert. Schauen Sie sich meine Bilder an und schon haben Sie die Antwort. Ich liefere Ihnen exklusives Herrschaftswissen, in Sachen professionelles Warm up. Die kenianische Läuferstaffel nimmt die Sache mit dem Warm up, wie sie ursprünglich gemeint war. Warm up ist ja englisch und heißt auf deutsch Wärm auf. Also Aufwärmen. Niemals war die Rede von obskuren Turn- oder Streck-Übungen, um sich bereit für den Wettkampf zu machen, das steckt in dem Wort überhaupt nicht drin. Jedenfalls Janeth Jepskosgei Busieneis Warm up vor dem Wettkampf geht dergestalt vor sich, dass sie sich mit ihren Kameradinnen und Kameraden ein sonniges Plätzchen sucht und wärmende, langärmlige Kleidung anbehält, bis es so weit ist, auch wenn es draußen sommerliche Temperaturen hat. Das wärmt ordentlich auf und während man ein wenig in der Sonne oder im Halbschatten döst, ein kleines Nickerchen macht, sammeln sich die Kräfte und der gesamte Organismus wärmt sich für den großen Wettkampf auf. Ein-, zweimal geräkelt und schon geht es mit maximaler Sprungkraft in den großen Kampf. Das macht der Löwe im Busch nicht anders und auch ich praktiziere dies mit großem Erfolg. Die Leute in Kenia sind einfach noch näher an diesem Geheimwissen dran. Aber da ich ein stark intuitiver Typ bin, habe ich mir diese Herangehensweise schon in jungen Jahren zueigen gemacht und ich denke, meine Erfolgsgeschichte spricht eine eigene Sprache.
So, das wäre also erstmal das Wichtigste in Sachen Warm up von meiner Seite. Wenn Sie sich die einzelnen Übungen noch einmal genauer, also im Detail betrachten wollen, empfehle ich Ihnen die Großansicht hier der Diaschau mit dem diesbezüglichen Lehrstoff. Außerdem möchte ich Sie insbesondere auf diese zwei Schautafeln mit einem ganz wichtigen Einführungstext hinweisen.
Und da das hier ja nun keine Larifiari-Veranstaltung ist, wird sich erst einmal ordentlich draußen aufgewärmt, bevor es im Stadion zur Sache geht. Sie können sich also schon mal warm anziehen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, die Führung ist beendet, bitte begeben Sie sich zum Ausgang. Da hinten, steht groß dran: AUSGANG, EXIT. Was? Trinkgeld? Das ist aber ganz reizend von Ihnen, vielen Dank! Ich kann es gut gebrauchen, ich muss nämlich zur Zeit sparen. Aber das können Sie ja nicht wissen, weil Sie mein Blog nicht lesen. Ich mache nämlich nicht nur sagenhafte, einmalige, nie dagewesene Führungen über das Olympiagelände, sondern schreibe auch manchmal Befindlichkeitskram ins Internet hinein. Kennen Sie doch, Internet. Mit Computer. Ist ja auch nicht so wichtig. Aber das heute, war doch mal was anderes. Sie haben eine Menge neue Sachen über Berlin gelernt und ich auch. Sie müssen nämlich wissen, für mich war das auch das erste Mal, dass ich die Führung gemacht habe. Ja! Hätten Sie nicht gedacht was? Ich habe einfach ein bißchen improvisiert und Sie haben es gar nicht bemerkt. Ich bin nämlich keineswegs sonderlich sport- oder olympiainteressiert oder Nazi-Architektur-Sachverständige oder womöglich gar studierte Nationalsozialismus-Forscherin. Nichts von alledem. Naja, obwohl jetzt vielleicht schon ein bißchen!
Wissen Sie, es geht mir ähnlich wie Ihnen: Sie leben ja nun auch schon ewig und drei Tage hier in unserem schönen Berlin, das ja nun mittlerweile wieder Hauptstadt ist. Und wenn man so wie ich, wie bereits erwähnt, sparen muss, kommt man direkt auf die Idee, sich mal vor der eigenen Haustüre umzuschauen. Und da ist mir aufgefallen, dass es ziemlich viele Touristen hierher zieht. Das muss doch einen Grund haben, dachte ich so bei mir. Und dann ist da ja auch noch meine Beschäftigung mit Frau Riefenstahl, aber das wird Sie vielleicht jetzt nicht so interessieren. Dass ich keine Nazi-Freundin bin, und auch sonst nicht zu Verharmlosungen neige, müssten Sie jetzt aber eigentlich schon mitbekommen haben, wenn Sie mir gut zugehört haben. Ach, haben Sie nicht? Keine Zeit oder woanders hingeguckt? Sehen Sie, ich habe ja für alles Verständnis, man kann das ja auch alles gar nicht auf einmal verdauen. Und dann immer noch meine privaten Betrachtungen und Befindlichkeiten zwischen den vielen Erklärungen. Ich habe doch für alles Verständnis. Und sehen Sie, deshalb habe ich für Sie, für zuhause, noch einmal eine kleine Sammlung der ganzen Etappen und Geschichten unserer heutigen kleinen Führung über das historische Olympiagelände angefertigt. Vielleicht haben Sie ja doch irgendwann einmal die Ruhe. Und wenn Sie dann noch Lust haben, mir eine kleine Rückmeldung zu geben, ob es Ihnen gefallen hat, freut es mich umso mehr. Das ist mir noch lieber als Trinkgeld. Aber Trinkgeld ist natürlich auch toll! Ich werde mir gleich davon eine schöne Tasse Kaffee gönnen. Vielen Dank und:
So ein Blog lässt sich ja auch wunderbar als Beichtstuhl benutzen. Macht man ja in wahrhaftiger Abgründigkeit so gut wie nie, wenn man ehrlich ist. Die kleinen Alltagsbekenntnisse, die man herausposaunt, sind meistens noch rational für andere nachvollziehbar und ethisch vertretbar. Ich habe mich soeben, obwohl ich nicht katholisch bin, im Badezimmer entschlossen, Beichte über ein abgründiges Tun meinerseits abzulegen.
BEICHTE:
Ich, Gaga Nielsen, verfolge seit circa einem halben Jahr drei Blogs, deren Schreiber mich nicht die Bohne interessieren. Ich missbrauche das akribische Studium ihrer Weblog-Einträge lediglich zur vergleichenden Analyse der möglichen Auswirkungen des laufenden Pluto-Transits. Da mir rein zufällig die Geburtsdaten zur Kenntnis kamen, als sie an anderer Stelle kommentierten, wurden sie zum Opfer einer Langzeitstudie meinerseits. Zum Teil sind mir die Schreiber oder ihre Einträge suspekt oder sogar unsympathisch. Ich lese ungeachtet dessen jeden Eintrag und Kommentar und verfolge zum Teil sogar deren Kommentartätigkeit an anderer Stelle, um zusätzliches Forschungsmaterial zur Verdichtung des jeweiligen Psychogramms zu bekommen. Zu diesen drei Weblogs kommen noch zwei Personen des öffentlichen Lebens, die mir ausgesprochen unsympathisch sind, aber ebenfalls die passende Konstellation im Geburtshoroskop aufweisen, um als Studienobjekt geeignet zu sein. Da diese beiden Personen der Öffentlichkeit in keinster Weise bloggen, bin ich auf das Studium ihrer biographischen Bewegungen durch Veröffentlichungen aus zweiter Hand, durch die Presse und in Foren angewiesen, wo diese Personen umfangreich stattfinden.
Nie im Leben käme ich auf die Idee, bei den von mir analysierten Bloggern einen Kommentar zu hinterlassen. Ich sitze ohnehin meist leicht genervt bis gelangweilt vor den mittelmäßigen Ergüssen, die vor blumigen Beschönigungen nur so strotzen. Die betreffenden Blogs bieten qualitativ einigermaßen vertretbares, wenn auch wenig aufschlussreiches Bildmaterial, aber glänzen vor allem in zwei Fällen durch systematisches Unter-den-Teppich-Kehren der vorhandenen eruptiven Vorgänge. Das Unterstellen eruptiver Vorgänge ist keine Phantasterei meinerseits, sondern tritt zu Tage, wenn man zwischen den Zeilen liest. Mich interessieren aber lediglich vorrangig diese plutonischen Bewegungen. Mal gibt es zwischendurch überraschend abgründige Offenbarungen, meistens andeutungsweise ("wenn ich darüber schreiben würde, was sonst noch bei mir los ist, ich kann euch sagen!) in Nebensätzen oder einem Kommentar, die in dem einen Fall dann auch gerne wieder nach einer gewissen Zeit gelöscht oder modifiziert werden, um das Prinzip der Darstellung einer erfolgreichen Lebensdynamik zu bedienen. Sehr interessant. Haarsträubend wird es immer dann, wenn die eine Person über Zukunftspläne spricht, in denen regelmäßig eine hanebüchene Selbstüberschätzung zu Tage tritt, was das vorhandene Talent anbelangt, das Voraussetzung zur Ausführung der Pläne wäre.
Durch diese Beobachtungen durfte ich auch lernen, dass es Bloggerkreise gibt, in denen Kommentartätigkeit zu 99 Prozent inhaltlich darin besteht, sich gegenseitig einen tollen Tag, eine tolle Woche oder ein tolles Wochenende zu wünschen. Tag für Tag, Woche für Woche, Wochenende für Wochenende. So kommen erstaunlich umfangreiche Kommentaraktivitäten- und stränge zustande. Für mich natürlich langweilig, aber wenn man wissenschaftlich arbeitet, bleibt es natürlich nicht aus, in der konkreten Feldforschung auch mit undynamischem Studienmaterial zu arbeiten. Und auch das ermöglicht wiederum eine langfristige, gefestigte Aussage über das Psychogramm.
Bei dem dritten Psychogramm anhand eines Weblogs handelt es sich eher um eine indirekte Studie des Geschriebenen. In dem Fall interessiert mich nicht die bloggende Person selbst, sondern die Darstellung der Beziehung zu einer relevanten (mir ebenfalls unbekannten und nur aufgrund des zufällig entdeckten Geburtsdatums gewählten) Nativität. Sprich: die Person, die als Beziehungspartner beschrieben wird und die Befindlichkeit der Beziehung spiegelt.
Zur Beruhigung: keines meiner Studienobjekte sind mir persönlich bekannte Blogger. Ich habe keinen davon getroffen oder bei ihm oder ihr kommentiert und bin auch in keinster Weise daran interessiert.
Über mein eigenes Psychogramm wollen wir doch an dieser Stelle lieber nicht sprechen. Ich habe selbstverständlich meine AbGründe.