25. August 2010

Kopf ist voll
heraus platzt der Brei
nun steht es fest:
die Gedanken sind frei
Zu viel von allem!
Erdrückt
von Klängen und Farben,
die durchaus
etwas Beengendes haben
sitze ich hier
und das,
woran ich zu leiden habe
ist eine dämliche
Schreibblockade


Fabian, der Wortpirat


(auch sehr süß: "Mathe ist ein Arschloch" "(...) Ich war es Leid und viele von euch werden mich verstehen, als ich beschloss die Mathematik zu töten!")

23. August 2010


H E I L

23. August 2010

(h)aha

22. August 2010

Sich selber rufen. Sich bei Lebzeiten nachrufen. Habe Bilder gemacht. Ja ja. Noch mehr. Es gibt so Schübe. Gesundheits-. Bei akuten Gesundheitsschüben manifestieren sich die Symptome in digitalen Bildern. Mein Sein. Was ich sehr mochte mag, gerade zuletzt, war der zwingende Charakter des Privaten, Persönlichen, Fleischlichen, Verletzten, Verlustigen, Liebenden bei Christoph. Da kam es, dass ich ihn nur noch Christoph nannte. So für mich. Vorher war er Schlingensief. Plötzlich war er so nah. Ist. Aber ich wollte dir nicht nachrufen, sondern mir selbst.



Ich nahm das Notebook mit auf den Balkon, sah schnell, dass das Licht zu gleißend war, um noch irgendeinen Kontrast zu erkennen. Auch mit Sonnenbrille kaum. Musik an. Klappe zu. Ich holte das Vogue-Heft, das ich zum Warten auf Frida gekauft hatte und legte es schützend auf den kleinen Rechner. Das Heft bedeckte gerade so das silbergraue Rechteck. So wird es die Hitze besser aushalten. Ich war zu faul, das Notebook mit den kleinen Lautsprechern wieder ins Zimmer zu räumen. Kaffee. Immer wieder Kaffee. Und Wasser. Gestern war das. Ich blätterte in dem wenig gelesenen Heft, las ein bißchen. Ganz schöne Sachen. In einer Fotostrecke entdeckte ich ein mir bekanntes Gesicht und dachte komisch, jemanden auf einem großen Foto in der Vogue zu finden, mit dem ich neulich einen trinken war. Die Bindung* löste sich auf.



Es gab zwei Bücher auf dem Balkon. Just kids, das ich gerade fertig gelesen hatte und noch einmal begann. Was ich noch nie tat. Ich habe noch niemals ein Buch gelesen, zugeklappt, und ein paar Stunden später wieder von vorne angefangen, als wäre es ganz neu. Obwohl - vielleicht hab ich das als Kind mit meinen Petzi-Büchern gemacht. Das kann schon sein. Ich hab hundert mal dieselben Bilderbücher angeschaut und gelesen. Weil ich mich immer wieder über bestimmte Bilder und Stellen freuen wollte. Das hat prima geklappt. Pattis Buch rührte mich von der ersten Seite. Petzi und Patti klingt ja auch ein bißchen ähnlich. Und jetzt, wo ich weiß, wie die Geschichte war, will ich sie noch einmal lesen. Mit dem Wissen um alles. So, wie sie es mit jenem Wissen schrieb. Den vielen kleinen und großen Bildern und déjà vus noch einmal nachspüren, die sie auf die Seiten wirft. Aus der Zeit. Aus Zeiten. Zurückholt, noch einmal leben lässt. Und wieder. Und wieder. And again. And again. And again. ... play it again Sam...



Und ein Bilderbuch. Ich hab es schon ein paar mal durchgeblättert. Es ist wie ein Film. Das sieht man ja auf den Fotos, auf meinen. Es war ein schöner Sommerferientag, gestern in Berlin. Ich stand auf, um die Kamera in den Schatten zu legen und erhaschte mein Bild, das mich in der Scheibe reflektierte. So entstehen meine Bilder eigentlich immer. Ich habe das schon manchmal befreundeten Bloggern erzählt. Ich lebe sozusagen so vor mich hin und sehe plötzlich einen Ausschnitt meines Daseins, der mir wie ein Foto vorkommt. Und dann hole ich die Kamera und drücke einfach drauf. Auf das Gelebte. Erlebte. Das kleine große Stück Leben. Es ist ganz einfach. Man muss sich ein bißchen bemühen, es sich möglichst schön zu machen. So schön, dass man die Kamera drauf halten will. Klingt irgendwie total einfach, jetzt wo ich es lese.



Es gibt aber ein paar Sachen, von denen man denkt, man hat keinen Einfluss darauf, ob sie schön oder nicht schön verlaufen. Darüber denke ich viel nach. Wenn ich es rausgekriegt habe, erfahrt ihr es als Erste. Obwohl ich schon eine diffuse Ahnung habe. Von der möglichen schönen Kraft von Wut. Und Trauer. Widerständen, Kräfte messen. Scheitern aber schön. Scheitern als Chance hieß der Slogan von Schingensiefs Aktion (da war er noch Schlingensief), fällt mir gerade ein. To Walk in Beauty versuchen empfehlen sagen predigen die Navajo, always. Also always to walk in beauty. Das ist mir schon nah. Das ist mir nicht fern. Der Wunsch. Dieses Begehr. Ja, das hat schon eine gewisse Poesie. Ich versuche herauszufinden, wie man das negativ Besetzte in ein schönes Universum integrieren kann. Vielleicht geht es gar nicht darum, das vermeintlich Negative zu ächten und zu geißeln, sondern nur den Platz zu identifizieren, an den es gehört, damit es seine Kraft so entfalten kann, dass man der Schönheit gewahr werden kann. Schönheit der Aggression. Schönheit der Wut. Schönheit der Rebellion. Schönheit aufbegehrender, feuriger, transformativer Kräfte. Also geht es um Transformation oder um Ausrichtung. Man kann auf Lava-Gestein sehr gut ein Steak grillen. Ein Lavafluss leuchtet auch sehr schön. Nur die Koexistenz mit anderen Lebensformen gestaltet sich für Lava etwas schwierig. Man muss so einem Lavafluss viel Platz einräumen und ihm im Zweifel aus dem Weg gehen. So ein Lavafluss hat es eigentlich sehr gut. Er muss sich nichts sagen lassen. Keiner versucht, belehrend auf ihn einzuwirken. Ich bin ein bißchen neidisch.



Bilder also. Meine Freundin Nanou entdeckte sie schon heute Nachmittag irgendwann. Ich lade ja ganze Strecken hoch und verlinke immer erst, wenn ich etwas dazu schreibe. Aber sie wurde vorher darauf aufmerksam, weil sie dieses Bild in dem Kommentar entdeckte und ahnte, dass sich mehr Bilder dahinter verstecken. Später telefonierten wir und ich merkte etwas zu einem anderen Bild an, das Frida zeigt, wie sie offenbar lacht, aber die Hand schützend vor den Mund hält. So interpretiere ich das Bild, nicht wie der Verfasser der Bildunterschrift "Frida Kahlo machte ein obszöne Geste". So ein Quatsch. Frida hatte große Hemmungen, ihre Zähne zu zeigen, weil die nicht das Beste an ihr waren. Es kann auch sein, dass sie eine Zahnlücke in der Mitte hatte, es gibt ein einziges Bild, wo man das ahnen kann. Sie hat immer darauf geachtet, den Mund geschlossen zu halten, weil sie sich so geniert hat. Von wegen obszöne Geste. Dummes Zeug. Ich hatte auch einen Minderwertigkeitskomplex (nicht nur einen) als Kind. Unter anderem wegen meiner Zahnlücke. Irgendwann wurde ich nicht mehr gehänselt deswegen und hab den Komplex einfach vergessen. In den letzten Jahren haben sich sogar zwei ausgewiesene Liebhaber meiner Zahnlücke gefunden. Einer hat sich sogar schon beschwert, dass sie kleiner geworden wäre und ich dringend zum Zahnarzt müsste, um dem womöglich drohenden Schwinden der Lücke Einhalt zu gebieten. Ich glaube, ich muss schlafen gehen. Ich schreibe schon ganz schwafeliges Zeug, dabei wollte ich nur ein bißchen Text haben, wenn ich die Bilder hier reinklebe. Ober- und unterhalb. Also fertig.



[ alle Bilder ]


*) des Heftes

21. August 2010

(...= ) nicht tot. So ein Quatsch. Dass die Zeitungen immer lügen müssen. Genauso mit Rio und John Lennon und Bob Marley. Von Jimi Hendrix gar nicht zu reden. Oder Marilyn. Oder die Elvis-Lüge. Die Zeitungen hängen mir zum Hals heraus. Christoph sieht das ganz bestimmt genauso wie ich und zwinkert lustig dazu. Außerdem hat er oft genug betont, dass er keinen Bock auf Himmel hat. Schon alleine deswegen ist Christoph Schlingensief nie und nimmer tot. Bitte glaubt nicht, was in der Zeitung steht. Bin ich froh!

19. August 2010



»(...) An einem Tag im Spätsommer zogen wir uns unsere Lieblingssachen an (...) Wir fuhren mit der U-Bahn zur West Fourth Street und verbrachten den Nachmittag am Washington Square. Wir teilten uns Kaffee aus einer Thermoskanne und beobachteten die Ströme von Touristen, Kiffern und Folksängern. Glühende Revolutionäre verteilten Flugblätter gegen den Krieg. Schachspieler zogen ihr eigenes Publikum an. Es war ein friedliches Nebeneinander, gebettet auf einen Klangteppich aus Tiraden, Bongos und Hundegebell. Wir gingen gerade auf den Springbrunnen zu, das Epizentrum aller Aktivität, als ein älteres Paar stehen blieb und uns unverholen angaffte. Robert freute sich, dass er Aufmerksamkeit erregte, und drückte liebevoll meine Hand.

"Oh, take their picture," said a woman to her husband, eyeing the young couple. "I think they're artists. They might be somebody someday." Her husband shrugged. "They're just kids."«


Patti Smith, Just Kids, S. 62, dt. Übers. Clara Drechsler u. Harald Hellmann







I was a wing
in heaven blue
soared over the ocean
soared over Spain
and I was free
I needed nobody
it was beautiful
it was beautiful

I was a pawn
didn't make a move
didn't have nowhere
that I could go
but I was free
I needed nobody
it was beautiful
it was beautiful

and if there's one thing
could do for you
you'd be a wing
in heaven blue

I was a vision
in another eye
and they saw nothing
no future at all
yet I was free
I needed nobody
it was beautiful
it was beautiful

and if there's one thing
could do for you
you'd be a wing
in heaven blue

and if there's one thing
could do for you
you'd be a wing
in heaven blue

and if there's one thing
could do for you
you'd be a wing
in heaven blue


Patti Smith



[...]

17. August 2010



►watch on youtube

Frau Nielsen räumt auf und findet in ihrem Filmarchiv eine historische Aufnahme aus dem Jahre 2009. Genauer gesagt, vom 27. April 2009. Ein erster zaghafter Versuch, sich dem Tonfilm anzunähern. Kästner hatte gerade sein 1928 entstandenes Gedicht vom gar herrlichen Jardin du Luxembourg verfasst und es mir im Café Größenwahn in die Hand gedrückt. Oder war es in der Weltlaterne? Ach, ich weiß es einfach nicht mehr! Aber bevor ich die Aufnahme mit der Tonfilm-Übung wegwerfe, kann ich sie genauso gut veröffentlichen. Wir habe alle einmal klein angefangen, auch wenn wir auf noch so glorreiche Zeiten der Ära des Stummfilms zurückblicken können. Im Anschluss sehen Sie in gewohnter Manier noch ein paar klassische Bilder des Nielsen’schen Stummfilm-Œuvres, mit dem üblichen Klaviergeklimper. Kritiker werfen mir ja immer wieder einen Hang zur Verklärung vor, auch von Kitsch wird sicher wieder hie und da die Rede sein, doch mir ist nur wichtig, dass es meinem treuen Publikum gefällt! Viel Freude dabei!

Ach ja, P.S. die Telephonszene entstand bei einem Original-Telephonat über Fernsprecher mit meiner alten Freundin Nanou, mit der ich schon seit meinen frühesten Stummfilmtagen innig befreundet bin. Deswegen habe ich entschieden, Opus 48 ihr zu widmen, zumal sie den Park viel besser kennt als ich. Ich war ja nur einmal da...! Wann war das gleich... 1925? Ach, Kinder wie die Zeit vergeht!

15. August 2010

"(...) Aber es tut nicht weniger weh oder mehr gut, wenn man es in die Welt schrei(b)t. ist nur anders festgehalten. Manifest(er). Für's Erinnern. Ich hab gerade zurückgeblättert, vor einem, zwei, drei, vier, fünf, sechs Jahren... man kann sich deutlicher erinnern, die Bilder kommen dichter zurück und damit die Gefühle... das ist manchmal gut und manchmal schmerzhaft(-schön)."

15. August 2010



Habt Ihr einen schönen Sonntag?

12. August 2010



Lustig und ernst. Telefonat mit Jan. Vorhin. Provozierend, nicht beruhigend, wenn er so investigativ fragt. Wenn man an sich selbst plötzlich so bewusst wahrnimmt, wo man meint, sich abgrenzen zu müssen. Das ist interessant. Oder sich verteidigt, die Grenzen, die man zieht, verteidigt. Und warum. Es ging vor allem um Familiengeschichte. Meine. Die Ängste der Elterngeneration. Das mit Strenge ummäntelte Schutzbedürfnis meiner Eltern uns beiden Kindern gegenüber, das zu Enge wurde, den Freiheitsdrang anstachelte. Die Gegenkraft auf den Plan rief. Was man vorgelebt bekam, was man nicht wollte, später für sich selbst, wenn man erwachsen wäre. Ich. Man ist natürlich immer ich.



Aber davor. Und das ist jetzt wieder mein schlenkerpuppenhaftes Schreiben, meine Gedanken- und Gefühlssprünge, chronologisch chaotisch. Die Frage nach meinem Befinden beantworte ich mit "kann man alles in meinem Blog lesen..." "Aber ich will es lieber von dir hören". Zaghaftes Nachhaken, zaghafte Verweigerung. Ich lenke ein bißchen ab, auf meinen Frida-Eintrag. Jan ist schließlich kunstaffin, haha. Nun interessiere dich doch mal ein bißchen! Warst ja auch nicht drin, in der Ausstellung.



Wir telefonieren also, ich trinke Bordeaux und er blättert währenddessen zu meinem Blog und fängt launig an, den Frida-Eintrag vom ersten bis zum letzten Satz vorzulesen. Aber vollendet. Ich durfte ja schon so mancher Blog-Lesung beiwohnen, die mich auch an der Sinnhaftigkeit des Konzeptes zweifeln ließ. Aber das gerade eben. Theatralische Übertreibung an der richtigen Stelle, als hätte er den Text schon mindestens fünfmal gelesen. An Stellen, die mir so gar nicht in den Sinn gekommen wären. Teilweise kommen mir die Sätze eitel vor. Dann wieder putzig. Das sollen sie natürlich auch, Jan liest sie extra so. Wo ich Kennerschaft durchblicken lasse, verfällt er in französischen Akzent, damit die ganze Raffinesse meiner verfeinerten Kunstsinnigkeit noch besser zum Ausdruck kommt. Ich kann seine affige Schnute durchs Telefon sehen. Auch versäumt er nicht, korrigierende Einschübe einzuflechten, wichtige Ergänzungen, Sätze, die ich eben ganz offensichtlich vergessen habe. Großes Kino. Das waren gerade ein paar sehr schöne Stunden mit dir am Telefon. Und auch das sehr Ernste danach.



Heute mal früher ins Bett. Aber erst noch ein Gute Nacht-Schluck. Müde bin ich geh zur Ruh, schließe meine Äuglein zu. Santé.

g a g a
Christoph M. und? Gaga...
26.04.24, 01:13
g a g a
:-)
26.04.24, 01:02
NeonWilderness
Yay, es muss auf den...
25.04.24, 23:49
g a g a
g a g a
Isabel Bogdan Aber...
24.04.24, 21:55
g a g a
Margarete 24. April...
24.04.24, 19:35
g a g a
Margarete 22. April...
22.04.24, 23:39
g a g a
Margarete 22. April...
22.04.24, 22:18
g a g a
Margarete 22. April...
22.04.24, 20:27
g a g a
MARGARETE 21. APRIL...
22.04.24, 14:27
g a g a
Im Grunde ist Sonne...
22.04.24, 14:19
kid37
Hier entpuppte sich...
22.04.24, 14:06
g a g a
g a g a
P.S. Das Album Stubete...
20.04.24, 16:25
g a g a
Klaus Ungerer Gaga...
20.04.24, 16:10
g a g a
Klaus Ungerer cool,...
20.04.24, 15:09
g a g a
Gaga Nielsen 20. April...
20.04.24, 14:57
g a g a
Margarete 20. April...
20.04.24, 14:54
g a g a
Lydia G. Jan Sobottka:...
20.04.24, 14:50
g a g a
Jan Sobottka wie war...
20.04.24, 14:43

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