30. November 2014




Café Central. Wikipedia. "Das Café Central ist ein Kaffeehaus in Wien. Es befindet sich in der Herrengasse 14 im Ersten Bezirk im ehemaligen Bank- und Börsengebäude, das heute nach seinem Architekten Heinrich von Ferstel Palais Ferstel genannt wird (...) Das Café wurde 1876 von den Gebrüdern Pach eröffnet; im späten 19. Jahrhundert wurde es, auch durch den Abriss des Café Griensteidl, zu einem der wichtigsten Treffpunkte geistigen Lebens in Wien. Zu den Stammgästen zählten unter anderem Peter Altenberg, Alfred Adler, Egon Friedell, Hugo von Hofmannsthal, Anton Kuh, Adolf Loos (der das Café Museum entwarf), Leo Perutz und Alfred Polgar. Der Schriftsteller Alfred Polgar schrieb in Die Theorie des Café Central: „Das Central ist nämlich kein Caféhaus wie andere Caféhäuser, sondern eine Weltanschauung. Seine Bewohner sind größtenteils Leute, deren Menschenfeindlichkeit so heftig ist wie ihr Verlangen nach Menschen, die allein sein wollen, aber dazu Gesellschaft brauchen. Die Gäste des Central kennen, lieben und gering schätzen einander. Es gibt Schaffende, denen nur im Central nichts einfällt, überall anderswo weit weniger. (...)"



Dieses Polgar-Zitat findet man auf ungefähr zwanzigstausend Seiten im Internet, aber nur selten einen anderen Auszug oder gar den gesamten Text. Ich hatte keine rechte Lust, abermals nur diese breit getretenen Zeilen zu kopieren und so stagnierte die Inspiration für den Café-Central-Eintrag ein wenig. Denn ich war ja nicht drin, wie ich schon bekannt habe. Dennoch ist es mir möglich gewesen, diese Bilder zu fotografieren. Das geht, indem man nah an der Scheibe der Glastür steht. Nicht, dass man uns nicht als Gäste gewollt hätte. Wir hatten beim Blick auf das Geschehen, keine Lust, vor der Tür im Regen zu stehen. Wartend, bis die ebenfalls wartende japanische Reisegruppe vor uns Einlass erhalten haben würde und wir demzufolge die nächsten Nachrücker wären, eine halbe oder dreiviertel Stunde später. Sicher wären wir eine Bereicherung gewesen. Der Anteil an Literaten im Kaffeehaus hätte dadurch zwar keinen so hohen Prozentsatz wie vor hundert Jahren erlangt, aber immerhin. Im direkten Vergleich mit den mutmaßlich überwiegend nur Ansichtspostkarten schreibenden Gästen des heutigen Café Central des Jahres 2014, wären wir beide wohl annähernd Premium-Literaten. Duke hat immerhin einen vielseitigen Roman und diverse Verse veröffentlicht, und ich beglücke die Welt meinerseits seit bald elf Jahren mit schriftlich fixierten Befindlichkeiten, Literatur hin, Literatur her. Wir wollen nicht kleinlich sein. Aber man ist sich auch nicht immer nur selbst genug.



Und dann geht man in die Welt und sucht Inspiration. Nicht nur in schöner, alter Kaffeehaus-Architektur. Das Publikum ist durchaus von Bedeutung. So wirft man einen Blick durch die polierten Scheiben und verzichtet dann ohne Wehmut darauf, den Knauf zu drücken, und schaut statt mit eigenen Augen später im Internet an, wie das Café en detail von Innen ausgeschaut hätte. Jetzt, ein paar Tage, nachdem ich mit meiner nicht vorhandenen Inspiration für diesem Eintrag schwanger gegangen bin, habe ich über den Wikipedia-Eintrag zu Alfred Polgar doch noch den ganzen Text von ihm zum Central gefunden. Ich entsinne mich, in den Achtziger Jahren begeistert einige Werke von Alfred Polgar gelesen zu haben, in der Amerika-Gedenk-Bibliothek ausgeliehene Bücher, es ist so lange her, dass ich nicht mehr sagen könnte, welche das waren, aber sie handelten immer von Berlin, der Berliner Theater- und Literatenszene, selten von Wien, und sie waren immer gleichermaßen launig, gebildet wie auch boshaft. Es waren wahrscheinlich Texte, die er als Kritiker für das Feuilleton des Berliner Tageblatts und des Böse Buben Journals verfasst hat.



Dass er einen Wiener Hintergrund hatte, wusste ich nur aus einem Klappentext von einem Buch. Im Wikipedia steht es natürlich genau, wie es sich verhält: "(...)1908 erschien Polgars erstes Buch Der Quell des Übels. Der Ort, an dem Polgar zu dieser Zeit am häufigsten verkehrte, war das Café Central, in dem er in Gesellschaft von (s. o.) anzutreffen war und er viel Material für seine scharfsinnigen Beobachtungen und Analysen fand. (...) Gemeinsam mit Egon Friedell schrieb er ab 1921 das Böse Buben Journal. In den 1920er Jahren lebte Polgar überwiegend in Berlin. Viele Artikel von ihm erschienen in dieser Zeit im Berliner Tageblatt (...) Nach der Machtergreifung Hitlers in Deutschland wurden seine Bücher verbrannt und Polgar musste über Prag nach Wien zurückkehren. 1938 war er nach dem Anschluss Österreichs abermals gezwungen, die Flucht zu ergreifen. (...) Über Zürich emigrierte er nach Paris (...) Nach dem Einmarsch der Deutschen in Frankreich 1940 floh er nach Marseille, von wo aus ihm (...) über Spanien und Lissabon die Emigration in die USA gelang. In Hollywood arbeitete er unter anderem als Drehbuchautor für Metro-Goldwyn-Mayer. Ab 1943 lebte er in New York, wo er die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt. Er schrieb für Exilzeitungen, wie den Aufbau, und amerikanische Magazine, wie Time sowie Panorama in Buenos Aires. 1949 kehrte er nach Europa zurück (...) und ließ sich in Zürich nieder." (Wo er starb.)



Hier ein paar schöne Auszüge aus dem Polgar-Text zum Central: "Der Centralist lebt parasitär auf der Anekdote, die von ihm umläuft. Sie ist das Hauptstück, das Wesentliche. Alles übrige, die Tatsachen seiner Existenz, sind Kleingedrucktes, Hinzugefügtes, Hinzuerfundenes, das auch wegbleiben kann. Die Gäste des Café Central kennen, lieben und geringschätzen einander. Auch die, die keinerlei Beziehung verknüpft, empfinden diese Nichtbeziehung als Beziehung, selbst gegenseitiger Widerwille hat im Café Central Bindekraft, anerkennt und übt eine Art freimaurerischer Solidarität. Jeder weiß von jedem. Das Café Central ist ein Provinznest im Schoß der Großstadt, dampfend von Klatsch, Neugier und Médisence. (...) die schiefe Lichtbrechung ihres Mediums zu mancherlei Kurzweil nützend, immer voll Erwartung, aber auch voll Sorge, daß einmal was Neues in den glänzenden Bottich fallen könnte (...) Teilhaftig der eigentlichsten Reize dieses wunderlichen Caféhauses wird allein der, der dort nichts will als dort sein. Zwecklosigkeit heiligt den Aufenthalt. Der Gast mag vielleicht das Lokal gar nicht und mag die Menschen nicht, die es lärmend besiedeln, aber sein Nervensystem fordert gebieterisch das tägliche Quantum Centralin. Mit Gewöhnung allein ist das kaum zu erklären, auch nicht damit, daß es den Centralmenschen, wie den Mörder an den Ort der Tat, immer dorthin ziehe, wo er schon so viel Zeit totgeschlagen, ganze Jahre ausgerottet hat. Also was denn ist es? Das Fluidum! Ich kann nur sagen: das Fluidum! Es gibt Schreiber, die nirgendwo anders wie im Café Central ihr Schreibpensum zu erledigen imstande sind, nur dort, nur an den Tischen des Müßigganges, ist ihnen die Tafel der Arbeit gedeckt, nur dort, von Faulenzlüften umweht, wird ihrer Trägheit Befruchtung. Es gibt Schaffende, denen nur im Central nichts einfällt, überall anderswo weit weniger. (...) die Drohungen der Ewigkeit dringen nicht durch die Wände des Café Central, und zwischen diesen geniessest du der holden Wurschtigkeit des Augenblicks. Über das Liebesleben im Café Central, über den Ausgleich der sozialen Unterschiede in ihm, über die literarischen und politischen Strömungen, von denen seine ausgefransten Küsten bespült werden, über die in der Centralhölle Verschütteten die dort sehnsüchtig ihrer Ausgrabung harren, hoffend, daß sie nie stattfinden werde, über das Maskenspiel von Witz und Dummheit, das in jenen Räumen jede Nacht zur Fastnacht wandelt, über dies und anderes wäre noch viel zu sagen. Aber wer sich für das Café Central interessiert, der weiß das alles ohnehin, und wer sich nicht für das Café Central interessiert, an dessen Interesse haben wir keines." Und da sind in der Tat noch viele schöne Passagen, die man zitieren könnte. Wie es einmal war. Vor langer, langer Zeit.



Ein wenig muss ich beim nochmaligen Lesen des Polgar-Aufsatzes denken, dass man viele Beobachtungen auf das große, virtuelle Kaffeehaus der Blogosphäre übertragen könnte. (Probieren Sie es aus, einfach "Centralisten" durch "Blogger" oder "Twitterer" oder "Internet-Leute" ersetzen und "Café Central" durch "Blogosphäre" oder "Twitter" oder "Internet" - Nein, "Facebook" eher nicht. Oder? Ihnen fällt schon etwas Passendes ein.) Dass im Wikipedia-Eintrag zum Central kein einziger zeitgenössischer Autor vorkommt, ist ja leider auch ein Hinweis, dass das heutige Café neben seiner fulminanten Architektur und Tradition von einer Aura von versunkenem geistigem Leben profitiert, das man holprig aus der Vergangenheit channeln muss. Die Gegenwart gibt in dieser Richtung nichts her, offenkundig, obwohl es auch WLAN gibt. Ich kann mich nicht entsinnen, an einem Tisch jemand mit Notebook gesehen zu haben. Aber wer schreibt schon in einem Museum. Wer heute in Wien mit einem Schreibgerät am Kaffeehaustisch sitzt, tut das vielleicht noch eher bei Starbucks, wie überall auf der Welt. Wenn ich in der Rosenthaler Straße in Berlin an dem Laden vorbeilaufe, der in der Tat mit seinen ausgefeilt durcheinander gewürfelten, gemütlichen Polstermöbeln wie ein zeitgenössisches Kaffeehaus-Zitat wirkt, sehe ich an zehn von zehn Tischen Zwanzig- bis Dreißigjährige aus aller Welt vor einem Notebook sitzen und tippen. Vielleicht auch nur digitale Ansichtspostkarten, wer weiß. Ich tippe hier ja auch nur Reisenotizen, ich sollte mir die Überheblichkeit sparen. Vielleicht sitzen die Wiener Literaten ja im Rüdigerhof, von einem weiß ich es bestimmt. Oder vielleicht auch im Jelinek, wo wir dann hin sind. Mit einem Taxi durch den Regen.

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25. November 2014









Wenn es kein Brot gibt, dann isst man eben Kuchen! (»S'ils n'ont pas de pain, qu'ils mangent de la brioche«) Die gern zitierte Anspielung geht wohl gar nicht auf die geköpfte Antoinette zurück, sondern stammt aus einem Roman von Rousseau. Und warum fällt mir das jetzt ein... - - ah - ein Palais. Ja natürlich, das Palais Ferstel. In so einem Palais da fühle ich mich ja immer gleich daheim. Obwohl das Ferstel, streng genommen, schon von jeher eine Passage war, und keineswegs ein Palais. ("Die Bezeichnung Palais ist unhistorisch.") Aber es klingt doch so prachtvoll. Und das sind die zahllosen Bogengänge und reichverzierten schmiedeeisernen Tor- und Fenstergitter mit ihren Arabesken ganz zweifellos. Der alte Ferstel (der war nämlich der Baumeister) hat schon gewusst, was was hermacht. Ein königlicher Bogen jagt den nächsten. Das reinste Bogen-Schießen! Schon großartig, das Ferstel. Auch wieder so ein Name, wo ich mich frage, woher mir der so geläufig ist. "Palais Ferstel". Keiner hat mir je davon erzählt. Mein Architektur-Studium liegt nun auch schon so weit zurück, dass ich mich jetzt direkt gar nicht mehr richtig daran erinnern kann, ob es sich dabei vielleicht doch nur um Wunschdenken handelt. Eventuell ein dunkles Raunen von der einen oder anderen durchblätterten, reichhaltig bebilderten Geschichte über Wien und seine schönsten Einkaufsgeschäfte in einer alten Vogue. Das klingt mir doch recht wahrscheinlich. (Man soll auch nicht zu viel lügen.)




Das macht sich ja auch alles ganz exzellent für Modefotografie. So hindrapiert, an so einen Bogen. Oder im Café Central. Das ist auch da, das hochberühmte Kaffeehaus. Es ist aber nicht in der Strecke, weil ich die paar wenigen Bilder, die ich vom Central habe, extra präsentieren will. Das macht mehr her! Das war nämlich unser Kaffeehaus-Tag, dieser schöne Regentag in Wien, unser letzter. Obwohl wir nicht im Central waren, weil es viel zu voll war, werde ich ein klein wenig so tun als ob. Merkt ja keiner. Nächste Strecke. Und dann kommen nur noch Kaffeehäuser, wo wir auch drin waren. Denn es war ja, wie erwähnt, der perfekte Regentag.






Freuen Sie sich also nicht nur auf einen als-ob-Kaffeehaus-Besuch im Central, sondern auch noch auf richtige. Im Jelinek, und im Griensteidl am Michaelerplatz und zuguterletzt im ganz und gar unverzichtbaren Hawelka. Und vorher gibt es noch ein schönes Essen im Ristorante Fratelli mit Adriano Celentano (leider nur im Radio) und einem Regenspaziergang durch den Hof der Hofburg. Und fast hätten wir es auch noch ins Sisi-Museum geschafft. Aber alles kann man halt nicht auf einmal machen. Und dann heißt es auch schon bald Abschied nehmen. Aber noch dürfen Sie uns ein bißchen begleiten. Ich wollte nur schon einmal ganz dezent ankündigen, dass es nicht mehr ewig so weiter gehen wird. Also genießen Sie die letzten Stunden in Wien bitte noch umso mehr.






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23. November 2014





Noch gemeinsam etwas trinken. Nach ein bißchen herumschauen um den Karlsplatz herum (ist der nah zum Kunsthistorischen Museum? Muss ich direkt mal schauen... tatsächlich nur wenige Schritte entfernt, mir war auch, dass wir nicht weit gelaufen sind), wo in einem modernen Lokal, das Victor und mir sehr gut gefallen hätte, die Küche schon zu war, sind wir ein bißchen ratlos Richtung Club U in dem einen Otto-Wagner-Pavillon am Karlsplatz, wo unten nicht viel los war. Und dann nach ganz oben, unters Dach vom Pavillon, wo sich eine etwas improvisiert wirkende Lokalität befindet. Schon eine richtige Bar, aber dann im hinteren Bereich ein Raum, wohl eine ehemalige Wartehalle, vermute ich, wo ein paar ausrangierte Polstermöbel gestanden haben. An der Wand waren über der Siebziger-Jahre-Kunstledercouch lustige, so streetartmäßig improvisiert, auf Pappkarton geklebte, bunte Kunstwerke. Dass es da eher nichts zu essen geben würde, war mir schon recht bald klar, weil es ja auch keine Tische gab, wo man einen Teller hätte draufstellen können. Ich habe dann begriffen, dass ich mich wohl von der Vorstellung verabschieden muss, den Abend, als Krönung, in einem lauschigen Restaurant mit einem drei-Gänge-Menü und besten Weinen zu beschließen. Ich glaube, ich habe einen Filterkaffee getrunken, schwarz. Und Duke und Victor Bier aus der Flasche, wie das Männer so gerne machen. Nun hatte ich mich ja den ganzen Abend mit Alkohol zurückgehalten, weil ich noch in der Rekonvaleszenz war und dachte, ich müsste meine Kapazitäten für das opulente Abendessen aufsparen, wo ich dann nicht mehr mit alkoholischer Begleitung geizen wollte. Wir erinnern uns: es war noch immer der 14. Mai, an dem ich ziemlich verkatert und anlehnungsbedürftig mit Duke zum Belvedere gelaufen bin. Das letzte, was ich gegessen hatte, war das Schnitzel im Belvedere-Café, gegen Mittag. Und danach nur noch mehrere Tassen Kaffee, einmal im Schwarzenberg und dann vielleicht noch dazwischen, als wir kurz heim sind, vor dem abendlichen Ausflug zum Ganymed, wo ich im Kuppelcafé auch wieder nur Kaffee getrunken hatte. Mittlerweile ging es mir auch schon wieder recht prima. Zumal die schönen Erlebnisse beim Ganymed meinem Befinden auch insgesamt zuträglich waren. Jedenfalls habe ich dann in der Kneipe im Otto-Wagner-Pavillon - ich nenne das Lokal mangels genauerer Kenntnis einfach "Otto-Wagner-Club", meinen Kaffee getrunken und meine Fotos durchgeschaut und ein bißchen herumgeknipst, während sich Duke und Victor sehr nett unterhalten haben. Über ihre künstlerischen Projekte, und an was sie gerade schreiben, und wie man so überlebt. Einmal ging es irgendwie darum, dass ich bestimmt habe, wann wir aufstehen und frühstücken und aufbrechen oder so ähnlich, also während der letzten Tage, in der Ferienwohnung in Wien, und da dachte ich so bei mir, das hört sich an, als wären wir dreißig Jahre verheiratet, wie Duke das gerade Victor erzählt. Das hat mich ganz seltsam berührt, weil wir ja kein Paar sind und er damals, vor dreizehn, vierzehn Jahren, als man davon hätte reden können, nie solche leicht vereinnahmenden, vertraulichen Bemerkungen gemacht hatte. Ob es damit zu tun hatte, dass er die Geschichte von Victor und mir kannte und rückwirkend ein bißchen Revier markieren wollte? Duke und ich kannten uns seit Neunzehnhundertdreiundachtzig und hatten uns heimlich angeschmachtet, er war anderweitig liiert und ließ sich daher wenig anmerken. Und ich mir auch so wenig wie möglich.



Das unerfüllte Sehnen zog sich fast drei Jahre hin und dann begegnete mir Victor und ich verliebte mich sehr in ihn. Da wurde nicht lange gefackelt, ich musste ihn nicht ein paar Jahre lang vergeblich anbeten. Es währte ein paar Monate, und dann zog ich im April '86 weit weg, nach Berlin, wo ein anderes Leben begann. Ca. 1987 ließ mir Duke aus der Ferne einen Gruß übermitteln, durch einen gemeinsamen Freund, der mich in Berlin besuchte, mehr geschah nicht. Durch eine selten schicksalshafte Fügung bekam ich im Januar 2000, also fünfzehn Jahre, nachdem ich Duke das letzte mal gesehen hatte, vielleicht bei diesem Nico-Konzert 1985, ein Theaterprogramm in die Hände, auf dem vermerkt war, dass im Theater am Südwestkorso in Berlin, ein Stück namens "Uhrwerk Banane" gespielt wird, von dem Autor Duke Meyer. Es durchzuckte mich, und ich nahm per Mail Kontakt mit der Leitung des Theaters auf, um zu erfragen, ob sie eine Mail-Adresse des Autors haben und eine kleine Botschaft von mir weiterleiten könnten. Ich schrieb nur wenige Zeilen, "ich weiß nicht, ob du dich noch an mich erinnerst...." usw., nur wenige Stichworte und einen Gruß. Das war am 13. Januar 2000. Immer wieder schaute ich in mein Mail-Postfach, aber da kam nichts. Und dann, etwa fünf Tage später, sah ich eine Mail. Sie war von Duke. Es war die längste E-Mail, die ich je von jemandem bekommen hatte. Ich druckte sie aus. Es waren in kleingedruckter Schrift, höchstens 9 Punkte, 8 DIN A4-Seiten. In denen er mir nicht nur mitteilte, dass er sich sehr wohl an mich erinnern würde, sondern auch, dass es ihm damals genauso ging wie mir. Was mir all die Jahre nicht klar war. Ich hatte nur so ein bestimmtes Gefühl. Auf den übrigen Seiten erzählte er mir sein Leben seither, all die Jahre. Und dass er bis vor zwei Monaten noch in Berlin gewohnt hätte. Das hat mir einigermaßen die Sprache verschlagen. Er hatte, wenn auch nur für etwa zwei Jahre, in Berlin gelebt und ich hatte nichts davon gewusst. Und nun war er - der Liebe wegen - gerade wieder weggezogen, in eine kleine Stadt in Süddeutschland, wo seine neue Liebe ihren Lebensmittelpunkt hatte. Von dieser Mail an schrieben wir uns täglich. Bis wir uns in Berlin wiedertrafen, es war im April Zweitausend, hatten wir uns gut und gerne schon tausend Mails geschrieben. Im April kam er nach Berlin und wir trafen uns am Alexanderplatz im Verlagsgebäude vom Berliner Verlag, wo er ein Interview hatte. Es würde zu lange dauern, und wäre mir auch zu aufwühlend, zu beschreiben, was nach dieser Begegnung geschah. Wir mussten nach dieser siebzehn Jahre zurückliegenden, unerfüllten Sehnsucht etwas nachholen. Und das taten wir. Er zog nicht wieder nach Berlin, aber war ab und zu hier. Und während dieser Zeit entstanden auch die Filmaufnahmen, die ich im April letzten Jahres digitalisieren ließ und verarbeitete.



Das letzte mal sah ich ihn Mitte Dezember 2002, so lange ging unsere Geschichte. Und dann brach der Kontakt ab. Ich hörte nie mehr von ihm. Alles, was ich seither über ihn erfahren konnte, war durch das Internet, wo er ab 2004 einmal im Monat etwas schrieb, was ihn bewegte und was er tat. Das Netz macht es möglich, dass man sich auch nach Ende eines Kontaktes noch weiter ein Bild von jemandem machen kann. Ich brauchte lange, um über das plötzliche Ende hinwegzukommen. Aber im Jahr 2007 hatte ich es endlich verarbeitet. Ich wusste auch, dass er eine Frau, eine Wienerin, gefunden und sogar geheiratet hatte, die - wie ich fand - sehr gut zu ihm passte. Ich spürte keinen Argwohn mehr, ich wünschte ihm innerlich Glück und Frieden. Als ich die Filmaufnahmen wieder fand, und sie digitalisiert nach und nach verarbeitete, war mir recht bald klar, dass es unangemessen wäre, ihm das nicht zu Kenntnis zu geben. Was ich mit einer Mail-Notiz tat, ohne viele Worte. Ich schickte ihm immer einen Link, wenn ein neues Opus mit ihm fertig war. Er dankte meistens kurz, das war es dann auch. Das war im Sommer 2013, im Juli. Und dann starb mein Neffe, Ende Juli. Und ich hatte das dringende Bedürfnis, ihm das mitzuteilen, weil er indirekt damit zu tun hatte, dass sich die Eltern meines Neffen, mein Bruder und die Mutter des Jungen überhaupt trafen. November 1983. Ich war bei einem Konzert von Dukes Band und lange vorher da. Und die spätere Lebensgefährtin meines Bruders auch. Sie sprach mich an. Wir befreundeten uns und so lernte sie meinen Bruder kennen. Ich war nur wegen Duke bei diesem Konzert. Wäre er nicht aufgetreten, wäre ich nicht dort gewesen, hätte ich die Frau, die später eine gute Freundin wurde, nicht getroffen, hätte sie vielleicht meinen Bruder nie kennengelernt und wäre mein Neffe vielleicht nie geboren worden... Wie das Leben so spielt. Ich wollte Duke auch deshalb über den Tod in Kenntnis setzten, weil ich sah, dass die beiden auf facebook befreundet waren und ich wissen wollte, ob sie sich überhaupt tatsächlich kannten, oder ob es nur so eine facebook-Bekanntschaft war. Duke schrieb mir auf die Mitteilung des Todes meines Neffen sehr bewegt und einfühlsam zurück, nein, er konnte sich nicht erinnern, ihn je persönlich getroffen zu haben. Aber mein Neffe wusste ziemlich gut, wer Duke war, weil seine Mutter ihm manchmal von früher erzählte, wie sie seinen Vater kennengelernt hatte. Duke war gerade in einem Sommerurlaub bei Freunden in Spanien, als er mir zurückschrieb. Seither wurde unser Austausch wieder persönlicher und wortreicher. Und die Idee kam auf, dass wir uns noch einmal sehen wollten, bevor wir selbst das Zeitliche segnen. Was zunächst pathetisch wirken mag, angesichts unseres mittleren Alters, Duke ist 1959 geboren und ich 1965. Aber wenn man gerade einen achtundzwanzigjährigen, jungen, gesunden Mann begraben hat, kommen einem solche Gedanken. Und weil Duke immer wieder so begeistert von Wien schrieb, dachte ich, es wäre eine schöne Idee, dass wir uns in Wien noch einmal treffen. In Frieden und Versöhnung. In Freundschaft und Verbundenheit. Und wie es das Schicksal so will, erfuhr ich gerade in diesen Monaten, Ende 2013, Anfang 2014, dass es Victor noch gab. Lange fand ich keine Spur von ihm im Netz, obwohl ich all die Jahre immer einmal wieder schaute. Und nun doch. Ich fand ihn und sah, dass er mittlerweile in Wien lebte. Ich kommentierte unter einem Video, das er gemacht hatte und daraufhin kommentierte er zurück. So hatten wir auch wieder Kontakt. Ihn hatte ich seit 1988 nicht mehr gesehen, als er mich einmal kurz in Berlin besucht hatte. Also sechsundzwanzig Jahre. Als es sicher war, dass Duke und ich uns im Mai in Wien treffen würden, teilte ich es Victor mit und er war auch dafür, dass wir uns bei der Gelegenheit doch einmal wiedersehen sollten, in der Stadt, in der er nun seit vielen Jahren lebte. So war das also. Das ist die Hintergrundgeschichte. Und nun saß ich mit Duke und Victor in Wien in einer kleinen Kneipe, die mich sogar ein bißchen an unsere Zeiten in den Achtziger Jahren, im Kunstverein erinnerte. So schließt sich der Kreis. Wir tranken zum Abschied noch einen oder auch zwei Bourbon an der Bar, auf die guten alten Zeiten. Und die Gegenwart. Und die Zukunft. Und Alles. Das tat sehr gut. Wir verabschiedeten uns mit einer warmen Umarmung und Victor fuhr heim und Duke und ich nahmen ein Taxi zur Wohnung in der Lambrechtgasse, wo wir ja noch viele Sachen im Kühlschrank hatten und auch Wein. Wir saßen also wieder an unserem mittlerweile vertrauten Treffpunkt in der riesigen Wohnung, dem Tisch in der Küche, und ließen den Tag Revue passieren und hörten und sprachen über Musik. Auch seine. Ich hatte in all den Jahren auch mitbekommen, was er gemacht hatte und dass er einmal im Jahr bei einem Projekt von Songwritern dabei ist, wo über den ganzen Monat Februar vierzehn Songs geschrieben und im Internet hochgeladen werden müssen, wohlgemerkt von jedem einzelnen Songwriter, um den trüben, nutzlosen Februar über die Bühne zu bringen. Es nennt sich FAWM, Abkürzung für February Album Writing Month. Ich hatte im Februar 2014 in seine Sachen reingehört und eine Skizze hatte es mir besonders angetan. Die Songs sind nicht fertig produziert, sondern Schnellschüsse, first Takes, Work in Progress. Das wäre ja auch gar nicht zu schaffen, wenn man alle zwei Tage ein neues Werk hochladen muss, um dieses sehr sportliche Ziel dieser weltweiten Community zu erreichen. Jedenfalls mochte ich einen Song ganz besonders und ich klickte immer wieder mal auf die Seite, um ihn hören zu können. Er erinnerte mich ein bißchen an die Sachen von Grace Jones aus den Achtzigern, die wir damals auch gehört hatten. Das Album "Warm Leatherette" lief rauf und runter, Duke hörte das mindestens genauso oft wie ich, damals. Ich erinnere mich an Abende in Wohngemeinschaftsküchen, wo die Platte lief. Damals hatten wir noch keine CDs. Und er zuckte zum Beat mit seinen langen Gliedmaßen. In seiner Leopardenhose, klopfte mit den beringten und bereiften Händen und Armen den Rhythmus auf den Küchentisch und ich freute mich am Vibrieren. Deshalb wohl mochte und mag ich den Song auch so gerne. Er heißt "Wo...?" und ist mittlerweile auch zum Anhören auf seiner Seite. Es ist immer noch dieselbe Rohskizze, aber dafür finde ich den Song erstaunlich fertig. Ich fragte Duke, ob ich den Song vielleicht bekommen dürfte, damit ich ihn anhören könnte, wann immer ich wollte. Er freute sich darüber und wir klappten beide unsere Rechner auf und er mailte mir den Song über den Küchentisch. Dank der archivierten Mail und ihrer Sendedaten kann ich einwandfrei rekonstruieren, dass das am 14. Mai war:

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14.05.2014 um 23:12 Uhr
Wo find ich dich
Von: Duke Meyer
An: Gaga Nielsen


Huhu, Königin des verfeinerten Geschmacks,

hier kommt die Skizze "Wo find ich dich", die in dieser Urfassung nur "Wo?" heißt (die ich aber nicht umbenenne, weil sie immer noch für FAWM verlinkt ist so). Wir hoffen, diese Sendung entspricht Ihren Erwartungen.

XXX
Duke


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Ich musste lachen, als ich die Mail las, weil jeder andere hätte einfach die Datei angehängt und kommentarlos gepostet. Aber Duke ließ es sich nicht nehmen, noch eine formvollendete Mitteilung dazu zu posten. Er schreibt tatsächlich leidenschaftlich gerne. Das hatten wir immer gemeinsam und immerhin das wird sich wohl auch nie ändern. Und weil wir sowieso schon dabei waren, Sachen auszutauschen, fiel mir ein, dass ich ja auch noch die digitalisierten Songs von seiner Band aus den Achtziger Jahren auf meinem Rechner hatte, die er selbst gar nicht besaß. Und ich hatte sie auch nur durch diese erstaunliche Fügung, dass bei der Trauerfeier für meinen Neffen, der frühere Bandkollege und Tontechniker von Dukes Band neben mir saß. Der, der mir als ich schon in Berlin war, einen Gruß von Duke ausgerichtet hatte. Und der meinen Neffen und seine Brüder gut kannte und deswegen bei der Beisetzung und der Trauerfeier war. Wir hatten uns lange und intensiv unterhalten und es kam die Rede darauf, ob er die alten analogen Aufnahmen je digitalisiert hat. Natürlich! Selbstverständlich! meinte Schwarzmann. Und: "Warte! Ich bin gleich wieder da!" Sprang auf, packte sein Fahrrad und fuhr um die Ecke zu seinem Tonstudio, um mir mal eben zwischendurch, zwischen Kaffee und Kuchen, die alten Songs auf CD zu brennen. Nach zwanzig Minuten war er wieder zurück und gab mir die alten Aufnahmen auf zwei CDs. Und diese Dateien schob ich nun in Wien auf einen USB-Stick, und reichte ihn Duke über den Küchentisch. Einer meiner liebsten Songs darauf war "Ich fühl mich gut". Ich hatte ihn in dem ersten Video verarbeitet, mit dem alten Material von Duke. Damals hatte ich keine digitale Version davon und nahm einfach direkt aus dem Raum vom laufenden Kassettenrekorder in meinem Atelier auf. Aber nun saßen wir in der Küche im schönen Wien und hörten fasziniert und gerührt noch einmal gemeinsam die ganzen alten Lieder von damals, aus der Zeit, als wir ineinander verliebt waren und es keiner zugab. Wir hatten auch noch Kartoffelchips und andere Sachen zu essen und einen unheimlich guten österreichischen Rotwein, einen blauen Zweigelt von der Weinmanufaktur Krems. Der absolut allerbeste Wein, den wir bislang auf diesem Tisch hatten, da waren wir uns einig. Angemessen, um diesen so erlebnisreichen Tag mit Klimts Kuss im Belvedere und dem Schwarzenberg und dem Karlsplatz und der Secession und dem Ganymed und dem Abschied von Victor, und unseren gemeinsamen Erinnerungen zu beschließen.




Ich war im großen Zauberwald
Tief unten auch bei den Maschinen
Ich sah für Stunden nur Asphalt
Und fuhr dir nach auf tausend Schienen

Ich war im sauberen Büro
Und lugte in die Besenkammern
Im Dschungel war ich sowieso
Auch dort, wo Herzen sich anklammern

Im Film hab ich dich nicht gesehen
Und in den Büchern nicht gefunden
Die Menschen können mich nicht verstehen
Du wärst seit ewig schon verschwunden

Du weißt, ich bin dir auf der Spur
Komm dich zurück nach Hause holen
Versteckst dich hinter Politur
Hörst schon das Schlurfen leiser Sohlen

Du bist die letzte vom Verein
Die anderen hab ich schon gerettet
Du wirst die Auslöserin sein
Der Anstoß der Ereigniskette

Dann ist der Zauber bald vorbei
Und alle sehen die Maschinen
Dann grüßen wir die Wirklicheit
Wollen niemand anderem mehr dienen


© Duke Meyer 2014, Wo...

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22. November 2014

(...)

“Was habe ich nach der Wende lernen müssen?”

1. Dass das Leben in Ostberlin nicht so materiell eingeschränkt war, wie man uns im Westen weismachen wollte. Intellektuell und kulturell ohnehin nicht. (“Es war nicht alles nur schlecht.”)

2. Dass Ostberlin die architektonisch spektakulärsten und geschichtsträchtigsten Bereiche des inneren Stadtgebietes
beinhaltet (Lustgarten, Museumsinsel, Opernpalais, Unter den Linden…), und dass es ein großes Geschenk ist, das nun kennen-lernen zu dürfen.

3. Demut und Neugier gegenüber der Kultur, die vorher so weit weg war und die man jetzt ganz nah hat, zum Glück. Zur Horizonterweiterung. Ich habe es immer genossen, mir von Ostberlinern etwas über ihr Leben vor der Wende erzählen zu lassen. Das hat meinen Horizont absolut erweitert.

4. Ich habe gelernt, dass wir in einem materiellen Überfluss leben, der einen auch überfordern kann. Szene in den Tagen nach Mauerfall im November 89 in einem Supermarkt in Berlin-Steglitz. Eine Ostberlinerin steht mit einem kleinen Kind an der Hand vorm Joghurt-Regal und weiß nicht, wo sie zuerst hinschauen soll. Sie sieht dabei nicht glücklich aus. Hunderttausend Sorten und Geschmacksrichtungen. Da muss man sich richtig durcharbeiten, am Anfang. Sie hat sich dann mit dem Kind umgedreht und gar nichts genommen. Da ist mir klar geworden, mit welcher Selbstverständlichkeit wir mit einem zum Teil unsinnigen Überangebot umgehen.

5. Neue Wörter. Interessante und manchmal passendere. “Fahrerlaubnis” statt “Führerschein”. “Zweiraumwohnung” statt “Zweizimmerwohunung”. Und dass Ostberliner anders und selbstverständlicher exzessiv (um nicht zu sagen lustvoll) berlinern als Westberliner. Besonders auffällig bei intellektuelleren, akademisch gebildeten Ostberlinern. Das hat auf mich immer sehr souverän und lässig gewirkt. Und das Wörtchen ‘urst’. (Sagt der Wiener auch) “Urstschön” (= superschön). Geht leider ein bißchen verloren, wie mir scheint. Lange nicht mehr gehört.

P.S. aber das allerschönste Wort, das ich gelernt habe, ist:

Völkerfreundschaft.


Kommentar vom 22.11.2014, 18:05

19. November 2014





Verabredung um Sieben im Museums-Quartier. Auf den Stufen vom Kunsthistorischen Museum (KHM) sitzt Victor und raucht eine. In der Hand unsere Karten, die er schon vor Monaten besorgt hat. Die Aufführung im Museum ist immer schnell ausverkauft, so beliebt ist sie, und so begehrt die Karten. Ganymed heißt die Inszenierung. Vor einem guten Dutzend berühmter Gemälde spielen Schauspieler und auch Musiker ein kleines Stück, das extra dafür geschrieben und inszeniert wurde. Ungefähr zehn, fünfzehn oder auch zwanzig Minuten dauert jede Aufführung. Es sind recht bekannte Schauspieler dabei, wie Nicole Heesters und Maria Bill, die zum Beispiel vor dem kleinen, aber umso erschreckenderen Gemälde von Peter Paul Rubens "Das Haupt der Medusa" die vernichtete, körperlose Kreatur darstellt. Ihr Kopf in einem Blutbett aus rotem Samt, spricht verzweifelte Sätze. Daneben schlängelt sich der der kopflose Rest, der nackte Körper einer jüngeren Frau.





In den prunkvollen Sälen des Museums stehen samtgepolsterte Rundbänke und inmitten Podeste, die zur Bühne werden. Man geht wie im Kreis, von einem Saal zum nächsten, hört eine Weile hin, bleibt. Oder geht nach ein paar Minuten weiter, irgendetwas fängt gerade wieder an. Die Bilder werden nicht so sehr beachtet, sie stehen oder hängen zwar oft ganz nah, aber das ist eine Kunst für sich, diese alte Malerei. Der zornige Monolog der Medusa war recht eindrucksvoll. Und dann zwei Säle weiter, hör ich leise Musik. Ein Wienerlied. Keines, das ich schon einmal gehört hätte. Zu einem Bild vom "Heiligen Hieronymus" Zwei jüngere Männer im Saal, einer spielt Harmonium, weiter nichts. Die Strottern. Der Klang des Instruments geht mir durch und durch. Ich bin ganz aufgewühlt von dem Klang und davon, dass mich das dermaßen anrührt. Ich habe nur einmal in meinem Leben ein Harmonium live gehört. Neunzehnhundertfünfundachtzig bei einem Konzert von Nico. Ich stand ganz vorn. Und Duke war auch da. Aber wir hatten uns dort nur getroffen, nicht verabredet. Jetzt ist er auch wieder da, als ich zum zweiten mal, fast dreißig Jahre später, wieder ein Harmonium höre. Dann fängt der eine an zu singen. Wienerisch. Ganz leicht zu verstehen. Der Text ist so simpel, ich bin geradezu erschüttert. Man wundert sich, warum jemand überhaupt noch komplizierte Sachen schreibt, wenn doch so einfache Worte derart bewegen können. Ich bin ewig dankbar, dass ich jene Aufnahme dieses Liedes entdeckt habe. Jemand von der Crew hat Filmaufnahmen gemacht und zusammengeschnitten. Und genau das Lied darunter gelegt. Man muss gar nichts weiter dazu sagen.



Ich hatte den schwarzen Mantel mit den großen weißen Blumen an. Der hat ganz kleine Taschen, fast alles was man hineinsteckt, fällt bald heraus. Aber das Papiertaschentuch, das ich immer mitnehme, war noch drin. Ich habe es gebraucht. Da waren auch noch andere beeindruckende Dinge, wie das andere musikalische Stück mit der Violine und dem Plattenspieler und dem jungen Mann im goldenen Rock. Und das Prachtcafé unter der Kuppel, wo ich mir einen Kaffee bestellt habe und Duke etwas Kaltes, und der Ober hat was Anderes verstanden und ihm einen gespritzten Apfelsaft gebracht. Das war ein bißchen unglamourös, als abendliches Getränk. Aber das Drumherum dafür das Gegenteil. Ganz und gar feudal. Den Louvre habe ich nicht so prächtig in Erinnerung, wie das Kunsthistorische Museum. Und der Fußboden mit dem schwarzweißen Marmor-Mosaik ist unvergleichlich beeindruckend. Semper war einer der Baumeister. Der Fußboden und das Wienerlied. Das war das Schönste. Ich glaube, außer mir hat keiner geweint. Aber vielleicht habe ich es auch nur nicht bemerkt. Es war halt ein bisserl viel. Ich habe mich ja auch bemüht, es mir nicht zu arg anmerken zu lassen. Und wenn - - eh wurscht.

Der Mensch muss was essen.
Er braucht recht viel Schlaf.
Wenn er einmal hinfällt, dann weint er.
Wenn einmal was geht,
dann bläst er sich auf.

Allein wird er
wurlert.
Zu zweit ist er schwach.
Willen hat er eh keinen.
Wird's eng, na dann
gibt er halt nach.

Sei ja schön.
Aber tu nicht eitel.
Sei ja gescheit.
Aber tu nicht groß

Wünsch dir nichts.
Und red' nicht zu viel.
Nimm Alles wie's ist.
Anstandslos.

Sei ja fleißig.
Aber schaff dir nichts.
Wenn es wo glitzert,
dann halt dich fern.

Nutz die Zeit.
Lies nicht zu viele Bücher.
Bleib gesund.
Denk jeden Tag ans Sterben.

Du sollst. (Ich soll)
Du sollst. (Ich soll)
Du sollst. (Ich soll)
Du sollst. (Ich soll)

Du sollst nicht. (Ich soll nicht)
Du sollst nicht. (Ich soll nicht)

Du sollst nicht. (nicht)
Du sollst nicht. (soll nicht)
Du sollst nicht. (soll nicht)
Du sollst nicht.


Die Strottern. Ein bisserl viel

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17. November 2014









Ich darf mich nicht zu sehr betrinken, während ich diesen Eintrag schreibe. Nicht zu trunken werden. Ich darf nicht zu grob und flüchtig werden. Weil ich etwas Filigranes einfangen möchte. Beschwören. Einen filigranen Augenblick. der eine ganze Weile währte. Der mit nichts zu vergleichen war. Der vierzehnte Mai in Wien. Genau, exakt ein halbes Jahr liegt dieser Nachmittag zurück. Die Sonne stand im Stier, auf demselben Grad wie heute* im Skorpion. Ich kann nicht einfach so leichtfüßig wie sonst davon schreiben, dass oder wie ich abermals sehr eingenommen war von der Schönheit einer architektonischen Seltenheit. Vor drei Tagen ungefähr unterhielt ich mich mit einer jungen Frau Ende Zwanzig darüber, dass ich die letzte Zeit mit der Verarbeitung der Reise nach Wien verbringe, und jetzt erst die Muße und Zeit finde, das in Ruhe zu tun, in aller Angemessenheit. Sie war noch nie in Wien. Ich versuchte komprimiert in Worte zu fassen, was die Atmosphäre für mich ausgemacht hat, und warum ich die Stadt für mindestens so sehenswert halte, wie Paris. Sie hatte keine Bilder oder Assoziationen, hörte mir sehr aufmerksam zu. Ich vermute - weiß, dass ich Feuer vermitteln kann, wenn ich entzündet bin. Um meine Eindrücke abzukürzen, erwähnte ich, wie sehr mich die Secession, dieses architektonische Juwel und der darin beheimatete Beethovenfries von Gustav Klimt beeindruckt hatte. Der alles erzählt, was die menschliche Existenz bewegt. An dieser Stelle fehlten mir die Worte. Ich zeigte ihr der Einfachheit halber nur ein Bild von der Secession, auf dem man die Kuppel aus goldenen Lorbeerblättern unter tiefblauem Himmel sieht. Wie ich sie gesehen habe. Sie sah das Bild an. Mit einem Flackern im Blick drehte sie sich um und verkündete "Ich muss nach Wien." Und ich dachte mir, sie hat auf Anhieb alles verstanden. Während ich das schreibe, denke ich immer noch, ich müsste mich jedem Wort mit einer so leisen Behutsamkeit annähern, wie man sich zu einem Heiligtum begibt, um den Zauber nicht zu gefährden, zu wahren. Dass ich diesen Ort sehen und erleben möchte, das wusste ich lange schon in Berlin. Und hätte ich mich entscheiden müssen, und nur einige Stunden in Wien gehabt, dann hätte ich diesen Ort sehen wollen.



Alles andere gerne ein andermal. An dieser Stelle scheint es mir eine Erwähnung wert, dass Duke, der mich begleitete, und verschiedene Zeiten seines Lebens auch immer wieder in Wien verbracht hatte, tatsächlich auch noch nicht in der Secession war. Vorbeigegangen, ja. Oft. Oft gesehen. Eine selbstverständliche Schönheit von Wien. Aber an diesem Nachmittag war nicht der Weg sondern dieser Ort das Ziel. Unsere Augen wanderten langsam über das Blattwerk am Eingangsportal und die Inschrift "DER ZEIT IHRE KUNST. DER KUNST IHRE FREIHEIT". Ich meine mich zu erinnern, wir sahen uns an und waren uns einig, wie großartig dieser Satz ist. Ja. Lass uns hineingehen, sagte ich. Meinst du? Ist noch Zeit? Ja. Es ist noch eine Stunde auf. Komm. Beim Eintreten war ich überrascht, dass die Räume im Vergleich zum Eingangsportal so schmucklos und einfach wirkten. Ich erinnere einfache glatte, weiße Wände. Keine dekorativen Elemente. Als hätte jemand den Lorbeer, der von Außen eine Fortsetzung im Innen verheißt, mit dem Laubsauger entfernt. Ein Museum mit zeitgenössischen Exponaten. Aber ich wusste, dass hier auch der Beethovenfries ist. Und den wollte ich sehen. Da muss der Beethovenfries von Klimt sein, den will ich sehen, sagte ich zu Duke. Nun weiß ich nicht recht weiter mit Worten. Und weil ich bereits ahnte, dass ich an so einen Punkt kommen könnte, wo ich fürchte, die Grenze zwischen angemessener Ergriffenheit und überbordendem Pathos nicht mehr im Griff zu haben, bat ich gestern Duke darum, ob er nicht seine Eindrücke schreiben könnte. Nur ganz kurz, zwei Sätze vielleicht. Bei anderen Orten wo wir waren, wäre ich nicht auf diese Idee gekommen. Außer vielleicht bei der Villa von Ernst Fuchs, aber da fielen mir viele eigene Worte zu. Als wir fast allein in diesem großen, beinah hermetisch wirkenden Raum standen, in dem nichts, als an drei Wänden der Fries in ziemlicher Höhe war, nichts weiter, und ich nach einer Weile stummer Betrachtung, leise aus dem kleinen Faltblatt zu lesen anfing, nämlich was die genauere Bedeutung dieses unfassbaren, virtuosen Szenarios war, jeder einzelnen Abbildung, spürte ich, dass wir dasselbe empfanden. Es war ein Gleichklang großer Ergriffenheit. Ich bin eben, während ich an diesem Eintrag schreibe, aufgestanden, um das Buch zu holen, das ich gerade lese. Es hat nichts mit Wien zu tun. Ich lese das Buch von Mary Bauermeister, einer achtzigjährigen Malerin, Künstlerin, die in unterschiedlicher Weise und Intensität Zeit ihres Lebens mit dem Komponisten Karlheinz Stockhausen verbunden war. Sie beginnt das letzte Kapitel des Buches und das den Titel "Die Liebe ist stärker als der Tod" trägt, mit den folgenden Worten:



"Stockhausen und ich sitzen etwas erhöht, wie über der Welt, und schauen mit zwei Augenpaaren, aber so, als wäre es nur eines. Wir nehmen gemeinsam wahr, was vergangen ist, sehen in den Raum, in die Räume und in die Zeit. Zunächst in unsere, dann in die der Welt, schließlich in die der Welten. Unsere Blicke weiten sich, nehmen Abstand vom Kleinen, vom Detail, öffnen sich für größeres Erkennen, bis wir die ganze Gewaltigkeit der Schöpfung in uns fühlen. (...)" Mary Bauermeister, Ich hänge im Triolengitter



»Genien. Die Sehnsucht nach dem Glück (symbolisiert durch die schwebenden Frauengestalten der ersten Tafel). Ritter und leidende Menschheit. Die Leiden der schwachen Menschheit (das kniende Paar und das stehende Mädchen hinter diesem): Die Bitten dieser an den wohlgerüsteten Starken (der Mann in goldener Rüstung mit Schwert) als äußere, Mitleid und Ehrgeiz (die weiblichen Figuren hinter dem Ritter) als innere treibende Kräfte, die ihn das Ringen nach dem Glück aufzunehmen bewegen. Die Feindlichen Gewalten. Der Gigant Typhoeus, gegen den selbst die Götter vergebens kämpften (das Ungeheuer mit Perlmutteraugen, das sich mit seinem blauen Flügel und schlangenartigen Fortsätzen über die gesamte Stirnwand ausbreitet); seine Töchter, die drei Gorgonen (die drei stehenden Frauen links von Typhoeus). Krankheit, Wahnsinn, Tod (die maskenartigen Frauenköpfe über den Gorgonenhäuptern). Wollust und Unkeuschheit, Unmäßigkeit (die Gruppe von drei Frauen rechts neben Typhoeus. Die Unmäßigkeit trägt einen auffallend ornamentierten blauen Rock mit Applikationen aus Perlmutt, Messingringen). Nagender Kummer (die kauernde Frau rechts im Bild). Die Sehnsüchte und Wünsche der Menschen fliegen darüber hinweg. Poesie. Die Sehnsucht nach Glück findet Stillung in der Poesie (die Frauengestalt mit der Leier). Die Künste führen uns in das ideale Reich hinüber, in dem allein wir reine Freude, reines Glück, reine Liebe finden können (die fünf Frauen, von denen die oberen drei auf die letzte Szene, die Worte Schillers weisen). Chor und Umarmung. Chor der Paradiesengel. Freude schöner Götterfunke. Diesen Kuss der ganzen Welt.«







Duke,14. Nov. 2014
Stille Erschütterung: unten im Souterrain, der für seine Geräumigkeit etwas Intimes hatte. So ging es mir früher oft mit großen Rockstars: Du kennst sie so gut, dass du sie fast schon wieder leid bist, du winkst diesen Song ab, sobald er irgendwo losdudelt - aber erlebe sie live, dann zittern dir auf einmal die Knie und du hörst und siehst alles zum ersten Mal, du hast ein echtes Erlebnis. Und hinterher hat es dich verändert. Und du erkennst: Es gibt ein Vorher und Nachher. So ging es mir mit Gustav Klimt, seinem "Kuss" und dem ganzen "Beethovenfries" in der Secession Wien. Der Spruch überm Portal sagt es: "Der Zeit ihre Kunst - der Kunst ihre Freiheit". Darum geht es, darum ging es immer. Das reimt sich geradezu historisch und bindet Gegenwärtiges samt dem, was draus werden soll, mit ein. Ja, winkt nur ab. Wer das kann, war nicht dort: in jenem Rückzugsort der Kunst, der zu den Wahrzeichen Wiens zählt, obwohl sich bei seiner Eröffnung manche Pressestimmen die Lästermäuler zerrissen über den "Froschtempel" (so eine der Schmähungen - ohne Schmäh).



Gustav Klimts Werke, gleichermaßen filigran wie groß, live zu erleben, hat was von einem Konzert aufwühlender Stille. Es hat eine Anmutung von altem Abendland - vielleicht jenem, das noch nie so recht aufgegangen ist für zu viele, geschweige denn aber unter - für die, die je davon kosteten. Es reichen ja die Sinne: einfach mal hingucken! Offene Gemütsverfassung bevorzugt: Es ist nicht wichtig, was du darüber weißt. Schädlich kann sogar sein, was du alles meinst, besser zu wissen. Hör auf. Hör lieber zu: mit den Augen... und schau mit der Zunge, schmecke mit den Ohren, riech mit dem Herzen - oder sowas in der Art. Lass dich einfach vereinnahmen. Dafür ist Kunst gemacht. Sie spricht aus sich heraus. Ja, es IST von Vorteil, erklärt zu bekommen, was die Szenen und Motive, die sich über drei der vier Wände erstrecken, im Zusammenhang wie im Einzelnen bedeuten - Gaga las es mir vor. Nur ein paar Worte aus dem Infoflyer, mehr brauchte es nicht.



Tief ins Gemüt krallte sich mir die Figur des
"nagenden Kummers" - ohne die Deutung hätte ich die wohl nicht erkannt, nicht in dem Maß des Abgrunds. Gut, sowas zu wissen: Es erschüttert dann so richtig. Aber was du im Grunde nur brauchst, sind Flügel: die deiner Seele. Ich weiß nicht, wie es anders sagen. Breite sie aus, lass dich tragen. Klimts Figuren können das, nicht erst der Kuss, wenngleich der besonders. Er ist zu Recht so berühmt. Und hast du ihn vor dir, raubt er dir den Atem - ganz egal, wie oft du das Bild schon auf irgendwelchen Abbildungen, Fotos oder in welchen zerrissenen Zusammenhängen auch immer gesehen, registriert und begähnt hast. Es gibt einen Unterschied zwischen Rede oder Abbildung von etwas und Wirklichkeit, den lehrt dich nur letztere. Das ist aber, warum sich Kunst letztlich lohnt: Große erweitert deine Herzkammern, bis der Wind der Hoffnung wieder da durchpfeift, egal, welche Argumente dein Verstand dagegen quengelt: Tür zu, es zieht! Ja, kunstseidank zieht es. Kunst hat nichts Gemütliches, nichts Beschauliches, nichts Passendes für den Moment, die Erwartung, das Interieur. Sie hinterlässt dich verändert. Darum gehst du hin. Es funktioniert nur in Wirklichkeit, dort aber umso. Zudem ist es eine Form von Spiritualität ohne Glaubensbedingung - eine gewissermaßen religionsfreie Heiligkeit - oder Erlösung. Es lässt sich natürlich auch ganz pragmatisch als Schönheit bezeichnen: von der Sorte, die Folgen hat.






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12. November 2014




TRANCE am Karlsplatz. Ach, lest doch selber. Bezahlt mich hier irgendwer dafür, dass ich die Fremdenführerin gebe? Der Schnörkelpavillon und auch der Spiegelgleiche gegenüber sind vom selben Baumeister wie die Villa vom Meister Fuchs. Otto Wagner. Das muss langen! Rest bitte selber lesen. Karlsplatz Laufweite Schwarzenberg. So fertig der Eintrag! Bitte. Geht doch!



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10. November 2014





Was weiß Wikipedia übers Schwarzenberg? "Das Café Schwarzenberg ist ein Kaffeehaus an der Ringstraße im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt. Es befindet sich am Kärntner Ring 17 gegenüber dem Schwarzenbergplatz. Im Gegensatz zu vielen anderen bekannten Wiener Kaffeehäusern zählten Künstler und Literaten nicht zur Stammklientel. Eine Besonderheit ist die original erhaltene Einrichtung vom Ende des 19. Jahrhunderts." Na, na, na! Keine Künstler und Literaten? Sind wir Blogger etwa keine Künstler und Literaten? Gut, Stammklientel bin ich freilich nicht, das wäre stark übertrieben. Das Schwarzenberg selber schreibt auf seiner Seite: "Obwohl nie Künstler- oder Literatencafé, weiß man doch von einem berühmten Stammgast zu berichten, der seinem Kaffeehaus über Jahre hinweg treu blieb: der Architekt Josef Hoffmann, Begründer der Wiener Werkstätte, ließ sich zur Mittagszeit vom Chauffeur absetzen, um zu essen, die Tageszeitungen zu lesen oder seine Ideen auf kariertes Papier zu bringen (Quatratel Hoffmann). Im Schwarzenberg sind sicher viele seiner außergewöhnlichen Entwürfe entstanden." Na also, wenigstens der Hoffmann! Ein Anfang ist gemacht! Und weiter: "In Wiens erstem (!) Ringstraßencafé genießen Sie entspannte Plauderstunden bei traditionellen Kaffeespezialitäten, feinen Mehlspeisen und köstlichen Schmankerln aus der Wiener Küche."









Sicher werden sich gestern manche meiner Leser und Leserinnen gefragt haben, wo denn der tägliche Wien-Eintrag bleibt. Ich war gestern ein wenig unpässlich. Bzw. die Kollegen in Wien. Also technisch. Das nächste mal, wenn ich in Wien bin, muss ich doch einmal bei unserer Blog-Firma vorbeischauen, ob ich da irgendwie behilflich sein kann. Also gestern schon wäre eigentlich der Schwarzenberg-Eintrag dran gewesen - ein richtiges Thema für einen bewölkten Sonntag-Nachmittag. Aber na ja. Sicher hat der Einspänner oder der Kapuzziner auch ohne die Lektüre geschmeckt. Nun habe ich mich ja doch ein wenig aus dem Fenster gelehnt, als ich in Aussicht gestellt habe, dass ich in Wort und Bild vom Kaffeehausbesuch berichten will. Man stellt sich dann ja so vor dem inneren Auge abgewetzte, gepolstere Sessel und Marmortische vor, eine lange Kuchentheke, schöne alte Lampen, alles recht gemütlich. Aber was soll man machen, wenn man auf einmal bemerkt, dass endlich einmal die Sonne herauskommt und der Schanigarten vom Kaffeehaus eingedeckt ist. Dann setzt man sich dankbar in die Sonne. Und Rauchen darf man ja draußen auch nach Herzenslust. Was jetzt nicht so direkt mein Bedürfnis war, aber doch von meinem Begleiter. Und es ist ja auch nicht so gemütlich, wenn der eine drinnen sitzt und ein Getränk nach dem anderen bestellt und der andere geht alle zwanzig Minuten für zehn Minuten vor die Tür. Also sucht man sich lieber gleich einen schönen Platz an der frischen, sonnigen Luft. Da konnte ich auch die bemerkenswerte Markise eingehend studieren. Und fotografieren! Diskret. Absolut diskret! Ich habe bei diesem Besuch ganz großen Wert darauf gelegt, dass ich nicht als die alles fotografieren müssende Ausländerin erscheine. Ich habe extra kein einziges Getränk auf dem Tisch fotografiert, da hätte ich die Kamera dann doch ein wenig anheben müssen. Was ich also abgelichtet habe, ist abermals mit der unbewegt auf dem Tisch stehenden Kamera fotografiert oder ganz am Anfang, beim Kommen, als wir auf dem Weg zum Tisch waren, da habe ich schnell ein paar Fotos vom Eingang, im Vorbeigehen erwischt. Und dann noch einmal, wo ich das Damen-WC besucht habe. Da konnte ich beim Durchgehen natürlich einen schönen Eindruck gewinnen. Es gibt ja ganz viele Fotos von der Inneneinrichtung vom Schwarzenberg im Internet. Als ich dann das großzügige WC betreten habe, hat es mich gleich gefreut, dass da auch so viel Marmor war und genau die gleichen Ledersessel wie im Café selber. Da habe ich dann meine kleine Tasche abgestellt und drei Fotos gemacht. Jetzt, wo ich aber die anderen Bilder im Internet vom Schwarzenberg sehe, freue ich mich, dass fast niemand - also eigentlich überhaupt niemand bis jetzt - in aller Ausführlichkeit die Markise fotografiert hat! Damit habe ich eine echte Lücke geschlossen und habe nun Schwarzenberg-Aufnahmen mit Alleinstellungsmerkmal! Man muss sich auch selber loben! Wie man auf der Rechnung sieht, wurden vier Getränke bestellt und getrunken. Der Einspänner und der Eiscafé, das war ich. Hat tadellos geschmeckt. Es hat gut getan, sich ein bißchen auszuruhen, nach so viel Kultur. Mir war auch schon viel besser und ich war sehr froh darum, weil wir am Abend ja noch eine ebenfalls sehr kulturvolle Verabredung vor uns hatten, im Kunsthistorischen Museum zur preisgekrönten Ganymed-Aufführung. Aber vorher sind wir noch zum Karlsplatz und zum Secessionsgebäude. Wer das nicht gesehen hat, der war nicht in Wien! Aber genug - ich greife vor. Das hier war also unser Besuch im Café Schwarzenberg, allererstes Ringstraßen-Café. Seit 1861.





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CAFÉ SCHWARZENBERG
Kärnter Ring 17 - 1010 Wien.

Rechnung Tisch 116
14.05.2014 Bed. 13


2 x 3,70
Tonic Water 0,2 l ............ 7,40
Einspänner ..................... 4,50
Eiskaffee ........................ 4,90
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Summe: ................16.80 EUR

Das Team des Café Schwarzenberg dankt
für Ihren Besuch, und freut sich auf ein
baldiges Wiedersehen.

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08. November 2014





Ein bißchen Treptow, da am Schwarzenbergplatz. Nennt sich offiziell "Heldendenkmal der Roten Armee". "(...) wurde 1945 zur Erinnerung an rund 17.000 bei der Schlacht um Wien gefallene Soldaten der Roten Armee errichtet." Na gut, meinethalben. Schon etwas überraschend zwischen der ganzen k.u.k.-Pracht. Das Rotarmisten-Denkmal war mehr so eine Zufallsentdeckung, es war nicht auf meiner kleinen, privaten Sehenswürdigkeiten-Liste. Durchaus darauf war aber das legendäre Schwarzenberg-Palais, das seit geraumer Zeit leersteht. Nun kamen wir ja zufällig sowieso nah am Schwarzenbergplatz aus dem Belvedere-Schlossgarten, und da könnte ich ja bei der Gelegenheit mal nach dem Rechten sehen, ob im Schwarzenberg noch alles in Ordnung ist oder ob es schon hineinregnet, waren so meine Überlegungen. Da war aber so eine Art Zaun oder Bauzaun, jedenfalls hermetisch verriegelt der Zugang, nur ganz ferne konnte ich das Palais vermuten. Es hat nicht sollen sein. Muss es eben jemand anders übernehmen. Solche alten Kästen sind ja auch sehr kostspielig in der Bewirtschaftung. Alleine die Heizung. Und dann muss erst noch überall WLAN gelegt werden - ach - das ist mir schon wieder zu viel. Mir reicht schon die Renovierung neulich von meinem Wohnzimmer. Lieber nehme ich ein Palais, wo schon alles fertig ist.






Das waren so meine Gedanken am Schwarzenbergplatz. Und dass man sich eigentlich endlich mal wieder wo hinsetzen könnte und einen Kaffee trinken. Das war ja jetzt bestimmt schon wieder eine halbe Stunde her, dass wir in dem Café im Belvedere waren. Und außerdem wird es sowieso höchste Zeit, dass nun endlich einmal ein richtiges Kaffeehaus besucht wird, so eines mit extra Wikipediaeintrag, wo auf der Karte erst einmal einleitend auf drei Seiten feierlich die Historie abgehandelt wird und wer dort welche berühmten Romane geschrieben hat usw. usf. Und wie es der Zufall so will, ist doch da gleich am Schwarzenbergplatz, da beim Schubertring das Café Schwarzenberg. Wer hätte noch nicht davon gehört! Also jedenfalls bestimmt jeder, der schon mal nach Wiener Kaffeehäusern im Internet gesucht hat. Selbstverständlich wird dieser Kaffeehausbesuch extra abgehandelt. In Bild und Text.








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07. November 2014






Yesterday
von den Beatles. Angie von den Stones. My Way von Sinatra. Samba PaTi von Santana. Albatros von Fleetwood Mac. Sounds of Silence von Simon and Garfunkel. Die vier Jahreszeiten von Vivaldi. Der Kuss von Klimt. Alles furchtbar. Oder? Oder nur furchtbar oft gehört, furchtbar oft gesehen? Brauchen die Beatles einen Anwalt? Die Rolling Stones? Frank Sinatra? Carlos Santana? Fleetwood Mac? Simon and Garfunkel? Vivaldi? Braucht Gustav Klimt einen Anwalt? Eine Anwältin? Ich glaube nicht. Aber wenn er eine bräuchte, ich stände zur Verfügung. Der Grund, warum ich ins Belvedere wollte, war nicht, dass ich ein Schloss oder einen Schlossgarten besuchen wollte. Der Grund war Gustav Klimt. Auf der Seite vom Belvedere ist zu lesen, dass das Museum, das "Obere Belvedere", die größte Sammlung an Klimtwerken besitzt. Deswegen wollte ich da hin. Wenn man auf die Seite schaut, sieht man sehr viele bekannte Werke von ihm. Allerdings ist zu bedenken, dass Klimt-Bilder auch gerne weltweit in Sammel-Ausstellungen gezeigt werden und das eine oder andere Werk daher als Leihgabe für die Dauer einer Ausstellung in der Weltgeschichte unterwegs ist. Zum Beispiel gab es im Frühjahr in Wien gerade eine Ausstellung, die vorher auch in Berlin zu sehen war, die "Wien - Berlin, Kunst zweier Metropolen" hieß, und die auf dem Berliner Plakat mit einem Klimt-Bild warb, das in die Sammlung des Belvedere gehört. Also war dieses Bild gerade unterwegs. Und einige andere auch. Aber "Der Kuss", einer der größten Hits unter den weltweiten Merchandise-Motiven für Kaffeetassen, Adressbüchlein und Brillenetuis (aka "Klimt-Overkill"), der hängt tatsächlich im Belvedere. Vielleicht wird er auch nicht so gerne herausgegeben. Denn immerhin wird man von diesem innigen Motiv bereits am Flughafen Schwechat empfangen. Die beiden Köpfe sind übergroß abgebildet. Und das ist durchaus ein sehr schöner Eindruck, wenn man auf seinen Koffer oder seine Reisetasche wartet, dort am Gepäckband. Ich fand es erhebend. Im Belvedere ist Fotografieren komplett verboten. Nur zur Information. Ich habe mich natürlich auch daran gehalten, nachdem man mich darauf aufmerksam gemacht hat. Manchmal kann man ja auch gar nichts dafür, wenn die Kamera auslöst, man kommt irgendwie komisch mit dem Finger an den Auslöser, durch eine blöde Handbewegung. Deswegen sind die Bilder auch oft so schief, die da ganz überraschenderweise zustande gekommen sind. Der Raum, in dem die Klimts hängen, ist sehr, sehr dunkel. Die einzelnen Bilder werden subtil, beinah sakral, angestrahlt. Damals, im Mai, war eine Reihe von Frauenportraits zu sehen, von denen ich wusste, dass es überwiegend Auftragsarbeiten waren. Deshalb gibt es manchmal einen starken Kontrast zwischen der frühlingshaft jugendlich dargestellten Abbildung des Frauenkörpers in einem märchenhaften Kleid, aus dem dann oben der Kopf einer Frau herausschaut, die vom Alter und vom Ausdruck nicht so sehr zu der juvenilen Aufbruchstimmung und der wilden Blütenpracht zu passen scheint. Klimt hatte das Glück, zu Lebzeiten ein begehrter Portraitmaler der Damen der besseren Wiener Gesellschaft zu sein. Es war en vogue, sich von ihm portraitieren zu lassen, es galt als hochmodern und als ein Status-Symbol, ebenso wie in den Sechzigern, bei Andy Warhol einen echten Warhol-Siebdruck vom eigenen Konterfei in Auftrag zu geben. Ich nehme allerdings stark an, dass die Auftragsportraits von Klimt auf dem internationalen Kunstmarkt höher angesiedelt sind als die vervielfältigbaren Siebdruck-Portraits von Warhol. Apropos Warhol. In einem der Nebenräume läuft im Loop Andy Warhols Film "Kiss" (hier in voller Länge auf youtube), in dem sich eben fünfzig Minuten lang geküsst wird. Sicher kein Zufall. Duke hat sich das eine Weile interessiert angeschaut. Ich konnte mir schon denken, wie der Film weiter geht. Ich habe mich dabei ertappt, dass ich wieder einmal nicht den Wunsch hatte, mir das anzuschauen. Ich sehe allgemein in Filmen ungern Szenen, wo die Kamera langatmig und detailliert auf einen kompletten Kuss draufhält. Das ist mir zu intim. Ich bin da wahrscheinlich zu empathisch. Ich möchte das nicht mitempfinden müssen, was die mir völlig fremden Leute da machen. Get a Room. Auch bei anderen sexuellen Handlungen möchte ich anderen nicht gerne zuschauen. Das bringt mich einfach nicht weiter. Früher war ich da, glaube ich, anders. Komisch, wie sich manches ändert. Vielleicht ändert es sich ja auch nochmal irgendwann. Ich bin also nicht etwa jemand, der heimlich Pornofilme guckt, sondern heimlich keine Pornofilme guckt, obwohl man damit heutzutage nicht gerade als sehr hip gilt. Nun ist es raus. Aber wie gesagt, vielleicht kann ich das Leiden eines Tages wieder kurieren. Fände ich ja selber praktisch. Stundenlang könnte ich mir dann den Warhol-Film anschauen. Das wären Peanuts. Ja noch nicht mal Blümchen-Sex!









Wir sind zu Fuß von der Wohnung zum Belvedere, das war gar nicht sehr weit von der Lambrechtgasse im vierten Bezirk. Rainergasse... Belvederegasse... ich weiß es nicht mehr. Nur, dass wir tatsächlich noch einmal zurück zur Wohnung sind, weil ich meine Sonnen Windschutzbrille da vergessen hatte. Ich musste ein bißchen weinen. Das muss ja nicht sein. Am Himmel war ein Gemisch aus Wolken, Wind und Sonne, im Wechsel zu beobachten. Mir war nicht so gut, weil ich doch ein bißchen viel Rotwein getrunken hatte, den Abend zuvor und ich hakte mich bei Duke ein, obwohl das sonst nicht meine Art ist, wenn ich neben jemandem laufe. Ich war ein bißchen anlehnungsbedürftig und hoffte, dass die Aspirin-Tabletten recht viel Wirkung tun. Am Eingang vom Oberen Belvedere stehen zwei große Sphinxen. Aber mit Wikinger-Zöpfen. Ein bißchen albern, die Kombination. Ich habe meine Tasche am Boden abgestellt, um ein bißchen mit der Kamera um die eine Sphinx herumzugehen, zu schauen, wie ich sie am besten einfange. Dann bin ich auf die andere Seite, wo auch eine große Freitreppe war, auf der Duke saß und wartete, bis ich fertig war mit meiner Sphinx. Als ich wieder auf die andere Seite gehe, sehe ich, dass die Tasche weg ist, die ich auf den Boden gestellt habe. Da war weit und breit niemand zu sehen. Hatte man mich etwa heimlich bestohlen? Oh je...! Da war mein Geld drin und der Personalausweis und die EC-Karte... das Flugticket war in der Wohnung, in der Reisetasche. Aber mein Ausweis... und das Geld. Wir sind noch einmal zu dem Häuschen, in dem man auch die Eintrittskarten kaufen konnte, die hatte ich schon, ich war unsicher, vielleicht habe ich die Tasche ja da - - - ? Die Frau an der Kassa erinnerte sich an mich und hielt schon die Tasche hoch, ehe ich sagen konnte, was ich will. Ich hatte die Tasche nicht vergessen. Jemand hat sie vom Boden aufgehoben und als herrenlose Fundsache dorthin gebracht. Eine ältere Dame wohl, die mich nicht hinter der Sphinx gesehen, oder der kleinen





Tasche zugeordnet hatte. Manchmal bin ich schon sehr leichtsinnig. Das war mir aber eine Lehre! Glück im Unglück! Weil ich eben auch nicht ganz beieinander war und ein bißchen neben mir gestanden habe, wegen dem Kopfweh. Wir sind dann also ganz, ganz langsam in die Ausstellung. Da waren noch andere Sachen außer dem Klimt, aber die habe mich nicht interessiert oder mir nicht gefallen. So alte Schinken mit Schlachten drauf oder so ähnlich. Nach dem Klimt wollte ich mich unbedingt hinsetzen und einen schönen Kaffee trinken und irgendeine Kleinigkeit essen.








Zum Glück war da dann gleich das sehr kleine, putzig-runde Café Ménagerie mit der schönen hummerroten Damasttapete. Oder besser Wandbespannung. So ein edler Stoff in so einem Schloss wird ja nicht wie ein ordinäre Tapete mit Tapetenkleister angeklebt, nehme ich an, sondern fein mit Tapetennägeln festgemacht. Auf dem Weg zum Café war noch eine Ausstellung mit expressionistischen Bildern, von denen mir ganz viele sehr gut gefallen haben. Ich liebe die Expressionisten! Das ist Rock'n'Roll, das ist Punk! Das ist Heavy Metal! Aber intelligent. Yeah! Und genau vor dem Eingang zum Café war ein Raum, in dem gerade eine Ausstellung vorbereitet worden ist. Habe ich auch noch nie gesehen, wie so Beschriftungen an die Wand geklebt werden. Da hat man einfach so zuschauen können. Zuerst war im Café nur ein Tisch mit zwei Stühlen frei, ein ganz kleiner, aber kaum sind wir gesessen, wurde der vielleicht schönste Platz frei, mit einer gepolsterten Bank, wo man direkt auf das Sisi-Portrait schauen konnte. Ich habe dann doch keine Kleinigkeit gegessen, sondern ein Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat und natürlich kein Bier dazu getrunken. Denke ich doch. Nehme ich doch an. Das Schnitzel war ausgezeichnet und hat mir sehr gut getan. Ich würde überhaupt jedem empfehlen, in Wien nur immer recht viel Wiener Schnitzel zu essen, weil es einfach überall schmeckt. Nach dem Cafébesuch sind wir noch ein bißchen durch den Park gelaufen, an den kegelförmigen Buchsbäumen vorbei, Richtung Unteres Belvedere und dann zum Ausgang. Rennweg. Und dann weiter zum Schwarzenbergplatz. Nächstes Kapitel... - Bald in diesem Theater.





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