06. November 2014




Ich will den Tag noch zu Ende erzählen, den dreizehnten Mai in Wien. Also zum Essen in eines der Restaurants in der Kurrentgasse. Ins Pastell oder ins Ofenloch. Darauf war ich gekommen, weil der Herr Heller beide lobend erwähnt hat und ich wäre eigentlich gerne in das moderne von beiden eingekehrt. Aber da war gar nicht auf. Das Restaurant hatte komplett zugemacht. Eine Passantin war im Bilde, sie hat unsere Irritation bemerkt, vielleicht habe ich auch erwähnt, dass auf der Internetseite nicht ersichtlich war, dass das Lokal zugemacht hat. Sie meinte, das wäre auch noch nicht lange, erst vor kurzem. Das zahlkräftige Publikum hat sich wohl nicht in ausreichender Zahl mehr eingefunden, zuletzt. Schade. Dann also ein paar Häuser weiter, zum Ofenloch. Das Ellas am nahen Judenplatz hätte mich ursprünglich auch interessiert, aber beim Anschauen der Speisekarte im Schaukasten war der Eindruck eher, als handelt es sich um ein Lokal wo man nur einen kleinen Imbiss zu sich nimmt und sonst eher trinkt. Vielleicht war das ja ein Irrtum. Wenn ich heute auf die Karte schaue, sind da richtige Menüs im Angebot.




Jedenfalls war das sehr traditionsbewußte Ofenloch ein Garant für beste Qualität der Speisen. Auf der Seite vom Ofenloch liest man: "Hier trinkt man Bier seit 1704". Es wäre also gut vorstellbar, dass Albin Denk dort auch einmal eingekehrt ist. Man kann schon auch einmal in einer rustikalen Gastwirtschaft essen. Mir war nicht mehr genau präsent, was wir gegessen haben, an ein Wiener Schnitzel konnte ich mich erinnern, aber nicht, ob ich es bestellt habe oder Duke oder wir beide jeder eins. Aber dass ich es probiert habe und es ausgezeichnet war, weiß ich noch. Auf der Rechnung steht aber drauf, was wir gehabt haben. Und so zu lesen auf der Speisekarte:

~ Steirischer Backhendlsalat
Erdäpfel- und Blattsalat in Kürbiskerndressing
mit goldgelb gebackenen Hühnerstücken


~ Gebratene Forelle
mit Mangold und Safransauce

~ Wiener Schnitzel vom Kalb
mit Preiselbeeren und Erdäpfel-Vogerlsalat

~ Budweiser vom Fass


Das war alles sehr schmackhaft und der Service überaus freundlich. Auf dem Weg zum WC ist der Vorraum mit vergilbten Zeitungsausschnitten mit Prominenten drauf tapeziert. Wenn mal besetzt ist und man sich die Zeit vertreiben muss, kann man da viel lesen und Fotos anschauen. Sämtliche österreichische Bundeskanzler scheinen gerne im Ofenloch zu speisen. Aber auch Schauspieler und österreichische Prominente, die man in Deutschland jetzt nicht so kennt. Eine sichere Adresse für ein gutes Wiener Schnitzel. Nicht so plakativ überdekoriert wie der Figlmüller in der Wollzeile, eher diskret und unaufgeregt, trotz der Zeitungsausschnitt-Galerie beim WC. Auf der Rechnung steht die Uhrzeit 20:59 Uhr. Also noch recht früh. Ich glaube, wir waren ungefähr zweieinhalb Stunden da. Bei der Gelegenheit habe ich Duke erzählt, dass ich durch eine Erwähnung von André Heller auf das Lokal aufmerksam geworden bin und dass schon solche Erwähnungen zur gastronomischen Infrastruktur in Wien, für meine Begriffe komplett rechtfertigen, sich mit diesem Wiener näher zu beschäftigen. Ich nutze ihn sozusagen als Quelle für Wiener Einwohner-Wissen, zumal er ja auch noch in Wien geboren ist. Das war für Duke auch vollkommen nachvollziehbar, dass man sich mit so jemandem beschäftigt, nicht weil man Fan von jemandem ist, sondern weil er interessante Sachen zu erzählen hat, die andere nicht in der Stadt erlebt haben. Er war ja zum Beispiel vor seiner Karriere als Chanson-Sänger Radio-DJ beim ORF und ist so überhaupt bekannt geworden und hat dann durch seine beruflichen Kontakte erste Schritte mit eigenen Musikproduktionen gemacht.



Wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Und deswegen hat er auch John Lennon und Yoko Ono im Sacher zu einem exclusiven Interview getroffen und war später auf dem Weg zum Flieger mit ihm auf dem Zentralfriedhof bei den großen Komponisten, wo John Lennon dann einen Schnürsenkel aus seinem Schuh gezogen hat, um ihn dem Schubert als Ehrerbietung aufs Grab zu legen, weil er nichts anderes dabei hatte, was er hätte hinlegen können. Das sind einfach hörenswerte Geschichten. Das mit dem Schnürsenkel hat Duke auch gut gefallen. Er war direkt gerührt, das habe ich gemerkt. Er versteckt das aber dann auch nicht. Daheim, in der Ferienwohnung sind wir dann noch lange am Tisch in der Küche gesessen und haben weiter erzählt und Musik gehört. Ich glaube auch die sechs Heller-Lieder, die ich auf meinem Rechner habe.



Das war ganz schön. Es hat einfach gepasst. Und da war ja noch so viel Wein, der wollte ja auch endlich einmal getrunken werden.

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05. November 2014




Man muss sich die Situation so vorstellen: wir kamen vom Stephansplatz und sind nur auf gut Glück in die Himmelsrichtung, von der ich grob dachte, man könnte dann irgendwann in der Ecke vom Judenplatz ankommen, wo wir in eines der Restaurants wollten, die ich am Nachmittag gesehen hatte. Aber es ist eben doch ein Wirrwarr von Gassen, wenn man nicht dauernd auf den Plan schaut, und nur deswegen waren wir am Graben und am Petersplatz. Und dann sind wir halt den Kohlmarkt entlang. Noch eine exklusive Einkaufsmeile. Ah ja, da ist ja der Demel...! (aber leider kein Foto gemacht)... weiter und dann - - - dann hätte ich jetzt gerne, dass ab sofort Musik einsetzt, so ein bißchen festlich-barock. Oder von mir aus auch "Wiener Blut" oder der "Donauwalzer". Denn auf einmal, nicht weit vom Demel, endet der Kohlmarkt an einem Platz und schon ganz kurz davor traue ich meinen Augen kaum. (Jetzt muss die Musik ein bißchen dramatischer werden). Da sehe ich eine Kuppel. Und die Kuppel ist



nicht nur türkis, sie hat sogar ein atemberaubendes, goldenes Collier um den Hals. Es ist dermaßen prachtvoll, dass ich nun wirklich absolut vollkommen sprachlos stehenbleibe und ein bißchen um Fassung ringe, weil ich so ganz und gar unvorbereitet vor dieser monumentalen Schönheit stehe. Und dann gehen wir noch ein paar Schritte weiter und da tut sich der ganze Platz in seiner Grandezza auf, und links von der wunderschönen Kuppel ist gleich noch eine. Und rechts davon noch eine. Und da weiß ich auch ohne Führer und Stadtplan, dass das ein ganz wichtiger Platz sein muss. Und ich wundere mich noch, wieso ich nicht schon hunderttausend Fotos davon gesehen habe, weil man solche Kuppeln doch abfotografieren muss, bis der Akku und der Farbfilm zu Ende ist. Das muss wohl die Hofburg sein. Das ist die Hofburg. Der Eingang zur Hofburg. Der berühmte Michaelerplatz. Dieser unerwartete Anblick war die absolute Krönung des Tages für mich.



Wie gut, dass wir uns verlaufen haben. Und diese paar wenigen Bilder nur von der einen, mittleren Kuppel sind die letzten, die ich an diesem Tag machen konnte, denn da war dann auch der Akku meiner Kamera leer. Es hätte jetzt sowieso keine Steigerung mehr gegeben. Natürlich hätte ich gerne noch viele Bilder von den anderen Kuppeln und dem Eingang der Hofburg, dem Michaelertrakt und dem ganzen Michaelerplatz gemacht. Aber für den Tag musste es dabei bleiben. Das war ein ganz schöner Schlussakkord. Ein superlativer. Mit Pauken und Trompeten und Fanfaren. Als ich da gestanden bin, habe ich nur noch gedacht, wie könnte man je behaupten, dass man Wien nicht unbedingt gesehen habe muss. Das sagt ja vielleicht auch nur wer, der nur ganz wenig davon gesehen hat oder halt noch gar nichts. Allein der Michaelerplatz mit diesen Kuppeln ist eine Reise wert. Zwei Tage später waren wir noch einmal da, da war es zwar regnerisch, aber trotzdem sehenswert. Und mein Akku wieder voll. So habe ich ganz friedlich nach diesem sehr langen Tag voller Eindrücke, die Kamera in meine kleine Tasche gepackt und wir sind zur Kurrentgasse. Ich wusste ja, dass wir wahrscheinlich in ein Lokal gehen, das ich immerhin bestimmt schon von Außen fotografiert habe, also auch nicht so schlimm, dass ich keine weiteren Bilder mehr machen konnte. Alles gut. Großartig. Umwerfend. Grandios.



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05. November 2014




Wenn ich ein Kuppel in der Farbe sehe, denke ich an daheim. Für mich ist seit ich den Berliner Dom so nah vor der Nase habe, jede türkisfarbene Kuppel ein Zitat. Woran ich dabei nicht denke, sind: Glaubensbekenntnisse, Kirchengänge, Altäre, Bibelsprüche. Aber an schönes Wetter. Blauen Himmel. Türkisfarbenen Strand. Tausendundeine Nacht. Eiskugeln. Eben so ziemlich alles, bloß nicht daran, ob es eine katholische oder evangelische Kirche ist und wofür sie irgendwann einmal gebaut worden ist oder wie sie heißt. Später habe ich dann wegen der Verifizierung der Geographie im Internet geschaut, wie der Platz heißt. Er heißt Petersplatz. Und so habe ich scharf kombiniert, dass die Kirche Peterskirche heißen könnte. Aber das ist alles nicht so wichtig für mich. Hauptsache, noch ein Bauwerk mehr mit einer dekorativen, türkisen Kuppel. Ich liebe Kuppeln! Egal, warum sie einer gebaut hat. Mit einer Kuppel kann man nie etwas falsch machen. Es sieht immer gelungen aus. Bei der Kuppel ist mir wieder eingefallen, wie sich Duke vor ungefähr dreizehn Jahren einmal über die Kuppel vom Berliner Dom vor meinem Wohnzimmerfenster geäußert hat. Es war eine mir unverständliche Äußerung, weil es mir schon damals egal war, welchen Zweck ein Bauwerk mit einer Kuppel hat, Hauptsache Kuppel obendrauf! Ihm war es nicht so egal, weil er sich damals stark über die Kirchengeschichte und ihre Auswüchse echauffiert hat. Er hat wohl alles persönlich genommen, was da so an materialisierten Hinterlassenschaften in der Welt existiert. Das hat sich heute etwas geändert. Das habe ich aber erst erfahren, als wir noch viel, viel schönere türkise Kuppeln gesehen haben, nämlich die am Michaelerplatz. Kommen danach. Unvergleichlich schön. Da habe ich die Sache angesprochen und er konnte es selber nicht mehr glauben, dass ihn das damals so aufgeregt hat. Und jetzt findet er türkise Kuppeln auch schön, weil es einfach nur türkise Kuppeln sind. Manchmal ändert sich doch der Blickwinkel.



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05. November 2014




Sagen wir: "berühmte Sehenswürdigkeiten", die es bei mir in den Recall geschafft haben. Ich lasse natürlich auch ganz viel aus. Zum Beispiel lese ich nun im Wikipedia, dass es im Graben (oder sagt man "auf dem" Graben?) eine Pestsäule gibt. Äh ja. Das ist mir ehrlich gesagt schnurzpiep nur diese Fußnote wert. Ich bin da wahrscheinlich vorbeigelaufen, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Dafür musste ich aber wie vom Donner gerührt vor Kniže stehenbleiben. Es war ein religiöser Moment. KNIZE! Tja. Warum kriege ich eine Gänsehaut, wenn ich vor einem traditionsreichen Geschäft für maßgeschneiderte Herren-Anzüge stehe? Ich bin ja nicht einmal die Zielgruppe. Aber KNIZE. Vor Kniže zu stehen, war meine absolute Sternstunde im Graben. Auf dem Graben. Wie auch immer. Das ist wie vor Dior in der Avenue Montaigne in Paris. Oder dem Palazzo Pucci in Florenz. Dort habe ich ähnliche Andachten gehalten. Da laufen so viele Schwarzweiß-Filme mit Schlieren in mir ab, ich kann das gar nicht in Worte fassen. Vielleicht war ich ja im früheren Leben ein eleganter Herr, der bei Kniže arbeiten hat lassen. Wer weiß! Auch das Motto auf der Seite von Knize finde ich nicht verkehrt: “Die unausweichliche Frage nach dem Stil beginnt mit der Überwindung der Mode.” Tradition seit 1858. Bei Wikipedia lese ich gerade noch eine schöne Litanei der berühmten Kniže-Kundschaft: "Vor allem Künstler waren in früherer Zeit Kunden bei Kniže. So bezahlte Oskar Kokoschka seine Anzüge mit Gemälden, für Marilyn Monroe wurden Blusen gefertigt, für Kurt Tucholsky Hemden, für Josephine Baker Skihosen. Auch Marlene Dietrich ließ sich bei Kniže Fracks für ihre Bühnenshows schneidern, und Billy Wilder stattete dem Haus bei seinem letzten Wienaufenthalt einen längeren Besuch ab. Kunden waren auch Maurice Chevalier sowie Laurence Olivier, Willi Forst und Fritz Lang sowie vornehmlich Führungspersönlichkeiten aus der Wirtschaft und Aristokraten wie König Juan Carlos von Spanien"(...) Gerade finde ich noch einen anekdotenreichen Artikel: "Wenn Billy Wilder kam, herrschte Ausnahmezustand".



In diesem schönen Stadtpalais ist aber noch ein weiteres Traditionsgeschäft zuhause: Albin Denk. "Porzellan, Kristall, Geschenkartikel. Für jeden Anlass. Seit 1702. Ehem. k.u.k. Hoflieferant". Seit Siebzehnhundertzwei. Ich weiß jetzt nicht, auf wievielen Internetseiten von Wiener Geschäften ich inzwischen war, wo einem beeindruckende Gründungsjahre um die Ohren gehauen werden, dass es nur so kracht. Aber 1702. Schon recht ungewohnt, dass sich ein Geschäft auf eine dreihundertzwölf-jährige Existenz berufen kann. Man muss direkt hysterisch lachen. Also ich jedenfalls. Und bei so einer langen Tradition schmerzt das 'ehem.' (k.u.k. Hoflief.) dann noch mehr als sowieso schon! Ach. Es ist halt nichts für ewig auf dieser schönen Welt. Außer Albin Denk!



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05. November 2014





Das Hotel Royal in der Singerstraße, schräg gegenüber vom Stephansdom ist nicht so interessant. Aber der Schriftzug. Noch ein Schmuckstück in der großen Schatzkiste der Wiener Typographien. Ich habe den Schriftzug auch schon einmal in dem Album zum Stephansplatz beiläufig eingefangen, da, ganz hinten. Nun war ich nicht mehr alleine unterwegs, und es war mir fast schon unangenehm, dass ich schon wieder den Betrieb aufhalte, weil ich unbedingt diese Schrift im Gegenlicht einfangen will. So habe ich es möglichst schnell und fast schon verstohlen gemacht. Man bleibt ja doch drei Sekunden stehen um das Bild nicht komplett verwackelt zu bekommen. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich mich gar nicht so disziplinieren müssen, weil ich - ebenfalls erst im Nachhinein - begriffen habe, dass Smartphone-Besitzer jede Minute nutzen, um den Apparat nach neu eingegangen Mitteilungen zu überprüfen. Die Hand also mehr oder weniger immer in Kontakt mit dem Gerät ist. Insofern bin ich halt auch immer in Kontakt mit einem Gerät, nur dass es eben ein Fotoapparat ist. Nun war ich ja erst das zweite Mal in der Ecke da und wusste aber auch, dass ich nicht noch unzählige weitere Male dort entlanglaufen werde. Und schon gar nicht bei Gegenlicht. Ich bin einfach in schöne Typographie verliebt. Ich glaube, dass vielen gar nicht bewusst ist, wieviel das in dieser Stadt ausmacht. In jeder Stadt. Aber ich kann nur gebetsmühlenartig wiederholen, dass die schönen Beschilderungen und Schriften einen ganz wichtigen Anteil daran haben, dass Wien immer wieder als "so schön" tituliert wird. So ein schönes Schild rückt auch eine eher uninteressante Häuserfassade in den Hintergrund. Wenn ich die Bilder von Wien genau betrachte, fällt mir jetzt erst auf, dass es doch auch immer wieder Neubauten zwischen dem schönen Alten gibt, aber die Farbgebung, man könnte sagen die Beige-Orgie, das oft vertuscht und ein schönes Ladenschild das Übrige tut, um einen organischen Retro-Gesamteindruck zu hinterlassen. Nur die Luxus-Neubauten, wie das Hotel Topazz, kultivieren eine unangepasste supermoderne Extravaganz, das können sie sich auch erlauben, weil neue Eleganz auch neben alter bestehen kann. Das ist ebenbürtig. Ich muss manchmal ein bißchen erklären, wie mein Blick zustande kommt. Warum die Bilder aus meiner Welt anders ausschauen. Das liegt nicht nur daran, dass ich die Kamera tiefer halte, und oft aus der Untersicht fotografiere. Es liegt an meiner Scheuklappen-Spezialanfertigung. In Wien brauchte ich aber nur ganz wenig Scheuklappen. Jedenfalls nicht da, wo ich war. Mit großer Absicht zeige ich hier ganz bekannte, berühmte Ecken. Weil ich den Eindruck habe, dass Blogger in ihren Reiseberichten immer öfter dazu neigen, genau die Sehenswürdigkeiten auszusparen, im Sinne von "kennt ja jeder, weiß ja jeder, wie das ausschaut, kann ja jeder googeln." Und dann werden oft stattdessen mit großem Originalitätsanspruch ausschließlich Ecken abgelichtet, die garantiert frei von einmaligen Sehenswürdigkeiten sind, und wo man am Ende nicht mehr erkennt, ob derjenige in Berlin, München oder Wien war. Mir liegen die Alleinstellungsmerkmale dieser Metropole am Herzen. Deswegen: berühmte Sehenswürdigkeiten.



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04. November 2014




Da sind wir zur U-Bahn. Ich glaube, "Wien Mitte" ist zum einen die Bezeichnung von dem U-Bahnhof, der auch ein Umsteigebahnhof ist und auch "Landstraße" heißt und auch die Bezeichnung von der modernen Einkaufspassage. Vielleicht geht es auch irgendwie ineinander über. Einkaufen waren wir nämlich nicht, so weit ich mich erinnere, und ich erinnere mich an allerhand, wie man an meinen Einträgen sieht. Deswegen muss die Rolltreppe in dem Oval wohl hinunter zur U-Bahn führen. Aber ich könnte es nicht mehr beschwören. Sehr modern da, sehr schick. Mir kommt es vor, als ob bei den architektonischen Entwürfen neuerer Zeit im Innenstadtbereich nicht das oberste Kriterium ist, dass es recht preisgünstig zu bauen sein soll. Was ich sehr gut und vorausschauend finde. Lieber teure, neue Häuser bauen und dafür billige Waffen, die möglichst nichts taugen! Das wäre auf jeden Fall meine Politik. Nur als Beispiel. Wien profitiert ja heute noch davon, dass früher schon nicht an Prunk in der Architektur gespart worden ist. Das rentiert sich einfach! Viel lieber geht man in einem extravagant geschnittenen Haus einkaufen, als in so einer beliebigen Schuhkarton-Architektur. Mit einem schönen, extravaganten Haus-Entwurf zeigt man Ehrerbietung vor dem Formenreichtum der Schöpfung. Deswegen sind Schuhkarton-Häuser ohne alle Extravaganzen ein ganz großes Armutszeugnis!



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04. November 2014





Wien, dritter Bezirk, Salmgasse 23. Raucherzimmer, Moped. Von der Eden-Bar bin ich schnurstracks zum Stephansplatz, was ja nur ein Katzensprung ist, und hinunter in die U-Bahn, U 3, Richtung Simmering, drei Haltestellen bis "Rochusgasse", von da war es nicht mehr weit zu Fuß bis zur Salmgasse. Draußen war noch schöner Sonnenschein, aber ich glaube, der Schanigarten (so nennen die Wiener das, wenn vor dem Lokal auf dem Gehsteig Tische und Stühle stehen, weiß gar nicht, wie man das bei uns nennt. Gibt gar keinen Begriff oder? Biergarten wäre ja stark übertrieben) lag im Schatten. Deswegen haben Duke und Brigh, die da drinnen waren, im Lokal in der Salmgasse 23, dem Moped, hinten im Raucherzimmer, auch nicht mitbekommen, dass draußen den ganzen Nachmittag Frühlingssonne gewesen wäre. Die beiden hatten einen Platz direkt auf der Sichtachse zur Eingangstür, aber ganz hinten, in dem sehr gemütlichen Wohnzimmer, in dem viele Lampen für schummrige Beleuchtung gesorgt haben. Das richtige Lokal für einen bewölkten, regnerischen Tag, nachdem es ja auch ausgesehen hatte, vier Stunden vorher. Als ich nach der Begrüßung gleich erzählen musste, dass draußen schon den ganzen Nachmittag die Sonne scheint, haben mich die beiden ungläubig angeguckt. Ich kam ja gerade vom Stephansplatz, wo ich noch als letzte Eindrücke hatte, dass Frauen mit nackigen Oberarmen und Sonnenbrillen kalte Getränke zu sich genommen haben (Beweisfoto). Jedenfalls ist das lauschige Wohnzimmer auch bestimmt ein angenehmer Ort, um da einen Nachmittag zu verbringen. Die beiden kennen Wien ja nun schon. Brigh wohnt da und Duke hat auch immer wieder mal da gewohnt. Es war schon gut, dass ich alleine so viel Auslauf hatte, so musste sich niemand an meiner Seite über meine hingebungsvolle Begeisterung für für andere alltägliche Ansichten wundern. Es ist schon auch schön, nach Herzenslust Touristin sein zu dürfen! In meiner Begeisterung habe ich gleich erzählen müssen, dass ich ganz viel gesehen habe und mir der Judenplatz so gut gefallen hat, und dass da ja auch Lokale waren, wo man essen könnte. Und rein zufällig, waren das genau auch die Lokale, die Brigh uns empfehlen wollte! So ein Zufall! Ich hatte überhaupt das Gefühl, ich hätte mich gleich noch vier Stunden ohne Punkt und Komma mit ihr ohne Probleme unterhalten können. Sie war mir gleich sehr sympathisch. Aber langsam war es auch Zeit für sie aufzubrechen und ich habe langsam auch Hunger gekriegt. Wir sind noch zu dritt bis zur U-Bahn-Station "Wien Mitte/Landstraße" gelaufen und haben uns dort warm verabschiedet. Brigh ist heim und wir wieder Richtung Stephansplatz. Wenn ich so darüber nachdenke, ist es schon verrückt, wie unterschiedlich man vier Stunden verbringen kann. Ich habe so viele Straßen und Gassen gesehen, wie manche vielleicht in einer Woche. Hätte ich mich auch in ein Café gesetzt, wären die vier Stunden auch gut vergangen, aber ich hätte nur verschiedene Getränke gesehen. Es hat mich aber sehr gefreut, dass ich auch einen Eindruck von einem Lokal bekommen habe, in das ich sonst nicht gekommen wäre, weil es nicht so ganz zentral liegt. Eben ein Lokal, wo vielleicht eher einheimische junge Leute hingehen. Solche Cafés mit zusammengewürfelten Retro-Möbeln kann man auch in Berlin finden, da sehen einige recht ähnlich aus. Aber als Wien-Azubi muss ich mich natürlich erst einmal vorrangig um Grundlagenwissen bemühen, Sehenswürdigkeiten mit Alleinstellungsmerkmal! Da bin ich auch ehrgeizig. Irgendwie bin ich doch ein effizienter Typ, merke ich wieder. Direkt ökonomisch. Das Leben ist kurz! Wäre ja blöd, wenn ich in Wien gewesen wäre, und jeden Tag vier Stunden in einem einzigen Lokal gewesen wäre! Jetzt amüsiert mich allerdings auch, dass ich durch meine überaus hingebungsvolle, nachträgliche Recherche, Sachen in Erfahrung bringe, die vielleicht mitunter auch für erfahrenere Wien-Freunde nicht durchweg zur sofort abrufbaren Wien-Bildung gehören. Ich bin halt ein unheimlich gründlicher Typ!



Das auf dem Stuhl ist übrigens kein gepolstertes Kissen, wie ich im ersten Moment beim Durchschauen der Bilder gedacht habe, sondern die Umhängetasche von Duke. Es ist schon so lange her.

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03. November 2014



Die Eden-Bar* kennt vermutlich wieder keiner hier. Richtig, das ist kein Techno-Club und auch kein Laden, in dem sich Alt-Punks in löchrigen Schlafanzugoberteilen treffen. Es ist dort mehr so ein liquideres, gediegeneres, aber nichtsdestoweniger feierfreudiges Nachtclub-Publikum, wenn ich das richtig verstanden habe. Die Eden-Bar ist die älteste Bar Wiens. Über hundert Jahre inzwischen. So wie die originale Einrichtung, die mit viel Aufwand beibehalten wird. Die Wiener Werkstätten weben die Damast-Tapisserie nach der Original-Vorlage, wenn einmal etwas ausgebessert werden muss. Es ist ein trunkener Traum in Plüsch und Rot und Schummerbeleuchtung. Das weiß ich selbstverständlich alles deshalb so genau, weil ich natürlich in keinster Weise drin war, sondern mir wie üblich, dieses Herrschaftswissen im Internet zusammengelesen habe. Die Eden-Bar hat nämlich sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag, dort lesen wir: "Die Eden Bar in der Liliengasse 2 nahe dem Stephansdom ist ein traditionsreiches Wiener Innenstadtlokal mit etwa hundertjähriger Geschichte. Erste Besitzerin der Bar war Emmy Stein (...). Die Operettensängerin am Theater an der Wien und Bürgertheater erwarb das Lokal 1919 und taufte es von City Bar in Eden Bar um. Während der NS-Herrschaft wurde ihr der Besitz des Unternehmens entzogen und sie saß wegen des Abhörens von Feindsendern etwa zwei Monate in Haft. 1948 erfolgte die Rückstellung des Lokals. Die Besitzerin verkaufte es aber schon 1953 an Gabor Kenezy, den Gatten von Liane Augustin. 1974 bis zu seinem Tod 2005 war der Wiener „Nachtklubkönig“ Heinz Werner Schimanko Besitzer der Eden Bar. Er verpflichtete sich, den „gehobenen“ Charakter des Lokals zu wahren (Krawattenzwang), führte aber die Sitte ein, Fotos der prominenten Barbesucher (...) in der Auslage auszustellen."
*nicht verwandt oder verschwägert mit Rolf Eden







Eines Tages werde auch ich die Eden-Bar besuchen. Ich hatte ja insgeheim schon den Plan im Mai. Aber es muss halt alles passen. Um es genauer zu formulieren: die Bekleidung sollte einigermaßen dem dort postulierten Dresscode entgegenkommen. Insofern wären Trekking-Klamotten nicht das Outfit der Wahl, um durch diese Tür zu kommen. Ich habe gelesen, dass man die Bekleidungsvorschriften in den letzten Jahren stark gelockert hat, und es nun keinen Krawattenzwang mehr gibt, sondern nur noch Jackett-Zwang für die Herren. Was ich völlig in Ordnung finde. So ein Jackett-Zwang ist einfach mal was anderes. So attraktiv finde ich Kapuzenpullover und Anorak an einer Bar ohnehin nicht, dass ich das unbedingt dort sehen wollte. Es gibt ja genug Etablissements, wo man keinerlei Vorschriften in der Richtung befolgen muss. Mein Vorschlag für die Eden-Bar (und auch andere elegante Lokale, nicht wahr) wäre daher, einen gut geschnittenen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd im Reisekoffer mit sich zu führen. Und dazu passende Schuhe, aber das versteht sich ja eigentlich von selbst. Krawatte kann daheim bleiben. Warum ich überhaupt auf eine Bar komme, die außer mir - und natürlich dem einschlägigen Publikum für solche Bars - keiner, den ich kenne auch kennt, liegt an dem Roman, den ich lange vor meiner Wienreise gelesen habe. Von einer gebürtigen Wienerin geschrieben. Der Roman spielt in den Sechziger Jahren in Budapest, Wien und Paris. Es geht um eine Liebesgeschichte zwischen einer jungen Wienerin und einem russischen Journalisten und es wird ein ganzes Potpourri von Lokalen erwähnt, die ich dank Internet parallel zu meiner Lektüre googeln konnte und mit großer Begeisterung stellte ich fest, dass alle erwähnten Lokale tatsächlich existieren. Und so wird auch in der Eden-Bar getechtelt:



"(...) Anna schlug die Eden-Bar vor. sie gingen Seite an Seite die Kärntner Straße hinunter.(...) »Genau die richtige Mischung von Rhythmus und Schmalz«, hatte Helmut gelobt, als er sie vor ein paar Monaten zur Feier eines bestandenen Rigorosums in die Eden geführt hatte. Helmut tanzte gut und schwungvoll. »Fetz nicht so herum, das tut man hier nicht«, hatte Anna ihn gerügt und Helmut hatte gegrinst. »Schau dich um, lauter alte Knacker. Schleichen bloß herum und schmusen. Die sollen einmal sehen, was tanzen heißt.« Anna hatte geschwiegen und nicht ohne Vergnügen jenes Abends vor bald zwei Jahren gedacht, an dem sie auf der nämlichen Tanzfläche so lange heftig schmusend in den Armen eines nicht mehr ganz jungen Mannes gehangen und eng an ihn geschmiegt umhergeschlichen war, bis er sie in die Wohnung abgeschleppt hatte. Der Mann war bald darauf als "Entjungferer" von Anna katalogisiert und abgelegt worden. Der Oberkellner warf einen Blick auf Oleg, eilte ihnen entgegen und führte sie an einen der besten Tische. »Was wollen Sie trinken?« fragte Oleg. »Egal, was Sie trinken« sagte Anna. Oleg bestellte Bourbon und zwei Pakete Pall Mall. Die Gesellschaft am Tisch jenseits der Tanzfläche starrte zu ihnen herüber. »Himmlische Mutter, dort sitzen Bekannte meiner Eltern, die blonde Frau mit dem toupierten Haar ist eine stadtbekannte Tratschgans« entfuhr es Anna. »Ist es Ihnen peinlich, hier gesehen zu werden, wollen wir gehen?« Olegs Stimme klang kühl und unbeteiligt. »Nein, nein.«(...) Oleg hatte sich eine Zigarette angezündet, er inhalierte tief, schien bald entspannter, er trank schnell, winkte dem Ober, bestellte noch einen Bourbon. Die Band hatte von südamerikanischen Rhythmen auf Romantik umgestellt, ein paar Scheinwerfer verlöschten. I WANT SOME RED ROSES FOR THE BLUE LADY Das Gesicht des Sängers war im Dunkel kaum zu sehen, nur seine Zähne blitzten. »Wollen wir tanzen?« sagte Oleg, griff nach Annas Hand und zog sie, ohne ihre Antwort abzuwarten, auf die Tanzfläche.(...) Im Abgehen sah Anna den sensationslüsternen Ausdruck auf dem Gesicht der toupierten Blonden, sah die Bekannten ihrer Eltern tuscheln, sah neugierige Blicke von anderen Tischen. »Taxi«, sagte Oleg zu dem livrierten Türsteher, sobald sie im Freien standen. Er hatte die Hand von Annas Hüfte genommen, stand neben ihr, atmete schwer. Der Türsteher ließ einen Pfiff los, von der Singerstr. rollte ein Taxi heran. »Schau, wie schön«, sagte Anna und deutete auf den Stephansturm, der sich wie eine Nadel vom weichen Mitternachtsblau des Frühlingshimmels abhob. (...)"
Hanna Molden, Kurakin







Hier der Vollständigkeit halber noch ein paar tolle Premium-Links: ein Video, in dem man den sehr sympathischen und überraschend jungen, heutigen Inhaber vor der Bar, also wo ich auch die Fotos gemacht habe, herumstehen sieht und erzählen hören kann. Ein weiteres Video, das anlässlich der Hundertjahrfeier drinnen gefilmt worden ist und in dem verschiedene österreichische Prominente erzählen, was sie mit der Bar verbinden. (Zum Beispiel Marianne Mendt, die vor einigen Jahrzehnten ein halbes Jahr als Barsängerin dort tätig war.) Und ein toller Beitrag aus dem österreichischen "über 55"-Forum, mit vielen Zusatzinformationen, wie zum Beispiel, wie es kommt, dass von hundert Jahren die Rede ist, wo die Bar doch erst seit 1919 Eden-Bar heißt. Weil es vorher auch schon ein ähnliches Etablissement war, nämlich 1911 als Offiziers-Kasino eröffnet worden ist. Deswegen 2011 'Hundert'.



Aber auch der Wien-Guide Servus in Wien, der unter anderem ein schönes Verzeichnis der Wiener American Bars bereithält, weiß lobende Worte über die Eden-Bar zu finden: "Die Eden-Bar gehört sicher zu den schönsten und elitärsten Bars der Welt. Erlesene Getränke und perfekter Service garantieren einen unvergeßlichen Abend. Die tägliche Live-Musik wechselt ohne Pause das Musikprogramm. Diese Bar ist von in- und ausländischen Gästen sehr begehrt. "Wir sind Gastgeber und bemühen uns, daß unsere Gäste sich bei uns sehr wohlfühlen." Wo gibt es sonst noch Bars, wo der Ober im Frack perfekt serviert, und der nach einem arbeitsreichen Tag diese Bar besucht, herzlich empfangen wird?"




P.S. ganz charmant auch der Hinweis auf der Seite der Eden-Bar: "Bitte beachten Sie unseren Dresscode. Leih-Sakkos sind an der Garderobe erhältlich." (Aber nur im absolut äußersten Notfall bitte...)

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02. November 2014






Während in Deutschland und vielleicht auch Österreich die Krimifreunde den Sonntagskrimi im Ersten eingeschaltet haben (heute kein Tatort sondern Polizeiruf, wie ich sehe), verfasse ich meinen nächsten Blogeintrag. Und lasse nebenher "Die letzte Metro" laufen (auf Arte). Der Film passt ein bißchen besser zu meiner Fundsache. Der Hintergrundgeschichte zum von mir abgelichteten Restaurant "Drei Husaren" in der Weihburggasse im ersten Bezirk. Sie geht von der Kärntner Straße ab. Irgendwie war mir der Name "Drei Husaren" bekannt, ich wusste aber nicht woher. Weder hatte ich in einem Wienführer über das Restaurant gelesen, noch im Internet. So ein Begriff, den man irgendwo einmal aufgschnappt hat. Ich kenne aber niemanden, der da je drin gewesen wäre. Im Zuge der Recherche, zur Unterfütterung mit ein paar Fakten, meiner Wien-Bilder (ich kann ja nicht immer nur von meiner vergeblichen Suche nach einem Kaffee-Zubereiter erzählen), gebe ich also in die Suchmaschine "Drei Husaren" Wien ein. Mir springt ein Video zum 75. Jubiläum ins Auge, das unbedingt sehenswert ist. Es erinnert ein bißchen an die Siebziger Jahre, obwohl es ungefähr 2008 entstanden sein muss. Man sieht das Lokal sehr schön und bekommt einen gewissermaßen sehr sinnlichen Eindruck von den stark traditionell geprägten Gepflogenheiten. Noch habe ich mich amüsiert und dachte, das wäre ein schöner Aufhänger, ich könnte als Einleitung schreiben, dass sich mein Wien-Reisebericht durch das absolute Alleinstellungsmerkmal der Empfehlung von Restaurants, in denen ich garantiert nicht drin war, auszeichnet. Schon wollte ich die Speisekarte recherchieren, als extra-Service für meine Leser. Oder doch wenigstens die Homepage, die deutlich auf dem Abspann des Jubiläumsvideos vermerkt wurde. www.drei-husaren.at. Diese Seite gibt es jedoch nicht mehr. Das hat mich dann doch überrascht, dass ein Lokal, das sich 75 Jahre gehalten hat, die Internetseite abgeschaltet hat. Noch einmal gebe ich also den Namen des Lokals ein und begutachte die Suchergebnisse genauer. Und so fand ich mehrere Artikel aus dem Jahr 2010, denen zu entnehmen war, dass das Restaurant "Drei Husaren" wegen Insolvenz schließen musste. Aber da stand noch viel mehr:

Wiener Nobelrestaurant "Drei Husaren" in Konkurs

Erster. Bezirk, 1010 Wien - Schon wieder stellt ein Wiener Spitzenrestaurant seinen Betrieb ein. Die "Drei Husaren" wurden seit 1933 als Restaurant geführt. Das Restaurant in der Weihburggasse 4 wurde 1933 von drei “Husaren-Offizieren” gepachtet. Zuvor war der Betrieb von Ella Zirner-Zwieback als Kaffeehaus geführt worden, die immer noch die Konzession besaß. Die Großmutter des Schauspielers August Zirner, der die Enteignung seiner Familie jüngst publik gemacht hatte, wurde in Folge vom NS-Regime zur Aufgabe der Konzession gedrängt. 1938 ging der Betrieb somit an den Berliner Gastronomen Otto Horcher, unter dem das Restaurant zum Treffpunkt der Gesellschaft im nationalsozialistischen Regime wurde. Zu den regelmäßigen Gästen gehörten etwa Reichsmarschall Hermann Göring oder Gauleiter Baldur von Schirach. Zwischen 1943 und 1949 standen die “Drei Husaren” allerdings leer, bevor sie neu renoviert wiedereröffneten. Der neue Besitzer Egon von Fodermayer leitete das Restaurant bis 1979, gefolgt von Uwe Kohl. Vienna.at, 17. Juni 2010, 12:46 Uhr

Da ist die zunächst recht große Heiterkeit über den Jubiläumsfilm ein bißchen gewichen. Es wird eine beispielhafte Geschichte von vielen sein. Ganz sicher. Aber wenn man ahnungslos vor so einem Haus gestanden hat und dann die Hintergründe durch einen Zufall, wie meine rückwärtigen Reise-Recherchen erfährt, ist es wohl, was die Stolpersteine im besten Fall bewirken. Ich finde es großartig, dass einem das Internet durch eine Spielerei manchmal Nachhilfe in Geschichtsunterricht gibt. Das Interview mit August Zirner wurde am 5. Juni 2010 veröffentlicht. Und am 17. Juni 2010, zwölf Tage später, erschien die Meldung zum Konkurs. Vermutlich hatte sich der arg steif wirkende Stil des Hauses seit geraumer Zeit überlebt. Und die Erhellung von Zirner war nur der passende Schlussakkord.



Auch das neben gelegene Lokal "Zum weißen Rauchfangkehrer" hat eine lange Geschichte. "Der „Rauchfangkehrer“, der um 1848 gegründet wurde, war einst das Zunftlokal der Altwiener Kaminpfleger." heißt es da. Über die Geschichte liest man auf der Internetseite des Rauchfangkehrers weiter, wie es sich im Laufe der Zeit zu einem beliebten Schauspieler- und Künstlerlokal entwickelt hat. Von Bernstein und Visconti ist die Rede, Nurejew und Fonteyn. Und von Curd Jürgens, der stehend geduldig auf einen Platz wartete. Welche Prominente sich in den Dreißiger und Vierziger Jahren ein Stelldichein gegeben haben, bleibt unerwähnt.



Aber auch das Geschäft für "Exquisite Drucksorten" Huber & Lerner kann auf eine beeindruckende Geschichte zurückblicken. Im Jahre 1901 hat es seine Geschäfte aufgenommen und durfte das persönliche Briefpapier von Kaiserin Sisi herstellen. Und Arthur Schnitzler war Stammkunde der feinen Papiersorten, auf denen er viele lesenswerte Liebesbriefe an Adele Sandrock verfasste. Ich aber kaufe kein feines Briefpapier, weil ich leider gerade keinen Arthur Schnitzler kenne, sondern laufe weiter bis zur Liliengasse.



: : alle Wiener Geschichten : :

02. November 2014

BUNTE-Ticker: "Lindenbergs Ex-Leibwächter zieht nach Malta." Ah ja. Die Prominenten scheinen mal wieder knapp zu werden. Abgesehen davon, dass ich ohnehin seit geraumer Zeit Probleme habe, ungefähr siebzig Prozent der in Schlagzeilen erwähnten "Prominenten"-Namen, Gesichter zuzuordnen. Schade. Ich habe früher so gerne Klatsch und Tratsch gelesen. Aber wenn man die Leute nicht kennt, macht das alles keinen Spaß mehr. Mich würde zum Beispiel schon auch interessieren, was die Stars von früher - - na ja. Lassen wir das. Ich muss mich unheimlich anstrengen, damit mir irgendein jüngerer Star einfällt. Wenn ich dann so in meinem Gedächtnis nach jüngeren Gesichtern krame, schieben sich wieder Bilder von Audrey Hepburn in Sabrina nach vorne, oder Brigitte Bardot in Privatleben. Oder Romy Schneider im Swimmingpool. Das waren noch Stars! Ich bin da irgendwie hängengeblieben. Das letzte, was ich ungefähr noch mitbekommen habe, war Sonja Kirchberger in der Venusfalle. Aber die wird in diesen Tagen ja auch schon Fünfzig. Also meine Generation. Schwierig. Sie macht gerade ein Restaurant auf Mallorca auf, mit ihrem Sohn. Habe Fotos gesehen. Das waren die letzten Bilder in der Bunten, die mich halbwegs interessiert haben. Schöne bunt bemalte Türen hat das Lokal. Na ja, sie braucht auch noch ein zweites Standbein. Schauspieler machen gerne in Immobilien oder Restaurants. Und Ruth Maria Kubitschek hat aufgehört, mit einer letzten Rolle in einer Fernsehserie, die ich noch nie gesehen habe. Traumhotel oder so ähnlich. Aus Respekt habe ich mir daraufhin die letzte Folge mit ihr angeschaut. War gar nicht so schlecht. Eine österreichische Produktion mit dem auch älter gewordenen - na - wie heißt er - - - der den Hoteldirektor gespielt hat. Ich komme nicht drauf. Ein ganz attraktiver Mann. Christian - Christian - - müsste ich jetzt recherchieren. Auf jeden Fall sieht der für vierundsechzig noch ganz gut aus. NIcht Tramitz (der hält sich auch gut). So ähnlich.

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