26. Juli 2012

bizarr



vergangene Nacht geträumt, ich hätte bei irgendeinem Empfang oder einer Ausstellungseröffnung eine Begegnung mit einem älteren Mann, so Mitte Fünfzig, der ausgesehen hat, wie neuerdings der letzte Bundespräsident, wie hieß er noch, Wulff. Da geisterte ein Foto durch die Bunte oder Gala von ihm mit neuer, stylisher Brille und definierterem Kurzhaarschnitt. Ich war überrascht von dem Bild, weil er beinah attraktiv aussah. Nun ist dieser Herr Wulff so ziemlich exakt das Gegenteil von der Sorte Mann, auf die meine Zellen reagieren. Ich merke den gar nicht. So war es auch im Traum. Aber im Traum war er nicht ehemaliger Bundespräsident, sondern ein wichtiger, erfolgreicher Dirigent und Kunstprofessor mit wahnsinnig vielen wichtigen Kontakten, geradezu eine graue Eminenz. Also das, was er als Bundespräsident nur vom Titel her war, aber nicht von der Ausstrahlung. In meinem Traum dagegen ein absolutes Alphatier mit unwiderruflicher Autorität und erhabener Ausstrahlung. So eine Art Dirigenten- und/oder Kunstpapst. Man spürte die Ehrfurcht, die ihm entgegengebracht wurde und ich merkte, dass er ein Auge auf mich geworfen hat. Irgendwie suchte er sehr schnell mit mir Kontakt und ich scannte sofort, dass er für mich als Mann nicht interessant ist, aber sicher als Multiplikator. Der Mann hatte Verbindungen! Bei diesem Empfang war quasi niemand, der ihm nicht mit einer gewissen Unterwürfigkeit begegnete, es wurde auch nur mit gesenkter Stimme über ihn geraunt, niemals irgendetwas Negatives, man hörte nur ehrfürchtige Bewunderung. Das verstärkte noch das Gefühl bei mir, dass es nicht sehr schlau wäre, die Gelegenheit verstreichen zu lassen, davon zu profitieren. Irgendjemand muss uns auf seinen Wunsch bekannt gemacht haben und wenige Traumsekunden später, gab es schon eine Latte von künftigen gesellschaftlichen Terminen, wo ich von ihm als seine Begleitung auf die Gästeliste gesetzt wurde. Er sprach nicht viel mit mir, aber das Wenige sehr bestimmt und planvoll. Ich weiß auch nicht mehr genau was, aber ich hatte immer das Gefühl, dass er sich vorgenommen hat, mir sämtliche Türen zu öffnen, zumal es für ihn ein Kinderspiel war. Ich war einerseits immer noch auf dem Empfang und andererseits auch schon halb bei späteren ähnlichen Ereignissen und Festlichkeiten. Ich ging auf sein Werben, das mir zusätzlich als Frau galt, allerdings nicht ein. Ich hielt mich irgendwie bedeckt und wusste, dass es eine Gratwanderung ist, die nicht lange funktionieren kann, da er langsam etwas ungeduldig wirkte. Mir war klar, dass ich ihm kein Theater vorspielen würde, um opportunistisch die Möglichkeiten auszureizen. Ich wusste, der Countdown läuft im Grunde. Das Ganze sofort abzubrechen, war mir allerdings auch nicht recht, weil es interessant war, mit ihm irgendwo aufzutauchen, man hatte sofort eine unfassbar elitäre Position, schon interessant.

Wie auch immer - auf einmal tauchte eine ehemalige Freundin, eine sehr enge Freundin, in diesem Plot auf, und beobachtete meine neue Bekanntschaft irgendwie argwöhnisch, bis sie zu erkennen gab, dass sie vorher eine Liason mit dieser grauen Wulff-Eminenz hatte, die aus irgendwelchen Gründen kurz vorher zu Ende ging. Sie schien da noch Ressentiments zu hegen und ich spürte ihre Eifersucht. Vielleicht auf die Position, neben dieser wichtigen Erscheinung. Ist mir nicht ganz klar in Erinnerung. Ich weiß auch nicht, ob ich transparent gemacht habe, welcher Natur der Kontakt von meiner Seite aus ist. Jedenfalls gab es keinen sichtbaren Anlass, uns gesichert für ein Paar zu halten. Es war wahrscheinlich eine automatische Assoziation, die unwidersprochen im Raum stand. Ich schätze die maximale Berührung bestand vielleicht darin, dass er meinen Ellbogen leicht dirigierend berührte. Wie auch immer. Die Freundin sah sich veranlasst, frühere Begebenheiten ihrer Zeit mit ihm aufzuzählen, die dokumentieren sollten, dass es eine bedeutungsvolle Beziehung war. Ich hörte mir das eher desinteressiert an, weil mich der Mann als Mann ja überhaupt nicht interessierte. Dann setzte sie ihre Erfolgsberichte aus der Vergangenheit fort mit einer Dokumentation der gemeinsamen Zusammenarbeit mit ihm, wobei nicht ganz klar war, worin die bestanden haben könnte, vielleicht irgendeine assistierende Tätigkeit. Ich hatte das Gefühl, ich bin in einer Verkaufsveranstaltung, wo mir jemand seine konkurrenzfähigen Qualitäten wie Sauerbier anträgt. Die Superlative reihten sich aneinander und ich war inzwischen in einer Stimmungslage zwischen Mitleid und Fassungslosigkeit. Ich glaube, sie erzählte gerade von einem geplanten Roman und ich konnte mir die Frage nicht verkneifen "Findest du eigentlich, dass du schreiben kannst?". An der Stelle war das Gespräch und die Szene dann zu Ende, da kam nichts mehr, außer einem irritierten Gesichtsausdruck. Ich drehte mich um, von ihr weg und schaute nach hinten. Da war er wieder, der alte Wulff, er saß circa zehn bis fünfzehn Meter hinter uns, in einer Art Lounge-Sitzgarnitur, irgendsoeine gepolsterte Sitzlandschaft, links und rechts von ihm einige seiner Bewunderer, Studenten von ihm oder irgendwelche anderen Adepten.

MIST! jetzt ist mir der Dreck hier abgestürzt! Verdammt, ich hatte schon fast alles fertig, jetzt fange ich wieder an der blöden Stelle an! Scheißdreck! Es ist schon so spät, aber ich muss den Mist bloggen.

Also kurz und gut, ohne Umschweife, ich gehe auf ihn zu, er hat eine professionell wirkende Kamera in der Hand, einen Fotoapparat, er zeigt mir, dass er mich auch gefilmt hat, die ganze Zeit über. Ich habe schrecklicherweise auf dem ansonsten sehr schönen Film, eine planschbeckenblaue Kittelschürze an, wie sie schlimmer nicht sein kann, mit pinken und gelben Paspeln, aber das Blau steht mir irgendwie. Ich bin entsetzt über das Kleidungsstück und gleichzeitig begeistert von dem Film, der mich komplett in den Fokus nimmt. Irgendwie wirkt der alte Wulff mit der neuen Brille jünger und attraktiver und ich komme ins Schwanken, ob man nicht doch eine gewisse Annäherung ausprobieren sollte. Er strahlt mich und den kleinen Monitor erotisiert an und ich frage ihn, ob er diese muttihafte Schürze nicht auch fürcherlich findet, ja peinlich, ganz schlimm eben!? Nein, nein, meint er, das wäre für Männer doch gerade interessant. Aha! Ich tue eher überrascht, als dass ich es bin und versetze mich in seine Perspektive, die Mutti-Sex antörnend findet. Ja ja, verstehe, sind ja nun Big News, dass Männer gerne wie kleine Jungs verwöhnt werden. Schon toll, wenn ein praktischer Kittel über dem mütterlichen Busen spannt. Usw. usf. Das sage ich aber nicht, ich gebe mich neutral. Er schiebt dann noch ein superlatives Kompliment hinterher, so ungefähr, ich wäre aber unabhängig davon die Schönste von allen. Das scheint für mein Ego ausreichend zu sein und ich beschließe zu gehen. Ich nehme die Kamera wie selbstverständlich mit, als wäre jede Kamera der Welt meine. Zumal ja ein Film von mir drauf ist. Während ich den Weg zurückgehe, weg von der Lounge-Garnitur, denke ich noch bei mir: dafür hat sie sich doch gelohnt, diese Begegnung, dass er so einen schönen kleinen Film von mir gemacht hat. Selbst wenn nichts anderes mehr passiert, ich habe etwas Brauchbares davon mitgenommen. Meine Neugier, das Video in Ruhe allein daheim anzuschauen, erotisiert mich wesentlich mehr, als die Aussicht, noch weitere Stunden mit ihm und der Gesellschaft mit Smalltalk zu verbringen.

Als ich aufwache, denke ich noch im Halbschlaf, wie viel Wahres an dem Traum ist, direkt gnadenlos. Heute morgen war ich noch überzeugt, es wäre mir zu peinlich, einen derart entblößenden Traum zu bloggen, aber sei's drum. Das hat mich jetzt mehrere Stunden beschäftigt, nun ist es verarbeitet und ich habe das unbeschönigte Ausmaß meines eitel berechnenden Charakters preisgegeben. Wer unter den Lesenden frei von Schuld ist, der werfe den ersten Stein. So, auf in die nächste Runde. Gute Nacht.

25. Juli 2012



Mal in der Fotokiste wühlen. Ein Bild wie der 25. Juli 2012? Wenn man durch die Straßen geht und ein bißchen Wind kommt, ein sehr warmer Sommertag, wie man sie gerne ein paar Tage hintereinander hat, aber dann auch gerne wieder eher wie gestern, fünf bis sieben Grad weniger. Im S-Bahnhof Zoo war es gegen achtzehn Uhr so warm, als hätte einer einen riesigen Föhn auf der höchsten Stufe angemacht, nur ohne Wind. Ich bin schnell zum Ende des Bahnsteigs, wo sich die Luft nicht mehr anstaut. Zum ersten Wagen, ganz hinten, und einen Platz gekriegt, wo es nicht zieht. Das stört mich am meisten in der S-Bahn, dass alle möglichen Fenster auf Durchzug sind und man die Erkältungsgefahr bedrohlich am Luftzug merkt. Komisch, wie viele unsensibel dafür sind. Am häufigsten reagieren die älteren Leute darauf wie ich. Es kommt sogar vor, dass ich im Sommer in die Hocke gehe, dicht an die Tür gedrängt, wo eine geschütze Ecke ist, um dem Zug zu entrinnen. Manche werden ungehalten, wenn man eines von vier gekippten Fenstern zumacht, als wäre Erstickungsgefahr. Na ja, dafür wird immer reichlich im Sommer geniest und geschnieft und nicht derart, wie man es von Heuschnupfen kennt. Irgendwie merkt man den Unterschied, ob einer erkältet ist oder Allergie hat, die Ausstrahlung ist irgendwie anders. Ich bin da auf alle Fälle vorausschauend zimperlich, und nicht, weil ich mich dauernd erkälte, sondern weil ich mich wegen dieser peniblen Vorkehrungsmaßnahmen lange nicht erkältet habe. Lieber Socken als keine, wenn die Wetterlage unberechenbar ist. Manchmal, im ausgewiesenen Winter, sehe ich unterwegs junge Mädchen - das sehe ich nur bei jüngeren Frauen, deswegen Mädchen - die eine Art Alibi-Schal locker einmal um den Hals drapiert haben, mehr so nach dem Deko-Prinzip, also nicht eng und frostdicht bis unters Kinn gewickelt, und unterhalb des Dekostoffs wird ein stofffreies, tiefes Dekolleté präsentiert, ein luftiger Blusenauschnitt vielleicht, die oberen fünf Knöpfe geöffnet, so dass man noch einwandfrei den oberen Rand vom Büstenhalterschälchen erkennen kann. Ich gucke da natürlich auch hin und beobachte interessiert das Nesteln nach dem Tempotaschentuch und das Hochziehgeräusch. Wie heißt es immer bei den Castingshows: "Das Gesamtpaket muss stimmen!". Irgendwie habe ich den Eindruck, dass manche Gesamtpakete nicht so ganz stoßsicher verpackt und verschnürt sind. Wie komme ich denn jetzt bloß von diesem mustergültigen Sommertag auf verkühlte Mädchen mit sinnlosen Schal-Arrangements? Ebendrum. Erkältungszeit! Hochsommer ist Erkältungszeit! Ach so, ich wollte ja irgendein Foto. Mal schauen. Klebe ich oben hin.

24. Juli 2012



Toll, so eine saubere Wohnung. Vielleicht sollte ich mich doch um häufigeren Herrenbesuch kümmern. Vorhin war der Klempner da. Der Wärmezähler für die Heizung musste ausgewechselt werden. Das war mir Anlass genug, alles tiptop auf Vordermann zu bringen! Es ging wieder einmal sehr schnell. Sowohl meine Großreinigungsaktion von 8:05 bis 9:20 Uhr als auch seine Tätigkeit. Schön, wenn die Handwerker pünktlich sind. Nun ja, er war überpünktlich. Ein junger Mann Anfang Dreißig. Oder Mitte Dreißig? Ich kann in letzter Zeit so schlecht schätzen. Ich kann ja mein eigenes Alter kaum beurteilen. Ich sage noch: "Sie sind ein bißchen früher, hm?". Man hat das dann weggelächelt und ist zur Tat geschritten. Ich musste ihn allerdings ca. zwei Minuten vor der Tür warten lassen, da ich um 10:00 Uhr noch nicht planmäßig fertig angezogen war. Außerplanmäßig habe ich mir dann anstatt der vorgesehenen Straßenkleidung, da ich später ja noch vor die Tür muss, ein etwas längeres T-Shirt angezogen, das jüngere Mädchen bestimmt ohne zu zaudern als Mininkleid tragen würden. Ich hatte schon die Socken an, aber das hat dann Scheiße ausgesehen, die dicken Socken mit dem T-Shirt-Leibchen-Kleidchen. Barfuß war einfach stimmiger, also die Socken wieder aus! Ich achte ja sehr auf solche Dinge, auch so ein Klempner hat das Recht auf angemessen gekleidete Kundschaft! Bei mir muss immer alles passen, schließlich hinterlässt so ein Auftritt einen bleibenden Eindruck, und der soll möglichst gut sein! Jawohl, so ticke ich nun einmal, ich kann mir nicht helfen. Für andere wäre das wahrscheinlich Mode-Terror, oder weiß der Kuckuck, für mich ist das der Normalzustand! Der Klempner hat dann auch fröhlich sein Werk verrichtet, im Hintergrund sang Benjamin Biolay ein französisches Liedchen. Sicher wird der Klempner seinen Besuch bei mir stets in guter Erinnerung behalten! So, nun Frühstück und dann auf ins schöne Charlottenburg. Sonne scheint, alles prima!

24. Juli 2012



►watch on youtube

Ich lasse ja nicht locker. Unverändert spüre ich tief in mir die Berufung zur künftigen Repräsentantin unseres schönen Landes. Um meinen Willen, das staatstragende Amt der Bundespräsidentin mit der ihm angemessenen Würde und Ernsthaftigkeit auszuführen, nochmals mit Nachdruck zu bekräftigen, habe ich das obige Bewerbungsvideo erstellt. Wie man sieht, kenne ich das Grundgesetz bis ins kleinste Detail aus dem Effeff und beherrsche auch fehlerfrei den Vortrag unserer Nationalhymne, des Deutschlandliedes. Betonen möchte ich, dass ich das Lied nicht erst einüben musste, sondern selbstverständlich aus dem Stand textsicher beherrsche. Das ist natürlich auch wichtig bei meinen künftigen Repräsentationspflichten, u. a. bei der kommenden Fußballweltmeisterschaft 2014, wo wir dank meiner mentalen Unterstützung vor Ort in der Spielerkabine über das Halbfinale hinauskommen werden. Dafür gebe ich Ihnen mein Ehrenwort.

22. Juli 2012

Wie zwölfter Mai, Opus 54 (und Zwiebeln in der Sonne schälen und Knoblauch, und schnippeln. Dabei Fernsehdoku über die Hamptons wie Radiohörspiel gehört. Später gucke ich die Bilder dazu, mal sehen, ob ich es mir richtig vorgestellt habe. Ich habe schon öfter was von den Hamptons gesehen, sieht für mich aus wie Ostsee, eher nicht so interessant, aber schickere Häuser da.)

21. Juli 2012

Ein ruhiger Tag.

19. Juli 2012



Ich verkneife mir die politisch unkorrekten Gedankengänge des Vormittags und vor allem, diese hier auszubreiten. Ich habe da sehr stark reflektierende Ansätze. Zum Glück hatte ich Gelegenheit, ein bißchen herumzupoltern und es wurde dann auch gut absorbiert. "Das Wichtigste ist Distanz (dazu). Das ist das Zauberwort." sagt mein Gegenüber. Richtig. Was regt mich daran eigentlich so auf. Ohne ins Detail zu gehen, ich mag es nicht, wenn jemand mit einer plakativen Opferhaltung seine Umgebung zu manipulieren versucht. Trotz vorgeblicher Schwäche ein enormes und aggressives Energiepotential zutage fördert, wenn es darum geht, persönliche Vorteile zu erwirken, was für mein Empfinden die angeblich handlungsschwache Verfassung Lügen straft. Da bin ich ganz schnell auf der anderen Seite. Ein Glück, dass ich nicht jeden Tag mit solchen Würstchen zu tun habe. Wobei ich nichtsdestoweniger ein starkes Mitgefühl entwickeln kann, wenn jemand in echter Not ist. Ich würde sicher nicht weitergehen, wenn mir jemand auf der Treppe entgegenfällt. Da läuft dann so ein automatisiertes Erste-Hilfe-Programm ab. Aber wahrscheinlich stimmt es, dass ich nur auf extreme Notsituationen reagieren würde. Vernünftigerweise habe ich schon früh realisiert, dass mein Helfer-Syndrom eher in der Liga Naturkatastrophen zum Tragen kommt. Sicher erinnern sich noch Viele, dass es Ende der Siebziger bis in die Achtziger hinein, angesagt war, Sozialpädagogik zu studieren. Ich hätte mich nie getraut, laut zu sagen, dass ich keine Affinität zu Helfer- und Pflegeberufen habe. Dagegen durfte man sich bei jeder Gelegenheit über BWL-Studenten lustig machen. Na gut, die waren auch nicht auf meiner Wellenlänge. Betriebswirtschaftliche Zusammenhänge interessieren mich ehrlich gesagt erst seit jüngerer Vergangenheit. Inzwischen bin ich sogar regelrecht fasziniert von Unternehmern und Unternehmerinnen, die ihr eigenes Baby in die Welt setzen und zum wirtschaftlichen Erfolg führen. Da ist viel Magie und Suggestionskraft im Spiel. Und das hat mich schon immer interessiert. Ich will ja in den Bereichen etwas lernen, wo ich noch nicht völlig souverän bin. In anderen Angelegenheiten fühle ich mich virtuoser, aber das nimmt auch langsam andere Dimensionen an. Für mich war eine sehr interessante Erkenntnis der letzten Jahre, das es wichtig ist, die Energie nicht in die Breite zu streuen, sondern selektiv vorzugehen. Man muss aber auch bestimmte Erfahrungen gemacht haben, um zu identifizieren, wann und wo die Gefahr droht, verheizt zu werden. Da habe ich feine Antennen entwickelt. Mit die interessantesten und auch befriedigensten Situationen waren, wenn ich etwas (finanziell durchaus nicht Uninteressantes) ganz friedlich ablehnen konnte. Gefragt zu werden ist immer schön, das reicht mir oft schon als Egotrip. Und dann ziehe ich mich wieder in meinen Elfenbeinturm zurück. Ich gebe zu, es ist heutzutage in jeder Hinsicht schwer, an mich heranzukommen. Das liegt unter anderem daran, dass ich mich in jedem Zusammenhang frage, was bekomme ich zurück, wenn ich etwas gebe. Produziere, Lebenszeit investiere. Ich habe das Gefühl, dass ich mich das zu viele Jahre nicht genug gefragt habe, zu schnell und bereitwillig aktiv geworden bin. Viel verschenkt, in allen erdenklichen Bereichen, aber keinen angemessenen Ausgleich erhalten. Daran, dass ich den Begriff angemessen verwende, erkenne ich, für wie teuer ich mich offensichtlich halte. Ziemlich teuer. Exklusiv teuer. Und ich bin es in jeder Hinsicht wert. Das Wunderbare an einem Blog ist, dass man solche unerhörten Sachen einfach schreiben kann. Und ich rate Ihnen und Euch allen, ein Blog dafür zu nutzen, Euren wahren Wert in die Welt zu rufen. Natürlich gibt es auch Spinner, die es überziehen, aber die sind meistens auch ganz unterhaltsam, wenn sie es sehr übertreiben. Denn plätschern muss es wirklich nicht. Nicht im Blog und auch nicht im Leben. Und geheuchelte Demut und Bescheidenheit braucht niemand. Nur echte. Gute Nacht aus dem Elfenbeinturm.

18. Juli 2012



Das freut mich so sehr. Gerade schrieb mir Lutz, Nicos guter Freund, der sich damals auch um ihre Beisetzung in Berlin gekümmert hat, dass er heute an ihrem Grab war und ein Foto gemacht hat. Heute ist ihr Todestag. Am 18. Juli 1988 starb sie auf Ibiza an einer Gehirnblutung. Ich hatte im Juli vor fünf Jahren ein großes, gerahmtes Bild an ihrem Grab hinterlegt, das sie zeigt, mit einer Widmung. Ich fand damals, ihr Abbild sollte in irgendeiner Weise am Grab zu sehen sein. Ich gab mir Mühe, den Rahmen wasserdicht zu verschließen, aber natürlich dringt die Feuchtigkeit dennoch irgendwie ein und man sieht die Patina wachsen. Ich war zuletzt am 14. Juni 2008 an ihrem Grab, da sah man schon die ersten Spuren. Das Bild steht immer noch dort, fünf Jahre sind es nun schon. Das freut mich so. Lutz, Lüül, der Musiker, der neben seinen Solo-Projekten nun seit vielen vielen Jahren mit den Siebzehn Hippies unterwegs ist, stolperte vor ein paar Jahren über meinen kleinen Film, den ich bei meinem zweiten Besuch an ihrem Grab gedreht habe. Er war davon so gerührt, dass er Kontakt mit mir aufnahm. In seiner Autobiographie hat er viel über seine Zeit mit Nico geschrieben. Sie waren in den Siebzigern ein Paar und es gab eine Zeit, in der Nico in seinem Elternhaus Unterschlupf suchte, gar nicht weit von dem kleinen Friedhof im Grunewald entfernt. Später blieben sie gute Freunde. Ich habe heute keinen Champagner hier, sonst würde ich noch einmal mit ihr anstoßen, so wie ich es vor fünf Jahren am Grab gemacht habe. Aber vielleicht später mit einem guten Glas Bordeaux. Den hätte sie bestimmt auch nicht verachtet. Lutz erwähnte noch, dass Patti neulich auch das Grab besucht hat. Patti Smith und Nico hatten guten Kontakt und große Sympathien füreinander. Als Nicos erstes Harmonium gestohlen wurde, ging Patti los und schenkte ihr ein neues. Vielleicht hat Patti sich ja über ihr Efeugrab gebeugt und das Bild genauer betrachtet und meine kleine Widmung gelesen.

17. Juli 2012

Wie wir ja nun alle wissen, leben Blogs von Lebenszeichen. Verheißung intimer Einblicke und Erkenntnisse in möglichst kurzen Abständen. Ein paar einfache Sätze sollten schon auch heute wieder drin sein! Ich kann zum Beispiel eine Tagesbegebenheit von ausgesuchter Banalität berichten, wie sie garantiert nie in der Zeitung zu lesen wäre. Ordnungsgemäß gehört die Sache allerdings in den Zucker-Strang vergelesen.

14. Juli 2012







Ach Charlottenburg. Nach meinen dauernden Mitte-Liebeserklärungen ist heute Charlottenburg dran. Es gibt eigentlich keine Alternative zu Charlottenburg. Ich meine den sehr begrenzten Radius, der sich im engeren Sinn zwischen Fasanen- und Meinekestraße abspielt. Einmal vom Ku'damm aus die eine oder andere lang gehen und demütig annehmen, dass solche Hauseingänge eben nur hier anzutreffen sind. Da stimmt einfach alles. Und wenn man dann auch noch das Glück hat, eine offene Tür zu finden, wo man auch noch herzlich eingeladen ist, kann man aufhören, sich zu bemitleiden. Aber ernsthaft. Ein Dachgeschoss in so einem schmucken Haus könnte mich fast abtrünnig werden lassen. Als ich mich im Hof mit anderen Gästen der Feier unterhielt, wurde auch ein bißchen geunkt "Die kommen alle wieder zurück." Damit sind sind die abtrünnigen ehemaligen Westberliner gemeint, die sich auf in den wilden Osten gemacht haben. Aber ich bin ja seinerzeit nicht vor einer herrschaftlichen Zimmerflucht im feinsten Chalottenburg geflüchtet, sondern vor den Wilmersdorfer Witwen. Ich war also gestern tatsächlich unter Menschen. Unter sehr netten Menschen. Vor einer Woche flatterte eine launige Mail mit einer Einladung in die Meinekestraße in mein Postfach. Insofern launig, weil es keine mit Textbaustein generierte Einladung des Galeristen war, sondern zwei Sätze wie von einem Barhocker gepostet. Er säße gerade mit Jan zusammen und sie würden sich über mich unterhalten, nur Gutes! So so. Und ob ich nicht Lust hätte, auch zu kommen. Ich musste schon beim Lesen lachen, weil ich mir lebhaft ausmalen konnte, wie Jan dem Galeristen Manfred Carpentier die wildesten Sachen erzählt. Weiß der Teufel. Aber ich rechne es ihm natürlich hoch an, dass er die frohe Botschaft in die Welt trägt. Ich kannte Manfred Carpentier nur von Jans Portraits, soweit ich mich erinnere. Die Galerie gibt es erst seit zwei Jahren und ist bestimmt eine der schönsten überhaupt. Man ist eigentlich gleich daheim. Das empfinden andere auch so und legen gleich mal die Füße hoch, auf den vollendeten Sitz- und Liegemöbeln. Aufmerksame Leser könnten erkennen, dass ich mein strenges Prinzip der Chronologie der Bilder hier gerade verrate. Ich wollte den Gastgeber nicht zu lange auf die Folter spannen, was die Bilder angeht. Daher. Im Übrigen habe ich ein Glas Rotwein und ein Glas Wasser getrunken. Es hat mir nicht geschadet. Ich praktiziere das jetzt weiter. Ich übe auch gerade daheim. Was auch noch lustig war, fällt mir gerade ein, einige kannte ich ja doch von früher, die haben mich zum Teil gar nicht erkannt. Jedenfalls nicht gleich. Eigentlich unglaublich. Weil ich mich angeblich so verändert habe. Na gut, kann man dauernd das Gefühl haben, man lernt wen Neues kennen. Auch super. So lange es noch Menschen gibt, die ohne Androhung von Genickschuss auf einen zugehen, ist das auch kein Problem für mich. Ich bin ja sowieso immer begeistert, wenn ich von möglichst vielen Unbekannten umgeben bin. Das begeistert mich täglich. Ich laufe dauernd dieselben Wege entlang, fahre mit der S-Bahn dieselbe Strecke und ganz selten kommt mir mal ein Gesicht bekannt vor. Es ist so großartig. Wie verreist. Ich liebe es. Ich liebe Berlin. Ich liebe Mitte. Ich liebe Charlottenburg. Ich liebe Mitte. Ich liebe Charlottenburg. Ich liebe Mitte. Charlottenburg. Mitte. Charlottenburg. Mitte. Charlottenburg. Mitte. Berlin. Berlin. Berlin.

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Margarete 20. November...
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Margarete 20. November...
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Sebastian Rogler mit...
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schneck 18. November...
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Margarete 17. November...
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Saskia Rutner Muss...
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Margarete 16. November...
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Margarete 13. November...
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08.11.24, 13:39
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07.11.24, 19:57
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07.11.24, 19:41
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