09. September 2024









Die Reise im Juli 1991 nach Spetsai war meine erste Bekanntschaft mit Griechenland. Später, als ich auch andere griechische Inseln besucht hatte, konnte ich erkennen, was besonders an Spetsai war. Der Grieche im Berliner Reisebüro war so Feuer und Flamme, als er mir zu Spetsai riet, dass ich mich einen Moment fragte, ob es sein besonderes Verkaufsgeschick sein könnte, derart viel Enthusiasmus zu zeigen. Zum Geschäftsabschluss gab es einen Metaxa. Ich beschloss, ihm zu vertrauen und sogar ein bißchen zu glauben, dass er selbst am liebsten Urlaub auf Spetsai macht, wie er sagte. Da sich vor Ort alles als sehr vertrauenswürdig erwies und mich die Gastgeberfamilie wie eine ferne Nichte willkommen hieß, hatte sich mein Vertrauensvorschuss als richtig erwiesen. Wenn ich gegen Mittag mein kleines Ferienhäuschen verließ, um zum Strand zu kommen, musste ich einen längeren Weg durch den Garten gehen, vorbei an der Familienvilla, entlang einer Säulenallee über Kieselmosaike. Schöner hätte ich es mir nicht ausdenken können.



09. September 2024

Gut in Athen gelandet! Mich gleich in ein Taxi geschmissen, ich kenne mich ja überhaupt nicht aus hier! Ich muss das Schnellboot kriegen. Das schicke kleine, blau-gelbe, das ist es. "Flying Dolphin". Hat auch prima geklappt. Vorbei an Hydra, schon sind wir da, auf der Insel Spetsai. Mir ist die genaue Fahrzeit entfallen, aber heutzutage ist die Rede von 2 Std. und 5 Minuten. Kam mir kürzer vor, unter zwei Stunden. Die kleinen Flying Dolphins gibt es nicht mehr, wie ich gerade sehe. Am Hafen stehen adrette Einspänner-Pferdekutschen als Taxi, weil es keine Autos auf der Insel gibt.



Das war mir bekannt und sehr recht. Jetzt aber erst mal zu meinem kleinen Ferienhäuschen. Bin bestimmt hingelaufen, ist auch nicht weit vom Hafen entfernt. Hatte einen Plan aus Papier mit, den mir das griechische Reisebüro in der Kantstraße spendiert hatte. Der Inhaber hat mich auch überhaupt drauf gebracht, nach Spetses zu reisen. Ich wollte eigentlich nach Skorpios, aber der Onassis-Clan hat es mir leider nicht erlaubt. Aber anderen auch nicht. Da kam dem Herrn vom Reisebüro Ilios die Idee, dass Spetses für mich interessant sein könnte, ich hatte noch nie davon gehört und war interessiert, nachdem ich hübsche Bilder gesehen hatte und er mir die Geschichte erzählte, warum Spetses und die kleinere Insel Spetsopoula eine besondere Bedeutung für Stavros Niarchos hat, seit Onassis Skorpios gekauft hatte. Der Hahnenkampf der beiden Reeder-Titanen musste immer auf Augenhöhe bleiben. Als Onassis Anfang der Sechziger Jahre Skorpios erworben hatte, brauchte Niarchos dringend auch eine eigene schicke Insel. Daher kaufte er 1962 Spetsopoula, die kleine Insel vor Spetsai, um die High Society dorthin einzuladen und tolle Feste zu feiern. Da Spetsai mit seinem schönen Jachthafen ganz nah war, konnten dort die herrlichen Schiffe seiner vornehmen Gäste ankern und auch ein Fünf-Sterne-Hotel gab es auf Spetsai. Damals nicht selbstverständlich für eine nicht so sehr große griechische Insel.



Spetses war zudem seit langem ein beliebtes Feriendomizil für die wohlhabenderen Athener Familien, so auch für die Familie von Melina Mercouri. Ihr Vater war der Bürgermeister von Athen und so verbrachte die kleine Melina jeden Sommer ihrer Kindheit auf der Insel mit den vielen Pinien und lauschigen versteckten Buchten.

08. September 2024



Bitte nicht erschrecken. Ich weiß, meine Leser/innen sind nicht gewohnt, dass ich verreise. Ich hoffe auch inständig, dass das Flugzeug nach Athen nicht abstürzt, weil ich als mittlerweile etwas ungeübte Passagierin drin sitze. Der British Airways-Flieger ist bereits gestartet - toi toi toi! Mein Ferienziel ist Spetses, eine Insel im Saronischen Golf. Wir schreiben den 13. Juli 1991. Von Athen muss ich weiter nach Piräus und von da mit dem Schnellboot nach Spetses, manchmal auch Spetsai genannt. Ja ja, 13. Juli 1991 - ich habe mich nicht vertippt! Nachdem ich immer wieder im sehr viel älteren Familienalbum geblättert habe, um anhand von Fotos, aber auch Briefen und Tagebucheinträgen dem Vorleben meiner Mama auf die Spur zu kommen (fast geschrieben "Schliche"...), kam mir nun in den Sinn, ich könnte ja auch einfach mal was von meinem Vorleben preisgeben. Also meinem Vorleben vor der Erfindung des Internets. Es ist immer noch Sommer, Urlaubszeit, hier in Berlin geradezu griechische Temperaturen. Da stünde es meinem Blog doch ganz gut, wenn ich auch mal ein paar Reise- und Urlaubsbilder präsentiere. Dass sie schon etwas älter sind, macht sie ja nicht schlechter. Zusätzlich - oder sogar ursächlich inspiriert hat mich die Konversation der vergangen Tage mit Lydia. Die weilt nämlich gerade auch im Saronischen Golf, auf der Nachbarinsel von Spetses, Hydra. Die Insel, wo Leonard Cohen viele Jahre verbracht hat und seine Initiation als Songwriter hatte. Wir tauschen uns täglich aus - und da kam mir in den Sinn, ich könnte ihr doch mal ein paar Bilder von früher aus dieser Ecke der Welt zeigen. Ich bin zwar nur an Hydra vorbei, aber auf Spetsai war ich dafür umso intensiver. Ich habe heute Nachmittag die beiden Fotoalben teilweise abfotografiert. Da fiel mir so manche Begegnung wieder ein, die mir völlig entfallen war. So, ich muss jetzt Schluß machen, wir landen gleich! Melde mich alsbald wieder.





07. September 2024







Kämmerchen nach der Renovierung rekonstruiert. Mein gestriges Tagwerk im kühleren Altbau meiner Werkstatt, Jalousien runter, angenehmes Werkeln. Dabei einen schönen, großen, alten Fächer gefunden, reparaturbedürftig. Gleich repariert. Wieder daheim, weiter gewerkelt, den angeschlagenen Rahmen des gestickten Bildes meines Großvaters ausgebessert. Ich verbringe die sehr heißen Tage gerne in abgeschotteten Räumen und erledige dies und das. Wenn es in den Abendstunden kühler wird, geh ich vor die Tür, lass mir den schönen lauen Wind um die Nase wehen. Auf dem Weg zum Einkaufen, die Auguststraße entlang, später dann.





06. September 2024







Als Karins kleine Familie zum ersten mal zu dritt mit dem kleinen Jungen Andreas und ihrem Hans Neujahr 1965 gefeiert hatte, kündigte sich wieder Nachwuchs an. Am ersten September war es so weit und ein kleines Mädchen kam auf die Welt. Karins zweites Kind wurde am zehnten Oktober 1965 auf Gabriele Anna Johanna getauft. Im kleinen Taufbüchlein stand der Spruch "Gott sei in dir als unsichtbare Kraft, als stille, innige Freude dein Leben lang." Karins Kinderwunsch, einen Jungen und ein Mädchen zu bekommen, hatte sich erfüllt. Sicher gab es auch recht viel Glückwunschpost von der Verwandtschaft zur Geburt vom zweiten Nachwuchs von Karin und Hans, aber die habe ich leider nicht da.



Stattdessen aber fand ich einen Brief von 1967, geschrieben von der Frau von Karins Onkel Gustav. Marie hieß sie glaube ich. Ich habe leider gar keine Erinnerung an sie. Für mich interessant, dass sie anhand von Fotos, die Karin wohl geschickt hatte, meinte, dass ich viel von Alma hätte ("Ich meine, sie hat viel von Mutti"). Und dass ich Autofahren nicht vertrage. Das hat sich einigermaßen gelegt, aber als Kind wurde mir bei jeder Autofahrt zu Oma Alma schummrig und schlecht. Es musste immer wieder angehalten werden. Tut mir ja auch leid, aber ich konnte ja nichts daran ändern. Aber Dreirad fahren ging einwandfrei. Ich kann heute auch sehr gut als Beifahrerin vorne im Auto sitzen, ohne dass mir schlecht wird. Zu gern würde ich die Briefe von Alma anläßlich meiner Geburt studieren. Vielleicht sind sie noch in der einen Kiste.















"Nidda 13.5.67

Meine liebe Pate, Hans u. Kinderlein.

Schelte mich nicht, weil ich euch für die wunderschönen Bilder, die Ihr uns geschickt habt, nicht bedankt habe. Also vielen, vielen Dank. Ansehen tun wir die Bildchen öfter. Das kleine Mädelchen ist ja ebenso nett wie Euer goldiger Bub. So habt ihr ja ein liebes Pärchen und glaube, daß Euch dies wunschlos glücklich macht. Hast sicher auch viel Arbeit. Aber es ist doch auch schön, wenn man eine Oma u. einen Opa, und dazu eine lb. Tante im Hause hat. Die haben sicher viel Freude daran. Was treibt Ihr sonst immer? Vielleicht fahrt Ihr Pfingsten wieder zu Eurer Mutter. Es ist nur schade, daß die kl. Gabriele das Autofahren nicht verträgt. Vielleicht gibt sich das noch. Ich habe jetzt gerade die Bilder angesehen, ich meine, sie hat viel von Mutti. Warst Du nicht auch ein lieber Lausbub liebe Karin? Wie die Zeit vergeht, ich kann mir Andreas noch gut als Säugling vorstellen, der war ja so brav. Auf einmal ist er schon so groß. Nun ja, Du fragst auch nach Werner. In der letzten Zeit hatte er nichts wie Prüfungen. Er meinte, es wäre an der



Zeit, daß er einmal ausspannt. So ist er mit noch einem Studenten, der einen Volkswagen hat, auf Fahrt. Wir haben von ihm eine Karte erhalten, wo sie sich zwei Tage aufhalten wollen. Das Endziel soll Rumänien sein. Sie wollten ihre Fahrtroute nicht so ganz festlegen. Ebenfalls haben sie ein kleines Zelt mit. Wegen Freundinnen kann ich Dir nicht so Bescheid sagen. Er läßt sich nicht gern ausfragen. Ich tu es auch nicht. Er hofft, daß er längstens nächstes Frühjahr fertig ist. Wir selbst, uns geht es soweit ganz gut. Eher Sorge habe ich ja wegen Gustl. Er ist mit einer Leiter umgefallen. Bei gewissen Bewegungen tut ihm der Brustkorb weh. Vielleicht Prellungen. Es hätte bös ausfallen können. Tante Liddy hatte am 9. Mai ihren 86. Geburtstag, da kamen verschiedene Leute. Am 10. Mai auch noch. Durch das wird der Brief und die Pfingstkarte verspätet ankommen.



So muß ich gleich sagen, wir hoffen, daß Ihr die Pfingsten gut verbracht habt. Gelt Ihr seid deshalb nicht bös. Denken tun wir oft an Euch. Bleibt alle recht gesund und wohlauf und seid von ganzem Herzen gegrüßt von Deiner Pate, Gustl, Werner, Oma u. Tante Lidy. Grüße mir auch Oma Opa und Tante von uns.

Liebe Grüße u. Küßchen auch an Andreas u. Gabriele von Peter ***** 🐦‍⬛

05. September 2024

Verlassenes Nest auf dem Atelierbalkon. Das nie geschlüpfte Ei Nummer zwei. Das erste Küken hab ich ganze zweimal gesehen, aber nicht fotografiert, obwohl es sehr hübsch war. Hatte die Kamera nicht dabei und Taubenküken ähneln sich auch sehr, wie die Eier. Nachdem ich es zwei, dreimal, angefangen beim Turteln über Legen, Brüten und Schlüpfen bis Füttern und flügge werden erlebt habe und auch fleißig fotografiert, muss ich es jetzt nicht mehr jedes Mal wieder festhalten. Aber ich freute und freue mich am Anblick. Die letzte Geburtstagspost, die ich an Mama schickte, die sie aber wohl erst am Montag oder Dienstag nach ihrem letzten Geburtstag am Sonntag, dem 30. Juni 2024 erhielt, war eine selbstgemachte Karte, in die ich Fotos legte. Ein neues von mir und vom letzten Taubenküken, kurz vor dem Wegfliegen. Und unterschrieb die Karte an Mama mit "Dein Küken". Daran muss ich jetzt wohl für immer denken, wenn ich so ein Küken bei mir habe.







04. September 2024

Am zehnten Mai 1964 hat Karin es geschafft und ihr erstes Kind zur Welt gebracht! Als ich vor vier Wochen in den einen Karton mit Alben und Briefen griff, ohne zu sortieren, erwischte ich zufällig eine Reihe von Glückwunsch-Mitteilungen zur Geburt ihres Kindes, meines großen Bruders. Von Alma natürlich, ihrer Mutter. Aber auch von Evi, der treuen Freundin, von ihrem Patenonkel Gustav und ihrer Tante Elise. Die Bilder mit dem Kleinen sind am 16. Dezember 1964 entstanden, da war er schon sieben Monate alt und Karin hatte sich gut erholt. Es gibt auch Bilder vom Neugeborenen, aber das Album habe ich leider noch nicht bei mir.



Die frischgebackene Oma Alma schreibt an Karin am 12. Mai 1964 (u. a.), sie weilt immer noch in Oberstdorf zur Kur:



"Oberstdorf am 12.5.

Meine liebe Karin & Hans
als neugebackenes Elternpaar!

Grüße Euch von Herzen und freue mich, daß unser kleiner Andreas viel anständiger zur Welt kam, als seine junge Mutti es einmal tat. Im Telegramm habe ich bereits meine Wünsche übermittelt. Habe bei Frau Held eine Schale mit Kußröschen bestellt, die sind doch so niedlich wie so ein kleiner Erdenwurm. Wie hätte sich Vati gefreut und noch dazu ein Sohn. Gelt, lieber Hans du bist doch bestimmt stolz auf Deinen Sohn und Mutti. Noch dazu wenn das große Glück vor Gesundheit strahlt, wollen wir Gott bitten, daß wir auch in Zukunft nicht vergessen, daß es doch eine höhere Gewalt gibt, die alles zum besten lenkt. Ich habe es schon oft empfinden dürfen. Nun will ich Euch sagen, daß ich genau um 16.45 am Oberjoch in einer Kapelle war und immer an Karin dachte, sie möchte die Geburt leicht und gut überstehen. Und daß mein Gebet zur gleichen Minute erhört wurde, ist sonderbar. Hoffentlich kommen keine Komplikationen dazu. Geht es Euch beiden auch wirklich gut? Oder wollt Ihr mich nur nicht beängstigen. Wenn sich Karin stark genug fühlt, kann sie mir



mal schreiben. Besonders freut mich, daß er Andreas heißen soll. Man kann ihn dann, so Gott will, wieder André oder Andi rufen, als Vati klein war. (...) Mir ist ein großer Stein von meiner Brust genommen worden. (...) Ich dachte immer ich werde gut hinsehen, wenn das Kleine kommt, was für Züge es hat. Liebe Karin wo liegst Du denn im Krankenhaus? Kannst Du alles essen. Kannst Du auch stillen. Stell Dir vor, Du warst noch kleiner. Hast schon einen strammen Jungen mit diesem Gewicht, wie lang cm ist er? Vielleicht kommen wir zugleich nach hause. Ich gehe morgen hier Dauerwellen machen, denn zu hause habe ich dann keine Zeit mehr. Hans wird bestimmt stolz sein, daß als erstes gleich ein Sohn kam. Ich wurde ja hier, als Oma auch geehrt und eine Kerze angezündet und beiligende Karte mit Blumen auf meinem Platz. Nun konntest Du liebe Karin doch richtig Muttertag feiern und dazu ein Sonntagskind.



Nun grüße ich meinen kleinen Enkelsohn mit einem süßen Bussi sowie seine Eltern - Herzliche Grüße Oma Mutti Alma. & Tante Elise, die ja immer dabei sein muß bei solchen Situationen. Liebe Elise, hast mir manche Sorge und Herzklopfen abgenommen."




Am 14. Mai 1964 schreibt Alma weiter:

"Oberstdorf 14.5.64

Meine liebe Karin und
mein lieber kleiner Andreas!

Mit Freude & besten Dank habe ich heute Deine liebe Karte erhalten. Nun hast Du gekostet, wie es ist Mutti zu werden. Ich hatte keine Ruhe vor Neugierde und da gestern unsere Mütter in das Kino gehen durften, hab ich dafür nach 9 h abends angerufen. Ich konnte lange keine Verbindung bekommen, da die Leitung am Anfang zu sehr in Anspruch genommen wurde. Ich hatte nach langem Warten und laufen von einem Telefonhäusl zum anderen doch noch Erfolg. Hans hatte sich gerade schlafen gelegt und sagte mir, daß der kleine Faulpelz im Schlaf schon gelacht hat. Den ganzen Verlauf hat mir dann Tante Elise erzählt. (...) Ich habe ja so viel für Euch gebetet. Sogar auf die Minute Deiner Entbindung war ich in einer kleinen Kapelle. Vielleicht hat Dir doch der liebe Gott dabei geholfen. (...) Darfst Du Dein Kind bei Dir haben? (...)



Bist Du mit dem Essen zufrieden. Bekommst Du bestimmt auch Erholung. (...) Soeben habe ich Karten von Jetty & Trude bekommen. Trude hat geträumt, Du hättest etwas Kleines. Ich werde nun ein Kärtchen schreiben. Hans hat jetzt so viel zu tun und kann nicht an alles denken. (...) Liebe Karin Du kannst ja nur ein einfaches Pfingstfest feiern. Wir können nur immer wieder Gott bitten, dann gibt er uns auch die Kraft. Wir haben hier am Montag 18.00 gemeinsames Abendmahl. Wie gut, daß Du mit Tante auch noch machst. Ich werde Dir hier ein Gesangbuch mitbringen. (...) Bleibe schön gesund mit Deinem kleinen Andreas (...)

Viele Grüße & Küße Deine Mutti & Oma."






Tante Elise, Schwester von Alma, die während der letzten Tage vor der Niederkunft zur Unterstützung von Karin und Hans zu Besuch gekommen war, schreibt ebenfalls am 14. Mai 1964:

"14.5.64

Meine Lieben!

Bin gut zuhause angekommen und hab nun allerhand zu tun. Mein Garten ist auch ziemlich vergrast, aber in ein paar Tagen ist das auch wieder gut. Heute habe ich erst Gurken und Bohnen gelegt. Nachmittag war ein ziemlich starkes Gewitter. Wie geht es Euch denn immer, seid Ihr alle gesund? Den kleinen Bubi möchte ich ja zu gerne wieder einmal sehn. Hat er sich denn immer noch gekratzt? Wie geht es Karin, darf sie morgen heim? Morgen kommt ja Alma auch nachhause, dann seid Ihr ja wieder vollzählig, es wird schon eine Umstellung werden. Hans möchte ich bitten, doch vom Kleinen ein Foto zu machen, damit ich auch eins bekomme und möchte mich auch für alles bedanken. (...) Nun haben wir das Pegulan Edith für ihre Küche gegeben und möchte für den Balkon nur Stragula, das



geb ich eben im Winter weg, wenn Ihr vielleicht einen Läufer habt 1 m bis 1,05 m breit (weil ja die Blumenkästen dort stehn) und 6m 60 cm lang, das könnt Ihr dann auch mitbringen. Als ich im Zug saß, ist mir eingefallen, daß ich in Karin ihr Bett kein frisches Bettuch gegeben habe, aber den letzten Tag war ich schon ganz aufgeregt. (...) Nun möchte ich wünschen, daß Ihr alle vier gesund bleibt, dann wird alles gut. Wie schaut denn der Rasen aus, kommen die Hundsviecher immer noch? Liebe Alma, wirst dann schon sehen, was Blumen sind und was Unkraut ist, nehme an, daß die Blumen schon aufgegangen sind, die Radieschen im Kasten sind auch schon zum essen. Gelt ein Geschmier hab ich durcheinander, aber ich muß es hinschreiben, wie es mir gerade einfällt.

Seid nun alle recht herzlich gegrüßt
von Euerer Elise."




Onkel Gustav, Almas Lieblingsbruder, meldet sich gleich zweimal bei seinem Patenkind Karin, einmal mit einer Postkarte am 14. Mai 1964:

"(...) Ausser dem freudigen Ereignis wünschen wir Euch auch zu Pfingsten alles Gute. Es war wirklich eine frohe Botschaft für Alle, nicht zuletzt für die junge Oma, welche auf Erholung ist. Dass es gerade zum Muttertag war, ist ja umso erfreulicher. Hauptsache jedoch ist, dass Ihr gesund seid. Brief folgt zum Wochenende."





Und kurz darauf kommt der angekündigte Brief von Gustav und seiner Familie:

"Liebe Karin u. Hans.

Wir legen Euch einen Scheck von 20,- DM bei. Du wirst so viel für den kleinen Jungen bekommen liebe Karin und wir möchten doch nicht irgendwas schicken, was Dir keine Freude macht. Deshalb sucht was aus, was Ihr für Euren Stammhalter braucht. Ist es recht so? Lieber Hans, hast ja Dein Meisterstück gemacht. Aber zu Dir liebe Karin, Dir und dem kleinen Jungen recht viel Gesundheit. Erhole Dich gut. Es ist ein Gottesgeschenk und was Herrliches so ein kleines Lebewesen. Drück ihn für uns einmal. Der lieben jungen Oma aber wünschen wir von ganzem Herzen, daß Dein Enkelkind Dir sehr viel Freude und Zerstreuung bringt und Dir dadurch das Leben wieder lebenswerter macht. Wir wissen nicht, ob Du liebe Alma schon bei Deinen Lieben bist. Sollte Elise noch dort sein, so grüßen wir sie auch auf das Herzlichste. Bei uns ist soweit alles in Ordnung. (...)



(...) Bei Euch wird ja nun allerhand los sein. Das Nürnberger Treffen ist ja Pfingsten. Für uns ist es doch etwas weit und auch zu kostspielig.

Seid nun alle auf das Herzlichste gegrüßt

von Marie, Gustl, Werner
Mutter und Tante."




Freundin Evi meldet sich auch bei Karin, am 6. Juni 1964 schreibt sie:

"Feucht, 8.6.1964

Liebe Karin!

Zuerst will ich Euch recht herzlich zu Euerem Jungen gratulieren, hoffentlich sei Ihr alle beide recht gesund. Herzlichen Dank für Deine Karte lb. Karin, ich habe allerdings immer noch auf den versprochenen Brief gewartet. Was macht denn der kleine Stammhalter, ist er recht brav. Ich bin mit unserem Sabinchen sehr zufrieden, sie schläft jede Nacht durch und ist auch sonst sehr brav. Bei der Geburt wog sie 5 1/2 Pf und war 50 cm lang, heute ist sie 6 Wochen und hat schon 7 Pf und ist 57 cm. Man merkt schon einen riesigen Unterschied. Wie war denn Deine Entbindung, bei mir ging alles sehr schnell und leicht, ich habe mir es viel schlimmer vorgestellt. Arbeit gibt es ja genügend der Kleinen. Heute regnet es bei uns gescheit und drum will ich Dir auch schreiben, denn raus kann man ja doch nicht. Am Mittwoch fahre ich zu Gert, wir müssen die Vorhänge für unsere Wohnung kaufen. Am 22.6. ziehen wir dann um, ich freue mich schon sehr, daß ich dann



auch endlich meine eigene Wohnung habe. Wem sieht denn Euer kleiner Andreas ähnlich? Unser Schätzchen ist blond und hat sehr viele Haare. Jeder der sie sieht, sagt, daß sie der ganze Gert ist. Von mir hat sie scheinbar gar nichts geerbt. So liebe Karin jetzt will ich wieder Schluß machen, schreib mir doch auch nochmal bevor ich wegziehe. Ich schreibe Dir von droben auch, damit Du dann meine neue Adresse weißt. Mir ist sie bis jetzt auch noch nicht bekannt. Für Dich und Deinen kleinen Sohn wünsche ich Dir alles Gute und vor allem daß ihr gesund bleibt. Herzliche Grüße auch an Deinen lb. Mann und Deine Mama (ist sie auch recht stolz, daß sie Oma ist?)

von Deiner
Evi



P.S. Ich lege Dir ein Bildchen mit dazu, wenn Du auch eins hast liebe Karin, schicke mir doch bitte eins, damit ich Euren kleinen Jungen auch mal sehe."


03. September 2024







Diesmal rate ich nicht, von wann ein Foto ist, sondern: dieses Holzbild mit den gepressten Blättern verschiedener Laubbäume.



Mein Vater Johann hat es gemacht. Das Holz zugeschnitten, Birnbaum glaube ich, den Rahmen gesägt und geleimt, die Blätter gesammelt und gepresst und es zuletzt lasiert. Aber er hat es nicht signiert. Daß er es weniger als Tablett, sondern mehr als Wandbild gedacht hat, vermute ich wegen der rückwärtigen Aufhängung. Es ist nicht die einzige Holzarbeit von ihm. Es gibt auch hölzerne, zylindrische Gefäße, Vasen, ein kleines Holzintarsienbild, das aus verschiedenen Hölzern die Blätter einer Rose zeigt. Die romantische Seite meines Vaters. Als ich schon auf der Welt war, konnte ich solche Arbeiten von ihm nicht beobachten, da fertigte er praktischere Dinge an, wie Einbauschränke für den Dachboden des Hauses. Sicher liege ich richtig, wenn ich vermute, dass er das in den Anfängen seiner Jahre mit Karin gemacht hat. Und es ihr verehrt hat. Das ist das dritte Erinnerungsstück, das ich vor fast vier Wochen mit nach Hause nahm, neben dem gestickten Bild meines Großvaters und der Hochzeitsvase mit den Verliebten von Raymond Peynet. Ich habe den goldgelben Ton der Lasur immer sehr geliebt, es gerne angeschaut. Man könnte es als Tablett benutzen, aber dafür ist es zu empfindlich, weil die Lasur brüchig geworden ist, im Lauf der Jahre. Vielleicht hat er es sogar 1963/64 angefertigt, als Karin mit dem ersten gemeinsamen Kind schwanger war, meinem Bruder. Im Herbst, Winter und Frühjahr.

03. September 2024

Evi hat wieder geschrieben!



"Feucht, 30.4.1964

Liebe Karin!

Ich möchte Dir nur kurz mitteilen, daß wir seit 27.4. ein kleines Töchterlein haben. Es ist alles gut gegangen und ich fühle mich frisch und munter. Bin ja gespannt, was Du bekommst, hoffentlich schreibst Du es mir auch gleich. Du hast es jetzt auch bald geschafft, die paar Wochen werden schnell um sein. Ich wünsche Dir inzwischen viel Glück und alles erdenklich Gute.

Herzliche Grüße auch an Deinen lb. Mann und Deine Mutti von
Deiner Evi"




Und Alma hatte auch geschrieben, eine Postkarte aus Oberstdorf, wo sie mehrere Wochen zur Kur weilte. Sie schrieb fast täglich an ihre Tochter Karin, wenn sie verreist war. Am 6. Mai 1964: "(...) Wir müßten auch Gladiolen noch setzen o. ist es schon zu spät. Was machen die Vergißmeinnicht - blühen sie schon beim Vati? (...)"



Wieviel man doch aus Briefen nicht nur über den Absender, sondern auch über den Empfänger erfahren kann, wenn es ein sehr persönliches Verhältnis ist. Evi war auch nach Karins Hochzeit offenbar regelmäßig genug mit ihr in Kontakt geblieben, um zu wissen, dass sie sie fast zur gleichen Zeit wie sie selbst ihr erstes Kind erwartete. Karins Kind kam am zehnten Mai 1964 auf die Welt, neun Monate zurückgerechnet, bedeutet das, dass sie um den 10. September 1963 herum schwanger geworden ist, also knapp zwei Wochen nach ihrer Hochzeit. Das ging ja schnell! Was nicht aus Evis Zeilen hervorgeht ist, ob sie um den Tod von Karins Vater wußte, der gut zwei Monate vorher plötzlich zuhause gestorben war, aber ich bin mir sicher, auch wenn sie es nicht erwähnt, sicher hat sie schon früher kondoliert. Karin war unendlich traurig, dass ihr Vater André, der sich riesig auf sein erstes Enkelkind freute, ihr Kind nicht mehr erleben konnte. Das hat sie mir oft erzählt. Wie traurig, zugleich in froher Erwartung zu sein und ihren geliebten Vater begraben zu müssen. Er starb am 17. Februar 1964 mit nur 54 Jahren. Die Zeilen von Alma, drei Monate nach dem Tod ihres geliebten Mannes André, die nun mit achtundvierzig Jahren Witwe geworden war, "Was machen die Vergißmeinnicht - blühen sie schon beim Vati?" beziehen sich auf die Grabbepflanzung, um die sich Karin auch kümmerte. Karin war nach der Eheschließung nicht sofort von zuhause ausgezogen, sondern ihr Hans zog zu ihr, in das ausreichend große Elternhaus von Karin. Was aber nicht auf Dauer so bleiben sollte, denn die Eltern von Hans waren gerade dabei, ebenfalls ein Haus für die gesamte wachsende Familie zu bauen, mein späteres Elternhaus.

02. September 2024



Mit diesen farbenfrohen Bildern aus den smarten Apparaten von Ina und Klaus schließe ich mein Fotoalbum vom 1. September am Wannsee und sage: auf Wiedersehen, es war wieder schön!







g a g a
ANH 10. April 2025...
10.04.25, 18:12
g a g a
g a g a
g a g a
Imke Arntjen Oh, da...
07.04.25, 13:41
g a g a
Highland Cattle |...
02.04.25, 23:11
g a g a
Lydia Gebel Ahhh,...
01.04.25, 22:28
g a g a
Lydia Gebel Warst...
01.04.25, 21:59
g a g a
Margarete 29. März...
29.03.25, 19:44
g a g a
Christoph Martius Was...
29.03.25, 19:43
g a g a
Margarete 28. März...
29.03.25, 01:04
g a g a
Margarete 24. März...
24.03.25, 21:20
g a g a
Margarete 23. März...
23.03.25, 13:35
g a g a
Margarete 18. März...
18.03.25, 18:33
kid37
g a g a
Saskia Rutner Danke...
18.03.25, 10:25
g a g a
Gaga Nielsen Foto:...
18.03.25, 08:37
g a g a
Der blaue Salon
17.03.25, 23:11
g a g a
P.S. Trivia, aber...
15.03.25, 21:53
g a g a
Ina Weisse Oh no,...
15.03.25, 21:36

21.47
a
April
april 2004
april 2005
april 2006
april 2007
april 2008
April 2009
April 2010
April 2011
April 2012
April 2013
April 2014
April 2015
April 2016
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren