10. Juli 2022



Lorenzkirche. Der U-Bahnhof. Das erwähnte Zitat der Rosette über dem Hauptportal der Westfassade - sehr gelungen. Ich betrachte den U-Bahnhof nun mit dem Wissen um viele andere U-Bahnhöfe, vor allem in Berlin natürlich, aber auch in Paris oder London. Ende der Siebziger Jahre gebaut. Mir dämmert, dass die Fahrt mit der U-Bahn vom Nürnberger Hauptbahnhof die eine Station zur Lorenzkirche in meinen Träumen noch heute eine Rolle spielt. Es gibt wiederholte Sequenzen, vor allem die lange Rolltreppe am Hauptbahnhof hinunter in den U-Bahn-Bauch. So lange Rolltreppen kenne ich nur aus Paris. In meinen Träumen bin ich in Eile, um einen Zug zu erwischen, der Zug fährt immer Richtung Prag, es ist viel Umsteigen, Hektik um verlorenes Gepäck, vergessene Fahrkarten, die, warum auch immer, nicht rechtzeitig gekauft wurden. Als ich nach langer langer Zeit wieder diese Rolltreppe nach unten fuhr, erkannte ich diese Szenen, was für ein Déjà vu. Zumal mich diese Bahnhöfe bald vier Jahrzehnte nicht tangieren. Das verrückte, geheimnisvolle Unterbewusstsein.





09. Juli 2022









Ich hatte Abkühlung, Inspiration und Stärkung gefunden, als ich die Lorenzkirche durch den kleinen seitlichen Eingang wieder verließ. Meine letzte Aufnahme in der Kirche war der Tauftisch, der mir sehr gefiel und möglicherweise vom gleichen Bildhauer stammt, wie die neueren Bronzetüren. Ich wechselte noch ein paar Worte mit einer Ordensschwester im Habit, sie machte in der Kirche den Besucherdienst. In der Mitte des Kirchenschiffes, weit vor dem Altar, hängen ungefähr drei rote Stoffbahnen wie Schals von der Decke, unterschiedlich lang. Ich wollte wissen, ob das dauerhaft da hängt und welche Bedeutung es hat. Sie erklärte mir, dass diese Stoffbahnen das Feuer des Heiligen Geistes symbolisieren und immer zu Ostern angebracht werden. Wie lange sie dort hängen, weiß ich nicht, aber zur Adventszeit kommt ein Adventskranz an dieselbe Stelle.

Ich trat auf den Lorenzer Platz und ging links in die Königstraße, in meiner Tasche hatte ich eine aus Berlin mitgebrachte Schneeballhortensienblüte, mit kleiner Wasserversorgung aus Plastiktütchen um den Stengel. Ein Mitbringsel für meine Mama, die an diesem Tag Geburtstag hatte, mein nächster Weg war der Nürnberger Hauptbahnhof, von wo ich zu ihr fuhr. Man geht einfach die Königstraße entlang, sieht schon von weitem einen großen runden, dicken Turm, den Frauentorturm und daneben den Eingang zum Handwerkerhof, geht durch und verlässt damit die Altstadt durch das Frauentor, und schon steht man vor dem Bahnhof. Man könnte auch linksrum, um den Turm, aber durch den Handwerkerhof ist es der schönere und auch kürzere Weg. Diesen Weg bin ich sehr, sehr oft gegangen. Bestimmt siebenhundert mal.

09. Juli 2022



Liebe Gemeinde. Am vergangenen Montag widmete ich mich bereits mit einem Eintrag dem altehrwürdigen Netzgewölbe der Basilika Sankt Lorenz. Zu meiner allergrößten Freude meldete sich daraufhin einer der Restauratoren höchstpersönlich zu Wort, nämlich der bildende Künstler und ausgebildete Restaurator Sebastian Rogler, der mir seit mindestens siebzehn Jahren ein treuer Freund unter den mir bekannten Bloggern geworden ist. Im Jahre 2009 stand er mit Hilfe eines eingezogenen Arbeitsbodens unter der Decke und verrichtete Restaurierungsarbeiten am Netz. Er verlinkte sogar ein Video von der Fahrstuhlfahrt nach oben zu seinem Arbeitsplatz unter der Decke.

Da ich das Gewölbe ausnehmend schön finde und den Gedanken, dass da ein lebender Mensch daran arbeiten darf, absolut elektrisierend, muss ich das noch einmal würdigen. Es schafft eine lebendige Verbindung zu den Baukünstlern und Stukkateuren der Vergangenheit, bis zurück in die Spätgotik.

Ich finde das ganz und gar aufregend. Die Lorenzkirche wurde im zweiten Weltkrieg so sehr zerstört, dass seither durch Restauratoren grundlegende Aufbauarbeiten verrichtet werden mussten und weiterhin werden. In der Kirche sind immer einige Bereiche wegen dieser Arbeiten abgehängt, und die Zerstörung liegt nun siebenundsiebzig Jahre zurück. Ich ziehe meinen Hut vor dieser Leistung, die künstlerisch aufwändigsten Details der Renaissance wieder herzustellen.

Hinzu kommt, dass es zeigt, dass es in unserer Welt immer noch Menschen gibt, die altes Kunsthandwerk am Leben halten und es eigentlich auch möglich wäre, bei neuen Bauwerken künstlerisch hochwertig und komplex zu arbeiten. Wonach wir uns eigentlich alle sehnen. In Verbindung mit neuesten Technologien könnte einiges sogar leichter als früher bewerkstelligt werden. Ich fordere alle Architekten auf, eine neue Ära einzuläuten, die aufwändigen Gestaltungselementen wieder einen angemessenen Raum gibt.





09. Juli 2022

In meinem sakralen Feuilleton-Blog ist auch Platz für den Engelsgruß, die "Angelic Salutation" von Veit Stoß. Ein ausgenommen hübscher Name für einen Bildhauer, wie ich finde. 1517 bis 1518 hat der damals schon betagte Holzschnitzer die beiden Figuren, den Erzengel Gabriel und die künftige Mutter Maria aus Lindenholz gezaubert. Sie hängen hoch oben im Chor der Lorenzkirche. Schätzungsweise sind die Figuren mit dem umgebenden ovalen Rosenkranz zweieinhalb bis drei Meter groß. Einmal sind sie wohl schon abgestürzt und seither mit einer schweren Kette verankert. Im zweiten Weltkrieg wurden sie zum Schutz vor Bombenangriffen heruntergelassen und versteckt eingebunkert und haben auch diesen Krieg unbeschadet überstanden. Die Lorenzkirche wurde vielfach schlimm getroffen.



Der Engel verkündet Maria gerade, dass sie mit dem kleinen Erlöser schwanger ist, woraufhin ihr vor Schreck das Gesangbuch oder was sie da auch immer hält, aus der Hand rutscht. Also kein Wunschkind womöglich! Sie hat sich dann ja arrangiert, sonst gäbe es nicht so viele Abbildungen der Mutter Maria mit ihrem Söhnchen, auf denen es den Anschein hat, dass sie sich ordentlich um den Säugling sorgt und kümmert. Das Täubchen über ihrem Kopf gefällt mir ausnehmend gut. Vom Typ erinnert sie mich an die bezaubernde Braut von meinem Neffen, was mir wohl gerade deshalb auffällt, weil ich seit einigen Tagen dreihundert Bilder von der Hochzeit editiere. Ich bin noch nicht so weit, dass ich sage: "Ich kann kein Brautkleid mehr sehen!" - weil es war schon arg schön...!



09. Juli 2022







Der Kirchgang ist noch nicht beendet! Ab sofort biete ich meine seelsorgerischen Dienste jeden Donnerstag von 17 - 18 Uhr hinter dieser schmucken Tür von St. Lorenz an. Gerne finden Sie sich zeitig ein und warten im Gestühl auf mich. Wer es zeitlich nicht einzurichten vermag, kann sich auch hier aussprechen, ich habe immer ein offenes Ohr. Das bleibt alles hinter dieser Tür. Es handelt sich um keinen Beichtstuhl, die Lorenzkirche ist ja evangelisch-lutherisch. Ein schlechtes Gewissen ist also nicht von Nöten. Manchmal möchte man nur seine Sorgen mit jemandem teilen. Dafür bin ich gerne da! Ich habe ja auch schon so manches erleben dürfen, nichts Menschliches ist mir fremd. Liebeskummer, Eifersucht, Mordgelüste. Die Kommentare sind jetzt freigeschaltet!



08. Juli 2022



Schönes Hütchen, der Zauberhut von St. Lorenz. Ich habe kein einziges Foto von der ganzen Basilika gemacht, vielleicht weil ich die Silhouette in mir gespeichert habe, aber die Details bislang nie so genau betrachete. Die Rosette über dem Portal ist schon auch spektakulär, habe ich auch nicht fotografiert. Sie wird sogar im U-Bahnhof Lorenzkirche an den Wänden mit großen Metallreliefs zitiert. Es gibt längst unzählbare Fotos im Internet davon. Man kann auch nicht jeden Winkel der Welt noch einmal selbst fotografieren, da käme man zu gar nichts mehr. Ein Anspruch auf Vollständigkeit wäre irrsinnig und unrealistisch. Abgesehen davon, gefällt mir auch nicht jedes Detail in und an Kirchen. Beim Stephansdom in Wien zum Beispiel mag ich das Dach mit dem Zickzackmuster sehr, aber so gar nicht das stilistische Kraut- und Rüben-Sammelsurium der verschiedenen Bauabschnitte. Oder der Berliner Hohenzollern-Dom: gefällt mir von innen überhaupt nicht, überladene Dekoration, aber die große, runde türkise Kuppel und die kleineren Kuppeln mit den musizierenden Figuren dazwischen habe ich fest ins Herz geschlossen. Und den Kuppelrundgang!

07. Juli 2022



Das ist der linke Durchgangsflügel des Hauptportals der Lorenzkirche. Die Mädchen auf dem Foto in meinem vorigen Eintrag hatten sich vor dem rechten Durchgangsflügel des Portals niedergelassen. Ich gehe davon aus, dass das offenbar werktags geschlossene Hauptportal der Westfassade mit den prächtigen Löwen-Türklopfern zu Gottesdiensten und Konzerten geöffnet wird.





06. Juli 2022



An einem heißen Tag wie diesem sitzt es sich auch schön im Schatten auf den Stufen vor dem Löwenportal der Lorenzkirche. Mittags, wenn die Schule aus ist, kann man sich mit den Freundinnen hinsetzen und wichtige Sachen beprechen, bevor man heim muss. Man wird bestimmt nie weggejagt, weil das schöne eiserne Hauptportal mit den Löwenköpfen meistens geschlossen ist, der Besucher-Eingang ist rechts um die Ecke, auf der Seite. Andere, ebenso renommierte Kirchen in Nürnberg haben nie diese Anziehung für junge Menschen gehabt. Es liegt ganz sicher auch an dem belebten, zentralen Ort, wo so viele Menschen die Königstraße entlang des Wegs gehen, und man einen weiten Blick über den Lorenzer Platz hat, zur Karolinenstraße, im Rücken immer das vertraute, schützende Portal der uralten Kathedrale.



05. Juli 2022



Und das, meine Damen und Herren, ist der Brunnen vor der Lorenzkirche, an dem sich vor vierzig Jahren die Jugend so gerne traf. Er heißt Tugendbrunnen und ist den sieben mittelalterlichen Tugenden gewidmet, nämlich: Gerechtigkeit (Kranich - Symbol der Wachsamkeit, verbundene Augen, Waage und Schwert), Glaube (Kreuz und Kelche), Liebe (zwei Kinder), Hoffnung (Anker) und Großmut (Löwe), Mäßigkeit (Krug und Schale) und Geduld (Lamm). Erbaut 1584 bis 1589 in der sinnenfrohen Zeit der Renaissance vom Nürnberger Erzgießer Benedikt Wurzelbauer.



Damals haben wir uns in keinster Weise mit den Brunnen-Figuren und ihrer Bedeutung aufgehalten, wir waren viel zu sehr mit den lebendigen Brunnenfiguren auf den Stufen beschäftigt. Es war ein buntes Völkchen, das auch gerne das eine oder andere Kraut dort geraucht hat. Damals war Punk und Gebatiktes in Mode. Man sah entweder schwarze, löchrige Klamotten, Nieten, Sicherheitsnadeln und Leder oder späten Hippiestyle, hennarote Haare, indische Stoffe, Jesuslatschen und selbstgefärbte Windeln in Pastellfarben um den Hals. Wenn das Wetter nicht mitspielte, zog man weiter zum "KOMM", dem Hot Spot der rebellischen Nürnberger Jugend.



Im Hintergrund zu sehen: die Burg mit dem Sinwellturm, dem Wahrzeichen von Nürnberg. Wem die Silhouette bekannt vorkommt: es ist das Firmenlogo der Nürnberger Versicherung. Übrigens habe ich gerade den zweihundertsten Tag in Folge, ohne einen Tag Pause gebloggt, das System hat mir hierzu gerade gratuliert. Ich hoffe, diese beachtliche Leistung findet auch Anerkennung bei meiner Leserschaft!

03. Juli 2022



Albrecht Dürer und ich. Ich glaube, da läuft irgendwas. Nein, nicht erotisch, aber er lief mir gestern immer wieder überraschend über den Weg, das kann doch kein Zufall sein. Nun wird jeder sagen, das ist lächerlich, da in Nürnberg an allen Ecken Reklame für Albrecht Dürer zu finden ist. Noch dazu bin ich gestern Vormittag keinesfalls zufällig im Albrecht Dürer-Haus gewesen, wo er bis zu seinem Tod gelebt hat.

Dennoch möchte ich folgende Situationen zu bedenken geben: ein Wohnhaus aus den Fünfziger Jahren fiel mir wegen seiner aparten Fassadengestaltung besonders ins Auge. Als ich jene bildschöne grafische Verzierung ablichtete und dabei etwas nach rechts ging, um den Winkel zu ändern, entdeckte ich eine Gedenktafel mit dem Hinweis, dass an jener Stelle das Wohnhaus des Goldschmieds Albrecht Dürer gestanden hatte, des Vaters von Albrecht Dürer dem Maler.

Dann setzte ich mich zur Überbrückung der Zeit bis mein Zug fuhr, auf eine Buswartebank gegenüber meines Hotels, das innen die schönsten Albrecht Dürer-Bilder an der Wand hat, was ich bisher auf eine Idee des Interior Designers zurückführte, der wusste, dass Nürnberg und Albrecht Dürer immer eine gute Kombi ist.

Als ich die Fassade des nach dem zweiten Weltkrieg gebauten Hotelgebäudes am Hauptmarkt 17, Ecke Waaggasse 7 auf mich wirken ließ, entdeckte ich rechts oberhalb vom seitlichen Eingang eine Gedenktafel, die Auskunft darüber gab, dass an genau dieser Stelle das Haus gestanden hatte, in dem Albrecht Dürer geboren wurde. Das kann doch kein Zufall sein. Ich fühle mich Albrecht Dürer jedenfalls inniglich freundschaftlich verbunden. In das Hotel würde ich sofort wieder gehen.

Gestern war nach dem Auschecken aus dem Hotelzimmer noch so viel Zeit bis mein Zug fuhr, dass ich eine gründliche Tour durch die Altstadt und die Burganlage machen konnte. War wunderschön.

Ich ärgerte mich ein bißchen, dass ich nie vorher in den Burggärten war, durch Besuche beim Bardentreffen war mir lediglich der Burggraben bekannt. Auch auf dem Sinwellturm war ich. Habe fast die ganze Altstadt dokumentiert, wann ich all das hochladen werde, wissen die Götter. Also: da kommt noch ganz ganz viel.



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