20. mai 2005

da liegt es nun. und weil man ja auch nicht immer alle sozialen strukturen verweigern kann. und überhaupt. und sowieso. und mir ist sogar etwas eingefallen.

bislang ist mir noch überall, wo der fragebogen abgearbeitet wurde, ein wenig schwer gefallen, die antworten aufmerksam bis zum ende zu lesen. da tauchen nicht selten derart erlesene werke auf, die mir beschämend wenig assoziation und erhellung bescheren. ich arbeite weder bei der frankfurter buchmesse, noch lese ich literaturfachzeit- schriften. auch 'aspekte' habe ich seit jahren nicht mehr gesehen. ich kenne ja noch nicht mal die top ten aus der spiegelhitparade. ich gebe es ehrlich zu: ich bin leider ziemlich ignorant, was neuerscheinungen im literarischen betrieb angeht. (ich fürchte, ich bin überhaupt ignorant, was irgendwelche neuerscheinungen angeht...) o.k. pippi langstrumpf und ingeborg bachmann, ellen von unwerth und man ray - die sagen sogar mir etwas.

vielleicht kann ich ja hiermit einen volkstümlichen beitrag leisten. vor zwanzig jahren hätte ich gewiss titel als antworten geliefert, die vor sophistication nur so gestrotzt hätten. damals las ich mehr, begieriger als heute. ich erinnere mich beim besten willen nicht mehr vollständig, was ich schon alles gelesen habe. da ich als kind ein ausgesprochen bewegungsscheuer stubenhocker war, war lesen meine lieblings- beschäftigung. von sechs bis zehn diverse märchen- und mädchen- bücher, pippi natürlich. ab elf ging es dann an die erwachsenenregale in der leihbücherei. zwischen elf und vierzehn habe ich leicht kon- sumierbare schinken von simmel über marie louise fischer bis zu dem grauenhaften (im gegensatz zu herrn simmel, der noch eine vertretbare moral hatte) konsalik gelesen. und fanny hill. und playboy. das elter- liche readers digest und pearl s. buck aber auch eichendorffs tauge- nichts. historische romane dagegen mochte ich noch nie. so wenig wie kostümfilme. ich nehme an, der mangelnden wahrscheinlichkeit an authentizität wegen.

und dann wurde es langsam immer schwerer verdaulich. ich versuchte allen ernstes mit fünfzehn, den ungelenken satzbau von herrn kant zu durchschauen, von echter neugier getrieben. ein martyrium. las viel simone de beauvoir und ein bißchen quälerischen sartre. reise- beschreibungen auch ('zen oder die kunst ein motorrad zu warten' war damals sehr populär), bildbände über aztekische kulturen, die ikonen der pop art, castaneda, viele autobiographien, jack kerouac (ich erinnere die faszination von 'tristessa', on the road auf englisch war auf dauer allerdings anstrengend), william kotzwinckle, thoreau, whitman. ulysses als bildungsbürgerlich abgesegnete zumutung (heute noch). versuchte es immer wieder mit beckett, gelangweilt, wollte es nicht zugeben. plötzlich lasen alle den herrn der ringe. mich nervte der unerotische kaffeekränzchen-kult um irgendwelche schlumpfgeschich- ten und ich verweigerte mich. ebenso totalverweigerung bei 'per anhalter durch die galaxis' und 'die nebel von avalon' (nach dem hype des letzteren zog ich mir jahre später den lore-roman für esoteriker doch noch rein - kitsch verkauft sich eben immer). jede menge wallraff, ein paar feministinnen, gerne nancy friday, klassiker wie 'die scham ist vorbei'. wieder und wieder henry miller, und hesse natürlich, franziska von reventlow und vieles mehr. das alles so von 15 bis 20. danach habe ich meine lektüre nicht mehr namentlich präsent, kaum aufzeichnungen darüber. ich habe immer selbst viel geschrieben. und ich erinnere eine leidenschaftliche spurensuche nach dylan thomas, die mich bis nach wales zu seiner hütte trieb.

man könnte jetzt die bücherregale nach gekauftem und gebliebenem sondieren, da fallen mir doris lessing und gabriele wohmann auf. erich kästner. tucholsky. mascha kaleko. rupert sheldrake. meyrinck. mircea eliade. viele mythologische abhandlungen, religiöses. psychologi- sches. ethnologisches. ästhetisches. metaphysisches. pathologi- sches. astrologische lehrbücher. todesforschung immer ein thema, und immer wieder biographisches. hier steht ein buch über die liebe zwischen lasker-schüler und benn. oder die biographie von miles davis. jimi hendrix. nico. uschi obermaier. eva-maria hagen. andy warhols tagebücher. renate schmidt. ich las auch immer viel geliehene bücher aus bibliotheken, heute noch.

das schöne am älterwerden ist ja - irgendwann ist einem nichts mehr peinlich. ich bin schon ziemlich nah an diesem stadium.

ok. ich fange mal an.

1. du steckst in der welt von fahrenheit 451, welches buch möchtest du sein?

meine antwort auf die hier wörtlich stehende variante der frage lautet überaus profan: ich möchte bitte gar kein buch sein, sondern lieber die vorstufe, vor der papierherstellung, noch vor dem sägewerk.

auf die fahrenheit-genau-genommene-variante, mit dem auswendig- lernen zum verinnerlichen die antwort: ich hasse auswendig lernen wie die pest. ich kann mir ausschließlich liedtexte merken, sonst nix. ich hasse es so sehr, klassische texte auswendig zu lernen, wie ich es liebe, sie zu sprechen. freiwillig lerne ich garantiert überhaupt nichts auswendig. und wenn, dann müsste es schon einen anderen zweck verfolgen, als mich erinnernd an formulierungen zu berauschen. ich denke mir in der allergrößten not lieber selber etwas aus. so hänge ich nun wahrlich an keinem buch der welt. schon eher an geschriebenem, das direkt an mich gerichtet war. vielleicht den einen oder anderen wohlgeratenen liebesbrief.

wenn ich unbedingt aber doch ein buch auswendig lernen muss, dann entscheide ich mich für das survival-lexikon von rüdiger nehberg (ehre, wem ehre gebührt).

2. warst du je in eine figur aus einem buch verknallt?

bestimmt. wie soll man sich an all die figuren erinnern. ich war viel- leicht irgendwie verknallt in die grüblerisch-leidenschaftliche figur 'richard burton, der unvollendete schriftsteller’, wie er in der biographie von melvynn bragg erscheint. oder - achtung - jetzt wird's richtig banal – in die männliche hauptfigur aus einer trivialen aber unterhaltsamen steinzeitsaga. 'ayla' heißt die hauptdarstellerin des mittlerweile fünf oder ich weiß nicht wieviele teile umfassenden gleichnamigen werkes und ihr geliebter hieß jondalar. er war die mich erotisch-ästhetisch ansprechende variante vom märchenprinz. irgendso ein geiler zotteliger typ, hypersensibel und sehr körperbetont. gewissermaßen. ziemlich interessante stellen in dem buch... nicht verknallt aber fasziniert bin ich nach wie vor bei einem gewissen herrn mephistoteles. den finde ich ziemlich anziehend. verknallt ist wohl der falsche ausdruck.

3. welches buch hast du zuletzt gekauft?

gleichzeitig gekauft: das bereits erwähnte ‚im wolfspelz’ von wolfgang joop und den bildband 'victor brauner, surrealist hieroglyphs’

4. welches buch hast du zuletzt gelesen?

(zuletzt heißt vor dem, das man gerade am wickel hat?)
auch schon erwähnt (wie gesagt, ich habs mit biographien) christine kaufmann: 'christine kaufmann und ich', davor paul bowles – rastlos.

5. welches buch liest du gerade?

ich lese im moment etwas faul im erwähnten wolfspelz herum. vielleicht lese ich es aber auch nicht mehr zu ende, und hole mir neues futter. ich kokettiere mit diversen expeditionsberichten und einer abhandlung zur geschichte der raf. auch dutschkes tagebücher interessieren mich. oder endlich derek jarmans letzte aufzeichnungen.

6. welche fünf bücher nähmst du mit auf eine einsame Insel?

fällt mir sehr schwer, darauf zu antworten. ich glaube, ich würde am liebsten fünf bücher mit leeren seiten mitnehmen, die ich selbst fülle. ja. eigentlich am liebsten das. oder bereits geschriebenes und gut abgehangenes zur weiteren selbstanalyse. vielleicht auch für regentage ein bißchen wondratschek, den ich sehr liebe. oder zum noch mal lesen etwas dickes wie isabel allendes ‚paula’. über das sterben ihrer tochter. so einen dicken wehmütigen schinken (andere bücher von ihr, außer ihrem wirklich schönen sinnlichen aphrodite- kochbuch-bildband reizen mich dagegen gar nicht, solche romane sind absolut nicht mein ding. ich konnte auch mit marquez' hundert jahren einsamkeit nichts anfangen – genauso wenig wie mit notebooms bejubelter 'folgenden geschichte' (der mir aber als mensch sympathisch ist) und noch viel weniger - ganz andere ecke - den thirty-something-trivialitäten der neueren deutschen pop-autoren oder wie das heißt oder was die da machen). dagegen schon eher lust auf paul auster oder herrn de winter. oder connie palmen, nah mit ihrem requiem i.m.

ich habe bei meinen letzten reisen festgestellt, dass ich nicht mehr zum lesen komme, und mir unterwegs auch nichts fehlt. erleben und hin und wieder schreiben war wichtiger als lesen. allerdings waren das auch keine reisen mit längerem strandaufenthalt oder derglei- chen. wenn schon buch, dann inhalt möglichst unbekannt. am liebsten erzählungen von wirklich erlebten reisen mit expeditions-charakter, archaischem bezug. das liebe ich sehr. mit lyrischem kann ich unterwegs nicht viel anfangen, da ist zuviel eigenes erleben. das ist dann eher für sehr spezielle momente, die eher zuhause stattfinden und dann zelebriert werden. da wird dann schon mal über rainer maria geflennt.

wenn vielleicht auch noch a.more.s lust hätte, mit diesen fragen ein wenig zu spielen, würde es mich besonders freuen. (auch fragebogen- hasser wie ich machen hin und wieder eine ausnahme, wie man sieht)
kid37 - Sa, 21. Mai, 01:30

Gabriele Wohmann! Natürlich. Liest die noch jemand, heutzutage, frage ich mich gerade. Fanny Hill, sehr erbaulich. Bei Ihnen hätte ich noch auf Artaud oder Rimbaud oder Camus getippt. Oder eben Paul Bowles, genau.

g a g a - Sa, 21. Mai, 01:40

rimbaud.

hier, links von meinem knie, liegt ein schönes taschenbuch aus paris. mein bruder brachte es mir mit. ich musste damals viel französisch lernen, und er fand es eine gute idee... 'arthur rimbaud - un poète'. ich fand die idee auch gut. und artaud hat angefangen mich zu faszinieren, nachdem der gute blixa bargeld ihn irgendwo erwähnte - ich brauchte nur ein bild zu sehen - diese augen. schwarz oder weiß, leben oder tod.
arboretum - Sa, 21. Mai, 08:35

Wie konnte ich nur Mascha Kaléko vergessen. Die hätte es wirklich auch verdient, dass man sie mitnimmt.

Hesse habe ich ja nur gelesen, weil der, in den ich mit 16 verliebt war, so von Narziss und Goldmund schwärmte. Also las ich das auch, und den Demian und den Siddharta noch dazu, aber bei dem verlor ich dann endgültig die Geduld (mit Hesse, bei dem Knaben dauerte es leider noch etwas länger).

Fanny Hill gab's in der Fahrbücherei auch. Irgendwann haben die an der Ausleihe nicht mehr darauf geachtet, ob in den Büchern, die ich da so mitnahm, hinten auf der Papiertasche, in die die Leihfristkarten gesteckt wurden, nicht doch ein großes rotes X gemalt war (das X kennzeichnete die nicht-jugendfreien Bücher, die durfte man eigentlich erst ab einem bestimmten Alter mitnehmen).

g a g a - Sa, 21. Mai, 11:40

manches

fällt einem nur gerade nicht ein, obwohl geliebt. ich las mit fünfzehn, sechzehn einiges von hesse. ich erinnere, dass ich mehrere notizen über den text 'bäume' machte. da hermann hesse so überaus beliebt bei schwärmerisch veranlagten jungen menschen war, geriet er irgendwie zu einem autor, der mit häme bedacht wird. das ist für mich bis heute nicht nachvollziehbar. ich las dann ungefähr zwanzig jahre nichts mehr von ihm, bis mir narziss und goldmund geschenkt wurde, das mich tief rührte. ich glaube, ich hätte vieles darin, wenn nicht alles, mit fünfzehn oder zwanzig - oder auch dreißig gar nicht begriffen. so denke ich, dass man manches buch, zu dem man in einem gewissen lebensalter keinen zugang fand, vielleicht später noch einmal versuchen sollte. es ist wie mit filmen. heute sehe ich manche filme aus einer ganz anderen perspektive als vor jahren. einige sind völlig bedeutungslos geworden, andere bekommen erst bedeutung. mit fortschreitendem erleben stellen sich andere gedankliche verbin- dungen ein.
kid37 - Mi, 25. Mai, 00:42

Artaud war in den frühen 80ern so eine tragische Heldenfigur. Ich bin dann ja immer etwas rückständig mißtrauisch, zumal ich es nicht so mit den Surrealisten (bzw. mit der Vergötterung derselben) habe. Aber der Mann, zerrissen und gestoßen, war ein großer Aufwühler. Das gefällt mir natürlich.
g a g a - Mi, 25. Mai, 01:07

artaud hatte etwas

vertraut manisches in seinem blick. mein bruder hatte solche augen. irrlichternd, bohrend, zwingend. vertraut.
a.more.s - Sa, 21. Mai, 23:11

Ach, Frau Gaga; ich bin nun wirklich nicht der Typ, der Stöckchen holt und artig apportiert. Verlinkt haben Sie mich auch schon wieder, obwohl Sie doch hoch und heilig auf die Schokolade geschworen haben… und nun dies – ein Fragebogen, zwar nur „vielleicht auch noch Lust, und HÄTTE“, aber „besonders freuen“ trotzdem…
Ok, ok, ausnahmsweise; weil Sie es sind; nur weil SIE es sind; weil Sie mich ja auch schon ab und an ganz ordentlich erfreut haben, mit Ihrem Logbuch und Ihren Photos, mit Rudolf Thome beispielsweise, mit allerliebsten Liebenswürdigkeiten wie „Sie Irrer“ und „Sie kleine Diva“… aber ich mach's nur hier in Ihrem Kommentarbereich – normalerweise gehen Sie bei mir mit solchen Umfrage-Aktionen das absolut vorhersehbare Risiko ein, dass ich das Stöckchen weder aufnehme noch weiterreiche. Nicht unbedingt, weil ich ein Fragebogenhasser bin – ich stöbere oft durchaus mit Interesse und Gewinn in den Antworten herum; den berühmten Fragebogen von Marcel Proust, oder auch Max Frischs anregende 25er-Fragebogen, welche er mehrmals in sein "Tagebuch 1966–1971" eingestreut hat, die mag ich sehr; Philipp Keels Kultbuch „Alles über mich“ (rund 90 Seiten Fragen über Fragen) habe ich damals natürlich ebenfalls voll geschrieben – nein, weil ich nicht Sklave meines PC werden will; ich will lesen, essen, schlafen, reden, ab und zu Pralinen versenden... ich habe ein Leben ausserhalb meines Weblogs, und das möchte ich nicht verlieren.
Also denn:
ICH STECKE IN DER WELT VON FAHRENHEIT 451, WELCHES BUCH MÖCHTE ICH SEIN?
Entweder etwas total Abgefahrenes wie Nabokovs „Ada oder Das Verlangen“, damit ich mir das endlich mal richtig einverleiben kann; Van Veens Memoiren, seine lebenslange Liebe zu Ada sind von einer Magie und formalen Anarchie sondergleichen; längere Passagen an einem Stück zu lesen ist praktisch unmöglich. Aber aufgeben? Niemals. Zu faszinierend.
Oder etwas traumhaft Hypnotisches, Repetitives, ich kann's bereits ein bisschen auswendig… „An dem Tag, an dem wir nicht zusammen waren, werden wir für alle Zeit nicht zusammen gewesen sein; was man uns am Telephon sagen wollte, als man uns anrief und wir nicht abnahmen, wird niemals gesagt werden, nicht dasselbe und nicht mit demselben Empfinden; alles wird ein wenig anders oder völlig anders sein aufgrund unseres Mangels an Mut, der uns davon abhielt, mit euch zu sprechen. Aber selbst wenn wir an jenem Tag zusammen waren oder uns zu Hause befanden, als man uns anrief, oder die Furcht überwanden und das Risiko vergassen und wagten, mit euch zu sprechen, selbst dann wird nichts von dem sich wiederholen, und deshalb wird ein Moment kommen, da es auf dasselbe hinausläuft, ob man zusammen gewesen ist oder nicht, ob man das Telephon abgenommen hat oder nicht, ob wir gewagt haben, mit euch zu sprechen, oder ob wir geschwiegen haben…“ Javier Marias - Mein Herz so weiss.
WAR ICH JE IN EINE FIGUR AUS EINEM BUCH VERKNALLT?
Da muss ich jetzt ein bisschen nachdenken – aber ich glaube: nein; nicht verknallt. Ich habe mich mit vielen Figuren z. T. sehr stark identifiziert, z.B. mit Irvings Owen Meany oder Updikes Harry Angstrom, welche mir als erstes ganz spontan in den Sinn kommen. Und in dem Moment, wo ich dies schreibe, muss ich mir auch gleich widersprechen: In den umwerfenden Redmond O’Hanlon als Hauptperson seiner eigenen Bücher habe ich mich wohl schon irgendwie „verknallt“; in die schöne, kühle Louise aus dem „Cahier bleu“ von Juillard; in Enid und Betty, die absolut abgeklärten Girls aus Daniel Clowes Comic „Ghost World“. Oh ja.
WELCHES BUCH HABE ICH ZULETZT GEKAUFT?
Oh, einfach zu beantworten, weil gestern geschehen: „Ortlose Nähe“ von Erika Burkhart; Lyrik, die mir zusagt, ist eher rar, und ich glaube, mit E.B. wieder etwas Spezielles gefunden zu haben; ich wollte ursprünglich zwar ein anderes Buch von ihr (Schweigeminute), doch das ist erst wieder im Herbst erhältlich; und „Frischer Fisch und wildes Grün – Essen im Tessin“ von Alice Vollenweider – sie schreibt wunderbare Kochbücher, die weit über die blossen Rezepte hinausgehen; ihr „Kleines Kulinarium“ hat mir vor Jahren die Tore zu vielen Küchengeheimnissen weit geöffnet. Ewig dankbar dafür.
WELCHES BUCH HABE ICH ZULETZT GELESEN?
Ziemlich gleichzeitig: Brillant formulierte Lebenseinsichten des relativ unbekannten Hans Kudszus – „Jaworte, Neinworte“. Thomas Hürlimanns behutsame Schilderung einer männlichen Adoleszenz in stark prägender weiblicher Umgebung – „Fräulein Stark“. Und Roland Simon Schaefers „Kleine Philosophie für Berenike“, in welcher ein Vater sein komplexes Fachgebiet für seine minderjährige Tochter aufbereitet – das Buch hebt sich sehr wohltuend von „Sofies Welt“ ab, mit dessen Oberflächlichkeit ich mich nie anfreunden konnte.
WELCHES BUCH LESE ICH GERADE?
Viele gleichzeitig: Die beiden zuletzt gekauften; zwei Lyrikbände von Marina Zwetajewa, Gerhard Meiers „Ob die Granatbäume blühen“, Hannah Arendts Denktagebücher, seit einem halben Jahr Nabokovs „Ada“, die üppige Diogenes-Verlagschronik, Alexander Kluges „Lücke, die der Teufel lässt“, Ivan Bunins „Cechov – Erinnerungen eines Zeitgenossen“, je ein Photoband aus einem Antiquariat über Wien und über Man Ray, ein Peter-Lindberg-Photo-Grossbildband… es liegt darüber hinaus noch einiges mehr rund ums Bett herum – ich geh jetzt nicht extra hinüber, um nachzuschauen…
WELCHE 5 BÜCHER PLUS ZUSATZBUCH NÄHME ICH MIT AUF EINE EINSAME INSEL?
Zuerst zur einsamen Insel, die möchte ich dann doch noch zuerst definiert haben. Also mit der klassischen Robinson-Insel ist nix – da käm’ ich gar nicht zum Lesen. Meine einsame Insel liegt irgendwo in Irland, ein bewohnbarer Leuchtturm mit gefüllten Vorratskammern (Champagner darf nicht fehlen!) ist die Mindestanforderung – und der genussvollen Lektüre steht nichts mehr im Wege - da darfs meinetwegen auch tagelang regnen... und da nähme ich dann mit:
Ror Wolf: Tranchirers letzte Gedanken über die Vermehrung der Lust und des Schreckens
Ingeborg Bachmann: Die gestundete Zeit
Marcel Proust: Die Suche nach der verlorenen Zeit
Robert Walser: Geschwister Tanner
Herrmann Burger: Brenner
Schliesslich DAS Zusatzbuch als Motivation zum Abhauen:
Tomi Ungerer: Heute hier – morgen fort

Stöckchen werf' ich jetzt keine, sind eh die meisten bedient, und wer doch oder noch will, kann ja selber aktiv werden.
Sie sehen: Man kann mich durchaus hin und wieder zu einer kleinen Ausnahme bewegen...

g a g a - Sa, 21. Mai, 23:31

"champagner darf nicht fehlen..."

sie gefallen mir. es war purer egoismus, sie auszuwählen. da mir ihre vielen zitate immer nachvollziehbar sind, dachte ich: herr a.more.s - minimaler aufwand - maximale wirkung. ich danke ihnen und werde wieder einmal den link entfernen (ich schlimme, ich). sie wissen aber schon, dass sie sich damit ein bißchen interessant machen, oder? 'die gestundete zeit' steht jetzt ganz oben auf meinem denkzettel. und es ist völlig in ordnung, den luftraum freizuhalten. ich warf ja auch nicht, sondern legte es ganz vorsichtig ab. danke auch für die erinnerung an tomi ungerer, den ich sehr liebe.
kid37 - Mi, 25. Mai, 00:39

"Heute hier - morgen fort" ist großartig, Robert Walser sowieso. Man Ray goutieren Sie auch. Läge Ihre Insel nicht ausgerechnet in Irland, ich hätte vorgeschlagen, die Bücherkoffer eventuell zusammenzulegen... aber ich nehme dann lieber Island oder Neuseeland oder noch lieber etwas völlig Imaginäres. Eine bretonische vielleicht.
brittbee - Mo, 23. Mai, 17:42

Dein Prolog, liebe Gaga, ist ja eine literarische Reise durch Deine Vergangenheit. Total schön. Eure zwei Stöckchen waren die Bildhaftesten von allen, die mir beim Rumgeblogge begegnet sind. Scheint doch ein bisschen Spaß gemacht zu haben, hm?

g a g a - Mo, 23. Mai, 18:15

stimmt.

und ich durfte ja davon ausgehen, dass du es lesen würdest. das hat mich dann schon angeregt, ein bißchen mehr als nur titel auszuspucken. jetzt wird schon wieder was geworfen, habe ich bei fr. elle gesehen, zum wiederholten mal ein musikfragebogen. der wäre mir zu anstrengend. da müsste ich ja gleich hundert absätze schreiben... bloß nicht. interessant finde ich rückblickend, dass man von menschen, die man noch nie gesehen hat durch solche angaben tiefgreifende vorlieben erfährt, die man oftmals nicht in mehrjährigen verbindungen ausgelotet hat. oder einfach nie danach gefragt. schon witzig. ein wenig seltsam berührt hat mich, die häufige erwähnung des ulysses als mögliche insel-lektüre, nach dem motto: "da käme man dann vielleicht mal dazu". ich halte das für eine faule ausrede - und erkenne daran, dass die menschen einen ziemlich guten instinkt zeigen, dahingehend, dass sie noch nie wirklich lust hatten, das dröge werk abzuarbeiten. ich versuchte es, einfach weil es als so ein 'must' gehandelt wird einmal im jungendlichen alter, wobei ich relativ weit las und mich tödlich langweilte und nochmals, vor etwa sieben jahren. mein fazit lautet: überbewertet bis zum geht nicht mehr. muß man nicht gelesen haben. es war stilistisch für seine zeit ungewöhnlich, aber mir fehlt da jegliches feuer. man sollte sich nie voreilig von etablierten autoren oder werken beeindrucken lassen. auch bei diesem buch schrieb ein kritiker vom anderen ab. ulysses ist ideal als buchstütze (für meinen geschmack) aber mehr auch nicht. hätte es wirklich diese tiefgreifende substanz, würde es zahllose menschen dazu treiben es sofort zu verschlingen, und die lektüre würde nicht auf einen möglichst fernen sanktnimmerleinstag verschoben werden.
brittbee - Mi, 25. Mai, 17:56

Liebe Gaga,
so ging es mir auch mit dem Fragebogen anderer, die ich gelesen habe. Wobei ich auch hier das eine oder andere Mal den Eindruck hatte, dass mancher sich nicht die Blöße geben wollte, auch mal einen geliebten Schundroman oder ein Comic zu erwähnen. Meine Ergebnisse sind wenig durchdacht muss ich gestehen, ich habe eher spontan runtergeschrieben und mich hinterher geschämt, dass ich einige treue Gefährten nicht erwähnt habe.

Ulysses hat mich meiner Nerven beraubt. Ich war auch unglaublich gelangweilt. Aber ich habe es beendet, weil ich jedes begonnene Buch bis zum Ende lese. Ich verlasse aber auch nie das Kino. Ich bin ein hoffnungsvoller Mensch und denke immer noch, dass es sich zum Besseren wendet.

Schönes Foto von Deinem Zimmer mit Aussicht hast Du da. Als ich damals die Fotos von Kids Aussicht gesehen habe, kam mir ein kleiner Schreck, denn es sieht aus, als wäre es aus meinem Fenster fotografiert. Aber Wohnungen am Wasser sehen wahrscheinlich überall ähnlich aus.

Von mir kommt jetzt kein Stöckchen mehr. Versprochen. Eine Musikauswahl würde mich um den Verstand bringen, wäre mir schier unmöglich.

g a g a - Mi, 25. Mai, 19:24

jedes begonnene buch zu ende gelesen...

einerseits verstehe ich die konsequenz, andererseits kann man seine zeit verschwenden. es gibt filme, da sollte man vielleicht schon von vorneherein genug instinkt haben, um sie gar nicht in betracht zu ziehen - aber es gibt ja auch häufig zwiespältige kritiken, die neugierig machen. der erste film, den ich im kino nicht bis zu ende angesehen habe, war die unsägliche schmonzette 'salz auf unserer haut' mit greta scacci. so etwas grottenschlecht platt zuckriges hatte ich bis dato (wenigstens im kino) nicht sehen müssen. ich war mit meinem damaligen südamerikanischen begleiter im kino und wir versuchten die langeweile zu überbrücken, indem wir uns ausgiebig mit uns selbst beschäftigten. aber irgendwann wurden die peinlichen dialoge so störend, dass man einfach gehen musste. der unerotischste, langweiligste film, den ich je im kino gesehen habe. wenigstens die ersten mir bekannten 45 minuten. dann sind wir abgehauen. ich glaube nicht, dass sich da noch viel gesteigert hat.

ein weiterer abgebrochener kinobesuch: irgendein film mit sandra bullock in einer drogenentzugsklinik. auch so ein klischeekäse. auch unerträglich klebriger film, aber bis zu ende geguckt und ein wenig über die zeitverschwendung geärgert: titanic (der neuere mit milchgesicht di caprio und der drallen winslett, nette titten). ich hätte so gerne geheult und konnte nicht (und ich heule normalerweise schnell und viel). nichts, aber auch gar nichts konnte mich zu tränen rühren (nein - halt: am anfang, ganz am anfang eine sequenz, wo die alte frau ihre edelsteinherz ins meer schmeißt, sich erinnernd, die fünf sekunden hatten was). äh - wo war ich stehengeblieben... jedenfalls - die zeit ist zu kurz um sich mit überbewerteten machwerken abzuquälen - es sei denn, man bekäme geld dafür.

ich glaube dir sofort, dass du spontan deinen fragebogen runter- geschrieben hast, so liest er sich. wie bei mir halt auch. ich habe ja auch diversen schwachsinn erwähnt, aber das gehört doch dazu. ich habe auch vieles nicht erwähnt, einfach, weil vergessen, nicht durch die wohnung gelaufen und nachgeguckt. was solls, so ist es halt wenn man schon mehr als drei bücher gelesen hat. manche fragebögen wirken schon ein bißchen bildungsbürgerlich zurechtgefeilt. aber das ist auch insofern interessant, dass sich ja dann die assoziation einstellt, aha: damit möchte jemand in verbindung gebracht werden. wir spucken ja alle stichworte aus, die dann zu eckpfeilern der assoziationskette werden, die als goldbunte mosaiksteinchen unsere virtuelle persönlichkeit pflastern. davon ist ja niemand frei.

ich dachte mir übrigens auch schon, nach deinen spreeblick- beschreibungen, dass du eine ähnliche wohnungsaussicht wie unser verehrter kid haben müsstest. stellte sich automatisch ein. was wir uns langsam so alles voneinander vorstellen... schon lustig.

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