09. Juli 2022









Ich hatte Abkühlung, Inspiration und Stärkung gefunden, als ich die Lorenzkirche durch den kleinen seitlichen Eingang wieder verließ. Meine letzte Aufnahme in der Kirche war der Tauftisch, der mir sehr gefiel und möglicherweise vom gleichen Bildhauer stammt, wie die neueren Bronzetüren. Ich wechselte noch ein paar Worte mit einer Ordensschwester im Habit, sie machte in der Kirche den Besucherdienst. In der Mitte des Kirchenschiffes, weit vor dem Altar, hängen ungefähr drei rote Stoffbahnen wie Schals von der Decke, unterschiedlich lang. Ich wollte wissen, ob das dauerhaft da hängt und welche Bedeutung es hat. Sie erklärte mir, dass diese Stoffbahnen das Feuer des Heiligen Geistes symbolisieren und immer zu Ostern angebracht werden. Wie lange sie dort hängen, weiß ich nicht, aber zur Adventszeit kommt ein Adventskranz an dieselbe Stelle.

Ich trat auf den Lorenzer Platz und ging links in die Königstraße, in meiner Tasche hatte ich eine aus Berlin mitgebrachte Schneeballhortensienblüte, mit kleiner Wasserversorgung aus Plastiktütchen um den Stengel. Ein Mitbringsel für meine Mama, die an diesem Tag Geburtstag hatte, mein nächster Weg war der Nürnberger Hauptbahnhof, von wo ich zu ihr fuhr. Man geht einfach die Königstraße entlang, sieht schon von weitem einen großen runden, dicken Turm, den Frauentorturm und daneben den Eingang zum Handwerkerhof, geht durch und verlässt damit die Altstadt durch das Frauentor, und schon steht man vor dem Bahnhof. Man könnte auch linksrum, um den Turm, aber durch den Handwerkerhof ist es der schönere und auch kürzere Weg. Diesen Weg bin ich sehr, sehr oft gegangen. Bestimmt siebenhundert mal.

09. Juli 2022



Liebe Gemeinde. Am vergangenen Montag widmete ich mich bereits mit einem Eintrag dem altehrwürdigen Netzgewölbe der Basilika Sankt Lorenz. Zu meiner allergrößten Freude meldete sich daraufhin einer der Restauratoren höchstpersönlich zu Wort, nämlich der bildende Künstler und ausgebildete Restaurator Sebastian Rogler, der mir seit mindestens siebzehn Jahren ein treuer Freund unter den mir bekannten Bloggern geworden ist. Im Jahre 2009 stand er mit Hilfe eines eingezogenen Arbeitsbodens unter der Decke und verrichtete Restaurierungsarbeiten am Netz. Er verlinkte sogar ein Video von der Fahrstuhlfahrt nach oben zu seinem Arbeitsplatz unter der Decke.

Da ich das Gewölbe ausnehmend schön finde und den Gedanken, dass da ein lebender Mensch daran arbeiten darf, absolut elektrisierend, muss ich das noch einmal würdigen. Es schafft eine lebendige Verbindung zu den Baukünstlern und Stukkateuren der Vergangenheit, bis zurück in die Spätgotik.

Ich finde das ganz und gar aufregend. Die Lorenzkirche wurde im zweiten Weltkrieg so sehr zerstört, dass seither durch Restauratoren grundlegende Aufbauarbeiten verrichtet werden mussten und weiterhin werden. In der Kirche sind immer einige Bereiche wegen dieser Arbeiten abgehängt, und die Zerstörung liegt nun siebenundsiebzig Jahre zurück. Ich ziehe meinen Hut vor dieser Leistung, die künstlerisch aufwändigsten Details der Renaissance wieder herzustellen.

Hinzu kommt, dass es zeigt, dass es in unserer Welt immer noch Menschen gibt, die altes Kunsthandwerk am Leben halten und es eigentlich auch möglich wäre, bei neuen Bauwerken künstlerisch hochwertig und komplex zu arbeiten. Wonach wir uns eigentlich alle sehnen. In Verbindung mit neuesten Technologien könnte einiges sogar leichter als früher bewerkstelligt werden. Ich fordere alle Architekten auf, eine neue Ära einzuläuten, die aufwändigen Gestaltungselementen wieder einen angemessenen Raum gibt.





09. Juli 2022

In meinem sakralen Feuilleton-Blog ist auch Platz für den Engelsgruß, die "Angelic Salutation" von Veit Stoß. Ein ausgenommen hübscher Name für einen Bildhauer, wie ich finde. 1517 bis 1518 hat der damals schon betagte Holzschnitzer die beiden Figuren, den Erzengel Gabriel und die künftige Mutter Maria aus Lindenholz gezaubert. Sie hängen hoch oben im Chor der Lorenzkirche. Schätzungsweise sind die Figuren mit dem umgebenden ovalen Rosenkranz zweieinhalb bis drei Meter groß. Einmal sind sie wohl schon abgestürzt und seither mit einer schweren Kette verankert. Im zweiten Weltkrieg wurden sie zum Schutz vor Bombenangriffen heruntergelassen und versteckt eingebunkert und haben auch diesen Krieg unbeschadet überstanden. Die Lorenzkirche wurde vielfach schlimm getroffen.



Der Engel verkündet Maria gerade, dass sie mit dem kleinen Erlöser schwanger ist, woraufhin ihr vor Schreck das Gesangbuch oder was sie da auch immer hält, aus der Hand rutscht. Also kein Wunschkind womöglich! Sie hat sich dann ja arrangiert, sonst gäbe es nicht so viele Abbildungen der Mutter Maria mit ihrem Söhnchen, auf denen es den Anschein hat, dass sie sich ordentlich um den Säugling sorgt und kümmert. Das Täubchen über ihrem Kopf gefällt mir ausnehmend gut. Vom Typ erinnert sie mich an die bezaubernde Braut von meinem Neffen, was mir wohl gerade deshalb auffällt, weil ich seit einigen Tagen dreihundert Bilder von der Hochzeit editiere. Ich bin noch nicht so weit, dass ich sage: "Ich kann kein Brautkleid mehr sehen!" - weil es war schon arg schön...!



09. Juli 2022







Der Kirchgang ist noch nicht beendet! Ab sofort biete ich meine seelsorgerischen Dienste jeden Donnerstag von 17 - 18 Uhr hinter dieser schmucken Tür von St. Lorenz an. Gerne finden Sie sich zeitig ein und warten im Gestühl auf mich. Wer es zeitlich nicht einzurichten vermag, kann sich auch hier aussprechen, ich habe immer ein offenes Ohr. Das bleibt alles hinter dieser Tür. Es handelt sich um keinen Beichtstuhl, die Lorenzkirche ist ja evangelisch-lutherisch. Ein schlechtes Gewissen ist also nicht von Nöten. Manchmal möchte man nur seine Sorgen mit jemandem teilen. Dafür bin ich gerne da! Ich habe ja auch schon so manches erleben dürfen, nichts Menschliches ist mir fremd. Liebeskummer, Eifersucht, Mordgelüste. Die Kommentare sind jetzt freigeschaltet!



08. Juli 2022



Schönes Hütchen, der Zauberhut von St. Lorenz. Ich habe kein einziges Foto von der ganzen Basilika gemacht, vielleicht weil ich die Silhouette in mir gespeichert habe, aber die Details bislang nie so genau betrachete. Die Rosette über dem Portal ist schon auch spektakulär, habe ich auch nicht fotografiert. Sie wird sogar im U-Bahnhof Lorenzkirche an den Wänden mit großen Metallreliefs zitiert. Es gibt längst unzählbare Fotos im Internet davon. Man kann auch nicht jeden Winkel der Welt noch einmal selbst fotografieren, da käme man zu gar nichts mehr. Ein Anspruch auf Vollständigkeit wäre irrsinnig und unrealistisch. Abgesehen davon, gefällt mir auch nicht jedes Detail in und an Kirchen. Beim Stephansdom in Wien zum Beispiel mag ich das Dach mit dem Zickzackmuster sehr, aber so gar nicht das stilistische Kraut- und Rüben-Sammelsurium der verschiedenen Bauabschnitte. Oder der Berliner Hohenzollern-Dom: gefällt mir von innen überhaupt nicht, überladene Dekoration, aber die große, runde türkise Kuppel und die kleineren Kuppeln mit den musizierenden Figuren dazwischen habe ich fest ins Herz geschlossen. Und den Kuppelrundgang!

07. Juli 2022



Das ist der linke Durchgangsflügel des Hauptportals der Lorenzkirche. Die Mädchen auf dem Foto in meinem vorigen Eintrag hatten sich vor dem rechten Durchgangsflügel des Portals niedergelassen. Ich gehe davon aus, dass das offenbar werktags geschlossene Hauptportal der Westfassade mit den prächtigen Löwen-Türklopfern zu Gottesdiensten und Konzerten geöffnet wird.





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