Weil mein zweiter Name Daniela Düsentrieb ist, habe ich zwar ausgetüftelt, wie ich "neue" Beiträge machen kann, indem ich nach alten, überflüssigen offline Beiträgen gucke (lege ich manchmal an, wenn ich Kommentare mit smarten Links in Kurzform tippen will, wofür ich die Menüzeile vom "neuen Beitrag anlegen" gerne nutze, und lasse sie dann eher versehentlich gespeichert), den alten Quatsch überschreibe und dann veröffentliche, das geht nämlich, aber Kommentieren ist zur Zeit nicht machbar, was natürlich bitter ist. Bitter! Man ist bequem und hat später nicht unbedingt Lust, wenn der Krempel wieder geht, einen alten Kommentargedanken nochmal aufzuwärmen. Schade, schade. Was ist los da drüben in Österreich? Mir sind ja schon einige große Wien-Fans über den Weg gelaufen, gemeinsam war ihnen die große Sympathie für den gemächlichen Lebensrhythmus. Alles so schön langsam. So schön gemütlich! Es gibt ja Studien, aus denen hervorgeht, dass sich die Menschen in den Großstädten der Welt in der jeweiligen Innenstadt mit sehr unterschiedlichem Tempo bewegen. So weit ich mich erinnere, war in Wien der größte Schlendrian. Also auf dem letzten Platz, da, wo twoday sitzt. Am Schnellsten war wohl Düsseldorf und danach meiner Erinnerung nach Berlin. Nur mal so.
P.S.
Neueste Erkenntnis, 28. Oktober, 23:55 Uhr: Kommentare editieren, die schon existieren, geht.
Auch hier muss ich es leider sagen: wir haben in den letzten Wochen schon überzeugendere Outfits der Kandidatin gesehen. Die Leopardenweste gut und schön, die kennen wir nun auch langsam, vielseitig kombinierbar, aber ich mochte sie lieber mit weniger darunter. Das Hemd hängt aus der Hose, was wahrscheinlich lässig wirken sollte, aber stattdessen eher nachlässig auf mich wirkt. Von der Hose möchte ich gar nicht reden, was soll das für ein Schnitt sein? Karottenhose aus den Achtzigern? Schwamm drüber. Die Wildlederjacke passt zwar zum Herbst, den wir inzwischen haben und ich mag den pompös bestickten Samtschal, aber das gehört alles in die Adventszeit. Da diese Aufmachung nachweislich vom April ist, gibt es für dieses unzeitgemäße Styling leider, leider Punktabzug. Insgesamt eine eher mittelmäßige Leistung. Dafür immerhin recht gute fünf Punkte.
Hallo, hallo! Da bin ich wieder, leicht verknittert aber munter! Twoday war seit gestern bis gerade eben scheintot, deswegen konnte ich nicht ordnungsgemäß posten und muss nun nacharbeiten. Ich komme ja so schon nicht mehr hinterher. Wenn ich mir vorstelle, das hier wäre von heute auf morgen auf einmal weg, wird mir ganz schlecht! Mein Lebenswerk! Mein Blog! Mein Ein und Alles! Man darf gar nicht daran denken. Heute ist Geburtstagswetter in Berlin, was daran liegt, dass Berlin heute Geburtstag hat, nämlich Siebenhundertfünfundsiebzigsten. Das Wetter hat der liebe Gott aber auch noch für ein Geburtstagskind in Hamburg gemacht, und das Geburtstagskind Berlin hofft, dass die Sonnenstrahlen bis ganz nach oben reichen. Manche meinen ja, Berlin meint, sie wäre die tollste Stadt von allen, was natürlich auch stimmt, aber sie ist auch die großzügigste, nicht nur flächenmäßig und gibt auch gerne ab! Ich schreibe das auch nur, weil ich das Berlin-Geburtstagskind immer in Schutz nehmen will, weil es mir so ans Herz gewachsen ist und ich weiß, dass es halt nicht jedem so ergeht! Mir ist übrigens aufgefallen, dass ich noch nie einen Berliner getroffen habe, der schlecht über Hamburg spricht, im Gegenteil, da ist schon immer große Sympathie im Spiel. Das kann ich auch für mich sagen. Die Fischköppe sind schon schwer in Ordnung. Zu den Bildchen da oben, na ja! Das ist nun nicht die Aufmachung, in der ich vorhabe, noch öfter in die Öffentlichkeit zu treten. Streng genommen, ist mir das ein bißchen zu Rainer-Langhansmäßig, fehlt nur noch die weiße Hose und die graue Lockenperücke! Ich bin zwar im Herzen ein halber Hippie, aber das muss man ja nicht unbedingt an den Anziehsachen gleich erkennen. Die Hippiezeit ist nun einmal vorbei und heute möchte ich ein bißchen urbaner rüberkommen, schließlich habe ich Repräsentationsverpflichtungen in Sachen Berlin Mitte, da kommt verknittert und Wallawalla nicht so überzeugend. Ja, ich bin zur Selbstkritik fähig, wie man sieht. Sich selber darf man ja nach Herzenslust kritisieren, das ist toll. Bei anderen muss man sich ja immer zurückhalten, man möchte ja keinen Streit! Allerdings habe ich vorgestern in der S-Bahn eine seltsame Selbstwahrnehmung gehabt. Die Tür stand noch ein bißchen offen, es war am Bahnhof Friedrichstraße, kurz bevor sie losfuhr und auf meiner direkten Sichtachse stand eine jung Frau in einem eigentlich ganz guten, stimmigen Outfit, nur die Tasche. Die Tasche sah einfach nicht aus. Zu klein, zu mickrig, zu billig, zu wenig geradlinig. Das wäre das Tüpfelchen auf dem i gewesen. Die Tasche hat das ganze Outfit kaputt gemacht! Ich überlegte, welche Tasche perfekt gewesen wäre, ich sah sie vor meinem geistigen Auge und musste an Guido Kretschmer denken. Was hätte Guido zu diesem Outfit gesagt? Sicher hätte er mir zugestimmt, wir sind einfach auf derselben Wellenlänge! Ich konnte einfach keine zehn Punkte für das Outfit geben, es gab Punktabzug wegen der Tasche! Mir selber gebe ich für das Outfit da oben "lieb gemeinte" vier Punkte. Das Hemd hat zwar etwas Lässiges und es passt zu meinem Typ, aber die Leinenweste wirkt recht altbacken und gehört nicht mehr in die heutige Zeit! Gaga Nielsen sollte öfter figurbetonte Sachen tragen, unter dem ganzen Theater und Wallawalla kann man gar keine Taille erkennen, daher gebe ich mir Punktabzug für die undefinierte Silhouette. Auch die etwas langweilige Hose ist kein Hingucker. Die Jacke entspricht vom Schnitt nicht mehr dem Zeitgeschmack. Eine Jacke in Schlangenoptik muss knapp sitzen, sonst sieht das einfach nicht aus! Ich gebe vier Punkte, mehr ist leider nicht drin!
Hat jemand Lust, meine Sachen zu bügeln? Ich fahre jetzt mal schnell dahin, wo ich das - nicht nur an den (wie meistens für mich etwas zu kurz geratenen) Ärmeln leicht verknitterte, dunkelbraune Shirt aus Baumwolle mit Öko-Siegel vom Grabbeltisch für drei Euro mitgenommen habe. Das superhotte Fashion outlet heißt ALDI Nord.
Heimweg, bißchen weiter oben in der Linien, Linienstraße. Ob das womöglich ein Selbstportrait ist? Ich mag den Ausdruck eigentlich nicht so besonders von dem Jungen, aber nichtsdestoweniger: das Ding rockt. Ziemlich groß das Bild, ziemlich alt das Haus, die alte Hütte, so ein bißchen nach hinten versetzt. Ich fotografiere selten Streetart, wobei es nicht gerade wenig davon gibt. Na, du cooles, kleines Arschloch mit deiner schwarzen Sonnenbrille, ein bißchen arrogant, das passt doch zu mir, wenn ich meine Brille aufhabe. Ich bin immer wieder selber erstaunt, wie unterschiedlich man rüberkommt, wenn man so ein Ding aufhat oder nicht. Es kommt mir vor, als ob so eine Sonnenbrille wie ein Bodyguard wirkt, ich brauche gar keinen neben mir, ich bin mein eigener. Wenn ich mich aus dem Augenwinkel in der Spiegelung einer Scheibe erwische,
sehe ich mich komplett furchtlos. Bin ich auch. Ha! Mir machen so kleine Proleten wie der da keine Angst. Große auch nicht, ich kann, wenn ich will, auch ohne Brille gucken wie Charles Bronson, wenn Blicke töten können! Aber es ist zum Glück so gut wie nie nötig. Wenn ich die Brille dann absetze, sobald ich einen Raum oder die S-Bahn betrete, merke ich oft eine kleine Überraschung in den Gesichtern. Bei Karl Lagerfeld ist das ganz ähnlich, ich weiß, wie weich er ohne Brille guckt. Karl hat einen Blick wie Bambi, ganz zart und warm. Tjaja. So ist das. Ich trage die Brille nicht wegen cool-wie-Sau-aussehen, oder sagen wir: nicht vorrangig, sondern weil mir immer ganz schnell das rechte Auge zu tränen anfängt, sobald es ein bißchen windig oder kälter ist. Es ist meine Wind- und Kälteschutzbrille, streng genommen. Sogar wenn ich die Brille aufhabe, dringt der Wind manchmal seitlich ein bißchen durch, ich habe immer ein Taschentuch griffbereit, meistens habe ich es sogar in der Hand und tupfe dann alle paar Minuten unter Anhebung der Brille ein paar Tränen weg. Wenn ich im Warmen bin ist alles wieder okay. Wenn ich die Brille leicht anhebe, um das Auge zu trocknen, sieht es aus, als ob ich weine und meine Trauer verstecken will. Oh je. Und dann auch noch die vielen schwarzen Anziehsachen. Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll. Lieber lachen! Ich lache gerne. Und viel! Gerade habe ich mich fast kaputtgelacht beim Voice of Germany von gestern gucken, wo der letzte Sänger, der Ältere, der 58-jährige gesagt hat, er geht mit "Chris". Wegen Verwechslung mit Chris Rea. Muss man selber gesehen haben, echt lustig. Ich hab schon wieder keine Lust zu verlinken, aber das ist ja einfach zu finden. Das Gute bei der Voice of Germany-Mediathek ist, dass die kompletten Folgen ohne Zeitbegrenzung drin bleiben, man kann es also ganz in Ruhe angehen - bei Bedarf - mit dem Hinterhergucken. Blogeintrag fertig.
Nie habe ich einen Grund gesehen, mich mit den religiösen Gefühlen des sehr geschätzten Malers Emil Nolde zu beschäftigen. Auch nicht unbedingt an diesem zweiten April Zweitausendzwölf. Ich wollte viel mehr endlich die Räumlichkeiten sehen, der noch nicht so lange existierenden Berliner Dependance der Nolde Stiftung in der Jägerstraße am Gendarmenmarkt. Am ersten Montag eines Monats ist der Eintrittspreis reduziert. Das kann man alles auf der Seite der Stiftung nachlesen. Es gibt dort keine feste Ausstellung, sondern wechselnde Exponate aus seinem gesamten Lebenswerk. Ich kann mich nicht genau erinnern, ob ich wusste, welches Bild mich dort unter anderen erwarten würde. Ich bin keine Freundin von Jesus-Darstellungen, obgleich ich auf Anweisung des Religionslehrers als Kind einige schöne Bilder vom Jesus-Leben gemalt habe. Für "Jesus geht über's Wasser" hat er mir sogar als Preis - die anderen Kinder durften abstimmen, welches das Schönste ist - eine Muschel aus Papua Neuguinea geschenkt. Die habe ich heute noch. Er hat sie selber mitgebracht, er war nämlich dort, wahrscheinlich um den Heidenkindern die "frohe Botschaft" näherzubringen. Oder aus ethnologischem Interesse. Wahrscheinlich eine Mischung. Er war sehr locker drauf, wir mochten ihn gerne. Locken hatte er, wirre Locken. Aber ich wollte ja über die Ausstellung in der Nolde-Stiftung schreiben. Natürlich ist Fotografieren strengstens verboten, was ich auch fast vollständig berücksichtigt habe. Schade nur, dass ich den neunteiligen Altar mit dem Jesus-Leben nicht abgelichtet habe. Das war so ziemlich das comic-hafteste, was ich je von Nolde gesehen habe. Die Farben ganz frisch und knallig. Schon eher Pop Art als Expressionismus. Man muss sich den Eindruck vorstellen wie von einer riesigen Seite mit neun biographischen Cartoons und in der Mitte der arme Jesus recht groß am Kreuz. Religiös berührt hat mich das nicht, aber ich war durchaus von den Socken. Beinah ungelenk gepinselt wirkte es, wie von Kinderhand, unheimlich naiv. Und unheimlich neu. Als hätte es gerade eben eine begeisterte Kinder-Malklasse fertiggestellt. Warum ich aber so von den Socken war, war nicht nur die unverblümte Malweise, sondern die Erkenntnis, die Tatsache, dass ich vor einem der überlebenden Werke aus der Nazi-Ausstellung von 1937 "Entartete Kunst" stand. Es war nicht nur irgendein Exponat in der anprangernden Bilderschau, sondern das Werk, das im Mittelpunkt der Häme stand. Kein Maler war in der Ausstellung mit so vielen Bildern wie Emil Nolde vertreten. Dass es nicht vernichtet wurde, verwundert mich. Aber auch nur im ersten Moment. Die Nazis wussten durchaus um den Verkaufswert expressionistischer Kunst im Rest der Welt. Albert Speer liebte die Bilder von Nolde und besaß eine bemerkenswerte Gemäldesammlung, in deren Anfängen auch expressionistische Malerei einen Platz fand. Man erfährt davon in seinen Erinnerungen, die ich vor einiger Zeit las. Er war auch nicht der einzige in Hitlers Dunstkreis, der den Wert erkannte, allerdings verständigte man sich, nachdem Hitler definiert hatte, was entartet sei, stillschweigend darauf, bestimmte Werke auch nicht mehr in privaten Räumlichkeiten zu zeigen, zu denen Hitler unter Umständen Zugang hatte. Die Bilder wurden kurzerhand im stillen Kämmerchen gebunkert oder verschachert. Das ging mir durch den Kopf, als ich davor stand. Der Altar scheint in Familienbesitz geblieben zu sein, wenn ich nicht irre. Ich bin immer noch keine Freundin von Jesus-am-Kreuz-Gepinsel, es gab aber auch ein erotisierendes religiöses Bild, irgendeine Frau mit viel Rot und Schwarz und einem feurigen Blick, das mir sehr gefiel (finde ich gerade leider nicht). Dass sich religiöse Gefühle und Erotik ausschließen, hat der liebe Gott ja Gott sei Dank auch nie behauptet. Die übrigen Bilder fand ich eher uninteressant, zum Teil sogar misslungen. Zu plakativ, mitunter plump, uninspirierend. Sehenswert jedoch ist die Ausstellungsarchitektur. Nobel, elegant und großzügig, wie es sich in der Jägerstraße gehört. State of Art.