26. Dezember 2011

Tief eingetaucht in Veras Lebenslauf. Manche Tagebuchgedanken und Erkenntnisse über das eigene Schicksal, die Bestimmung, auch im Privaten, so verblüffende gedankliche Parallelen, dass ich sie einerseits hier hinschreiben wollte, andererseits die ungeschützte Darbietung scheue. Als ob der Vorhang vollkommen beiseite gezogen ist, warum die Faszination von Anfang an für mich so groß war. Dieses zutiefst Vertraute. Nun leben wir beide in Berlin, äußerst zurückgezogen, auslotend und transformierend mit der eigenen Biographie beschäftigt. Zunehmend heiter [...]. Ziemlich verrückt. Wer Ihre alten Einträge in dem Buch lesen würde, könnte auf diesem Umweg begreifen, wie ich in Vielem ticke. Als ich auch noch las, dass die Insel Spetsai eine besondere Bedeutung hatte in ihrem Leben, in einer tiefen Krise, war ich nur einmal mehr fasziniert. Diese griechische Insel, die mir Anfang der Neunziger etwas bedeutete, kennt niemand, dem ich je begegnete. Sie hatte dort einen entscheidenden Unfall. Einen frei gewählten Sturz von dem die Narbe an ihrem Kinn rührt. Danach wurde vieles leichter.



Davor war ich auch sehr bewegt von einem Buch. Und noch vor jenem las ich Friedrich Holländers Von Kopf bis Fuß, aus dem ich manches zitierte. Seit vielen Jahren hatte ich noch ein zweites Buch von ihm im Regal, beide lagen seit Ende der Neunziger dort, nur kurz angelesen und beiseite gelegt, anderes vorgezogen und beide vergessen. Es war nicht die richtige Zeit, als ich sie kaufte, mir fehlte die Konzentration. Jetzt hatte ich sie. Das Buch nach Holländers Erinnerungen war ein Roman, den er 1941 schrieb, in der deutschen Übersetzung heißt er Menschliches Treibgut. Dieser Roman, zehn Jahre nach der Emigration über Paris nach Amerika geschrieben, hat mich tief bewegt. Ich hätte gar nicht gewusst, was ich daraus zitieren sollte. Der Venedig-Effekt. Man ist dort und legt den Fotoapparat nieder, weil man der Flut der Eindrücke nicht Herr wird. Was soll man zuerst belichten. Jeden Schritt, 360 Grad? Holländer schrieb das Buch auf Englisch (Those Torn from Earth), er suchte die Herausforderung mit der Sprache, aber ich las es auf Deutsch, eine sehr gute Übersetzung, die erst nach seinem Tod entstand. Und sein Ton ist wunderbar getroffen. Eine warme Empfehlung. Mehr noch als seine Autobiographie. Obwohl diese mir noch transparenter und zugänglicher machte, in welchem Ausmaß er über diese Schicksale aus eigener Erfahrung schrieb. Im Nachwort zu Menschliches Treibgut von Volker Kühn, werden die fiktiven Figuren erhellt. Wer sich dahinter verbarg. Für fast jeden Protagonisten gab es das Vorbild eines Emigranten aus Holländers Umfeld. Thomas Mann schrieb betroffen das Vorwort.



Und nun liegt ein schwerer Brocken vor mir, Albert Speers Erinnerungen, nach der Veröffentlichung 1969 innerhalb kürzester Zeit ein Bestseller. Vieles wurde später in Frage gestellt, was er zu seinen Gunsten darstellt. Einer der wenigen Nazis im Büßergewand, dem man nachsagt, er hätte sein Bedauern so geschickt in den Fokus gestellt, dass viele Fakten zu seinen Ungunsten, die er unter den Teppich kehrte, gerne verdrängt wurden. Die Deutschen brauchten nach dem Krieg eine Identifikationsfigur wie Speer. Einen guten Nazi. Dann konnte man auch sich selbst vergeben, wenn er sich vergab, wenn ihm vergeben wurde, konnte man selbst Vergebung erhoffen. Aber wie gesagt, das Buch liegt vor mir. Ich mag das gerade sehr, tieferes Verständnis für Zusammenhänge zu erlangen, in dem ich mich mit Schlüsselfiguren und historischen Schlüsselmomenten beschäftige. Das hat durchaus sehr viel mit mir und meinem eigenen Leben zu tun. Es ist kein fluchtgleiches Verreisen wie ein Tauchgang in ferne Ozeane, mir begegnet währenddessen viel, das in mir und meiner Generation und der Gegenwart fortwirkt. Und es hilft meinem Verstehen über die oftmals, vielfach tragische Dynamik, die Dramaturgie der Zeit. Und des Schicksals.

20. Dezember 2011



























Also nun. Ich war dann auch nicht mehr kompetent, etwas auszusortieren. Ja, das sind viele Bilder. Ich will nur mal zeigen, wie ein Sportereignis im Olympiastadion durch meinen unsportlichen Blickwinkel aussieht. Meine Güte, ich war noch nie bei so was dabei. Das war wirklich schön, nicht nur weil das Wetter schön war, sondern weil dreiundfünfzigtausendirgendwas Berliner auf einen Haufen gute Stimmung verbreiten, zumal wenn die Sonne scheint und ein derartiges Großereignis am Start ist. Unproblematisch und undepressiv. Auch mal schön! Man musste nicht damit rechnen, dass der Banknachbar eine Betroffenheitsdiskussion vom Zaun bricht. Auch die Kinder waren gut drauf und haben nicht genervt, weil sie was zu gucken hatten. Putzig, wie freiwillig konzentriert die kids dem Ganzen gefolgt sind. Alles so freiwillig. Hatte alles überhaupt keine Ähnlichkeit mit meinen Erinnerungen an den Sport- und Turnunterricht mit Trillerpfeife zu Schulzeiten. Freiwillige Körperdisziplin ist eine feine Sache, scheint mir. Die beiden da unten, die am oberen Ring die Eintrittskarten checkten, sind ein Sinnbild für die Stimmung. Ach, was soll ich noch schreiben. Selber gucken. Ich hab nicht so viel herumsortiert wie sonst, da ist viel ähnliches, aber das wird schon nicht gleich Muskelkater verursachen.

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