29. Oktober 2017



Als Maria und ich gestern gegen halbneun die Veteranenstraße herunterliefen, war ein leichter Nieselregen, undramatisch. Und als wir uns drei Stunden später am Rosenthaler Platz herzend verabschiedeten, nachdem wir dort in einem thailändischen Lokal gut gegessen hatten, war auch noch kein Sturm. Daheim merkte ich auch nichts davon, ich warf keinen Blick aus dem Fenster, hatte Musik an, und auch Schallschutzfenster. Ich verließ meinen Adlerhorst seither nicht mehr. Völlig an mir vorbeigerauscht, der Sturm. In einem nächtlichen Gespräch erinnerte ich mich an die Begegnung mit der Hamburger Fotografin Kerstin Schlitter, wir besuchten gemeinsam CAMERA WORK in der Kantstraße, genau zehn Jahre liegt es zurück. Peter Lindbergh hatte dort eine Ausstellung, und großformatige Abzüge von Portraits von Keith Richards und Mick Jagger dominierten den oberen Raum der sehr schönen Galerie in Charlottenburg. Kerstin war sehr musikliebend, sie lebt nicht mehr. Im Jahr nach unserer Begegnung starb sie viel zu früh, im Dezember 2008 in Hamburg. Dass sie noch erlebte, dass eine Fotostrecke von ihr im Rolling Stone erschienen war, war uns allen noch rückblickend ein Trost. Das war und ist der Olymp für eine Rock-Fotografin. Kerstin bat mich, zwischen zwei Portraits von Keith zu posen, was ich gerne tat, obgleich ich anfänglich immer verunsichert bin, wenn mich jemand mit Anleitung fotografieren möchte. Ich mag die Bilder. An demselben Tag, an dem sie mich besuchte, damit wir uns endlich mal kennenlernten - wir kannten uns virtuell von der gegenseitigen Lektüre unserer Blogeinträge und respektierten die Fotografie der jeweils Anderen, machten wir auch noch einen Ausflug nach Schöneberg, zu dem stillgelegten Rangierbahnhof, wo seither ein ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet die alten Gleise überwuchert. Wir saßen auf einem Aussichtspunkt und ich erzählte Kerstin etwas sehr Privates. Ich musste weinen und sie hatte die Kamera in der Hand und fotografierte dennoch. Ich war nicht in der Verfassung, das ausdrücklich abzuwehren. Später, als ich die Bilder davon sah, verstand ich nicht, warum sie währenddessen fotografiert hatte. Gestern Nacht erzählte ich davon, dass ich genau so etwas nicht machen möchte. Jemanden in einem Moment der Niedergeschlagenheit dokumentieren. Ich möchte vielmehr einfangen, wenn jemand sehr nah bei sich ist, sich entfaltet. Die guten Momente. Da zwischen Keith, das war so ein guter Moment. Aus irgendeinem Grund kommt mir Keith Richards wie ein Familienmitglied vor. Vielleicht auch weil mein Bruder Keith so mochte und ein Schwarzweiß-Foto einen Ehrenplatz in seinem Zimmer hatte. Keith war einfach immer da und ich fand ihn zutiefst sympathisch. Nicht zum Verlieben, so wie ein vertrautes Familienmitglied. Ich erzählte noch viel mehr gestern Nacht. Als es schon hell wurde, konnte ich vom Bett durch das gekippte Fenster den Wind und später leichten Regen hören. So gesehen war ich von keinem meteorologischen Sturm betroffen. Heute Nachmittag hörte ich einen Song, den Kavi auf facebook verlinkt hatte, sie schrieb, ihr Sohn habe sie darauf gebracht. Ich nehme an, sie meint Adrian. Das ist das Lied. Ich finde es nicht durchgängig umwerfend, aber es gibt ein paar schöne Stellen, besonders im Text, die mich amüsierten, weil sie gerade so zu passen schienen.



Baby, gib mir mehr von dem, was du Liebe nennst
Auch wenn es keine Liebe ist, ich liebe es
Hilf mir zu vergessen, was war
Ich park' mein Herz bei dir heute Nacht, yeah
Also gib mir mehr von dem, was du Liebe nennst
Auch wenn es keine Liebe ist, ich liebe es
Hilf mir zu vergessen, was war
Ich park' mein Herz bei dir heute Nacht, heute Nacht, Baby
Deine Liebe ist nicht echt, aber dafür ist sie gut
Park' den Benz vor der Tür, park' mein Herz in deinem Bett
Mach so weiter und ich geh' hier nicht mehr weg
Oh Baby, gib mir mehr von dem, was du Liebe nennst
Auch wenn es keine Liebe ist, ich liebe es
Hilf mir zu vergessen, was war
Ich park' mein Herz bei dir heute Nacht, yeah
Also gib mir mehr von dem, was du Liebe nennst
Auch wenn es keine Liebe ist, ich liebe es
Hilf mir zu vergessen, was war
Ich park' mein Herz bei dir heute Nacht, heute Nacht, Baby
Yeah, ey, ey, Baby, wie lang bleibst du mit mir wach?
Ich park' mein Herz bei dir heute Nacht, yeah
Wie lang bleibst du mit mir wach?
Ich park' mein Herz bei dir heute Nacht.



28. Oktober 2017










Ich war dann auch im Wahn. Nicht abgebildet: Regiestuhl, Feuerzeuge, Zigarettenschachteln, T-Shirts (langärmlig, kurzärmlig, muscle shirt), Sporttasche, Messengertasche, Einkaufsbeutel, Turnbeutel... Alles Dunkelgrau auf Schwarz natürlich. Man muss da auch konsequent bleiben. Die Welt drumherum ist schon bunt genug. Hier erholt sich das müde Auge, wird endlich nicht mehr strapaziert und kann Kraft schöpfen. Alles natürlich in hochexclusiver, limitierter Auflage. Die Feuerzeuge wurden zum Beispiel handverlesen vor Ort in Soeht7 an hochstehende Persönlichkeiten vergeben. Ich kann da jetzt keine Namen nennen, das wird man verstehen. Ich habe noch vier davon übrig. Das sollte gut überlegt sein, wem man solch ein Juwel zuteil werden lässt.



25. Oktober 2017

Fats Domino ist gestern gestorben. Ein household name, wie der Amerikaner so sagt. Jemand, von dem man keine Platten hat. Offen gestanden hätte ich nicht einmal sicher sagen können, ob er noch lebt. In den letzten Jahren sind auch so viele gestorben. Ich erinnere mich noch an den aufgebahrten James Brown. Ein goldener, offener Sarg, wenn ich mich recht entsinne. Und Michael Jackson hatte später das gleiche Modell. Wenn der Blick so die Titel streift, die Fats Domino der Welt geschenkt hat, kennt man doch eine Menge und hat gleich den Refrain im Ohr. Wie bei diesem hier zum Beispiel. Ain't that a shame? Der Text ist in seiner direkten Schlichtheit schon irgendwie auch besonders. Wer würde sich heutzutage trauen, solche Verse zu schreiben. Das kann man noch nicht einmal als Satire wagen. Viel zu platt. Farin Urlaub brächte das vielleicht zustande. Der macht ja auch Lieder wie OK ("Ich hasse dich"). Und ich vermute, Farins Song hat einen sehr ehrlichen Ursprung. Und dieser hier von Fats Domino auch. Darauf kann man unbesorgt wetten. Antoine Domino hieß er also. Und der Co-Autor ist Dave Bartholomew. Hat man den Namen auch mal gehört. Hier ein schönes Video mit Texteinblendung, zum Mitsingen. Ein kleines Farewell für den großen Fats Domino.



You made me cry when you said goodbye
Ain't that a shame?
My tears fell like rain
Ain't that a shame?
You're the one to blame

You broke my heart when you said we'll part
Ain't that a shame?
My tears fell like rain
Ain't that a shame?
You're the one to blame

Oh well, goodbye
Although I'll cry
Ain't that a shame?
My tears fell like rain
Ain't that a shame?
You're the one to blame

You made me cry when you said goodbye
Ain't that a shame?
My tears fell like rain
Ain't that a shame?
You're the one to blame

Oh well goodbye
Although I'll cry
Ain't that a shame?
My tears fell like rain
Ain't that a shame?
You're the one to blame


ANTOINE DOMINO, DAVE BARTHOLOMEW 1955

21. Oktober 2017




Ina wartete bereits im Kaminsaal vom Literarischen Colloquium am Wannsee in den Stuhlreihen, und hielt mir einen Platz frei. "Wer war Ingeborg Bachmann?" hieß die Veranstaltung, die uns beide sehr interessierte. Benannt nach dem Buch, das erst im November erscheinen wird. Wieder hat sich jemand eindringlich mit ihr beschäftigt, diesmal Ina Hartwig. Sie hat viele Zeitzeugen befragt und die neueren Erkenntnisse, aufgrund der vor kurzem erschienen Briefe Ingeborg Bachmanns an ihre Ärzte miteinbezogen. Ich hatte nur einen Blick auf Fragmente der Autorin und ihrer Gesprächspartnerin auf der Bühne, aber wenn ich es darauf angelegt hätte, wäre es möglich gewesen, diskret Bilder zu machen. Um ehrlich zu sein, hat mir das Herzblut gefehlt. Mich verbindet nichts mit der Autorin des Buches, außer dem Interesse an Ingeborg Bachmann. Und die war ja leider aus bekannten Gründen nicht anwesend. Würde sie leben, wäre sie einundneunzig. So bewahren wir für immer das Bild einer jugendlichen Frau, weil uns ein anderes nicht zugänglich oder vorstellbar ist. Sie legte immer Wert auf ihre Erscheinung, zum Glück wurde man nicht mit Bildern überfordert, die sie auf der Intensivstation in der Klinik in Rom mit den Brandwunden zeigen, da, wo sie am 17. Oktober 1973 starb. Es wird seither gemutmaßt, ob ihr Leben zu retten gewesen wäre, hätten die behandelnden Ärzte gewusst, von welchem Psychopharmaka ihre schweren Entzugserscheinungen rührten. Aber was wäre das für eine Ingeborg Bachmann gewesen, die innerlich ohnehin gebrochen war. Mehrfach. Verstümmelt und vernarbt wie ihr vielffach zerrissenes Herz. Das wäre noch tragischer gewesen, als das furchtbare Ende. Wir saßen nach der Lesung und den Gesprächen noch eine Weile in dem Raum mit der Bar, es gab Gulasch- und Kartoffelsuppe, ich hatte Gulasch, Ina die mit den Kartoffeln, sehr gut und heiß. Es war schon herbstlich. Dazu Wein. Das Buch ist noch nicht erschienen, weil die Autorin noch nicht die erforderlichen Freigaben aller Zeitzeugen für die Texte hatte. Bei der Gelegenheit erzählte sie auch, dass sich die Gesetze international sehr unterscheiden, was die Veröffentlichung von Interviews in gedruckter Form angeht. Sie sagte, in den USA gelte das gesprochene Wort, ein Interviewpartner könne keine Abnahme mit eigenmächtigen Änderungen, in Form von gestrichenen Passagen des Gesprächs verlangen. Ina hatte einen sehr speziellen Blickwinkel auf die Passagen, die zu Gehör gebracht wurden, da sie selbst an einem biographischen Buch mit einer mehr oder weniger öffentlichen Person arbeitet und im Zuge dessen auch viele Interviews führt. Wir sprachen darüber, ob es nicht eher eine Verlegenheitsgeste mangels inhaltlicher Substanz darstellt, wenn der Autor, die Autorin, seine persönliche Herangehensweise im Buch mit verarbeitet, beispielsweise, was ihr durch den Kopf ging, während des Flugs nach New York, um einen bestimmten Zeitzeugen zu treffen. Dieses Drumherum. Ich kann damit viel anfangen, weil es eine Verwandtschaft zur Herangehensweise beim Schreiben eines Blogeintrages hat, der in meinem Fall zumindest auf gar keinen Fall den Anspruch hat, sich mit maximaler Distanz oder gar Sachlichkeit einem Subjekt zu nähern. Ich empfinde dann viel mehr, dass ein Text atmet, mir erschließt sich dann das Gesamte organischer, ich mag das. Aber dazu muss man sich selbst wahrscheinlich auch ein bißchen wichtig nehmen. Als Blogger darf man das nicht nur, man muss es sogar, sonst entsteht kein Profil oder Wiedererkennungswert. Es gibt ja genug sachbezogene Seiten im Internet, das hat alles seine Berechtigung. Inas Perspektive ist eine andere, professionellere. Ich mache das ja ohne die geringste Rücksprache mit irgendwem.

21. Oktober 2017



Jenny singt heute Abend im artliners. Ich kriege es leider nicht hin, dabeizusein. Das tut mir aufrichtig leid. Es geht bestimmt noch bis in die Puppen. Das artliners ist in Friedrichshain, ganz kleiner, intimer Laden in der Gärtnerstr. 23, Nähe Boxi. Sieht da so aus.

21. Oktober 2017



Maria heute als Adela, "Ein starkes Team". 20:15, ZDF, auch in der Mediathek. Adela findet beim Saubermachen die Leiche der Hausfrau. Das Rumänisch ist echt, nicht übergeholfen. Allerdings der Akzent, wenn sie Deutsch spricht. Maria spricht bildschönes Hochdeutsch, auch ganz privat. Ich habe schon mal heimlich vorab heute Nachmittag geguckt. Sehr spannend. Bis kurz vor Ende habe ich nicht durchschaut, wer die Leiche auf dem Kerbholz hat, aber ich verrate nichts. Jedenfalls treten Zustände zutage, die man nicht haben möchte. Lug und Trug und Affären unter vorgeblichen Freunden. Normalerweise gucke ich die Sendung nicht, wegen Maria mache ich da mal eine Ausnahme. Hat sich gelohnt. Wobei die Darsteller nicht durchgängig oscarverdächtig sind. Aber Maria natürlich schon, das schreibe ich ganz unvoreingenommen. Mit einer Schmierenkomödiantin könnte ich niemals befreundet sein. Aber es sind auch richtig gute dabei. Der Assistent, der jüngere, der gefällt mir ausnehmend gut, wirkt ganz unaufgesetzt. Wie heißt er noch - Matthi Faust als Sebastian Klöckner. Florian Martens ist natürlich auch immer Spitze. Die neue Ermittlerin gibt auch ihr Bestes, sie ist nicht schlecht, aber ich war schon ein bißchen verliebt in Maja Maranow, mit ihr hatte ich mal ein paar wenige Episoden geschaut. Eigentlich finde ich, dass Maria auch eine gute Besetzung für die Kommissarin wäre. Dann würde ich natürlich immer gucken!

18. Oktober 2017




Muss morgen früh raus. Früher als sonst. Wie schon hier und da dargelegt, verweigere ich seit einigen Jahren beauftragtes Enstehen (vor allem) und einhergehende Verwurstung meines Bildmaterials. Also muss das Geld woanders herkommen. Ich habe mir vor vielen Jahren eine Quelle erschlossen. Das verlangt einige Male im Jahr, dass ich früh aus den Federn komme. So wie morgen. Die Bilder, die ich in diesen Eintrag einbaue, hängen auch mit so einem Termin zusammen. Ich musste also am 21. September 2017 zum ersten mal in meinem Leben zu einer Gerichtsverhandlung. Unversehens fand ich mich in einem Verhandlungssaal an dem Tisch, auf dem das Schild mit dem Aufdruck "Beklagte/r" aufgestellt war. Ich nahm es sportlich. Der Verteidiger der Klägerin auch. Er lächelte und zwinkerte mir zu und hatte keine Scheu, nach meinen Darlegungen, die durchaus plausibel schienen, auch für ihn, in den Verhandlungssaal - mir zugewandt - zu verlautbaren: "Hm. Ja. Na klar. Aber Sie WISSEN, wen ich hier vertreten MUSS....?!" Am Ende hatten wir einen Vergleich, der inhaltlich nicht mehr viel mit irgendwelchen Gesetzesgrundlagen zu tun hatte. Ich war um eine Erfahrung reicher. Zum Beispiel, dass man vor Betreten des Gerichtsgebäudes einem Bodycheck unterzogen wird, vergleichbar beim Check in am Flughafen. Es wurde an meiner kleinen Stahl-Thermoskanne mit frisch gekochtem Espresso geschnüffelt. Der Gürtel musste abgelegt werden. Am Ende hat die Seite, für die ich nur neugierhalber (ich war gar nicht als Hauptzeugin oder dergleichen geladen) vor Ort war, also einen Vergleich erzielt. Im Nachgang lernte ich die Redewendung "Orientalische Phase". Beim Vergleich vor Gericht begeben wir uns also in Zustände, vergleichbar einem orientalischen Basar, Pferdemarkt, Teppichhändler. Das Ganze fand in der Kirchstraße statt, in Moabit. Nicht weit davon hatte ich einige Tage später den Gerichtsdreh, im alten Kriminalgericht, Alt Moabit. Davon hatte ich ja ausgiebig berichtet. Rückblickend finde ich es kurios, dass ich zum ersten mal in meinem Leben in ein Gerichtsgebäude geladen war. Einmal allen Ernstes und das andere Mal zum Spiel, und derart kurz hintereinander. War nicht auf meiner Liste der Sachen, die ich unbedingt mal machen wollte, aber schon nicht uninteressant. Das mit dem Filmdreh war hingegen schon etwas, was mich seit Längerem beschäftigte. Der ganze visuelle Krempel ist ja mein Metier, mein Herzblut. Ich hätte es schon 1986, als ich diese Affäre mit dem Oberbeleuchter von Margarethe von Trotta hatte, stimmig gefunden, wenn ich da einen kleinen Zeh in die Tür bekommen hätte. Na ja. Wie auch immer. Dass sich da nie etwas Raumgreifenderes bewegt hat, liegt schlicht daran, dass ich noch nie an jemanden herangetreten bin - außer mich selber - um meine Dienste anzubieten. Wenn mich aber jemand nett bittet, also ohne mein Zutun auf Ideen kommt, zeige ich mich offen. So ist im Grunde alles zustande gekommen, was mir in Hinsiciht öffentlicher Wahrnehmbarkeit widerfahren ist. Wiederfahren? Widerfahren. Widerfahren. Ist. Man könnte auch sagen, ich lasse es darauf ankommen, ob andere zu der Ansicht gelangen, dass ich einen interessanten Beitrag liefern könnte. So lange ich das Gefühl habe, nett gebeten zu werden, gerne auch ein bißchen hofiert, zeige ich mich interessiert. Wer sich im Ton vergreift, hat eher nichts zu erwarten. Ich will nicht vollständig von mir weisen, dass hier eine geringfügige Veranlagung zur Diva zutage tritt. Ich kann mich ja auch nur selbst beobachten. Letzten Endes ist man sich und seinen innersten Impulsen auf Gedeih oder Verderb ausgeliefert. Als alter Astrologin würde mich aber schon interessieren, wohin mich mein revolutionsliebender Jungfrau-Pluto in exaker Konjunktion mit dem erfinderischen, superfortschrittlichen Uranus im zehnten Haus (Öffentlichkeit, gesellschaftliche Anerkennung) noch zu führen gedenkt. Bei jedem anderen hätte ich da eine sportliche Erklärung, aber bei sich selber ist man ja betriebsblind. Oder auch einfach so ein bißchen demutsvoll artig zurückhaltend.

17. Oktober 2017

Warten auf den Klempner. Zweiter Teil.

Oder den Nachbarn. Oder beide. Ich will hier niemanden mit meinen Abflussproblemen langweilen. Zumal die ja gar nicht bei mir sind. Aber nun bin ich - wie auch gestern - sozusagen im Bereitschaftsdienst, falls der Klempner irgendwas von mir will. Schampus ist auch kaltgestellt. Nicht für den Handwerker, sondern für mich. Ich weiß auch gar nicht, was der gerne trinkt. Normalerweise halte ich mich tagsüber mit Alkohol zurück, aber wenn ich ein bißchen was getrunken habe, bin ich zahmer und das könnte der Verständigung dienen. Mein Nachbar, der das eigentliche Problem hat, ist da ja ein ganz anderes Kaliber. Die Sanftmut in Person. Damit provoziert er bei mir so eine Mischung aus Ungeduld und Mitleid. Weil ER nun ein Problem hat, das eventuell auf die Aktion vom Freitag bei mir zurückzuführen ist, sind alle auf unserer Seite gebeten, das Wasser in der Küche nicht zu benutzen, es könnte wieder eine Sauerei bei ihm auslösen. Nun wäscht man das Geschirr im Bad. Alles keine echten Probleme, first world problems, schon klar. Aber dass ich im Zeitfenster X bis Y hier verfügbar bin und dann hält sich der Klempnerdienst nicht an das Zeitfenster, sondern schlägt viel später auf, oder auch gar nicht, weil was dazwischen gekommen ist - wie gestern, das strapaziert mein luxuriöses Nervenkostüm. Ich bin da etwas untolerant. Aber mein Nachbar ist ja von sanftem Gemüt und kommt nicht auf die Idee, dem Klempner hinterherzutelefonieren. Vielleicht ist das auch britische Gelassenheit. Er kommt von da. Ich sitze also nun wieder in meiner durchaus geliebten Wohnung und könnte alles machen, was ich auch sonst mache, aber will lieber ein bißchen herumjammern. Nein, es ist nicht schlimm, ich habe zu essen und zu trinken, ein Dach über dem Kopf, kann aufs Klo gehen, im Bad Geschirr spülen. Habe den sanftmütigen Briten gebeten, mir Bescheid zu geben, wenn der Klempner dann irgendwann mal da ist. Dann gehe ich runter und versuche zu eruieren, ob ich überhaupt gebraucht werde, um testweise Wasser ablaufen zu lassen oder dergleichen. Aus Faulheit und auch weil es mir nicht einleuchtet, habe ich den Schrank unter der Spüle nicht freigeräumt, wie beim letzten mal. Keine Lust!

P,S. Der Brite hat gerade angerufen und mitgeteilt, dass der Wiener (anderer Nachbar, zwischen uns) mitgeteilt hat, dass der Klempner unterwegs ist.

16. Oktober 2017

Die Adresse ist ja nicht schlecht. 5th Avenue, No 1.
Aber das Wand-Tattoo.

16. Oktober 2017














Am zweiten Tag, dem zweiten September 2017 wurde der Zellenflur zur Bühne erklärt, denn Maria würde kommen und spielen. Sie hätte es auch alleine machen können, aber sie brachte Sibylle mit und das war schön. Ich hatte die beiden erst einmal zusammen gehört, im letzten Jahr im Lola. Sibylle stieg - übers Knie gebrochen -  bei Songs ein, die sie gar nicht kannte. Sehr sportlich. Aber jetzt hörte ich die beiden eingespielt und das war wunderbar. Alte Songs von ihrer früheren Band "Schön Blond" und neuere von Maria, die ich zum Teil kannte. Ich wusste immer, dass Maria in jedem Fall etwas abliefern würde, das mich entflammt. Sie hat mich zum Weinen gebracht, weil sie ein paar Lieder geschrieben hat, die mich sehr berühren. Eines davon ist "Hörst du mich". Ich schreibe das, während ich im Schneidersitz auf meinem Bett sitze. Ich habe noch niemals hier einen Entrag geschrieben. Es liegt daran, dass ich heute den Marshall-Lautsprecher, der in Zelle vier war, im Schlafzimmer angeschlossen habe. Ich höre nebenher diverse Folgen von Bettina Rust im Gespräch mit Diesem und Jenem. Während ich schreibe, höre ich nicht mehr zu, merke ich gerade. Eben ein Schauspieler, der amüsant erzählt, Name vergessen (Sebastian Blomberg). Ich trinke etwas, wenn ich zu später Stunde in die Tasten haue. Tiefgang heißt der Wein. Erstaunliche Qualität, im Vergleich zum Preis. Also. Maria hat gespielt. Und es war eine Ehre. Wir haben uns im Grunde gegenseitig die Ehre erwiesen, wir beide wissen, was damit gemeint ist. Auch eine große Freude, dass einige Freunde da waren, die auch Musiker sind, Musikerinnen, Sängerinnen. Und nach einer Pause mit der einen oder anderen Zigarette, erklärte Maria die Bühne zur open stage und die Gäste ließen sich nicht lange bitten. Einer der Mitarbeiter von Soeht7 brachte Bob Marleys Redemption Song und noch ein weiteres Lied zu Gehör, überraschend virtuos. Wir staunten. Jenny sang einen selbst geschriebenen Tango, Hans spielte dazu auf Marias roter Gitarre. Und noch ein zweites Lied, ein neues. Dann sang Saskia "Abgewrackt" und die Tresenfee von Soeht7, die sich hingerissen einen Stuhl genommen hatte, war sofort verliebt. Hans hatte eine von ihm übersetzte Version von Dead Flowers von den Stones in petto, wobei Susie zu Gaga Nielsen wurde. Nicht unbedingt schmeichelhaft, aber die Geste an sich, namentlich verwurstet zu werden, konnte ich durchaus würdigen. Die Tresenfee hatte inzwischen Pizza aufgebacken und verteilt und sorgte für Getränkenachschub, als sich mein Champagner dem Ende neigte. Ich blieb nach diesen schönen musikalischen Einlagen noch etwas länger in meinen Zellen, um ein bißchen aufzuräumen und meine Notebooks einzupacken, eine Weile leistete mir noch der Mitarbeiter Gesellschaft, der den Bob Marley-Song gespielt hatte, wir hatten längst angefangen, in den Zellen zu rauchen, der Rauch verlor sich ohnehin in den hohen Räumen. Dabei lief meine schöne Playlist über den kleinen Marshall Amp. Ich fotografierte ihn auf der Pritsche, wo er sich räkelte, als hätten wir ein Shooting verabredet. Dabei mutierte ich fotografiernderweise zur Schmetterlingsfängerin, es bot sich einfach an, rein visuell, was er etwas anders interpretierte, als von mir beabsichtigt. Ich konnte den jungen Mann kaum abschütteln, aber er fügte sich dann doch etwas betreten, wenn auch ohne Verstehen, in sein Schicksal. Die Bilder gibt es noch, ich werde sie gnadenlos verwerten. Irgendwann dann nach Hause, allein. Vermutlich mit einem gewunkenen Taxi, das irgendwann des Weges kam. So genau weiß ich es nicht mehr.






























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Margarete 20. November...
21.11.24, 00:01
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Margarete 20. November...
20.11.24, 23:03
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Sebastian Rogler mit...
19.11.24, 00:30
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schneck 18. November...
18.11.24, 02:33
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Margarete 17. November...
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Margarete 17. November...
17.11.24, 15:50
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17.11.24, 12:20
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Margarete 16. November...
16.11.24, 04:18
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14.11.24, 00:27
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12.11.24, 23:04
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09.11.24, 23:13
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Werke 1971 - 2014...
08.11.24, 13:39
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07.11.24, 19:57
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07.11.24, 19:41
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05.11.24, 21:49
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05.11.24, 14:52
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