zufällig auf 3sat geschaltet. vertraute bilder, vertraute gesichter, ver- trauter film. lange nicht gesehen. in meinem filmarchiv liegt dieses alte band mit
außer atem, fahrstuhl zum schafott und
die liebenden. in der reihenfolge hintereinander. ich habe die kassette in vielleicht fünfzehn jahren nur zwei- oder dreimal gesehen. das band. die filme sah ich immer wieder. ich weiß nicht genau warum, aber irgendwie war der reiz, die filme in der direkten ausstrahlung zu sehen größer, als sich alleine eine kopie anzuschauen.
vielleicht liegt es an der idee von erhöhter elektrizität, wenn die auf- merksamkeit vieler, zum selben zeitpunkt auf das selbe ereignis ge- richtet ist. in vereinigender, freiwilliger gefangenschaft vor bildern, die mit einer solchen hingabe fotografiert sind, dass beinahe schon der superlativ zu hinken beginnt. bis in die geringste sequenz ein meister- werk von farbigstem schwarzweiß, sonnenlicht, kontrast und schatten. ikonographie.
ich sehe das intensiver als früher. godard hat tatsächlich bilder für die ewigkeit geschaffen. was für eine binsenweisheit, könnte man nun meinen, immerhin handelt es sich seit fast fünfzig jahren um d
en kult- film der nouvelle vague. aber manche kultische verehrung relativiert sich mit den jahren, verblasst, wird flacher, wenig mehr als senti- mentale erinnerung. dieser film wirkt anders. die bilder werden von einem fluss nicht hörbarer dialoge getragen. ausgesparte halbsätze. einer haarfeinen brechung, verschleppung im rhythmus. atmen.
die tiefsinnige jean seberg zu sehen, deren gedankenfluss man ahnt, wenn sie faulkner und wer weiß wen zitiert, und mit einer zarten ah- nung von verletztheit, die lyrische unzugänglichkeit ihres kleinen verbrechers hinnimmt. der seltsam ferne klang eines vibraphons und die sehnsucht ihrer entrückten blicke. ich trinke rotwein und verliebe mich noch einmal in jean seberg. und in sätze wie
"ich werde dich so lange ansehen, bis du mich nicht mehr ansiehst." "ich dich auch."

g a g a - 9. Dezember 2005, 23:35