18. Oktober 2025

Ich wasche meine Hände in Unschuld. Bin aber leider immer noch etwas blockiert, mental. Keine kreative Blockkade, eine rationale.



Soll ich mich um Verkaufsausstellungen kümmern, damit die Dinge in Fluss kommen und ich wieder Platz habe? Seit Mai gibt es drei große Pakete mit den gerahmten Fotografien der Ausstellung im Amano. Könnte ich griffbereit direkt woanders hinbringen und aufhängen. Aber ich scheue Wiederholungen. Vor einiger Zeit die Überlegung gehabt, alles auszupacken und dann hinter den großen, an der Wand lehnenden Leinwänden im großen Zimmer gleichmäßig verteilt, senkrecht hochzustapeln, so dass weiterhin vorne nur die bemalten Leinwände zu sehen sind, nur ein bisschen mehr in den Raum gerückt. Das wäre am wenigsten auffällig. Ich will keine Lager-Anmutung um mich haben. In den Keller würde ich niemals etwas packen. Einmal vor Jahren gemacht, nur ein Teil. Beim Exhumieren hatte es Feuchtigkeitsspuren, eklig und finster und darauf eine kohleartige Staubschicht. Der Keller existiert für mich praktisch nicht mehr. Ich mag dieses Verlies einfach nicht, will da keine Minute sein, wie ein Grab. Obwohl die Kellerräume allgemein eher als vergleichsweise trocken gelten, ich will das nicht schlechter machen, als es ist. Was meinen gelähmten Schaffensdrang anbelangt, muss ich dauernd an die mit Hingabe gesammelten, unverarbeiteten Materialien denken, die ich in petto habe, mein Sammelsurium, in Schachteln nach Farbwelten sortiert.



Aber ich bin auch noch nicht so alt, dass ich nichts mehr bewegen könnte. Gestern schickte mir Jan ein Foto aus seinem jahrelangen Atelier auf der Zitadelle, das er seit einigen Wochen auflöst, leere Bilderrahmen, die er mir gerne überlassen will. Reflexartig schrieb ich ihm sofort zurück "au ja!" Fühle mich immer noch wie siebzehn. Wohl bei mir so eine Art Werkseinstellung, bei Reset wieder später Teenie, alles auf Anfang. Mein Leben fängt doch eigentlich erst an.



17. Oktober 2025

Vor einigen Tagen eine neuere NDR-Doku aus der Reihe "Die Nordreportage" gesehen, über Blankenese. Genauer: (neben Anderen) über die dort langjährig tätige, zuständige Briefträgerin. Sie wurde bei ihren täglichen Wegen durchs Treppenviertel portraitiert. Ein Anwohner bemerkte, dass man eigentlich ja nur noch Rechnungen als Brief bekäme, weiter nichts. Kann ich nicht bestätigen. Rechnungen trudeln inzwischen überwiegend als Mail-Anhänge ein, zumal nach Online-Bestellungen. Eigentlich bekomme ich nur Gas-/Strom- und Betriebskostenabrechnungen als Papierpost. Und amtliche Schreiben. Gestern gleich zwei. Eines von einem Berliner Bezirksamt, in dem mir mitgeteilt wurde, dass ein Verfahren eingestellt wurde, was mich beruhigte, ich hatte es aber schon erhofft bzw. damit gerechnet. Es auf Papier bestätigt zu bekommen, war erleichternd nachdrücklich und abschließend. Der andere Brief war vom Finanzamt, weil ich demnächst eine (für mich) neue Steuer entrichten muss, eventuell-wahrscheinlich-vielleicht auch ein paar Jahre rückwirkend. Habe daraufhin zurückgeschrieben, den gewünschten Bogen ausgefüllt und erklärt, wieso mir diese Steuer all die Jahre für mich nicht relevant schien.



Bin sehr gespannt, ob ich auf Verständnis treffe, mit dem Brief. Die Mitarbeiter von Institutionen und Ämtern haben ja zum Teil Ermessensspielräume. Da macht auch der Ton die Musik. Wenn es ein bisschen menschelt, können Paragrafen im Rahmen des Legitimen günstiger ausgelegt werden. Ich habe noch nie einen Rechtsanwalt beschäftigt, bisher immer alles im Alleingang durchgefochten und stets einen verbindlichen Ton gewahrt. Im Hinblick auf eine Annäherung der Kontrahenten. Ich sehe ausführende Mitarbeiter von Ämtern nicht als feindliche Personen, sondern Menschen, die einen Job machen, der oft langweilig bürokratisch ist und nervig wird, wenn die Kundschaft aggressiv fordernd auftritt. Im Gegensatz dazu, ist so ein Bezirksamt-Mitarbeiter oder Finanzbeamter doch auch froh, wenn ein netter Ton angeschlagen wird und man sich kooperativ zeigt. Nun ist wieder die andere Seite am Zug. Bin schon gespannt. Ich bin gar kein Steuersparfuchs, eher fast schon das Gegenteil in Richtung "Zieht einfach die fälligen Steuern ein, aber lasst mich mit Bürokratie und Schreibkram in Ruhe." Wenn dergleichen dann doch notwendigerweise ansteht, bin ich ganz schnell und fleißig, arbeite mich turboschnell in die Thematik ein und formuliere dann inhaltlich wasserdichte, nett erklärende Briefe. Das Foto von dem Zebra-Sessel ist aus einer Reihe von Aufnahmen, die (u. a.) zur Einstellung des Verfahrens führten. Leider kann ich im Sinne des Datenschutzes keine mehr erhellenden Einzelheiten ausplaudern.

16. Oktober 2025



Ausblick beim Warten aufs Taxi. Blickrichtung aus der Tür vom Anwesen Kurhausstraße 6 zur gegenüberliegenden Straßenseite, Wo ein Porsche 356 C parkt. Gebaut zwischen 1963 und 1965, letzte Generation des 1948 erstmals serienmäßig hergestellten Porsche 356. Günstigstes Angebot 50.000 €, gut erhaltene, fahrtüchtige, liegen um die 70.000 bis 80.000. Teurer geht freilich immer. Viele Elemente des ersten Porsche 356 waren baugleich mit dem VW Käfer, der ja auch von Ferdinand Porsche entwickelt wurde. Nun also doch noch ein Porsche-Foto aus Kampen. Man hätte einige fotografieren können. Auch Bentley ist eine beliebte Marke auf Sylt. Vor allem in Kampen und Keitum. Überhaupt Oldtimer - davon soll es viele geben, die aber wohlbehütet in geheimen, unterirdischen Garagen versteckt und gepflegt werden.



Was man nur erkennt, wenn man ganz genau hinsieht, heranzoomt, ist der Schriftzug PONY, auf der dunkleren der Fahnen im hinteren Bereich. Das Haus mit meiner Ferienwohnung ist quasi auf der identischen Höhe wie der berühmt-berüchtigte Pony-Club, nur in der Parallelstraße, dem Strönwai, auch gerne Whiskey-Meile oder Whiskey-Straße genannt. Auch das Gogärtchen ist nur wenige Reethäuser daneben. Dior ist auch da. Und Louis Vuitton. Ich war weder im Pony, noch im Gogärtchen, noch bei Dior, noch bei Louis Vuitton. Hat sich nicht ergeben, sollte auch kein Restaurant-, Club- und Luxus-Shopping-Marathon werden, meine vier Geburtstagsflucht-Übernachtungen auf Sylt.



Gleichfalls nicht besucht: die Sansibar. Was mich aber nicht so schmerzlich zurücklässt. Immer viel Trara um das Lokal. Ich hatte für den Abend meiner Anreise eine kurzfristige Einladung zu einer Geburtstagsfeier dort, aber ich bin durch die Verzögerungen der Bahn derart spät in Kampen angekommen, dass ich nur noch meine Ruhe haben wollte, auspacken, ausruhen. Und geregnet hatte es auch. Später erfuhr ich, dass die Feier dort zwangsläufig an den Tischen und in den Strandkörben draußen war, weil drinnen wieder ausgebucht war - und alle wurden klatschnass. Das ist eigentlich bekannt, dass es nicht so leicht ist, drinnen kurzfristig einen Tisch zu reservieren. Ich habe schon Bilder davon gesehen, auch dem Außenbereich. Ein Pärchen hat auch mal ein youtube Video gemacht, in dem u. a. ein Besuch in der Sansibar gefilmt wurde, aber auch nur im äußeren Bereich. Anhand des Bildmaterials wirkte das wie eine Massenveranstaltung (wollte jetzt nicht schreiben -abfertigung, da ich nicht beurteilen kann, ob der Service toll, naja oder mäßig ist.) Vielleicht stellt sich drinnen ein exklusives Gefühl ein, weiß ich nicht, schon möglich. Für noch Ortsunkundigere als meine Wenigkeit: die Sansibar ist nicht in Kampen, sondern in Rantum, am anderen, eher unteren Ende von Sylt. Da muss man schon sehr hinwollen, läuft man nicht mal eben rüber, wenn man in Kampen ist. Kann aber durchaus sein, dass ich mir eines nicht so fernen Tages noch die anderen Ecken ansehe, die ich jetzt nicht erkunden konnte. Man muss sich auch darüber im Klaren sein, dass in den meisten der zu Bekanntheit gekommenen Lokale, sofern sie überhaupt noch existieren, mittlerweile eine jüngere Generation am Ruder ist, die Anekdoten über Gunter Sachs, Arndt v. Bohlen, Augstein und Fritz Raddatz auch nur noch aus zweiter bis dritter Hand kennt - wenn überhaupt.



Die Zeitzeugen der Sixties und Seventies, als es partymäßig hoch herging, sind ausgestorben. Vielleicht wachsen Paradiesvögel nach, aber das ist nicht so sicher. Und Quiz- und Talkshow-Moderatoren wie Herr Jauch oder Herr Kerner oder Fußballtrainer sind auch nicht so ultimativ glamourös. Ob es noch Nester der Elite aus dem Verlagswesen gibt, wie früher zuhauf? Ich weiß es nicht. Die Augstein-Kinder haben das Anwesen in Archsum auch verkauft. Dennoch: von ausgelotet kann nicht die Rede sein, das wäre anmaßend. Auf eine Dünenwanderung in List hätte ich auch Lust. Darf man nur mit Führer hinein, in dieses Naturschutzgebiet. Sind wohl auch oft ausgebucht, jene Führungen. Jetzt lese ich noch ein bisschen weiter, in dem vielleicht schönsten Buch über Sylt. Wenn ich es fertig habe, teile ich mit welches, und welche Sylt-Bücher sonst noch unbedingt lesenwert sind und welche nicht.

15. Oktober 2025





Es ist, wonach es aussieht: der Abreisetag, erster September 2025, gegen halb elf in Kampen. Das gewünschte Taxi zu zehn Uhr war nicht machbar, weil es auf Sylt stark regnete, alle Fahrer ausgebucht waren. Auf ein elf-Uhr-Taxi vertröstet worden, das führte dazu, dass eine spätere Zugverbindung erforderlich war. Die Bushaltestelle "Kampen Mitte" war ca. nur hundert Meter entfernt, aber mein dreiteiliges Gepäck sehr schwer und der Bus fährt auch nicht alle zehn Minuten nach Westerland. Und dann musste ich vorher ja noch zum Büro der Ferienwohnung, Schlüssel und Kurkarte zurückgeben. Das Büro war in einer südlichen Ecke von Kampen, zu weit von einer Bushaltestelle entfernt, alles zu beschwerlich, das wollte ich mir nicht antun, das elende Herumgewuchte (und ohne Gewissheit, dadurch den früheren Zug zu kriegen), zumal im strömenden Regen - und am Geburtstag. Da möchte man doch verwöhnt werden - oder sich wenigstens selbst im Rahmen der Möglichkeiten verwöhnen. Im Reisetagebuch u. a. vermerkt: "Frau von Kampen bei der Abreise. Gestern Vormittag, leicht verknautscht wegen zu wenig Schlaf, im Entrée der Unterkunft fotografiert. Warten. Warten. Warten aufs bestellte Taxi. (...) So ein Abreisetag ist vorzüglich geeignet, um davon abzulenken, dass man einen irgendwie runden Geburtstag hat."



14. Oktober 2025





Jetzt noch ein diskreter Blick auf die andere Seite, die mit dem Bett. Eingebaute Regale. Links davon zwei bis drei Schranktüren in die Schräge eingebaut. Mehrere Einbauschränke unten in der Küche, im Wohnzimmer und im Bad habe ich nicht fotografiert. Ich weiß nicht, wie religiös die Sylter sind, aber Einbauschränke in cremeweiß scheinen bis mindestens in die Neunziger heilig gewesen zu sein. Angefangen hat diese Einrichtungsmode wohl in den Siebzigern. Was sich die feudalen Kampener leisteten, wollten nun alle haben: maßgefertigte Einbauschränke und Vertäfelungen in Schleiflack in jedem Raum, Bad inclusive. Friesisch-französischer Landhausstil. Aber alles stabil! Und jetzt: Licht aus.



14. Oktober 2025







Die Treppe nach oben führte direkt unters Dach. Zu der Ecke blickt man vom Bett. Zuguterletzt noch ein paar Aufnahmen gemacht.









14. Oktober 2025





Da war es September, Wunderkerze abgebrannt, Zeilen aus Kampen nach Mitternacht: "(...) Strandweg nach oben, ins Herz von Kampen. Die sandigen Schuhe und Strümpfe und restlichen Klamotten vom Körper gestreift, unter die Dusche (...), in trockene bequeme Klamotten. Kühlschrank gesichtet, letzte Bestände vorgenommen. Eine der guten Flaschen vom Kampen-Kaufmann geöffnet. Die ist jetzt leer. Ach… da ist ja noch ein Rest spanischer Rotwein… Gute Nacht aus Kampen, ein letztes Mal. War schön."











14. Oktober 2025





Letzte Augustnacht, letzte Notiz, letzte Bilder, letzter Spaziergang: "Der Himmel zeigte furiose Farben und das noch lange, nachdem die Sonne bereits ins Meer gesunken war. Facetten zwischen Blaubeer- und Brombeer- und Himbeereis. Meine Füße wurden nass, ich hatte die Turnschuhe anbehalten. Die Socken fühlten sich noch überraschend lange nicht unangenehm nass und kalt an. Aber auch menschliche Strandvögel, drei Surfer mit ihren Brettern hatten Lust, ihre Kunst in dieser Nacht am Meer auszuprobieren. Die Surfbretter und ihre Silhouetten wie Scherenschnitte." (Letztere leider nicht fotografiert)





14. Oktober 2025





"Das Fräulein stand am Meere und seufzte lang und bang, es rührte sie so sehre der Sonnenuntergang...." H. Heine



13. Oktober 2025



Gestern bestellt, Trostpflaster für Regenwetter - "showerproof" - hoffe, er passt. Letzte Woche den seltenen Fall gehabt, dass ich eine Retoure in einem Hermes-Shop loswerden wollte, Klamotte war zu eng. Der erste Hermes-Shop, ein Späti am Rosenthaler Platz, wollte mein Päckchen nicht entgegennehmen - Begründung: "kein Platz". Na, super. Ob die das bei Hermes wissen, dass ihre Kooperationspartner mitunter rumzicken? Er hat mich dann zum nächsten Hermes-Laden, so viele gibts gar nicht in meiner Ecke, in der Torstr. 113 geschickt. Der Inhaber war gnädig, hat es angenommen. Dass man da zum Bittsteller wird, finde ich ja kurios.

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Margarete 8. Dezember...
08.12.25, 19:46
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Margarete 7. Dezember...
07.12.25, 20:04
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Mahler 6, Andante...
07.12.25, 14:57
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Margarete 6. Dezember...
06.12.25, 15:50
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Sebastian Rogler Das,...
06.12.25, 10:41
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04.12.25, 20:47
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04.12.25, 14:26
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