05. Oktober 2025



Sylt. Deutschland, der äußerste Rand. Bis 1866 dänisch, nach dem dänisch-deutschen Krieg preußisch. Bis dahin gehörten Nord- und Südschleswig zum Königreich Dänemark. Die Zugehörigkeit von Südschleswig zu Deutschland wurde 1920 durch eine Volksabstimmung besiegelt. Nordschleswig ging wieder zurück an Dänemark. Kriegsgemetzel um Länderzugehörigkeit hat mich als Schulkind arg belastet. Herausgehobene Daten im Geschichtsunterricht, die Profilierung von Heeresführern hofieren.



05. Oktober 2025



Sonnenuntergang zwischen Kampen und List, Strand Klappholttal.





05. Oktober 2025



Auch gemischtes Wetter hat schöne Himmel. Am Meer sowieso.



05. Oktober 2025



Die Vogelkoje verlassen, über die Lister Straße, vorbei an der "Akademie des Meeres", in die Dünen vom Klappholttal, südlichster Teil von List, dem nördlichsten Ort von ganz Deutschland. Was ich kurz danach schrieb war das: "Von der Vogelkoje kann man waagerecht links gehen (die Landkarte denken), dann kommt da eine Akademie des Meeres, scheinbar ein Veranstaltungsort für verschiedene Workshops. Eine orientierungslose Passantin erfragte die Richtung, erwähnend sie sei auf dem Weg zu einer Yoga-Week. Auf der Höhe dann gab es einen direkten Wanderweg zum Meer. Dort war es annähernd komplett leer." Es war weit nach neunzehn Uhr, ein bißchen spät, um noch bis zum angedachten Lister Ellenbogen zu wandern, dem nördlichsten Punkt. Letztes Mal den Strand ins Auge gefasst. Dünenweg zur sinkenden Sonne.







04. Oktober 2025



Letzte Fotos Vogelkoje, Sonntag, 31. August 2025, 18.46 Uhr. Gestern erst auf die Idee gekommen, nachzulesen, was ich wenige Stunden nach dem Besuch in der Vogelkoje geschrieben hatte, in der Nacht zum ersten September. Mir war noch in Erinnerung, dass ich eine Schwarzweiß-Fotografie, die Samuel Beckett zeigt, im Gastraum gesehen hatte und noch weitere... von wem noch? Andy Warhol? Ja. Da las ich, dass es auch knuspriges Brot gab, mit einer besonderen Butter, hatte ich vergessen, und gab es nicht auch Oliven? Wie schnell Details entfallen, nur vier Wochen später. Ich hielt fest: "In der Richtung unterwegs bietet sich an, die Vogelkoje anzupeilen, ein ganz lauschiges Restaurant, das auch einen Garten hat. Mich amüsierten die patinierten, leergetrunkenen Methusalem-Champagner Flaschen auf Seitentischen mit Blütenarrangements (auch wieder gerne Hortensien). Der Service war so fix, dass es nicht zu überbieten war. Das Schwarzbrot mit gereichtem Aufstrich unfassbar knusprig, das Pils in Lichtgeschwindigkeit serviert. Ein Süppchen und den Cesar Salad gekostet. Alles bestens. Das Damen WC und die Innenräume mit viel Liebe zum Detail dekoriert. Schwarzweiß-Portraitfotografien, die Samuel Beckett und Andy Warhol zeigen, im Gastraum – neben anderer großformatiger Fotokunst. Im Lady’s Room eine Tapete mit Reptilienstruktur, das Waschbecken eine silbern patinierte, runde Schale. Wie viele virtuose Interior Designer haben sich auf Sylt verwirklicht. Speziell in den exklusivsten Restaurants. Ich vermag es nicht zu beantworten." Ist schön bei Dir, Vogelkoje.





03. Oktober 2025



Die Vogelkoje hat traditionelle, für Damen und Herren separierte WCs, es geht durchs Restaurant, die Treppe nach oben. Natürlich habe ich keine Fotos vom mittlerweile sehr gut gefüllten Gastraum gemacht. Beim Durchgehen spürte ich die entspannte Atmosphäre, familiär, freundliche Blicke überall. Man hat das Gefühl, es wird einem von allen Seiten lächelnd zugenickt. Aber vielleicht war das auch nur in meiner Phantasie, nach den zwei kleinen Pils. Oben wagte ich dann zu fotografieren. Tapete und Handwaschbecken waren aber auch sehenswert, ebenso der gerahmte Akt, innen im Toilettenraum. Außen, an den eher konventionellen WC-Türen Fototapete mit Dünengras. Die ebenso sehenswerten Damen- als auch Herrentoiletten im Austernrestaurant Sylter Royal leider, leider nicht fotografiert. Spektakulär schöne, handgetöpferte geblümte Bodenfliesen auf "Damen", bei "Herren" eine mächtige antiquarische, hölzerne Werkbank mit eingelassenen Waschbecken. So viel visueller Schöngeist. Willkommen auf Sylt.









03. Oktober 2025





Es gab von der Karte Beef Tea (kräftige Rinderbrühe), Cesar Salad und König Pilsener vom Fass. Für Wein war es mir noch zu früh, hatte mehr Lust auf kleines Pils (und dann noch eins), sollte ohnehin nur ein kleiner Imbiss sein, Päuschen beim Spaziergang, keine abschließende Abendveranstaltung bis in die Puppen. Dann hätte ich mir auch ganz andere Sachen bestellt, nicht nur aus der Vorspeisenabteilung. Aber so früh, vor achtzehn Uhr, esse ich nie zu Abend, der große Hunger kommt später. Keine Essensfotos gemacht, ich geniere mich da sehr und finde Rinderbrühe auch nicht so spektakulär als Motiv. Cesar Salad visuell auch nicht so superspeziell. Die Fotos mit Speisekarte etc. habe ich auch nur deswegen so hemmungslos gemacht, da so früh am Abend noch kaum Gäste da waren, bzw. die wenigen lieber drinnen sein wollten, anstatt unter den moos-patinierten Sonnenschirmen. Das Essen hat erwartungsgemäß gut geschmeckt. Besonders mochte ich den traditionell geschult wirkenden, sehr höflichen und fixen Service, beinah schon altmodisch, gefiel mir. Auch das gut in der Pilstulpe eingeschenkte Bier mit schönem Schaumkrönchen. Wenn ich meine Einträge schreibe, google ich vorher oder nebenher weitere Infos zu einem Ort. Zum Vogelkoje-Restaurant gab es etliche Suchergebnisse von 2022, die sich en detail mit der Berichterstattung zur Hochzeit von Christian Lindner und Franca Lehfeldt auf Sylt befassten. Offenbar war das frisch getraute Paar im Anschluss an die standesamtlichen Vermählung in Keitum, mit der Festgesellschaft nach Kampen gefahren, um in der Vogelkoje den Hochzeitsschmaus einzunehmen. Kann ich gut verstehen, hab das Lokal auch von innen gesehen, später beim zum WC gehen.





03. Oktober 2025





Weiter im Sylt-Album. Der Spaziergang ging weiter nach Norden, da musste irgendwann die Kampener Vogelkoje kommen. Die Lister Straße, wo auch der Bus Linie 1 entlangfährt, ist nicht so abwechslungsreich, dass man jeden Meter davon unbedingt selber laufen müsste, also ins Haltestellenhäuschen unter Reet, um bequem eine Bushaltestellen-Etappe zu fahren. Bei "Vogelkoje" dachte ich mehr an das Restaurant, das ich mir schon vorher zuhause in Berlin ausgeguckt hatte, weniger an das Naturschutzgebiet. Die liegen aber eng nebeneinander. Erst später, wieder in Berlin, beschäftige ich mich mit der Bedeutung von Vogelkojen. Nämlich, als ich lernte, dass es insgesamt drei ehemalige Vogelkojen auf Sylt gibt, das sind historische, ausgefuchste Entenfanganlagen, jetzt aber schon hundert Jahre außer Betrieb und nur noch dem Naturschutz gewidmet. Was also so lauschig klingt, war einst eine riesige Mausefalle für Wildenten. Und eine der beiden anderen Vogelkojen, die in Rantum, wurde jetzt auf dem Immobilienmarkt zur Versteigerung angeboten und tatsächlich auch zum Mindestgebot von 195.000 Euro versteigert, was als absolutes Schnäppchen gelten darf. Das hätte ja sogar ich mir fast noch aus der Portokasse leisten können. Aber warum so günstig? Großer Pferdefuß: auf dem putzigen Stück Wiese mit dem alten Entenfang-Teich in der Mitte, kann man nicht viel veranstalten. Zumindest bautechnisch nicht. Kein Reethäuschen drauf bauen etc. Aber vielleicht machen die Neubesitzer dort Glamping im temporären Luxus-Beduinenzelt. Immerhin sowohl nah am Weststrand als auch am Wattenmeer gelegen, da Sylt an der Stelle ein schmales Handtuch ist. Kann man sich ja mal als Spielwiese leisten. Das wusste ich alles noch nicht, als ich mich um siebzehn Uhr fünfunddreissig zur Eröffnung der Abendkarte im Vogelkoje-Restaurant-Garten niederließ.





02. Oktober 2025





Nicht auf dem Weg zur Buhne 16, zur Kampener Vogelkoje. Aber man kommt an dem Schild vorbei. Wahrzeichen, wie der Hollywoodschriftzug. War kein Wetter für FKK und Drinks in Dünen.

01. Oktober 2025



Der Klenderhof. Die "Springer-Burg" am nördlichen Rand von Kampen. Von weit unten, einem Weg namens Grönning, nach weit oben geblickt, gesehen. Nah am Watt, auf direkter Sichtachse der Galloways (oder doch Angus - whatever), genau gegenüber der grasenden Herde. Möglicherweise das teuerste Reethaus auf Sylt. Es ist im Vergleich mit den anderen, ebenfalls stattlichen Häusern in Kampen unvergleichlich auffallend. Selbst wenn man nichts darüber weiß, ist man beeindruckt und fragt sich, wem das wohl gehört. Gehörte. Was sich dort abspielt. Sofort der Gedanke: "eine Burg", obwohl ich da noch nicht wusste, dass die Sylter vom Klenderhof bis heute von der "Springer-Burg" sprechen. Das geschichtsträchtige Ensemble hat einen Wikipedia-Eintrag:



"Geplant (...) im Jahr 1932 vom Berliner Architekten Otto Firle im Auftrag von Charlotte Baldner, einer Tochter des jüdischen Warenhausbesitzers Leopold Lindemann, der seine 17 Kaufhäuser an Karstadt verkauft hatte. Den ersten Entwurf hatte Firle auf der Rückseite einer Speisekarte des Kampener Kurhauses skizziert. Die Bauherrin schenkte die Anlage ihrem Mann, dem renommierten Cellisten Max Baldner, der mit dem Klingler-Quartett internationale Bekanntheit erlangt hatte. Am Tag der Machtergreifung durch Hitler, war der Rohbau fertig, im Herbst 1933 zog die Familie Baldner ein. (...) Wahrzeichen des reetgedeckten Klenderhofs war der Turm mit dem nur über eine Holzbrücke zu erreichenden Haupteingang und einem runden, bis in die Giebel ragenden Musikzimmer des Hausherrn darüber. Daran schlossen sich im Norden und im Westen zwei mächtige Flügel an, dazwischen ein windgeschützter Innenhof. Da das Gebäude mehr einer Burg als einem Sommerhaus ähnelte, wurde es fortan auf der Insel die Baldner-Burg genannt. (...) Einer der ersten Bewunderer des Hauses war Nazi-Größe Hermann Göring, der das Anwesen am 31. Juli 1933 inspizierte. Charlotte Baldner bereute es später, ihn hereingelassen zu haben. Der Besucher war aber so begeistert, dass er Firle beauftragte, ihm auf der Ostsee-Halbinsel Darß ein ähnliches Haus zu errichten. Dieses Haus brannte 1945 ab. 1937 ließ Göring außerdem auf Sylt das Haus Min Lütten errichten. In der Folgezeit besuchten viele illustre Gäste den Klenderhof (...). 1936 wurde Max Baldner aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen und bekam Berufsverbot.



Seine Frau erhielt einen sogenannten Judenstempel in ihren Reisepass. Ihre Kinder wurden der Schule verwiesen. Juden wurde der Aufenthalt auf Sylt verboten und der Klenderhof stand leer und verwaist am Watt. In der Reichskristallnacht wollten SA-Leute die „Judenburg“, wie sie den Klenderhof nannten, anzünden. Couragiertes Eintreten Sylter Bürger und Gäste verhinderte die Brandstiftung im letzten Moment. Im Krieg wurde Baldner aufgefordert, sich von seiner Frau zu trennen, damit er wieder auftreten könne. Der Cellist lehnte jedoch ab und wurde in ein Arbeitslager der Leuna Werke bei Halle eingewiesen, das er als schwer kranker Mann verließ. Er verstarb 1946 im Alter von 59 Jahren. (...) Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus konnte die inzwischen verwitwete Charlotte Baldner ihren Besitz wieder übernehmen. Sie vermietete das Anwesen zunächst an den Verlag der Wochenzeitung Die Zeit. Hausverwalter war der Schriftsteller Ernst von Salomon, der mit seinem Buch Der Fragebogen" den ersten Bestseller der Nachkriegszeit schrieb. Den Roman in Form einer Autobiografie hatte er in Kampen konzipiert. Nach der Währungsreform leitete Charlotte Baldner das Haus wieder in eigener Regie und nahm zahlende Gäste, wie die Underbergs, Bertha Krupp von Bohlen und Halbach und Ernst Rowohlt auf. Gegessen wurde an einer gemeinsamen Tafel. Ende der 1950er Jahre kaufte Axel Springer den Klenderhof von Charlotte Baldner. Er ließ das Haus modernisieren und richtete eine Tagungsstätte für Verlagskonferenzen ein. Diese wurde auch zur geselligen Begegnung zwischen Politikern, Wirtschaftlern, Künstlern und Publizisten seiner Blätter genutzt. Am 5. August 1973 stand der Klenderhof in Flammen. Unbekannte Täter hatten Brandsätze im Reetdach und im Innern entzündet. (...) Springer ließ den Klenderhof in seiner alten Form wieder aufbauen. Nach seinem Tod '85 verkaufte seine Witwe Friede Springer den Klenderhof an die Schweizer Familie Theler und den Münchner Architekten Victor Erdmann, der in jedem Sommer zu rauschenden Partys einlud."




Hier endet die Eigentümer-Historie im Wikipedia-Eintrag. Aber jede Änderung der Eigentümerverhältnisse war früher oder später eine Nachricht bei Bild oder der Welt. Offenbar ging die Ära der Schweizer Eigentümer-Gemeinschaft 2001, also fünfzehn Jahre nach Erwerb von Friede Springer (im Todesjahr von Axel Springer 1985), zu Ende. Die Welt vermeldete im August 2001: "(...) Nun will sich die Eigentümergemeinschaft von dem Prestigeobjekt trennen: Zwei in Kampen ansässige Immobilienmakler wurden beauftragt, den "Klenderhof" mit seinen 600 Quadratmetern Wohnfläche und das 20 000 Quadratmeter große Grundstück für 22 Mio. DM auf dem Markt anzubieten." Das mit dem Verkauf schien sich aber eine ganze Weile hinzuziehen, da die gut informierte Kampen-affine Welt-Reporterin Inga Griese (selbst dort ansässig) zwei Jahre später, Ende Juli 2003 ausplauderte: "(...) Wenn Victor "Peanuts" Erdmann, im wahren Leben Architekt aus München, in Kampen Teil der "Schweitzer" vom Klenderhof und eine der letzten überlebenden Partylegenden, mit seinem Motorroller durch Kampen knattert und die Freunde abklappert, um zum Essen einzuladen, dann weiß man, dass die "Festwochen" wirklich begonnen haben." Erst weitere zwei Jahre später, offenbar um 2005, ging der Verkauf über die Bühne, und zwar an den Hamburger Immobilien-Entwickler Wolf-Peter Schneider, der den stark renovierungsbedürftigen Klenderhof gekauft hatte und umfassend renovieren ließ. Schneider: „Der Klenderhof ist jetzt ein Neubau im Altbau.“ Auf der Internetpräsenz von Schneider finden sich auch endlich einmal Bilder, wie das Objekt aus der Nähe und aktuell von innen aussieht. Nach Fertigstellung der Modernisierung wurde Engel & Völkers 2007 beauftragt, das Objekt zu verkaufen.



Und wieder hat sich ein Eidgenosse dafür erwärmt. Bild vermeldet im Juli 2007 den Kaufabschluss: "(...) Der neue Besitzer wird den Bau als privates Ferienhaus nutzen, im Oktober einziehen. Wer der neue Herr des Klenderhofs ist, verrät Schneider nicht. Nach Informationen von BILD ist es der Schweizer Unternehmer Dr. h.c. Thomas Straumann, Gründer einer Firma für Zahnimplantate und Besitzer von Luxus-Hotels in Basel und Gstaad. In seinem neuen Ferien-Domizil stehen ihm 17 Zimmer (allein sieben Schlafräume!) mit 800 Quadratmetern Wohnfläche und ein 20 000 Quadratmeter großes Grundstück zur Verfügung." Aber auch Chefreporterin Inga Griese kommt ihrer Berichterstattungspflicht für die Welt zeitgleich am 29. Juli 2007 nach und meldet den Verkauf und nennt launig Ross und Reiter, Familienstand inclusive: "Nicht mittellos ist auch der Schweizer und vierfache Vater Thomas Straumann, 44, der nun den Klenderhof, das berühmteste Haus auf der Insel, gekauft hat. Für mehr als 20 Millionen Euro, die genaue Summe wird nicht verraten. Damit hat der Heidefunk ein beliebtes Thema verloren. Schließlich ist das ehemalige Gästehaus von Axel Springer ein legendäres Gebäude. Als der Hamburger Architekt und Immobilienentwickler Wolf-Peter Schneider den Klenderhof vor zwei Jahren von "den Schweizern" um die Familie Theler und Victor "Peanuts" Erdmann kaufte, wurde wild darüber spekuliert, was er mit dem denkmalgeschützten Haus vor und ob er sich da mal nicht überhoben habe. Wer sollte 800 Quadratmeter Wohnfläche und 20 000 Quadratmeter Grund kaufen? Herr Fielmann? Die Begum?? Russen?!? Zu früh geunkt. Das Haus ist ein Traum geworden und der Kaufpreis wahr. Und ab Oktober weht wieder die Schweizer Flagge. Jetzt müssen wir Herrn Straumann nur noch erklären, dass am 1. August alle in seinem Garten stehen und Nationalfeiertag feiern wollen." Nun wird es noch einmal interessant. Offenbar weiß auch bei der Welt nicht immer die linke, was die rechte (Hand) macht, denn vier Tage nach der umfassenden und eloquenten Mitteilung vom 29. Juli 2007 von Frau Griese für die Welt, schreibt Gisela Schütte am 3. August 2007, ebenfalls für Welt, gleichfalls vom Verkauf des Klenderhofs, nur nicht so kenntnisreich und detailverliebt, den vergleichsweise blutleeren Artikel "Traditionsreicher Klenderhof verkauft". Nun musste man nach dem für Oktober 2007 anberaumten Einzug in den Klenderhof durch Familie Straumann fast ganze zwei Jahre auf eine neue Mitteilung über die gute alte Springer-Burg warten.



Am 1. September 2009 war es dann endlich wieder so weit: Baby Schimmerlos aka Michael Graeter wusste für die Münchner Abendzeitung von einer feierlichen Buchpräsentation in exclusiven Kreisen der Münchner Schickeria zu berichten: "Ein Erinnerungsband an das Springer-Gästehaus weckt Sehnsüchte (...) Graeter kann es nachfühlen. Der AZ-Kolumnist über turbulente Zeiten im Sylter Sandschloss (...): Wohl aus Sehnsucht nach vergangenen Zeiten, die vermeintlich prickelnder schienen, kommen immer mehr kostbare Privatbücher in den Umlauf, die nicht zu kaufen sind. Nach dem grandiosen Fotoband von Henkel-Erbin Antje Debus, bei dem selbst Annie Leibovitz blass vor Neid geworden wäre, ist jetzt das 144-seitige Erinnerungsalbum „Klenderhof“ (Produktion: Heino Stamm) von Flensburg bis Garmisch an den befreundeten Jetset verschickt worden. Zum Schwelgen in Erinnerung, die schönste Lektüre. Das ehemalige Gästehaus von Großverleger Axel Cäsar Springer in Kampen auf Sylt, das einmal bei einem Brandbomben-Anschlag auf Ex-Minister Karl Schiller zerstört wurde, war von 1982 bis 2005 fest in Schweizer Hand. Zusammen mit dem Münchner Lagerhallen-Lord Pini Erdmann fungierten die unternehmungslustigen Eidgenossen Chrigl Hardmeyer, Rolex-Ruler Jörg Bucherer, Baumwoll-König Oli Stahel und Versicherungs-As Dr. Rene Theler als Wake-up-Quartett auf Hamburgs Haus-Insel. Die fantastischen Vier sorgten auf Sylt die ganzen Jahre für Furore, wie einst Brigitte Bardot für St. Tropez. Wenn sie da waren und am 1. August eine Art Silvester feierten, war der Sand auf Sylt heiß, sehr heiß. Die turbulente Zeit im reetgedeckten Sandschloss ist leider vorbei und manche schauen schon von oben herab (...) Zeitlos-Playboy Gunter Sachs und Frau Mirja, Verleger-Witwe Friede Springer und Freundin Florentine Pabst, Journalist Claus Jacobi (steuerte ein paar Zeilen für den „Klenderhof"- Bildband bei), Bild-Chefredakteur Peter Boenisch, Kunstsammler Frieder Burda (überholte mit seinen Gemäldesammlungen sogar Bruder Hubert). (...) Designer Reimer Claussen, Hairstylist Gerhard Meir, Interieur-Designer Heino Stamm, (...) Möbel-Kreateur Rolf Sachs mit Frau Maryam, Tennis-Crack Boris Becker, Sängerin Vicky Leandros, Prinzessin Elisabeth von Sachsen-Weimar, Fürst Ferdinand und Fürstin Elisabeth von Bismark, Sportfabrikant Willy Bogner und Frau Sonia und manchmal auch meine Wenigkeit zu Gast waren." Usw. usf. mindestens F. J. Raddatz dürfte da fehlen. Mittlerweile hatte sich Familie Straumann fertig eingerichtet und sehr gut auf dem Kampener Klenderhof am Norderende 1 eingelebt. Nur die Straßenverhältnisse vor der Haustür - da war noch Luft nach oben.



Im März 2011 vermeldete die Schleswig-Holsteinische Zeitung die großzügige Kostenübernahme durch einen Anwohner i. H. v. 350.000 Euro, für Straßenausbauarbeiten am Norderende. Der Artikel hat eine Bezahlschranke, so ist mir nur die Überschrift und die Bildunterschrift zugänglich. Ich habe da aber so eine Vermutung. (Blick zum Klenderhof). Daneben ein anderes schönes Anwesen. Auch imposant und einladend. Adresse Hans-Hansen-Wai. Aber ohne Wikipedia-Eintrag und Zeitungsberichterstattung. In der Ecke ist aber noch ein weiteres, häufiger zitiertes Haus unter Reet. Im Hobokenweg, in den alle gerne wollen. Wohl Hausnummer 13. Dort befindet sich das ehemalige Haus von Verlagsgründer Peter Suhrkamp. Die Historien des Suhrkamp-Hauses im Hobokenweg und vom Klenderhof werden teilweise durcheinandergewürfelt. Beiden ist gemeinsam, dass sie prominente Eigentümer hatten und das Haus im Hobokenweg 13 befand sich ebenfalls im Besitz von Axel Springer. Die Eigentümergeschichte ging so: 1927 erwarb der Musikwissenschaftler Anthony van Hoboken eine Villa, die er seiner Frau schenkte. Nach der Scheidung heiratete diese, nämlich Annemarie Seidel, Schauspielerin, Lektorin und Übersetzerin, Peter Suhrkamp und das Haus wurde als Gästehaus genutzt. Fortan gaben sich die Größen der Kunst- und Literaturszene in Kampen die Klinke in die Hand. Auch Max Frisch schrieb Erinnerungen an seinen dortigen Aufenthalt nieder. Bis der Verleger Suhrkamp 1953 Geld brauchte, um die deutschen Rechte an Marcel Proust zu erwerben. Um das Vorhaben zu finanzieren, verkaufte er das Anwesen im Hobokenweg an Zeitungsverleger Axel Springer. Denkbar, dass Springer das Haus behielt, als er den Klenderhof erwarb. Vielleicht hielt es seine Witwe Friede auch noch gleichzeitig im Familienbesitz. Spätestens 2015, vielleicht früher, ging es in den Besitz des Unternehmers Ralph Dommermuth (Inhaber von 1&1, gmx, web.de etc.) über, der das Haus dreifach unterkellern ließ, um auf einer der drei Etagen seine Oldtimer- und Ferrarisammlung unterzubringen, auf der zweiten einen Weinkeller, und in der dritten Kelleretage ein riesiges Aquarium einbauen zu lassen. Aufstockungen und Anbauten wären unzulässig gewesen. In seinem Wikipediaeintrag ist ein Foto der Baustelle von 2015. Also alles kein Herrschaftswissen, was ich hier kolportiere, aber feinsäuberlich zusammengegoogelt und verlinkt. Wegen der Parallele, dass Axel Springer einst Eigentümer der beiden zu Ruhm gelangten Häuser Klenderhof und Hobokenweg 13 in Kampen war, generiert die google-AI bei der Frage nach dem Besitzer des Klenderhofs auch schon mal Herrn Dommermuth. Wobei ich natürlich nicht weiß, ob nach dem Erwerb Anno 2007 des Klenderhofs durch den Schweizer Dental-Unternehmer mit den vier Kindern, nicht noch ein Verkauf stattgefunden hat. Aber ich glaube es eher nicht, denn das hätten wir doch bestimmt längst aus allererster Hand von Bild und Welt erfahren. Aber still ruht der See, seit der Straßenausbesserung am Norderende 1. Insofern…

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Margarete 9. Oktober...
09.10.25, 20:41
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Cosima Wald Wow 😮
05.10.25, 23:01
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Margarete 3. Oktober...
03.10.25, 13:47
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Cosima Wald Sehr fein...
27.09.25, 12:16
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Ina Weisse Oh da muss...
19.09.25, 22:41
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Ina Weisse Heißt es...
19.09.25, 22:33
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Imke Arntjen Sylt...
19.09.25, 15:56
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