Langer Glitzermantel. Könnte ich mir auch in der Manege vorstellen, mit passendem hohen Glitzer-Zylinder, so aus Silberpailletten. Fehlt mir noch in meiner Sammlung! Und dann noch die passende Veranstaltung. Gaga Nielsen als Zirkusdirektorin! Das gefiele mir vom Prinzip her, also optisch und auch sonst, als Rolle für mich, obwohl ich Zirkusvorstellungen eigentlich nicht besonders leiden kann. Ich glaube, ich habe mich schon als Kind im Zirkus unbeschreiblich gelangweilt. Weder konnte ich über den Clown lachen, was mir auch immer irgendwie peinlich war, weil sich alle anderen scheinbar wie Bolle über den stolpernden Mann in der karierten Hose amüsieren konnten, noch hat mich die komplizierte und auch gefährliche Turnerei zu Pferde und in der Luft wirklich fasziniert. Ich dachte dann immer eher: die haben das ja auch monatelang geübt, sind eben sportlich und dann kann man solche Gymnastik-Kunststücke irgendwann aus dem Effeff. Das schien mir immer alles so berechenbar und ich musste die ganze Zeit als Kind so tun, als ob ich mich gut unterhalten fühle. Ein Glück, dass man als Erwachsener nicht mehr in den Zirkus muss. Aber so ein Zirkus-Direktorinnen-Kostüm mit Zylinder. Ein Traum! Ach ja: die Tiernummern haben mir auch nicht gefallen, weil immer einer mit der Peitsche dabei war und die Kunststücke genauso berechenbar waren wie bei den Trapezturnern. Aber wem es gefällt! Ich bin auf keinen Fall dagegen. Ich denke, das fahrende Volk sind sympathische Leute und so Zirkuswagen sind auch sehr hübsch. Ah! Jetzt weiß ich: was mich interessiert hat, so ein bißchen zumindest, waren die Zirkuswagen, also die Wohnwagen. Wie die drinnen so ausschauen, ob mit Plüsch ausgeschlagen und getigerter Bettdecke. Und Schminktisch mit großem runderherum beleuchteten Spiegel und vielen Schminksachen. Also so einen Zirkuswagen finde ich toll. Uschi Obermaier hat sich ja seinerzeit, damals mit ihrem Bockhorn, ein altes Wohnmobil dekorativ zurechtgezimmert, wie im Puff! Nur mehr so Hippie. Toll. Wie man sieht, ich blogge schon wieder munter. Laser-Bombardierung überlebt. Aber das Geräusch ist ja eklig. Dieses mechanische Hämmern. Ich dachte, das wäre mehr so ein hohes Fiepen. War zum Glück nach ungefähr zwei Minuten vorbei. Nein, keine Faltenbehandlung. So weit bin ich noch nicht. Ich sage dann Bescheid, wenn es so weit ist. Eine kleine Hautmutationsentfernung. Hab das Pflaster schon vorsichtig abgezupft, schon schöne Kruste. Hat aber stark geblutet, das erste Pflaster war gleich durch, musste ich mich noch mal hinlegen. War heute Mittag, gegen halbeins, der kleine Eingriff. Danach heim und zwei Stunden auf's Ohr gelegt, ein bißchen geschlafen. Und jetzt wieder wach. Ach ja, als ich heimgelaufen bin, von der Krausnickstraße, wo es gemacht worden ist, in die Auguststraße, war ein Kamerateam auf dem Spielplatz am Gipsdreieck, direkt unter meiner Wohnung. Zwei oder drei Kameras haben auf eine junge Frau und einen Mann gehalten. Die beiden sind interviewt worden. Ihn habe ich noch nie gesehen, aber die Frau war glaube ich eine Schauspielerin, wo die Mutter auch als Darstellerin arbeitet und schon mal im Playboy war. Genauso alt wie ich, also mein Jahrgang. Die Mutter, meine ich. Sie hat schon mehr Erfahrung mit Schönheitschirurgie als ich. Ich schätze mal ungefähr so viel Erfahrung wie Costa Cordalis. Aber ich schweife etwas ab. Schade, dass der mir unbekannte Mann neben ihr, also der jungen Schauspielerin auf dem Spielplatz, nicht ihr Lebensgefährte war. Till Lindemann hätte ich mir schon ein bißchen genauer angeschaut, aber heimlich von oben, aus meinem Wohnzimmerfenster. Aber er war es ja leider nun einmal nicht. Als ich oben war, hab ich noch mal kurz aus dem Fenster nach unten auf die Szene geschaut. Sie stand dann zwei Meter woanders und wurde einzeln interviewt und gefilmt. Verstanden hab ich nichts. Ich habe dann noch überlegt, warum sie die Perspektive gewechselt haben, und ob die Kameraleute gedacht haben, die Straßenflucht Richtung Rosenthaler Straße, mit den Leuten, die draußen an den Tischen sitzen und essen und trinken, ist vielleicht dekorativer. Ich habe dann aber auch bald, also nach ungefähr fünfzehn Sekunden gemerkt, dass mich die beiden da unten, und auch leider die Fernsehleute, nicht so richtig interessieren. Schade eigentlich. Wäre doch toll gewesen, wenn wer Interessantes da gestanden hätte. Warum schaffe ich es einfach nicht, mich für die Freundin von Till Lindemann zu interessieren! Verdammt. Sie ist hübsch und vorlaut und eigensinnig, aber ich kriege es einfach nicht hin. Nicht mal ihre Mutter interessiert mich. Dabei sind wir doch ein Jahrgang! Wie aufregend hätte der Nachmittag sein können. Ich hätte vielleicht zum ersten mal heimlich Leute aus meinem Fenster fotografiert. Dann hab ich mich hingelegt, in mein Bett und dunkel gemacht und meine kleine Wunde geleckt. Heute ist übrigens auch wieder ganz super Wetter. Aber ich soll nicht in die Sonne, muss erst wieder heil sein. Aber bestimmt bald. Werde mal was essen.
Eventuell teile ich heute in meinem langjährigen, traditionsreichen Beautyblog das Geheimnis, wie das Haarshampoo heisst, das meinem Haar keinerlei Halt und Fülle, aber dafür umso mehr Glanz verleiht. Ein bislang ausschließlich von mir zu diesem Zweck entdecktes Spitzenprodukt der Extraklasse, über dessen Preis ich nur unter ganz vorgehaltener Hand reden kann, falls überhaupt.*
Genug für heute. Man soll den Leser und die Leserin, oder besser: die Betrachter, auch nicht überfordern. Wir sehen uns morgen, am 8. November 2012. Oder für gegenwartsbezogene Geister, am 6. Juni Zweitausenddreizehn. Heute war übrigens ein sehr schöner Frühsommertag in Berlin. Wie man es sich nur wünschen kann. Ich konnte ihn zwar kaum tagsüber unter offenem Himmel genießen, aber auf meinen Wegen. Das war intensiv. Die frühe Abendsonne noch gleißend und voller Kraft. Später stolperte ich im Netz über die Meldung, dass Brangelina Angelinas Geburtstag gestern in Berlin feierten. Ich lese da auch schon mal genauer. Und da fiel mir wieder ein, dass ich gestern Abend plötzlich einen kleinen Happy Birthday-Chor durch das offene Fenster hörte. Ich konnte nicht genau verorten, aus welcher Ecke und hörte nicht genau, welcher Name gesungen wurde. Jetzt weiß ich es. Danke Bunte, Bild und Morgenpost. Es kam von drüben, hinter den Bäumen vom Gipsdreieck, wo sich das Kuchi versteckt. Zwei Tage vorher wurde auch schon gesungen, da kam es aber direkt von der Auguststraße und zweisprachig. Zuerst auf Englisch, dann auf Italienisch. Ein italienischer Männername glaube ich, aus dem Al Contadino. Geburtstagsgesänge sind immer schön. Auf den Fotos sieht sie ein bißchen durchsichtiger aus als sonst, kein Wunder. Was für ein tiefgehender Eingriff. Ich las es und fühlte mich bei bester Gesundheit verletzt. Unverändert fehlen mir die Worte. Man kann als Außenstehende auch gar nichts bewerten, das als richtig oder falsch beurteilen. Nur irgendwie zur Kenntnis nehmen. Mir ging auch durch die Gedanken, ob man angesichts einer derart privilegierten, glückhaften Lebenskonstellation auf die Idee kommt, den Göttern irgendwann ein Opfer bringen zu wollen, wenn man so vom Schicksal beschenkt wurde, das Füllhorn so ausgeschüttet. Weil sich irgendwann das Blatt wenden könnte. Da scheint schicksalshafte Angst im Spiel. Das Geschick ist oft filigraner, als man glaubt. Ach ja. Ich würde mich freuen, wenn die bunte Bande die Paparazzi noch ein paar Jahre mit Hochzeitsgerüchten, Filmpremieren und Charity Events beschäftigt. Und Restaurant-Besuchen in Paris und da unten, an meinem kleinen Gipsdreieck.
Mit Siebenmeilenstiefeln in den Endspurt. Der Countdown läuft. Manchmal muss man ein bißchen drohen, um Aufmerksamkeit zu generieren! Seit 5:45 Uhr wird zurückgeschossen! (ja, blöder Witz.)
Nicht ganz neu, aber gut. Damit begann es. Anno Februar 2012.
In memoriam Jimi. Vielleicht habe ich es nur phantasiert, dass Jimi genauso eine Jacke hatte. So ein Bolero aus Guatemala oder Mexiko oder wo auch immer diese bestickten Exemplare her sind. Ich habe Jimi immer geliebt, und nur wegen ihm habe ich das Ding da gekauft. Ende der Achtziger. In einem Laden in Schöneberg, vielleicht in der Akazienstraße, der Importartikel aus lateinamerikanischen Ländern führte. Aufwändig gewebte Stoffe mit Indianermustern am laufenden Meter. Davon kaufte ich auch. Und irgendwelche bestickten Stoffvierecke aus Kolumbien. Mit Fabeltieren, Fabelwesen. Geflügelten Zauberwesen. Später hatte ich einen Geliebten aus Südamerika, der mir alle Wesen erklärt hat. Lange her. Ich habe dieses Bolero, so nennt man das ja wohl, nur ganz selten getragen. Aber ich will es nicht weggeben. Es ist so aufwändig gemacht. Und erinnert mich - - an Jimi. Und an mich.