30. August 2020



Hier ist ein Teil des Lehrkörpers zu sehen, mein Englischlehrer von 1982, Dave Soundso. Bleistift in Schulheft. Er war ein recht großer, kräftiger Engländer, ca. Anfang Dreißig, mit dunklen Haaren und so einem Beatles-artigen Haarschnitt mit kurzen Pony. Des weiteren trug er eine Brille mit einem silbernen Metallgestell. Er war etwas schüchtern und konnte auch rot werden.

Die Schüchternheit war auch deutlich an der Körpersprache abzulesen. Offensichtlich hatte er eine behaarte Brust, da oben am Hemdausschnitt Härchen rausgucken. Mein Typ war er nicht, aber ich hatte ihn gerne. Er war vom Gesicht her nicht so mein Fall, etwas Schüchternheit ist mir immer angenehm, zumindest so lange sie nicht zu nach innen eingedrehten Fußspitzen führt.

29. August 2020



DER BADEMEISTER, Kugelschreiber in Notizbuch, 1982, DIN A 5

Wenn mir langweilig war im Unterricht, und das war öfter der Fall, habe ich gerne mal etwas gezeichnet. Die Lehrkräfte oder meine Banknachbarin. Manchmal aber auch so ganz frei phantasierte Gestalten. Zum Beispiel den Bademeister hier. Er sitzt auf einem Hochsitz am Strand, und kontrolliert das Geschehen. Sagen wir wie es ist: es ist ein alter Sack, mit dem man eigentlich nichts zu tun haben will. Aber die Welt ist rund und bunt, und solche Leute gibt es eben auch. Alte, weiße Männer, die sich für wichtig halten und gerne Kontrollblicke werfen.

Was ich bei der Zeichnung wohl nicht bedacht hatte war, dass so ein Bademeister eigentlich etwas sportlich sein muss, weil er ja nicht nur mit dem Megaphon die Leute aus dem Wasser ruft, sondern im Notfall auch rausschwimmen muss und retten. Ich bin mir nicht so sicher, ob der alte Bademeister das hinkriegt. Aber vielleicht sind das auch unangebrachte Vorurteile, dass jemand, der so bucklig dasitzt, keine Sprungkraft mehr hat. Also falls ich da etwas Falsches unterstelle, entschuldige ich mich beim Bademeister.

29. August 2020



MENSCHEN, SCHAUT AUF DIESE LITFAßSÄULE! Seit vier Wochen laufe ich jeden Tag daran vorbei. Sie steht am Hackeschen Markt und trägt das schönste Kleid, das ich je an ihr gesehen habe. Erschaffen hat es der aus Rumänien stammende Künstler KITRA. Ich liebe es total! Es ist im Rahmen der Aktionsreihe "LITFASS GOES URBAN ART" entstanden und leider Gottes nur noch bis Montag zu sehen, deshalb war ich heute Morgen extra mit meiner Kamera da, um sie zu verewigen.



Übrigens ist diese 166 Jahre alte Litfaßsäule am Hackeschen Markt die allererste Litfaßsäule in Berlin gewesen, und damit auf der ganzen Welt, denn erfunden hat sie ja 1854 der Berliner Drucker Ernst Litfaß. Wer also die Säule in diesem aparten Sommerkleid bestaunen will, muss heute oder morgen oder am Montag über den Hackeschen Markt spazieren. Kitra macht auch andere schöne Sachen, immer sehr bunt und grafisch. Virtuos.













27. August 2020

Topaktuelle Konversation von heute Abend im fb-messenger mit Ina - TO WHOM IT MAY CONCERN:

19:25 Uhr

Gaga
hab heute Abend eine Idee entwickelt, was ich am 1. September anstellen könnte, und zwar erst am Abend. Ich will mir den Helmut Newton Film von Gero von Boehm anschauen, er läuft um 21 Uhr im Kantkino. Ca. 2 Std., und danach auf ein Gläschen in eine Bar um die Ecke, wo ich noch nicht war, die Galander Bar am Stuttgarter Platz, hat bis 2 Uhr auf. Essen würde ich zuhause was, vor dem Kino. Wenn du Lust hättest, könntest du mir Gesellschaft leisten, ich gehe aber auch allein ins Kino. Vielleicht frag ich auch noch Lydia oder Jenny, ob sie es interessiert. Maria ist im Urlaub, verreist.

Ina
Gaga großartig , ich will mit dir zusammen sein

Gaga
oh wie schön, ich glaube der Film ist auch klasse, weil Gero von Boehm keinen Scheiß macht! 🙂 wenn dein Liebster auch Lust drauf hat, ist ja in Charlottenburg, kann er ja auch mitkommen! Mich täte Gerwin nicht stören, er weiß sich ja zu benehmen!

Ina
Ich frage ihn, aber bin lieber solo und oder mit deinen Freundinnen mit dir

Gaga
vielleicht schreib ichs einfach auch auf meiner fb-Seite und im Blog, dann kann jeder selber entscheiden, ob er auch ins Kino will. Ich hab jetzt nicht den Plan, eine intime Veranstaltung zu machen. Eigentlich gar keinen Plan, außer dass ich den Film sehen will und was trinken! ich zahle auch nicht die Kinokarte für die anderen 🙂 also ein undramatischer Kinobesuch ohne pathetische Ansprachen! wenn "nur" du kommst, bin ich auch sehr happy! Ganz nach Lust und Laune.

Ina
Fein, ich freue mich schon.

Gaga
Als Geschenk wünsche ich mir: 1 attraktive Postkarten-Challenge....!!! (Kein Männerbild, wenns geht) 👄 ich habe gerade die kecke Idee, ich könnte diesen kleinen Konversationsstrang als öffentlichen Blogeintrag posten, bin gerade etwas uninspiriert in puncto Bloggen, das könnte mir neuen Schwung geben! Die Leute spielen ja auch gerne Voyeur.

Ina
Aber ja, obwohl meine Beiträge extrem uninspiriert sind. Willst du die Challenge überreicht oder geschickt bekommen. Und dürfen es auch zwei schon lange gehegte Ideen sein???

Gaga
an diesem hohen kirchlichen Feiertag des Jahreskreises hätte ich die Postkartenchallenge-Postkarte bitte gerne persönlich überreicht bekommen. Du könntest zur Verzierung eine abgestempelte Briefmarke draufkleben, aber eine schöne! ich möchte nicht schon wieder einen alten oder nicht so schönen Mann geben, sonst gibt es keine Wünsche meinerseits. Tiere oder Architektur wäre auch okay. Also Hitler oder Goebbels fände ich jetzt nicht so super.

Ina
Ich werde deine Wünsche beherzigen

Gaga
🖤 🖤 🖤
Also ich blogge das jetzt, ohne Rücksicht auf Verluste! Letzten Endes spricht das ja sowieso nur Premium-Leser/innen an! (Und nur solche habe ich!)

26. August 2020

23. August 2020



WARM UP | 2008 | Acryl auf Leinwand | 70 x 100 cm [...]

23. August 2020



Heute hundertfünfter Geburtstag. Meine Oma Alma (1915 - 1981). Sie wurde nur rund 65, das war eindeutig zu kurz. Ich habe sie sehr geliebt und schon ganz oft erzählt, dass sie mir am liebsten Lieder von Zarah Leander vorgesungen hat, mit großen, theatralischen Gesten. Sie hat gerne geschneidert und andere zum Lachen gebracht. Am liebsten habe ich bei ihr knuspriges Hähnchen und Schwarzwälder Kirschtorte gegessen. Früher hat man dumme Behandlungsexperimente gemacht, weil man es nicht besser wusste, das war ihr Verhängnis. Man hat ihr Quecksilber gespritzt, ich weiß nicht mehr, gegen welches Leiden, aber darunter hat sie ihr Leben lang gelitten. Trotzdem war sie keine Jammerliese, ich habe sie wenigstens nie so erlebt. Mich hat sie immer nur angelacht. Ich sah aber auch lustig aus, mit meiner Zahnlücke. Ich winke nach oben und trage Dich immer im Herzen.



22. August 2020

Oho.
»(…) Jetzt fand er endlich Zeit, Sonja ausführlich zu betrachten, und er sah, dass ihr Körper beinahe jeden Kompromiss wert war und dass er ihn, wenn sie es wünschte, schlagen würde. Und er war sicher, dass sie es wünschen würde.

"Erzähl deinem Mann, dass du Migräne hast oder finde eine andere Ausrede und lass uns in ein Hotel gehen", sagte er so schroff, dass er selbst erschrak.

"Ich bin nicht mit meinem Mann hier, sondern mit einem Geliebten -- und den habe ich gerade aus meinem Leben geworfen."

Jetzt war Julian doch ziemlich erstaunt. An ein Luder war er also geraten. Das enttäuschte ihn keineswegs, sondern bedurfte nur schärferer Spielregeln. Ein Luder und ein fleißiger Taugenichts waren ja unter Umständen natürliche Partner und konnten einander ganz ohne Vorspiegelung falscher Tatsachen begegnen. Julian musste lachen bei dem Gedanken an eine Beziehung, in der die rücksichtsloseste Offenheit regierte.«


André Heller 2018, Das Buch vom Süden, S. 250
Nicht schlecht, vor allem der letzte Satz (aber leider, leider nicht repräsentativ).

21. August 2020

»(…) Dieser Mann hatte Julian nächtelang von der „Geographie der Frauen“ erzählt und ihm viele schöne Körperlandschaften beschrieben. „Alle sind schön“, war seine Hauptthese. „Die Männer sind sind nur für gewöhnlich zu primitiv, um das Sanfte im Wilden, das Schwarz im Weiß, das Dünne im Dicken, das Große im Kleinen zu bemerken. Jede ist vollkommen, auf ihre ganz persönliche Weise. Mein einziges Ideal ist die Abwechslung.

Es gibt Fräuleins, die haben Zehennägel oder Achselhöhlen, vor denen man niederknien möchte, und solche, für deren Rückenlinie es zu sterben lohnt. Andere sprechen das Wort Suppe mit einer Grazie aus, die einen bannt, und selbst an die Schatten von Damen habe ich schon mein Herz verloren. Enttäuschungen entstehen nur dort, wo wir uns durch feste Erwartungen dem Überraschenden verschließen. Gott schütze alle Weibspersonen.“«


André Heller 2018, Das Buch vom Süden, S. 216
Ja, nett. Nun könnte man meinen, ich hätte 216 Seiten des Buches gelesen. Dies ist nicht der Fall. Ich mag Heller grundsätzlich, aber in diesem Buch sind mir zu viele Adjektive, zu viele kleinteilige, verschachtelte Beschreibungen. Ich stelle fest: mich stören sowohl zu wenig Adjektive, als auch zu viele. Gerne mache ich mir ein plastisches Bild der Orte, Gegenstände und Personen, möchte aber keine inflationären und varianten-überbordenden Details, das hemmt meinen Lesefluss.

Wird zu wenig oder zu vage beschrieben, fehlt meiner Phantasie die Richtungsvorgabe, es wird beliebig, dann habe ich das Gefühl, ich hätte das Buch gleich selber schreiben können. Wird es zu viel, erscheint es mir wie ein abzuarbeitendes Wirrwarr, das mich nicht vorankommen lässt.

Ich habe im Buch die ersten ca. vier Seiten gelesen und dann gemerkt, dass mich dieses ewig lange Herumdümpeln in der Kindheitsphase der Hauptfigur Julian langweilt. Die Spielsachen, die Spiele, die Phantasien. Kind war ich selber und möchte es nicht wieder sein müssen. Ich blätterte also gnadenlos scannend weiter, ob der gute Julian endlich bald mal geschlechtsreif ist und sich für Erotik interessiert und seine Erfahrungen erzählt.

Erst bei Seite 216 hatte ich den Eindruck, hier könnte ich einen erneuten Einstieg wagen und auch lesen, nicht nur scannen. Also dieser oben zitierte Absatz gefiel mir ganz gut, obwohl mir der Stil weiterhin nicht zusagt. Ich blättere voraussichtlich schwungvoll mit scannendem Auge weiter, auf die Gefahr hin, dass ich Perlen überblättere.

Noch eine pikante Sache zu dem Buch: ich habe es gebraucht bei Amazon bestellt, über den Anbieter medimops. Es wurde als in „sehr gutem Zustand“ avisiert, was ich nur bestätigen kann. Ein offensichtlich komplett ungelesenes Taschenbuch, nicht eine Seite hatte die geringste Biegung. Ich kaufe gebraucht nur mit Zustand „sehr gut“, vorzugsweise sogenannte „Mängelexemplare“, die zumeist keinen Vorbesitzer hatten.

Gestern Abend nahm ich das Buch aus meiner Tasche, die ich unterwegs dabei habe. Plötzlich fiel ein Kärtchen heraus. Vermutlich steckte es irgendwo in der Mitte des nagelneuen Buchs. So ein Miniklappkärtchen, wie man es an Geschenke macht. Es hatte das bekannte Seerosenmotiv von Monet und die mit Füllfederhalter handgeschriebene Widmung darin lautete in etwa:
„16.12.2019

Liebe Meike,

ja! DER André Heller! Eines meiner Lieblingsbücher, so toll, so positiv wie Du! Alles Gute zum Geburtstag!

Deine Kathrin“
Ich habe mich ein bißchen für Meike geschämt. Wenigstens hätte sie das Buch doch einmal kurz durchblättern können, so dass die kleine Geburtstagskarte herausgefallen wäre und dann hätte sie anstandshalber nur das Buch an medimops geschickt. Es könnte aber auch sein, dass Meike eine André-Heller-Sperre hatte, was man ja haben darf, und die Lektüre daher von vorneherein indiskutabel war.

Auch kann es sein, dass Kathrin zur Geburtstagsfeier von Meike eingeladen war, sie aber gar nicht so eng befreundet sind, sondern eher nur gute Bekannte, und Meike auch nicht zu befürchten hatte, dass Kathrin sie demnächst befragt, wie ihr denn das Buch nun gefallen hätte, das ja ihr LIEBLINGSBUCH ist.

Ich hatte dann kurz die lustige Phantasie, wie Kathrin wohl geguckt hätte, wenn sie ihr Lieblingsbuch – da ja LIEBLINGSBUCH – abermals und abermals bei Amazon bestellt hätte, um es einer weiteren Freundin oder Bekannten zukommen zu lassen, und um Geld zu sparen, ein „sehr gutes“ Exemplar bei medimops geordert hätte.

Dieses wäre nun bei ihr eingetroffen und zum Zwecke, es in Geschenkpapier zu wickeln, hätte sie es gedreht und gewendet, und ihr eigenes Kärtchen vom Dezember 2019 wäre herausgefallen. Oh oh oh… Meike, Meike, Meike.

18. August 2020

»Worte sind wie Stein und Blut, Kiesel und Gerinnsel, die uns über die Lippen treten und mit denen wir das festhalten wollen, was uns am Herzen liegt. Ein Mann beschreibt sein Haus, und dieses Haus ragt künftig im Gedächtnis von anderen auf, und Tausende von Herzen schlagen jahrhundertelang einer Liebe wegen, die er so anschaulich zu schildern wusste. Man muss über alles sprechen, was man liebt, denn Schweigen nährt das Vergessen.«

Louise de Vilmorin 1955, Histoire d'Aimer | Liebesgeschichte, S. 44

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