20. August 2016


Phyllis Kiehl

19. August 2016

„Es wurde gestern noch eine solenne Sauferei, und dies Schwein, der Manzow, hat endlose Pullen Sekt geschmissen, diese Weiberlimonade, die man saufen kann wie Wasser und die über Kreuz mit Schnaps und Bier genossen einen wütenden Kopfschmerz macht." Hans Fallada, "Bauern, Bonzen und Bomben", 1931




"Es waren wirklich solenne Feiern, denen wir beiwohnten!"
Alma Mahler-Werfel, "Mein Leben", Tagebuch 1936



„Am solennsten war die Feier in Leipzig, Mainz und Frankfurt, am ärmlichsten in Hamburg.“
Karl Gutzkow, "Oeffentliches Leben in Deutschland", 1842

17. August 2016

Schöneberger Geschichten. Mit Tabea Blumenschein und Ulrike Ottinger.








Mal sehen, ob ich das noch hinkriege, einen Eintrag zu dieser bald ein Jahr zurückliegenden Fotostrecke zu fabrizieren. Noch eleganter wäre, auf den Tag vor einem Jahr, 22. August 2015. Sehr viele Bilder. Historische Bilder. In vielerlei Hinsicht. Der Ort historisch. Die Personen von historischem Rang (ja okay, ich vielleicht nicht - NOCH nicht...). Versuche, es kurz zu machen. Wer hat schon Zeit, ausuferndes Geschwafel zu lesen. Es gab in Westberlin eine Szene, eine sehr spezielle, Künstler, Musiker, Durchgeknallte. Die, die dafür sorgten, dass Berlin anders als der Rest der Republik war. Dazu gehörten Künstlerinnen wie Tabea Blumenschein. Ulrike Ottinger. Die Tödliche Doris. Usw. usf. Damals, als sie aufbegehrten und damit zur Kenntnis genommen wurden, waren sie in ihren Dreissigern. Heute um die Sechzig. Aber nicht tot. Tabea malt heute vor allem und Ulrike Ottinger ist auch eine Hausnummer, kann man ja alles in Wikipedia nachlesen. Historisch auch der Ort. Schöneberg, Mansteinstr. Das Künstlergespräch, bei dem die Bilder entstanden, fand in einer Galerie in der Mansteinstraße statt, Galerie Zwinger.




Neben Leydicke. Ziemlich genau gegenüber vom früheren, dem zweiten, vorletzten Standort vom Ex'n'Pop. Der erste war in der Schwäbischen Straße, der zweite in der Manstein. Heute der dritte, ist in der Potsdamer. Aber es sah eigentlich immer ähnlich aus. Mansteinstr. 14. Auch ein Bild dabei in dieser Reihe. Ich finde es immer interessant, Menschen zu treffen, denen ein gewisser Ruf vorauseilt, um nicht zu sagen, ein gewisser Kultstatus. Man begegnet ihnen und verifiziert die gegenwärtige Aura. Und bekommt eine Ahnung davon, was zu diesem Status führte. Oder auch nicht. Tabea Blumenschein erinnerte mich ein wenig an Helen Vita. Ja, die Frisur, sicher. Aber auch der Witz. Die gelassene Souveränität. Warmherzig auch. Die Ähnlichkeit zwischen der Erscheinung der Siebziger und Achtziger erschließt sich nicht sofort, sie war damals ein ultimatives Sexsymbol, kokett ist sie immer noch, aber wirkt insgesamt eher gemütlich. Die Prioritäten haben sich verschoben. Eine amüsante Persönlichkeit. Nahbar. Ich traf neben Jan, meinem lieben Freund, auch eine Freundin von ihm, von der ich wusste, der ich aber bislang noch nicht begegnet war. Ana Schönsteiner, ebenfalls eine bildende Künstlerin, im besten, konstruktiven Sinne durchgeknallt. Ich mochte sie schon, als sie die Galerie betrat, eine sehr eigenwillige Ausstrahlung, wir hatten einen Draht, bevor Jan auftauchte und verifizierte, wer sie ist. Sie bemalt unter anderem kleine Streichholzschachteln, die sie in einer Tasche mit sich führt, mit sehr sinnlichen, unikaten Motiven. Ich kaufte ihr zwei ab, es war mir ein Anliegen, sie hätte sie mir geschenkt. Schöne, belebende Begegnungen. Und Elfi Mikesch war auch da, im Publikum. Die haben ja alle damals zusammengearbeitet. Alle vernetzt und miteinander verstrickt. Und Marc Brandenburg, eine Künstlerikone neuerer Generation - mein Jahrgang, 1965, war auch da, im Publikum, und ließ sich beglückt mit Tabea und dem interessanten Selbstdarsteller mit dem Hündchen ablichten. Nicht weit davon ist übrigens der Friedhof, auf dem Rio begraben ist. Man kann fast rüberspucken. Ana redete dauernd davon. Ich wusste natürlich, dass Rio inzwischen in Berlin ist, aber ich wollte erst ein bißchen gewachsene Patina an seinem Grab haben, bevor ich hinpilgere. Nicht zu frisch aufgeworfen sollte die Erde sein. Und so besuchte ich ihn ein wenig später, nicht lange nach diesem Abend. Längst hochgeladen die Bildstrecke davon, auch etwas dazu geschrieben. Zumal es nicht so viele Friedhöfe mit Kaffeeausschank gibt, DA war ich etwas schneller.






Damals in den Achtzigern war ich ab und zu im Ex'n'Pop in der Mansteinstraße, und auch vorher in der Schwäbischen. Für mich ist das bis heute - oder gerade - immer eine etwas sentimentale Zeitreise, wenn ich in dieser Ecke bin. Überhaupt wenn ich in Schönberg bin. Meine ersten Jahre in Berlin. 1986 bis 1993. Sieben Jahre. Eintätowiert. Geliebt. Heute ahnt kaum ein jüngerer Mensch, welchen Stellenwert Schöneberg in Westberlin hatte, außer er interessiert sich für die Historie der Westberliner Szene. Für mich war es der Ort in Berlin, an dem man sein musste.





Nicht Kreuzberg, nicht Charlottenburg. Schöneberg musste es sein. Lange vorbei, aber wahnsinnig schöne Erinnerungen. Wiedergeburt. Selbstgewählter zweiter Geburtsort. Unzerstörbar.





"(...) in den 1970er- und 80er-Jahren zählte Tabea Blumenschein als Schauspielerin, Regisseurin, Kostümbildnerin, Schriftstellerin und Künstlerin zu den schillerndsten Persönlichkeiten im damaligen West-Berlin. Mit dem Film Bildnis einer Trinkerin von Ulrike Ottinger wurde sie zum Kultstar der Szene. Eng befreundet war sie mit der Krimiautorin Patricia Highsmith, dem Schauspieler Udo Kier und der Tänzerin Valeska Gert, mit der sie auch in dem Film Die Betörung der blauen Matrosen Regie: Blumenschein & Ottinger spielte. 1976 war sie eine Mitwirkende in dem Happening Regen von Wolf Vostell. 1980 spielte Blumenschein bei „Liebesgier“, einer Berliner Avantgarde Band mit Frieder Butzmann und Bettina Köster. 1981 bekam sie das Filmband in Gold verliehen für die Ausstattung in Looping, einem Film von Rolf Bührmann und Walter Bockmayer, mit dem sie sehr gut befreundet war. Tabea Blumenschein hat Filme, Maske und Kostüme für Ulrike Ottinger, Herbert Achternbusch sowie Walter Bockmayer gemacht. Sie ist Schauspielerin, Musikerin und hat Mode für Claudia Skoda entworfen. Von 1982 bis 1984 war sie Mitglied der Musik- und Künstlergruppe Die Tödliche Doris und trat mit dieser in New York, Hamburg, Berlin und Helgoland auf. Für die Band schneiderte sie auch Kostüme, schrieb Texte und Musik. Mitte der 1980er war sie mit ihrer damaligen Freundin Isabell unter der Schlagzeile: „Wir sind lesbisch“ auf dem Titelbild der Illustrierten Stern zu sehen. Nach ihrem auf Super-8 von Christoph Dreher gedrehten Fernsehspiel Zagarbata (eine Koproduktion mit dem ZDF, 1985) wurde es still um die Multikünstlerin. Sie zog sich zunehmend zurück und widmete sich der Malerei und Zeichnung"




17. August 2016

[ gelesen ]

"Painlove wird mir persönlich nicht weiter fehlen"

[ anstelle
"Painlevé* wird mir persönlich nicht weiter fehlen, aber der Ministerpräsident einer großen Nation, der auf dem Sterbebett das Manuskript einer eigenen Faust-Übertragung liegen hat, ist schon etwas Einmaliges, Großartiges", Alma Mahler-Werfel, Mai 1933 ]

* Paul Painlevé (* 5. Dezember 1863 in Paris; † 29. Oktober 1933 ebenda) war ein französischer Mathematiker und Politiker des reformsozialistischen Parti républicain-socialiste. 1917 und 1925 war er Premierminister der Dritten Französischen Republik.

16. August 2016

Vieni vieni stai stai

15. August 2016

....und das Herz für die große altmodische Sehnsucht nach mehr Tempo. Man muss, um zum Kern zu kommen, etwas kaputt machen. Man muss im Feuer stehen. Man kann nicht einen Stuhl nehmen und sich in sein Leben setzen. Nichts rechtfertigen - man wäre verloren.

Wolf Wondratscheck

14. August 2016






Sechzehnter Januar Zweitausendsechzehn. Eigentlich eine Geburtstagsfeier. Sechs Tage vorher starb David Bowie und die Welt erfuhr davon am elften Januar. Das Geburtstagskind und die geladenen Gäste der geplanten Geburtstagsparty waren derart von dieser Todesnachricht erschüttert, dass kurzerhand einvernehmlich beschlossen wurde, diese Zusammenkunft David Bowie zu widmen. Wir waren Feuer und Flamme, herauszufinden, was David am liebsten gegessen und getrunken hat, und recherchierten wie verrückt im Internet und trugen unsere Funde und Erkenntnisse dazu auf einer facebook-Eventseite in den Kommentaren zusammen. Es war gar nicht so einfach, aber am Ende gab es einige Aussagen, die vielleicht auch nur auf Gerüchten oder Polemik und Übertreibung basieren, aber egal. Jemand behauptete, David Bowie habe sich in den Siebziger Jahren ausschließlich von Milch, Kokain und rotem Paprika ernährt. Dann gab es einen Bericht, in dem Davids Frau Iman dem Reporter erzählt, das Gericht, das sie ihm am häufigsten zubereiten würde, weil es ihn an seine Kindheit erinnert und er es einfach liebt, sei Sheperd's Pie (übrigens auch das Lieblingsgericht von Keith Richards). irgendwo erwähnte jemand Brownies, die er gerne mag - oder mochte. Und ich fand einen launigen Backstage-Bericht, diesen hier, in dem erwähnt wird, wie David mit zwei schwarzen Schönheiten und einem Korb mit Sancerre, französischem Käse und Räucherlachssandwiches auftauchte und alle damit versorgte.






"(...) So he comes back with this entourage of two black statuesque ladies and a hamper full of Sancerre, French cheeses and smoked salmon sandwiches and plonks himself next to us. I’d only ever had Blue Nun before, and as for smoked salmon… ”Sorry I don't know you all," and he goes round shaking our hands, lordly and utterly charming. "Help yourself boys,” he beams…"






Das war mein Part, ich kaufte einige Flaschen Sancerre, ein wirklich großartiger französischer Weißwein, sehr erdig und charaktervoll, den ich auch gerne trinke, dazu fünf verschiedene Sorten französischen Käse, Räucherlachs und Weintrauben. Unser Geburtstagskind hatte sich den legendären Blitz ins Gesicht malen lassen und an den Füßen selbst gebastelte, futuristische Goldstiefel. Ich erschien in einem Anzug mit weißem Hemd und Krawatte, wie ihn David als Thin White Duke trug, die Augenklappe über dem Windsorknoten. Und klebte mir zwei schwarze Sterne auf dem Handrücken, von denen alle meinten, ich sollte mir das tätowieren lassen, sie fanden es absolut cool. Unsere beiden Gastgeber hatten mehrere Portraits von David vervielfältigt, sie waren in der ganzen Wohnung verteilt und man konnte sie ausmalen. Es gab ein paar Linien mit weißem Pulver (was auch immer) und ein Becherchen mit Milch und einer roten Paprikaschote. Und einen Browniekuchen mit einem Blackstar in der Mitte. Und sie hatten sich die unglaubliche Mühe gemacht, eine phantastische Playlist aus allen erdenklichen Songs von David einschließlich zahlloser Coverversionen seiner Songs vorzubereiten. Wir tanzten, als gäbe es kein Morgen, davon gibt es keine Bilder, weil beim Tanzen selbst ich die Kamera beiseite lege, und derlei Aufnahmen ohnehin verwackelt werden. Als ich mich zu diesem Fest aufmachte, war ich gar nicht so sehr in Partylaune, doch kaum war ich da, weckte die gute Stimmung, der Sancerre und die Musik meine Lebensgeister und wir tranken, tanzten, rauchten und aßen und erinnerten uns an die Zeiten in Schöneberg, in memoriam David. Für immer ein Held.




13. August 2016

I'm an atheist and I thank God for it.
George Bernard Shaw

13. August 2016

No man ever believes that the Bible means what it says: He is always convinced that it says what he means.
George Bernard Shaw

12. August 2016



Unter meinen annähernd 50.000 Bildern der letzten Dekade müsste fast jeder, der das liest, und dem ich persönlich begegnet bin, in diesem Lexikon der Suchbegriffe dabei sein - und Viele mehr. Wobei einige der früheren Bilder teilweise nicht namentlich getagged wurden, da es ab und zu Befindlichkeiten gab, die ich berücksichtigt habe. Hoffe, es hagelt jetzt nicht haufenweise Bitten, die tags zu entfernen. Erschiene mir zumindest bei Personen, die von Berufs wegen in der Öffentlichkeit stehen, eher skurril. Ich werde auch keine schwarzen Balken über Augen machen. Übrigens interessant: am unkompliziertesten mit Fotografien in der Öffentlichkeit sind die, die bereits einen Namen und eine nennenswerte Karriere haben, Herumgezicke findet man eher bei Leuten, die gerne mal ganz groß rauskommen wollen und Panik haben, dass ein unvorteilhaftes Bild die Weltkarriere gefährdet. Haha. Aber zum Glück habe ich ja so gut wie nie mit solchen Zicken zu tun. Fehlte noch. Auch sehr bizarr, vor gut zehn Jahren mal erlebt: ein (damals) relativ gutaussehender Mann, ein Journalist, der auch bloggt, woraus er nie ein Geheimnis machte, (nein, nicht Du, Thomas) machte zunächst Komplimente, wie gut die Bilder doch geworden seien, es ging um eine Lesung, bei der er auch anwesend war, ich veröffentlichte die Bilder innerhalb der Strecke, zwei Tage später mailte er mir erneut, ich sollte doch bitte sämtliche Bilder mit ihm unverzüglich entfernen. Der Tonfall war ungefähr so charmant wie der Drohbrief einer Rechtsanwaltskanzlei. Während der Lesung hat er nett mit mir geplaudert, sah, dass ich fotografiere, ich war auch eigens von den Veranstaltern aufgefordert, das zu tun, er teilte mir zu keinem Zeitpunkt mit, dass ich ihn aussparen sollte. Bizarr. Und zum Glück selten. Ein anderer Blogger, der mich um ähnliches bat, allerdings sehr freundlich und aus nachvollziehbaren Gründen. Er schrieb damals ein tendenziell erotisches Blog, was er mit seiner Tätigkeit als Redakteur im politischen Ressort eines nicht unbekannten Nachrichtenmagazins nicht vermengt haben wollte, und lachte vor nicht allzu langer Zeit darüber, als ich ihn daran erinnerte. Ich wollte die Gruppenfotos, auf denen er war, nicht komplett löschen und klebte tatsächlich schwarze Balken über seine Augen oder zog ihm einen schwarzen Strumpf über den Kopf. Und ein Fotograf, auch recht gutaussehend, meckerte über drei Bilder in einer unverfänglichen Bildstrecke von einer Fotomesse. Nicht, dass die Bilder unvorteilhaft gewesen wären, ganz und gar nicht. Ich hatte eines in meinem Blog innerhalb eines Kommentars gepostet, was zur Resonanz hatte, dass eine Kommentatorin schrieb "Woher kennst du nur immer diese vielen gutaussehenden Männer?" Ich entfernte die Bilder bzw. setzte sie auf 'privat', so dass nur noch ich sie sehen kann. Vor wenigen Monaten traf ich ihn nach Jahren wieder bei einer Eröffnung in einer Fotogalerie in Friedrichshain und erinnerte ihn an seine damalige Aufforderung, die Bilder zu entfernen. Er grinste, als ob er selbst darüber lachen müsste. Er wusste auch nicht mehr, warum er das wollte. Und noch eines - je reifer an Jahren die Menschen sind, umso unkomplizierter werden sie in dieser Hinsicht, vielleicht, weil man sich freut, überhaupt noch als relevant erachtet zu werden.

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Cosima Wald Herrlich...
16.05.24, 08:35
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Cosima Wald Na dann...
15.05.24, 15:16
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Für Mansarden gibt...
13.05.24, 18:46
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Lydia G. Das feine...
13.05.24, 16:35
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Da blutet mir ja das...
13.05.24, 11:25
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12.05.24, 21:05
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Saskia Rutner Danke...
12.05.24, 13:09
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11.05.24, 13:41
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08.05.24, 10:50
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07.05.24, 20:45
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03.05.24, 22:33
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