10. Mai 2020
Sehr interessante Verhaltensempfehlung von Frau Koller:
»Als schwierig empfinde ich es bis heute, wenn ich Premierenparties von Aufführungen besuchen soll, die mir nicht gefallen haben. Ich tat mir immer schon schwer, Kollegen zu bejubeln, wenn mir das Stück oder ihre Arbeit nicht gefallen hat. Nachdem Helmut 1983 Bundesminister für Unterricht und Kunst geworden war, erlebten wir etliche solcher Situationen, die für mich eine Qual waren. Einmal erwischte uns Susi Nicoletti, die Grande Dame der österreichischen Schauspielkunst, nach einem völlig misslungenen Abend, als wir gerade dabei waren, uns möglichst unauffällig aus dem Staub zu machen. Sie stellte sich uns in den Weg und meinte: "Kommt doch gar nicht in Frage! Und wenn einer der Mitwirkenden von euch wissen will, wie es euch gefallen hat, dann sagt ihr einfach: Gratuliere, gratuliere!"
Dieses wertvolle "Gratuliere, gratuliere!" wende ich bis heute in den unterschiedlichsten Situationen an. Auf diese Weise muss ich nicht lügen und bleibe mir trotzdem treu. So klingt hohe Diplomatie. Für die Künstler meiner Generation spielt nämlich noch etwas eine wichtige Rolle: das Alter. Aus eigener Erfahrung weiß ich, was es bedeutet, in einer Hauptrolle auf der Bühne zu stehen, und welche Probleme sich manchmal ergeben können, einfach weil man keine dreißig, vierzig oder fünfzig mehr ist. In solchen Momenten lüge ich so gekonnt, dass alle glücklich sind. Weil ich Respekt vor der Arbeit habe. Ich kann lügen, dass sich die Balken biegen! Interessant ist, dass man mit zunehmenden Jahren sensibler wird und nicht abgestumpfter. Bedenken Sie immer: In einer Welt der wachsenden Unsicherheiten kann es nicht genug Lob geben. Quittieren Sie daher jede Art von Leistung immer mit einem "Gratuliere, gratuliere!" So müssen Sie nicht lügen und bleiben sich trotzdem treu.«
Dagmar Koller, Dranbleiben
»Als schwierig empfinde ich es bis heute, wenn ich Premierenparties von Aufführungen besuchen soll, die mir nicht gefallen haben. Ich tat mir immer schon schwer, Kollegen zu bejubeln, wenn mir das Stück oder ihre Arbeit nicht gefallen hat. Nachdem Helmut 1983 Bundesminister für Unterricht und Kunst geworden war, erlebten wir etliche solcher Situationen, die für mich eine Qual waren. Einmal erwischte uns Susi Nicoletti, die Grande Dame der österreichischen Schauspielkunst, nach einem völlig misslungenen Abend, als wir gerade dabei waren, uns möglichst unauffällig aus dem Staub zu machen. Sie stellte sich uns in den Weg und meinte: "Kommt doch gar nicht in Frage! Und wenn einer der Mitwirkenden von euch wissen will, wie es euch gefallen hat, dann sagt ihr einfach: Gratuliere, gratuliere!"
Dieses wertvolle "Gratuliere, gratuliere!" wende ich bis heute in den unterschiedlichsten Situationen an. Auf diese Weise muss ich nicht lügen und bleibe mir trotzdem treu. So klingt hohe Diplomatie. Für die Künstler meiner Generation spielt nämlich noch etwas eine wichtige Rolle: das Alter. Aus eigener Erfahrung weiß ich, was es bedeutet, in einer Hauptrolle auf der Bühne zu stehen, und welche Probleme sich manchmal ergeben können, einfach weil man keine dreißig, vierzig oder fünfzig mehr ist. In solchen Momenten lüge ich so gekonnt, dass alle glücklich sind. Weil ich Respekt vor der Arbeit habe. Ich kann lügen, dass sich die Balken biegen! Interessant ist, dass man mit zunehmenden Jahren sensibler wird und nicht abgestumpfter. Bedenken Sie immer: In einer Welt der wachsenden Unsicherheiten kann es nicht genug Lob geben. Quittieren Sie daher jede Art von Leistung immer mit einem "Gratuliere, gratuliere!" So müssen Sie nicht lügen und bleiben sich trotzdem treu.«
Dagmar Koller, Dranbleiben
g a g a - 10. Mai 2020, 11:00
10. Mai 2020 um 11:50
Den Tipp merke ich mir!