08. Juni 2015






Ich kann mich nicht entsinnen, je so lang mit einem Eintrag herumgetan zu haben. Vor lauter Respekt und dem Bedürfnis, Max Liebermann so viel Ehre zu erweisen, wie überhaupt nur möglich, habe ich viele Tage damit verbracht, immer wieder die Reihenfolge der Bilder zu ändern. Das Ganze ruhen zu lassen. Wieder angefangen, wieder umsortiert. Damit die Reihenfolge wie der Film wird, den ich empfunden habe, als ich da war. Es ist nicht egal, welches Bild einem anderen folgt. Nichts ist egal. Alles ist wichtig. Alles hat Bedeutung. Und als ich durch seinen Garten lief, mit diesem großem Respekt, mit Ehrfurcht und Gedenken - war ich mir keineswegs sicher, dass er meine Schritte nicht bemerkt. Meine Schritte in seinem Reich, seinem liebgewonnenen Refugium am Großen Wannsee. Keiner kann das wissen. Man muss davon ausgehen, dass die ewigen Seelen ein Auge auf ihre irdischen Herzensdinge haben. Nicht nur ihre Nachkommen. Warum nicht auf einen Ort, der zu Lebzeiten so große Bedeutung hatte? Ich kann diesen Ort nicht vereinnahmen, als beliebigen Ausflugsort banalisieren, umdeuten, ohne auf seinen Erschaffer, Schöpfer Max Liebermann hinzuweisen und mich vor ihm zu verneigen. Und sehr dafür Danke zu sagen, dass ich da herumlaufen darf. So ist das. Deshalb brauche ich so lange, um diese Bilder hier zu zeigen. Weil ich viele Texte recherchiert habe, in denen die Geschichte dieses Ortes gewürdigt wird. Und Max Liebermann. Glücklicherweise fand ich Schriftverkehr von Max Liebermann, in dem er über Details zum Bau der Villa spricht. Alle diese folgenden kursiven Absätze rühren aus diesen Fundstücken. Es sind viele. Und das ist angemessen. Denn Max Liebermann war ein ganz Großer. Mit jeder Lektüre jedes Fundstückes ist er mir mehr ans Herz gewachsen. Sehr.






Im Alter von 62 Jahren legte sich Max Liebermann einen Sommersitz im damals vornehmsten Villenviertel Berlins zu. 1909 erwarb er in der Villenkolonie Alsen eines der letzten freien Wassergrundstücke am Wannsee, ein lang gestrecktes, etwa 7000 Quadratmeter umfassendes Grundstück an der Seestraße 42, heute Colomierstr. 3. Die zum Wannsee gelegene Ostfassade der Villa wird durch einen zentralen zweigeschossigen Mittelrisaliten mit dreieckigem Giebel und Oculus gegliedert. Auf dieser Seite der Villa gelangt man durch Terrassentüren von allen Räumen des Erdgeschosses auf die breite Terrasse und kann den Blick über die Blumenterrasse, die große Wiese, Heckengärten und Birkenallee im seeseitigen Garten schweifen lassen. Die Familie Liebermann bezog das Haus im Juli 1910 und verbrachte bis kurz vor Max Liebermanns Tod 1935 jährlich die Sommermonate am Wannsee.





In der Folgezeit unterlag das Haus einer wechselvollen Nutzung: 1940 wurde Martha Liebermann von den Nationalsozialisten gezwungen, das Grundstück an die Deutsche Reichspost zu verkaufen, die in der Villa ein »Schulungslager« für ihre »weibliche Gefolgschaft« einrichtete. Gegen Ende des Krieges diente das Haus als Lazarett. Nach 1945 wurde die Liebermann-Villa gemeinsam mit der benachbarten Villa Hamspohn zur Chirurgischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses Wannsee. Max Liebermanns Atelier fungierte als Operationssaal.





Liebermanns in den USA lebende Tochter Käthe Riezler erhielt die Villa 1951 zurück. Sie schloss mit dem Wannsee-Krankenhaus einen Mietvertrag. Ihre Tochter Maria White, die als Kind auf vielen Bildern Max Liebermanns zu sehen ist, verkaufte die Villa schließlich 1958 an das Land Berlin. Der verwaltende Bezirk Steglitz-Zehlendorf verpachtete die Villa dann im Herbst 1971 nach zweijährigem Leerstand für 30 Jahre an den Deutschen Unterwasser-Club (DUC). Dieser richtete dort ein Vereinsheim mit einer Aus- und Fortbildungsstätte für Taucher ein, was bauliche Veränderungen im Inneren des Hauses zur Folge hatte. Zwar erreichte die Max-Liebermann-Gesellschaft 1995, dass die Villa unter Denkmalschutz gestellt wurde, der Bezirk verlängerte aber im gleichen Jahr den Pachtvertrag mit den Tauchsportlern vorzeitig um weitere zwanzig Jahre. Zum 150. Geburtstag Max Liebermanns im Jahr 1997 erwirkte die Max-Liebermann-Gesellschaft, dass der Berliner Senat die museale Nutzung der Villa beschloss. Er stellt allerdings keine finanziellen Mittel zur Verfügung. Nachdem 2002 ein gleichwertiges Ausweichgrundstück für den DUC gefunden werden konnte, begann die Max-Liebermann-Gesellschaft mit privaten Mitteln die Villa zu restaurieren und für die Nutzung als Museum umzuwandeln. Seit Ende April Zweitausendsechs sind Haus und der Garten originalgetreu wiederhergestellt und für die Öffentlichkeit als Künstlerhaus, Museum und Garten dauerhaft zugänglich. Die Heckengärten allerdings mussten bei der Eröffnung 2006 noch Fragment bleiben, da ein viereinhalb Meter breiter Streifen vom Grundstück abgetrennt und in der Nutzung eines benachbarten Sportvereines blieb. Erst nach Jahren unermüdlichen Ringens gelang es im Jahr 2013, diesen Grundstückstreifen dem Garten wieder einzugliedern und die Heckengärten zu vollenden. Im Mai 2014 konnten die Bauarbeiten in den Heckengärten von Max Liebermann abgeschlossen werden. Den Abschluss bildete die Ergänzung der Ufermauer und Rekonstruktion des historischen Liebermann-Steges, der zehn Meter aufs Wasser hinausführt und in einer Aussichtsplattform endet. Heute erstrahlen das Haus und der Garten in altem Glanz.











Lange hatte der Berliner Maler von einem solchen Ort geträumt, mit großem Garten und Bäumen. 1910 verwirklichte er schließlich diesen Traum am Wannsee. »Von allen Ländern lächelt jenes Eckchen der Erde mich an« zitierte Liebermann Hölderlin, um Freunden sein neues Domizil zu beschreiben. Künstlerisches Sehen heißt nicht nur optisches Sehen, sondern auch Erschauen der Natur. Nur wer den Odem Gottes in der Natur spürt, wird in Wirklichkeit lebendig gestalten können, nur der Pantheist... (...)«













Liebermann entschloss sich vergleichsweise spät, sich neben seinem ererbten Stadtquartier am Pariser Platz, einen Sommersitz im damals nobelstem Villenvorort Berlins zuzulegen. Im Sommer 1909 erwarb er eines der letzten freien Doppelgrundstücke mit Wasserzugang zum Großen Wannsee und beauftragte Paul Otto Baumgarten mit dem Bau seines Hauses. Baumgarten hatte sich als Villen- und Landhausbauer einen Namen gemacht. Während die Planung des Gartens in der umfangreichen Korrespondenz zwischen Liebermann und Alfred Lichtwark gut dokumentiert ist, konnte die Entstehungsgeschichte des Hauses nur anhand von Bauakten und einigen wenigen Kommentaren in Briefen Liebermanns rekonstruiert werden. Das wenige aber vermittelt einen lebendigen Eindruck vom Planungs- und Bauablauf, von der Zusammenarbeit zwischen dem Bauherr und seinem Architekten.





Liebermann plante ein Gesamtkunstwerk von Haus und Garten und die erste wichtige Voraussetzung war die Entscheidung, den Standort des Hauses in die Mitte des langgestreckten Grundstückes zu legen. "Wenn ich hier am Ufer stehe, so will ich durch das Haus hindurch auf den Teil des Gartens sehen können, der dahinter liegt. Vor dem Haus soll eine einfache Wiese angelegt werden, so dass ich von den Zimmern aus ohne Hindernis auf den See sehen kann. Und links und rechts vom Rasen will ich gerade Wege. Das ist die Hauptsache. Noch etwas: das Zimmer, das in der Achse liegt, soll der Essraum sein. So... - Und nun bauen Sie!"






Baumgartens erste Pläne sahen auf der Westfassade u.a. eine mittig angeordnete, zweigeschossige Loggia vor, die Fassade zum Wannsee hin hat ein heruntergezogenes Mansardwalmdach und in der Mitte ein wuchtiges, glockenähnliches Kuppeldach über einem sich aus der Fassade vorwölbenden zweigeschossigen Vorbau, vor dem wiederum zwei Säulen stehen, die einen Balkon tragen. Liebermann war jedenfalls nicht zufrieden, als Baumgarten ihm am 25. Juli 1909 die fertigen Pläne zur Unterschrift vorlegte. An seinen Freund und Berater bei der Gartengestaltung Alfred Lichtwark schreibt er einen Tag später: „Gestern habe ich den ganzen Tag gebaut u. über den Grundriß sind wir so ziemlich klar (ich bringe die Pläne mit). Nicht so über die Fassade, die zu sehr nach einem Bauernhause aussieht: ich möchte ein Landhaus, das sich ein Städter gebaut hat. Wie überall ist das Einfachste das Schwerste." Die Bleistiftskizze eines Giebels auf einem Plan der Wannseefassade, die möglicherweise bei der zitierten Besprechung mit Baumgarten entstand, lässt erahnen, was Liebermann sich unter einem „Landhaus eines Städters" vorstellte. Am nächsten Tag reichte Baumgarten die Pläne beim Bauamt Wannsee ein, wo sie zügig, Ende August 1909 genehmigt wurden.




Mitte September begann das Baugeschäft mit der Ausführung. Bereits Ende Oktober war der Bau soweit fortgeschritten, daß Liebermann Lichtwark berichten konnte: „Meine Sommerresidenz kömmt in nächster Zeit unter Dach, dann muß das Haus nach polizeilicher Vorschrift sechs Wochen stehn bleiben, ohne daß daran gearbeitet werden darf. Anfangs nächsten Jahres kann es inwendig verputzt werden u. im Mai von außen, sodaß wir Anfang Juli etwa es beziehen können. So meint wenigstens der Architekt, ob sein Optimismus berechtigt ist, weiß ich freilich nicht. Bis jetzt freuen wir uns und haben noch keine Fehler entdeckt." Der endgültige Entwurf sah ein kubisch reduziertes Gebäude mit einer begradigten Fassade und einem einfachen Walmdach vor. Die Räume im Inneren sind symmetrisch um die Mittelachse herum angeordnet. Im Erdgeschoss befindet sich ein großes, durch eine mittige Tür mit dem Esszimmer auf der Wannseeseite verbundenes Kaminzimmer, mit dem von Liebermann gewünschten Durchblick von Osten nach Westen, Im Obergeschoss liegen die Schlafräume der Familie, mit Blick auf den Großen Wannsee und das Atelier.





Ende März 1910 berichtete Liebermann seinem Freund Lichtwark: „Vorigen Sonnabend waren wir wieder in Wannsee und bis jetzt haben wir weder am Bau wie am Garten etwas entdeckt, was wir anders gewünscht hätten ... In 14 Tagen wird die Villa fertig sein, sodaß wir an die innre Einrichtung gehen können." Am 6. April, genervt von den Querelen bei den Vorbereitungen der zehnten Jahresausstellung der Secession, - "am liebsten schmeiße ich ihnen den ganzen Kram vor die Füße" -, konnte Liebermann Lichtwark von weiteren Fortschritten in Wannsee berichten. Nach seinem Einzug stellte Liebermann fest, dass er mit dem Gärtnerhaus nicht zufrieden war. Es störte ihn beim Blick aus seinem Atelierfenster und darüber hinaus beeinträchtigte es - von der Straße aus betrachtet - die repräsentative Hauptfront des Hauses und damit die Gesamtwirkung erheblich. Es folgte die schrittweise Neuplanung diverser Nebenanlagen: des Pförtnerhauses, der Abortanlage, der Garten- und Terrassenmauern und eines Teepavillons am Ufer des Wannsees, die sich teilweise noch bis Ende des Jahres 1911 hinzogen Im Frühjahr 1910 hatten die Arbeiten am Haus Fortschritte gemacht. Am 4. Mai 2010 schrieb Liebermann an Alfred Lichtwark: „Wir waren vorgestern wieder in Wannsee: bis auf die Inneneinrichtung ists fertig und auch der Garten fängt schon an. So weit wirs bis jetzt beurtheilen können, finden wir es durchaus gelungen. Die Terrassen sind fertig, jetzt wird das sechs Meter breite Stück in den See geschüttet und im Juli können wir hoffentlich die Villa beziehen. Bis dahin kommen Sie hoffentlich noch her, um Ihr Urtheil abzugeben." Am 26. Juli 1910 war es dann endlich so weit.




Liebermann bezog mit seiner Frau Martha, seiner Tochter Käthe und dem Dackel Männe seine Villa am Wannsee. Am 31. Juli berichtete er Lichtwark "Seit 5 Tagen leben wir nun hier und ich empfinde zum ersten Male in meinem Leben das Gefühl, auf der eigenen Scholle zu sitzen. Hier kann ich meine Ellenbogen wenigstens nach beiden Seiten ausstrecken, ohne - anzustoßen. Auch habe ich bis jetzt nichts bemerkt, was ich hätte anders machen sollen: die vorhandenen Fehler waren nicht zu umgehn, höchstens vermittelst viel größerer Geldaufwendungen. Aber, wie mir Arnhold, der mich eben besuchte, sagte, aus der Situation bezug auf die Gartenanlage, die wir Ihnen verdanken: die ist nach einstimigen Urtheilen eminent gelungen. Lichtwark kam im Oktober zu Besuch und stellte fest, dass Haus und Garten fertig seien. In seinem Bericht für die Verwaltung der Hamburger Kunsthalle notierte er, Liebermann sei sehr stolz: „Sehen Sie, diese zehn Finger haben alles in zwei Jahren ermalt, Grundstück, Haus, Gartenanlage und Einrichtung. Wenn mir jemand vor zehn Jahren gesagt hätte, daß es einmal so kommen würde, hätte ich gelacht."





Fern des Großstadtlärms fand Liebermanns Flucht vor der Industriekultur, der seine Familie ihren Reichtum verdankte, ihr beschauliches Ende. Denn im Unterschied zu seinen Nachbarn, die allesamt größere Villen bewohnten und Gärten im englischen Stil angelegt hatten, legte Liebermann Wert auf den bürgerlichen Charakter seines Hauses und mehr noch auf die "bürgerliche Architektur" seines Gartens. Auf seinem eigenen Anwesen kam es schließlich zum harmonischen Nebeneinander von ländlicher Idylle und bürgerlicher Kommodität. 1922 schrieb Max Liebermann an Fritz Stahl, einen Redakteur beim Berliner Tageblatt: "Schade, dass Sie nicht zu meinem Geburtstage hier waren. Es war sehr nett und auf Augenblicke vergaß man der fürchterlichen Zeitläufe. Sehn Sie sich doch mal mein 'Schloß' am See an, übermütig sieht's nicht aus, aber ich glaube, dass es nach mir aussieht."




Scherzhaft nannte Max Liebermann seine Sommervilla »Klein-Versailles«. Liebermann repräsentierte eine Position, mit der sich ein Bürgertum identifizierte, das sich dem Bildungshumanismus des 19. Jahrhunderts verpflichtet fühlte und liberal gesinnt war. »In Liebermann bewundere ich Berlin«, schrieb Thomas Mann, der den toleranten Geist der Stadt von keinem anderen besser repräsentiert fühlte. Und: »Ich finde es königlich, daß er den geweckt schnoddrigen Berliner Jargon spricht, frank und unverfälscht, und wenn ich bei ihm bin, in seinem Haus am Pariser Platz, fühle ich mich im Brenn- und Sammelpunkt erheiternder und mächtiger Charakterköpfe, an repräsentativ symbolischem Ort, in der Residenz des genius loci: eine Empfindung, zu der das Fluidum von Freiheit, Kühnheit, Größe, Souveränität nicht wenig beiträgt, das die rassig-feine und ritterliche, im strengsten Sinne liebenswürdige Person des Hausherrn umwittert.« Auch in Wannsee fanden diese Kreise zueinander. Das passende Naturkorrelat zum Künstlersubjekt Liebermann war zu dieser Zeit längst sein Garten am Wannsee. In den Jahren des Krieges, in denen er nicht mehr verreisen konnte, fand er dort seine wichtigsten Motive und investierte den Großteil seiner verbleibenden Arbeitskraft in den Wannseegarten. Die Colonie Alsen an den Ufern des Großen Wannsees war mehr als nur das sommerliche Zentrum des Berliner Geistes- und Kulturlebens. Hier lebten viele der bedeutendsten Mäzene, die Kunstsammlerin Margarete Oppenheim, Eduard Arnhold, Robert und Franz von Mendelsohn, die ihre van Goghs und Manets zum großen Teil ebenso der Nationalgalerie vermachten wie die Bankiersfamilie von der Heydt. Hier lebten die Verleger Ferdinand Springer und Gustav Langenscheidt und der gefeierte Operateur Sauerbruch, und hier ging auch Albert Einstein als Freund vieler Familien ein und aus.





Zum letzten offiziellen Höhepunkt im Leben Max Liebermanns geriet die Feier zu seinem 85. Geburtstag. Im Sommer 1932 fand am Wannsee ein großes Fest statt, in dessen Verlauf dem Maler die Ehrenbürgerschaft der Stadt Berlin verliehen wurde. Doch nur ein halbes Jahr später marschierten schon die braunen Horden unter den Fenstern von Liebermanns Stadtwohnung durchs Brandenburger Tor. "Ick kann jar nich so viel fressen, wie ick kotzen möchte!" flucht Liebermann beim Betrachten des Fackelzugs zu Adolf Hitlers Machtübernahme am 30. Januar 1933. Als schließlich auch die Bücher brannten, trat Liebermann aus der Akademie der Künste aus und verriet der jüdischen Central-Vereins-Zeitung seine Motive: "Ich habe während meines langen Lebens mit allen meinen Kräften der deutschen Kunst zu dienen gesucht. Nach meiner Überzeugung hat Kunst weder mit Politik noch mit Abstammung zu tun, ich kann daher der Preußischen Akademie der Künste, deren ordentliches Mitglied ich seit mehr als 30 Jahren und deren Präsident ich zwölf Jahre gewesen bin, nicht länger angehören, da dieser mein Standpunkt keine Geltung mehr hat." Liebermann, Berliner Ehrenbürger und Präsident der Preußischen Akademie der Künste, legte am Tag nach der Bücherverbrennung im Mai 1933 alle öffentlichen Ämter nieder.




Am 8. Februar 1935 starb Max Liebermann, 87-jährig, eines natürlichen Todes. Vorher war er schon zwei Jahre lang totgeschwiegen worden. Ihm, der immer ein offenes Haus für Freunde und Gäste gepflegt hatte, wurde auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee nur von wenigen Getreuen das letzte Geleit gegeben. Am 20. Januar 1942 fand in der Nachbarschaft seines Gartens die Wannseekonferenz statt, um die Auslöschung der Juden bis ins kleinste Detail zu regeln. Sein Haus am Großen Wannsee sowie sein Stadthaus am Brandenburger Tor wurden der Familie durch »Arisierung« geraubt. Einigen Angehörigen der großen Liebermann-Familie war es gelungen, ins Ausland zu flüchten, andere endeten in den Vernichtungslagern der Nazis. 1943 sollte auch Liebermanns 86-jährige Frau Martha nach Theresienstadt deportiert werden. Bevor es dazu kam, nahm sie sich das Leben. Liebermanns Ehefrau Martha vergiftete sich am 10. März 1943, unmittelbar vor der Deportation. Aus ihrem im Museum ausgestellten letzten Brief spricht ihre fatale Verzweiflung.







»Das Höchste, wozu es der Mensch bringen kann, ist: sich zur Freiheit durchzukämpfen, seiner Intuition folgen zu dürfen. Die Freiheit wird einem nicht geschenkt, sondern sie muss erobert werden, und dieser Kampf heißt das Leben.« Max Liebermann, 1931


Quellen
Luise Berlin
Rückzug ins Refugium
Paradies am Wannsee
Wikipedia Colonie Alsen
Wikipedia Max Liebermann
Max Liebermann-Gesellschaft
Projekt Gutenberg Max Liebermann
Baugeschichte der Liebermann-Villa

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