28. Juni 2025



In der Wohnung, im Wohnzimmer. Während der dritte und letzte Lesetag vom Bachmannpreis auf 3Sat läuft, jetzt der letzte lesende Autor, dazu Eiscafé. Vorher eine Naht von Hand repariert. Beim Bachmannpreis sind heuer sogar eine 54-jährige und ein 60-jähriger angetreten. Das hat mich überrascht, mir kommt es vor, als wären früher alle Kandidaten weitaus jünger gewesen, so dass ich vielleicht verinnerlicht hatte, dass es eine Altergrenze gäbe. Für mich war kein Text dabei, der mich neugieriger auf mehr gemacht hätte. Kein neuer Max Frisch, keine neue Bachmann, wenn auch Ansätze von Bachmann darunter. Am weitaus sympathischsten war mir die Vortragsweise und unprätentiöse Art von Sophie Sumburane, wobei ich auch bei ihrem Text wegdriftete, die Konzentration verlor. Auch gibt es wohl Schlüsselbegriffe, die auf Szenario und Setting verweisen, die mich sofort aussteigen lassen. Zum Beispiel das Setting einer Konstellation von Müttern mit Kleinkindern und deren Herausforderungen im Alltag. Und und und. Es bleibt nicht so viel übrig, wenn ich die dargebotenen Themen- und Lebenswelten betrachte, die literarisch verhandelt wurden. Aber das ist mein ganz, ganz persönliches Luxusproblem.

27. Juni 2025

Heute ein dereinst historisches Datum im Ingeborg Bachmann-Universum. In Klagenfurt wurde ihr Elternhaus in der Henselstraße nach mehrjährigen Planungen und Umbau als das Ingeborg Bachmann Museum eröffnet. Und ich war dabei! Allerdings nur gedanklich und virtuell, terminliche Verpflichtungen hielten mich in Berlin fest. Ursprünglich war die Eröffnung schon für das vergangene Jahr geplant, zum Geburtstag von Bachmann, der sich übrigens im nächsten Jahr zum hundertsten Mal jährt. Die Ankündigung, dass das Haus ihrer Kindheit und Jugend in Klagenfurt ein ihr gewidmetes Museum mit ihrem Nachlass, wie z. B. ihrem Mobiliar aus ihrer letzten Wohnung in Rom und persönlichen Gegenständen, dem Schreibtisch und Kleidung werden soll, hatte ich interessiert zur Kenntnis genommen und immer einmal recherchiert, wann es soweit sei. Aber die Berichterstattung kam nach dem Verkauf an die Privatstiftung Kärnten ins Stocken. So wandte ich mich an das Robert-Musil-Museum in Klagenfurt, das mit dem Umbau zum Museum kuratorisch betraut war. Der Leiter des Museums Heimo Strempfl wusste noch im Januar vergangenen Jahres nichts Konkreteres und gab mir die Kontaktdaten der Chefkuratorin Katharina Herzmansky, der die Verantwortung übertragen worden war. Am 9. Februar 2024 antwortete sie mir wie folgt:

"Sehr geehrte Frau Nielsen,

vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Interesse an dem künftigen Ingeborg-Bachmann-Haus in Klagenfurt. Die Umsetzungsarbeiten laufen, der Eröffnungstermin wird entsprechend Projektplan zeitnah fixiert. Wir dürfen Ihre Anfrage in Evidenz halten und zeitgerecht informieren.

Freundliche Grüße
Katharina Herzmansky"

Mag.a Katharina Herzmansky
Förderungen Literatur, Wissenschaft und slowenische Kulturinitiativen
AMT DER KÄRNTNER LANDESREGIERUNG
Abteilung 14 – Kunst und Kultur
9021 Klagenfurt am Wörthersee, Burggasse 8


Hauptsächlich copypaste ich diese alte E-Mail wegen dieser ganz reizenden Wendung "Wir dürfen Ihre Anfrage in Evidenz halten". Das hat doch k.u.k.-Qualität! Gerne möchte man dieser Art korrespondieren!

Lange Vorrede, kurzer Sinn: in der Mittagspause des heutigen zweiten Lesetages des Bachmann-Preises, der von 3Sat live übertragen wird aber auch vom ORF im Internet gestreamt, war Katharina Herzmansky zu Gast und sie hat mir einen guten Eindruck gemacht. Speziell charmant auch der völlig gleichartige Duktus der Sprechweise, die man von Ingeborg Bachmann kennt, auch ein bißchen das Aufgeregte. Sehr sympathisch. Nun ist sie die Leiterin des neuen Bachmannmuseums in der Henselstraße. Im nachfolgend verlinkten Gespräch von heute Mittag erzählt sie vom Umbau und man erhält auch einige filmische Einblicke. Der Einladung zur feierlichen Eröffnung im Rahmen des Hensel-Straßen-Festes kann man entnehmen, dass auch eine Rose zu ihren Ehren gepflanzt wurde. Einige aktuelle Fotos von heute habe ich auch schon gefunden. Die Geschwister von Ingeborg Bachmann, Heinz Bachmann und Isolde Moser waren auch zugegen. Es war ja auch einmal ihr Elternhaus. Ich habe schon Pläne, es zu besuchen, aber eher später, nicht im Juni oder Juli, auch nicht zur potenzierten Aufregung zum hundertsten Geburtstag. Irgendwann dazwischen, ganz unauffällig und diskret.

26. Juni 2025

"Mit der Zeit war auch für Marianne ein Leben in Berzona vorstellbar. Es war Anfang Mai 1965, als sie ins Tessin zogen. (...) Für die Einheimischen blieben sie Städter. Neben Anderschs und dem Typographen Jan Tschichold, der 1933 in die Schweiz geflüchtet war, hatte auch Golo Mann ein Haus in Berzona. Bei der ersten Einladung beichtete Frisch, er habe zu seiner eigenen 'Schande' Thomas Mann nie besucht. Dabei vertraute ihm Adorno öfter an, der Meister habe nur darauf gewartet, dass Frisch sich melde und einmal nach Kilchberg komme. Frisch ging lediglich zu Thomas Manns Beerdigung, hatte immerhin einiges vom Dichterkollegen gelesen, aber ihm fiel wenig dazu ein, und er wusste nicht, was er mit Thomas Mann hätte reden sollen. Zu seiner Überraschung stieß er bei Golo Mann auf Verständnis, der mit dem unvergesslichen Satz geantwortet haben soll: "TM war nicht ergiebig." Allerdings hielt Frisch auch Thomas Manns Sohn auf Distanz, was Marianne bedauerte, denn an den wenigen gemeinsamen Abenden und bei mindestens einer Wanderung in den Sechzigerjahren genoss sie den unterhaltsamen und witzigen Golo Mann, der sich als Konservativer seinerzeit nicht näher zu Frisch und seinen Büchern hingezogen fühlte. Ihm missfiel, wie Frisch in dem bescheidenen Tessiner Dorf seinen luxuriösen Lebensstil mit Jaguar und Swimmingpool zur Schau gestellt habe. In seinem höher gelegenen Haus litt er zudem unter Wassermangel, wenn Frisch zu viel für seinen Pool verbrauchte."
Julian Schütt, "Max Frisch - Biographie einer Instanz", S. 225 - 227



Fotos: Max Frisch im Pool Berzona 1968: Renate v. Mangoldt, Max Frisch und sein Jaguar 1885: Karin Pilliod, Max Frisch und Golo Mann Rüschlikon 1968: Pia Zanetti

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