16. August 2024

Zum Wochenende präsentiere ich ein launiges Foto von circa 1957 oder 1958. Das ist NICHT meine Mutter. Es muss eine enge Freundin von ihr gewesen sein, sie hatte mehrere Freundinnen, die sie in ihrem Tagebuch aus der Zeit erwähnt. Eine Evi kommt immer wieder vor, von der gibt es auch hinterlassene Briefe von Anfang und Mitte der Sechziger. Also ich tippe mal auf Evi, eigentlich Evelin. Nicht mit Ypsilon geschrieben. Scheinbar hat "Evi" in einer Art Wohnheim gewohnt, dem eher nicht sehr privat wirkenden Mobiliar nach zu urteilen. Vielleicht ein Wohnstift für unverheiratete Mädchen, die zur Ausbildung in Nürnberg waren? Mir ist dunkel in Erinnerung, dass meine Mutter in Nürnberg eine Handelsschule besucht hat. Da konnte sie dann vermutlich mit dem Regionalzug von ihrem Elternhaus in der Nähe von Ansbach zur Schule nach Nürnberg fahren, eine knappe halbe Stunde Fahrzeit schätze ich.



Sehr apart ist der Wandschmuck. Eine so damenhafte Erscheinung mit gestärkter Bluse und Bleistiftrock auf dem Bett und dann schwärmerisch Starfotos übers Bett gepinnt, wie ein Backfisch. Ein Potpourri der Stars der Fünfziger, eine herrliche Auswahl - und ich erkenne sie alle! Im Uhrzeigersinn, angefangen bei fünf nach zwölf bzw. bei eins: Sophia Loren. Dann bei drei: Tony Curtis (schon sehr fesch). Bei sechs: sexy Elvis. Bei halbacht: Stewart Granger. Bißchen oberhalb von neun: nochmal Tony Curtis. Zwischen elf und zwölf: Horst "Hotte" Buchholz. Und ein bißchen mittig, zwischen Tony Curtis und Stewart Granger, vermutlich ein Star-Kalender, aufgeschlagen bei Karlheinz Böhm. Erst dachte ich beim flüchtigen Gucken Peter Kraus, aber dann habe ich nochmal geschaut und Sissis Franzl einwandfrei identifiziert. Dass das Zimmer kein privates Mädchenzimmer gewesen sein kann, führe ich vor allem auf das Lazarett-hafte Bett und die bestimmt kratzige Wolldecke mit der Nummer 50/53 zurück. Solcherlei möchte man nicht in seinem Mädchenzimmer haben - zumal 1957 oder 1958.



Die rot angemalten Lippen korrespondieren auch mit den Tagebuch-Einträgen meiner Mutter. Lippenstift war ein Must Have. Wenn es sich um Evi handelt, waren die beiden oft im Kino und lasen die "Filmrevue" oder "Filmillustrierte" Eine wichtige Lektüre für Karin. Vielleicht mache ich mir den Spaß, auszuwerten, an wievielen der ca. zweihundertfünfzig Tage, die sie das Tagebuch schrieb, von einem Kinobesuch die Rede ist. Mir kommt es bald so vor, als wäre sie jeden zweiten oder dritten Tag dort gewesen. Ihre Eltern hatten dazumal noch keinen Fernsehapparat, das wäre eine Erklärung. Und bestimmt war es recht preisgünstig, ins Kino zu gehen. Aber ich weiß es nicht. Mich befremdet etwas, das ich mich absolut nicht erinnern kann, dass meine Mutter jemals im Kino war. Weder alleine, noch mit einer Freundin, noch mit meinem Vater. Das Filmegucken hat sich dann wohl komplett auf das Wohnzimmer verlagert, als es in den Sechziger Jahren bald einen großen Schwarzweiß-Fernseher gab. Illustrierte über Filmstars hat sie auch nicht mehr gelesen. Als wäre das eine andere Person gewesen. Wobei es in den Siebzigern gar nicht mehr solche ausgewiesenen Zeitschriften über Filmstars gab. Die wurden von Gong und Hörzu abgelöst. Unglamouröse Fernsehzeitungen für die ganze Familie. Da war kein Lippenstift mehr erforderlich. Schade.

15. August 2024







Meine Mutter, das unbekannte Wesen. Häufige Friseurbesuche waren für die zwölfjährige Karin wohl ziemlich selbstverständlich. Alle Bilder ungefähr 1955/56. Nachdem ich in ihrem Tagebuch von 1957 - 1958 geblättert habe, ist mir klar geworden, wieviele Gedanken sie sich um Kleider und Details gemacht hat. Vor nicht sehr langer Zeit fragte ich sie, ob sie einen Berufswunsch hatte, der unerfüllt blieb. Ja, sie wäre am allerliebsten Friseurin geworden. Aber das Schicksal wollte es, dass sie sich familiären Interessen beugte und anfing, sich im familieneigenen Betrieb für Innenausstattung im Büro nützlich zu machen. Bis sie ihren Hans traf und mit zwanzig Mutter wurde. Nur anderthalb Jahre später kam ein zweiter Schreihals, nämlich ich. Obwohl sie nie gesagt hat, dass ich viel herumgeschrien hätte. Eher war sie besorgt, weil ich meine kindlichen Kräfte darauf verwandte, Gläser zu zerbeißen.

14. August 2024



Sommer 1955, "Wilhelma", Stuttgart. Karin zwölf, mit Ponyfrisur.



Als Kind haben mich die Riesen-Seerosenblätter an das runde Backblech erinnert, das Mama benutzt hat, wenn sie Biskuitboden buk. Für Kuchen mit Erdbeeren aus dem Garten und Schlagsahne.

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