26. August 2022





Und immer wieder verwildertes Grün. Das verwinkelte Gemäuer der Basteien bietet Tausend Verstecke und Wohnräume für Tiere. So mancher Vogel kann von sich sagen, in der Bastei zu wohnen.





26. August 2022



Es war immer noch Mittagszeit, 13:37 Uhr sagen die Metadaten vom 2. Juli 2022 von den Tunnelbildern, über dreißig Grad, da waren nicht sehr viele Menschen unterwegs. Ich konnte schön meinen Gedanken und Erinnerungen nachhängen. Ein starkes Déjà vu, als ich nach unten in den Burggraben blickte, da wo jetzt ein Biergarten zu sein scheint, der aber offensichtlich gerade nicht aufhatte. In diesem Burggraben war bis in die Achtziger Jahre das Bardentreffen. Und zwar nur dort, auf mehreren Open air-Bühnen.



Jetzt erstreckt es sich auf die gesamte Altstadt. Wenn man früher zum Bardentreffen ging, war klar, dass jeder nur dort sein kann, sofern er sich überhaupt dafür interessiert. Ich bin nicht jedes Jahr hin, aber schon manches, wenn mich ein Künstler besonders interessierte, oder ich ihn sogar kannte. Hier kann ich mir die weibliche Form sparen, da es ausschließlich Männer waren. Es traten sicher auch Frauen auf, aber für meinen Geschmack war da nichts dabei. Der war auch eher unkonventionell. Wegen Bettina Wegener wäre ich bestimmt nicht hingegangen, bei allem Respekt, dieses traditionelle Liedermacher-Geschrammel war mir zu altbacken. Seltener gab es auch mal etwas Gewagtes, Avantgardistisches, dazu gehörte ein Auftritt von Duke Meyer, einem damals in Nürnberg lebenden Performancekünstler, den ich nicht nur vom Hörensagen, sondern persönlich kannte. Wir sind heute noch befreundet. Er wurde in der Nürnberger Presse stets als "Enfant Terrible" bezeichnet und machte möglicherweise den ersten Deutsch-Rap überhaupt. Ich spreche von 1983 bis 1986. Er kleidete sich wie eine wilde Mischung aus Massai und Weltraum-krieger, selbstverfertigte Kreationen. Die Frisur mal superkurz, der Schädel mit kunstvoll ausrasierten Leopardenflecken, oder Sidecut und in der Mitte hochtoupiert, dazu Kriegsbemalung in seiner Jaggerfresse. Und diese Erscheinung im mittelalterlichen, gemütlichen Burggraben, this was really something! Eine Veröffentlichung seiner Texte bezeichnete er als Betonpolemik. Das pink-weiß gestreifte Lyrikheft habe ich noch. Zudem war er der Sänger und Texter der mir auch privat verbundenen Nürnberger Rockband "Männer wie noch nie". Der Bandname war eine kecke Anspielung auf Ina Deters Lied "Neue Männer braucht das Land". Sozusagen die Antwort. Daran dachte ich unter anderem, aber hauptsächlich, als ich dort in der heißen Sonne entlangflanierte.



26. August 2022







Wir betreten die Burganlage durch das Tiergärtnertor, direkt gegenüber von Albrechts Haus. Was für eine Lage! Premium. Man geht durch einen Tunnel aus Sandstein, deswegen auch Lampen am hellichten Tag. Und vor einem liegt die untere Bastei im Südwesten, die Tiergärtnertorbastei. Was für eine Festung. Jeder kann selbst im Internet nachlesen, wie eine Bastei oder Bastion aufgebaut ist. Das spare ich mir, wir wollen flanieren. Nur soviel: Nürnberg hat die einzige erhaltene bzw. restaurierte Großstadt-Befestigung Deutschlands. Es gibt einige kleinere Orte mit auch gut erhaltenen Stadtmauern, aber keine dieser Größe mit mehreren Ringen und Ebenen, und über eine Länge von fünf Kilometern, dazu die Höhe von sieben bis acht Metern und einen Meter dick. Alle anderen deutschen Großstädte haben nur noch Teilstücke, wie zum Beispiel Berlin ein 57 Meter langes Stück bei der Zitadelle. Kann man hier nachlesen. Herrlich, die Nürnberger Stadtmauer mit den wild überwucherten Bastionen. Und die mächtigen Tore! 71 Mauertürme! Die schöne Stadtbefestigung aus Sandstein steht zum Glück unter Denkmalschutz, so soll es sein und bleiben. Am Ende des Tunnels läuft man über eine große Holzbrücke, die geht über den zwölf Meter tiefen Burggraben.



25. August 2022

ANKÜNDIGUNG! Von langer Hand teile ich hiermit bereits heute mit, dass ich mein kommendes Wiegenfest, welches sich am Donnerstag, dem 1. September 2022 zum 557. mal jährt, nicht mit einer abendlichen Einladung oder dergleichen begehen werde. Auch feiere ich nicht hinein, obwohl ich am Abend vorher ausgehe. Das ist schon deswegen nicht der Fall, weil es dort kein klassisches Reinfeier-Getränk nach meinem Prinzessinnen-Geschmack gibt. Ich fordere auch keine originellen Postkarten an, die ich dann nachzustellen gedenke, das war eine Lebensphase, die ich fürderhin für beendet erkläre. Außerdem hab ich es immer noch nicht geschafft, die Challenge von Doro vom letzten Jahr zu meistern. ("Königin von Saba"). Obwohl, das wäre vielleicht eine Idee für mich persönlich, dass ich mich als Gaga von Saba verkleide. Ganz ehrlich: ich hab im Veranstaltungskalender gestöbert, und nix für den 1. gefunden, wo ich dringend hinwollen würde. Muss ja auch nicht sein. Vielleicht mach ich einen Spaziergang auf der Zitadelle Spandau und spiele Burgfräulein, in Anlehnung an meine Nürnberger Spaziergänge. So, nun sind alle informiert. Von postalischen Zusendungen von Sachen bitte ich abzusehen, ich hab schon zuviel Zeug! Das Einzige was ich immer brauche, ist italienisches Espressopulver, Grundierung, gute Flaschengärungen und mein Armani Code Femme. Von letzterem hab ich mir gerade wieder vier Flaschen auf einmal gekauft, bin versorgt! Glückwünsche sind aber immer willkommen. Gute Vibrations und Komplimente. Dass ich zu nichts einlade, heißt nicht, dass mir mein Geburtstag schnuppe wäre, ich will nur keinen Aufwand diesmal. Und unter der Woche ist auch nicht für alle super. Also: keinerlei Feier- oder Geschenke-Stress für alle Geneigten :-) Ich sehe gerade, ich hab mich oben vertippt: 557 stimmt nicht ganz. Bin wohl gedanklich noch etwas bei Albrecht.

25. August 2022





Albrecht Ade, scheiden tut weh. Komm, ein Selfie zum Abschied geht noch: Du machst eins von dir, ich mach eins von mir. Na bitte. Und jetzt raus in die herrliche Sonne, die Burganlage erkunden. Bis ich davon mit Bildern zurückkomme, kann es ein paar Stunden dauern. Wer mag, kann bis dahin in den anderen Nürnberger Fotoalben blättern, es sind schon zwanzig geworden, allerhand!

25. August 2022







Den handsomen jungen Mann habe ich vor vier Wochen schon einmal vorgestellt, da hatte ich die Dürer-Bilder auf den Fluren meiner Herberge präsentiert. Ich meine nicht das hagere Männlein im Harnisch - das ist der Heilige Eustachius, der rechte Flügel vom Paumgarnter-Altar; wobei der für mich jetzt nicht so richtig heilig aus der Wäsche guckt, sondern den Lockenkopf. Oswolt Krel heißt er, ein junger Kaufmann, also nicht schon wieder ein Selfie vom selbstverliebten Albrecht. Das Original hängt in der Alten Pinakothek (Paumgartner-Altar dito, die Pinakothek hat einige Dürer). Ich hatte den Namen von Oswolt schon wieder vergessen. Ich merke mir solche Sachen auch nur vorübergehend, gut dass das Wissen hier gespeichert ist. Muss ich meinen Kopf nicht damit belasten. Bei Bedarf gilt stets: gewusst wo = Transferkompetenz!



25. August 2022



Maria mit der Birnenschnitte... das Selbstportrait als junger Mann. Einfach gut, diese hochwertigen, gemalten Kopien im Dürer-Saal.







25. August 2022







Willkommen im Dürersaal vom Albrecht-Dürer-Haus! Hier hängen die weltbesten historischen Kopien von einigen von Albrechts bekanntesten Gemälden. Die Schautafel erklärt alles Übrige, was man dazu wissen will. Ich erkläre die nächsten Wochen zur unterrichtsfreien Zeit! Jetzt wird nur noch flaniert und gelustwandelt! Ich habe noch viele Bilder in petto. Hoffe, facebook sperrt mich nicht, weil ich die Paradiesvögel Adam und Eva von 1507 von Albrecht poste. Wenn ja: peinlich! Nicht für mich oder Albrecht, sondern für Facebook. Die Originalen Nackedeis Adam und Eva hängen übrigens im Museo del Prado in Madrid. Dass sich Albrechts Werk so über die Welt verteilt, ist schon ok. Wir haben hier ja auch genug Sachen aus aller Herren (und Damen) Länder.



24. August 2022



Noch ein Blick in die Vitrine mit dem Vergolderzubehör. Zwar ist Dürer nicht dafür bekannt, bei seinen Tafelbildern in größerem Umfang Blattgold eingearbeitet zu haben, aber beim Bild seines Löwen heißt es, dass es mit "Gold gehöht" ist, also hier und da Glanzpunkte mit Pinselgold aufgesetzt wurden. Vielleicht wurden in der Werkstatt auch Vergoldungen von Rahmen vorgenommen. Außerdem hat er den großen Saal im alten Nürnberger Rathaus ausgemalt, die Wandbemalung ist leider zerstört, die Fotos davon legen aber nah, dass in all der Pracht auch Gold vorgekommen ist.

In der Vitrine ist jedenfalls ein heutzutage handelsübliches Blattgoldheft der Größe 10 x 10 Zentimeter. Das orange Heft kenne ich, und darunter ein kleineres, vermutlich 8 x 8 Zentimeter. Das letztere könnte Blattgold von den Goldschlägern aus Schwabach sein, das dünnste Blattgold, das erhältlich ist, und traditionell das Format 82 x 82 mm hatte, heute 8 x 8 Zentimeter. Der Lehrer von Albrecht Dürer, Michael Wolgemut hat es an einem Flügelaltar in einer Kirche in Schwabach nachweislich benutzt, es gilt als Bestes.

Die ersten zunftmäßigen Goldschläger sind 1373 in Nürnberg belegt. Das nah gelegene Städtchen Schwabach war die Goldschlägermetropole in ganz Europa und versorgt heute noch 40 Prozent des gesamten weltweiten Bedarfs mit dem extradünnen Blattgold. Mit Blattgold kenne ich mich einigermaßen aus, ich verwende es selbst gerne und finde den Vorgang jedes mal geradezu magisch, wenn man die Nahtstellen der Blätter wie durch Zauberhand einfach so wegpinselt, bis es eine glatte Fläche ergibt, und das Stückwerk nicht mehr zu erkennen ist. Wer einmal damit gearbeitet hat, will es in seiner Werkstatt nicht mehr missen. Man möchte es einfach zur Hand haben. Es wäre sonst wie eine fehlende Farbe in der Farbpalette. Aber die Anwendung muss geübt werden. Dass Albrecht das auch virtuos beherrscht hat und in seiner Werkstatt immer da war, steht für mich außer Frage!



Hiermit ist der Werkstattbesuch beim großen Albrecht Dürer beendet. Es gibt jetzt nur noch einen Raum, den ich noch nicht gezeigt habe, den Dürersaal (außer dem "geheimen Gemach", wie die Toilette früher verschämt genannt wurde, den Luxus hatte Albrecht schon, das ist zugesperrt, vielleicht eine Besenkammer). Der Dürersaal zeigt eine Ausstellung mit hochkarätigen, wertvollen, historischen Kopien seiner wichtigsten Tafelbilder, er ist in einem Anbau vom Dürerhaus und sehr sehenswert. Ach ja, unterm Dach ist auch noch ein Ausstellungsbereich, da sind wechselnde Ausstellungen mit originalen Kupferstichen und Drucken, aber fotografieren verboten. Die Besuchertoiletten im Untergeschoss hab ich auch nicht abgelichtet, sind auch nicht historisch. Für heute ist der Unterricht beendet! Es gibt wie immer keine Hausaufgaben, einen schönen Nachmittag, ich bin nun in meiner kleinen Werkstatt.





24. August 2022



Allerley: Alaun, Aloe, Auripiment, Azurit, Bleiweiß, Drachenblut, Goldrutenwurzeln, Grüne Erde, Gummi Arabicum, Hämatit, Hausenblase/Fischleim, Hühnerei, Knochenleim, Kreide, Läuseblut, Lapislazuli, Leinöl, Maffitot, Malachit, Mastix, Muscheln, Nußöl, Ocker, Purpur, Safran, Saflor, Sepia, Walnußschalen etc.pp.





Es folgt Dürers Rezept für Ultramarinblau: „Und setzt obgemeldt Albrecht Dürer der Jünger in gemeldter seiner Handschrift ein Artificium, wie man das Ultermarin blau soll malen, nämlich also: Mit Nufsöl, welches ufs Reinst geleitert und durch ein hulzens Büchsen, da der Boden einer Hand dick ist, und soll es malen uf das Allerdinnste. Man Öltränke auch den Grund, daruf man malen will, und darnach untermale man es mit schlechten Ultermarin.“

























g a g a
Margarete 21. November...
21.11.25, 13:19
g a g a
Saskia Rutner Ist...
19.11.25, 16:49
g a g a
Doku
17.11.25, 21:51
g a g a
Ruth Rehmann hatte...
17.11.25, 18:42
kid37
g a g a
Margarete 16. November...
16.11.25, 19:46
g a g a
Saskia Rutner Das...
13.11.25, 22:05
g a g a
g a g a
Margarete 12. November...
13.11.25, 00:01
g a g a
Margarete 12. November...
12.11.25, 20:04
g a g a
Afall 12. November...
12.11.25, 19:56
g a g a
Saskia Rutner Hast...
11.11.25, 22:13
g a g a
Clemens Schittko Gaga...
11.11.25, 01:16

21.47
a
April
april 2004
april 2005
april 2006
april 2007
april 2008
April 2009
April 2010
April 2011
April 2012
April 2013
April 2014
April 2015
April 2016
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren