21. Juli 2022







Ich komme noch einmal auf meine Schlafzimmergenossin, die junge Venezianerin von Dürer zurück. Ich hatte gleich so ein vertrautes Gefühl, aber mir war doch tatsächlich völlig entfallen, dass sie auf dem alten 5-Mark-Schein war. Die viel kleineren grünen 5-Mark-Scheine waren für uns als Kinder etwas ganz Besonderes. Sie waren so selten. Oder es kam uns nur so vor. Man freute sich über jeden, den man im Portemonnaie oder im Sparschwein hatte, viel mehr als über ein 5-Mark-Stück. Sie waren so hübsch und kleinformatig wie Spielgeld und das Mädchen guckte auch nicht so streng und schulmeisternd, man hätte sie gerne als Freundin gehabt. Das fiel mir gestern alles erst wieder ein, als ich mir den Elsbeth-Tucher-Zwanzigmarkschein anschaute, daneben waren auch die anderen Geldscheine abgebildet. Das schöne Portrait der namenlosen Venezianerin ist aus dem Jahr 1505. Das nur 24,2 x 32,5 cm kleine Original hängt seit 1923 im Kunsthistorischen Museum in Wien. Auf dem blaugrauen Zehnmarkschein war ein Mann mit langen lockigen Haaren und ich glaube, wir dachten, das sei Albrecht Dürer, weil es im Zusammenhang mit den Geldscheinen immer hieß, die sind alle irgendwie von Dürer. Hat aber gar nicht bei allen gestimmt. Zum abgebildeten langhaarigen Herrn heißt es: "Bartloser junger Mann" (nach älterer Ansicht nach einem Gemälde von Albrecht Dürer oder Anton Neupauer, nach neuerer Forschung nach einem frühen Bildnis von Lucas Cranach dem Älteren, welches sich in landgräflich-hessischem Privatbesitz befindet und nicht öffentlich zugänglich ist)". Wie auch immer - Albrecht Dürer war schon in meiner Kindheit sehr präsent. Ein "household name" sozusagen.

21. Juli 2022





Im Hotelflur vor Elsbeth Tucher. Das Original "Bildnis der Elsbeth Tucher" aus dem Jahr 1499 von Albrecht Dürer hängt in der Gemäldegalerie "Alte Meister" in Kassel. 1961 bis 1992 zierte Elsbeth Tucher den bundesrepublikanischen Zwanzigmarkschein. Ich kann mich dunkel erinnern, dass ich mich als Kind gefragt habe, womit es die gestreng dreinblickende, humorlos wirkende Frau mit der seltsamen Haube geschafft hat, auf einem Geldschein zu landen, den Millionen Menschen im Portemonnaie haben. Dass es ausschließlich dem ruhmreichen Maler des Auftragsportraits zu verdanken ist, hat mir keiner erklärt. Oder ich habe es vergessen.

21. Juli 2022



Im Frühstückrestaurant vom Hotel Saxx. Auch da habe ich mir ein schönes Plätzchen mit Blick auf den Schönen Brunnen gewählt. Links und rechts von mir saßen Hotelgäste. Es gibt ein großes Buffet und tollen Kaffee, kann man auch nach oben aufs Zimmer nehmen. Hier mein erster Gang mit Obstsalat und Joghurt, danach holte ich mir noch Rührei und Nürnberger Rostbratwürstchen. Ich geniere mich grundsätzlich etwas, in einem Restaurant mit der Kamera zu hantieren. Das war am 1. Juli 2022, danach lief ich rüber zum Rathaus, zum Trausaal, wo geheiratet wurde. Auch weil das Paar vegan lebt, hatte ich keinen starken Impuls, meine Würstchen zu fotografieren. Am nächsten Tag nahm ich mir einen Frühstücksteller und Kaffee nach oben aufs Zimmer, dafür gibt es extra Kaffeebecher zum Mitnehmen. Frühstück gibt es ab ziemlich früh bis elf Uhr. Am Nachmittag wird es zum Nachmittagscafé erklärt, ich vermute dann auch für Laufkundschaft, also Passanten.

20. Juli 2022







Wir kommen nun in die Badestube mit stattlicher Badewanne, die durch einen kessen, hinter einer Holzschiebetür versteckten, gläsernen Durchblick eingesehen werden kann. Man muss sich vorstellen, dass links von der Schiebetür die venezianische Dürerschönheit vom Schlafzimmer ist. Ich hatte kein direktes Bedürfnis ins Bad zu schauen, während ich auf dem herrlichen King Size Bett lag, aber anderen mag es da anders gehen, z. B. Paaren. Eine Badewanne hätte ich jetzt auch nicht dringend gebraucht, weil ich vor allem duschen möchte, aber die Großzügigkeit dieses Badezimmers würde manchen vielleicht animieren, von einem Wellnessbereich zu sprechen. Gestört hat mich allerdings, dass der Föhn so seltsam konstruiert ist, dass man zum Föhnen dauernd auf einen Knopf drücken muss, sonst tut sich nichts. Was sich der Föhndesigner dabei gedacht haben könnte, erschließt sich mir nicht. Der Druck vom Duschstrahl hätte ein bißchen stärker sein können, das hab ich aber bei meiner Abreise hinterlassen, und es wurde eifrig notiert. Auch angenehm: die unkomplizierte rundum-Gepäckaufbewahrung vor dem Ein- und nach dem Ausschecken, wenn man noch unbelastet flanieren will, bis die eigentliche Abreise ist. Gefallen hat mir auch beim Abschied, nachdem ich erwähnte, dass ich dort jederzeit wieder übernachten würde, mir der Herr vom Empfang (mit dem Eiskübel) einen tiefen, ernsten Blick zukommen ließ und sehr bestimmt sagte: Wir WARTEN auf Sie! Und dann noch so ein subtiles Schmunzeln hinterher. Hier logiert man gerne! Das Hotel gibt es seit März 2014 in dieser Ausstattung, ich hätte gedacht, es ist noch neuer, wirkt alles sehr einladend und frisch. Einfach picobello.





20. Juli 2022

















Man sieht mir an der Nasenspitze an: ich war angetan. Eben noch einmal geschaut, wann der Schöne Brunnen im Auftrag von Kaiser Karl IV. erbaut wurde: 1385 bis 1396. Also hat ihn der kleine, 1471 geborene Albrecht Dürer auch schon vor der Nase gehabt, wenn er aus seinem Geburtshaus gelugt hat. Sein Vater war ein sehr erfolgreicher Goldschmied und hatte ab 1468 ein Ladenlokal am Hauptmarkt, ich vermute, da hat die Familie auch gewohnt, und da ist der kleine Albrecht auf die Welt gekommen, da wo ich geschlafen habe! Vielleicht nicht genau unterm Dach, aber wer weiß. Toll. 1475, als Albrecht vier war, hat der Vater ein Haus "in bester Lage" erwerben können, das war vermutlich das Haus in der Bergstraße, zwischen Hauptmarkt und Burg. Also ist der Mini-Albrecht seine ersten vier Lebensjahre hier herumscharwenzelt. Die 1361 eröffnete Frauenkirche gegenüber prägte damals auch schon lange das Bild des Hauptmarkts, also bot sich dem kleinen Albrecht Dürer mehr oder weniger das gleiche Bild wie mir im Jahre 2022. Wie aufregend! Noch toller wäre, wenn die Zimmer einen Minikühlschrank hätten, also eine Minibar, aber der sehr zuvorkommende Herr vom Empfang hat Abhilfe geschaffen, indem er mir für meine Flasche einen großen Kühler mit Eis serviert hat, damit ich meinen Schlaftrunk perfekt gekühlt einnehmen konnte.









19. Juli 2022









Ich begebe mich zurück nach Nürnberg - erinnernderweise. Und zwar zum Hotel, in dem ich die drei Tage logierte. Ich finde logieren klingt etwas gehobener, das wird dem Haus gerecht. Von außen ist es eher eines der unspektakuläreren Bauwerke am Hauptmarkt. Es hat die Adresse Hauptmarkt 17, der Eingang ist um die Ecke, Waaggasse 7. Dieses Sorat-Hotel heißt Saxx und ich nehme an, das ist eine Anspielung auf Hans Sachs, den Meistersinger - aber ich kann mich irren. Der Mann im Entrée, der Richtung Bar schaut, ist aber nicht Hans Sachs, sondern der von Albrecht Dürer um 1518 gemalte "Jakob Fugger, der Reiche". Im Original schaut Jakob Fugger in die andere Richtung, ich vermute, der Interior Designer fand es aparter, wenn er zur Bar schaut, dann kann er auch besser nachbestellen, wenn das Glas leer ist. Jakob Fugger war superreich aber auch supersozial und hat die erste Sozialsiedlung der Erdgeschichte einrichten lassen, wo Arme fast nichts für das Wohnen bezahlen müssen. Die Miete beträgt drei Gebete pro Tag und stattliche 88 Cent Jahresmiete, die Fuggerei in Augsburg. Aber ich schweife ab. Jedenfalls ist das eines der vielen großen Albrecht Dürer-Portraits im Hotel, die sich durch alle Etagen und Flure und Zimmer ziehen. Ich war sehr davon angetan.



Als nächstes bitte ich um Beachtung des Fotos vom Dach, insbesondere der Fenster ganz oben. Rechts sind zwei mit halb heruntergelassenen Jalousien, das waren meine Fenster. Auf einem weiteren Bild präsentiere ich, was es unterhalb der Jalousie durch das Fenster zu sehen gab. Für Menschen, die noch nie einen touristischen Trip nach Nürnberg gemacht haben: ich habe direkt auf den Hauptmarkt und den Schönen Brunnen geschaut. Ganz wundervoller Ausblick. Tatsächlich habe ich genau das Zimmer bekommen, das mir auf den Fotos am besten gefallen hat, im Dachgeschoss in der fünften Etage mit der Zimmernummer 503.





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