16. Oktober 2019

Bloggen

"(...) Dann sitze ich daheim und warte auf eine Antwort hier oder bei ihr drüben, die nie lange auf sich warten lässt. Das ist ein bisschen wie zeitverzögertes Telefonieren, bei dem wir öffentlich abgehört werden."

Zitat aus einem schönen Blogeintrag. Mit "ihr drüben" bin ich gemeint. Ich kann den Eintrag ja nur schön finden, da es so ziemlich das Ausgiebigste ist, was eine Blogger-Freundin mir je öffentlich schriftlich zuteil werden ließ. Das allererfreundlichste noch dazu. Diese von ihr erwähnten, nicht selten bekenntnisreichen Unterhaltungen über ein Kommentarfeld unter einem Blogeintrag spielen sich zwischen München (und manchmal auch anderen Metropolen) und Berlin ab. Weil man realistischerweise davon ausgeht, ausgehen kann, dass sich im Bekannten- und Freundeskreis kaum einer die Mühe macht, die Kommentare unter unseren Einträgen analytisch zu verfolgen.

Mit "Kommentare" ist nicht die eine oder andere Anmerkung in Facebook gemeint, sondern in unseren altmodischen Blogs. Da kann man sich dann mal so richtig aussprechen. Dass mitunter private Sachverhalte dort öffentlich zugänglich verhandelt werden, liegt an dem Wohnzimmergefühl und weil man auch nichts dagegen hätte, wenn sich andere, den Angelegenheiten quasi "neutral" aber doch mifühlend gegenüber stehende Leser gedanklich und gerne auch kommentierend einbringen würden. Es machen aber so gut wie nie andere Leser, was auch zu diesem Gefühl beiträgt, dass man sich in einem versteckten, schummrigen Séparée befindet, aber sicher nicht bloß- oder in Frage gestellt.

Es gibt doch sehr verschiedene Leser- und Freundeskreise bei unseren Blogs und bei Facebook. Wenn man sich über viele Jahre gegenseitig liest, weiß man eine ganze Menge über seine Bloggerfreundinnen. Und weiß auch zwischen den Zeilen zu lesen. Ich möchte unsere geflüsterten Gedanken im Séparée keinesfalls missen. Es handelt sich nicht um weinerliche Kummerkastenkonversation, sondern hochgradig welthaltige Angelegenheiten und Erkenntnisse, die sich aus urpersönlichem Erleben und Beobachten gedanklich dynamisch entwickeln und gratis allen als Lektüre zur Verfügung stehen. Wer suchet, der findet. Ich mache ja seit 2018 doppelte Buchführung auf gaga.twoday.net und gaganielsen.com. Man muss immer auf die Überschrift klicken, um das Kommentarfeld und die bereits vorhandenen Kommentare zu sehen. Ich schreibe immer noch den initialen Eintrag auf twoday und copypaste dann zu wordpress. Und zuletzt kopiere ich denselben Text in ein facebook-Statusmeldung-Fenster, wo dann aber nicht alle eingebauten Fotos sichtbar sind, das geht nur in Blogs, zumindest in der von mir gewünschten ästhetischen Form.

Ich lade alle herzlich ein, auch wenn es noch nie geschehen ist, unter den Blogeinträgen (alten, neuen, uralten) auf gaga.twoday.net oder gagnielsen.com zu kommentieren, das geht sogar auch anonym, die Möglichkeiten sind vielfältig. Auf meinen beiden Blogs sind alle Einträge und Kommentare bis zum Ende meiner Tage sichtbar. Bei Facebook setze ich immer nur ein paar ganz aktuelle auf sichtbar.

Das war jetzt viel Hintergrundinformation zu später Stunde. Kann ja nicht schaden - und falls zu langatmig: im Zweifel liest eh keiner so lange Einträge zu Ende und ist schon längst weg, um das nächste Pizzafoto zu liken. Dann aber bitte nicht demnächst beschweren, dass ich bei nächster privater Begegnung keine Lust habe, alles noch mal live nachzuerzählen, was ich schon detailliert geschrieben habe.

Ich finde nicht, dass enge Freunde beanspruchen können, eine Live-Nacherzählung von dem zu erhalten, was ich bereits detailverliebt gebloggt habe. Freunde können anderes von mir erwarten. Zum Beispiel Gespräche unter vier Augen, in denen ich Sachen offenbare, die ich noch nicht mal in dieses erwähnte öffentliche Kommentarfeld zwischen München und Berlin schreibe. Und das ist ganz schön viel und superexclusiv.



P.S.
das Foto da oben ist vom 1. Februar 2004, mit einer analogen Kamera mit einem batteriebetriebenen ferngesteuerten Selbstauslöser fotografiert. So machte man das damals. Ich sitze vor meinem allerersten Notebook, einem Sony Vaio, das Bild ist fünfzehn Tage vor meinem ersten Blogeintrag gemacht. Das alte Notebook steht jetzt in meinem Atelier, es funktioniert immer noch, aber dient mir jetzt mit einem kleinen Lautsprecher aufgerüstet, als Jukebox für meine Lieblingsmusik. Diesen Eintrag gerade schreibe ich von genau demselben Ort, auf einem großen Bodenkissen, mit meinem mittlerweile dritten Notebook. Ich habe immer sehr gute Geräte gekauft, alle funktionieren noch.

16. Oktober 2019 (Ein mir gewidmeter Eintrag)

Der Countdown läuft. Im Zuge der 5000 habe ich bereits ein bisschen über meine Gäste (Kommentierende) geschrieben. Heute und über die nächsten 38 Tage möchte ich ein paar hervorheben und - natürlich sehr subjektiv - erklären, wieso ich bei ihnen ebenfalls gerne zu Gast bin. Das hat übrigens durchaus Potenzial für ein sogenanntes Bloggerstöckchen.

Gaga ist nicht nur eine hervorragende Fotografin, sie versteht es auch wie keine andere, sich selbst mit Wort & Bild in Szene zu setzen. Doch der virtuelle Eindruck täuscht. Sie ist keine Egozentrikerin, keine Selbstdarstellerin im herkömmlichen Sinne. Gaga drückt einfach nur aus, was sie denkt und fühlt. In echt wirkt sie zurückhaltend, fast ein wenig schüchtern und beherrscht die hohe Kunst der Hintergrunddominanz - eine Fertigkeit, die guten Fotografierenden gemein ist.

So Gaga wie ihr Name prophezeit, ist sie gar nicht. Ab und zu macht sie lustige Sachen, wie beispielsweise Stummfilme drehen oder in einer Radiosendung auftreten, Literarisches vortragen oder MRT Selfies veröffentlichen. Sie hat - wie ich - einen Faible für Grande Dames. So ehrte Sie Brigitte Bardot zu deren Geburtstag oder schrieb über Hildegard Knef und die, die sie persönlich kennengelernt hat. Es gibt aber auch andere Serien, in denen sie nur über alltägliche Begebenheiten schreibt - so im Goldenen Notizbuch.

Ich schätze die offene und ehrliche Weise in der sie schreibt. Manchmal entstehen daraus längere Unterhaltungen, in denen wir meist stark vom Thema abschweifen. Dann sitze ich daheim und warte auf eine Antwort hier oder bei ihr drüben, die nie lange auf sich warten lässt. Das ist ein bisschen wie zeitverzögertes Telefonieren, bei dem wir öffentlich abgehört werden, weil sich nie jemand anderer beteiligt. Und manchmal denke ich, wir sollten wirklich richtig miteinander sprechen, denn ich mag auch ihre dunkle, warme Stimme.

Seit gestern weiß ich nicht, ob da ein naher Verwandter gestorben ist oder die Ankündigung von Nick Caves Requiem nur dem Künstler huldigt. Ich möchte ungern stören, zumal ich keine Kontaktdaten mehr habe. Irgendwann werden wir aber unsere Unterhaltung fortsetzen, da bin ich sicher.

tbc.



https://smartass.blogger.de/stories/2739770


und mein Kommentar darunter:

gaga, 16. Oktober 2019, 20:06
...ich will doch gar nicht immer zuerst kommentieren - - - aber deine letzten Gedanken muss ich ganz schnell aufklären, der Hinweis zu Nick Caves Meisterwerk, diesem Requiem für seinen Sohn - ich fühle tief mit ihm. Mir ist seit 2014 (als mein Neffe in einem Fluß ertrank) kein ganz eng familiär nahestehender Mensch mehr gestorben.

Mich hat dieses Requiem so sehr ergriffen, mir fehlen die Worte. Wenn man nahestehende Menschen zu betrauern hat, trauert man auch noch Jahre und Jahrzehnte danach. Ich musste weinen, als ich es hörte. Diese Musik ist so tief ergreifend und ewig, ich kann es nur ans Herz legen.

Und deine vorangehenden Worte ergreifen mich auch sehr. Ich habe mich von dir immer verstanden und gesehen gefühlt. Sehr gewürdigt. Denn Würdigung ist in dieser virtuellen Dimension ein verständiger Kommentar, unendlich mehr wert, als ein hastiger Like-Klick. Dafür danke ich dir sehr. Ich hoffe, denke, du weißt, dass ich nie aus Höflichkeit oder Opportunismus irgendwo kommentiere (tatsächlich genießt du eine exclusive Dichte, ich kommentiere insgesamt sehr wenig). Die Kommentare bei dir werden deshalb oft länger, weil ich vorher viel nachgedacht habe, oder währenddessen.... und so geht es dir vielleicht auch bei mir. Ich bin total gerührt über deinen Eintrag, weil er mir ungefähr so viel bedeutet, wie irgendwelche Blogger-Awards, für die ich nie in Betracht gezogen wurde, in den vielen Jahren des Schreibens. Und du glaube ich auch nicht. Aber wir schreiben ja auch nicht für einen Award, sondern weil wir es dringend brauchen, auf diesem Weg die Gefühle und Gedanken ein wenig zu ordnen.

Ich stoße jetzt in Gedanken mit dir an. Auf all das geschriebene Herzblut, das vergangene und das kommende.

15. Oktober 2019

requiem
1:12:16

~

‘The songs on the first album are the children.
The songs on the second album are their parents.
Ghosteen is a migrating spirit.’

Nick Cave





Das Requiem, liturgisch Missa pro defunctis „Messe für die Verstorbenen“, auch Sterbeamt, ist die heilige Messe für Verstorbene. Der Begriff bezeichnet sowohl die Liturgie der heiligen Messe bei der Begräbnisfeier der katholischen Kirche als auch kirchenmusikalische Kompositionen für das Totengedenken. Er leitet sich vom Incipit des Introitus Requiem aeternam dona eis, Domine „Ewige Ruhe schenke ihnen, o Herr“ ab.
Wikipedia

13. Oktober 2019










Wie ist die Halbwertzeit von Fotografien? Ein Tag, zwei, eine Woche? Kann man noch Bilder posten, die gut zwei Jahre zurückdatieren, oder ist das irrelevant, weil nicht nah genug an der Gegenwart? Was immer geht, sind richtig alte Fotografien aus der vordigitalen Ära, nostalgische Gefühle werden ausgelöst, man ruft die eigenen halb verblichenen, verfärbten Bilder seiner Kindheit und Jugend ab. Aber digitale Aufnahmen von vor ein paar Jahren? Das eine oder andere Highlight wird vielleicht genauso gewürdigt wie ein besonderes aktuelles Bild, aber eine ganze Reihe? Das sieht sich doch keiner an, es sei denn man ist eine Ikone von Weltrang, oder? Auf dem Rechner, der meine Fotografien beherbergt, die ich nie veröffentlicht habe, sind noch ein paar Reihen, wie diese hier.

Ich habe tatsächlich Bildstrecken nach hinten geschoben, die mir eigentlich etwas bedeuten, aber vielleicht kaum jemandem sonst, um Aufnahmen den Vorzug zu geben, die Freunden etwas bedeuten. Eine der hinten runtergekippten Strecken ist zum Beispiel diese hier von meinem Geburtstag vor zwei Jahren, an dem die Ausstellungseröffnung in Soeht 7 war, an der ich beteiligt war. Ich fand es so unendlich schade, dass ich am Abend der Eröffnung nicht die Zeit fand, all die Gäste, über die ich mich sehr freute, zu fotografieren. Man hat anhand der Bilder den Eindruck, dass kaum jemand da war, dabei wirbelte ich die ganze Zeit auf dem Lichthof und zwischen den Zellen und Besuchern und Gratulanten herum, freute mich über Blumen und liebe Besucher, die ich seit langem persönlich kenne, saß vor den laufenden Bildern in der großen Zelle und erzählte Hintergrundgeschichten zu hunderten Bildern, die abliefen, vor allem Schwarzweiß-Portraits, teilweise von bekannten Menschen. Ich hatte großes Vergnügen, von den Begegnungen zu erzählen, dabei lief Musik, meine Lieblingsplaylist.

Oben im Kuppelsaal wurde zu Beginn eine Ansprache von Jan, der mich mit ins Boot geholt hatte, gehalten und ich sagte auch ein paar Worte. Davon gibt es leider keine Bilder. Die Stunden vor der Eröffnung waren von Eile und Hektik geprägt, ich machte eine wichtige Erfahrung, nämlich, dass man wenigstens einen Tag vorher eine Generalprobe machen sollte, mit dem kompletten Setting aller Exponate, um dann ausgeruht und entspannt die Gäste zu begrüßen, sich ihnen in aller Ruhe zu widmen. Ich kam dann aber doch langsam runter, als es schon lief. Einige Besucher aus der Berliner Galeristen- und Kuratorenszene gaben mir damals ein Feedback, das mich besonders freute, weil sie mir nicht aus freundschaftlicher Verbundenheit nette Worte zukommen lließen, sondern aus professioneller Sicht. Ich kann das hier nicht wiedergeben, obwohl ich es genau erinnere, weil es teilweise mit Vergleichen zu tun hatte. Ich kam dabei sehr gut weg.

Der damalige Hausherr Jochen Hahn, damaliger künstlerischer Leiter von Soeht 7, hatte im Vorfeld Gelegenheit, sich virtuell ein Bild von meinen Exponaten zu machen, aber er hatte wohl nur durchgezappt, und stand nun vor mir und berichtete mir mit Staunen im Gesicht, dass das ja richtig, richtig gut sei, was ich da aufgebaut hatte. Ich fand es selber ja auch. Ich weiß schon, wann etwas gut ist, sei es bei anderen oder mein eigenes Zeug. Sehr schön war auch, mit einer arrivierten Fotografin vor den laufenden Bildern zu sitzen und ihre sehr aufmerksamen, differenzierten Kommentare zu hören. Das war ein Geschenk für mich. Aber auch die Rosen von Lydia und Modeste in Begleitung von Wortschnittchen Stefanie, die Wiesenblumen von Jenny und Fabian, die guten Flaschen und schönen Kleinigkeiten von Anne und Ilka und Max. Dass Imke vom anderen Ende der Stadt da war, und auch Michaela und Evelyn, Ina eh. Und Cosmic. Und last but not least Alban. Für die mir liebsten Menschen hatte ich ein paar Flaschen Champagner auf Eis unter meinem Tisch mit dem Notebook in der großen Zelle gebunkert. Es war eine gute Erfahrung, dieser erste von drei Tagen Ausstellung im alten Frauenknast von Lichterfelde. Die paar Reibereien im Vorfeld mit meinem künstlerischen Zellennachbarn waren vergessen. Ich fiel zufrieden ins Bett, nach diesem ersten September 2017.







13. Oktober 2019

Wow Cover von BILLIE JEAN - Heath Brandon

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