18. Oktober 2017




Muss morgen früh raus. Früher als sonst. Wie schon hier und da dargelegt, verweigere ich seit einigen Jahren beauftragtes Enstehen (vor allem) und einhergehende Verwurstung meines Bildmaterials. Also muss das Geld woanders herkommen. Ich habe mir vor vielen Jahren eine Quelle erschlossen. Das verlangt einige Male im Jahr, dass ich früh aus den Federn komme. So wie morgen. Die Bilder, die ich in diesen Eintrag einbaue, hängen auch mit so einem Termin zusammen. Ich musste also am 21. September 2017 zum ersten mal in meinem Leben zu einer Gerichtsverhandlung. Unversehens fand ich mich in einem Verhandlungssaal an dem Tisch, auf dem das Schild mit dem Aufdruck "Beklagte/r" aufgestellt war. Ich nahm es sportlich. Der Verteidiger der Klägerin auch. Er lächelte und zwinkerte mir zu und hatte keine Scheu, nach meinen Darlegungen, die durchaus plausibel schienen, auch für ihn, in den Verhandlungssaal - mir zugewandt - zu verlautbaren: "Hm. Ja. Na klar. Aber Sie WISSEN, wen ich hier vertreten MUSS....?!" Am Ende hatten wir einen Vergleich, der inhaltlich nicht mehr viel mit irgendwelchen Gesetzesgrundlagen zu tun hatte. Ich war um eine Erfahrung reicher. Zum Beispiel, dass man vor Betreten des Gerichtsgebäudes einem Bodycheck unterzogen wird, vergleichbar beim Check in am Flughafen. Es wurde an meiner kleinen Stahl-Thermoskanne mit frisch gekochtem Espresso geschnüffelt. Der Gürtel musste abgelegt werden. Am Ende hat die Seite, für die ich nur neugierhalber (ich war gar nicht als Hauptzeugin oder dergleichen geladen) vor Ort war, also einen Vergleich erzielt. Im Nachgang lernte ich die Redewendung "Orientalische Phase". Beim Vergleich vor Gericht begeben wir uns also in Zustände, vergleichbar einem orientalischen Basar, Pferdemarkt, Teppichhändler. Das Ganze fand in der Kirchstraße statt, in Moabit. Nicht weit davon hatte ich einige Tage später den Gerichtsdreh, im alten Kriminalgericht, Alt Moabit. Davon hatte ich ja ausgiebig berichtet. Rückblickend finde ich es kurios, dass ich zum ersten mal in meinem Leben in ein Gerichtsgebäude geladen war. Einmal allen Ernstes und das andere Mal zum Spiel, und derart kurz hintereinander. War nicht auf meiner Liste der Sachen, die ich unbedingt mal machen wollte, aber schon nicht uninteressant. Das mit dem Filmdreh war hingegen schon etwas, was mich seit Längerem beschäftigte. Der ganze visuelle Krempel ist ja mein Metier, mein Herzblut. Ich hätte es schon 1986, als ich diese Affäre mit dem Oberbeleuchter von Margarethe von Trotta hatte, stimmig gefunden, wenn ich da einen kleinen Zeh in die Tür bekommen hätte. Na ja. Wie auch immer. Dass sich da nie etwas Raumgreifenderes bewegt hat, liegt schlicht daran, dass ich noch nie an jemanden herangetreten bin - außer mich selber - um meine Dienste anzubieten. Wenn mich aber jemand nett bittet, also ohne mein Zutun auf Ideen kommt, zeige ich mich offen. So ist im Grunde alles zustande gekommen, was mir in Hinsiciht öffentlicher Wahrnehmbarkeit widerfahren ist. Wiederfahren? Widerfahren. Widerfahren. Ist. Man könnte auch sagen, ich lasse es darauf ankommen, ob andere zu der Ansicht gelangen, dass ich einen interessanten Beitrag liefern könnte. So lange ich das Gefühl habe, nett gebeten zu werden, gerne auch ein bißchen hofiert, zeige ich mich interessiert. Wer sich im Ton vergreift, hat eher nichts zu erwarten. Ich will nicht vollständig von mir weisen, dass hier eine geringfügige Veranlagung zur Diva zutage tritt. Ich kann mich ja auch nur selbst beobachten. Letzten Endes ist man sich und seinen innersten Impulsen auf Gedeih oder Verderb ausgeliefert. Als alter Astrologin würde mich aber schon interessieren, wohin mich mein revolutionsliebender Jungfrau-Pluto in exaker Konjunktion mit dem erfinderischen, superfortschrittlichen Uranus im zehnten Haus (Öffentlichkeit, gesellschaftliche Anerkennung) noch zu führen gedenkt. Bei jedem anderen hätte ich da eine sportliche Erklärung, aber bei sich selber ist man ja betriebsblind. Oder auch einfach so ein bißchen demutsvoll artig zurückhaltend.

17. Oktober 2017

Warten auf den Klempner. Zweiter Teil.

Oder den Nachbarn. Oder beide. Ich will hier niemanden mit meinen Abflussproblemen langweilen. Zumal die ja gar nicht bei mir sind. Aber nun bin ich - wie auch gestern - sozusagen im Bereitschaftsdienst, falls der Klempner irgendwas von mir will. Schampus ist auch kaltgestellt. Nicht für den Handwerker, sondern für mich. Ich weiß auch gar nicht, was der gerne trinkt. Normalerweise halte ich mich tagsüber mit Alkohol zurück, aber wenn ich ein bißchen was getrunken habe, bin ich zahmer und das könnte der Verständigung dienen. Mein Nachbar, der das eigentliche Problem hat, ist da ja ein ganz anderes Kaliber. Die Sanftmut in Person. Damit provoziert er bei mir so eine Mischung aus Ungeduld und Mitleid. Weil ER nun ein Problem hat, das eventuell auf die Aktion vom Freitag bei mir zurückzuführen ist, sind alle auf unserer Seite gebeten, das Wasser in der Küche nicht zu benutzen, es könnte wieder eine Sauerei bei ihm auslösen. Nun wäscht man das Geschirr im Bad. Alles keine echten Probleme, first world problems, schon klar. Aber dass ich im Zeitfenster X bis Y hier verfügbar bin und dann hält sich der Klempnerdienst nicht an das Zeitfenster, sondern schlägt viel später auf, oder auch gar nicht, weil was dazwischen gekommen ist - wie gestern, das strapaziert mein luxuriöses Nervenkostüm. Ich bin da etwas untolerant. Aber mein Nachbar ist ja von sanftem Gemüt und kommt nicht auf die Idee, dem Klempner hinterherzutelefonieren. Vielleicht ist das auch britische Gelassenheit. Er kommt von da. Ich sitze also nun wieder in meiner durchaus geliebten Wohnung und könnte alles machen, was ich auch sonst mache, aber will lieber ein bißchen herumjammern. Nein, es ist nicht schlimm, ich habe zu essen und zu trinken, ein Dach über dem Kopf, kann aufs Klo gehen, im Bad Geschirr spülen. Habe den sanftmütigen Briten gebeten, mir Bescheid zu geben, wenn der Klempner dann irgendwann mal da ist. Dann gehe ich runter und versuche zu eruieren, ob ich überhaupt gebraucht werde, um testweise Wasser ablaufen zu lassen oder dergleichen. Aus Faulheit und auch weil es mir nicht einleuchtet, habe ich den Schrank unter der Spüle nicht freigeräumt, wie beim letzten mal. Keine Lust!

P,S. Der Brite hat gerade angerufen und mitgeteilt, dass der Wiener (anderer Nachbar, zwischen uns) mitgeteilt hat, dass der Klempner unterwegs ist.

16. Oktober 2017

Die Adresse ist ja nicht schlecht. 5th Avenue, No 1.
Aber das Wand-Tattoo.

16. Oktober 2017














Am zweiten Tag, dem zweiten September 2017 wurde der Zellenflur zur Bühne erklärt, denn Maria würde kommen und spielen. Sie hätte es auch alleine machen können, aber sie brachte Sibylle mit und das war schön. Ich hatte die beiden erst einmal zusammen gehört, im letzten Jahr im Lola. Sibylle stieg - übers Knie gebrochen -  bei Songs ein, die sie gar nicht kannte. Sehr sportlich. Aber jetzt hörte ich die beiden eingespielt und das war wunderbar. Alte Songs von ihrer früheren Band "Schön Blond" und neuere von Maria, die ich zum Teil kannte. Ich wusste immer, dass Maria in jedem Fall etwas abliefern würde, das mich entflammt. Sie hat mich zum Weinen gebracht, weil sie ein paar Lieder geschrieben hat, die mich sehr berühren. Eines davon ist "Hörst du mich". Ich schreibe das, während ich im Schneidersitz auf meinem Bett sitze. Ich habe noch niemals hier einen Entrag geschrieben. Es liegt daran, dass ich heute den Marshall-Lautsprecher, der in Zelle vier war, im Schlafzimmer angeschlossen habe. Ich höre nebenher diverse Folgen von Bettina Rust im Gespräch mit Diesem und Jenem. Während ich schreibe, höre ich nicht mehr zu, merke ich gerade. Eben ein Schauspieler, der amüsant erzählt, Name vergessen (Sebastian Blomberg). Ich trinke etwas, wenn ich zu später Stunde in die Tasten haue. Tiefgang heißt der Wein. Erstaunliche Qualität, im Vergleich zum Preis. Also. Maria hat gespielt. Und es war eine Ehre. Wir haben uns im Grunde gegenseitig die Ehre erwiesen, wir beide wissen, was damit gemeint ist. Auch eine große Freude, dass einige Freunde da waren, die auch Musiker sind, Musikerinnen, Sängerinnen. Und nach einer Pause mit der einen oder anderen Zigarette, erklärte Maria die Bühne zur open stage und die Gäste ließen sich nicht lange bitten. Einer der Mitarbeiter von Soeht7 brachte Bob Marleys Redemption Song und noch ein weiteres Lied zu Gehör, überraschend virtuos. Wir staunten. Jenny sang einen selbst geschriebenen Tango, Hans spielte dazu auf Marias roter Gitarre. Und noch ein zweites Lied, ein neues. Dann sang Saskia "Abgewrackt" und die Tresenfee von Soeht7, die sich hingerissen einen Stuhl genommen hatte, war sofort verliebt. Hans hatte eine von ihm übersetzte Version von Dead Flowers von den Stones in petto, wobei Susie zu Gaga Nielsen wurde. Nicht unbedingt schmeichelhaft, aber die Geste an sich, namentlich verwurstet zu werden, konnte ich durchaus würdigen. Die Tresenfee hatte inzwischen Pizza aufgebacken und verteilt und sorgte für Getränkenachschub, als sich mein Champagner dem Ende neigte. Ich blieb nach diesen schönen musikalischen Einlagen noch etwas länger in meinen Zellen, um ein bißchen aufzuräumen und meine Notebooks einzupacken, eine Weile leistete mir noch der Mitarbeiter Gesellschaft, der den Bob Marley-Song gespielt hatte, wir hatten längst angefangen, in den Zellen zu rauchen, der Rauch verlor sich ohnehin in den hohen Räumen. Dabei lief meine schöne Playlist über den kleinen Marshall Amp. Ich fotografierte ihn auf der Pritsche, wo er sich räkelte, als hätten wir ein Shooting verabredet. Dabei mutierte ich fotografiernderweise zur Schmetterlingsfängerin, es bot sich einfach an, rein visuell, was er etwas anders interpretierte, als von mir beabsichtigt. Ich konnte den jungen Mann kaum abschütteln, aber er fügte sich dann doch etwas betreten, wenn auch ohne Verstehen, in sein Schicksal. Die Bilder gibt es noch, ich werde sie gnadenlos verwerten. Irgendwann dann nach Hause, allein. Vermutlich mit einem gewunkenen Taxi, das irgendwann des Weges kam. So genau weiß ich es nicht mehr.






























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