17. Oktober 2015

No. 8

(unerfragte Acht/7)

NUR ZUR ERINNERUNG

Quartär --- Tertiär --- Kreide --- Jura --- Trias --- Perm --- Karbon --- Devon --- Silur --- Ordovizium --- Kambrium --- Proterozoikum --- Archaikum

Hinter den Zähnen, zwischen den Lippen,
Die Zunge küsst hervor das Wort
Als Dreh-, Mittel-, Angelpunkt
Nur zur Erinnerung

Alles muss zurück auf Anfang
Nur zur Erinnerung
Alles muss zurück auf Anfang
Nur zur Erinnerung
Alles muss wieder haut- und haargenau porentief zurück
In die alte Ordnung
Die Ordnung vor der Ordnung
Die tobende warme Ordnung

Ich setz' mich zusammen aus Sekundärrohstoffen
Wiederverwertbarem Staub
Zusammengeklaubt aus den Zwischenräumen
Langgereister Staub

Ich setz mich zusammen aus zerstörten Sternen
Linke Hände und das Herz
Aus dem Gold geplatzter Sonnen
Interstellarem Erz

Ich singe das Wort, weit weit weg
Manchmal sogar unbemannt
Manchmal tritt es ein im spitzen Winkel
Verglüht nicht, landet unverbrannt

Alles muss zurück auf Anfang
Nur zur Erinnerung
Alles muss zurück auf Anfang
Nur zur Erinnerung
Alles muss wieder haut- und haargenau porentief zurück
In die alte Ordnung
Die Ordnung vor der Ordnung
Vor, vor, vor, der Ordnung

Ich setz mich neu zusammen
Aus intergalaktischem Müll
Aus verworfenen Ideen
Am billigem, teuren Make-Up
Meinetwegen neonfarbenem Tüll

Den Spiegel zerbrochen
Ohne Vorbild, ungestalt
Die Augen geschlossen
Kein Nachbild mehr
Kein Tod mehr an der Arbeit

Ja.

Blixa Bargeld 2013

17. Oktober 2015

Vielleicht doch häufiger Einträge. Ich mag das, wenn gute Schreiber in zeitlicher Dichte posten. Wenn das Potenzial da ist, nehme ich immer eine Zeile oder auch nur eine halbe mit, die mich inspiriert. Spielt keine Rolle, wieviel unveröffentlichtes Bildmaterial auf meiner Festplatte schlummert. Kann sowieso nicht in drei Tagen bewältigt werden. Hingabe ist entscheidend. Nicht etwas aufgreifen, zu dem man gerade nicht die große Liebe hat. Wobei die Liebe manchmal auch mit der Beschäftigung kommt, der Konzentration auf eine Sache. Ich lasse das noch ein bißchen ruhen. Es kommt, wie es kommt, wie es sich bemerkbar macht, nach vorne drängt. In den vergangenen vier Wochen traf ich zweimal auf Vera von Lehndorff. Dabei sind viele Aufnahmen entstanden. Die sie auch gesehen hat. Und mochte. Sogar sehr. Aber das erfuhr ich nicht von ihr selbst, sondern von Holger Trülzsch, ihrem Lebensfreund, der mir vor einer Woche erzählte, dass sie ihm davon erzählte. Freute mich sehr, natürlich. Zumal sie sehr umfangreich in der Reihe zu sehen ist und dafür bekannt ist, dass sie es zwar hinnimmt, bei öffentlichen Gelegenheiten abgelichtet zu werden, sich aber sehr bedeckt hält, wenn sie jemand exclusiv treffen möchte, um sie zu fotografieren. Was mich aber auch nicht so sehr wundert. Mir ginge es ähnlich. Ach was - mir geht es ähnlich. Nur dass ich keine vergleichbare legendäre Historie habe, von den größten Fotografen aller Zeiten eingefangen worden zu sein. Ich wollte gar nicht über Vera Lehndorff schreiben. Fange ich einmal an, gehen sie durch die Gedanken, die Inspirationsfragmente. Was einem so unterschwellig unterläuft. Der immerwährende Subtext des Gedankenstroms. Ich bin ein wenig scheu, jeden Gedankenfetzen, der ein bißchen schillert, zu posten. Oft sind sie auch flüchtig, diese Erscheinungen. So oft beobachte ich Kleinigkeiten in der S-Bahn oder beim Einkaufen. Ich neige zu einer etwas lakonischen Betrachtungsweise der Dinge. Und ich will eigentlich gar nicht so gerne Lakonisches lesen. Das nutzt sich auch ab. Es ist ein bißchen Mode geworden. Wahrscheinlich macht es die richtige Mischung. Ich bin nicht aus Kalkül lakonisch, es ist eher impulsiv. Charakterimmanent. Oder lebensalterbedingt? Ich weiß es nicht genau. Als Mode nutzt es sich jedenfalls ab. Man darf es nicht instrumentalisieren, dann droht Inflation und Langeweile. Mir ging ganz etwas anderes durch den Kopf, als ich gerade zu tippen anfing. Nämlich: ich erinnere ein paar deutliche Bilder aus einem Traum von gestern oder vorgestern. Und immer wenn Bilder sehr deutlich sind, sehr plastisch und gar nicht so sehr phantastisch, sondern nur ein bißchen, bleiben sie mir scheinbar eher haften. Ich habe hier zuhause von der Buchpremiere neulich, von Bov, noch zwei weitere Exemplare des Buches, außer meinem eigenen. Ich würde die gerne weitergeben, verschenken, an jemanden, den es interessiert, der neugierig ist. Ich mailte deshalb kid37 an die mir bekannte Mailadresse, über die wir uns seit Jahr und Tag zum Geburtstag gratulieren und manchmal ein paar persönlichere Zeilen wechseln, fragte ihn, ob er daran Interesse hätte. Ich schob noch eine Mail hinterher, dass es natürlich gratis wäre, also kein Verkaufsangebot, das hatte ich nicht so klar formuliert, in der ersten Mitteilung. Das war vor etwa vier Tagen. Schon sehr ungewöhnlich, über diesen Zeitraum so gar keine Reaktion zu erhalten. Ich begann ein wenig zu grübeln. Ob die Zeiten vorbei sind, wo er diese Mail-Adresse täglich nach Eingängen prüft? (Er hat noch eine andere) Oder ob ich im Spam-Filter gelandet bin? So existenziell wichtig ist es dann auch wieder nicht, dass ich deswegen in Hamburg anrufen würde. Wir telefonieren äußerst selten. Aber dann träumte ich vor etwa zwei Tagen, dass ich mit ihm kommunizierte, ich weiß nicht, ob wir sprachen oder mailten oder skypten (ich skype nicht, weiß aber was das ist). Jedenfalls gab ich ihm noch einmal zur Kenntnis, dass ich ein, zwei Exemplare zu vergeben hätte. Seine Antwort bestand darin, dass er mir die Möglichkeit eröffnete, über ein visuelles Fenster Einblick in seine Wohnung zu nehmen, und nicht nur IN die Wohnung, insbesondere das Wohnzimmer, sondern auch auf den Ausblick aus dem Fenster. Ich erinnerte mich im Traum, dass wir den ja teilweise schon kannten, und dass seine Wohnung in Hamburg am Fluss liegt, ganz nah am Wasser, wo er Boote sehen kann, Ufergestrüpp und etwas, das aussieht wie Schrebergärten. So meine ich es zu erinnern. Jedenfalls öffnete sich ein elliptisch geformter Fokus innerhalb des Bildes, mit weichgezeichneten Rändern, so ähnlich, wie wenn man durch ein Fernglas sieht, und im Fokus erschien eine Hütte, ein Häuschen. Mit Holz verkleidet, wettergegerbt, eine dunkle Hütte. Und kid37 meinte: "Siehst du das? Ich wohne hundert Meter Luftlinie davon entfernt, ich sehe es jeden Tag aus dem Wohnzimmer, warum soll ich da noch ein Buch darüber lesen? Ich habe es dauernd vor der Nase, jeden Tag, ständig!" Und ich: "Ach...! Da bei dir in Hamburg ist das Auerhaus? Das ist ja wirklich sehr nah." Kid37: "Eben!" Ich verstand natürlich sofort, dass er damit als Adresse für meine zu verschenkenden (übrigens signierten) Exemplare ausfiel. Die Traum-Kamera machte noch einen Schwenk durch sein Wohnzimmer, das mich sehr überraschte. Nicht weil es so durchgestylt war, sondern weil ich gewisse Arrangements so nicht erwartet hätte. Es war ein sehr großer Wohnraum, der etwas dachgeschossartiges hatte. Ich weiß nicht, ob dort schräge Wände sind, aber das Gefühl war so heimelig, wie ich es mit solchen Räumen verbinde. Ich wohne ja selber unter schrägen Wänden. Ich glaube, der Boden war mit Sisal bespannt und es gab kleine Inseln mit Bodenkissen und Tabletts. Besonders ein Tablett fiel mir auf. Ich überlegte, ob ich es ihm überlassen hätte, mir kam es so bekannt vor, aus Schilfblättern geflochten, rechteckig, darauf sehr schöne, sehr polierte Kristallgläser für Wein. Zwei. Sehr einladend. Alles sehr gepflegt. Man hätte sofort ein Fotoshooting machen können. Liebe zum Detail bei allen Gegenständen. Erlesene Gegenstände aus Silber, Kerzenhalter, Schatullen, kleine Preziosen. Dann wurde langsam abgeblendet, der Fokus verkleinerte sich, bis das Bild verschwand. Das war das Letzte, woran ich mich erinnere.

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