30. Oktober 2014

Vor ungefähr einer dreiviertel Stunde habe ich mir endlich frei gegeben. Ich muss da nicht hin. Ich will heute Abend nirgendwo hin. Ich bin weder depressiv noch sonstwie schlecht drauf. Ich habe (ganz friedlich) keine Lust auf Menschenansammlungen. Ja, sicher, das ist schade, dass ich nicht im Delphi bin, bei der kleinen Premiere von Herrn Wenders. Ich bedaure auch, dass ich ausgerechnet heute keine Lust habe, mich herzurichten und Kontakte zu knüpfen. Kommt schon mal vor. Wenn die Götter meinen, ich müsste irgendwelche Leute dringend treffen, dann ergibt sich das auch ein andermal. Nebenan eröffnet C/O. Nicht nebenan von hier, da war C/O vorher. Jetzt nebenan Delphi. Charlottenburg lebt auf, was mich freut. Ich habe die Bauarbeiten verfolgt und vorgestern sah es noch aus, als ob die Steinsetzer womöglich nicht mit dem Kopfsteinpflaster fertig werden. Ich dachte, ich gehe vielleicht zuerst zu dieser Filmvorführung und dann zwischendurch mal rüber, Jan aufgabeln oder so. Aber mir ist nach nichts dergleichen. Aber die Wahl gehabt zu haben, war auch schön. Ich bin jetzt zuhause in meiner warmen Wohnung (es ist kalt geworden draußen) und lasse The Voice nebenher laufen. Und langsam fühle ich mich wieder ausgeruht. War nicht mein Tag für großartige Aktivitäten. Ich hatte mich, als ich noch dachte, ich kriege es hin, ins Delphi zu gehen, insgeheim darüber amüsiert, wie Herr Wenders aus der Wäsche gucken würde, wenn ich da rumsitze, weil ich ihn manchmal hier herumgurken sehe, auf dem Fahrrad oder unten im Al Contadino oder im Alten Europa (bzw. er mich). Dann dachte ich aber auch, er hat ja eine Frau, die da vielleicht auch ist, und ich will mir nur ein Späßchen machen und die Nachbarschaft verifizieren und vielleicht ein bißchen fotografieren und dann ist er befangen, weil die Frau alles im Blick hat. Was einem so durch den Kopf geht. Er wird nächstes Jahr auch schon Siebzig, aber wirft die Haare noch mit einer Geste wie ein Endzwanziger. Ich finde ihn wirklich sympathisch. Aber mehr nun nicht. Solche ungleichen Verhältnisse stiften nur Verwirrung.

29. Oktober 2014

Eintrag ohne Bild. Heute habe ich meine erste Lesebrille hergezeigt. Gestern war sie fertig. Sie hat also am 28. Oktober Geburtstag. Wie Berlin. Und kid37. Und mein Freund Victor in Wien. Schon vier Geburtstagskinder, die mir nahe stehen. Aber ich wollte von meiner allerersten Lesebrille berichten. Ich habe seit ungefähr - wenn ich ganz, ganz ehrlich bin - ungefähr einem Jahr, Probleme, bei gemütlicher Beleuchtung einen Faden in eine Nähnadel einzuführen. Sagt man einführen? Das klingt so medizinisch. Halt! Einfädeln heißt das Wort. Einfädeln. Man wird nicht jünger, Die Worte fallen einem manchmal erst beim zweiten oder dritten Grübeln ein. Also die Brille. Immer schon trage ich gerne Brillen. Sonnenbrillen. Sonnen-Brillen. Viele habe ich davon. Und nun gestehe ich, dass ich nicht nur gestern meine erste richtige Lesebrille vom Optiker geholt habe, sondern mir auch schon (weil ich eben zum Nähen - ganz selten natürlich! - eine Seh-Hilfe haben wollte, wenn mal eine kleine Naht repariert werden muss, also ungefähr ein- bis zweimal im Jahr, und wenn es gerade nicht taghell ist), vor ungefähr einem halben Jahr, mal eine Brille bei Roßmann für ungefähr 3 Euro Fünzig geholt habe. Es war, als ob man durch zwei Vergrößerungsgläser schaut. Der Faden konnte ganz leicht eingefädelt werden. Ich konnte nähen. Ohne löchrigen Saum konnte ich wieder unter Leute gehen. Dann begab es sich, dass ich auf einmal gemerkt habe, dass ich morgens in der S-Bahn die Buchstaben nicht mehr so gut erkennen kann, wenn ich ein Buch in ungefähr vierzig Zentimeter Entfernung halte. Wenn ich das Buch dann auf den Schoß gelegt habe, konnte ich wieder ganz flüssig lesen. Also nur eine Frage der Entfernung. Man wird nicht jünger! Ich war ja schon stolz, dass es erst ungefähr zehn Jahre später eingetreten ist, als vom Augenarzt bei einer Routineuntersuchung mit 39 angedroht. Damals hatte ich angeblich 120 Prozent Sehfähigkeit. Irgendetwas muss seitdem passiert sein. Ich konnte schon noch in der S-Bahn lesen, ich musste nur ein wenig mehr auf meine Körperhaltung achten. Wenn ich mich ganz, ganz gerade hingesetzt habe: so gut wie kein Problem. Ausreichender Abstand zum Buch auf meinen Hosenbeinen. Na ja. Man ahnt schon, worauf ich hinauswill. Es ist doch manchmal ein bißchen anstrengend, in aller Herrgottsfrüh so sehr gerade sitzen zu müssen. Ich rate dann auch manchmal, was ungefähr im Buch steht. Vieles kann man sich ja auch zusammenreimen, wenn in etwa bekannt ist, wovon das Buch handelt. Man erkennt Wörter ja auch vor allem an der Silhouette. Wenn es morgens schon sonnig hell ist in der S-Bahn, und ich ausgeruht bin, geht es fast wie früher. Manchmal bin ich selbst überrascht, wie scharf die Buchstaben aussehen können. Aber eben nicht immer. Ich glaube, das geht nicht mehr ganz weg. Und deswegen habe ich mir neulich, vor zwei Wochen überlegt, ich gehe zum ersten mal in meinem Leben in ein Brillengeschäft, wo man seine Augen messen lassen kann und auch ein Gestell aussuchen. Zuerst habe ich ein Gestell ausgesucht. Das war nicht so einfach, weil mir wichtig war, dass ich mit Lesebrille nicht ausschaue wie Nana Mouskouri. Nichts gegen Nana Mouskouri, aber ich möchte einfach nicht wirken, als ob ich sie imitiere! Wer möchte schon ein billige Kopie sein! Also kam so eine schwarzgeränderte viereckige Brille schon mal gar nicht in Frage. Die Kinderbrillen, so Herrmann Hesse- oder Norbert Blüm-Modelle fand ich ganz in Ordnung. Dann habe ich aber ein Modell für mich gefunden, das 1. nicht aussieht wie Nana Mouskouri und 2. ein bißchen extravagant und 3. hoffentlich nicht peinlich. Und gestern war es fertig. Heute habe ich die Brille vorgeführt, also Menschen, die mich kennen. Eine hat mich besonders gelobt, das war mir wichtig, weil sie selber Brillen-Profi ist, sie hat selber schon lebenslänglich Brillen tragen müssen. Vor ihrem geistigen Auge hat sich sofort ein Kaffeehaus-Szenario entwickelt, in dem ich mit einem Buch im Café sitzend vorkomme, und ein Mann, der auch im Café ist, so an mir vorbeigeht und dann innehält und unsere Blicke streifen sich über meinen Brillenrand hinweg! Und dann: Peng! Also in ihrem Kopf war gleich so ein sehr flirtiger Liebesfilm-Blockbuster, hatte ich so den Eindruck. Das hat mir natürlich Auftrieb gegeben. Auch Auftrieb hat mir gegeben, dass ich heute Abend bei Apollo-Optik, wo ich die Brille nicht gekauft habe, ein Kompliment für meine (im Etui befindliche) Brille erhalten habe. Die Apollo-Mitarbeiterin hat also das Konkurrenz-Produkt gelobt, es sei ein sehr schönes, ausgefallenes Modell. Leider habe ich noch kein Foto davon gemacht. Aber das kommt bestimmt noch. Ich könnte mir auch vorstellen, dass mein nächstes Opus von meinem ersten Nasenfahrrad handelt. Nun habe ich auch ein hübsches Etui dafür erstanden. Bei Apollo-Optik. Wo die Brille nicht her ist! Das Gestell ist so klein und oval und die Farbe so zweifarbig, braun und hell, so ein bißchen wie ein ganz kleines Giraffenmuster. Auch sehe ich jetzt ein bißchen aus, als hätte ich damit recht gute Chancen, die Bundesrepublik Deutschland als nächste Bundespräsidentin zu vertreten. Es ist so ein Modell, das man so ein bißchen unterhalb der Augen sitzen hat, so auf der Nasenspitze, damit man noch drüber schauen kann. Im Moment, wo ich das tippe, habe ich sie nicht auf. Computer schreiben geht noch ohne. Wenn ich sie aufhätte, wäre der Bildschirm verschwommen. Also, ich freue mich schon ein bißchen darauf, wenn es wieder echten Grund gibt, sie aufzusetzen. Ich sehe es als ein neues Produkt in meinem Leben, mit dem man ganz neue Erfahrungen machen kann. Heute habe ich schon mal geübt, wie es ist, die Brille auf- und abzusetzen, auf ein Buch zu legen oder ein Blatt Papier. Das sieht auch sehr dekorativ aus, wenn sie so da liegt. Ist ja auch ein Dekorationsgegenstand! Also ich bin ganz zufrieden. Wollte ich nur schnell möglichst aktuell hier vermerken.

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Jenny Kittmann Oh...
07.05.24, 20:52
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Saskia Rutner Danke...
07.05.24, 20:45
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