21. Juni 2014




Auf der anderen Seite, vis-à-vis der Galerie, also das Römische Bad von Herrn Fuchs. Im Becken war gar kein Wasser. Ich nehme an, das wird jeweils frisch eingelassen, wenn Badetag ist. Da wir ja nun keine persönliche Einladung zum Baden hatten, habe ich meinen Mantel anbehalten, obwohl ich darunter natürlich einen zum Ambiente farblich passenden Bikini hatte. Das versteht sich ja von selbst. Man muss dem Leser auch mal das eine oder andere Bild verweigern, sonst hat man ja gar kein Geheimnis mehr, hier im total überwachten Internet. Am Ende sieht sich der Präsident im Oval Office Bikini-Fotos von mir im Römischen Bad in der Fuchs-Villa an. Ich weiß nicht, wo das dann hinführen würde. Also bin ich da vorsichtig. Der Mantel macht sich ja auch ganz gut in den Räumlichkeiten, der war unbedingt eine ausgezeichnete Wahl.



Mich stimmt es ja immer ein bißchen traurig, wenn die Menschen ihre Kleidung so gar nicht auf die Ästhetik des Ausflugszieles abstimmen. Mir ist das inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen. Ich kann gar nicht mehr anders! Bitte nehmen Sie sich mich doch endlich ein wenig zum Vorbild. Das gibt einfach schönere Fotos. Bitte glauben Sie mir. Ah ja, in Brasilien ist gerade ein Tor gefallen, wie ich höre. Nachdem hier in der Nachbarschaft Böller abgeschossen werden, nehme ich an, es wurde nicht von der afrikanischen Mannschaft reingehauen. Sehr praktisch, ich muss gar nicht den Fernseher anmachen, um die entscheidenden Tore mitzukriegen. Mal gucken, ob es noch mal knallt, heute Abend. Auf jeden Fall kann ein Boateng heute feiern. Das steht fest! Sie denken wohl, ich kriege gar nichts mit, hier in meinem exclusiv tapezierten Elfenbeinturm, mit Blick nach Wien.

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21. Juni 2014







In der Kleinen Galerie, die Treppe nach oben. Es gibt schwarzen Tee mit Schlagobers. Nein, nicht in der Fuchs-Villa in Wien, in meiner kleinen Villa in Berlin. Bilder gab es dort zu sehen und eine Staffelei. Und gegenüber der langen Wand mit den Bildern, seltsam frivol, das "Römische Bad". Zeige ich extra. Hätte ich eigentlich gleich mit hier - ach. Man hat uns keinen Tee serviert und auch keinen Einspänner. Das lag wahrscheinlich daran, dass Herr Fuchs gerade ein Nickerchen gemacht hat, und uns nicht bemerkt hat, sonst hätte er sicher, als guter Gastgeber, einen alten Cognac angeboten. Wenn er die Bilder hier sieht, wird er sich ärgern, dass er unseren Besuch verpasst hat! So schnell werde ich sicher nicht mehr wieder kommen, jedenfalls nicht in die Villa Fuchs. Nicht, weil es dort nicht schön wäre, sondern weil ich überhaupt keine Freundin von Wiederholungsbesuchen bin. Wenn ich wieder einmal nach Wien fliege, dann habe ich andere Ziele, ich bin da nicht nostalgisch. Ich habe ja jetzt Bilder und kann mich leicht erinnern.



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19. Juni 2014





Im Stiegenhaus. Die Tapete. Ja, ich wiederhole mich: dennoch: die Tapete. Eine ganz herrliche Tapete. Ich wusste bis zum Besuch bei Ernst Fuchs überhaupt nicht, dass mir Tapeten gefallen könnten. Insofern könnte man im esoterischen Sinne von einer Initiation sprechen. Mein Besuch in der Fuchs-Villa hat mir die Augen für die Schönheit und Relevanz von Seidentapeten mit filigraner Musterung geöffnet. Doch daheim in Berlin denke ich keine Sekunde darüber nach, die Wände mit Seidentapeten zu tapezieren. Alles zu seiner Zeit und an seinem Ort. Mein Boudoir ist ja auch so opulent genug, mein eigenes kleines Ernst Fuchs-Museum. Mein Gaga Nielsen-Museum. Wir dürfen allerdings nicht vergessen, dass es in dem Anwesen am Rande von Wien noch Gemächer gibt, geben dürfte, die ich nicht betreten habe. Etwa eine Küche oder ein veritables Schlafzimmer. Oder eine Bibliothek. Die Mutter muss ja seinerzeit auch irgendwo gewohnt haben. Die Treppe, also die Stiege, wie es in Österreich heißt, führt zu einer oberen Etage, die kleine Galerie genannt wird. Dort ist auch ein römisches Bad. Da war ich natürlich auch. Oder genauer wir. Ich war ja nicht alleine unterwegs. Wahrscheinlich ist das so in mir drin, dass ich im Zusammenhang mit fremde Orte besuchen, automatisch an mich alleine denke, wie ich mich ohne Abstimmung oder Unterstützung orientiere und zurechtfinde. Weil ich es seit Ewigkeiten, bis auf ganz wenige Ausnahmen, so gewohnt bin. Und wenn dann der Begleiter auch mehr so ein Flaneur ist, der die Dinge auf sich wirken lässt, ohne richtungsweisend einzuwirken, fühlt man sich - also ich mich - nahezu unbehelligt. Was mir aber auch nicht unlieb war. Jetzt kommen nur noch zwei Etappen innerhalb der Villa. Und dann noch das Nymphaeum Omega, draußen im Park. Und dann ist auch gut.



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18. Juni 2014





In diesem Raum war ich ohne meine Begleitung. Alleine wegen der Tapete sollte man jenen kleinen Raum besuchen. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Er befindet sich auf der Ebene der Räume, durch die wir vorher flanierten. Die Treppe nach oben, das Stiegenhaus, wie man in Österreich sagt, ist gleich daneben. Das waren die nächsten Schritte. Hier gibt es nicht nur Teaser oder Appetizer. Hier ist alles zu sehen. Anschließend muss man sich nur noch überlegen, ob man sich auf meine Spuren begeben will, eines Tages. "Wie mag es sein, durch die Fuchs-Villa zu flanieren?" So.

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18. Juni 2014

K e i n
V i l l a
F u c h s
E i n t r a g

War es gestern oder heute Morgen, als mir durch den Kopf schoss: ich würde Bewerber auf einen Job - u. a. - danach auswählen wollen, wie sie sich im Alltag in öffentlichen Verkehrsmitteln verhalten, wenn sie sich anonym in der Öffentlichkeit zu wissen glauben. Sozusagen die mehr oder weniger private Standard-Einstellung in unfreiwilliger Gesellschaft. Wie verhält sich jemand in einer Sitzbank in der S-Bahn, wenn neue Fahrgäste, die nach einem Platz Ausschau halten, eintreten? Wird die bequeme Liegeposition, die den gegenüber liegenden Platz mit beansprucht, beibehalten, oder im Sinne einer Signalwirkung "ich mache gerne meinen Mitmenschen Platz", mit dem Hintern nach hinten gerückt und die Beine auf 90 Grad angewinkelt, damit beim gegenüberliegenden Platz derselbe Raum geboten ist? Das war heute glaube ich, als mir das durch den Kopf ging. Ich habe einen ganz starken Impuls, jemanden zu verteufeln, wenn ich derartige Rücksichtslosigkeiten beobachte. Da müsste schon sehr viel passieren, damit ich mein vernichtendes Urteil revidiere. Eigentlich fast nicht möglich. Ich behaupte, dass es sehr tief blicken lässt, wie arrogant und ignorant sich jemand in einer S- oder U-Bahn verhält. Da nützen die brillantesten Zeugnisse nichts. Allerdings durchschaut man den opportunistischen Fake wahrscheinlich auch in der direkten Konfrontation im phantasierten Vorstellungsgespräch, wo sich dann auch solche Arschlöcher von ihrer sozial kompatibleren Seite zu zeigen versuchen. Mein ultimativer Arschloch-Indikator: S-Bahn-Fahrgast-Verhalten. So, und nun kann ich mich wieder meiner Ernst-Fuchs-Villa zuwenden.

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Nora Sturm Ich hab...
20.10.25, 10:24
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Nora Sturm Der Charme...
20.10.25, 10:23
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Margarete 18. Oktober...
18.10.25, 19:34
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Sebastian Rogler Wie...
17.10.25, 01:19
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Margarete 16. Oktober...
16.10.25, 10:33
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Margarete 15. Oktober...
15.10.25, 20:44
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Cosima Wald Sieht...
14.10.25, 15:07
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Auf jeden Fall kein...
11.10.25, 18:33
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Muss das alles noch...
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Oha. Hoffe, es ist...
11.10.25, 18:26
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