Isn't that strange, how one day follows another
Like rain drops on your panes
Running out of time and running out of breath
You drop your dreams one after the other
Isn't that strange how we can't keep up with the days
And how one face replaces another
And the names they change, and the stories they end
But it's the same words lover after lover
I.C.U. Most beautiful. Lou Doillon. Die jüngste Tochter von - man sieht von wem. Nicht zu übersehen - Jane Birkin. Vor fünf Tagen starb Jane Birkins älteste Tochter, die große Schwester der zauberhaften Lou Doillon. Die mittlere kennt man schon lange, Charlotte. Respektabel, faszinierend. Aber diese Lou, die ist mir ganz nah. Auch ein Septemberkind. Wenn ich sie sehe, sehe ich nicht nur Jane mit einer viel tieferen, gefühlvolleren Stimme, es ist beinah, als wären in ihr alle Metaphern inkarniert, in ihren Blicken, die diesen Geist der 68er-Rebellion, verbunden mit irrwitziger Romantik, ausmachten. Als hätten Mick Jagger und Keith Richards nicht nur Lieder erschaffen wie Paint it Black und Wild Horses und Gimme Shelter, sondern dieses Geschöpf. Ich bin ganz verliebt. Und zugleich erschüttert von dieser Nachricht, dass diese große Schwester vor fünf Tagen aus einem Fenster in Paris in den Tod stürzte. Wie schmerzhaft. Sie war Fotografin. Ich bin ganz seltsam über Lou gestolpert. Eine Klatschpressemeldung über eine mutmaßliche Affäre zwischen Benjamin Biolay und Vanessa Paradis, dazu Einlassungen über den angeblichen Frauenheld Biolay, dessen Musik ich seit vielen Jahren sehr mag, ein Sensibelchen, der an Grenzen geht. Wie soll auch sonst etwas Bemerkenswertes entstehen. Na gut. Zwischen all dem eine Nebenbemerkung über eine Verbindung vor fünf Jahren mit - eben - Lou Douillon. Geschaut, wer das ist, weil in Frankreich offenbar bekannt. Und da war sie. Ich hörte und sah dieses Video da oben. I.C.U. und lauschte wie gebannt, berührt von Anfang an, ihrer Stimme, weidete mich an ihrem Anblick. Auch das ist wundervoll.
Und heute Nachmittag brachte ich etwas Persönliches auf den Postweg, zur Post. Diese völlig verrückte Porsche-Sonnenbrille, dieses respekteinflößende Schutzschild für die Seele von Traumtänzern, die Yoko Ono auch dauernd trug, nach dem Tod von John Lennon. Sie war seit dem Unfalltod meines Bruders bei mir. Sechsundzwanzig Jahre, behütet, wie ein Schatz. Für meinen Kopf war sie immer zu groß. Morgen, am siebzehnten Dezember, hat mein nun einziger Neffe Valerian seinen sechsundzwanzigsten Geburtstag, und er hat auch einen so großen Kopf wie sein Vater und überhaupt Ähnlichkeit. Wie er den Kopf hält. Und die Gitarre. Er soll sie haben. Er weiß es schon, ich konnte es nicht für mich behalten. Und er freut sich wie verrückt, die arschcoole Sonnenbrille seines Vaters zu bekommen, den er nie gekannt hat, aber von dem ein Bild neben seinem Bett steht. Und eines seines Bruders, wie er mir vorhin schrieb. Das sind sehr persönliche Dinge, die ich hier schreibe. Und ich finde das absolut richtig. Denn wem nützen Allgemeinplätze, Nichtigkeiten, die einen nur halb berühren. Ist doch Unfug, das bringt doch nichts. Ich will mich selbst berühren, wenn ich schreibe. Auch dafür - und für die Welt.
[ And I see you
in every cab
that goes by
in the strangers
at every cross road
in every bar ]
Manches möchte man bloggen. Ich schrieb gerade jemandem (der mich gut kennt oder genauer: kannte) - im Kontext eines Austausches über (s)eine besonders schöne Hochzeitsfeier, die in der Vergangenheit liegt, das Folgende:
"Weißt du, ich dachte mir manches mal in meinem Leben: ich würde gerne heiraten, aber möchte anschließend nicht unbedingt verheiratet sein. Einfach nur einmal so ein Ritual erleben, so ein Fest, sich gegenseitig die größte Wertschätzung zu zeigen. Und danach aber wieder frei und ungebunden sein, mit dem Gefühl, um jemanden werben zu wollen."
Ich finde, das bringt es so gut auf den Punkt, dass ich es auch noch hierhinein kritzeln will. Obwohl mich Heiraten und Hochzeit halten so wenig wie nie zuvor in meinem Leben beschäftigt. Aber ich erinnere mich an das Gefühl, an die Idee. Und wenn es jemals wiederkehren sollte, das Gefühl, das so eine Idee im Schlepptau hat, bin ich neugierig, ob es sich immer noch so zeigen wird. Eines fernen Tages. Den ich gar nicht herbeisehne. Es gibt dieses Sprichwort "Hochmut kommt vor dem Fall". Vielleicht könnte man auch abgewandelt sagen "Hochzeit kommt vor dem Fall". Aber die Hochzeit an sich schmälert das ja nicht. Den Tag. Und die Erinnerung. An die Farben und die Kleider und die Freude und das Licht. Und so weiter. Wichtig ist, dass man die hohen Zeiten erkennt und feierlich begeht, wenn sie da sind. Ich glaube schon, dass es ein Schicksal gibt, man nicht alles durch zuträgliche Haltung und Verhalten zur immerwährenden Vollendung treibt. Da sind immer Kurven. Auf und ab. Aus irgendeinem Grund, den wir nie begreifen werden, ist es so. Und weil es so ist, muss man ganz viel Aufmerksamkeit darauf verwenden, zu erkennen, ob es eine gute oder schlechte Zeit ist, die man gerade hat. Wenn sie gut ist, gut - Jetzt. Wenn sie schlecht ist, werden sich die Dinge ändern. Ich schreibe ganz bewusst gut und schlecht wie man von Schwarz und Weiß spricht. Auch wenn dazwischen Töne von gebrochenem Perlmutt über Steingrau bis zum Anthrazit erkalteter Lava sind. Weil es die Hoch- und Tiefzeiten sind, die uns so sehr in Erinnerung bleiben. Wollte ich noch eben bloggen. Und GUTE NACHT.