27. September 2013

Vielleicht doch ab und zu Notizen machen. Kleine Begebenheiten unterwegs, aber das meiste ist mir schon wieder entglitten. Fast jeden Tag gibt es eine Kleinigkeit, die meine Aufmerksamkeit einen Moment bannt und ich denke, das könnte man festhalten, dann arbeite ich und es ist wieder weg, aus den Augen, aus dem Sinn. Heute, die Kassiererin bei Aldi, die ich sowieso gerne mag, so eine Dunkelhaarige, ein bißchen solariumgebräunt eventuell, längere Haare, sehr hübsch, gut im Futter, lebensfroh. Am Nasenflügel gepierced glaube ich. Schöne weiße Zähne. Immer ein Lächeln, so als Grundstimmung im Gesicht, unangestrengt. Die Kassiererinnen müssen immer checken, dass alles aus dem Einkaufswagen gepackt wurde, meiner war ordentlich leer, ich hab ihr noch meine große schwarze Einkaufstasche, in der noch eine andere Tasche war, unter die Nase gehalten: "Hier, nur Taschen!" Sie: "Oh! Die Tasche!!!" Ich: "?" Sie: "Na, die Tasche, die is ja...! Wo gibt's denn so wat?" Ich: "Europacenter! In allen Farben! Erdgeschoss, war ganz billig, aber alle denken immer wäre echtes Leder, 34 Euro! Und nicht mal im Angebot, total stabil, nehme ich supergerne zum Einkaufen!" Sie: "Europacenter? Das ist doch am Zoo oder? Der Totenkopf, hey! Echt gut, kann man sich merken! Sieht hochwertig aus! Gut zu wissen!" Ich: "Ja! Schönen Abend und schönes Wochende!" Sie: Ebenso! Schönet Wochenende!". Ende der Konversation. Ging ganz schnell. Der Betrieb wurde nicht aufgehalten. Aber das ist doch nett. Ich mag solche kleinen Unterhaltungen mit Kassiererinnen unheimlich gerne. Vorher auch schon, bei Edeka. Jetzt nicht wegen der Tasche, aber die eine Blonde freut sich immer, wenn ich einkaufen komme und fragt immer: "Und? Jeht et jut?" Ich: "ja, ich bin gesund und munter, und Sie?" "Ja, ick ooch!". Oder neulich, na ja, jetzt nicht so lustig, aber halt erinnerbar, Heike Makatsch, in aller Herrgottsfrüh, mit Karacho auf dem Fahrrad, mit grauer Strickmütze, ungeschminkt, unverkennbar, hübsch wie immer, knallt fast gegen den einen Pfosten, so eine Säule in den Hackeschen Höfen, da Richtung Ausgang Rosenhöfe, wo dieses schicke Yogastudio oben ist, "Spirit Yoga". Sie hat ein bißchen spät gebremst, und ist so leicht zurückgeprallt. Aber hatte keine Beule. Ich wollte sie dann auch nicht behelligen, hab nur kurz gecheckt, ob sie noch gerade läuft, sah danach aus. Bin dann weiter Richtung S-Bahn. Ich mag sie ja gerne, unbekannterweise. Wirklich superhübsch, so ganz ohne Schminke und Gedöns. Wie eine Studentin hat sie ausgesehen. Schade, dass mir jetzt die ganzen anderen kleinen Sachen nicht mehr einfallen. Doch, eine noch, auf demselben Weg, durch die Hackeschen Höfe, ist mir neulich ein Mann entgegengekommen, mit einem Hund an der Leine, ich glaube, die Sorte heißt Golden Retriever. Ganz hübsch, ein großes Modell, also schon ausgewachsen. Der Hund ist ganz artig neben dem Mann gelaufen, der sehr kultiviert gewirkt hat, eine feine Brille auf der Nase und lauter Lesestoff in der Hand. Ein aufgeklapptes Buch und darüber ein Terminkalender und da hat er reingeguckt. Ganz selbstverständlich hat er im Laufen gelesen, so wie jemand wo entlangläuft, wo man den Weg auswendig kennt, und der Hund offenbar auch. Alles ganz easy. Er war auch sehr elegant gekleidet. Das war irgendwie ein schöner Anblick der mir gut gefallen hat. So ein entspanntes Multitasking, im Gehen ein bißchen Lesen, total unhektisch. Ich habe das früher auch manchmal gemacht, wenn ich von A nach B gelaufen bin und mich ein Buch total gefesselt hat, im Laufen einfach weitergelesen. Mache ich jetzt aber nicht mehr. So brisant ist meine Lektüre nicht mehr, dass ich es kaum aushalten kann, wie es weitergeht. Gerade lese ich ein Buch in einem sperrigen Format, ich lese ja noch Papierbücher. Von Christine Kaufmann, Lampendings - nein nicht Lampenfieber - Scheinweltfieber. Schon interessant, was sie so beobachten konnte, in fast siebzig Lebensjahren, davon rund sechzig im Filmgeschäft, gerade auch die Zeit in Hollywood, als Frau von Tony Curtis. Das Buch fängt mit einem Schauspielerwitz an: "Trifft einer einen befreundeten Schauspieler und sagt: "Ich hab dich neulich in der Straßenbahn gesehen!" Der Schauspieler: "Und, wie war ich?" Na ja, so ein Schauspielerwitz halt. Ich hab ihn jetzt nicht aus dem Buch abgetippt, sondern wie ich ihn erinnere. Schon recht geistreich, was Frau Kaufmann so durch den Kopf geht. Ein analytischer, scharfsinniger Typ. Aber sperriges Format. Also nicht inhaltlich. Ich lege es immer aufgeklappt auf die Beine. Da ist die Entfernung auch gerade noch ausreichend. Noch kann ich ohne Brille lesen. vorausgesetzt, die Buchstaben sind weit genug weg, haha. Ja ja. Irgendwann sind die Arme nicht mehr lang genug. Auch so ein alter Witz. So, endlich mal wieder ein neuer Blogeintrag. Leider ja ohne Bild. Fällt mir gerade nicht ein, was ich dazu für ein Foto posten könnte. Muss auch mal ohne gehen.

23. September 2013

Bundestagswahl hin oder her - wenn ich mir die Wahlergebnisse von MItte und zum Beispiel Friedrichshain-Kreuzberg Prenzlauer Berg Ost anschaue, dann ist das insgesamt schon eine sehr okaye Nachbarschaft, in der ich wohne, ja ich möchte sagen: lebe. Mir tun ja eher die Deutschen leid, wo das bundesdeutsche Gesamtergebnis repräsentativ für ihren eigenen Wahlkreis ist. Das stelle ich mir doch etwas weniger angenehm vor. Man sollte niemals die Auswirkung auf die Lebensqualität der Mentalität, der Toleranz und Progressivität der unmittelbaren Mitbewohner, also der Nachbarschaft des Lebensmittelpunktes unterschätzen. Die extremen Unterschiede nach Bezirken spiegeln natürlich absolut die dominante Atmosphäre in den Bezirken. Eine einfache Erkenntnis, aber trotzdem bedenkenswert, wenn man vielleicht irgendwie das Gefühl hat, nicht ganz am rechten Ort zu sein, in seinem Leben. Als ich vor siebenundzwanzig Jahren aus einer nordbayrischen Stadt, die nicht einmal von der CSU dominiert wurde, hierher kam, fiel mir besonders extrem auf, dass mir die konservativsten Berliner CDU-Anhänger liberaler, toleranter und progressiver erschienen, als der durchschnittliche Linksliberale aus Bayern. Man kann es wirklich nicht schönreden. Es hat wahrscheinlich auch etwas mit Tempo und Bevölkerungsdichte zu tun. In Berlin gab es 1986 einen S-Bahn-Abfertiger in Uniform mit grünem Irokesen. Der Iro war größer als der von Sascha Lobo. Mein Herz hat jedesmal einen Luftsprung gemacht, wenn ich ihn in seinem Glashäuschen gesehen habe. Weil ich wusste, ich bin am freiesten Ort der Welt. Ach, und Romy hat heute Geburtstag. Fünfundsiebzig ist sie geworden. Sie hat irgendwann mal gesagt, vielleicht auch öfter, die glücklichste Zeit ihres Lebens hätte sie in Berlin verbracht. Sie hatte später, als sie in Paris lebte, immer noch intensiven Kontakt nach Berlin, weil ihre beste Freundin hier lebte. Und Bruno Ganz, mit dem sie eine Liebesgeschichte hatte. So komme ich vom Wahlergebnis auf Romy. Ist auch angemessen.

23. September 2013



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Sich Gedanken über die Zurechnungsfähigkeit von Zeitgenossen zu machen und andererseits Material zu verarbeiten, das geeignet ist, bei anderen Gedanken über die eigene Zurechnungsfähigkeit zu verursachen, ist freilich ein etwas zwiespältiges Unterfangen. Ich kann das nur mit meinem Vornamen rechtfertigen. Genie und Wahnsinn sollen ja nah beieinander liegen, heißt es mitunter. Das mit dem Genie sei an dieser Stelle zu vernachlässigen. Es ist wie es ist. Eigenbrötler hat man früher auch gesagt. Heute mitunter auch noch. Andererseits, hielte man im vergleichbaren Zustand bei anderen die Kamera drauf, wäre das Ergebnis wohl kaum kontrollierter. Ich habe immerhin nur Dinge gesagt, die ich auch bei Tageslicht nicht widerlegen kann. Jetzt blogge ich das derart spät, dass ich davon ausgehen muss, dass es (wenn überhaupt) an einem Montag Morgen oder Vormittag gesehen wird. Dabei gehört diese Aufnahme in die Abendstunden. Oder in die Nacht. Wenn man selber ein bißchen trunken ist, und bereit, alles mögliche nachzusehen. Zu verzeihen. Zwei Uhr fünf, sagt die Uhr rechts unten auf dem Monitor. Immerhin nicht gelogen. Nicht die Uhrzeit, und nicht, was ich von mir gebe. Den Grimmepreis wird es nicht dafür geben, aber das ist heutzutage auch kein Kriterium mehr. War nicht unlängst das Dschungelcamp dafür nominiert? Oder verwechsle ich da etwas? In meinem eigenbrötlerischen Universum bekomme ich eine ganze Menge nicht mit. Und dann wieder doch. Und denke: nichts verpasst. NIcht viel. Aus irgendeinem Grund hatte ich gestern - was selten geschieht - Lust, den Fernseher anzumachen, auf gut Glück. Vox war voreingestellt, also der Sender, der kam, beim Anschalten. Und es lief gerade eine aufwändige Dokumentation über das Leben von Udo Lindenberg. Ich blieb dran. Das war sehr sehenswert. Vier Stunden. Ist sicher auch wieder in der Mediathek, wenigstens für eine Woche umsonst. Hat mir gefallen, weil Udo für mich, wie wahrscheinllich überhaupt für meine Generation, eine Lichtgestalt ist. Auch wenn man nicht zu seinen Konzerten gepilgert ist. Ich habe sogar ein paar CDs von ihm. Und Cello und das Mädchen aus Ostberlin sind nun wirklich zum Weinen schön. Und sein Panikorchester hat einen großartigen Sound, das ist mir gestern so richtig aufgefallen, als man sie bei Proben für die letzte Tournee hörte, diese alten Haudegen. Und die Wegbegleiter zu hören und zu sehen war auch schön. Inga Rumpf, die ich so mag. Als ich Inga sah, überlegte ich, ob ich mir früher als angedacht, die Haare wieder färben soll. Aber dann hänge ich plötzlich wieder so an meiner noch vorhandenen Haarfarbe und will sie sehen, so lange es noch geht. Ja, ja, Gedanken, wenn es nicht mehr selbstverständlich ist, keine grauen Haare zu haben. Ich habe ja gar nicht so viele, aber eben doch. Na ja. Mit dem Buch von Rolf Eden bin ich zu Ende. Immer nur Glück gehabt heißt es. Ich habe mich blendend unterhalten gefühlt. Es ist ein Stück Berliner Geschichte. Und wenn man Berlin liebt, so wie ich, und sich zumindest noch dunkel an das Big Eden der Achtziger erinnern kann, ist es spannend, die ganze Geschichte davor zu kennen. Er hat das Berliner Nachtleben seit Anfang der Sechziger Jahre geprägt wie kein anderer. Eine historische Figur. Aber das will man gar nicht erklären, das versteht sich eigentlich von selbst. Wählen war ich heute auch. Aber das Ergebnis beschäftigt mich ehrlich gesagt nicht dramatisch, das wäre gelogen. Ich bin auch nicht überrascht. Ist wohl keiner. Ich habe ja noch nie, auch heute nicht CDU gewählt, aber wenn die Sozialdemokraten - die ich auch noch nie gewählt habe - einen tolerierbaren, attraktiven Spitzenkandidaten gehabt hätten, wäre es vielleicht ein paar Sekunden Schwanken in der Kabine wert gewesen. Eigentlich furchtbar, dass man seine Positionen in einem Wahlprogramm findet, eine Reihe zumindest, und derart von dem Spitzenkandidaten abgestoßen ist, dass man noch lieber die Gegenpartei wählen würde. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie zuwider mir dieser Kandidat war. So habe ich in meiner Tradition konservativ gewählt. Schadet zumindest nicht. Und der Kandidat für Mitte, dem ich die Erststimme gab, ist in der Türkei geboren. Ich habe schon so eine integrative Ader. Und ich muss nicht mit meinem Gewissen hadern. Nicht deswegen, und auch nicht seiner Schwerpunkte wegen. Jetzt habe ich wieder mehr ausgeplaudert, als beabsichtigt. Sehr späte Schlafenszeit heute. Morgen muss ich auch aufstehen, aber nicht so früh, wie neulich, wo ich so überrascht war, wie voll die S-Bahn schon vor sechs Uhr Morgens ist. Gute Nacht muss ich wohl gar nicht schreiben. Wer das liest, hat vielleicht seinen Morgenkaffee vor sich. Hoffentlich einen guten. Ich mache jetzt immer eine kleine Prise Salz hinein, bevor ich das Wasser aufgieße. Wundersam für das Aroma. Aber nicht zuviel!

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