Zum Teil. Nicht ganz, also neu. Ich glaube, die runden Metallplättchen waren vom Kugellager, also dem Drehkreuz von einem drehbaren, ausrangierten Couchtisch. Irgendeine Fundsache. Ich habe schon immer gerne Sachen auseinander- und wieder zusammenmontiert. In diesem Fall stark zweckentfremdet mit Bastschnur, die von einem Bastgewebe übrig war. Mit zehn oder elf, mit einem kleinen Schraubenzieher die Musikkassetten von meinem ersten Kassettenrekorder auseinandermontiert, wenn der Bandsalat immer wieder kam, bei einer bestimmten Kassette, und geguckt, ob alles noch richtig drin liegt. Ordnung gemacht, wieder zugeschraubt. Dutzende Male die teuren Kassetten, die vom Taschengeld gekauft waren, mit Tesafilm repariert, wenn das Band gerissen war. Dann ordentlich ein paar mal hin- und hergespult, bis es wieder gleichmäßig aufgerollt ausgesehen hat, das kleine Tonband. Da durfte nichts überstehen, keinen Millimeter, dann war der nächste Salat schon vorprogrammiert. Auf meiner ersten Kassette waren bestimmt so Sachen wie "Seasons in the Sun" und "Jeans on". Und "Bett im Kornfeld". An die drei kann ich mich genau erinnern. Und "Sunny" von Boney M. Also wie gesagt, ich war da ungefähr zehn oder elf. Bevor ich ein Gerät, das nicht mehr ging, weggeschmissen habe, habe ich es fast immer noch mal aufgeschraubt und geguckt, ob ich es sozusagen intuitiv reparieren kann, einfach indem ich gucke, wo es rein optisch auf halbacht hängt. Manchmal hat das funktioniert. Gerade bei Lautsprechern musste man meistens - uns so ist es ja immer noch - nur eine kleine Drahtverbindung neu zusammenzwirbeln. Ja, ja, ich habe da schon mit Isolierband gearbeitet und der Stecker war auch immer draußen. Ist noch immer gut gegangen. In den Wohnungen, die ich seit ich seit 1985 bewohnt habe, also in den letzten achtundzwanzig Jahren, habe ich jede Lampe selber angeschlossen. Nur den Herd nicht, der war immer schon drin. Und die Waschmaschine auch nicht, ich hatte keine Lust, mich mit der Waschmaschine über Gebühr zu beschäftigen, außerdem war das im Lieferservice drin, das Anschließen. Aber Lampen anschrauben ist ja nun wirklich eine Routinesache, keine Raketenwissenschaft. Schon länger nichts mehr auseinandergeschraubt. Meinen alten Fernseher habe ich lieber so gelassen, weil ich mich fachlich etwas in die Materie eingelesen hatte und mir die Spannung, die auf der Platine oder wie das heißt, u. U. liegt, eben wo das Ganze zusammenläuft, suspekt war und ich nicht wollte, dass die Glasröhre implodiert oder gar explodiert und mir um die Ohren fliegt. Dafür hab ich jetzt den schönen neuen weißen HD-Fernseher, der wie ein weißer Blderrahmen in der Ecke steht und den ich seit der Finalshow von Germany's Next Topmodel nicht mehr angeschaltet habe. Mir fällt einfach keine Sendung ein, die ich akut auf so einem großen Monitor anschauen müsste. Dafür ist mehr Zeit, um meine Sachen hochzuladen und zu bloggen. Auf jeden Fall ein Gewinn für den Leser, dass der schöne Fernseher nie angemacht wird. Wobei das eigentlich Quatsch ist, weil ich das ja auch nur nebenher, neben dem Bloggen geguckt habe. Jede Sekunde muss genutzt werden! Ich glaube, vor zwei Wochen war das Finale. Ah ja, ziemlich genau vor Heidis Geburtstag, und die hat ja am ersten Juni. Heute gibt es keinen neuen Eintrag mehr!!!!!!
Bin ich froh, dass die Strecke dermaßen unspektakulär ist, dass mir rein gar nichts dazu einfällt. Mir fallen gleich die Augen zu, aber ich durfte ja blöderweise noch nicht schlafen gehen. Aber jetzt gleich. Ich hoffe stark, es geht in der zweiten Dezemberwoche nicht so ereignislos weiter wie da oben. Das geht schließllich niemanden en detail an, dass ich die ganzen Tussi-Klamotten fast nur zu Ausgehzwecken aus dem Schrank hole, die so gut wie nie praktiziert werden. Ja früher, gut früher! Da war ich ein wilder Feger, keine Frage. Im reiferen Alter überlegt man sich eben genauer, wohin man geht. Man kann sich ja auch so Vieles vorstellen. Und meistens hat man komplett recht, mit seiner Vorstellung. Das merkt man, wenn man es dann doch wieder einmal ausprobiert. So will ich den Eintrag aber auch nicht beenden. Das ist noch kein Sahnehäubchen auf dem Tages-Kakao. Ich sage mal so: ich will nicht ausschließen, dass einem auch im reiferen Alter unerwartete Erlebnisse und Begegnungen widerfahren können, die sich jenseits der eigenen Vorstellungskraft befinden, weil man sie eben einfach noch nicht erlebt hat! Ja, ich glaube, so kann ich heute mein kleines Tagebuch schließen. Und zu Bett gehen. Ich will nur noch das fast geleere Glas bis zur Neige trinken. Und dann: Gute Nacht.
Ich weiß nicht wann, aber das hatten wir schon. Und schon wieder verknautscht. Als hätten es gerne zwei Stunden Schlaf mehr sein dürfen. Kommt leider immer noch vor. Ich werde nur sehr langsam auch praktisch klüger. Theoretisch geht immer viel schneller. Schade. Man schaut sich zu, wie man falsch agiert und macht es trotzdem. Aber das Falsche muss irgendeinen Reiz bergen. In meinem Fall - wie jetzt gerade eben in diesem Augenblick, keinesfalls eine Form von Protest, sondern wie so oft, das Gefühl, den Tag noch nicht bis zur Neige ausgekostet zu haben, als wäre noch ein kleiner elektrisierender letzter Schluck im Glas, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Das noch nicht empfundene Sahnehäubchen eines vollendeten Tagwerks. Wer kennt das nicht. Wer das nicht kennt, ist mir suspekt! Solche Leute kenne ich nicht und will ich auch gar nicht kennen! Garten-Nazis sagt man doch auch gerne, wenn sich der Disziplinierungsterror im Vorgarten artikuliert. Und wie nennen wir die freiweillig von Kindesbeinen an strebsamen, unterwürfigen Früh-zu-Bett-Geher-und -Aufsteher? Ich rede hier nicht von Leuten, die so einen seltsam verschobenen Tag-Wach-Rhythmus haben, dass sie von selber um sechs Uhr mit dem Vogelgezwitscher aufwachen, da kann man nichts dafür, das ist ein natürlicher Defekt! Ein Handicap, über das man sich wie über andere Behinderungen niemals lustig machen sollte. Aber diese Leute, die früh schlafen gehen, um 'zeitig' auf den Beinen zu sein. Mir fällt gar kein Begriff dafür ein. Ja, ich möchte sagen: mir fehlen die Worte! Ich rege mich gerade so auf, dass ich unbedingt etwas trinken muss, um mich etwas zu beruhigen. Es darf auch ruhig kein alkoholfreies Getränk sein. Ich bin das wahnsinnig tolerant, im Gegensatz zu diesen reaktionären Früh-zu-Bettgeher-Nazi-Faschisten!!!! Prost! Ich gehe jetzt extra nicht schlafen, obwohl ich schon ganz schön müde bin! Extra nicht!! Aus Fleiß!!!
Real Stuff. Die knallharte Realität. Turbowarmes Fleeceteil von Puma. Oder Nike? Ich verwechsle die beiden Marken auch gerne mal. Adidas kann man sich einfach am besten merken. Drei Sreifen irgendwo, fertig. Bis Drei zählen kann ich immer. Bei den Pumasachen ist ja auch irgendwo immer ein kleiner Puma drauf.
Ist da ein Puma drauf, sieht das wer? Doch, sieht so aus, als ob da oben links so ein Tier drauf herumspringt. Muss aus einer Winter- oder Ski- oder Snowboarder- oder was-weiß-ich-Kollektion sein, weil die ziemlich dicke Jacke mit dem Reißverschluss sogar so eine Art angesetzten fingerlosen Handschuh an den beiden Ärmeln hat. Sieht man aber nur, wenn man die Finger so durchsteckt. Kann ich jetzt nicht so richtig beschreiben. Kann man auch anders anziehen. Immer sehr durchdacht, die Sachen von den Sportklamottenherstellern. Da profitieren auch nicht ausübende Sportlerinnen wie ich ungemein davon. Danke Nike. Äh - Puma -. Und natürlich Reebok und Adidas sowieso. Mann! Macht mir nicht endlich mal jemand ein lukratives Angebot? Man hört da manchmal davon. Aber okay, ich bin nicht wirklich geeignet, da man ja mittlerweile weiß, dass ungefähr dreiundachtzig Prozent meines Kleiderschranks in den letzten beiden Dekaden des vergangenen Jahrtausends erworben wurden. So eine unqualifizierte Kundin braucht natürlich kein Markenhersteller. Das einzige Top-Marken-Produkt, wo ich jederzeit, ja ich möchte sagen: unausgesetzt Bereitschaft zum wiederholten Konsum unter aktiven Beweis stellen würde, ist streng genommen Veuve Clicquot. Vorrangig aus Gründen der Gesundheitsvorsorge. Die Witwe ist ja wie sonst kein Schampus histaminfrei, was meinem anspruchsvollen Organismus unheimlich zuträglich ist - und in der Konsequenz die gebeutelte Solidargemeinschaft der Kassenmitglieder nicht mit durch unqualifizierten Champagner-Genuss verursachten Spätfolgen belasten würde. Klingt doch alles logisch und durchdacht oder? Aber die melden sich ja nicht! Irgendetwas läuft hier nicht rund!!!!
Irgendwie verknautscht. Nicht nur die Klamotten. So ist das in einem Jahr mit dreihundertfünfundsechzig Tagen konsequenter Bildbegleitung. Kommt vor. Muss ja. Sogar Madonna sieht in diesen Tagen mitunter mitgenommen aus. Und sie kennt nun weiß Gott alle Tricks und Helferlein. Noch bin ich ja auch nicht jenseits jeglicher frauenspezifischer Zyklen. Vielleicht bald, wer weiß. Wer weiß das schon. Vielleicht läuft der Countdown. Auch egal. Wünsche, die man in den ersten vier Lebensdekaden als Frau haben kann, könnte, sind abgehakt. Tatsächlich. Gut, das war bei mir noch nie so dringend und brennend. Kinder Kriegen, Kleinfamilie (Hilfe), Großfamilie (dreimal Hilfe). Eher sogar gefürchtet. Phasenweise (sehr sporadisch in Relation zur bisherigen Lebensdauer) damit gedanklich kokettiert. Immer abhängig vom Grad der Nähe, Verliebtheit oder sogar Liebe zu einem potenziellen Mitstreiter. Vorsichtig ausgedrückt. Aber jetzt. Gerade noch erinnerbare Vergangenheit. Kapitel beendet. Märchenbuch zugeklappt und beiseite gelegt. Ins Regal geschoben, irgendwo ganz oben, hinten, an einer Wand, nicht in greifbarer Nähe. Wie das dicke Pippi-Langstrumpf-Buch. Es hatte seine Zeit. Man erinnert sich mitunter gerne. Erinnerung, an die, die man war. Vor langer, langer Zeit. Friedlich. Wer weiß, wer mich je beerbt. Ich weiß es nicht. Aber wenn das ein wichtiger Gedanke wäre, ist - warum sollte es ein einzelnes Wesen sein, mit irgendwelchen nahen oder fernen Verwandtschaftsgraden? Warum nicht die Welt? Ich möchte viel lieber der Welt ein Erbe hinterlassen. Für jeden zugänglich. Für niemanden besitzbar. Denn gehört hat es nur mir. Nur wer etwas erschaffen hat, kann es je in seinem tiefsten, allumfassenden Aspekt besessen haben. Alles andere ist überlassen. Verwaltet. Eine Leihgabe. Die Welt wird und soll diese Erinnerung verwalten. Nicht mehr und auch nicht weniger.
Ah ja, hier kommt mein anderer Norwegerpullover, auch mit praktischem Reißverschluss. Erinnert mich ein bißchen an die zünftige Skifahrer-Kleidung aus den Dreißiger- bis Fünfziger Jahren, mein Look da oben. Nur die Ski-Schuhe fehlen - und Leni Riefenstahl! Oder unverfänglicher: Liselotte Pulver und Paul Hubschmidt. Die Zürcher Verlobung heißt das Filmkunstwerk, das mir spontan dazu einfällt. Und meine Frisur stimmt natürlich überhaupt nicht. Die langen, untoupierten Zotteln: viel zu Siebziger. Ondulierte Locken und Lockenwickler sind eben einfach nicht mein Ding. Nur der Vollständigkeit halber, ein paar Bilder von damals, als die Sachen noch neu waren. Die Mütze ist freilich auch von da.
Weiß nicht, ob die Norwegerpullover mit den komplizierten Wikingermustern heutzutage an einer Maschine gestrickt werden oder noch von Hand. Im Juli oder August vor zehn Jahren war ich dort, am Nordpolarmeer, auf Andøya, wo ein Forschungsszentrum für Pottwale, die größten Säugetiere der Erde ist. Da her ist der Pullover. Und noch einen anderen hab ich gekauft. Die waren nicht billig, aber keiner sah aus wie der andere. Vielleicht doch von Hand gestrickt. In den langen Mittsommernächten. Oder vielleicht doch eher in den langen dunklen, arktischen Wintern. Die Mittsommernacht ist nicht ganz hell und nicht ganz dunkel. Eher wie ein unfassbar langer Sonnenuntergang in schummrigen Farben, der nicht mehr aufhört. Und statt ganz dunkel, wird es nach ein paar Stunden wieder taghell. Aber man kann schon gut schlafen. Die Ferienhäuser haben extra dicke, lichtundurchlässige Vorhänge, da kann man ganz dunkel machen, wenn man es braucht. Ich bin mit dem Zug hingefahren, von Berlin. Erst bis Stralsund, dann Übersetzen nach Malmö und zweieinhalb Tage Zugfahrt, zwei unendliche Tage durch nicht enden wollende, menschenleere, unbesiedelte schwedische Wald- und Sumpflandschaften, immer nach Norden, über die norwegische Grenze, pfeilgerade Richtung Nordpol, über den Polarkreis, bis zum nördlichsten Zugbahnhof Europas, in Narvik. Nicht am Nordpol, aber in der Arktis, im Nordpolarkreis, ist die Insel Andøya. Am meisten hat mich das Skelett eines gestrandeten Pottwals an einem einsamen Strand beeindruckt. In den Sand gegraben, von Moos bewachsen. Was für ein Grab. Und überhaupt das Moos. Die verwunschenen Mooswälder, mit den Moorbirken. Und ich fand im Wald, an einem Birkenstamm ein Stück von einem Elchgeweih. Ich habe den norwegischen Busfahrer gefragt, ob das von einem Elch sein könnte. Ich hatte es gehoffft. Er nickte "Yes, Elk. Three Years." Ein gleichermaßen zappeliger wie gelangweilter zehn- oder elfjähriger Junge, im Schlepptau seiner deutschen Eltern, sah mein Fundstück und wollte mich mit einer geschäftsmäßigen und demutslosen Ansprache überreden, es ihm einfach zu überlassen. Ich lehnte strikt ab und beharrte: "Nein, das ist mein Elch. Nicht deiner. Ich habe ihn gefunden und er gehört zu mir. Wenn du selbst einen findest, dann gehört der dir." Er zog eine beleidigte Schnute.