20. Oktober 2012






"Im Kino gewesen. Metropolis gesehen. Die restaurierte Fassung wie bei der Premiere 1927. Alle waren mucksmäuschenstill. Hundertfünfzig Minuten lang. Das war toll. Bei "Ende." nach dem letzten Titel "Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein", nachdem sich der Arbeiterrebell und der Herr von Metropolis die Hand gereicht haben, haben alle vor Freude und Begeisterung geklatscht. Und das, obwohl der Regisseur und die Hauptdarsteller nicht anwesend waren! Super. In Metropolis kann man genau sehen, dass Fritz Lang Skype erfunden hat. Der Herr von Metropolis hat nämlich Skype, wenn er telefoniert. Ich habe kein Skype, weil ich nicht so gerne telefoniere. Und auch nicht Leute dabei angucken will. Und auch nicht beim nicht wirklich gesehen werden angeguckt werden will. Aber das ist eine andere Geschichte. Jetzt muss ich schlafen gehen."

Ja, stimmt, genau. So war das! Manchmal schreibe ich sogar gleich einen Blogeintrag, wenn ich sehr begeistert bin, oder wenn mich etwas sehr beschäftigt. Nur die Fotos kommen halt immer etwas später, aber das ist nicht schlimm oder? Für mich ist es fast schon, als ob ich in einem alten Poesiealbum blättere, irgendwie interessanter als das, was gerade eben war. Man könnte denken, ich war vor zehn Jahren im Kino, dabei ist es gerade mal knapp sieben Monate her. Dem Eintrag von oben habe ich nichts hinzuzufügen, außer eben die nachgelieferten Bildchen. Ich weiß noch, dass ich mir die Kinokarte von meinem kleinen Taschengeld zusammengespart habe. Wenn ich Taschengeld schreibe, wirkt das, als ob ich ein dreizehnjähriger Backfisch bin, merke ich gerade. Ein preisgünstiger Jungbrunnen, auch für das schmale Portemonnaie! Einfach mal ein bißchen schreiben wie früher, wo man auch im Personalausweis jung war. Im Schülerausweis. Im Kinderpass! Okay, ich übertreibe. Das ist nun einmal mein Naturell. Übertreibung ist ein immanenter Charakterbestandteil von Gaga Nielsen, genetisch programmiert! Fritz Lang hat aber auch ganz schön übertrieben! Metropolis ist der beste Beweis dafür - und - hat man es ihm zum Vorwurf gemacht? Ich meine: Nein! Fritz Lang und ich sind praktisch heimliche Zwillinge. So etwas fühlt man einfach, da erübrigt sich der Vaterschaftstest. Heute ist übrigens nicht der 31. März Zweitausendzwölf, sondern der 20. Oktober, nur falls ich Sie jetzt ein wenig durcheinandergebracht habe, mit meinem Blogeintrag. Nicht, dass Sie mir noch schizophren werden! Ich weiß ja selber schon manchmal nicht mehr, ob es jetzt auf den Winter zugeht oder auf den Frühling, wie in meinen humpelnden Fotostrecken. Irgendwie freue ich mich schon darauf, wenn endlich der Frühling kommt, also so richtig, dass man mal ohne Jacke aus dem Haus gehen kann, bald ist es so weit, morgen ist schon der erste April! Also hier, bei mir, in der einzigartigen Zeitschleife, der phantastischen Parallelwelt des ersten deutschen Zeitlupe-Blogs!

20. Oktober 2012

it's just a kiss away, it's just a kiss away



19. Oktober 2012

Muss gerade an Weimar denken, an eine seltsame Nacht. In einem Hotel. Irgendwas mit "... Hof" Russischer Hof oder Petersburger Hof. Lange her. Eine kalte Silvesternacht. Schnee lag auch glaube ich. Aber unter der Bettdecke war es warm. Man könnte sogar sagen heiß. Ich glaube, ich komme drauf, weil ich bei den Bildern an Schiller und Goethe denken muss. Am ehesten identifiziere ich mich mit Schiller, aber nicht mit den zugehörigen Frauen. Eine ästhetische Identifikation. Ich wäre ein attraktiver Mann gewesen, lieber ein Mann als eine Frau in dieser Zeit. Ja, so ein rebellischer Hofpoet mit wilder Mähne und flatterndem Hemd. Aber auch sehr entschieden. Wie ich eben heute auch bin! Entscheidungsschwierigkeiten sind mir fremd. Ein klares Ja oder Nein geht ganz schnell bei mir. Es kommt mir sogar vor, als wäre diese dumme Mieterhöhung das erste Mal in meinem Leben, dass ich hin- und hergerissen bin. Zwischen Unterschrift und einfach friedlich hinnehmen oder Widerspruch, der mit Arbeit und Argumentation und Hin und Her verbunden ist. Ich schiebe es immer noch vor mir, aber das soll nicht das Thema sein, in meinem kleinen Eintrag. Wenn nur nicht dieses blöde Zustimmungsritual dazugehören würde, dann wäre es einfacher. Ach, egal jetzt, heute Abend. Meine Probleme möchte ich haben. Wie heißt es doch so schön: "Manche haben für jede Lösung ein passendes Problem".



Interessant zu beobachten, wie ein erreichter, erarbeiteter guter Status für viele recht bald gewöhnlich wird, so gewöhnlich, so normal, dass die Sehnsucht nach Abwechslung überhand nimmt. Wahrscheinlich braucht man immer etwas zum Erhoffen und Ersehenen, um sich lebendig zu fühlen. Ein Ziel, das noch nicht erreicht ist, gibt den Blick auf einen Weg frei, auf Zukunft und unbekannte Erlebnisse, neue Begegnungen und Erfahrungen. Wenn man aber am Ende des Weges ist, an einem bestimmten Punkt und noch Lebenskraft und Übermut und Erfahrungshunger da sind, kann man nicht davon zehren, sich am Ziel umzudrehen und stolz auf den zurückgelegten Weg zu blicken. Obwohl er genauso lang oder kurz ist, wie von der anderen Seite. Aber am Anfang weiß man noch nicht, wie er sich anfühlt. Am Ende kennt man alles und kann sich hier und da sentimental erinnern, aber das ist nicht abendfüllend. Außer vielleicht, man ist sehr alt und die Kräfte verabschieden sich, so dass man bereits den Übergang in eine jenseitige Existenz ersehnt, als Erlösung und auch wegen der Abwechslung. Aber das ist auch ein Blick in die Weite, zum Horizont eines unbekannten Landes. Mir fällt gerade auf, dass ich nicht gerne mit Menschen zusammen bin, die zu ausgiebig von Vergangenem schwärmen, es langweilt mich und ich empfinde es als Missachtung der - zumindest für mich - offensichtlich hohen Qualität der Gegenwart. Wie kann man einer Zeit hinterherwinseln, in der man nur halb so viel wusste, einem Lebensalter, in dem man so ahnungslos war. Das einzige was vielleicht besser war, war das ständige Empfinden von Neuem, das gebe ich zu, diese Aufregung der Jugend über Alles und Jegliches. Was es alles auszuloten gab.



Die Freude an Experimenten mit Substanzen und Provokation. Das lässt sich nicht wiederholen, der Effekt nutzt sich ab. Man kann nicht zweimal mit derselben Handlung auf eine Art provozieren oder an Grenzen gehen, dass es auch beim zweiten Mal eine aufregende Erfahrung garantiert. Wenn ich in Keith Richards Buch lese, muss ich manchmal daran denken, wie das wohl jemand wahrnehmen mag, dem diese Welten von Grenzerfahrungen anhand von Drogenexperimenten unbekannt sind, oder diese besondere Welt, dieses Universum, in dem sich Rockmusiker bewegen. Wahrscheinlich findet jemand ohne eigenen Zugang zu dieser Welt das ganze Buch langweilig und irrelevant. Ich mag das allerdings sehr, kleine Details über den Augenblick zu erfahren, die Situation, aus der in einem Hotelzimmer an einem verregneten Tag Gimme Shelter mit einem Riff begann, als Mick und Anita Pallenberg Performance drehten und Keith alleine auf seinem Zimmer blieb, in einer seltsamen Stimmung, irgendwie diffus, er konnte nicht wissen, dass die beiden miteinander rummachen würden. Anita war ja mit ihm, Keith, zusammen, aber die Badezimmerszene war eine reizvolle Angelegenheit, keine sterilen Dreharbeiten. Na ja und so weiter. Es liest sich irgendwie familiär. Vielleicht ist mir diese Welt in Fleisch und Blut, weil die Musik mich seit meiner Jugend so sehr begleitet hat, mein Bruder war ein großer Keith Richards-Fan. Ich glaube nicht mal, dass er wusste, warum alle seine Gitarren nur fünf Seiten haben. Er erklärt das alles ganz genau und ich lese alles ganz genau, als hätte ich Ahnung von Gitarren. Beinah absurd. Schon seltsam, wie viel Zeit ich mit Männern verbracht habe, für die eine Gitarre die zweite Geliebte war, manchmal auch die Erste. Immer an ihrer Seite, immer da, wenn man sie braucht, anschmiegsam, tröstend auch. Tatsächlich, mein Leben ist von Männern mit einem Zimmer voller Gitarren, Verstärkern, Kabeln und Mikrofonen gesäumt, wenn ich so zurückschaue. Wenn ich nach vorne schaue, bin ich wie im Nebel. Ein heller, lichter Nebel zwar, aber vermutlich kein Bühnennebel. Mit Typen mit Hang zu Nebelmaschinen hatte ich aber ohnehin nie etwas zu tun. Jetzt fange ich aber langsam an mich zu verfransen. Ich höre mal auf für heute. Ist sicher besser so.

18. Oktober 2012




Fast hätte ich geschrieben, ein ereignisloser Tag. Unfug. So etwas gibt es doch gar nicht. Gestern allerdings sind prägnantere Dinge geschehen. Zum Beispiel habe ich mir ein zartes Scheibchen vom rechten Mittelfinger abgehobelt, mit dem Gemüsehobel. Ich wollte die Karotte möglichst schnell kleinkriegen und bin etwas zu temporeich und grobmotorisch vorgegangen. Der Mittelfinger, die Mohrrübe haltend, so leicht abgewinkelt, einmal nicht an der Klinge vorbeigeschrammt. Oberhalb, da wo das Nagelbett aufhört. Das blutet irrsinnig an der Stelle, wenn ein ungefähr ein Quadratzentimeter großes Stückchen Haut mit ein bißchen Fleisch fehlt. Aber weh getan hat es gar nicht, komisch. Ob das Adrenalin so schnell ins Hirn schießt, bei so einer brutalen Verletzung? Schnell ins Bad und vierlagiges Klopapier gefaltet, mehrfach um den Finger gewickelt und fixiert. Damit das Blut möglichst viele Schichten zum Aufsaugen hat und das Ganze in Ruhe trocknen kann. Dann vor dem Schlafengehen, als es gut durchgetrocknet schien, mit der Nagelschere das überflüssige Klopapier wegoperiert, immer vorsichtig an der verkrusteten Wunde entlang. Sieht heute schon wieder erstaunlich gut aus. Heute Vormittag bis Nachmitag noch mit schützendem Pflaster, öfter mal geguckt, ob die Zellstoff-Schicht noch mit der Wunde verklebt ist und dann nach leichter Ablösung entfernt. Da muss immer Luft ran.



Sieht jetzt mehr so aus wie nach einer ziemlich großen Brandblase, kein Blut mehr zu sehen, nur der Klebstoff vom Körper. Ich kann schon wieder sehr gut tippen. War gestern etwas schwierig, mit dem dicken Verband, als ich über das Propellermädchen schrieb, aber es musste raus! Niemals würde ich ein Foto von so einer ekligen Verletzung machen. Das war ja vor ein paar Jahren bei ein paar Bloggern in Mode, ihre lädierten Stellen zu präsentieren. Wahrscheinlich sollte das mutig oder gewagt wirken. Auf mich wirkte es nur abstoßend und gleichzeitig langweilig. Worin die Attraktion liegen soll, mit heillosen Zuständen zu kokettieren, will sich mir nicht erschließen. Ah, schon Mitternacht, muss schlafen gehen, weil morgen früher als sonst raus. Ach so Ereignisse - diverse Arbeit, viel geredet, konstruktive Überlegungen, private Gespräche und weniger private Gespräche.



Später ewig bei Edeka nach einem Produkt für neunundsiebzig Cent gesucht, weil ich unbedingt wollte, dass nach meinem Einkauf mit Karte und allen Abzügen des Monats ein bestimmter glatter Kontostand dasteht. Das Spielchen treibe ich öfter. Wenn ich morgen einen Auszug holen würde, wäre nach der Abbuchung eine Zahl mit drei Nullen am Ende. Die erste Zahl bleibt mein Geheimnis! Ich habe eine Tafel Milka Vollmilch mit ganzen Nüssen gekauft, die kostet genau so viel. Ich hätte auch Sarotti nehmen können oder Schogetten, aber Milka war mir geschmacklich am angenehmsten in Erinnerung, habe ich seit Jahren nicht mehr gegessen, die Vorliebe ist mir irgendwie abhanden gekommen. Aber ich war sehr enttäuscht von der veränderten Verpackung. Das ist jetzt so eine Kunsstofffolie, wie bei Ritter Sport schon länger.



Als Kind und Mädchen, eigentlich bis zu meinem ungefähr fünfundreißigsten Lebensjahr war meine Lieblingsschokolade Milka Noisette und Vollmilch Nuss. Ich habe es geliebt, das lila Papier aufzuklappen und dann vorsichtig das Silberpapier am Rand zu entfalten, ich habe die Tafel nie brutal aufgerissen, sondern immer sorgsam ausgepackt und dann wieder zugeklappt. Es sei denn, ich habe die ganze Tafel auf einmal gegessen. Das mache ich heute nicht mehr. Ich habe gelernt, mir Schokolade einzuteilen! Der Geschmack ist aber noch wie früher. Ich habe vorhin eine Rippe gegessen und mit einem Täfelchen, so einem Minitäfelchen 80-prozentige Schokolade von Moser Roth kombiniert, also so sandwichmäßig. Das gibt der Milchschokolade den entsprechenden, von Hause aus fehlenden Charakter, es hat mir gut geschmeckt. Ach ja, und Voice of Germany geguckt. Ich kenne eine Frau, die war neulich, im August, bei einer Blind Audition-Aufzeichnung in Adlershof. Sie hat von den umständlichen Sicherheitsvorkehrungen berichtet, dass man praktisch alles abgeben muss und das Studio vergleichsweise winzig ist, im Gegensatz zum Eindruck im Fernsehen. Das Publikum hört den Gesang nur relativ leise, ziemlich dürftige Qualität, nur die Coaches, also Nena, Naidoo, Boss Hoss und Dingens, ach wie heißt er noch, der Engländer eben, die hören alles exzellent, durch die Ohrstöpsel, die sie drin haben. Die Begeisterung vom Publikum beruht also eher auf der Anheizerei durch diverse Profianimateure.



Wobei bei den größten Talenten schon auch mal ein echter Funke überspringt. Und Talent ist da ja immer reichlich vertreten, kann man nicht meckern. Aber richtig interessant wird es erst durch den Zusammenschnitt. Also sie würde nicht noch mal hingehen, auch weil man auf dem Trockenen sitzt, nichts zu trinken, dauernd still sein, na ja, ziemlich anstrengend wohl. Vor dem Fernseher ist es wohl nicht nur tausendmal interessanter, sondern auch komfortabler. Auch mal schön zu hören, dass live dabei sein nicht immer unbedingt das Nonplusultra ist. Morgen kommt ja schon der zweite Teil der zweiten Staffel. Ist ja alles immer schön in den Mediatheken heutzutage. Die Show von vorhin bestimmt auch schon. Hab keine Lust, den Link zu suchen, aber hat sich gelohnt zu gucken. Vor allem die Frau aus dem Ruhrpott war lustig, die im Krankenhaus einen Job hat, wo sie Handtücher verteilt und so weiter. Die hat unsere Nena so richtig zum Lachen gebracht, das war fein. Ich habe auch sehr gelacht, schon am Anfang wo sie sich als jemanden aus dem "normalen Mittelstand" bezeichnet hat, der sich auch mal ruhig was trauen kann. So, genug Ereignis für heute.

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Ina Weisse Oh da muss...
19.09.25, 22:41
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Imke Arntjen Sylt...
19.09.25, 15:56
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Mehr Historie über...
16.09.25, 20:56
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Jan Sobottka Sieht...
12.09.25, 18:22

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