29. November 2013

Es ist nach Mitternacht. Ich spüre einen Drang zu bloggen, habe jedoch keinerlei Mitteilung zu machen. Irgendwie unangenehm. Wahrscheinlich bin ich einfach bei der Auswahl des Sujets, wie wir Spitzen-Profischreiber gerne sagen, zu anspruchsvoll. Was hindert mich eigentlich, hier zu vermerken, dass - zum Beispiel - gestern gegen ca. 17:00 Uhr mein Stolz verletzt wurde, durch eine völlig unangemessene Beurteilung, in der kaum ein Superlativ vorgekommen ist, hier und da mal ein warmes Wort, keine nennenswerte Kritik, da es ja auch an Substanz dafür fehlt, hier und da "über den Anforderungen", aber nicht in komplett spektakulärem Ausmaß. Natürlich anders formuliert, aber ich wusste die nebulösen Adjektive schon zu deuten. Diese Schieflage der Betrachtung führte zwangsläufig dazu, dass ich meinem Gegenüber attestieren musste, dass seine Beurteilungskompetenz unterhalb von 100 Prozent, nämlich bei 75 liegt. Aber ansonsten kriegt er gerne von mir 125, wie ich ihm - ich möchte jetzt nicht sagen gönnerhaft - aber wohlwollend mitteilte. Er sieht recht gut aus und hat Umgangsformen und ist eigentlich normalerweise ganz scharfsinnig. Aber was die Einschätzung von mir angeht, muss er noch Schularbeiten machen. Na ja. Gut. Schön, dass wir mal drüber gesprochen haben. Eintrag für meinen privateren Kalender.

27. November 2013



Identifikation. Nein, nicht Hilma af Klint. Kennen Sie das, sich anhand einer Abbildung, einer Fotografie von sich selbst, tiefgreifend zu identifizieren? Ich hoffe es für Sie, für jeden, in diesem exzessiv fotografisch dokumentierenden Zeitalter. Obwohl die Auswahl in meinem besonderen Fall immens ist, ist es gar nicht so leicht, unter den vielen Bildern so schnell diejenigen zu finden, die ich als vergleichsweise umfassend empfinde. Immer bleiben Aspekte offen, die dann separat abgehandelt werden müssen, zu anderer Stunde, anderen Zeiten. Aber wenn es ab und zu ein seltenes Bild gibt, das den selbst empfundenen Kern trifft, ist das auch für jemanden, der viele Aufnahmen von sich im Archiv hat, besonders. Ich konnte das Bild nicht direkt über das Just do it-Zitat von Schlöndorff kleben, das wäre unangemessen. Aber so alleine, kann man mal ein Bild einkleben. So alt ist es noch nicht. Vom ersten September in diesem Jahr. Aber jetzt endlich schlafen.

27. November 2013

(...) Am nächsten Tag traf ich Louis Malle, einen weiteren Exilanten, bei seiner neuen Frau Candice Bergen am Central Park Süd. Ich genoss den grandiosen Blick auf die Stadt und erzählte, wie wohl ich mich in New York fühlte... Die Arbeit in Amerika sei gut für mich. Ich versuchte gar nicht, mich zu assimilieren, wie damals in Frankreich. Das brauchte man in Amerika nicht. Mir genügten die Möglichkeiten, die sich einem Profi bieten. Einfach Regisseur sein. Just do it, nichts habe mir so geholfen, wie dieser einfache Satz. Endlich die Zweifel überwinden. Arthur Miller hatte mir einmal gesagt, er habe überhaupt erst in Michigan, beim Studium an der Uni im Midwesten, das Wort probably gehört. In Brooklyn hatte es das nicht gegeben, Zweifel konnte man sich da nicht leisten. Alles war affirmativ. So wollte auch ich werden, indem ich hier arbeitete. Volker Schlöndorff, Licht, Schatten und Bewegung

24. November 2013



Ein bißchen wie im Leerlauf. Der Geist dreht Kreise, aber findet nicht den entscheidenden Punkt, um in einen Gang zu schalten und zur Handlung überzugehen. Mit Handlung ist in diesem Fall bereits gemeint, Worte zu schreiben. Schaue nach links, nach rechts, nach oben, nach unten, vorwärts, rückwärts. Auch so eine Manie, sich auf Dynamik zu fixieren, immer etwas vorantreiben zu wollen. Andererseits, man ist nicht als Amöbe inkarniert. Die Existenz in Fleisch und Blut und Knochen drängt nach Bewegung. Und sei es nur der des unruhigen Geistes. Ich habe am Donnerstag nach 22 Uhr eine Mail bekommen, die ich in eine Textdatei kopiert habe. Schriftgröße 9 Punkte, Verdana. Absatzformat 1,5 Zeilen. Linker und rechter Seitenrand 2,5 cm. Rand oben und unten 2 cm. Ergibt 55 DIN A 4-Seiten. Es handelt sich um keinen Text, der aus einer anderen Quelle kopiert wurde. Es ist eine an mich gerichtete Mail-Antwort. Einige Zeilen sind als Zitate einiger von mir vor drei bis vier Monaten vorangegangenen Mitteilungen eingefügt. Meine Zitate nehmen ungefähr nur zwei bis fünf Zeilen pro Seite ein. Normalerweise kopiere ich keine Mail-Inhalte in Textdateien. Ich merkte aber recht schnell, dass es mir zu anstrengend sein würde, diese fünfundfünzig DIN A 4-Seiten innerhalb des gmx-Accounts zu lesen, mit dem flimmernden Layout links und rechts und oben und unten. Ich änderte sogar die Hintergrundfarbe der Textdatei von hartem Weiß zu einem zarten Elfenbeinton. Bis es mir angenehm war. Ich hatte alle anderen Anwendungen geschlossen. Firefox, Dateiverwaltung. Geöffnet war nur noch die Textdatei in einem schmaler aufgezogenen Fenster, so dass ich es als schmalere Spalte besser lesen konnte. Hinter dem hellen Fenster mit dem langen Text war nur noch das satte Schwarz meines Desktops, auf dem sich keinerlei Anwendungssymbole befinden, nur in der Mitte mein dunkelgraues Logo. Und das war nun verdeckt vom Textfenster. Ich las ungefähr dreieinhalb Stunden am Stück, von 23 Uhr bis ungefähr halbdrei. Unterbrochen nur von zwei- dreimal ins Bad gehen und Klopapier abreißen. Ich hatte nicht den Nerv nach einem Tempotaschentuch zu fischen, obwohl ich weiß, wo sie liegen, griffbereit. Inzwischen habe ich eine Zwischenbotschaft durch meine persönliche Assistentin übermitteln lassen, die den Eingang der Mitteilung bestätigte. Das war am Freitag Vormittag. Sie erklärte meine Unfähigkeit einer persönlichen Eingangsbestätigung durch mich selbst, mit einer leichten Unpässlichkeit von Frau Nielsen, aufgrund der nächtlichen Lektüre. Am Tag darauf, gestern, war Frau Nielsen wieder einigermaßen erholt und in der Lage persönlich mitzuteilen, dass sie sich angesichts der Fülle und der Dichte des Mitgeteilten nicht so recht in der Lage sieht, sich im Handumdrehen eingehend dazu zu äußern, weil eine Würdigung nach einem angemessenen Format verlangt. Und da stehe ich jetzt. Ich weiß nicht, ob ich zuerst den Text einmal kopieren soll und alle Passagen löschen, zu denen ich nichts anmerken will, so dass nur die übrig bleiben, die ich noch einmal aufgreifen will. Es werden ja eigentlich so gut wie keine Fragen gestellt, in all den Zeilen. Es wird einfach erzählt, erklärt. Doch manchmal gingen mir beim Lesen kleine Fragen durch den Kopf. Die könnte ich stellen. Allerdings fürchte ich fast, dass meine Art zu fragen, in fragile Bereiche dringt. Das ist mein besonderes Talent. Immer ins Schwarze. Das ist auch so ein Eintrag, den man gar nicht kommentieren kann. Ich würde so einen Eintrag lesen, zur Kenntnis nehmen und gespannt gucken, ob in einem nächsten Eintrag irgendeine erhellende Neugigkeit als Fortsetzung kommt. Das also beschäftigt mich seit gut drei Tagen.

23. November 2013



Ich war mir, bis eben jetzt, sehr unsicher, ob ich diese Bilder, die ich sechseinhalb Jahre, nachdem sie entstanden sind, um sie für mich zu bewahren, hochgeladen habe, durch einen Blogeintrag ins Licht rücken sollte. Ich mag die Bilder, sogar sehr. Sie stammen von der Hamburger Fotografin Kerstin Schlitter, die vor einigen Jahren starb, wir hatten uns nur einmal getroffen. Sie hatte die Bilder bei sich diskret verlinkt, so dass sie nur von jemandem betrachtet werden konnten, der den direkten Link dazu hatte. Nicht in der Reihe der sonst von ihr portraitierten Personen zu finden. Mir schien es doch ein bißchen schade, fand es damals schon. Sie machte diese Bilder mit einer digitalen Kamera, mit der sie sich nicht so souverän fühlte, wie mit ihren analogen Fotoapparaten. Die Aufnahmen entstanden in der Charlottenburger Galerie Camera Work. Peter Lindbergh hatte damals eine kleine Retrospektive in der Galerie. Die Bilder von Keith Richards dominierten den ganzen Raum, ich war hin und weg. Das vertraute, verknautschte Gesicht von Keith machte den Raum für mich sofort zum Wohnzimmer. Eigentlich ist es alles andere als erwünscht, dort zu fotografieren, aber wir machten es vielleicht so arglos und spielerisch, in einer Selbstverständlichkeit, dass die Galeristin, die unser Tun zuletzt dann doch registrierte, nicht mahnend Einhalt gebot. Im Juli Zweitausendsieben war das. Kerstin hatte noch andere, analoge Bilder von mir gemacht, als wir draußen waren, in einem wilden Gelände und später in meinem Atelier, wo ich ihr etwas erzählte, das mich damals tief bewegte und stellenweise zum Weinen brachte. Das waren die Bilder, die sie als "die Bilder" von mir betrachtete. Doch ich enttäuschte sie mit meiner Reaktion, auf die analogen Aufnahmen, die mich in einem harten Licht in Momenten erinnerter Verletzung zeigten. So nackt, dass ich es in einer guten Phase meines inneren Heilungsprozesses als unverhältnismäßige, ausschließliche Beschwörung der Verletzung empfand. Doch diese schwerelosen Bilder, die sie so beiläufig, ohne besonderen Ehrgeiz knipste, die liebte ich. Denn das war meine Gegenwart. Repräsentativ für den Zustand meiner Befindlichkeit. Unser Kontakt brach dann ihrerseits einsilbig ab, da sie damit nicht zurechtkam, dass ich die für mich heillosen Aufnahmen eines minutenweisen Aufgelöstseins nicht in der Öffentlichkeit sehen wollte, sie nicht dafür loben konnte. Aber dennoch erinnere ich diesen ganzen Tag gerne, zu dem sie extra aus Hamburg nach Berlin gereist war, als wir uns einmal und nie wieder trafen. Danke für diese Bilder und all deine Mühe, Kerstin.

17. November 2013





Zur Retrospektive. Zum hundertsten Geburtstag. Zur Ausstellung.

"Der Geist ist androgyn. Meret Oppenheim war im Paris der dreißiger Jahre ein junger Star der Surrealisten und wurde eine große Künstlerin. Zum 100. Geburtstag widmet ihr Berlin eine herrliche Werkschau."
Die Zeit, 21. August 2013

Liebling I
Liebling II
Liebling III

[ u.v.m. ]

16. November 2013







HERBST in Bäumen - Herbst in den Blättern - Herbst in den Haaren.

13. November 2013


►watch on youtube

Ermittlung am Bussardsteig.

08. November 2013


►watch on youtube

"(...) Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft ich die Projektdatei vor mir hatte, und dann wieder abbrach, auf eine meiner beiden externen Festplatten speicherte, um irgendwann weiter zu machen, wenn es mir nicht wie ein unüberwindbarer Berg schiene. Die Bühne der Disharmonie, du am Rosa-Luxemburg-Platz, im Taxi zu Neil Young, bei dir daheim... am Boxi, im Hanffeld, die kleine Kirche neben dem Rückerthaus, die Felder und der Schotterhügel und der Himmel von Gerbrunn

"Unter Hügeln und am Meer, harren Trümmer uns zu lehren, dass die Zeit in Kreisen mäht, alles Irdische vergeht..."

Diese Zeile sagt mehr, als ich je dazu in Worte fassen könnte.

Vor einer Stunde, am 7. November 2013 habe ich den letzten Schnitt gesetzt. Mir war das Herz oft schwer, in den letzten drei Jahren, und wenn ich die Bilder sehe, erinnere ich mich daran, auch daran, aber vor allem an alles, was schön war. Und leicht. Und kostbar. Und ewig. Und bleibt."


(Fragm. Mail 8. November 2013)

05. November 2013



Nachdem die Sache mit dem tollen Kunstschatz in München aufgeflogen ist, werden die Ermittler sicher auch bald ihre Spurensuche in Berlin fortsetzen, wo auch noch jede Menge Meisterwerke gebunkert sind. Ich hätte da auch einen Hinweis. Gucken Sie mal bitte demnächst unter der Adresse Bussardsteig 9 in Berlin Dahlem. Am kommenden Sonntag gegen 11:30 Uhr ist dort die Übergabe eines echten Kirchners von 1918 geplant. Sie wissen schon, Ernst Ludwig Kirchner, von dem ist ja auch ein Werk in der Lotterbude in München gefunden worden, nämlich das melancholische Mädchen. Ein tolles Bild - zum Glück - nicht repräsentativ für den Fund der mittlerweile durchgezählten 1.406 Werke. Nun habe ich zwar nur Kunstgeschichte im Wohnzimmer studiert, aber wenn schon im Wikipedia-Eintrag zu Kirchner nachzulesen ist, dass sein Bild "Berliner Straßenszene" nach der Rückgabe durch Berlin an die rechtmäßige Erbin, am 8. November 2006 bei Christie’s in New York für über 30 Millionen € an die „Neue Galerie“ in New York versteigert wurde, scheint mir die Schätzung "Wert ca. eine Milliarde €" für 1.406 Bilder etwas schlank bemessen. Wir reden hier wohlgemerkt vom Ertrag eines einzigen Gemäldes von Kirchner. 30 Millionen Euro. Ich freue mich. Posthum. Für ihn. Der wunderbare Kirchner hat sich ja leider ins Herz geschossen, nachdem seine Kunst in seinem Heimatland der'art' entwertet wurde. Und deswegen schauen Sie bitte bei nächster Gelegenheit mal zum Bussardsteig 9. Da sind nämlich ganz viele großartige entartete Bilder. Ich will überhaupt nur noch entartete Bilder sehen. Der andere artige Quatsch kann meinethalben in Münchner Rentnerbuden verstauben und in zweitausend Jahren entdeckt werden. Ansonsten haben Sie bitte Verständnis, dass ich jetzt erst so dezidiert von der Entdeckung am Bussardsteig berichte. Die Ermittlungen haben eben so lange gedauert und halten natürlich noch an. Einige handverlesene Leser meines Ermittlerblogs wurden bereits vorab am 29. Oktober 2007 von mir informiert. Die letzten sechs Jahre war ich dann vollauf beschäftigt, die Eigentumsverhältnisse zu klären, was natürlich unheimlich schwierig ist. Zum Beispiel hätte ich natürlich Fotos von allen Meisterwerken vom Bussardsteig einstellen können und Betreffende um Meldung bitten können, die Verdachtsmomente haben, dass es sich um verschollenes Familienerbe handeln könnte. Aber denken Sie sich nur, wie es dann in meinem Postfach ausgeschaut hätte. Von überall in der Welt, wohin diese Leute eben damals emigriert sind, hätte ich Post bekommen, weil irgendwer meint, irgendetwas erkannt zu haben. Mein armes gmx-Postfach wäre sofort total überfüllt gewesen! Die hätten dann noch alle Bild-Anhänge mitgeschickt, mit einem oder mehreren Fotos, wo man vielleicht auf alten Schwarzweiß-Aufnahmen eine Familienfeier sieht, und im Hintergrund eine Wand mit einem verschwommenen Gemälde drauf. Das wäre mir einfach über den Kopf gewachsen. Sicher mögen in den letzten sechs Jahren die einen oder anderen Nachkommen der ehemaligen Besitzer den Gang alles Sterblichen gegangen sein, aber so ein Bild hätte sie letzten Endes (haha, zwinker) auf ihre letzten Tage wahrscheinlich auch nicht mehr retten können. Das nur als Erklärung, wieso es eben seine Zeit braucht, bis man so eine Entdeckung der Öffentlichkeit präsentieren kann. Ich hoffe, Sie sind mit dieser Antwort nun ruhig gestellt und suchen nicht weiter das Haar in der Suppe von dieser Geschichte da unten in München! Was mich in dem Zusammenhang viel mehr beschäftigt ist, wieviele qm und Zimmer die Wohnung in München eigentlich hat. Diese wichtige Angabe habe ich noch nirgendwo ermitteln können. Wenn Sie also sachdienliche Hinweise hierzu haben, bitte in das Kommentarfeld.

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Margarete 20. November...
21.11.24, 00:01
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