Wie ein Purpurstreifen deine Lippen
und deine Reden lieblich
Wie ein Granatschnittstück deine Stirne
hinter deiner Binde
Gleich David's Thurm dein Hals
gebaut zur Fernschau
tausend Schilde hangen daran
alle Waffen der Helden
Deine Brüste gleich zwei Rehen
Zwillingen einer Gazelle
die unter Lilien weiden
Ganz schön bist du, meine Freundin
und kein Tadel an dir
Ehe sich der Tag verweht
und die Schatten sich neigen
soll ich mich wegwenden
zum Myrrhenberge
und zum Weihrauchhügel?
Mit mir, meine Schwester Braut
mit mir sollst du kommen
vom Libanon schauen
von der Spitze des Amanus
von der Spitze des Senir und Hermon
von den Löwenhöhlen
von den Pardelbergen
Du hast mich beherzt gemacht, Schwester Braut
du hast mich beherzt gemacht
mit einem Blicke von deinen Augen
mit einer Schnur von deinem Halse
Wie schön ist deine Minne, Schwester Braut
wie süss deine Minne, mehr denn Wein
und deiner Würze Duft mehr als alle Wohlgerüche
Honigseim träufeln deine Lippen, Schwester Braut
Honig und Milch unter deiner Zunge
der Duft deiner Kleider
gleich dem Duft des Libanon
Ein verschlossener Garten bist du, Schwester Braut
ein verschlossener Garten
ein versiegelter Quell
Deine Gaben ein Paradies
Granatäpfel und edle Früchte
Cyperblumen und Rosen
Narde und Krokus
Würzrohr und Zimmet
sammt allen Bäumen des Libanon
Myrrhe und Aloe
sammt dem Edelstein der Wohlgerüche
Ein Gartenquell
ein Born lebendigen Wassers
das vom Libanon rieselt
Erwache Nord, sang ich
Südwind komm
durchfächele meinen Garten
dass die Würzen fliessen
Es komme mein Freund
in seinen Garten
und geniesse dessen edle Frucht
Gekommen bin ich in meinen Garten
meine Schwester Braut
gepflückt hab' ich meine Myrrhe und meine Würzen
gegessen hab' ich meinen Honig und meinen Seim
getrunken hab' ich meinen Wein und meine Milch
Esset immerhin, Freunde
trinkt und berauscht euch, Genossen
Ich schlief, aber mein Herz wachte
meines Freundes Stimme hörte ich
klopfend an die Thüre
Öffne mir, meine Schwester
meine Freundin, Täubchen, Unschuld
denn mein Haupt ist voll von Thau
meine Locken von Feuchtigkeit der Nacht
Reisetagebuch, Samstag 15. Mai 2010. Der Tag unseres Auftrittes in der Disharmonie. Am Abend zuvor, spät am Abend nach der Rückertführung am vierzehnten Mai, gegen 22:30 Uhr sind wir vor Ort, um das Wichtigste aufzubauen. Wir müssen noch das Ende der laufenden Show von einem Comedian abwarten, die zieht sich länger hin, als erwartet. Es ist halbzwölf als wir loslegen, ich brauche einen Tisch vor der Bühne für den Beamer und das Notebook. Alles wird verkabelt, der Ton gecheckt und die ersten Bilder angebracht.
Es ist fast halbdrei Uhr morgens als wir die Disharmonie verlassen, ich bin bei Weitem nicht fertig. Ein kleiner Schlummertrunk im Mephisto. Am nächsten Nachmittag ab drei können wir weiter machen, dann wird auch gegen vier Hannes zum Soundcheck dazukommen. Ich verbringe den ganzen Vormittag damit, endlich festzulegen, zu welchen Songs ich überhaupt welchen Film laufen lassen will. Dabei entsteht noch etwas Neues, eine phantastische Überlagerung von der Hand- und Sandszene aus Arizona und den flirrenden Farben und meiner Hand aus Hippolyta. Während ich, Gott sei es gedankt, endlich Sicherheit gewinne, was ich zeigen werde, wächst meine Freude auf den Abend. Ich ziehe mich dreimal um und dann ziehen wir los. Jeder checkt seine Sachen für sich ab, Cosmic muss noch ein paar Sachen mit dem Looper regeln, ich bringe die letzten Fotografien am Bühnenrand an und klebe die Verkabelung mit Gaffertape ab. Als es fertig ist, bin ich von meinem eigenen Werk regelrecht gerührt. Wie der Raum plötzlich aussieht. Als wäre es ein privates kleines Museum. Was doch ein paar Bilder ausmachen. [...]
Eine Stunde vor Einlass machen wir einen gemeinsamen Durchgang um zu sehen, ob es einigermaßen passt, was ich da ausgebrütet habe. Cosmic spielt immer nur zwei drei Akkorde des Anfangs eines Stückes und ich lasse die ersten Sequenzen meiner Filmbilder auf mich wirken und gucke, ob überhaupt auch der richtige Film kommt, wir eine einheitliche Setlist haben. Wenn Cosmic die Reihenfolge kurzfristig ändert, muss ich die Nummerierung meine Filme ändern, weil ich nach Nummerierung, blind mit shortcuts blättere, damit das Publikum nie Desktop und Ordnerverzeichnisse sieht, sondern einfach einen Film nach dem anderen im Vollbildmodus.
Als die ersten Gäste kommen, sind wir gerade fertig. Ich schmeiße ein paar meiner Opus-Filme mit Ton an und wir gehen eine Treppe höher in den Backstagebereich, der früher tatsächlich der Übungsraum von Cosmics Band Suzi Cream Cheese war. Zwanzig Jahre muss das her sein. Oder noch länger. Im Kühlschrank gibt es sogar zwei Flaschen Bier mit Alkohol. Der Rest des Kühlschranks ist mit Wasser, Saft und alkoholfreiem Bier bestückt. Ich genehmige mir ein Bier zur Beruhigung, Hannes auch. Cosmic trinkt nur Wasser. Unter anderen Umständen hätte ich eine Flasche guten Bordeaux mitgenommen, aber da ich selbst nicht als Gast zuschauen kann, bin ich vorsichtig mit Alkohol, bis die Kuh vom Eis ist. Wenn ich einen Moment unkonzentriert bin, die falschen shortcuts drücke, kann es schnell peinlich werden. Ich bin ein bißchen angespannt, Cosmic auch, das spüre ich. Dann ist es so weit. Ich gehe als erste nach unten in den Saal und nehme meinen Platz ein.
Gerade ist der letzte Film zu Ende und ich blende nur das poetrYclub-Logo ein, das nach einer Weile mit dem Motto unseres Abends wechselt: Romantik Liebe Rebellion. Cosmic betritt die Bühne und beginnt mit Widerspruch. Manchmal kann ich den Abend für ein paar Sekunden so genießen, als wäre ich Zuschauer, aber dann muss ich mich auch schon wieder konzentrieren und darauf achten, wann sich sein Song dem Ende neigt, um den laufenden Film ins Dunkel auszublenden und zum nächsten zu blättern, während er vielleicht eine Ansage macht und dann abchecken, wann er den ersten Akkord greifen wird, damit genau dann der nächste Clip startet. Ich spüre, dass er sehr gut ist und erfahre erst später, mit welchen technischen Widrigkeiten er zum Teil kämpfen musste. Ich habe es nicht gemerkt.
Das Publikum ist während des ersten Sets sehr leise, die Lieder sind es auch. Ich spüre den Respekt, es hat beinah etwas Andächtiges. In der kurzen Pause, die wir verabredet haben, hole ich etwas zu trinken, begrüße Cosmics Zauberschwestern und schon geht es weiter mit Zauberkreis. Dann Blume der Ergebung. Sing out geht zu Ende. Als nächstes steht auf der Setlist das neue Lied, das er gerade gemacht hat, das Mondlied nenne ich es immer. „Du bist mein Mond“, das er auf der Treppe drei Tage vorher gesungen hatte. Cosmic fängt nicht gleich mit dem nächsten Song an, sondern möchte etwas sagen. Während die letzten Bilder von Arizona laufen (die Bilder, wo man seine Hände im Sand sieht. Er baute eine Frau, einen Frauenkörper in den Sand. Das war nicht abgesprochen, das ist es nie. Wir tun nie abgesprochene Sachen, wenn ich filme. Und so oft wir Filme zeigten, war es meistens diese Szene die den meisten im Gedächtnis blieb). Und während also diese Bilder laufen, erzählt Cosmic ein bißchen, warum man diese Bilder sieht und von wem sie sind, und wie wir uns begegneten. Ich bin sehr gerührt. Er bittet mich auf die Bühne und ich spüre eine Welle der Wärme aus dem Publikum. Es ist ein bißchen, als ob die Temperatur im Raum steigt. Deshalb traue ich mich auch, auf der Bühne zu erzählen, warum ich überhaupt hier bin. Und dann singt Cosmic endlich das Lied. „Du bist mein Mond“ und ich darf den Text halten, weil er ihn noch nicht so richtig kann. Das war ein sehr schöner Moment. Für mich der schönste des Abends.
Danach gab es Stern und die Show war eigentlich zu Ende, aber das Publikum ließ das nicht so recht zu. Er durfte noch zweimal auf die Bühne zurück. Als erste Zugabe gab es Neujahrsmorgen, von dem man hier die Audiospur hören kann. Ich ließ dazu die Bildspur von meinem letzten Opus 47 im loop laufen, und ich empfand das als den hypnotischsten Song an diesem Abend. Als eigentlich letzte Zugabe gab es eine wilde Version von die Goldene Zeit die in Hey Jude mit Hannes am Klavier endete. Das hatte Cosmic schon bei der Probe im Hinterkopf und ich konnte es mir nicht so recht vorstellen, aber es war grandios. Und noch eine Zugabe und noch eine. Ganz herzliches Publikum, warmer langer Applaus. Geschafft.
Nach ein paar Minuten Rückzug backstage wieder nach unten, ein bißchen mit dem Publikum reden. Mit den wenigen die ich kannte, ein bißchen quatschen. Da war unter anderem eine Frau, die mir schon bei der Rückertführung aufgefallen war. Sie war jüngerer Generation als die meisten, die an dem Rundgang teilnahmen. Ich ging zu ihrem Tisch, nachdem sie mir gewunken hatte. Sie war mit ihrem Lebensgefährten gekommen und begrüßte mich herzlich und erzählte, dass sie eine Urururenkelin von Friedrich Rückert sei. Und wie es sie freut, was wir da machen.
Die jüngere seiner beiden Schwestern wünschte sich zwei Bilder ihres Bruders, die sie besonders mochte. Wir krakelten unsere Widmungen auf die Rückseite und eine Unbekannte bekannte, sie sei nur zufällig gekommen, eine Freundin hätte sie mitgenommen und sie wollte ehrlich sein. Sie hätte sich zu Beginn gefragt, ob sie es gut oder grenzwertig finden soll, was hier an zum Teil Privatem öffentlich von uns zelebriert wurde. Aber nachdem sie die Musik, die Bilder und die Filme, den ganzen Abend auf sich wirken ließ, sei sie restlos überzeugt, dass es große Poesie sei, was wir hier fabrizierten. Ohne jeden Zweifel. Das hat mich schon glücklich gemacht. Und Cosmic auch. Ja, ein schöner Abend.
Als der letzte Gast gegangen war, packten wir unsere Sachen und bauten alles wieder ab. Wie das eben so ist. In der Altstadt fanden wir wieder zu jener Bar, Mephisto. Wir haben nicht dauernd auf die Uhr geschaut, aber wir hatten im Hinterkopf, dass wir am nächsten Tag verdammt früh aufstehen müssen. Wegen der anstehenden Wanderung zu Ehren Friedrich Rückerts Geburtstag. Treffpunkt der Wandergruppe 7:30 Uhr.
Freitag, der 14. Mai 2010. Die Fortsetzung meines kleinen Reisetagebuchs. Cosmic und ich sind gegen 14.00 Uhr - meinen wir uns zu erinnern - wir wissen es nicht mehr so genau - am Rückertdenkmal mit Dr. Kreutner verabredet, der eine Rückert-spezielle Stadtführung durch Schweinfurt machen will. Cosmic ist Mitglied der Rückert-Gesellschaft, die ihren Sitz in einem fantastisch schönen Turm hat, wie man sich den sprichwörtlichen Elfenbeinturm vorstellt. Es ist der sogenannte Schrotturm und ich habe versäumt, ihn zu fotografieren, weil ich jedesmal, wenn ich in der Nähe war, kein gutes Licht hatte und vor meinem inneren Auge den weißen Turm vor indigoblauem Himmel sah. Was auch in Schwarzweiß ganz hervorragend ausgesehen hätte, aber es hat nicht sollen sein! Gibt ja auch genug Bilder von dem putzigen Turm.
Vorher war noch ein bißchen Zeit, und wir nutzen den Weg zum Marktplatz, um die Altstadt ein wenig mit unseren Handzetteln und zwar kleinen aber doch anmutigen Plakaten zu verschönern. "UNSER DORF MUSS SCHÖNER WERDEN!" Im ersten Schreibwarengeschäft am Platze erstand Cosmic noch Tesafilm, damit die von ihm anzubringenden Plakate möglichst reinlich wieder entfernt werden könnten. Ich dagegen hatte meinen dicksten Klebestift dabei, der mir genau passend erschien, um meine Informationsdokumente möglichst nachhaltig anzubringen. An etwas Schönem möchte man sich schließlich länger erfreuen, auch wenn die angekündigte Feierlichkeit schon vorbei ist. Dann gerade! Man ist ja schließlich sentimental. Wir waren höchstens eine halbe Stunde unterwegs und die Stadt sah schon viel schöner aus. Jeder Laternenpfahl und jeder Pfosten war mir recht. Was für eine Wonne es war, die nackten traurigen Verkehrschilderstangen oder wie das heißt mit meinem Klebestift zu streicheln und unsere schönen Erinnerungsbilder aufzukleben. Eine Freude! Laternenpfahl oder Verkehrsschild, da bin ich nicht heikel! Alles muss schöner werden!
So! Geschafft! Und nun eine kleine Pause, ein wohlverdientes Tässchen Kaffee. Im Café Rialto am Marktplatz. Sogar Markt war heute! Gelegentlich liefen sogar Menschen über den Platz. Am Rückertdenkmal hatte eine Blumenfrau ihren Stand aufgebaut. Es gibt also doch Menschen in der kleinen Stadt! Wie schön.
Wir bestellen eine italienische Kaffeespezialität und gucken in die Luft. Noch ein Zigarettchen. Hach ja.
Auftritt Wachtmeister Dimpfelmoser und Geselle. Der Herr Schutzmann hat eines meiner schönen kleinen Schilder abgemacht und hält den Zettel mit detektivischem Blick ausgereckt in seiner linken Hand und uns vor die Nase. Ob die Zettel von uns sind, will der Herr Wachtmeister wissen und dass es sich in diesem Fall um eine Ordnungswidrigkeit handelt, die zur Anzeige gebracht wurde, falls wir dafür keine Genehmigung hätten und der Polizeipräsident wäre auch schon informiert worden. Hoppla!
Ob wir eine Genehmigung hätten? "Wir hätten gerne eine! Sie sind selbstverständlich auch herzlich eingeladen!" sage ich zum Herrn Wachtmeister. Der Herr Wachtmeister schaut mich eigentlich gar nicht unfreundlich an und meint beschwichtigend, dass es nicht gegen uns persönlich gemeint wäre oder so ähnlich, aber wenn so eine Anzeige gemacht wird, muss man dem eben nachgehen und weil wir keine Genehmigung haben ist es wildes Plakatieren und wird mit einem Bußgeld geahndet und jetzt müssen die Personalien aufgenommen werden. Ich sage zum Herrn Wachtmeister, dass es bestimmt schön wird am Samstag, also 20.00 Uhr, damit er es nicht vergisst. Die Strafe soll 30 Euro kosten, ich will wissen, ob ich das nicht einfach so bezahlen kann? Nein, die Personalien! Die Personalien müssen aufgenommen werden! Das muss alles seine Ordnung haben.
Cosmic begehrt auf (Rebellion und so), dass er den früheren Polizeipräsident kennt und auch den Bürgermeister, den Remelé. Ich will gerade den Perso zücken, als der Herr Wachtmeister plötzlich vorschlägt, man könnte sich ja eventuell darauf verständigen, dass es nur einer von uns beiden war. "Also sollen wir sagen ER WAR'S?" fragt er und guckt Cosmic und mich abwechselnd eindringlich an. Ich glaube, das nennt man dann suggestiv oder so. "Ja! Dann war's er!" pariere ich. Cosmic gibt seine Adresse in Berlin an, was den Herrn Wachtmeister mächtig irritiert. "Sie haben keinen Wohnsitz in Schweinfurt? Überhaupt keinen?" "Nein, ich bin nur in Berlin gemeldet." "Aber Sie kennen doch den Bürgermeister?" "Ja, das ist mein Freund bei facebook!" "Ja also, der Bürgemeister, der hat die Möglichkeit den Bußgeldbescheid aufzuheben, der kann das! Dann müssen Sie eben an ihn herantreten, der hätte eventuell die Möglichkeit!"
Um die Atmosphäre etwas aufzulockern, schlage ich vor, ein Erinnerungsfoto zu machen. Der Herr Wachtmeister ist auch gleich einverstanden, legt aber Wert darauf, dass sein Kopf nicht darauf kommt. Leider hält er unseren schönen weißen Informationszettel "Romantik Liebe Rebellion" falschrum, so dass man nur ein weißes Viereck sieht. Das beschäftigt mich ein paar Sekunden, als er selbst darauf kommt und mir behilflich ist: "Ach! Ich muss es bestimmt andersrum halten!" "Ja!" sag ich, "so ist es schön!". Das Bild ist im Kasten und ich bin recht zufrieden. Eine Begegnung, an die man sich gerne erinnert und noch seinen Enkeln davon erzählt!
Endlich kommt auch der wackere Geselle zum Zuge. Der bislang recht stille junge Mann erinnert sich, dass man in solchen Fällen ja auch noch ein Schuldbekenntnis abverlangen kann, so eine Art Protokoll über den Vorfall und die Einsicht und Reue des Täters. Sehr praktisch für Cosmic als eindeutigem Täter ist, dass der Geselle das Entschuldigungsprotokoll selber aufsetzt, auch sehr schön fomuliert! Das unterschreibt man dann auch gerne:
"Ich habe nicht gewusst, das "wildes" Plakatieren in der Innenstadt von SW verboten ist. Es tut mir leid. Ich mache es auch nie wieder."
Cosmic
(Unterschrift)
Auch dieses wichtige Protokoll konnte nur mit der tätigen Unterstützung des jungen Herrn Wachtmeisters fotografiert werden. Er hat den Zettel extra ruhig gehalten. Danke noch einmal dafür! Auch ich verspreche auf die Bibel, dass ich nie mehr an dieselben Stellen Sachen hinkleben werde, wo ich gerade Sachen hingeklebt habe. Großes Ehrenwort! Zum Abschied erinnere ich noch einmal an unseren Auftritt in der Disharmonie: "Also, 20 Uhr!" Bestimmt haben wir zum Abschied noch gewunken. Eine sehr schöne Urlaubsbegegnung!
Aber nun auf zur Führung! Der Stundenzeiger rückt auf Zwei und wir stehen pünktlich am Denkmal aber noch kein Dr. Kreutner zu sehen, dabei ist der doch immer sehr pünktlich. Nach weiteren fünf Minuten ist immer noch keiner da und wir beschließen, dass die Treffpunkt-Uhrzeit wohl doch erst um halbdrei war. Wir plakatieren noch ein bißchen weiter, immer mit Erlaubnis der Ladenbesitzer rund um den Marktplatz versteht sich und wieder einmal klingelt Cosmics Telefon. An seinem begeisterten Ausdruck in den Augen erkenne ich, dass es ein unerwarteter und freudiger Anruf zu sein scheint. Es ist der Hannes, sein früherer Bandkollege von Suzi Creamcheese, der offenbar vorschlägt, am Samstag ein bißchen mitzuspielen. Am Klavier. Freude!
Endlich Halbzwei und da kommt er auch schon, der Dr. Kreutner. Und so viele Leute! Es wird eine schöne Führung. So viele Ecken, die mit dem alten Rückert eine Geschichte haben.
Und so viele Parkplätze, wo früher Häuser gestanden haben, in denen er gewohnt hat. Kreutner meint, da gäbe es offensichtlich eine besondere Affinität, dass Parkplätze immer genau das geplant werden, wo früher ein Rückerthaus war. Interessant! Schon toll, die wissenschaftlichen Zusammenhänge, die einem so ein Geisteswissenschaftler näherbringen kann. Aber das wirklich Wichtige bei der Führung kam eher zufällig heraus. Ach was - zufällig. Schicksalshaft! Zwischen zwei Gässchen erzählt Dr. Kreutner, dass Rückert immer gerne einmal im Jahr zur Weinlese nach Schweinfurt zurückgekehrt ist, das war ihm wichtig.
Seine Eltern hatten da nämlich einen Weinberg. "Und wo da genau?" fragt Cosmic. "Da auf der Haardt" sagt Dr. Kreutner. Cosmic wirft mir einen visionsschwangeren Blick zu. Das ist der Ortsteil wo sein Elternhaus steht. "Und wo da genau?" hakt Cosmic merklich aufgedreht nach. "Na da, was heute die Paul Klee-Straße ist, da den Hang herunter, da war der Weinberg von Rückerts Eltern!" Wir schauen uns stumm an. Cosmics Elternhaus ist in der Paul Klee-Straße. Ja, das war eine wirklich schöne Führung mit Herrn Dr. Kreutner. Im Stadtarchiv durfte man sogar im Prachtband des Liebesfrühlings blättern. Und die Haarlocke von Friedrich Rückert hab ich auch gesehen und fotografiert. Richtig blond war er. Oder so graublond. Auf jeden Fall kräftige Haare!
Und danach ins Café. Ich esse eine serbische Bohnensuppe und trinke ein Bier und einen Cappuccino vorneweg. Cosmic isst Käsekuchen, ich helfe ihm, und Cappuccino hinterher. Dazwischen ein Zigarettchen vor der Tür. Wir sitzen auf der Eckbank für's Personal, wir dürfen! Ein schöner Tag. Danke Dr. Kreutner! Danke Schweinfurt!
Ich bitte meine Leser und Leserinnen und vor allem deren noch lebende ältere Angehörigen um tätige Mithilfe. Ich habe heute einen Gedichtband erhalten, in dem sich eine Widmung in deutscher Schrift befindet. Auch Sütterlin genannt. Mein Großvater versuchte mir zwar als ich klein war, diese Schrift und ihre Bedeutung näherzubringen, und ich erinnere mich dunkel, dass er mit mir Leseübungen veranstaltete, aber es ist alles verschüttet und vergraben. Ja, es gibt ausführliche Seiten im Netz, um Sütterlin zu lernen, aber so weit wollte ich es dann doch nicht treiben. Ich bin einfach nur neugierig. Ich habe keinen Bezug zum Autor dieser Widmung. Ich vermute, dass es ein Herr ist, der die Zeilen schrieb. Vielleicht zitiert er sogar ein paar Zeilen aus dem Gedichtband. Die Widmung ist aus dem Jahre 1873. Ein Jahr nachdem diese Auflage des Buches erschien. Es wäre großartig, wenn es jemand ohne die Schwierigkeiten und den Zeitaufwand, den ich dabei hätte, entziffern könnte und mir als Kommentar die Übersetzung schreibt.
Es gibt noch drei weitere Detailaufnahmen der Widmung, hier. Man kann alle Bilder auch größer ansehen (klick auf "all sizes"). Auf dieser Aufnahme vielleicht am besten zu erkennen.
Liebe und Selbstschutz. Niemals die Abgründe derer preiszugeben, die man am meisten liebt. Um nicht in gefährliche Nähe des Abgrundes zu geraten, dass man vor der Zeit in den Tod stürzt. Und der geliebte Mensch Schaden nimmt. Und weil man sich nicht rechtfertigen wollte, wenn man gefragt würde. Weil man die Fragen verstehen würde. Beschämt. Es nicht gut könnte. Nicht gut genug. Nur vor sich selbst, dem eigenen Herzen. Das keine Erklärung braucht, einfach nur schlägt. Laut weiterschlägt. Ganz laut. Wie eine Trommel in der Nacht. Durch den Urwald ruft. Das Schöne. Gesegnete. Gute. Heile. Bum bum bum
Die Bilder meiner Reise, die ich gerade eben hochgeladen habe, machen es mir nicht leicht, dahinzuplaudern. Dabei war es einer der lichtesten Orte meiner Reise. Cosmic nahm mich mit zu seinem Elternhaus. Wir hatten vor, mit den beiden Hunden in den Wald zu gehen. Seine Mama war Hundezüchterin. Das taten wir.
Ein Zuhause an einen Hang gebaut, der Wald ganz nah. Als die Tür aufgeht, strömt mir Wärme entgegen. Ein Haus voller Seele, Bilder und Geschichten. Ein gutes Gefühl, an diesem von seinen beiden jüngeren Schwestern so liebevoll gedeckten Tisch zu sitzen, wo man kaum entscheiden konnte, ob man besser den Birnen- oder den Aprikosenkuchen nähme, den die Kinder ihrer Mutter nach ihrem unvergleichlichen Rezept gebacken hatten, den Kaffee oder die Bananenmilch. Von allem bekam ich. Der weite Blick von der Terrasse, ich musste an Rückerts Goldberghäuschen denken. Beim Abschied schlug Therese vor, dass wir auf dem Rückweg noch den Baum besuchen könnten. Ich wusste, welchen sie meinte. Und das taten wir. Mit Maiglöckchen. Der Tag wirkte noch lange nach. Bis jetzt.
Seit geraumer Zeit wird einem bei gmx Partnerschafts-Börsen-Reklame aufgenötigt. Lese ich selten, aber gerade sehr auffällig beschriftetes Banner als Einstiegs-Teaser: "Was würden Sie beim ersten Date bevorzugen? Theater? Essen? Spaziergang?" Muss ich nicht lange überlegen. Essen. Theater lenkt unnötig vom Wesentlichen ab, Spazierengehen kann man immer noch, aber gut essen ist in jedem Fall ein (Erkenntnis)Gewinn ersten Ranges, selbst wenn die riskierte Verabredung ein Fehlschlag wäre und man bekommt auch gleich etwas Wesentliches mit, nämlich, ob der Mensch vernünftige Manieren hat. Gegessen wird schließlich jeden Tag. Eine saudumme Bemerkung zu einem Theaterstück ist zu verschmerzen, wann geht man schließlich schon ins Theater. Aber essen! Ein regelmäßiges Unterfangen.
Wird geschmatzt, geschnauft, gekrümelt, gestochert, gemäkelt, einzelne Bestandteile aussortiert oder die Hälfte auf dem Teller gelassen? Die Gabel wie ein Schraubenzieher gehalten? Das lässt tief blicken! Dagegen ist Astrologie feuchter Kehricht. Bei der Pizza der Rand abgeschnitten? Die Spaghetti-Mahlzeit linkisch mit der Gabel in den Löffel gerollt? Schlimmer italienischer Wein geordert? Gekleckert, in den Zähnen gepuhlt, homöopathisches Trinkgeld verabreicht? Da weiß man gleich, woran man ist. Aber ganz eindeutig Essen.
Die dritte Reise-Etappe, Mittwoch, 12. Mai 2010. Auf den Metadaten des ersten Fotos am Marktplatz von Schweinfurt sehe ich, dass es um zwanzig Uhr entstanden ist. Der große leere Marktplatz liegt wie ein kopfsteingepflasterter Tennisplatz vor uns. In der Mitte thront Friedrich Rückert. Irgendjemand hat ihm ein Piratentuch aufgesetzt, so sieht es wenigstens von unten aus.
Als ich das Foto zurück in Berlin auf meinem Monitor genauer betrachte, erkenne ich anhand des Rückert die Stirn kitzelnden Etiketts, dass es sich doch wohl eher um ein Herrendessous handelt. Schwarz. Mir ist wie Sonntag, aber es ist nur ein Mittwoch. Nicht, dass Sonntag mein Lieblingstag wäre, aber es ist so sonntagsruhig. Überall. Ich frage Cosmic, ob vielleicht ein wichtiges Fußballspiel im Fernsehen übertragen wird? Oder irgendetwas anderes die Leute irgendwohin treibt. Nein. Das ist hier um diese Zeit immer so leer. Seit ein paar Jahren. Alles aufgeräumt und sauber. Um zwanzig Uhr werden die Bürgersteige hochgeklappt. Es ist aber auch keine laue Mainacht, in der das aufwallende Blut einen mit aller Macht vor die Tür treiben würde, um am Rückertdenkmal Kontakte zu pflegen. Aber muss denn keiner mal von da nach da?
Ich nehme es heiter und sage, das Angenehme ist ja, dass keine unattraktiven Leute durchs Bild laufen, gut zum Fotografieren. Das Problem hat man ja manchmal. Wobei die wenigen Passanten und das sonstige Publikum keineswegs einen unattraktiven Eindruck macht. Die Bevölkerung wirkt bestens situiert und gut gekleidet. Man sieht keine abgerissenen Gestalten oder gar irgendwelche Freaks mit expressionistischen Kleidungsexperimenten. Später erfahre ich von einem von Cosmics früheren Bandkollegen, dass sich die etwas schrägeren Vögel am Stattbahnhof treffen. Cosmic machen die leeren Plätze in der Altstadt traurig, weil er sich an buntere und wildere Zeiten erinnert. Früher trafen sich die Jugendlichen am Rückertdenkmal, saßen darauf, davor... ich erinnere auch solche Treffpunkte meiner Jugend, weiß gar nicht wie die heute aussehen. Ich vermute, dass man sich mehr im Netz begegnet und dann gezielt von Tür zu Tür bewegt. Aber an einem laueren Abend ist es ganz bestimmt belebter. Irgendwie muss die Kopfbedeckung ja auf Rückerts Kopf gekommen sein.
Auf jeden Fall sah das Rückertdenkmal prächtig aus, mit unseren kleinen Informations-Merkblättern. Wie dafür gemacht! Wir hatten große Freude, die Sachen möglichst schön anzukleben.
"Und hier war das - und da war das..." Im Café Vorndran hat er seine halbe Schulzeit verbracht. Dort hat man immer alle getroffen. Cosmic erinnert sich und erzählt.
Zwischenstation beim Kunstkaufhaus und weiter zur Traumfüllung, die früher Füllbar hieß und die Cosmic mit aus der Taufe gehoben hat, sein Freund Micha, der Inhaber, ist leider nicht da, er hat den "Brückentag" genommen.
Und dann waren wir noch in so einem siebziger Jahre Rockladen im Keller, mit Wagenrädern an der Wand, Heuschoberzubehör, da wird noch ab und zu live gespielt, wir sind aber zu früh dran. Der junge Inhaber hat den Laden unverändert gelassen und erzählt, dass in den Achtziger Jahren Thomas Gottschalk mal Platten aufgelegt hat und Peter Maffay sei auch schon aufgetreten. Davon hat er aber nur gehört, er selbst ist zu jung, um sich daran zu erinnern. Cosmic hatte mit dem rustikalen Laden wenig zu tun, er gehörte einer anderen Szene an.
Ich fotografiere in irgendeiner Straße in der Altstadt das Pflaster, auf das Cosmic bedeutungsvoll zeigt. Dort hat ihm irgendein liebenswerter Spinner cosmische Gedichte in die Hand gedrückt. Wenn ich das jetzt nicht verwechsle...
Wohlverdiente Pause bei einem Weinlokal, wir stehen draußen, sind eine Weile die einzigen, die sich vor die Tür stellen, der Kellner bringt uns zwei Barhocker und den Wein. Es gibt Spätburgunder vom Kaiserstuhl, da kann man auch zwei Gläser vertragen. Zwei Herren gesellen sich zu uns, die letzten Raucher. Einer davon ist Cosmics Zahnarzt, dem er nicht verrät, dass sich gerade eine noch recht neue Brücke von ihm verabschiedet hat. Der Abend ist zu launig für solchen Alltagskram. Wir verteilen unsere Flyer und alle reagieren sehr herzlich auf uns beide Verrückten. Der andere Raucher gibt uns den Namen einer Bar, die keine Sperrstunde hat, in der Nähe des Schrotturms, in der man rauchen darf. Vorbei am Fischerrain. Cosmic zeigt auf die obere Etage eine kleinen Häuschens am Mainufer. Da hat er gewohnt. Wir fangen an herumzuspinnen, dass man eigentlich an all diesen wichtigen Stellen goldene Schilder anbringen müsste. Und zwar unter allen Umständen zu Lebzeiten. Wir gehen ein Stück am Fluss entlang und kommen an der Disharmonie vorbei, wo wir drei Tage später unseren Gig haben. Alles ist sehr familiär, man kennt sich. Ich mag den Raum gleich, in dem wir das Konzert machen werden und sehe, dass ich mir etwas anderes als ursprünglich geplant für meine Bilder einfallen lassen muss. Das ergibt sich dann zwei Tage später beim Aufbau wie von selbst.
Kreuz und quer durch den Stadtkern und zur Raucherbar am Schrotturm. Weiß gar nicht, warum wir uns immer noch so viel zu erzählen haben. Es hört nicht auf. Ich erzähle Cosmic von meinem Neffen Valerian, der irgendwas mit Film studiert und Klavier spielt und auf seinem Facebook Account als Lebensmotto "Ataraxie und Hedonismus" angibt und als Interessen "Arts and Rebellion". Gegen zwei trunkenes Verlassen der Bar. Rotwein. Viel. Die Entfernungen sind zum Glück nicht so groß. Cosmic holt seine Gitarre aus dem Auto in der Tiefgarage und setzt sich auf die Stufen des Georg Schäfer-Museums, um mir ein neues Lied vorzusingen. Es ist mein liebster Text von Friedrich Rückert, den er gerade vertont hat und mir vorsingen will. Es wird eine trunken schöne Performance auf den Stufen. Als er das Lied zum zweiten Mal gerade zu Ende singt, kommen ein paar Jugendliche vorbei, drei sehr hübsche Mädchen und zwei Jungs, die angetan stehenbleiben.
Und nun gibt es "Du bist mein Mond und ich bin deine Erde, du sagst, du drehst dich um mich, ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich werde, in meinen Nächten hell durch dich. Du bist mein Mond und ich bin deine Erde, sie sagen du veränderst dich. Allein, du änderst nur die Lichtgebärde und liebst mich unveränderlich. Du bist mein Mond und ich bin deine Erde. Nur mein Erdschatten hindert dich, die Liebesfackel stets am Sonnenherde zu zünden, in der Nacht für mich" zum dritten Mal mit Ovation. So großen Beifall fünf Menschen machen können. Trunken und schön. Ich hab die Kamera draufgehalten, aber es wird nicht veröffentlicht. Was für ein Tag. Was für eine Idee, hierher zu kommen. Eine gute.
Die zweite Reise-Etappe Mittwoch, 12. Mai 2010. Ich sitze um 10.52 Uhr ein bißchen aufgeregt in einem Zug nach Coburg, wo mich mein cosmischer Begleiter um halbzwei am Bahnsteig erwartet. Er kommt mir mit wehenden Haaren entgegen und wir fahren in seinem schwarzen Chrysler nach Neuses, um das Haus zu besuchen, in dem Friedrich Rückert bis zu seinem Tod lebte und das sich unverändert in Familienbesitz befindet.
Es ist noch Zeit und wir kehren in Neuses in einem schummrig getäfelten Lokal ein. Die Sonne versteckt sich hinter den Wolken, aber wenigstens regnet es nicht. Wenn man etwas Schönes vorhat, ist die Sonne das Sahnehäubchen auf dem Kakao, aber wenn es schön ist, obwohl die Sonne sich versteckt, hat man ganz bestimmt etwas richtig gemacht. Der kleinwüchsige italienische Wirt erzählt lebhaft, dass er Ende der Achtziger Jahre irgendeinen Preis im Leichtgewicht in Berlin gewonnen hat, von Axel Schulz persönlich überreicht. Darauf war er mächtig stolz und verbindet deswegen bis heute schöne Erinnerungen mit Berlin. Zum Nachtisch kredenzt er uns Erdbeer-Tiramisu. Noch nie gegessen, ganz lecker.
Zum Rückert-Park flaniert mit dem schönen großen Marmor-Denkmal, eine Reihe gemeinsamer Fotos gemacht. Weiter zum nahen Goldberghäuschen, da hat er gerne geschrieben und ein Nickerchen gemacht, der alte Rückert. Und nun endlich das Haus. Wir hatten es schon von hinten entdeckt, weil es an den Park grenzt. Frau Rückert ist erzählfreudig und erklärt, wie sie den Garten nach alten Plänen wieder hat herrichten lassen und dass sie ein Gartenhäuschen aufgestellt hat, das nicht historisch ist, aber keiner merkt's, weil es so schön hinpasst.
Frau Rückert und ihr Mann, ich glaube mich zu erinnern er heißt Claus, sind sehr sympathisch. Er erzählt nicht so viel, aber er ist der echte Nachfahre. Sie weiß dafür so viel, dass alle denken, sie wäre die Blutsverwandte von Rückert. Am Ende sind die beiden neugierig, was Cosmic vertont, und wollen ihn recht bald zu einem Abend mit Gästen einladen, um seine Rückertvertonungen vorzutragen.
Am Ende waren wir noch beim Grab und im Dorfkirchlein von Rückert und seiner Luise. Da ist mir aufgefallen, dass er sie um ein paar wenige Jahre überlebt hat und dass ich gar keine Gedichte kenne, die er über den Verlust von Luise gemacht hat. Er hat sie doch so geliebt. Da bin ich neugierig geworden, was er in der Zeit geschrieben haben mag. Cosmic kennt auch nichts aus diesen späten Jahren um ihren Tod, aber wir werden es herausfinden. Ich glaube, dass wir dann gleich losgefahren sind. Gegen achtzehn Uhr sind wir also aufgebrochen zu Friedrich Rückerts Geburtsstadt, in der Cosmic aufgewachsen ist.
Meine erste Reise-Etappe Dienstag, 11. Mai 2010. Ich fliege mit dem Flugzeug zu meinen Eltern und treffe meine Neffen, die auf der Terrasse Gitarre spielen. Später weiter zur liebsten Freundin, schönstes Wiedersehen, großartiger Abend in einem Restaurant, das uns irgendwie portugiesisch vorkommt, aber es ist wohl spanisch, das wunderschöne La Tasca. Grandiose Tapas, grandioser Wein, grandiose Freundin, grandioser Abend. In die Federn. Am nächsten Morgen weiter mit dem Zug. Fortsetzung folgt.