Ah ja. Auf meinem Küchentisch liegt
dieses Buch. Wenn ich daran denke, schlage ich das Tagesdatum auf, lese das Zitat (an...) und manchmal, am Ende eines Tages, aber nicht oft, schreibe ich etwas hinein oder kritzle. Zwei drei Wörter, einen Halbsatz. Ein paar rhythmische
Fragmente. Oder probiere den eingetrockneten Kugelschreiber mit ein paar Kringeln aus, um einen Einkaufszettel zu schreiben. Heute ist der 16. Februar und da steht Gaga Nielsen. Ich wurde in dem Werk ja mit drei 'Zitaten’ verwurstet und gerade den ersten dahingeplapperten
Eintrag haben sie auch genommen. Na ja.
Und nun dämmert mir das gerade. Heute vor fünf Jahren schrieb ich zum ersten mal so etwas wie einen Blogeintrag. Damals auf einer selbstgestrickten html-Seite ohne Kommentarfunktion. Twoday gab’s entweder noch nicht oder ich kannte es noch nicht und die anderen Hoster waren mir vom Layout zu unmanipulierbar. Schrecklich geblümte Anbieter wie 20six. Bei Antville kam man nicht mehr rein, da war schon dieses exclusive Gedöns mit zu vererbenden Blogs oder dann halt gar nicht und bei blogger.de schien es, als müsste man ein persönliches Bewerbungsschreiben hinschicken, war mir – äh – zu persönlich. Dann frickelte ich mir ein gutes Jahr einen ab mit Formatierungen, die bei firefox und dem IE niemals identisch aussahen, zum Brechen. Und dann hatte ich plötzlich doch Lust auf so ein fertiges Baukästchen mit Kommentarfunktion und schob die alten Einträge hierher und ließ mutig die Kommentarfunktion auf, die ich ja vorher gar nicht haben wollte. Keiner sollte durch mein Wohnzimmer – ach was – mein Boudoir trampeln! Und dann saß ich gespannt vor dem ersten Eintrag mit offenen Kommentaren und da kam gar nichts Schlimmes! Nur nette Begrüßungen. Es gab sogar Pralinen und Trüffel aus der Schweiz! Schon alleine deswegen hat es sich gelohnt. Also ich kann das Bloggen empfehlen, nachdem ich es jetzt fünf Jahre ausprobiert habe! Immerhin doch ein halbes Jahrzehnt. Da klingt gleich voluminöser. Ein Zwanzigstel Jahrhundert! Muss jetzt nicht gratuliert werden, fiel mir nur auf, wo mir nie solche Sachen auffallen.
Ein Foto vom Februar 2004 gefunden. So viel hat sich nicht geändert. Ich sitze immer noch in dieser Ecke auf meinem Bodenkissen vor meinem vaio mit Blick nach Süden zur Auguststraße. Unfug. Viel hat sich geändert. Viel. Wenn man bedenkt, wenn ich bedenke, wen ich alles nicht getroffen hätte, wenn ich mit diesem Bloggen nicht angefangen hätte. Sogar Menschen, die nichts damit zu haben oder hatten, weil sie zur selben Zeit an einem Ort waren, an den ich durch die Existenz meines Blogs geführt wurde.
Eigentlich wollte ich über etwas anderes schreiben, das mir mehr, intensiver durch den Kopf geht. Ich habe in den letzten Monaten, Wochen und gerade in den letzten Tagen entdeckt, dass es sehr gut ist, Scheuklappen aufzusetzen. Unkonstruktive Gedanken auszublenden. Eine Binsenweisheit. Möglichst keine Energie in Dekonstruktion zu leiten. Das ist nicht neu, auch nicht für mich, aber man muss es verinnerlichen. Wer einer Sache, die er ablehnt, die irgendwie schief zu laufen scheint, Energie zufließen lässt, führt dieser Sache Energie zu und lädt damit Unfug auf. Wäre doch schade.
g a g a - 16. Februar 2009, 12:12