04. August 2011

Altes Foto, von Jan gemacht. Im Kreuzberger Putiklub. Ich glaube Bergmannstraße. 10. Mai 2008. Gerade eben erst hochgeladen, war noch gar nicht in meinem egomanischen Archiv.



Ich erinnere mich ungefähr an den Moment. Wir waren viel unterwegs an dem Tag. Eine Gedenkfeier am Grab zu Ehren des surrealistischen Malers Schröder Sonnenstern in Schöneberg. Später eine Eröffnung von Jans guter alter Freundin Helga irgendwo in Kreuzberg und zuguterletzt in diesen Putiklub, wo nicht mehr viel los war und wir mit dem Raum herumspielten.

Ich dachte an nichts weiter beim Fotografiertwerden, außer, dass ich, obwohl ich es nicht immer mochte, weil es mich verunsicherte, an dem Abend ganz gern hatte. Ich hatte irgendwie Lust darauf. Ja. Heute sehe ich außerdem das Datum und was ich damals noch nicht wusste. Welche Dinge, welche Begegnungen die Zukunft bringen würde. Die da sehr nahe Zukunft. Das war ein sehr ereignisreiches Jahr für mich. Wenn ich jetzt zurückblicke, sehe ich wie erschlagen diese vielen kaum mehr zählbaren Bilderreihen, die unzähligen, vielfach sehr spannenden und so leichtfüßigen Begegnungen. Und verstehe, wenn jemand aufgrund all dieser Bilder meint, so ginge es bestimmt unendlich weiter. Es könnte. Anders, ähnlich. Aber das ist jetzt gerade eine andere Lebensphase. Vorhin eine Einladung von Sevenstar im Postfach. Nach langer Zeit, mal schauen.

Das Bild fand ich vorhin in der Reihe bei Jan, die er unverändert auf seiner catonbed-Seite über mich hat. Alphabetisch einsortiert, über mir Jonathan Meese. Da musste ich lachen. Ich, die Jungfrau und das Kind. Passt schon. Warum kam ich überhaupt darauf, die Seite nach so langer Zeit anzuschauen? Jan hatte gemailt, er sei in der Nähe, hätte in der Torstraße bis etwa halbneun zu tun und würde dann versuchen, mal bei mir vorbeizuschauen und dreimal klingeln. Was er schon mehrfach versucht hätte, immer wieder mal in letzter Zeit. Das mit dem Klingelzeichen hat er sich mal ausgedacht, aber scheinbar einige andere auch. Hm. Ja. Ich mache auch dann fast nie auf, das ist wahr. Zum einen weil ich die Klingelzeichen nicht zähle, zum anderen, weil ich so versunken bin und niemanden erwarte und für mich Besuche immer etwas sehr Besonderes sind, auch wenn mir jemand sehr vertraut ist.

Aber lustig war, dass mich die Mail (obwohl ich schon ahnte, dass ich so relativ spät eh nicht mehr in Besuchtwerdenlaune wäre) animierte, aufzuräumen. Ich schaute um mich, in der Küche lagen noch die Sachen auf dem Tisch vom Einkaufen. Was für ein Durcheinander. Die Klamotten auf der kleinen Ottomane, oder wie dieses Möbel heißt, Kraut und Rüben von drei Tagen übereinander. Hab wirklich aufgeräumt, sogar den Müll runtergebracht, aber ich merkte dabei, das mache ich ultimativ für mich, nicht für eventuellen Besuch. Es hat dann auch nur ein einziges mal kurz geklingelt, und zwar gerade als ich Jan mailte, dass es wohl mit dem Besuch heute nichts mehr wird, war schon kurz vor zehn und dass ich zur Zeit früher schlafen gehe. Ganz brav. Mal schauen, was er mir morgen schreibt.

Er mochte es immer gerne, wenn ich ihn in meinen Blogeinträgen erwähnte. Deswegen kam ich über unsere Unternehmungen und Gespräche auch immer gerne hier ins Plaudern. Meinen Lesern gefiel das glaube ich auch. Die hat das damals eine ganze Weile beschäftigt. Unsere nicht enden wollenden Bilderfluten und Geschichten, unterwegs mit Jan. Und die mitunter glamourösen Begegnungen oder sogar Verstrickungen. Veruschka, June Newton, Hanns Zischler, Rosa von Praunheim, Xavier Moreau, Jim Rakete. Jeannot Simmen. Nicky Butler. IC Falkenberg, Udo, Helge Timmerberg ach Helge. Gerald vom Einstein. André Rival. Roswitha Hecke. Die Zwillinge. Thorsten Heinze. Christian Awe. Farin Urlaub. Martin von Ostrowski. Konstantin. Und so viele mehr. Keinen vergessen. Mancher unnennbar. War eine schöne Zeit.

Das habe ich wohl gestern gemeint, mit was Privates bloggen. Und morgen etwas komplett anderes. Bei mir weiß ich nie.
kid37 - Fr, 5. Aug, 12:11

Schön. (2008 ist wirklich lange her. Das war ja quasi noch eine andere Zeit. Man wird sicher igendwann einmal Interviews darüber geben müssen, besser man schreibt es vorher alles auf.)

Frau Klugscheisser - Mo, 8. Aug, 00:21

42

Tolles Foto! I like.

g a g a - Mo, 8. Aug, 14:52

da war ich zweiundvierzig, ja... als ich ein junges Mädchen war, konnte ich mir mein Leben immer nur bis 35 denken, weiter ging meine Vorstellungskraft nicht. Ich dachte, ich werde vielleicht gar nicht älter, aber wenn ich diese Grenze überschreiten sollte, würde ich ganz alt werden. Keine Ahnung, warum ich das gedacht habe. Jetzt glaube ich, ich bin wirklich eine Schildkröte. So ein Reptil, dem man an der Haut ansieht, dass es wohl schon viele Jahre auf der Erde herumkrabbelt aber immer noch wie eine junge Schildkröte gucken kann. Oh! nur noch gut drei Wochen bis zur nächsten Zahl. Diesmal ist 46 dran. Aber vielleicht haben Sie ja etwas anderes gemeint mit 42. Ich finde nicht, dass 42 die Antwort ist, aber man fängt dann vielleicht an, die Antwort zu erahnen. Ich bin jetzt auf jeden Fall näher dran als mit zweiundvierzig!
Frau Klugscheisser - Mo, 8. Aug, 17:01

Genau das habe ich gemeint.
Im übrigen habe ich am Wochenende in San Francisco im MoMA diesen Satz gelesen: "Dying young is overrated."
Da haben sich doch gleich die Vokabelstunden bezahlt gemacht.
g a g a - Mo, 8. Aug, 19:11

Die Qualität der Substanz zeigt sich ja tatsächlich erst in späteren Jahren. Im Club 27 zu sterben und als coole wilde Sau in Erinnerung zu bleiben ist vergleichsweise einfach, weil man ja noch so nah an dem ganzen naturgegebenen vitalen Krempel dran ist, der mit Attraktivität assoziiert wird. Keine sonderliche Leistung, eigentlich lediglich bedauernswert. Und bei allen bekannten Clubmitgliedern das Ergebnis von Schindluder in Sachen Lebensführung. Ein Mensch über vierzig, der bemerkenswert gut in Form ist, ist es wahrscheinlich auch noch mit sechzig oder siebzig, weil man in diesem Stadium ja bereits die Rechnung des Lebenswandels präsentiert bekommt. Die Strapazierfähigkeit des Materials und die gute Geistes- und Lebenshaltung ist definitiv erst ab Mitte/Ende dreißig zu identifizieren. Ah, San Fransisco, MoMA - schön....!

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