23. Juli 2022







Mitten in der Königstraße, gegenüber der Lorenzkirche, da wo die Karolinenstraße anfängt, steht das Nassauer Haus, ein mittelalterlicher Wohnturm, unten ist eine rustikale Gastwirtschaft. Dieser Turm hat mich noch nie beschäftigt, auch habe ich ihn nie betreten, er ist einfach immer dagewesen. Das Besondere am Blick auf eine Stadt, die man seit seiner Kindheit kannte ist, dass die wichtigsten Erinnerungen ganz wenig mit Sehenswürdigkeiten zu tun haben und sich deshalb auch nur Erinnerungen vordrängen, die einen ganz privaten persönlichen Bezug haben. Das ging mir mit dem Platz vor der Lorenzkirche so, und als ich in Richtung Karolinenstraße blickte, fiel mir sofort und ausschließlich eine mich elektrisierende, aufregende Begegnung ein, die links von diesem Nassauer Haus passierte. Ich schrieb sie auch in mein Tagebuch.



Wenn ich jetzt nicht zu bequem wäre, die Stelle zu suchen, bzw. erstmal das Datum zu verifizieren und dann das entsprechende Tagebuch überhaupt zu finden, würde ich daraus zitieren. So schreibe ich hier jetzt nur, dass ich zwischen 1983 und 1985 im Vorbeigehen einen jungen Mann sah, damals Mitte Zwanzig, der mich stark beschäftigte. Er war nicht allein, seine wesentlich ältere Freundin lief neben ihm. Er stolzierte geradezu über diesen Platz und fiel auch auf, da er sich immer extravagant kleidete. Bis dahin war ich ihm immer im näheren Freundes- und Bekanntenkreis begegnet, in einer Gruppensituation. Von der Freundin wusste ich, da sie immer und überall dabei war, auch als seine Chauffeurin. Ich war völlig aufgewühlt, weil ich mich auf diese zufällige Begegnung (die noch nicht einmal gegenseitig war, die liefen einfach nur vorbei und ich sah sie, sie mich aber vermutlich nicht) innerlich nicht vorbereiten konnte, so wie sonst. Ich spürte überdeutlich, wie stark meine erotisierten Gefühle waren. Obwohl sie mich auch kannten, aber wohl nicht wahrnahmen, hatte ich keinen Impuls sie anzusprechen. Ich war nur an einer Begegnung mit ihm alleine interessiert und hatte keine Lust auf höflichen, zu nichts führenden Small Talk mit seiner mutterhaft agierenden Freundin. Das ist natürlich keine adäquate Geschichte für einen Reiseführer durch Nürnberg für Gott und die Welt, den ich aber auch gar nicht zu verfassen beabsichtige. Für mich einfach reflexartig mit dieser Stelle in der Königstraße, Ecke Karolinenstraße verbunden. Beim Durchsehen der Fotos fällt mir jetzt erst auf, wieviele aufgemalte Sonnenuhren es in Nürnberg an mittelalterlichen Bauwerken gibt.

g a g a - Sa, 23. Jul, 19:44

Zucker
23. Juli 2022 um 16:31
Kann man auf den Rundgang des Turmes hinauf? Das Äußere macht extrem neugierig auf das Innere des Turmes. Auf dem Kirchturm neben unserem Haus war ich auch nie, aber nicht aus Desinteresse, sondern weil mich mein Vater als Pastor dieser Kirche nicht mit rauf genommen hat, vielleicht auch, weil er selbst so wenig Bock hatte, auf den Turm zu steigen. Öffentlich war der Turm nicht zugänglich, aber mein Vater besaß den Schlüssel. Mich haben solche Türme, alte Bauten usw. schon als Kind brennend interessiert. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich nicht nur in jedem alten Turm, sondern auch in unserem alten Pfarrhaus jeden Dachboden und Winkel durchstöbert und von jedem Fenster die Aussicht geprüft. ;-)

Gaga Nielsen
23. Juli 2022 um 19:22
ich habe keine Hinweise gefunden, es ist ja immer noch ein Wohnturm. Habe mich nicht weiter damit beschäftigt, ich bin nur vorbeigegangen, zum tausendsten mal. Wenn er touristisch geöffnet wäre, gäbe es Hinweise. Ich war später auf dem Sinwellturm, dem Wahrzeichen er Stadt.

g a g a - So, 24. Jul, 00:39

Zucker
23. Juli 2022 um 20:26
Schade, gerade dann macht mich das noch neugieriger, was die da oben mit dem Rundgang machen. Vielleicht ein geheimer Dachgarten? Oder ein Wellness-Bereich? Luftbad? Versammlungsraum? Natürliches Kühllager? Na ja, bleibt halt Raum für die Phantasie…

Gaga Nielsen
23. Juli 2022 um 21:05
Ich verstehe dein Interesse, mir geht auch bei jedem Turm durch den Kopf, wie wohl der Rundgang aussieht…. ich schaue auch immer nach oben zu diesen Rundgängen.
g a g a - So, 24. Jul, 11:30

Meine Neugier hat mich doch gestern dazu gebracht, das alte Tagebuch zu suchen. Es war am 24. Juli 1984, heute vor 38 Jahren, und der Eintrag war denkbar knapp, nur das Datum und den Ort und etwas von 3 Sekunden Begegnung notiert... ich war wohl so sicher, dass ich sonst nichts aufschreiben muss, da alles in mir abrufbar, wie man sieht, noch nach 38 Jahren....

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