02. März 2013



So wie heute. Ich konnte das Fenster im Süden aufmachen und im Sonnenfleck auf dem Teppich Kaffee trinken und mein kleines Frühstück essen. Es war aber schon spät. Ich habe lange geschlafen. Als ich erwachte, sah ich die Sonne wie einen gleißenden Pfeil auf dem Teppich, der sich mit voller Kraft durch den kleinen Spalt des zugezogenen Vorhangs arbeitete. Wie der leuchtende Mittelstreifen einer Fahrbahn, die sich am Horizont verliert. Am Horizont ist der schattige Balkon im Norden, links vom Kleiderschrank mit den verspiegelten Schiebetüren, wo ich immer die Bilder machte. Auf dem Teppich beim späten Frühstück hörte ich eine Folge von Bettina Rusts Sendung mit einer mir nicht erinnerbaren Schauspielerin, die mir aber sehr sympathisch war, von der Stimme her. Sie konnte auch schön singen. Ich habe den Namen wieder vergessen. Sie hat vor zwölf Jahren in einer Sendung mitgespielt, die ich höchstens einmal gesehen habe. Ich wollte nach der Radio-Konserve wenigstens mal googeln, wie sie auf Fotos ausschaut, also auf anderen von früher, nicht nur dem aktuellen auf der Seite von Radio Eins, wo sie mir überhaupt nicht bekannt vorgekommen ist. Das mache ich manchmal, wenn ich die Gäste nicht kenne, auch schon, bevor ich die Sendung höre, mal auf einem youtube-Video gucken, wie der Mensch aussieht, wenn er spricht, ob ich ihn oder sie sympathisch finde. Ich habe es bei der netten Schauspielerin dann einfach vergessen, weil ich andere Sachen gemacht habe. Herumgewurstelt. Dies und das, aber so gut wie nichts im Internet. Wäsche gewaschen. Den Kühlschrank neu eingeräumt. Meine Schminkstifte angespitzt. Sahne geschlagen. Gelesen. Nachgedacht. Eine neue Tafel von der dunklen Schokolade mit den ganzen Haselnüssen angebrochen. Dann ist mir, als ich so auf dem Teppich saß und Richtung Fenster und Sonne guckte, aufgefallen, dass ich das, was ich gerade sehe, ja schon einmal oder auch zweimal fotografiert habe, und dass es doch eigentlich einfach wäre, einen kleinen Blogeintrag zu machen, mit den Fotos, auf denen man ja genau sehen kann, was ich gesehen habe. Heute, an diesem Nachmittag Anfang März Zweitausenddreizehn, auch wenn die Bilder von Zweitausendzehn sind. Was machen schon drei Jahre Unterschied, bei so einem Motiv. Das stachelige Ding ist noch größer. Doch, es macht einen Unterschied. Es hat zwei seitliche Triebe bekommen, mit lanzenförmigen Blättern. Aber oben, vor dem dreieckigen Fensterausschnitt sieht es immer noch aus wie damals. Und vorhin, es war schon dunkel, kam ich auf einmal auf die Idee, nachzuschauen, ob es von den damaligen live streams jener a2n 2009 vielleicht konservierte Mitschnitte im Netz gibt, besonders von der Session mit Amanda Palmer, und ich mich vielleicht selber darin angucken könnte. Tatsächlich habe ich die Aufzeichnungen gefunden und nach mir selber Ausschau gehalten. Denn das war ja, was ich damals nicht gesehen habe. Das andere kannte ich schon. Leider war das, was nach der Session noch passierte, nicht mit drauf. Amanda hatte noch ein extra Interview im selben Raum und ich wurde als Mitglied des Dokumentatoren-Teams auch für ein paar Worte vors Mikro und die weiter laufende Kamera gezogen. Schade, dass das nicht mit drauf ist. Eigenartig, mich in einer Jahre zurück liegenden live Aufzeichnung zu sehen, möglichst unauffällig hinter der Runde vorbeihuschend, weil das der einfachste Weg für die Perspektive von links war, in meiner Bambi-Jacke mit den Sternen. Und den schwarzen Indianerhaaren. Und nach und nach habe ich ein paar inzwischen trockene Kleidungsstücke zurück in meinen Schrank geräumt und den Rest auf sämtliche Heizkörper verteilt. Und jetzt wird alles trocken sein.

21. Februar 2013



Ja, ich weiß. So fesselt man keine Leser. Und reißt keine neuen auf. Gebt mich nicht auf. Immerhin habe ich seit neun Jahren keine einzige Pause gemacht. So viele Sachen mitgeteilt. Geteilt. Mit Euch und Ihnen geteilt. Man kann auch zurückblättern. Die Abstände waren nicht immer so groß. Und Bilder gab es immer. Mein unausgesetzter Bilderstrom. An dem ich auch jetzt weiter arbeite. Mir gehen nur auch noch viele Sachen durch den Kopf, die heute, gestern und vorgestern zu filigran und persönlich sind, um sie zu zu veröffentlichen. Ach ja. Ihr kennt das ja. Wenn man Blogger persönlich trifft, erfährt man immer sehr schnell sehr viel, was über das Veröffentlichte hinaus geht. Interessanerweise ist so gut wie immer Vertrauen da, dass man das unter vier Augen oder auch sechs oder acht eher offenbaren kann, als im Blog. Ich glaube, mit das Besonderste an dieser Bloggerei ist, dass man im richtigen Leben auf Menschen treffen kann, die tatsächlich aus irgendeinem Grund an genau der seltsamen Kombination von Themen in den Einträgen von - zum Beispiel Gaga Nielsen - interessiert sind, wie man sie mit dieser dezidierten Aufmerksamkeit nur alle zwanzig Jahre durch andere Zufälle im richtigen Leben trifft. Oder traf. Die alle zwanzig Jahre Anderen beschäftigen mich gerade gedanklich. Die Wege, die sich zwingend, schicksalshaft kreuzten. Und was danach geschah, daraus wurde. Wie sich Intensität in Vakuum transformieren kann. Bevor ich dieses Blog schrieb, gab es zum Teil noch dichteres, intensiveres Schreiben. Ganz früher in täglichen persönlichen Aufzeichnungen, später im Austausch mit einem nahen Gegenüber. Wenn das dokumentiert ist, kann man viel über sich in der Vergangenheit erfahren. Wenn es zugänglich ist, wie bei mir der Fall. Es kann bestürzen, wie nah eine Zeit rückt, die so versunken schien und Gefühle in Erinnerung bringt, an die man sich nicht einmal mehr dunkel erinnern konnte. Ich lese und werde gewahr, dass es Ereignisse und Begegnungen gab, die mich tief erschütterten, zutiefst, und ich kann nicht einmal den Ablauf jenes Tages erinnern, oder den genauen Ort, weil ich nur existenzielle Gefühlsregungen vermerkte. Und in meiner Wohnung Reliquien finde, wenn ich sie sehe oder suche. Dinge, die immer da sind, die man nicht mehr sieht. Die ich nicht mehr sehe. Ein Teil meines kleinen Universums. Eine riesige Astgabel aus dem Grunewald, an die Scheibe der Balkontür gelehnt. So selbstverständlich, wie die alte Kaffeetasse mit dem großen Sprung und dem Versace-Logo am Boden. Gleichermaßen mit schlafwandlerischem Blick darübergestreift, kaum mehr wahrgenommen. Die große Bedeutung vergessen (nicht der Kaffeetasse). Vielleicht, bestimmt ist es auch gut, dass wir nicht in jedem Moment jeden vergangenen Vulkanausbruch aufs Neue empfinden. Aber ich weiß, dass mich die Worte wieder finden. Und ich die Worte. Denn es hört nicht auf.

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