23. Oktober 2024
Hier kommt wieder einmal ein historisches, privates Briefdokument aus dem Nachlass meiner Mama. Ich vermute, es ist einer der ersten Briefe, den Karin 1963 aus Ostberlin erhalten hat. Die Schreiberin war eine Cousine meines Vaters, die sie damals noch nicht persönlich kannte, da es nach dem Mauerbau für die Berliner Angehörigen keine Möglichkeit gab, zur Hochzeit nach Westdeutschland zu reisen und die Braut, also meine Mutter, persönlich kennenzulernen. Die Zeilen richten sich daher (noch) nicht direkt an Karin, sondern an die ganze Familie, also meinen Vater und seine Eltern. 1963 war ich noch nicht auf der Welt, aber Mama gerade schwanger mit meinem Bruder. Erst als Anne, die den Brief schrieb, im Pensionsalter war, durfte sie regelmäßig Familienangehörige im Westen besuchen. So ein Visum hatten viele. So hat sich durch die Besuche ein tiefes Vertrauensverhältnis entwickelt, man könnte sagen, Karin und Ihre quasi-Schwieger-Cousine oder wie man das nennen könnte, haben eine richtige Freundschaft entwickelt und sich viel Familiäres mitgeteilt. Die Ostberliner Familie war auch Adressat unserer Westpakete nach Ostberlin. Zu dieser Familie gehörte auch Wolfgang, der damalige Schlagzeuger von Manfred Krugs Combo. Etwas mehr noch zur Korrespondenz zwischen den Familien habe ich gerade in einer Kommentarantwort an Saskia geschrieben, wo es um die von uns beiden sehr geschätzte Musik von Manfred Krug ging, der rekordverdächtig mit sieben Liedern auf meiner Lieblingsplaylist ist.


»Saskia: „Danke für den Abend“ mein absolutes Lieblingslied von Manfred Krug (...) Und dein Onkel hat in der Band gespielt? 🙌
Gaga: Wolfgang „Zicke“ Schneider, der auf allen Platten von Manfred Krug, auch seiner allerletzten, kurz vor seinem Tod aufgenommenen, Schlagzeug gespielt hat, auch Jahre mit ihm tourte, und der heute noch in der Combo vom legendären DDR-Bandleader Günther Fischer spielt, hat in den Siebzigern Annelore geheiratet, die Tochter meiner Ostberliner Tante Anne, die eine Cousine meines Vaters war. Es gab immer innigen Briefwechsel zwischen dem Ostberliner Familienzweig und meinen Eltern. Erst gestern hatte ich drei Briefe aus dem Nachlass meiner Mama in der Hand. Einen von 1963, nach Mauerbau, einen von 1988, vor Mauerfall und einen von Januar 1990, kurz nach Mauerfall. Bewegend. Den von 1963 poste ich mal. Da kommt Wolfgang noch nicht drin vor, nur seine künftige Angetraute, die damals 17-jährige Annelore. Ich hab sie mal kurz vor Mauerfall in Ostberlin besucht, das war sehr nett. Im Bad stand französisches Parfum, das hatte Wolfgang mitgebracht, wenn er im Westen auf Tour war, bei Jazzfestivals, er gehörte zum sog. „Reisekader“.

Für mich war er von Kind an ein vertrauter ferner Onkel, weil so oft von ihm und seinen Aktivitäten mit „Manne“ in der Familie die Rede war (z. B. auch Triviales aber doch Bemerkenswertes wie, dass „Manne“ neuerdings eine Sauna in seinem Haus hatte, die die Band dann auch mal ausprobierte). Dass er anfing im Metropol-Theater zu spielen und auch als es dann nach vielen Jahren, wegen der „Abwicklung“ vorbei war. In den Briefen ist ein sehr vertrauter Ton und auch tw. so familieninterne Details bzw. in den späteren Briefen, als die Zensur vorbei war, so unverblümte Aussagen, dass ich mich gar nicht trauen würde, sie in Gänze zu veröffentlichen 🙂 Die Tante, die so viele Briefe geschrieben hat, Wolfgangs Schwiegermutter ist 2016 in derselben Woche wie Manfred Krug gestorben, hochbetagt. Ich glaube, in meinem Elternhaus finden sich Hunderte Briefe über fünfzig Jahre hinweg von ihr, in der sie en detail mitteilte, was in der Berliner Familie gerade Wichtiges passierte. Hier ist ein schönes Interview mit Wolfgang in der TAZ.«


»Saskia: „Danke für den Abend“ mein absolutes Lieblingslied von Manfred Krug (...) Und dein Onkel hat in der Band gespielt? 🙌
Gaga: Wolfgang „Zicke“ Schneider, der auf allen Platten von Manfred Krug, auch seiner allerletzten, kurz vor seinem Tod aufgenommenen, Schlagzeug gespielt hat, auch Jahre mit ihm tourte, und der heute noch in der Combo vom legendären DDR-Bandleader Günther Fischer spielt, hat in den Siebzigern Annelore geheiratet, die Tochter meiner Ostberliner Tante Anne, die eine Cousine meines Vaters war. Es gab immer innigen Briefwechsel zwischen dem Ostberliner Familienzweig und meinen Eltern. Erst gestern hatte ich drei Briefe aus dem Nachlass meiner Mama in der Hand. Einen von 1963, nach Mauerbau, einen von 1988, vor Mauerfall und einen von Januar 1990, kurz nach Mauerfall. Bewegend. Den von 1963 poste ich mal. Da kommt Wolfgang noch nicht drin vor, nur seine künftige Angetraute, die damals 17-jährige Annelore. Ich hab sie mal kurz vor Mauerfall in Ostberlin besucht, das war sehr nett. Im Bad stand französisches Parfum, das hatte Wolfgang mitgebracht, wenn er im Westen auf Tour war, bei Jazzfestivals, er gehörte zum sog. „Reisekader“.

Für mich war er von Kind an ein vertrauter ferner Onkel, weil so oft von ihm und seinen Aktivitäten mit „Manne“ in der Familie die Rede war (z. B. auch Triviales aber doch Bemerkenswertes wie, dass „Manne“ neuerdings eine Sauna in seinem Haus hatte, die die Band dann auch mal ausprobierte). Dass er anfing im Metropol-Theater zu spielen und auch als es dann nach vielen Jahren, wegen der „Abwicklung“ vorbei war. In den Briefen ist ein sehr vertrauter Ton und auch tw. so familieninterne Details bzw. in den späteren Briefen, als die Zensur vorbei war, so unverblümte Aussagen, dass ich mich gar nicht trauen würde, sie in Gänze zu veröffentlichen 🙂 Die Tante, die so viele Briefe geschrieben hat, Wolfgangs Schwiegermutter ist 2016 in derselben Woche wie Manfred Krug gestorben, hochbetagt. Ich glaube, in meinem Elternhaus finden sich Hunderte Briefe über fünfzig Jahre hinweg von ihr, in der sie en detail mitteilte, was in der Berliner Familie gerade Wichtiges passierte. Hier ist ein schönes Interview mit Wolfgang in der TAZ.«
g a g a - 23. Oktober 2024, 13:03