23. November 2008

Siebter September 2008. Ruth Pläcking von Berlin Art Scouts blätterte in einem Katalog von Philine von Sell. Ich stand auf der Linienstraße und fotografierte sie durch die Scheibe. Es gab Frühstück. Gegen elf war ich da. Ich machte nur wenige Bilder an diesem Tag. Und warf bis auf dieses eine alle weg. Ich hätte nicht mit zu dieser neuen gehypten abc-Messe für contemporary art gehen sollen. Die stinkenden Hallen mit den unbeseelten Exponaten deprimierten mich so, dass meine Stimmung unter den Gefrierpunkt fiel. Ein verlorener Nachmittag. Sonntag Nachmittag. Ich werde immer geiziger mit meiner Lebenszeit. Eine beste Freundin meinte, du bist ja ganz schön unterwegs - Wahnsinn. Das sind doch alte Bildstrecken, die ich hochlade. Hauptsächlich vom Mai und Juni... Juli... August... September. Ich war so viel unterwegs und bin nicht dazu gekommen. Aber jetzt. Herbst, bald Winter. Nichts zieht mich in die Welt. Nicht heute. Vor ein paar Tagen suchte ich meine Krankenversicherungskarte. Ich erahnte sie auf diesem Stapel auf dem Schrank mit Hinterlassenschaften vom Unterwegssein und Zurückkommen. Visitenkarten, zwei Postkarten, Ausstellungs-Flyer, ein handgeschriebener Brief, eine dramaturgische Anweisung für einen Taxifahrer für eine verrückte Entführung. Meine Visa-Card. Mein Ausweis vom Naturschutzbund. Ein abgelaufener Bibliotheksausweis. Zwei Eintrittskarten für Neil Young. Zwei Eintrittskarten für Iggy Pop. Eine Eintrittskarte für die Babylonlesung im Pergamonmuseum. Ein VIP-Schild für die Expressionale. Noch zwei Vernissagen-Einladungen. Ausdruck Pressekonferenz Pigozzi and the Paparazzi. Eine Kinokarte vom Tilsiter. Noch zwei Kinokarten. Der RAF-Film mit IC Falkenberg. Ein Flyer, der seine Record Release ankündigte. Ein Kontoauszug Stand Web-Miles. Weiß gar nicht, was man damit macht.
Ich warf das meiste weg. Aber nicht alles. Als mir klar wurde, nach welchem Kriterium ich wegwarf, rief ich meine Freundin an. Ihr konnte ich es sagen. Sie verstand es.
g a g a - 23. November 2008, 18:34