26. März 2024

Habe gerade gelernt, warum die Hosen der Zunftkleidung von Zimmerleuten Schlaghosen sind: die weiten, langen Hosenbeine sollen verhindern, dass Säge- oder Hobelspäne in die Schuhe gelangt!

25. März 2024



18.42 Uhr. Ich kam heim, hängte die Jacke in den Schrank und begriff, dass es noch hell war. Schaute durch das Schlafzimmerfenster auf das zarte Grün. Ein durchscheinender Vorhang, filigran. Noch kann ich für ein Weilchen die Kuppel sehen.



24. März 2024







DANAE'S SECRET. In Arbeit. Warum es so heißt, erhelle ich bald. Muss noch manche Stunde daran werkeln. Dass es gerahmt ist, heißt nicht, dass es fertig ist. Der Rahmen ist ein Teil des Bildes; er gibt den Raum vor. Den geheimen Ort von Danae... - ihr Versteck.

23. März 2024



Jenny hat gut lachen, sie hat kein Hitlerbärtchen! Fabian wusste gar nicht wovon ich rede, als ich beim Selfiemachen gesehen habe, dass über mir das Licht so blöd fällt, dass ich ein Hitlerbärtchen habe. Deswegen nur ein Foto mit mir. Nie direkt unter einer Lampe über einem Fotos machen, nie, nie, nie...!!!







22. März 2024

Ich gehe zu 99,97 Prozent davon aus, dass außer mir NIEMAND von Euch hier GNTM schaut, aber falls doch, hätte ich einen schönen Tipp für unterhaltsames Insider-Material. Für mich ist das Format übrigens kein "Guilty Pleasure". Bin mir beim Zusehen keinerlei Schuld bewusst! 🙂

21. März 2024

Bachmann-Frisch reloaded. Es folgt ein Eintrag (ohne Anspruch auf der Weisheit letzten Schluss), den ich seit Jahresende im Entwurfsordner habe. Der einzige. Ich "entwerfe" sonst nie meine Einträge. Alles wird impulsiv verfasst und unverzüglich gepostet, auch nie darüber geschlafen. Jetzt sind mir Bachmann und Frisch nicht mehr so ganz präsent wie zum Jahresende, als ich das gesamte Konvolut von Veröffentlichungen und Biographischem und Sekundärliteratur ausgelotet hatte. Dass ich diesen "Entwurf" noch nicht gepostet habe, liegt daran, dass ich meinte, ich müsste all das Gelesene noch besser sacken lassen, um eben gerade nicht zu impulsiv und damit eventuell unangemessen zu urteilen. Sowieso steht mir oder sonstwem kein Urteil über den wahren Kern der Bachmann-Frisch-Beziehung und deren Scheitern zu, aber da die Zwei ein spezielles Charisma in der literarischen Welt haben, gerade als Paar, wollte ich dann doch zuteil werden lassen, was ich an teils völlig anderen Wahrnehmungen habe. Genug Vorrede, hier kommt also der schon etwas ältere Eintrag, der der Schlussakkord zu meiner Beschäftigung mit dem Bachmann-Frisch-Komplex sein sollte, wollte - ist.

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Manchmal beobachte ich an mir eine mich selbst verblüffende Gründlichkeit, eine Veranlagung, mich in ein Thema zu bohren, es bis zum tiefsten Abgrund auszuloten, die ich in dem Ausmaß kaum bei anderen wahrnehme. Als sei eine nur halbherzige, oberflächlichere Beschäftigung rückwirkend Zeitvergeudung. Ich will immer zu des Pudels Kern kommen, vorher höre ich nicht auf. Das ist eine exzellente Veranlagung für Detektive und Kriminalkommissare. Nun handelt es sich bei meinen letzteren Forschungen, genau genommen der letzten acht Wochen, nicht um einen Kriminalfall. Es geht um kein Verbrechen und um keinen Mord. Wenn das - und nun komme ich zum Thema - Ingeborg Bachmann auch anders gesehen haben mag. Sie schrieb als Fazit in ihrem zwei Jahre vor ihrem (Unfall-/Entzugserscheinungs-)Tod erschienenen, bewusst kryptisch angelegten Roman "Malina": "Es war Mord!" Metaphorisch gemeint, bezogen auf ihr Seelenheil. Aber nicht Malina ist Schwerpunkt meines heutigen Forschungsberichts, sondern der legendäre Gantenbein von Max Frisch. Und zwar in der komplexen Betrachtung mit dem nun verfügbaren, parallel entstandenen Briefwechsel Bachmann-Frisch.

Im Mittelpunkt meiner tief bohrenden, analytischen Recherchen: die "Schuldfrage", die Schuld-"Verteilung" beim Fall Scheitern der Beziehung Bachmann-Frisch und der im Nachgang fortschreitend desaströsen Verfassung von Ingeborg Bachmann. Ergebnis meiner bisherigen Forschungen: es ist - surprise surprise - nicht schwarz und weiß.

Der im Oktober in die Kinos gekommene Bachmann-Film von Margarete von Trotta hatte mich angestachelt, die im Film vermittelte, unterkomplexe Darstellung von Max Frisch nicht unhinterfragt auf sich beruhen zu lassen. Umso mehr, als ich in die Filmvorführungen begleitenden Interviews befremdet zur Kenntnis nahm, dass Trotta sich die von ihr gewählte Darstellungsweise der von ihr vermuteten Beziehungsnatur nicht von der anschließenden Lektüre des Briefwechsels konterkarieren lassen wollte. Sie hätte vor und während der Dreharbeiten gerne Einsicht in den Briefwechsel genommen, dieser wurde ihr leider von Suhrkamp verwehrt. Beleidigt beharrt sie nun darauf, nun auch nicht mehr lesen zu wollen. Wobei ich ihr das nicht ganz abnehme. Ich denke, sie meint, sie könne ihren Film so besser und unbeschadeter vertreten. Ich finde es kindisch und einer angemessenen, differenzierten Beurteilung nicht förderlich.

"Mein Name sei Gantenbein", erschien erstmalig 1964 bei Suhrkamp, in edles dunkelgraues Leinen gebunden und mit dem hier abgebildeten Schutzumschlag versehen. Da in der Bachmann-Frisch-Forschung bereits vor der Veröffentlichung (im November 2022) des privaten Briefwechsels zwischen Bachmann und Frisch Einigkeit herrschte, dass die durch das Buch mäandernden weiblichen Figuren durchweg Bachmann portraitieren, vorneweg die zentrale Figur der Lila, war mir daran gelegen, das Buch diesbezüglich auszuloten. Ich las es unmittelbar, nachdem ich den Briefwechsel Bachmann-Frisch beendet hatte. Wohlan.

Wikipedia weiß: "Frischs Arbeit an Mein Name sei Gantenbein reichte zurück bis ins Jahr 1960. In diesem Jahr veröffentlichte er in der Weltwoche den Text Unsere Gier nach Geschichten, der zu einem programmatischen Entwurf für den Roman wurde. Unter anderem schrieb Frisch: „Man kann die Wahrheit nicht erzählen. […] Alle Geschichten sind erfunden, Spiele der Einbildung, Entwürfe der Erfahrung, Bilder, wahr nur als Bilder. Jeder Mensch, nicht nur der Dichter, erfindet seine Geschichten – nur daß er sie, im Gegensatz zum Dichter, für sein Leben hält – anders bekommen wir unsere Erlebnismuster, unsere Ich-Erfahrung nicht zu Gesicht.“ Frisch schrieb drei Jahre am Roman. Eine erste Fassung, die er im Mai 1963 beendete, trug den Namen "Lila oder Ich bin blind". Es folgten noch weitere Überarbeitungen, unter anderem strich Frisch einen Teil mit dem Titel Oper ohne Sänger, eine Reihe opernhafte Szenen um die Hermes-Gestalt. Der fertiggestellte Roman wurde im Herbst 1964 beim Suhrkamp Verlag veröffentlicht."

Was Wikipedia offenbar aber nicht weiß: Ingeborg Bachmann war nicht nur als Inspiration der weiblichen Figuren in die Entstehung des Romans verstrickt, sondern hat von Anbeginn den Fortschritt beratend begleitet, lektorierendes Feedback gegeben und später, als sie sich an einigen Stellen zu offensichtlich identifizierbar empfand, Änderungen von Einzelheiten bei Frisch erbeten, auf die er ausnahmslos eingegangen ist. Beispiel: Bachmann fand, dass Lila auf gar keinen Fall "Bloody Mary" trinken und Schach spielen durfte, da "Bloody Mary" noch Anfang der Sechziger als ungewöhnliches Getränk einer Dame galt, nur Männer tranken "Bloody Mary" - UND: Ingeborg Bachmann, es galt sogar im Freundeskreis als das von ihr präferierte Getränk. Mit dem Schachspielen verhielt es sich wohl ähnlich. Sie ermunterte, belobigte und würdigte das Werk explizit und beständig, bis zu den letzten Druckfahnen. All das ist im Briefwechsel Bachmann-Frisch dokumentiert. Leider hat sich noch niemand bei Wikipedia die Zeit genommen, im Gantenbein-Artikel darauf einzugehen.

Um ein konkretes Beispiel meines gründlichen Forschungsansatzes zu geben, erhelle ich den Erwerb meines Gantenbein-Exemplars. Es ist ein Zwilling der hier abgebildeten Ausgabe. Auf den Fotos sehen wir den Gantenbein aus Ingeborg Bachmanns persönlicher Bibliothek. Selbstverständlich hatte sie die in Leinen gebundene Erstausgabe. In diesem Artikel vom österreichischen Standard ist Bachmanns Exemplar abgebildet. Des weiteren ein Blatt mit von Bachmann notierten Seitenzahlen, die sich darauf bezogen, wo sie gemeinsame Erlebnisse mit Frisch erkannte. So war mein vornehmstes Ziel, ebenfalls die Erstausgabe von 1964 von Suhrkamp zu erstehen. Es entzieht sich meiner Kenntnis, in wie vielen deutschsprachigen Ausgaben und Editionen Gantenbein bis heute veröffentlich wurde. Es sind viele. Sehr viele. Aber nur eine, diese erste von Suhrkamp in Leinen gebundene, hat die entsprechenden Seiten-Nummerierungen und Umbrüche, um die von Bachmann notierten Seitenzahlen zuordnen zu können. Schon die zweite Ausgabe von Suhrkamp, wenige Jahre später, ich glaube 1968 erschienen, hatte eine abweichende Seitenzahl und entsprechend andere Seitenumbrüche. Bei Amazon gab es eine Leinen-gebundende Ausgabe von Suhrkamp, ohne Foto, ich bestellte. Es kam ein völlig anderes Exemplar, nicht einmal eine Suhrkamp-Edition, sondern von einem anderen Verlag. Der Händler hatte es nicht so genau genommen, das Buch ging zurück. Ein weiterer Händler avisierte ebenfalls eine Leinen-gebundende Suhrkamp-Ausgabe aus den Sechziger Jahren, ich war wieder interessiert, legte sie ins Einkaufskörbchen. Wenig später fiel mir die abweichende Seitenzahl auf. Das angebotene Leinenexemplar wurde mit unter 400 Seiten ausgewiesen, etwa 368, aber bei dem fotografierten Bachmann-Exemplar ist das Buch bei Seite 468/469 aufgeschlagen. Das konnte es also auch nicht sein. Ich stornierte die Bestellung und suchte weiter. Ein seriös wirkender Händler bei ZVAB hatte ein Exemplar im Angebot, das etwas teurer war und bei dem alle erforderlichen Eckdaten stimmten, auch eine Seitenzahl über 400 Seiten. Lieber die identische Erstausgabe für 18 Euro (was auch noch sehr günstig ist, für so ein Schätzchen), als eine unpassende Edition für fünf Euro. Ich bestellte zuversichtlich und voilà...! Es war der Zwilling von Bachmanns Ausgabe. Ich war begeistert! ich hatte die einzige aktuell online zum Kauf angebotene Erstausgabe von 1964 geschossen. Nun konnte ich loslegen.









(Es folgen einige Zitate aus dem Buch, die mir offenbar zum Jahresende speziell lesenswert erschienen)

Max Frisch, "Mein Name sei Gantenbein", Suhrkamp, 1964, Erstauflage, Leinen.

S. 131, 132
Ich stelle mir vor:
Manchmal haben wir Gesellschaft, und das ist schwieriger - weil die andern beobachten - beispielsweise wenn Lila nicht sieht, daß die Aschenbecher endlich geleert werden müssen, daß zum schwarzen Kaffee leider der Zucker fehlt, daß unser Hund (ich denke, wir haben einen Hund) mit seinem Schnarchen unter dem Tisch nichts beiträgt zu der Frage, ob Ernst Jünger eine Wandlung durchgemacht habe, dann muß ich aufpassen, daß ich mich nicht verrate, nicht einfach aufstehe, um endlich die übervollen Aschenbecher zu leeren. Jemand wechselt auf Joyce. Ich streichle also den schnarchenden Hund (Dackel oder Dogge?) und sehe, wie unsere Gäste nach Zucker schielen, meinerseits schweigsam, dank meiner Blindenbrille erlöst von der Heuchelei, daß auch ich Finnegans Wake gelesen habe. Wann werden die Aschenbecher geleert? Jemand wechselt auf Benn, was mich nicht verwundert; Kafka ist schon an der Reihe gewesen. Lila mit ihren blauen offenen schönen großen blauen Augen! Sie sieht nicht, daß der unerbittliche Herr, der jetzt in jedem Gespräch mit dem großen Vorbild von Brecht aufkreuzt, das gleiche Gesicht trägt wie ein Herr, der bis zuletzt in der Reichsschrifttumskammer gewesen ist, und natürlich tue ich, als sehe ich es auch nicht. Derlei ist mühsam. Gelegentlich erhebe ich mich und leere die Aschenbecher... Meine Angst, ich könnte mich durch solche Handreichungen verraten, ein Blinder, der sieht, daß die Aschenbecher geleert sein wollen, bezieht sich nicht auf Lila; Lila ist schon so daran gewöhnt; nur die Gäste, die mich noch nicht kennen, sind eine gewisse Gefahr für mich, und in der Küche, als ich die Aschenbecher leere, klopft mir das Herz. Ich höre von draußen: »Sagen Sie, Lila, ist er wirklich blind?«

S. ???

Lila schweigt; sie schläft, wahrscheinlich hat sie gestern wieder ihr Rauschgift genommen, die Unglückliche, und da sie überzeugt ist, daß Gantenbein ihre Drogen nicht sieht, kann sie sich die Folgen selbst nicht erklären. Bist du beim Arzt gewesen? frage ich.

(...)

S. 296, 297
(...) im Stehen, nur so, im Schlottern und ohne auch nur die Zimmertüre zu schließen, so, als wäre keine Absicht dabei, nur so gestattet er sich das unstatthafte Schnüffeln in Briefen, die so unleserlich sind vor Leidenschaft, wenn auch nichtssagend, so zärtlich, daß er sie nicht als seine eignen erkennt. Ein einziger Brief steckt noch in seinem Kuvert, ein einziger in der ganzen Schublade; aber das ist, wie sich zeigt, ein Brief von ihrem ersten Mann, Dein alter Svob, eigentlich ein schöner Brief, sachlich. Der trägt auch sein Datum. Es ist der einzige Brief, den Philemon jetzt auf der Sessellehne hockend, gänzlich zu lesen vermag, bestürzt und beruhigt zugleich. Die Zärtlichkeit, die nicht sich selbst zum Thema nimmt, die nur enthalten ist in der Art, wie über eine Sache geschrieben wird, wie der Schreiber wirklichen Bezug nimmt auf die Empfängerin und weiter nichts, ich finde auch, solche Zärtlichkeit konserviert sich besser als diese Ekstase-Depeschen: bald stop übermorgenabend stop bald stop nur noch zwei tage stop bald bald. Nun ja. Warum will Philemon, wenn er schon schnüffelt, nicht das Datum der Depesche sehen? Er hat keine Ruhe, er durstet nach einer Ungeheuerlichkeit, aber was er findet: Deine Stimme, Deine Stimme gestern am Telefon, Deine ferne Stimme, aber Deine Stimme, plötzlich Deine Stimme, das ist einfach langweilig, finde ich, Lebenskitsch, aber sowie in diesen Briefen sich eine wirkliche Persönlichkeit meldet, nicht bloß ein Männchen, das balzt mit Kugelschreiber oder Schreibmaschine, eine Persönlichkeit, die ihn an Intelligenz übertrifft mindestens in seinem betrunkenen Zustand, nein, liest er nicht...


: :

Damit endete der "Entwurf" des Eintrags und ich frage mich nun, gut drei Monate später, selbst - nicht ganz souverän - was nun mein Fazit ist. Nach all der mir zugänglichen Lektüre kam ich zum Schluss, dass Ingeborg Bachmann ein widersprüchliches Beziehungsverhalten an den Tag legte. Einerseits wendete sie viel Energie auf, um in jeglicher Gesellschaft Aufmerksamkeit hervorzurufen, durch einen gewissen Charme, den sie einzusetzen wusste, gepaart mit der rechten Dosis Intellekt, Sensitivität, interessanter Widerspenstigkeit. Es wird viel kolportiert, dass sie wusste, sich in Szene zu setzen, in allgemeiner Aufmerksamkeit badete, geradezu mit sportlichem Ehrgeiz keinen Flirt ausließ. Aktiver Zuspruch war ihr Lebenselixir. Auch im Beziehungskontext beanspruchte sie einen Königinnen-Status. Ließ die Intensität der Gunstbezeugungen nach, hatte sie keine Hemmungen, sich explizit anderen zuzuwenden, die die gewünschte Intensität im jeweiligen Moment garantieren konnten und provozierte damit auch durchaus bewusst Eifersucht. Die Gefühle anderer zu manipulieren, insbesondere ihres gerade Auserwählten - was Frisch über längere Zeit war - war ihr offenbar in Fleisch und Blut übergegangen. Sie war nicht nur abhängig von Psychopharmaka sondern auch von körpereigenen Botenstoffen, die Hochgefühle und Intensität auslösten. Dass Frisch auf gewisse - von ihr durchaus kalkulierte - Heimlichtuereien nachhakend reagierte, was dann als bemerkenswerte Eifersucht etikettiert wurde, war von ihr gewollt. Sie litt nicht etwa unter seinen Fragen, sondern wertete sie als Indikator, dass sie noch die ersehnte Ausnahmestellung einnahm. Als Frisch die Spielchen zu durchschauen begann und es ihm zu bunt wurde, und auch ihre Medikamentenabhängigkeit zu Attraktivitätseinbußen führte, fiel sie aus allen Wolken. Spielerisch, um als großzügige Gönnerin zu wirken, ermunterte sie ihn zur Liason mit der jungen Marianne, in der tiefen Überzeugung, dass die Studentin nur eine Episode sein könnte, bei der sie im direkten Vergleich immer gewinnen würde. So war dem nun nicht. Auch von ihr beauftragte anonyme Rosen-Sendungen an ihr Krankenbett lösten keine weitere Eifersucht bei ihm aus. Nur Mitleid. Ende des Spießrutenlaufens. Max hatte ihr vor Jahren die Heirat angetragen. Sie winkte ab, es passte nicht in ihr intellektuelles Ideal der unkonventionellen Lebensart. Nach der Trennung bereute sie es. In mehreren Erzählungen lässt sich nicht nur zwischen den Zeilen lesen, dass sie das Ende der Beziehung niemals verwunden hat. Sie wurde vom Thron gestürzt. Frisch hatte sich von ihr emanzipiert, nachdem er ihr lange verfallen war. Sie wusste, dass es kein Zurück gab, sie hatte es im wahrsten Sinne des Wortes verspielt. Max Frisch sagte in einem späten Interview sehr knapp, dass er vor allem Reue empfindet, wenn er an Ingeborg Bachmann denkt. Oder war es Bedauern? Ich glaube, dass viele dabei in die Richtung denken könnten, dass sich sein Bedauern darauf bezieht, dass er sich anderen Frauen zuwandte, er nicht daran festhielt, weiter Arbeit investierte. Ich habe aber eine andere Empfindung, die ich natürlich auch nicht verifizieren kann. Ich vermute, dass sich sein Bedauern (auch) darauf bezieht, dass er keine Einwirkung darauf hatte, dass sie jenen zerstörerischen Konsum von Medikamenten praktizierte. Dass er kein besserer Beschützer war. Vielleicht hätte es diese besondere Liebe gerettet.

20. März 2024

Selbstvorstellung des heutigen Kochs des Perfekten Dinners: "Ich bin IT-Berater in einer IT-Beratungs-Boutique." (Ich schalte ab.)

20. März 2024



Zu dem gestern gesehenen Film „The Zone of Interest“ möchte ich vermerken, dass ich ihn jedem Erwachsenen empfehle. Es ist mit Nichts vergleichbare Filmkunst, die beim Zusehen innere Anspannung auslöst, die bis zum Schluss hält. Es gibt phantastische dramaturgische Ideen, die ihresgleichen suchen, wie die mehrfache Konfrontation des Kinopublikums mit einer minutenlangen sch schwarzen Kino-Leinwand und erschütternden Tönen, die eine unheimliche Qualität haben. Einem mir schutzbefohlenem Kind oder Jugendlichen würde ich dieses Gesamtkunstwerk nicht zumuten. Der Film setzt viel Geschichtskenntnis voraus, denn er arbeitet mit dem historischen Wissen des Zusehers, daraus speist sich die Erschütterung. Es gibt weder Auschwitz-Lager-Szenen noch Opferdarstellungen. Ein Film, den man schwer angemessen beschreiben kann, wie man auch ein großes gelungenes Bild nicht angemessen in Worten wiedergeben kann, oder warum ein Musikstück einen packt. Alle klischeehaften Darstellungen von Nazi-Schergen und deren blonden Frauen wurden nochmals zugespitzt. Hier ist Hüller eine Idealbesetzung mit ihrer stoischen Ungerührtheit, der fast eingefrorenen Mimik und dem gefühlskalten Befehlston in Richtung ihrer Bediensteten. Der Höß-Darsteller hatte vergleichsweise viel mehr Text als sie, der musste richtig viel lernen. Sie muss hauptsächlich breitbeinig wirtschaftend durch das traute Heim trampeln. Ich war noch nie in einem Kinofilm, bei dem das Publikum sich derart still verhalten hat, es wurde kaum noch geatmet. Faszinierend. Es gibt keinerlei auf Rührseligkeits-Effekte kalkulierte Szenen, Taschentuch wurde nicht benötigt. Die Höß-Kinder spielen mit Zahngold wie mit Murmeln. Pelzmäntel und verwertbare Kleidungsstücke werden verteilt. Man starrt gleichermaßen befremdet und doch mit Wiedererkennen auf bürokratisch anmutende Abwicklungen an den Schreibtischen der Handlanger des Vernichtungsgrauens. In einer Szene wird in der Manier des Besprechens einer gewöhnlichen Hausinstallations-Vorrichtung die Arbeitsweise eines Verbrennungsapparates besprochen. Es ist stets die Rede von „der Ladung“. „Dann kann eine neue Ladung erfolgen.“ Was da geladen wird, muss nicht benannt werden. Verdient, der Oscar. Mein Qualitätsurteil: Wow.







19. März 2024





Gruß aus dem Terzo Mondo, nach dem Kinobesuch. Morgen mehr!

18. März 2024

Eventuell schaue ich mir diese Woche mal den Oscar-prämierten Gruselfilm "Zone of Interest" im Delphi an. Die 17.30 Uhr-Vorstellung morgen. Habt Ihr den schon gesehen?

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Margarete 16. Mai...
16.05.24, 19:42
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Jan Sobottka Dieser...
16.05.24, 11:16
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Cosima Wald Herrlich...
16.05.24, 08:35
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Cosima Wald Na dann...
15.05.24, 15:16
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Für Mansarden gibt...
13.05.24, 18:46
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Lydia G. Das feine...
13.05.24, 16:35
g a g a
Da blutet mir ja das...
13.05.24, 11:25
kid37
g a g a
Ah! Kochschinken,...
12.05.24, 21:05
kid37
g a g a
Saskia Rutner Danke...
12.05.24, 13:09
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Gerade gelernt: "Zur...
11.05.24, 13:41
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P.S. gerade gelesen,...
08.05.24, 13:10
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Margarete Vielen sehr...
08.05.24, 10:50
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Jenny Kittmann Oh...
07.05.24, 20:52
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Saskia Rutner Danke...
07.05.24, 20:45
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ANH 6. MAI 2024 UM...
06.05.24, 15:08
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