07. Dezember 2022



Tippen noch anstrengend. Foto von 2015, aus meinem Fenster. Wird langsam besser, aber kann noch nicht rausgehen. Wenn ich die Balkontür zum Durchlüften aufmache, ist nur die kalte Luft zu atmen so kräftezehrend wie Klimmzüge. Die Hälfte der Antibiotika genommen, jetzt die zweite Palette (oder wie das heißt). Viel Schlaf. Bin im Reparaturmodus. Wach gucke ich halb liegend Sachen aus Mediatheken, lasse leise Musik laufen. Dusche mich jeden Tag, weil das warme Wasser so gut tut und ich mich dann nicht so gammelig fühle. Föhne die nassen Haare ganz schnell, heute ein bißchen Wimpern getuscht, um nicht aus der Übung zu kommen, für mich selbst, sieht ja sonst keiner. Ist immer erhebend, sich ein bißchen hübsch zu machen. Wenn die Haare trocken sind, gebe ich mir auch ein paar Sprühstöße von meinem Armani-Parfum. Danach riecht es bei mir, nicht nach Medikamenten oder Hustentee. Ich trinke Darjeeling, nix aus dem Gesundheitsregal. Die Dallmanns in der blau-gelben Schachtel mag ich ganz gerne. So lange ohne Alkohol trinken ist auch besonders für mich. Ohne mich dazu zu zwingen, einfach keine Lust, und soll man ja auch nicht mit Antibiotika kombinieren. Ich ruhe mich mal weiter aus.

06. Dezember 2022

05. Dezember 2022



Sophienkirchentürmchen im Nebel. Davor Baumkronenspitzen Gipsdreieck mit Nebelkrähen drauf. Blick aus meinem Wohnzimmer. Links davon, nicht im Bild, sind die Kuppeln vom Berliner Dom und vom Schloss, auch alle im Nebel versunken. Vorhin eine große Krähenversammlung am Himmel. Wie eine große Besprechung. Vor kurzem habe ich erst gelernt, dass Krähen in Schlafbäumen schlafen. Sie sitzen dicht an dicht auf den Ästen, mit gesenktem Köpfchen und Augen zu und schlafen so. Sie haben feste Treffpunkte für die Nachtruhe, auch wenn sie tagsüber anderswo in der Stadt ihren festen Lebensmittelpunkt haben. Zum Beispiel kann es sein, dass meine Balkonbesucherinnen, die Krähen, die gerne auf meiner Balustrade sitzen, und auch sonst im Gipsdreieck herumhüpfen, zur Schlafenszeit rüber zu ihrer festen Schlafgruppe im Lustgarten fliegen. Sie kuscheln zu Hunderten in den Schlafbäumen. Vielleicht gehen sie im Dezember schon früher schlafen, wenn es so früh dunkel wird wie jetzt.

04. Dezember 2022

Ich mache mir jetzt wieder Instant-Hühnerbrühe mit Ingwerschnipseln. Bin doch froh, dass ich nicht ins Krankenhaus eingewiesen wurde. Nur bei zwei schlimmen Hustenanfällen, wo mir ein bißchen Angst wurde, hatte ich die Notrufnummern rekapituliert. Es gibt ganz verschiedene Arten von Lungenentzündung, bakterielle und virale. Und wichtige Unterscheidung: ob man sich im privaten Alltag oder im Krankenhaus angesteckt hat. Die Krankenhaus-Infektionen sind die Schlimmsten, ein Grund mehr, nur im Notfall dort zu weilen. Ich bin sehr ruhebedürftig, da wären dann dauernd andere Leute im Zimmer, man wird geweckt, um seine Antibiotika zu nehmen, soll zu bestimmten Uhrzeiten essen, noch dazu Sachen, die ich mir wohl nicht selber zubereiten würde. Die Hustenkrämpfe sind nicht mehr so angsteinflößend, bin aber sehr schnell angestrengt. Aber es gibt ja Hoffnung, es wird im Schildkrötentempo besser. Essen hab ich auch noch, war am Donnerstag mit letzter Kraft einkaufen. Ich könnte mir auch mit meinem Rewe Account Lebensmittel bestellen, erst einmal gemacht, funktioniert sehr gut. Nach Gesellschaft ist mir gar nicht, das ist aber so eine Typsache, denke ich. Die Vorstellung, dass alle zwei Stunden jemand an mein Lager tritt und mir prüfend und mitfühlend die Hand auf die Stirn legt, ob ich erhöhte Temperatur habe, ist mir ein Graus. Das müsste man dann ja antworten... ich bin der Krankentyp Autistin. Aber manchmal hier hineinschreiben, ohne zu sprechen, ist mir angenehm.

03. Dezember 2022

Friedrich Schiller arbeitete in den Tagen vor seinem Dahinscheiden (am 9. Mai 1805), die Lungenentzündung hatte sich bereits voll entwickelt, mit letzten Kräften an dem unvollendeten "Demetrius". In diesem gibt es einen Monolog von Marfa, der Frau Mama von Demetrius. Das müssen die letzten Zeilen gewesen sein, die er je schrieb, da das Manuskript mit dem nunmehr vollendeten Monolog auf seinem Schreibtisch lag.

Dies sind die allerletzten Zeilen des Monologs:

Du ewge Sonne, die den Erdenball umkreist,
Sei du die Botin meiner Wünsche!

Du allverbreitet ungehemmte Luft,
Die schnell die weitste Wanderung vollendet,

O trag ihm meine glühnde Sehnsucht zu!
Ich habe nichts als mein Gebet und Flehn,

Das schöpf ich flammend aus der tiefsten Seele,
Beflügelt send ichs in des Himmels Höhn,

Wie eine Heerschar send ich dirs entgegen!


Schillers Leibarzt drängte ihn, bevor er das Bewusstsein verlor, zur Belebung seiner Kräfte zu einem Bad, was er ablehnte, sowie zu einem Glas Champagner, welches er zu sich nahm und sein letztes war.

03. Dezember 2022



Friedrich Schiller war promovierter Mediziner und verstarb im Alter von fünfundvierzig Jahren an einer akuten Lungenentzündung. In lichteren Momenten ist es mir möglich, das Schmerzenslager ins Wohnzimmer zu verlegen und dort in Liegeposition am Computergerät zu verweilen und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Das Aspirin (2 Stück) hat den Schädeldeckenkopfschmerz gemildert. Etwas geschlafen und später lange sehr warm geduscht, den Strahl immer auf die Lungenflügel, hinten am Rücken und auf die Schädeldecke. Angenehm auch ist, wenn ich Kaffeewasser gekocht habe, die Ceranfeldplatte weiter glühen zu lassen und das Gesicht drüber zu halten. Wie früher die Rotlichtlampe von meinem Opa. Wärme ist so wohltuend. Jetzt im Wohnzimmer lasse ich als leichte Krankenkost einen Hörbiger-Film, wo auch Heidelinde Weis mitspielt, aus der ARD-Mediathek laufen, spielt hauptsächlich auf Mallorca, kam noch in der Nacht nach ihrem Tod. In dem Film gibt sich Frau Hörbiger wieder etwas ruppig, was mir besonders an ihr gefällt und entgegnet ihrer von Heidelinde Weis gespielten Freundin: "Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen. Außer in der Mitte!"

02. Dezember 2022



Am 2. Dezember 2012 im Kleidchen durch die Wohnung hüpfen und sich wundern, wenn der Arzt zehn Jahre später eine Lungenentzündung feststellt. Außerdem hat er mir Küssen verboten. Ich nehms als Kompliment, dass er da grundsätzlich noch Potenzial sieht. Als ich die Bilder gerade entdeckte, habe ich sofort gegoogelt, ob der 2. Dezember vor zehn Jahren aufs Wochenende fiel. Ja. War ein Sonntag. Daher wohl Modenschau zum Zeitvertreib. Habe immer noch keine Lust zu enthüllen, warum ich das gemacht habe. Aber das kommt alles noch, versprochen!



02. Dezember 2022



Genug vom Thema Krankheiten und Medikamente. Wenden wir uns anderen Themen zu: Christiane Hörbiger und Christine McVie sind vorgestern gestorben. Sie haben die Erde verlassen, aber ihr Geist und Talent bleibt schön hier unten bei uns gesichert. Die Hörbiger! Vor den Guldenburgs habe ich sie niemals wahrgenommen, ihre Filmerei war ja auch aus einer anderen Generation. Aus deutschsprachigen Fünfziger Jahre-Produktionen sind mir nur weibliche Hauptrollenstars wie Lilo Pulver und Ruth Leuwerik hängengeblieben. Wobei die Hörbiger ja die Romy-Generation war, sogar derselbe Jahrgang. Und wie ich gerade sehe, gar nur mit zwanzig Tagen Abstand im Herbst 1938 geboren. Einen angekündigten TV-Film mit Frau Hörbiger habe ich mir immer gerne vorgemerkt, da ein Christiane Hörbiger-Film für Qualität bürgte. Hier würde keine mittelmäßige Besetzung zu ertragen sein, subtiles Spiel mit Hintersinn erwartete einen. Elegant dazu. Ich sehe gerne elegante Menschen. Dass ein solches Gesamtpaket an Darstellungskunst eine hohe Intelligenz voraussetzt, versteht sich von selbst. Schlimm finde ich, dass sie mit ihrer letzten Liebe so ein Unglück ertragen musste, der "Tötschinger" (so hat sie ihn selbst in Interviews genannt) ist sechs Tage vor der geplanten Hochzeit (nach dreißig Jahren Liebesbeziehung ohne Trauschein) plötzlich an einer Lungenembolie verstorben. Und sie soll auch ein Lungenleiden gehabt haben. Aber das hab ich nur beim österreichischen Kurier aufgeschnappt. Und ich wollte ja das Thema Krankheiten umschiffen. Jedenfalls: schade um die Hörbiger, danke für die schönen Fernsehstunden!

Und Christine McVie hat auch ihre Verdienste als Songschreiberin und Pianistin und Sängerin von Fleetwood Mac. Einmal sah ich sie in echt, in der Waldbühne bei Regen. Lauter aufgespannte Schirme im Publikum, aber ich ganz vorne, das war damals ja so leicht, keine Einteilung in Ränge, jedes Ticket hatte denselben Preis, wer zuerst kam, hatte den besten Platz. Den beiden zu Ehren habe ich ein zartes Lied ausgesucht, das der Hörbiger bestimmt auch gefallen hat, Songbird. Christine McVie hat es für das legendäre Rumours-Album geschrieben, gesungen und gespielt. Auch einige Zeilen daraus passen für die beiden sehr schön. Ein letzter Gruß.

For you, there'll be no more crying
For you, the sun will be shining
And the songbirds are singing,
Like they know the score


02. Dezember 2022

Als der Doc meinte, ich MÜSSE NUN UNBEDINGT starke Antibiotika nehmen, war ich einfach nur froh, dass er meine instinktive Selbstverordnung bestätigt hat. Unbedingt wollte ich Antibiotika, hier würde nichts anderes mehr helfen, so mein siebter Sinn. Wir waren uns so einig. Dass meine irrtümlich als "Reizhusten" verschubladete krampfige Husterei aus seiner Sicht nichts Geringeres als eine Lungenentzündung im Anfangsstadium ist, war dann doch auf eine Art überraschend und interessant. Später las ich, dass es bei Lungenentzündung in den Lungenbläschen zu Flüssigkeitsansammlungen kommt und dadurch entstehenden eindeutigen, obskuren Geräuschen aus dem Brustkorb. Ich hatte mich die letzten zwei Tage gewundert, wieso ich immer mal wieder so eine Wahrnehmung eines ganz leisen inneren Blubberns aus meinem Oberkörper hatte. Als ob etwas Flüssiges arbeitet. Vielleicht ist das die Erklärung.

02. Dezember 2022

AMOXICLAV

Lieblingsstelle im Waschzettel: „Die Bruchkerbe dient nur zum Teilen der Tablette für ein erleichtertes Schlucken und nicht zum Aufteilen in gleiche Dosen.“ Genau das hat mich tatsächlich kurz beschäftigt.

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Margarete 16. Mai...
16.05.24, 19:42
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Jan Sobottka Dieser...
16.05.24, 11:16
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Cosima Wald Herrlich...
16.05.24, 08:35
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Cosima Wald Na dann...
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Für Mansarden gibt...
13.05.24, 18:46
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Lydia G. Das feine...
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Da blutet mir ja das...
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Saskia Rutner Danke...
12.05.24, 13:09
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Gerade gelernt: "Zur...
11.05.24, 13:41
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08.05.24, 13:10
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Margarete Vielen sehr...
08.05.24, 10:50
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ANH 6. MAI 2024 UM...
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