10. Dezember 2021







TELEDAT. Kernprozessoreinheit (?)Transformator aus Kupferspule mit gewichtigem Eisenkern v. Telekom-Modem (?), Kugelschreiber, Acrylgold, Verpackungsschachtel (v.?), 12,5 x 12,5 x 2 cm, 30. Juni/22. Aug. 2018/21. Nov. 2021, Staatliche Museen v. Gaganien

Beruhigende Geometrie. Geordnete Linien und Flächen. Sehr leicht, visuelle Ordnung herzustellen. Ich glaube, das ist in meinem Fall ein Gegenzauber, ein Harmonisierungsversuch gegenüber dem (scheinbaren) Chaos, das einen sonst so umgibt. Ich kann mir sehr, sehr sicher sein, dass mich in der Zurückgezogenheit meiner privaten Wände niemand hindern wird, ein altes Teledat-Modem zu öffnen und einzelne Teile zu explantieren und mit geometrischen Verzierungen zur Reliquie zu erklären. Kaum jemand würde daran gehindert werden. Viel zu unspektakulär. Viel, viel schwieriger ist es für mich zu verstehen, wie man nicht-materielle Hinterlassenschaften ordnet. Gefühlshinterlassenschaften zum Beispiel. Wenn ich Materie ordne, versuche ich auch eine höhere Ordnung zu beschwören, anzurufen. Ob sie mich erhört, weiß ich nicht, aber wenn so ein materieller Prozess abgeschlossen ist, habe ich immer die völlig irrationale Empfindung, dass sich auch innerlich etwas geordnet hat. Was ich dabei an irdischer Materie bearbeitet habe, steht nicht in direktem Zusammenhang mit meiner inneren Empfindungswelt, die Gedanken verfolgen kann, die nicht das Geringste mit dem Objekt und den entstehenden Formen zu tun haben. Nur manchmal trifft es an einem Punkt zusammen, dann bin ich immer perplex. Auch elektrisiert. War bei diesem Teil nicht der Fall, aber es gibt einige. Als ich den Kern mit der Kupferspule ausgebaut hatte, realisierte ich, dass ausschließlich dieser quaderförmige Kern das immense Gewicht der alten Modems ausmachte. Das kann ja nur Eisen sein. Ich habe etwas dilettantisch versucht, den technischen Hintergrund, die Spezifikation zu eruieren, vielleicht habe ich es auch falsch verstanden. Leider habe ich zu wenig Kenntnis von Kommunikations- und Elektrotechnik. Aber dass in allen Geräten, die ich bisher aufgeschraubt und aufgebrochen habe, Kupferspulen in unterschiedlichen Größen sind, ist mir nicht entgangen. Einmal habe ich angefangen, eine größere Kupferspule abzuwickeln. So groß nun auch wieder nicht, aber es gibt ja auch ganz kleine auf den Platinen. Ich wickelte und wickelte und wickelte. Es nahm kein Ende. Es war ein endloser Strang wie feines Engelshaar aus Kupfer. Vor mir war ein immer größer werdendes Knäuel aus haarfeinen Kupferfäden. Erinnerte mich ein bißchen an meine jugendlichen LSD-Experimente Mitte der Achtziger Jahre, bei denen ich bizarrste visuelle und zeitliche Wahrnehmungen hatte.

09. Dezember 2021





GOD. Nähkästchenfundsachen, nach launigem Verkaufs-Small Talk Anno Soundso im Quartier 205, aus dem Lafayette im UG kommend, in die Passage tretend, mit dem jungen Inhaber des Labels in seinem kleinen, luxuriösen Laden erstandene Gratiae Organics Ultrox Anti Wrinkle Serum-Schachtel, Gold-Acryl, 7,5 x 14,5 x 5 cm, 21. Mai und 22. Juli 2018, Staatl. Museen von Gaganien. Ich weiß nicht genau, worum es sich handelt, könnte mit Kabbala zu tun haben. For more Information please contact GOD.



09. Dezember 2021









EXTRA BRUT VI. PVC-Jalousien-Verpackungsverschlusskappen, Silber- und Gold-Acryl, geerbter, original Siebziger Jahre-Disco-Make up-Flitter, Edding, Krepppapier, Toner-Einheit-Schachtel., 81,5 x 10 x 3,7 cm, 3. August 2018, Staatl. Museen von Gaganien



08. Dezember 2021







TRIAS. Stromkabel Flachbettscanner, Kleber, Grundierung, Karton, 24 x 31 x 4 cm, 25. Juni 2018, Staatliche Museen von Gaganien

Trias: altgr. τριάς, gen. τριάδος=Dreiheit. Aber das sind doch vier Dreiecke. So ein Titel springt einen an, man geht da ja nicht wissenschaftlich vor. Ich empfinde immer noch drei, auch wenn ich vier Dreiecke zählen kann. Ich kann überhaupt gut zählen, wenn ich will. Ich will nur oft nicht. Es langweilt mich. Berechnungen mag ich nur beim Ausmessen von Mobiliar oder wenn ich gleichmäßige Abstände ermitteln will.

Früher dachte ich, dass man menschliche Beziehungen nicht berechnen kann, nicht berechnend angehen kann. Vielleicht gilt das aber nur für mich. Aus der Ferne kommt es mir mitunter vor, dass manche Verbindungen trotz eines berechnenden Elementes bestehen können. Dass mir das nicht gefällt, steht auf einem völlig anderen Blatt. Die Rechnung muss wohl einfach irgendwie aufgehen. Und man muss signalisieren, dass mit einem zu rechnen ist, wie man so sagt. Auch im Sinne von Verbindlichkeit, Verlässlichkeit. Ich bin schon ein verbindlicher, verlässlicher Charakter, aber wedle vielleicht nicht sehr plakativ mit meiner Fahne.

Die Mysterien von Bindungen. Ich habe mich in meinen Zwanzigern so sehr ausführlich in die Geheimnisse der Astrologie eingearbeitet, dass mich zuletzt Partnerschaftsastrologie sehr stark beschäftigte. Wenn man in diesem Bereich in die Lehre geht, schaut man sich naheliegenderweise an, was bei einem selbst vorliegt. Ob es einen roten Faden gibt. Gibt es. Ist nur nicht so einfach bei Beziehungsarchäologie den Staub wegzuwischen und den Kern der Fundsachen freizulegen. Letztlich kann man auch ganz ohne astrologische Analysen zu Erkenntnissen kommen, sogar zu nicht von der Hand zu weisenden, was man von der Sterneguckerei nicht behaupten kann. Aber es in der Komplexität zu betrachten, schadet auch nicht.

Ich werde hier jetzt keine Details ausbreiten, was mir über mich klar geworden ist. Ich bin da gerne diskret und auch der Erkenntnisprozess ist work in progress. Solche eingemachten Sachen betreffen auch familiäre Zusammenhänge, die ich nicht auf dem Tablett servieren will. Ich kann aber verraten, dass ich Mama-Papa-Kind-spielen das uninteressanteste Spiel von allen denkbaren fand. Und meine Puppen waren in meinen Gedanken keine kleinen Mädchen, keine Kinder und schon gar keine Säuglinge. Sie waren erwachsen und frei und wollten in bunten Sechziger- und Siebziger Jahre-Partykleidern die Welt entdecken. Die ganze große, bunte freie Welt. Wo sich "was sollen die Nachbarn denken"-Nachbarn nicht einmal im Traum hin verirren.

07. Dezember 2021





SPEEDPORT W 722V. Platine v. Gaga Nielsens 3. Internet-Router, online 27. September 2012 - 16. Juni 2018, Serviette, Kleber, Acryl, Karton, 22 x 32, 16. Juni 2018, Staatl. Museen v. Gaganien



Wer sich im Zeitraum 27. September 2012 und 16. Juni 2018 mit mir im Internet über Facebook-Chat oder Kommentare oder Mails ausgetauscht hat, kann davon ausgehen, dass alles was getippt wurde, über diese Platine gerauscht ist. Und vielleicht ist ja auch irgendetwas davon hängen geblieben. Jetzt hängt sie in meinem Wohnzimmer. Ich kann sie sehen, wenn ich tippe und mein vierter Router die Buchstaben ins All des World Wide Web schießt. Schon aufregend! Ich habe den Router tatsächlich an dem Tag zerlegt, nachdem ich den neuen erfolgreich angeschlossen hatte. Es war eine Zeremonie und ich musste, als ich das Gehäuse aufschraubte, beinah mit einem religiösen Gefühl daran denken, wie viele Gedanken und Gefühle mit rasender Geschwindigkeit über weite Entfernungen damit transportiert wurden, nicht nur meine. Das unsichtbare Netz elektronischer und oft auch elektrisierender Verbindungen, über Dächer und Schornsteine, Bezirke und Grenzen von Städten hinweg. Ich sehe urbane Landschaften auf der Platine. Relief unserer Kultur. Eine Reliquie.







06. Dezember 2021

LET'S DANCE. Regalbodenträger, 1. Zebra-Papier-Serviettenlage von hinten, Kleber, Acryl, A3-Kopier-Papier, Pappkarton, 3. Juni und 8. Juli 2018, 28,5 x 44,5 cm, Staatliche Museen von Gaganien





Dieses rhythmische Werk ist entstanden, als ich wieder einmal meinen Krimskrams sortiert und aussortiert habe, was sich gerne auf dem Teppich sitzend im Wohnzimmer abspielt. Da alle meine Regalböden fest sitzen, besteht kein weiterer Bedarf an Regalbodenstiften. Ich musste mal eine ganze Schachtel kaufen, obwohl ich nur ungefähr acht gebraucht habe. Zufällig lief Let's Dance im Fernseher, was mich stark inspirierte! Wer getanzt hat, weiß ich nicht mehr, aber war wohl sehenswert. Andere Staffeln habe ich dann nicht mehr so verfolgt.

Ich begeistere mich manchmal für Mainstream-Formate, gucke eine Weile und dann reicht's mir wieder! Z. B. habe ich mal eine Weile, allerdings schon viele Jahre her, Shopping Queen geguckt, natürlich wegen Guido, den Wohnungseinrichtungen der Damen und Guidos kecken Bemerkungen. Auf einmal war mein Interesse vorbei, ich hatte den Eindruck, es wiederholt sich und ich kenne schon alle Sprüche. Nichts Neues unter der Sonne!

Ich bin ein sehr begeisterungsfähiger Charakter, aber mag keine Wiederholung, wenn es sich nach Wiederholung anfühlt. Außer bei meinen Lieblingsgetränken und Lieblingsessen und Lieblingsmusik. Aber bei Musik muss ich auch immer wieder mal aussortieren. Ich habe auch schon Freundschaften sozusagen auslaufen lassen, wenn ich das Gefühl hatte, die Gespräche haben kein Entwicklungspotenzial mehr. Ich bin eindeutig nicht der "ach weißt du noch, damals, wie schön war es doch"-Typ. Mich interessiert die Gegenwart und das Kommende hundertzwanzigtausendmal mehr, weil unwägbar und damit interessant.

Aber historische Angelegenheiten von Anno Dazumal in Dokus oder Büchern kann ich verschlingen, wenn für mich neue Sachen exhumiert werden können. Gerade lese ich ein Buch über die Geschichte vom Hotel Sacher in Wien. Außerdem auf meinem Stapel ungelesener Bücher, ein Buch über die Geschichte vom Hotel Adlon seit seiner Gründung bis in die Gegenwart, vom Nachkommen Felix Adlon recherchiert und verfasst.

Parallel zu dem Sacher-Buch von Monika Czernin lese ich ein Mammutwerk über die Geschichte von Hollywood, wo auch sehr interessante Nähkästchenplaudereien zu finden sind. Von dem Harvard-Historiker Otto Friedrich in den Achtziger Jahren verfasst. Unglaubliche Details! "Markt der schönen Lügen" heißt es. Da werde ich bald daraus zitieren. Allerdings lese ich auch ein bißchen quer, manches ist mir zu ausführlich, was geschäftliche Hintergründe angeht, zum Beispiel. Das Sacher-Buch lese ich unterwegs in der S-Bahn und U-Bahn und mittags, weil ein leichtes Taschenbuch. Das Hollywood-Buch lese ich nur daheim, es ist mir zu schwer zum Mitnehmen!

06. Dezember 2021

Heute Morgen, Viertelzehn. Vor dem S-Bahneingang Hackescher Markt: ca. 23-jährige Frau mit Selfiestick. Mundwinkel happy nach oben, löst aus. Mundwinkel fallen wieder runter. Fotocheck mit ernster Miene. Selfiestick wieder im Anschlag, Mundwinkel happy nach oben, löst aus. Mundwinkel fallen runter. Freudloses Gesicht. Licht an, Licht aus, Licht an, Licht aus. Making of „My-Happy-Life“-Show für Insta. Gewusst hat man es ja schon immer, aber so hautnah beobachten konnte ich das noch nie. Beeindruckendes Gefälle. Dabei können das unmöglich Sponsoren-Aufnahmen gewesen sein, die Klamotten und die Gesamterscheinung waren zu beliebig. Der Hintergrund, Eingang S-Bahnhof unglamourös, unfotogen, wirr, unruhig. Vielleicht eine einsame Touristin?

05. Dezember 2021



LIFE ON EARTH. Kaffeemaschinenteil, Puderdosenspiegel, Nägel, Silberpapier von geschäftlichem Briefumschlag, Goldpapier von Jenny-Geburtstagsgruß-Kuvert, beim Umzugskartonpackenhelfen geerbte Disco-Make up-Glitzersternchen aus den Siebzigern, DIVA-Lindt-Pralinenschachtelanhänger, Visitenkarte, Pappkarton, Kleber, 25 x 36 cm, 1. Mai 2018, Staatliche Museen von Gaganien



Es gibt Leben auf der Erde! Das ist der Beweis. Die Erdlinge machen Sachen wie Kaffeeautomatentassenabstellwärmeplatten und kleine Schminkspiegelchen und Glitzersternchen für Siebziger-Jahre-Disco-Make up und dicke kurze Nägel und Schachteln und Silber- und Goldpapier, aus denen die Erdbewohnerin Gaga Nielsen dann detailgetreue Abbildungen von den anderen Erdbewohnern macht! Mit Armen und Beinen und Bauch und Kopf mit Hipster-Dutt und noch was Rundlichem zwischen den Beinen!







05. Dezember 2021



HOPE - Extra Brut IV. Netzadapter-Transistoren, Netzadapter-Stecker, Teelicht-Alu, Büroklammern, Spiegelmosaik, Kleber, Acryl, Papier, Rahmenrückwand, 25 x 33 cm, 23./24./28. Juli, 01./22. August 2020, 10. August 2020, Staatliche Museen von Gaganien



Hope, Hoffnung. Auf alles Mögliche. Dass aus der Pandemie eine Endemie wird. Dass ich mich nicht mehr Montag bis Freitag alle vierundzwanzig Stunden testen lassen muss. Das ist übrigens kein Weihnachtsbaum, und war nie so beabsichtigt. Im Juli und August vor drei Jahren habe ich bestimmt noch weniger als sowieso schon an Weihnachtsbäume gedacht. Aber die Teile machen was sie wollen. Geschlachtete Netzadapter. Solche Sachen sind da drin.

Was mich trotz persönlicher Weihnachtssperre immer rührt, ist der Wunsch nach Glitzer in der Bevölkerung. Dem kann ich ganzjährig entsprechen! Ich habe das Bild aber quer aufgehängt, in meinem kleinen Bad im Atelier links unterm Waschbecken, ganz diskret. Halte ich jetzt nicht für mein Meisterwerk, aber dann gefällt mir doch wieder der Eispalast-Zauber den es hat. Ich bin der Meinung, dass eine göttliche Hand meine als Verlängerung benutzt, und ich habe da nicht viel mitzureden. Also muss ich akzeptieren, dass im Juli und August vor drei Jahren ein Dings, das wie ein geschmückter Weihnachtsbaum aussieht, das Licht erblicken wollte.

Das Silly-Konzert war übrigens mit vorbildlicher Einlasskontrolle, alles wurde genau angeguckt. Wenn es überall und immer so wäre, ginge ich auch jetzt noch weiter zu irgendwelchen Veranstaltungen. Ist aber leider nicht der Fall. Das Konzert selbst war nicht so, dass ich es als Highlight meiner Konzertbesuche in Erinnerung behalte, deswegen auch kein ausführlicher Jubelbericht. Der Ton war leider nicht gut ausgesteuert, ich hab mir Tempotaschentücherfitzel in die Ohren gestopft, um überhaupt etwas zu verstehen. Die Damen haben alles gegeben und sehr artikuliert gesungen. Die Musiker sind eh gut. Aber für meinen - und auch Jennys - Geschmack zu viel nostalgische Ehrerbietung vor Tamara Danz und zu wenig Verneigung vor den Frontfrauen Julia Neigel und AnnaR, die jeweils eine nicht geringere Karriere hatten. Und noch am Leben sind!

Danach waren wir im Yo Soy in der Rosenthaler Str., Tapas und Wein. Da gibt es immer noch zu später Stunde Essen in schönem Ambiente. Aber den Impfausweis ohne Perso-Abgleich angucken, ist jetzt auch nicht so state of art. Also ich bin weiterhin gesund, wenn ich den letzten fünf Schnelltests glauben darf. Was ja auch nicht so in Beton gegossen ist. Aber fühlt sich so an.

Schönen Sonntag Allen! Besonders meinen Freundinnen, denen ich zuletzt Körbe gegeben habe. Ist nicht persönlich gemeint, wisst ihr ja. Bin nur übervorsichtig. Und last but not least einen innigen Geburtstagsgruß an Maria, die heute hat. Ich widme ihr allen Glitzer dieser Welt!



01. Dezember 2021

Lieblingsstelle. Vladimir Nabokov, Gelächter im Dunkel

»Nichts als tiefes Blau über sich, lag Margot auf dem platinfarbenen Sand ausgestreckt, ihre Glieder in Dunkelhonigbraun und mit einem dünnen weißen Gummigürtel, der das Schwarz ihres Badeanzugs unterstrich: das vollkommene Strandplakat. Der Länge nach neben ihr liegend, stützte Albinus seine Wange und schaute mit unendlichem Entzücken auf ihre geschlossenen Lider und ihren frisch geschminkten Mund. Ihr nasses dunkles Haar war aus der runden Stirn zurückgestrichen, und Sandkörner glitzerten in ihren kleinen Ohren. Wenn man sehr genau hinsah, konnte man ein schillerndes Glänzen in den Grübchen auf ihren braun glänzenden Schultern sehen. Das eng anliegende, schwarze, seehundartige Ding, das sie anhatte, war viel zu kurz, um wahr zu sein.

Albinus ließ eine Handvoll Sand wie aus einem Stundenglas auf ihren eingezogenen Bauch rinnen. Sie öffnete die Augen, blinzelte in die silberblaue Helligkeit, lächelte und machte die Augen wieder zu. Nach einer Weile richtete sie sich auf, legte die Arme um die Knie und blieb reglos sitzen. Nun konnte er ihren bis zur Hüfte bloßen Rücken sehen, auf dem entlang der Wirbelsäule Sandkörner glitzerten. Er wischte sie behutsam weg. Ihre Haut war seidig und heiß. «Himmel», sagte Margot, «wie blau das Meer heute ist. Es war wirklich blau: violettblau in der Ferne, pfauenblau mit zunehmender Nähe, diamantblau, wo die Wellen das Licht einfingen. Der Schaum überstürzte sich, rann, wurde langsamer, zog sich dann zurück und hinterließ einen glatten Spiegel auf dem nassen Sand, den die nächste Welle wieder überspülte. Ein behaarter Mann in orangeroten Hosen stand am Wasser und putzte seine Brille. Ein kleiner Junge quietschte vor Vergnügen, als der Schaum in die von einer Mauer umgebene Stadt strömte, die er gebaut hatte. Fröhliche Sonnenschirme und gestreifte Zelte schienen in der Sprache der Farben zu wiederholen, was die Rufe der Badenden für das Ohr waren. Ein großer bunter Ball wurde von irgendwoher geworfen und prallte mit einem dumpfen Ton auf den Sand. Margot grapschte ihn, sprang auf und warf ihn zurück.

Nun sah Albinus ihre Gestalt in das fröhliche Muster des Strandes eingerahmt; ein Muster, das er kaum bemerkte, so völlig war sein Blick auf Margot konzentriert. Schlank, sonnverbrannt, mit ihrem dunklen Wuschelkopf und den einen Arm mit dem Glanz eines Armbands noch immer vom Wurf ausgestreckt, erschien sie ihm wie eine köstlich kolorierte Vignette über dem ersten Kapitel seines neuen Lebens. Sie lief zu ihm hin, wie er der Länge nach ausgestreckt lag (ein Handtuch über den rosa Schultern voller Blasen) und die Bewegungen ihrer kleinen Füße beobachtete. Sie beugte sich über ihn und gab ihm mit einem berlinerischen Kichern einen ziemlich harten Klaps auf die wohlgefüllte Badehose.

«Is dit Wasser aber nass!», rief sie und lief in die Brandung. Dort ging sie mit schwingenden Hüften und ausgebreiteten Armen voran, watete in das knietiefe Wasser vor, fiel dann auf alle Viere, versuchte zu schwimmen, gluckste, krabbelte wieder hoch und ging weiter, bis zu den Hüften im Schaum. Er platschte hinter ihr her. Sie wandte sich nach ihm um, lachte, sputzte, wischte sich das nasse Haar aus den Augen. Er versuchte, sie unterzutauchen, packte sie dann am Fußgelenk, und sie strampelte und schrie.«


13, S. 57 - 59

g a g a
Lydia G. Wow. Also...
19.05.24, 00:51
g a g a
Margarete 16. Mai...
16.05.24, 19:42
g a g a
Jan Sobottka Dieser...
16.05.24, 11:16
g a g a
Cosima Wald Herrlich...
16.05.24, 08:35
g a g a
g a g a
Cosima Wald Na dann...
15.05.24, 15:16
kid37
Für Mansarden gibt...
13.05.24, 18:46
g a g a
Lydia G. Das feine...
13.05.24, 16:35
g a g a
Da blutet mir ja das...
13.05.24, 11:25
kid37
g a g a
Ah! Kochschinken,...
12.05.24, 21:05
kid37
g a g a
Saskia Rutner Danke...
12.05.24, 13:09
g a g a
Gerade gelernt: "Zur...
11.05.24, 13:41
g a g a
g a g a
P.S. gerade gelesen,...
08.05.24, 13:10
g a g a
Margarete Vielen sehr...
08.05.24, 10:50
g a g a
Jenny Kittmann Oh...
07.05.24, 20:52
g a g a
Saskia Rutner Danke...
07.05.24, 20:45
g a g a
ANH 6. MAI 2024 UM...
06.05.24, 15:08

21.47
a
April
april 2004
april 2005
april 2006
april 2007
april 2008
April 2009
April 2010
April 2011
April 2012
April 2013
April 2014
April 2015
April 2016
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren