Kleine Freuden meiner Beschäftigung mit Bestattung und
Nachlass: nie vorher vernommene Wörter aus dem Erbrecht kennenlernen:
"URKUNDENUNTERDRÜCKUNG" u. "KRAFTLOSERKLÄRUNG".
UND: Pflegekräfte im Pflegeheim dürfen nicht von Heimbewohnern erben. Interessant.
g a g a - 1. August 2024, 22:27
Gibt viel zu verarbeiten. Puh. Ich meine vor allem auch Bürokratie post mortem. "Gast" bei einer Beisetzung, auch von ganz nahen Angehörigen zu sein, ist etwas völlig anderes, als für jegliches erste Adresse, Ansprechpartnerin zu sein - und auch ab- und zuliefern zu müssen. Respekt und Verneigung vor allen, die das schon mal im Alleingang gewuppt haben.
Was mich angeht, sind da keinerlei zeitliche oder psychische Kapazitäten mehr für andere Freizeitinteressen übrig. Ich laufe innerlich dauernd auf Hochtouren, habe das Gefühl, ich verbrenne viel mehr Energie als sonst. Wie in einer Art Prüfungssituation.
Es gibt Studien, dass die hohe Konzentration und Anspannung während einer Prüfung zu nachweislich höherem Kalorienverbrauch führt. Wenn im wahrsten Sinne des Wortes der Kopf raucht. Ich versuche das runterzukühlen, indem ich sonstige soziale Kontakte, die nicht unmittelbar mit der Beisetzung in Verbindung stehen, eine Weile auf Eis lege. Nur von ganz seltenen Chats unterbrochen, keineswegs täglichen.
Aber ich bin auch ein Typ, der das, was ansteht, gerne mit voller Konzentration durchzieht, um es hinter sich zu bringen. Damit es schneller erledigt und vorbei ist. Daher hat jetzt alles an praktischer Organisation für mich Vorrang, nicht etwa erst mal trauern, entschleunigen, Trauerarbeit machen, sich Zeit dafür geben. "Me-Time" oder ähnlichen Emo-Luxus. Nö. Nicht bei mir.
Das Emotionale läuft nebenher, aber auch nicht erst seit dem Tod meiner Mama, sondern seit Jahren, um nicht zu sagen: Jahrzehnten. Der (innere) Dialog findet jetzt auf einer etwas anderen Ebene statt. Aber nicht mal so sehr unterschiedlich. Es hat mir nicht den Boden unter den Füßen weggezogen. Viel mehr schmerzte mich, als ich vor Jahren realisieren musste, dass es nicht nur physisch, sondern auch psychisch nicht mehr bergauf ging. Der Tod war nur die logisch folgende, nächste und letzte Stufe, nach der es nicht weiter bergab gehen konnte. Um aus meinem emotionalen Nähkästchen zu plaudern.
Ich bin jetzt daheim, hatte von 16 Uhr an, ein zweistündiges Gespräch bei der Postbank, wo sie ihr Konto hatte, zur Kontenklärung und Übermittlung der Sterbeurkunde und Vorlegen der Vorsorgevollmacht usw. usf. Das zieht jetzt wieder weitere Aktivitäten durch mich nach sich, wie Daueraufträge zu eruieren und zu kündigen. Eine bislang nicht bekannte Krankenzusatzversicherung (wofür?) bei einer anderen Krankenkasse, als der mir bislang einzig bekannten. Regelmäßige Spendenabbuchungen für eine humanitäre Organisation. Dies und das.
Aber glücklicherweise auf einen ganz mitfühlenden und kompetenten Postbankmitarbeiter getroffen, der jetzt fester Ansprechpartner für das Nachlassverfahren ist. Ihm werden dann an Ende die gesamten Abrechnungen der Bestattungskosten vorgelegt usw. usf., um die Bezahlung der Bestattung als einzig zulässige Kontobewegung zu ermöglichen. Aufgelöst kann das Konto erst nach dem abgeschlossenen Nachlassverfahren, nach der Testamentseröffnung werden. Da gehen in der Regel Monate ins Land.
War alles konstruktiv. Ein relativ junger Mitarbeiter, also Ende Dreißig, Anfang Vierzig schätzungsweise, der aber seit vielen Jahren mindestens einmal die Woche mit so einem Verfahren zu tun hat, und auch in der eigenen Familie Erfahrungen gesammelt hat. Genug Berichterstattung hierzu für heute. Auch die ist nicht unanstrengend, aber sinnvoll. Ich ordne damit noch einmal innerlich die Dinge zusätzlich für mich. Ich mag Ordnung und klare Strukturen. Das gibt mir ein wenig Halt. Oder sogar viel. Ja, - viel.
g a g a - 1. August 2024, 20:27